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Die Herakliden teilen den Peloponnes

Nachdem die Herakliden auf solche Weise den ganzen Peloponnes erobert hatten, errichteten sie dem Zeus, ihrem väterlichen Ahnherrn, drei Altäre, worauf sie opferten; dann begannen sie die Städte durchs Los zu verteilen. Das erste Los war Argos, das zweite Lakedaimon, das dritte Messene. Sie wurden einig darüber, daß in einer Urne voll Wassers gelost werden sollte. Nun ward beschlossen, daß jeder ein Los hineinwerfen sollte, das mit seinem Namen bezeichnet war. Da warfen Temenos und die Söhne des Aristodemos, die Zwillinge Eurysthenes und Prokles, bezeichnete Steine hinein, der schlaue Kresphontes aber, der am liebsten Messene gewonnen hätte, warf eine Erdscholle in das Wasser. Diese löste sich auf. Nun wurde bestimmt, wessen Stein zuerst aus dem Bauch der Urne gegriffen würde, der solle Argos erhalten; der Stein des Temenos kam zum Vorschein. Dann wurde über Lakedaimon gelost; da kam der Stein der Aristodemossöhne. Nach dem dritten fand man überflüssig zu suchen, und so bekam Kresphontes Messene. Als sie hierauf mit ihren Begleitern den Göttern auf ihren Altären opferten, da wurden ihnen seltsame Zeichen zuteil; denn jeder fand auf seinem Altare ein anderes Tier. Diejenigen, welche Argos durchs Los erhalten hatten, fanden darauf eine Kröte; die, denen Lakedaimon zuteil geworden war, einen Drachen; die endlich, die Messene bekommen hatten, einen Fuchs. Nachdenklich geworden über diese Zeichen, befragten sie die einheimischen Wahrsager. Diese deuteten die Sache also: »Welche die Kröte erhalten haben, werden am besten tun, in ihrer Stadt daheimzubleiben, denn das Tier hat keinen Schutz auf der Wanderung; die, denen sich der Drache auf den Altar gelagert, werden gewaltige Angreifer werden und mögen sich immerhin über die Grenzen ihres Landes hinauswagen; die endlich, denen der Fuchs auf ihren Altar gelegt worden, sollen es weder mit der Einfalt halten noch mit der Gewalt: ihre Schutzwehr soll die List sein.«

Diese Tiere wurden in der Folge die Schildwappen der Argiver, Spartaner und Messenier. Nun bedachten sie auch ihren einäugigen Führer Oxylos und gaben ihm das Königreich Elis zum Lohne seiner Feldherrnschaft. Vom ganzen Peloponnese aber blieb allein das bergige Hirtenland Arkadien unbesiegt durch die Herakliden. Von den drei Reichen, die sie auf dieser Halbinsel begründeten, hatte nur Sparta eine längere Dauer. Zu Argos hatte Temenos dem Deïphontes, auch einem Ururenkel des Herakles, seine Tochter Hyrnetho, die er unter allen seinen Kindern am meisten liebte, zur Ehe gegeben und zog ihn in allem zu Rate, so daß man vermutete, daß er ihm und seiner Tochter auch die Regierung zuwenden wolle. Darüber ergrimmten seine eigenen Söhne, verschworen sich gegen ihn und erschlugen ihren Vater. Die Argiver erkannten zwar den ältesten Sohn als König an; weil sie aber Freiheit und Gleichheit vor allem liebten, so beschränkten sie die Königsgewalt so sehr, daß ihm und seinen Nachkommen nichts übrigblieb als der Königstitel.


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