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Dreizehntes Kapitel.

Die reichbesetzte Tafel im Herrenhause, die Unzahl von Gästen, die sich in der Halle gütlich taten, ,die weit größere Zahl von minder angesehenen Freunden, Bekannten und Dienern aller Art, die draußen bewirtet wurden, wie auch die Menge von ärmeren, weniger beachteten Besuchern, die von allen Ortschaften auf zwanzig Meilen in der Runde herbeigeströmt waren, um sich von dem alten Udaller bewirten zu lassen – dies alles setzte Triptolemus Yellowley in Erstaunen und weckte in ihm Zweifel, ob es auch geraten sei, dem gastfreien Spender aller dieser Herrlichkeiten eine gänzliche Umwandlung der Sitten und Gebräuche seines Landes in Vorschlag zu bringen.

Freilich war er klug genug, sich zu sagen, daß ihm all die anwesenden Gäste, den freigebigen Wirt nicht ausgenommen, dessen übertriebene Gastfreundschaft, nach Yellowleys Ansicht, für praktischen Sinn nicht sonderlich sprach, »das Wasser nicht reichen« konnten. Aber jeder Amphitryon übt, so lange man bei ihm speist, eine gewisse Herrschaft über die Gemüter seiner Gäste, und lassen Speise und Trank nichts zu wünschen, so muß man zu seinem Verdrusse, wenn nicht seiner Demütigung wahrnehmen, daß weder Gelehrtheit noch Kunst, ja nicht einmal äußerer Rang solchem Spender gegenüber die gewohnte und auch natürliche Herrschaft geltend machen können – wenigstens nicht früher, als bis der Kaffee serviert worden ist, Triptolemus fühlte das recht wohl; nichtsdestoweniger ließ es ihm keine Ruhe, die großen Worte, die er seiner Schwester und seinem Reisegefährten gegenüber gebraucht hatte, wenigstens einigermaßen zu ihrem Rechte zu verhelfen, hatte er sie doch immer schon verstohlen von der Seite angeguckt, um zu ermitteln, ob er nicht in ihrer Achtung schon dadurch, daß er seine verheißene Strafpredigt über die auf Shetland noch vorhandene Rückständigkeit in allen Dingen noch immer nicht hielte, gesunken wäre.

Aber Baby-Barbara hatte viel zu viel zu rechnen und zu überschlagen, was bei solchem Mahle, wie sie es wahrscheinlich noch nie gesehen, vergeudet würde, und viel zu viel sich zu verwundern über die Gleichgültigkeit des Wirtes gegen die beispiellosen Verstöße, die seine Gäste sich gegen alle Regeln der Höflichkeit zu Schulden kommen ließen, indem sie bald Wein über Wein, bald allerhand neue Schüsseln, die sehr gut für den Abendtisch hätten bleiben können, verlangten, zudem mit der größten Ungeniertheit, als ob schon ein halbes Dutzend andere Gäste darüber her gewesen wäre. Was die sparsame Schwester ebenfalls nicht wenig verdroß, war, daß sich kein Mensch – auch der Wirt nicht – darum kümmerte, ob die Schüsseln auch wirklich leer, die Teller auch richtig abgegessen würden – usw. – kurz, Baby-Barbara war von diesen ihrem Sinne näher liegenden Dingen, die in ihren Augen nicht bloß aller häuslichen, sondern auch aller gesellschaftlichen Sitte Hohn sprachen, so alteriert, daß sie sich nicht darum scherte, ob ihr Bruder die Aufgabe, die er sich gestellt hatte, in ihrer ganzen Größe, und jetzt oder später, durchführen werde oder nicht.

Auch Mordaunt Mertoun hatte ganz andere Dinge im Kopfe, als Abschaffung shetländischer Rückständigkeit, Einführung neuer Pflugmethoden usw. Er saß zwischen zwei schönen Mädchen von Thule, die ohne Groll darüber, daß er erst vor kurzem noch den Töchtern des Udallars den Hof gemacht, sich königlich darüber freuten, daß er ihnen jetzt mehr Aufmerksamkeit erwies als jenen, daß er sich beim Essen als ihren Ritter aufspielte, und daß sie mit aller Wahrscheinlichkeit rechnen durften, von ihm am Abend zu Tanze geführt zu werden. Mordaunt indessen ließ, während er seinen schönen Nachbarinnen alle Aufmerksamkeit erwies, zu denen gesellschaftliche Pflichten nötigten, die ihm abspenstig gewordenen Freundinnen, wenn er es sich auch nicht merken ließ, nicht aus dem Auge, so wenig wie ihren Vater. Allein, wenn er auch in den Gesichtszügen Minnas wie Brendas manches zu lesen meinte, was ihm Anlaß zu peinlichen Betrachtungen gab, so zeigte der alte Udallar keinerlei Unterschied gegen früher, es sei denn, daß man in seiner Fröhlichkeit ein gewisses lärmendes Uebermaß hätte finden wollen. Kapitän Cleveland saß zwischen den beiden Schwestern und überbot sich in Aufmerksamkeiten gegen sie; Mordaunt seinerseits saß so, daß er alles bemerken konnte, was zwischen ihnen vorging, auch manches von dem hören konnte, was zwischen ihnen gesprochen wurde. Zumeist schien aber Cleveland sich um die ältere Schwester zu bemühen, was der jüngeren, deren Auge, und zwar sichtlich wiederholt mit einem Ausdrucke von Bedauern, wenn nicht gar wehmütiger Erinnerung an frühere, freundlichere Tage, nach der Stelle hin schweifte, wo Mordaunt saß, vielleicht nicht so recht auffiel, während es diesen mit Staunen und Verdruß erfüllte, daß gerade die ältere, ernstere Schwester, die Freundin der Einsamkeit und des Wissens, die so gern allein durch die stillen Täler wandelte, die aller lauten, seichten Fröhlichkeit so abhold war, deren Charakter, um es kurz zu fassen, im schroffen Gegensatze zu einem Manne, wie diesem kecken, rauhen, oberflächlichen Kapitän Cleveland stand, ihm trotzdem nicht allein Auge und Ohr lieh, während er neben ihr bei Tische saß, sondern dies mit einem so ungeteilten Interesse tat, daß Mordaunt, der ihr Wesen und ihre Art doch recht gut kannte, sich der Vermutung, daß der Fremde sich ihrer Gunst in hohem Maße erfreue, nicht länger verschließen konnte... Grimm und Haß gegen den Mann, der ihn aus diesem Herzen verdrängt hatte einerseits, Zorn über den Unbedacht des Mädchens anderseits, entflammten sein Herz.

Und doch waren beide Empfindungen so scharf-subjektiver Art, daß sie nicht als unbedingt gerecht bestehen konnten; denn als Nebenbuhler urteilte er zu streng über den Kapitän. War auch sein Verhalten zu ungezwungen, um nicht zu sagen ungeschliffen, so hatte dies bei so einfachen Leuten, wie den damaligen Bewohnern der Shetlandsinseln, wenig auf sich; anderseits waren die derbe Offenheit bei diesem Seemanne, sein natürlicher Scharfsinn, sein absonderlicher Humor und das blinde Vertrauen auf sich selbst, Eigenschaften, die bei dem schönen Geschlecht gemeinhin Glück machen. Weit mehr aber irrte er noch in der Ansicht, daß ein solcher Mann einem Mädchen wie Minna Troil wegen der Widersprüche, die ihrer beider Charakter aufwies, zuwider sein müßte. Bei einer größern Dosis von Weltkenntnis hätte er sich vielmehr gesagt, daß Sympathien keimen nicht bloß zwischen Personen von scharf abweichender Gesichtsfarbe und Gestalt, sondern vielleicht noch öfter zwischen Personen von abweichenden Anschauungen, anderer Geschmacksrichtung, anderer Beschäftigung, anderer Sinnesart – ja, ich meine nicht über das Ziel hinauszuschießen, wenn ich behaupte, daß zwei Dritteile der menschlichen Ehen zwischen Individuen geschlossen werden, die – a Priori zu urteilen, – durchaus nichts aufweisen können, was sie für einander geschaffen erscheinen ließe.

Es wird nicht schwer halten, einen sittlichen Grund für dieses scheinbare Mißverhältnis in der weisen Einrichtung der Vorsehung aufzufinden, deren Absicht es ohne Zweifel ist, in der menschlichen Gesellschaft im allgemeinen ein Gleichgewicht von Witz, Gelehrsamkeit und liebenswürdigen Eigenschaften aller Art aufrecht zu erhalten. Denn was wäre die Welt, wenn sich nur Verstand mit Verstand, Gelehrsamkeit mit Gelehrsamkeit, Liebenswürdigkeit mit Liebenswürdigkeit, ja Schönheit nur mit Schönheit paarten. Springt es nicht in die Augen, daß, wenn die auf niedrigeren Stufen stehenden Mitglieder der menschlichen Gesellschaft: als Toren, Unwissende, Pöbelhafte und Mißgestalten (beiläufig gesagt, bei weitem der größere Teil) zu einer ausschließlichen Verbindung untereinander verdammt wären, diese sowohl dem Innern, als dem Aeußern nach, endlich zu Orang-Utans herabsinken würden? – Wenn wir also Strenges mit Zartem sich Paaren sehen, dürfen wir allerdings das Schicksal des leidenden Teils bedauern, müssen aber darum nicht weniger das geheimnisvolle Wirken einer weisen Vorsehung bewundern, die das moralische Gute und Böse im Leben gleichmäßig verteilt, die einer durch die Sinnesart ihres Oberhauptes unglücklichen Familie durch die Frau einen Zusatz von edlerem Blute spendet, um den Nachkommen wenigstens von einer Seite jene Sorgfalt und Liebe zu sichern, die den Gesetzen der Natur nach von beiden Teilen ausgeübt werden sollten. Ohne diese häufigen Verbindungen, – in welchem Mißverhältnis sie uns auch auf den ersten Blick erscheinen mögen, könnte die Welt das nicht sein, wozu sie von der ewigen Weisheit bestimmt ward: ein Ort der Prüfungen und der Leiden, wo selbst die ärgsten Uebel gemildert werden durch Palliative, die sie für geduldige und demutsvolle Seelen erträglich machen; hingegen auch die höchsten Segnungen von einer unentbehrlichen Mischung von Bitterkeit nicht frei bleiben.

Kein Sterblicher, selbst in der glücklichsten Ehe und im Besitz eines wirklich geliebten Gegenstandes, findet alle die Eigenschaften vereint, deren Besitzes er sich vermutet hatte; sondern gelangt zuletzt immer zu der Ueberzeugung, daß er allzuhohen Hoffnungen Raum gegeben und das Luftschloß seines Glücks auf einem Regenbogen erbaut hatte, der sein Dasein nur der augenblicklichen Beschaffenheit der Atmosphäre verdankte. So hätte auch Mordaunt, wäre er mit der Welt und mit dem Lauf menschlicher Dinge mehr bekannt gewesen, sich wenig darüber gewundert, daß ein Mann wie Cleveland, hübsch, kühn und lebhaft, – ein Mann, der viele Gefahren bestanden hatte und doch nur wie im Scherze davon erzählte, einem Mädchen von Minnas phantasiereichem Gemüt als das Ideal eines Mannes erscheinen mußte; zumal die derbe Offenheit seines Wesens, wenn auch fern von Feinheit, doch auch ebenso entfernt von Heuchelei zu sein schien und ihm, trotzdem sein Sinn von äußerem Zwange keineswegs eingeengt zu sein schien, doch natürlicher Verstand und Lebensart genug eigen zu sein schienen, den guten Eindruck, den er einmal hervorgebracht, wenigstens, was das Aeußere betraf, aufrecht zu erhalten.

Da wir nun einmal eine gewisse Vorliebe fühlen für die dunkelgelockte Schönheit, von der hier die Rede, so haben wir uns diese Abschweifung erlaubt, um eine Weise zu rechtfertigen, die, wie wir gern zugeben, in einer Erzählung wie der vorliegenden, nicht recht natürlich scheinen mag, obgleich sie im allgemeinen Leben häufig genug getroffen wird – Minnas scheinbare Ueberschätzung nämlich der Talente und Vorzüge eines hübschen jungen Mannes, der ihr seine ganze Zeit und Aufmerksamkeit widmete, und dessen Huldigung ihr den Neid fast aller ledigen weiblichen Wesen ihrer Kreise eintrug. Jedenfalls trifft, wenn Leser oder Leserin den Charakter des Mädchens trotz all dem hier Gesagten, noch immer nicht anders als im Widerspruch zur Natur finden sollten, nicht uns die Schuld, die wir die Tatsachen nur berichten, wie wir sie finden, und erheben keinen Anspruch auf die Befugnis des Erzählers, Vorgänge, die von der Natur abzuweichen scheinen, derselben näher zu bringen oder das unbeständigste aller in der Schöpfung vorhandenen Dinge, das Herz eines schönen und bewunderten weiblichen Wesens beständig zu machen.

Die Notwendigkeit, jene Lehrmeisterin aller freien Künste, kann uns auch zu Schülern in der Verstellungskunft machen; und Mordaunt, obgleich noch Neuling im Leben, ließ sich nicht nötigen, aus ihrem Unterricht Nutzen zu ziehen. Es lag klar am Tage, daß er, um das Benehmen derjenigen, auf die seine Aufmerksamkeit gerichtet war, beobachten zu können, sein eigenes im Zaume halten und sich, wenn auch nur zum Schein, mit seinen beiden Nachbarinnen so angelegentlich unterhalten müsse, daß Minna und Brenda die Ueberzeugung gewannen, er sei gegen alles, was ihn sonst umgab, völlig gleichgültig. Das offene, heitere Wesen der beiden Mädchen Maddie und Clara Greatsettars, die als reiche Erbinnen auf der Insel bekannt waren und sich glücklich schätzten, den wachsamen Augen ihrer alten Tante, der Lady Glowrowrum, entronnen zu sein, kamen Mordaunts Bemühen, sich zu amüsieren, auf halbem Wege entgegen, und bald war man in einer lustigen Unterhaltung begriffen; dabei unterließ Mordaunt, soviel Witz er auch den jungen Damen gegenüber aufbot, nicht, von Zeit zu Zeit, wenn auch nur verstohlene, Blicke hinüber nach den Töchtern von Magnus Troil zu senden, – und immer noch schien es, als ob Minna, ausschließlich mit ihrem Nachbar Cleveland beschäftigt, für nichts anderes um sie her Aug und Ohr habe, Brenda hingegen, je mehr seine Aufmerksamkeit sich von ihnen abwandte, desto schwermütiger und ängstlicher auf die Gruppe schaute, zu der Mordaunt jetzt gehörte. Die Verlegenheit und Unruhe, die er in diesen Blicken bemerkte, rührten sein Herz, und er nahm sich vor, jede Gelegenheit wahrzunehmen, die sich ihm zu einer Verständigung mit ihr bot. Fiel ihm doch auch ein, was ihm Norna gesagt, daß die beiden liebenswürdigen Mädchen in Gefahr schwebten, den Ränken des kühnen, unternehmenden Fremden zum Opfer zu fallen – und diese Erinnerung führte ihn zu dem Entschlüsse, alles an die Entlarvung dieses Menschen und die Rettung der Freundinnen zu setzen. Während er noch mit solchen Gedanken beschäftigt war, wurde das Zeichen gegeben, das den weiblichen Teil der Gesellschaft von der Tafel entfernte. Minna neigte, mit der ihr eignen Anmut und edlen Haltung, ihr Haupt gegen die Gesellschaft im allgemeinen, fügte aber einen freundlichern und besondern Ausdruck hinzu, als ihre Blicke Cleveland begegneten. Brenda machte mit einem Erröten, das, wenn sie den Augen anderer ausgesetzt war, jede, selbst die unbedeutendste ihrer Bewegungen zu begleiten pflegte, eine ähnliche, durch ihre Verlegenheit aber ungeschickter ausfallende Verbeugung, und wieder glaubte jetzt Mordaunt zu bemerken, daß ihr Auge ihn in der Mitte dieser zahlreichen Gesellschaft suchte; zum erstenmal wagte er es, ihrem Blicke zu begegnen, ja ihn zu erwidern; ein Unterfangen, das die Glut auf den Wangen des Mädchens Wohl zu steigern, aber einen Anflug von Mißvergnügen darüber zu breiten schien.

Die Männer gaben sich den Freuden des Bechers mit allem Eifer hin, den die Sitte jener Zeit verlangte. Magnus Troil munterte durch Lehre und Beispiel auf, die Zeit zu benutzen, da man ja, sagte er, bald von den Frauen zum Tanze gerufen werden würde. Zugleich winkte er einem alten grauköpfigen Diener in Schifferstracht, der neben anderen Geschäften auch das eines Kellners versah ...

»Erik Scambester,« sagte er zu ihm, »hat der muntere Seemann von Canton seine Ladung an Bord?« – »Bis unter Deck, Herr!« antwortete der Ganymed von Burgh-Westra, »mit gutem Branntwein, Jamaikazucker, portugiesischen Zitronen, Muskatnüssen, Schiffszwieback und Quellwasser.«

Eine Lachsalve begrüßte diesen regelmäßig wiederkehrenden Scherz zwischen Udaller und Kellermeister, die ständige Vorrede und Einleitung zu einer Punsch-Bowle von ungewöhnlicher Größe, vor Jahren gestiftet von einem Kapitän der westindischen Kompagnie, der auf der Heimfahrt von China durch widrigen Wind nach Norden und in die Bucht von Lerwick verschlagen worden war, wo er, ohne es mit den Abgaben dafür allzu genau zu nehmen, einen Teil der Ladung losgeschlagen hatte. Für mancherlei Gefälligkeit, die Magnus Troil dem Kapitän erwiesen hatte, war ihm von diesem bei der Abfahrt die mächtige Bowle zum Präsent gemacht worden, unter deren Last der alte Erik Scambester zu erliegen drohte, bei deren Anblick aber allgemeiner Jubel erschallte.

Gästen, die sich in der Nähe dieses Punschmeeres befanden, wurde ihr Anteil von der gastfreien Hand des Udallars in großen Pokalen dargereicht, während die entfernteren, ihre Becher vermittels einer köstlichen silbernen Schale füllten, scherzweise die »Schaluppe« genannt, die dann und wann herumgereicht wurde und durch ihre Reisen zu manchen Spaßen Anlaß gab. Der Handel der Shetländer mit fremden und aus Westindien zurückkehrenden Schiffen hatte längst bei ihnen den allgemeinen Gebrauch des trefflichen Getränkes eingeführt, mit dem jetzt »der muntere Seemann von Canton« so reich beladen war; auch verstand kein Mann von der Inselgruppe von Thule besser die reichen Ingredienzien zu mischen als der alte Erik Scambester, bekannt auf der ganzen Inselflur unter dem Namen »der Punschmacher.«

Das edle Getränk begann seine »illuminierende« Wirkung zu äußern, so daß es nicht lange mehr dauerte, bis allerhand alte nordische Trinkgesänge angestimmt wurden, aus denen sich erkennen ließ, daß die Shetländer, wenn auch infolge mangelnder Uebung der kriegerischen Tugenden verlustig, die ihre Ahnen in so hohem Maße auszeichneten, wenigstens noch immer an jenen Freuden Walhallas regen und kräftigen Anteil nehmen konnten, die durch den übermäßigen Genuß von Met und Hausbier geweckt und durch Odin denen verheißen wurden, die mit ihm sein skandinavisches Paradies teilten.

Auch der Schüchterne fand schließlich beim Klang der Becher und Lieder Mut, und der Wortkarge wurde geschwätzig, bis zuletzt niemand mehr zuhörte, sondern alle durcheinander schwatzten. Jeder ritt sein Steckenpferd und ließ sich als fescher und schneidiger Reiter bewundern: so der kleine Barde, der sich dicht an unsern Freund Mordaunt drängte, in der offenkundigen Absicht, ihn über all seine Bekanntschaft mit den großen Geistern der Zeit zu unterrichten – so auch Triptolemus Yellowley, dessen Courage wuchs, als er die Scheu überwunden hatte, in die ihn Magnus Troils Reichtum und die Ehrerbietung, die ihm von allen Gästen bezeugt wurde, versetzten – und der es nun unternahm, mit all den Meliorationsideen, mit denen er sich unterwegs seinem Reisegefährten gegenüber gebrüstet, hervorzutreten, ohne an der verwunderten Miene des Udallars Anstoß zu nehmen.

Diese Ideen aber, wie auch die Aufnahme, die ihnen von seiten Magnus Troils zuteil wurde, müssen wir in das nächste Kapitel verweisen.


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