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Ich weiß, Ihr habt Arsenik, Vitriol,
Sal Tartari, Zinnober, Alkali.
Der Bursch, Herr Capitain, wird mit der Zeit
Ein großer Chemiker, und wenn er auch
Den Stein der Weisen wirklich nicht entdeckt,
Kommt er ihm doch gewiß sehr nah!
Der Alchymist.
Tressilian und seine Begleiter setzten eiligst ihre Reise fort. Er hatte den Schmied bei ihrer Abreise gefragt, ob er nicht lieber Berkshire vermeiden wolle, wo er eine so bedeutende Rolle gespielt hatte. Doch Wayland versicherte zuversichtlich, daß es dieser Vorsicht nicht bedürfe. Er hatte die kurze Zeit, die sie in Lidcote Hall zugebracht hatten, dazu angewendet, sich auf wunderbare Weise umzugestalten. Sein wilder buschiger Bart war jetzt zu einem kleinen Schnurrbart an der Oberlippe eingeschrumpft, den er auf militärische Weise in die Höhe strich. Ein wohlbezahlter Schneider aus dem Dorfe Lidcote hatte seine Geschicklichkeit angewendet, sein Aeußeres so gänzlich zu verändern, daß er um zwanzig Jahr jünger erschien. Früher hatte ihn sein von Ruß und Kohle geschwärztes, dicht mit Haar bewachsenes Gesicht und seine durch die Schmiedearbeit gebeugte, durch seinen seltsamen, phantastischen Anzug entstellte Gestalt zu einem Fünfziger gemacht. Jetzt aber in einen schönen Anzug von Tressilian's Livree gekleidet, ein Schwert an der Seite und einen Schild auf der Schulter, sah er wie ein munterer Dienstmann aus, dessen Alter zwischen dreißig und fünfunddreißig Jahren sein mochte. Seine tölpisch wilden Geberden hatten sich gleichfalls in ein zuversichtliches, entschiedenes Wesen umgewandelt und seine Blicke und Bewegungen verriethen Gewandtheit und Verschlagenheit.
Als Tressilian ihn zu sich rief, um die Ursache einer so seltsamen und vollständigen Umwandlung zu wissen, antwortete Wayland nur dadurch, daß er einen Vers aus einer Komödie sang, welche damals neu war, und nach dem Urtheile der günstigsten Richter einiges Genie von Seiten des Verfassers zu verrathen schien. Wir haben glücklicher Weise die beiden Verse noch, die folgendermaßen lauteten:
»Ban – ban – ca – Caliban –
Beim neuen Herrn sei auch ein andrer Mann.«
Obgleich Tressilian sich der Verse nicht erinnerte, so fiel es ihm doch ein, daß Wayland früher Schauspieler gewesen sei, ein Umstand, welcher die Geschicklichkeit erklärte, womit er eine so gänzliche Veränderung seines Aeußeren hatte hervorbringen können. Der Künstler selber hegte so großes Vertrauen zu seiner Verkleidung, daß er bedauerte, nicht an seinem alten Wohnorte vorbeizukommen.
»In meiner gegenwärtigen Kleidung und unter Euer Gnaden Schutze,« sagte er, »könnte ich es wagen, dem Richter Blindas am Tage der gerichtlichen Quartalsitzungen vor Augen zu treten; auch möchte ich gern wissen, was aus Hobgoblin geworden ist, der nun wahrscheinlich den Teufel in der Welt spielen wird, wenn er im Stande ist, sich von dem Gängelbande seiner Großmutter und seines Magisters loszureißen. – Ja und dann, das gesprengte Gewölbe!« sagte er, »ich möchte gar zu gern sehen, welche Zerstörung die Explosion unter Doctor Demetrius Doboobie's Retorten und Phiolen angerichtet hat. Ich stehe dafür, mein Ruhm wird noch lange im Thale Whitehorse dauern, wenn mein Leib schon vermodert ist, und mancher Lümmel wird sein Pferd anbinden, sein Silberstück niederlegen und pfeifen, gleich einem Matrosen bei einer Windstille, damit Schmied Wayland komme, und ihm seinen Gaul beschlage, doch Wayland wird lange auf sich warten lassen.«
Hierin zeigte sich Wayland als ein wahrer Prophet, und so leicht entstehen fabelhafte Gerüchte, daß selbst noch am heutigen Tage in dem Thale Whitehorse die Sage herrscht von der außerordentlichen Geschicklichkeit des Hufschmieds; und weder Alfreds Sieg, noch das berühmte Horn von Pusey hat sich in Berkshire besser als die Sage von Schmied Wayland im Andenken der Bewohner erhalten.
Die Eile gestattete es den Reisenden nicht anderswo anzuhalten, als wo sie nothwendig ihre Pferde füttern mußten, und da viele Orte, durch die sie kamen, unter dem Einflusse des Grafen von Leicester, oder unter Personen standen, die unmittelbar von ihm abhängig waren, so hielten sie es für gerathen, ihre Namen und den Zweck ihrer Reise zu verheimlichen. Unter solchen Umständen war Schmied Wayland sehr gut zu gebrauchen. Er schien in der That Vergnügen daran zu finden, eine solche Munterkeit an den Tag zu legen, womit er jede Ausforschung vereitelte und Gastwirthe und Kellner auf eine unrechte Spur brachte. Während ihrer kurzen Reise brachte er drei verschiedene und widersprechende Gerüchte in Umlauf. Nach dem ersten war Tressilian der Lord-Deputirte von Irland, welcher incognito herübergekommen, um den Willen der Königin in Betreff des großen Rebellen Rory Oge Mac Carthy Mac Mahon einzuholen. Nach einem andern gab er Tressilian für einen Agenten des Prinzen von Frankreich aus, angekommen, dessen Bewerbungen um die Hand Elisabeths zu betreiben. Nach einem dritten war er der Herzog von Medina, incognito angekommen, um Philipps Streitigkeiten mit der Königin auszugleichen.
Tressilian war ärgerlich und machte dem Künstler Vorwürfe über die mancherlei Unannehmlichkeiten, besonders über die unnöthige Aufmerksamkeit, die er durch diese Märchen auf ihn lenkte; doch wurde er durch Waylands Versicherung beruhigt, Tressilian habe ein so auffallendes Aeußere, daß man für die Eile und Heimlichkeit seiner Reise nothwendig einen außerordentlichen Grund angeben müsse.
Endlich näherten sie sich der Hauptstadt, wo ihr Erscheinen wegen des großen Zuflusses von Fremden weder Aufsehen noch Nachfrage erregte, und zuletzt kamen sie in London selber an.
Es war Tressilians Absicht, unmittelbar nach Deptford zu gehen, wo Lord Sussex sich aufhielt, um in der Nähe des Hofes zu sein, der sich damals in Greenwich, dem Geburtsort und Lieblingsaufenthalt der Königin befand. Dennoch war ein kurzer Aufenthalt in London nöthig, welcher auf Schmied Waylands dringende Bitte etwas verlängert wurde, der um die Erlaubniß anhielt, einen Gang durch die Stadt machen zu dürfen.
»So nimm Schwert und Schild zur Hand und folge mir,« sagte Tressilian; »ich bin selber im Begriffe auszugehen und Du kannst mich begleiten.«
Dieses sagte er, weil er der Treue seines neuen Dieners nicht so gewiß war, um ihn in diesem wichtigen Zeitpunkte aus den Augen zu lassen, wo die wetteifernden Parteien an Elisabeths Hofe so sehr gegen einander gereizt waren.
Wayland ließ sich diese Vorsichtsmaßregel, deren Grund er wahrscheinlich errieth, ohne Widerrede gefallen und machte nur die Bedingung, daß sein Herr ihn in die von ihm angegebenen Läden einiger Chemiker und Apotheker in der Fleet-Straße begleiten müsse, wo er einige nothwendige Einkäufe zu machen habe.
Tressilian willigte ein, folgte dem Winke seines Dieners und trat in mehr als vier oder fünf Läden, wo Wayland jedes Mal von einer einzigen Apothekerwaare ungleiche Quantitäten einkaufte. Die zuerst geforderten Gegenstände waren reichlich vorhanden, doch nicht so die später verlangten, und Tressilian bemerkte, daß Wayland mehr als ein Mal zum Erstaunen der Verkäufer das angebotene Gummi oder Kraut zurückgab und sie nöthigte, ihm die rechte Sorte zu geben, und wenn dies nicht geschah, in einen andern Laden ging. Eine Ingredienz war aber nirgends zu finden. Einige Apotheker behaupteten, sie hätten dieselbe nie gesehen – andere, sie existire nur in der Einbildung verrückter Alchymisten – und die meisten versuchten den Käufer dadurch zufrieden zu stellen, daß sie ihm etwas Aehnliches anboten, und wenn Wayland dasselbe verwarf, behaupteten, daß es die gleichen, oder noch wirksamere Eigenschaften besitze, als das verlangte. Alle waren neugierig zu erfahren, wozu er diese Ingredienz gebrauchen wolle. Ein alter hagerer Chemiker, an den sich der Schmied mit derselben Frage, aber in Ausdrücken wandte, welche Tressilian weder verstand, noch je gehört hatte, antwortete gerade heraus, es sei dergleichen nicht in London zu finden, wenn nicht vielleicht der Jude Yoglan etwas davon vorräthig habe.
»Das habe ich schon gedacht,« sagte Wayland, und sobald sie den Laden verlassen hatten, wendete er sich mit den Worten an Tressilian: »Ich bitte um Verzeihung, mein Herr, doch ohne sein Werkzeug kann kein Künstler arbeiten. Ich muß nothwendig zu diesem Yoglan gehen und verspreche Euch, wenn es Euch länger aufhält, als Eure Zeit zu erlauben scheint, so werdet Ihr durch den Gebrauch, den ich von diesem seltenen Heilmittel mache, reichlich dafür belohnt sein. Erlaubt mir, daß ich vorangehe, denn wir müssen jetzt die breite Straße verlassen und werden schneller an Ort und Stelle sein, wenn ich Euch den Weg zeige.«
Tressilian gab seine Einwilligung und folgte dem Schmied in eine Gasse, welche sich links zum Flusse hinunter wendete. Sein Führer ging sehr rasch und mit genauer Kenntniß der Stadt durch ein Labyrinth von Nebenstraßen, Höfen und Durchgängen, bis Wayland endlich in der Mitte eines sehr engen Gäßchens stehen blieb, dessen Ende einen Blick auf die Themse gewährte, auf deren Oberfläche sich die Masten von zwei Lichterschiffen zeigten, welche die Fluth erwarteten. Der Laden, vor dem er still stand, hatte keine Glasfenster, wie heutigen Tages gewöhnlich ist – nur ein armseliger Schirm von Leinwand umgab eine Bude, wie sie gegenwärtig die Schuhflicker haben, und welche vorn offen war, etwa nach der Weise der heutigen Londoner Fischbuden. Ein kleiner alter Mann mit weibischem, keineswegs jüdischem Gesichte, mit glattem Haar und ohne Bart erschien und fragte Wayland mit vieler Höflichkeit, was ihm gefällig sei? Der Jude hatte nicht sobald den Namen des Heilmittels gehört, als er erstaunt zurückfuhr und ausrief: »Und was wollt Ihr, werther Herr, mit diesem Mittel, welches in den vierzig Jahren, die ich hier als Chemiker zubrachte, noch nie von mir verlangt worden ist?«
»Auf diese Frage zu antworten liegt nicht in meinem Auftrage,« entgegnete Wayland. »Ich wünsche nur zu wissen, ob Ihr habt, was ich verlange, und ob Ihr es verkaufen wollt, wenn Ihr es habt?«
»Ja, mein Gott, um das zu verkaufen was ich habe, bin ich ja ein Chemiker.« Mit diesen Worten brachte er ein Pulver zum Vorschein und fuhr dann fort: »Es wird aber viel Geld kosten – viel Geld – muß mit Gold – mit reinem Gold, ich will sagen, sechsfach abgewogen werden. Es kommt vom Berge Sinai, wo uns unser heiliges Gesetz gegeben wurde, und die Pflanze blüht nur alle hundert Jahre einmal.«
»Ich weiß nicht, wie oft man es auf dem Berge Sinai haben kann,« sagte Wayland, nachdem er das ihm dargebotene Pulver mit großer Verachtung angeblickt hatte; »doch ich setze Schwert und Schild gegen Euren Rührlöffel dort, daß dieses elende Kraut, welches Ihr mir da statt des verlangten anbietet, an dem Schloßgraben von Aleppo wild wächst und umsonst zu haben ist.«
»Ihr seid ein sehr ungestümer Herr,« sagte der Jude, »und überdies habe ich kein besseres, als dieses, und wenn ich's auch hätte, so würde ich es nicht ohne Befehl eines Arztes verkaufen – oder ohne daß Ihr mir sagt, wozu Ihr's gebrauchen wollt.«
Der Künstler gab ihm eine kurze Antwort in einer Sprache, wovon Tressilian kein Wort verstand, die aber den Juden auf's Aeußerste in Erstaunen setzte. Er starrte Wayland an, wie Einer, der plötzlich einen berühmten Helden oder gefürchteten Monarchen in der Person eines unbekannten und unscheinbaren Fremden entdeckt.
»Heiliger Elias!« rief er, als die erste Wirkung seines Erstaunens vorüber war, ging dann von seinem früheren argwöhnischen und mürrischen Wesen zu der äußersten Unterwürfigkeit über, verbeugte sich tief vor dem Künstler und bat ihn, in sein armes Haus treten, und seiner Thürschwelle durch sein Hereinschreiten Heil widerfahren zu lassen.
»Wollt Ihr nicht einen Becher mit dem armen Juden Zacharias Yoglan kosten? – – Wollt Ihr Tokayer? Wollt Ihr Lacrymä? Wollt Ihr –?«
»Ihr beleidigt mich mit Eurem Anerbieten,« sagte Wayland; »gebt mir was ich fordere und laßt Euer weiteres Geschwätz.«
Nach dieser Zurechtweisung nahm der Israelit einen Schlüsselbund, öffnete vorsichtig einen Schrank, welcher mit mehr Sorgfalt verwahrt zu sein schien, als die andern Arzneikästchen, zwischen welchen er stand, und zog einen kleinen verborgenen Schubkasten mit gläsernem Deckel heraus, worin sich ein kleiner Vorrath schwarzen Pulvers befand. Dies bot er Wayland mit dem Ausdruck der tiefsten Ehrfurcht an, obgleich ein habgieriger, neidischer Blick jeden Gran Pulvers zu begleiten schien, der in den Besitz des Fremden gelangen sollte.
»Habt Ihr eine Wagschale?« fragte Wayland. Der Jude deutete auf die, welche zum gewöhnlichen Gebrauch sich im Laden befand; doch geschah dieses mit einem verlegenen Ausdruck von Furcht und Zweifel, der dem Künstler nicht entging.
»Ich muß eine andere haben,« sagte Wayland ernsthaft; »wißt Ihr nicht, daß heilige Dinge ihre Kraft verlieren, wenn sie mit ungerechter Wage gewogen werden?«
Der Jude ließ den Kopf hängen, nahm aus einem stählernen Kästchen eine schön gearbeitete Wagschale und sagte, indem er sie zum Gebrauch des Künstlers zurichtete: »Dieser Wagschale pflege ich mich bei meinen Experimenten zu bedienen – ein Haar aus dem Bart des Hohenpriesters würde den Ausschlag geben.«
»Sie ist gut,« antwortete der Künstler, wog sich zwei Drachmen des schwarzen Pulvers ab, packte es sorgfältig ein, steckte es zu den übrigen Arzneimitteln, und fragte dann den Juden nach dem Preise, welcher den Kopf schüttelte und mit einer Verbeugung antwortete:
»Kein Geld – kein Geld von einem Manne wie Ihr seid. – Aber wollt Ihr den armen Juden wieder besuchen? wollt Ihr in sein Laboratorium eintreten, wo er, Gott helfe ihm! gleich dem Propheten Jonas eingeschrumpft ist? – Wollt Ihr ihn dann mit Eurer Weisheit einige Schritte weiter auf dem großen Wege führen?«
»Still!« sagte Wayland, indem er seinen Finger geheimnißvoll auf den Mund legte, »vielleicht sehen wir uns wieder. – Du hast schon den Schamajim, wie Eure Rabiner es nennen – die allgemeine Schöpfung. Wache und bete, Du mußt nur erst die Kenntniß des Alchahestelixirs, Samech, erwerben, ehe ich weiter mir Dir reden kann.«
Dann erwiderte er die tiefen Verbeugungen des Juden mit leichtem Kopfnicken und schritt gravitätisch die Gasse dahin. Ihm folgte sein Gebieter, dessen erste Bemerkung über die eben erlebte Scene die war, daß Wayland dem Juden doch Etwas für sein Pulver hätte bezahlen sollen.
»Ich ihn bezahlen?« fragte der Künstler; »da möge mich der böse Feind bezahlen, wenn er auch nur einen Heller bekommt! – Hätte ich nicht geglaubt, es würde Euch mißfallen, so hätte er mir noch ein paar Unzen Gold herausgeben müssen, für eine gleiche Portion Ziegelmehl.«
»So lange Du in meinem Dienste bist, rathe ich Dir, keine solche Spitzbübereien zu treiben,« sagte Tressilian.
»Sagte ich nicht,« antwortete der Künstler, »daß ich es einzig aus dem Grunde für jetzt nicht that? – Spitzbübereien nennt Ihr es? Jenes elende Gerippe hat Geld genug, um das ganze Gäßchen, worin er wohnt, mit Thalern pflastern zu lassen, ohne doch eine Abnahme in seiner eisernen Kiste zu spüren. Und jetzt will der Narr noch den Stein der Weisen finden, und wollte dem armen Dienstmann, für den er mich anfangs hielt, das elende Zeug, welches keinen Pfennig werth ist, anschwatzen. – Wie Du mir, so ich Dir, sagte der Teufel zu dem Köhler. Wenn seine falsche Arznei meine ächten Kronen werth war, so ist doch wohl mein ächtes Ziegelmehl sein gutes Gold werth.«
»Das mag wohl bei Juden und Apothekern so gehalten werden,« sagte Tressilian; »doch wisse, daß solche Taschenspielerkünste, von einem Manne ausgeübt, der in meinen Diensten steht, meine Ehre verunglimpfen würden, und daß ich sie nicht dulden will. Ich glaube, Du bist jetzt mit Deinen Einkäufen zu Ende?« –
»Ja, Herr,« entgegnete Wayland, »und aus diesen Bestandtheilen will ich noch heute das ächte Gegengift bereiten, jenes treffliche Arzneimittel, welches so selten ächt und wirksam in diesen Ländern Europa's gefunden wird, weil es an dieser äußerst seltenen und kostbaren Species fehlt, die ich so eben von Yoglan erhalten habe.«
»Aber warum hast Du nicht alle Deine Einkäufe in einem Laden gemacht?« fragte sein Herr; »wir haben beinahe eine Stunde damit zugebracht, von einem Krämer zum andern zu laufen.«
»Seid nicht ungehalten darüber, mein Herr,« sagte Wayland. »Es soll mir Niemand mein Geheimniß ablernen, und wenn ich Alles bei einem Chemiker eingekauft hätte, so wäre es die längste Zeit mein Eigenthum gewesen.«
Jetzt kehrten sie in ihr Gasthaus zurück, und während der Bediente des Lord Sussex die Pferde zur Reise bereit machte, ließ sich Wayland von dem Koch einen Mörser geben, verschloß sich in ein besonderes Zimmer, wo er die eingekauften Arzneimittel mit einer Schnelligkeit und Geschicklichkeit abwog, zerstampfte und vermischte, woraus man deutlich sah, daß er in diesem Geschäfte wohl bewandert war.
Als Wayland seine Mischung fertig hatte, standen die Pferde bereit, und in weniger als einer Stunde gelangten die Reisenden zu dem derzeitigen Wohnsitz des Lord Sussex, einem alten Hause, Say's Court genannt, in der Nähe von Deptford, welches lange Zeit das Eigenthum einer Familie jenes Namens, seit einem Jahrhundert aber im Besitze des alten angesehenen Geschlechtes der Evelyn gewesen war. Der damalige Besitzer jenes alten Hauses war dem Grafen von Sussex eifrig ergeben, und hatte ihn und sein zahlreiches Gefolge bereitwillig in seine gastliche Wohnung aufgenommen. Say's Court war später der Wohnsitz des berühmten Evelyn, dessen » Silva« noch jetzt ein Handbuch für britische Pflanzer ist, und dessen Leben, Sitten und Grundsätze, wie sie in seinen Memoiren dargestellt sind, in den Händen jedes gebildeten Engländers sein sollten.