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Die meisten der folgenden Auszüge sind vor Entstehung der Neuen Zeitschrift für Musik, zum Theil schon im Jahre 1833 geschrieben und bisher ungedruckt; sie möchten als die Anfänge der Davidsbündlerschaft anzusehen sein.
Als ein junger Musikstudirender in der Probe zu der achten Symphonie von Beethoven eifrig in der Partitur nachlas, meinte Eusebius: »das muß ein guter Musiker sein!« – Mit nichten«, sagte Florestan, »das ist der gute Musiker, der eine Musik ohne Partitur versteht, und eine Partitur ohne Musik. Das Ohr muß des Auges und das Auge des (äußern) Ohres nicht bedürfen.« – »Eine hohe Forderung«, schloß Meister Raro, »aber ich lobe dich darum, Florestan!«
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Ich bin der Blinde, der vor dem Straßburger Münster steht, seine Glocken hört, aber den Eingang nicht findet. Laßt mich in Ruhe, Jünglinge, ich verstehe die Menschen nicht mehr.
Voigt.
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Wer wird den Blinden schelten, wenn er vor dem Münster steht und nichts zu sagen weiß? Zieht er nur andächtig den Hut, wenn oben die Glocken läuten.
Eusebius.
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Ja liebt ihn nur, liebt ihn so recht – aber vergeßt nicht, daß er auf dem Wege eines jahrelangen Studiums zur poetischen Freiheit gelangte, und verehrt seine nie rastende moralische Kraft. Sucht nicht das Abnorme an ihm heraus, geht auf den Grund des Schaffens zurück, beweist sein Genie nicht mit der letzten Symphonie, so Kühnes und Ungeheures sie ausspricht, was keine Zunge zuvor, – ebenso gut könnt ihr das mit der ersten oder mit der griechisch-schlanken in B-dur! Erhebt euch nicht über Regeln, die ihr noch nicht gründlich verarbeitet habt. Es ist nichts Halsbrechenderes als das und selbst der Talentlosere könnte euch im zweiten Moment der Begegnung die Maske beschämend abziehen. –
Florestan.
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Und als sie geendigt hatten, sagte der Meister fast mit gerührter Stimme: »Und nun kein Wort drüber! Und so laßt uns denn jenen hohen Geist lieben, der mit unaussprechlicher Liebe herabsieht auf das Leben, das ihm so wenig gab. Ich fühle, wir sind ihm heute näher gewesen, als sonst. Jünglinge, ihr habt einen langen, schweren Gang vor euch. Es schwebt eine seltsame Röthe am Himmel, ob Abend- oder Morgenröthe weiß ich nicht. Schafft für's Licht!« –
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Die Quellen werden im großen Umlauf der Zeit immer näher an einander gerückt, Beethoven brauchte beispielsweise nicht alles zu studiren, was Mozart –, Mozart nicht, was Händel –, Händel nicht, was Palestrina –, weil sie schon die Vorgänger in sich aufgenommen hatten. Nur aus Einem wäre von Allen immer von Neuem zu schöpfen, – aus J. Seb. Bach! –
Fl.
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Es gibt auch Talentlose, die recht viel gelernt haben, die durch Umstände zur Musik angehalten worden sind – die Handwerker. –
Fl.
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Was hilft's, wenn ihr einen ausschweifenden Jüngling in einen Großvaterschlafpelz und eine lange Pfeife in seinen Mund steckt, damit er gesetzter werde und ordentlicher. Laßt ihm die fliegende Locke und sein luftiges Gewand! –
Fl.
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Ich mag die nicht, deren Leben mit ihren Werken nicht im Einklang steht.
Fl.
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Ueber einen componirenden Jüngling. Man warne ihn. Es fällt die frühreife Frucht. Der Jüngling muß das Theoretische oft verlernen, ehe er es praktisch anwenden kann.
Raro.
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Es ist nicht genug, daß ich etwas weiß, bekömmt nicht das Gelernte dadurch, daß es sich im Leben von selbst anwendet, Halt und Sicherheit.
E.
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Was ich weiß, werf' ich weg – was ich hab', verschenk' ich. –
Fl.
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Wehre sich jeder seiner Haut. Ist einer mein Feind, so brauch' ich aber deshalb nicht seiner zu sein, sondern sein Aesop, der ihn zur Fabel, oder sein Juvenal, der ihn zu einer Satyre verwandelt. –
Fl.
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Die Musik reizt Nachtigallen zum Liebesruf, Möpse zum Kläffen. –
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Saure Trauben; schlechter Wein. –
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Sie zersägen das Werkholz; die stolze Eiche zu Sägespähne. –
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Wie Athenienser kündigen sie den Krieg durch Schafe an. –
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Musik redet die allgemeinste Sprache, durch welche die Seele frei, unbestimmt angeregt wird; aber sie fühlt sich in ihrer Heimath. –
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Am Ende hört ihr noch in Haydn's Schöpfung das Gras wachsen! –
Fl.
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Der Künstler sollte freundlich, wie ein griechischer Gott, mit den Menschen und dem Leben verkehren; nur wenn es ihn zu berühren wagte, möge er verschwinden und nichts als Wolken zurücklassen.
Fl.
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Es ist das Zeichen des Ungewöhnlichen, daß es nicht alle Tage gefaßt wird; zum Oberflächlichen ist der größere Theil stets aufgelegt, z. B. zum Hören von Virtuosen-Sachen.
E.
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Es ist mit der Musik wie mit dem Schachspiel. Die Königin (Melodie) hat die höchste Gewalt, aber den Ausschlag gibt immer der König (Harmonie). –
Fl.
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Der Künstler halte sich im Gleichgewicht mit dem Leben; sonst hat er einen schweren Stand. –
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In jedem Kinde liegt eine wunderbare Tiefe.
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Da ich Leute kenne, die sich schon auf das nächstemal freuen, wenn sie eben Clara gehört hatten, so frag' ich, was denn das Interesse für sie so lange nährt? Ist es das Wunderkind, über dessen Decimenspannungen man den Kopf schüttelt, obwohl verwundert – sind es die schwierigsten Schwierigkeiten, die sie spielend als Blumenketten in's Publicum zurückschlingt – ist es vielleicht einiger Stolz, mit dem die Stadt auf die Eingeborene sieht – ist es das, daß sie uns das Interessanteste der jüngsten Zeit vorführt in kürzester? Sieht vielleicht die Masse ein, daß die Kunst von der Caprice einzelner Begeisterter nicht abhängen soll, die mich auf ein Jahrhundert zurückweisen, über dessen Leichnam die Räder der Zeit weggeeilt? – Ich weiß es nicht: ich meine aber einfach, es ist der Geist, der zwingt, vor dem die Leute noch etlichen Respect haben, mit kurzen Worten: er ist's, von dem sie so viel sprechen, ohne ihn gerade haben zu wollen –, sondern eben der, den sie nicht haben. –
Fl.
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Sie zog frühzeitig den Isisschleier ab. Das Kind sieht ruhig auf, – der ältere Mensch würde vielleicht am Glanz erblinden.
Eusebius.
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An Clara darf schon nicht mehr der Maaßstab des Alters, sondern der der Leistung gelegt werden. –
Raro.
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Clara Wieck ist die erste deutsche Künstlerin.
Fl.
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Daß um die Kette der Regel immer der Silberfaden der Phantasie sich schlänge!
Eusebius.
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Die Perle schwimmt nicht auf der Fläche; sie muß in der Tiefe gesucht werden, selbst mit Gefahr. Clara ist eine Taucherin. –
Fl.
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Sie lassen sich nicht vergleichen; sie sind verschiedne Meisterinnen verschiedner Schulen. Das Spiel der Belleville ist bei weitem technisch-schöner; das der Clara aber leidenschaftlicher. Der Ton der Belleville schmeichelt, dringt aber nur bis in's Ohr; das der Clara bis an's Herz. Jene ist Dichterin, diese Dichtung.
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Dem Demant verzeiht man seine Spitzen; es ist sehr kostbar, sie abzurunden. –
Fl.
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Das ist der Fluch des Talents, daß es, obgleich sicherer und anhaltender arbeitend, als das Genie, kein Ziel erreicht, während das Genie längst auf der Spitze des Ideals schwebend und sich lachend oben umsieht! – Das Unglück des Nachahmers ist, daß er nur das Hervorstechende sich anzueignen, das Eigentlichschöne des Originals aber nachzubilden, wie aus einer natürlichen Scheu, sich nicht getraut. –
Eusebius.
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Es ist nicht gut, wenn der Mensch in einer Sache zu viel Leichtigkeit erworben hat. –
Raro.
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Wir wären am Ziel? – wir irren! Die Kunst wird die große Fuge sein, in der sich die verschiednen Völkerschaften ablösen im Singen. –
Fl.
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Eine tadelnde Stimme hat die Stärke des Klanges von mehr als zehn lobenden. –
Fl.
Leider!
Eusebius.
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Es ist albern zu sagen: Beethoven begreife man in der letzten Periode nicht. Warum? Ist's harmonisch so schwer? ist's im Bau so wunderlich? sind die Gedanken zu contrastirend? Nun etwas muß es immer sein; denn in der Musik ist überhaupt ein Unsinn gar nicht möglich; der Wahnsinnige selbst kann die harmonischen Gesetze nicht unterdrücken. Fader kann er wohl sein.
Fl.
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Das Außergewöhnliche am Künstler wird zu seinem Vortheil nicht immer im Augenblick anerkannt. –
Raro.
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Wer sich einmal Schranken setzt, von dem wird leider verlangt, daß er immer drinnen bleibe. –
Eusebius.
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Durch Vergleichen kommt man auf Umwegen zum Resultat; nimm die Sache, wie sie ist, mit ihrem innern Grunde und Gegengrunde. –
Fl.
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Das wäre eine kleine Kunst, die nur klänge, und keine Sprache noch Zeichen für Seelenzustände hätte! –
Fl.
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Allen neuen Erscheinungen ist Geist eigen. –
Eusebius.
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Verweigert dem Geist nicht, was ihr dem Verstand nachseht; quält ihr euch nicht in den jämmerlichsten Spielereien, in verwirrenden Harmonieen ab? Wagt es aber einer, der eurer Schule nichts verdankt, etwas hinzuschreiben, das nicht eurer Art ist, so schmäht ihn der Zorn. Es könnte eine Zeit kommen, wo man den von euch schon als demagogisch verschrieenen Grundsatz: »was schön klingt, ist nicht falsch« positiv in den verwandeln würde: »alles, was nicht schön klingt, ist falsch«. Und wehe dann euren Kanons und namentlich den krebsförmigen! –
Fl.
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Die Antichromatiker sollten bedenken, daß es eine Zeit gab, wo die Septime ebenso auffiel, wie jetzt etwa eine verminderte Octave, und daß durch Ausbildung des Harmonischen die Leidenschaft feinere Schattirungen erhielt, wodurch die Musik in die Reihe der höchsten Kunstorgane gestellt wurde, die für alle Seelenzustände Schrift und Zeichen haben. –
Eusebius.
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Es könnte, die Philister zu züchtigen, einmal ein Hamann mit einem Lessing unter dem Arm kommen und die Zeit nicht mehr fern sein. –
Fl.
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Die ruhige Psyche mit zusammengefalteten Flügeln hat nur halbe Schönheit; in die Lüfte muß sie sich schwingen! –
Eusebius.
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Gleichartige Kräfte heben sich auf; ungleichartige erhöhen einander.
Raro.
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Das Wort » spielen« ist sehr schön, da das Spielen eines Instrumentes eines mit ihm sein muß. Wer nicht mit dem Instrument spielt, spielt es nicht. –
Eusebius.
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Mein Vergnügen, die Schröder-Devrient als Subscribentin der »kritischen Terminologie« von C. Gollmick zu finden. –
Fl.
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Es sind verschiedene Sachen, die er betrachtet, aber wie er sie betrachtet, immer dieselbe Ansicht. –
Fl.
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Ich finde gar nichts Außerordentliches darin, daß man in Berlin die Sachen von Bach und Beethoven zu schätzen anfängt. –
Fl.
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Dreiklang = Zeiten. Terz vermittelt Vergangenheit und Zukunft als Gegenwart. –
Eusebius.
Gewagter Vergleich! –
Raro.
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Menschen, wie S. (ein etwas dissolut lebender Künstler) sollten gerade Haus halten. Um so viel schmerzlicher werden sie in älteren Jahren die verschwendete Kraft vermissen, um wie viel sie reicher waren als Andere. –
Raro.
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Wie wenig wird mit reinem Sinn verschenkt. –
Eusebius.
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Verzeiht den Irrthümern der Jugend! Es gibt auch Irrlichter, die dem Wandrer den rechten Weg zeigen, den nämlich, den die Irrlichter nicht gehen. –
Fl.
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Es wäre genug Ruhms an der Sommernachtstraum-Ouvertüre, die andern sollten andere Namen von Componisten tragen. –
Eusebius.
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Man betrachtet Jugendwerke von gewordenen Meistern mit ganz andern Augen, als die, die, an sich ebenso gut, nur versprachen und nicht hielten.
Raro.
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Es ist erstaunlich, wie Schwachheiten, Fehler, die man als Knabe an Andern schon bemerkte, sich in späterer Zeit als offene Geistesblößen, Talentschwächen etc. zeigen. –
Raro.
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Darf sich das Talent die Freiheiten nehmen, die sich das Genie nimmt? –
Fl.
Ja; aber jenes verunglückt, wo dieses triumphirt. –
Raro.
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Manier mißfällt schon am Original, geschweige die nämliche am Copirenden (Spohr und seine Schüler). –
Eusebius.
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Der seichteste Kopf kann sich hinter eine Fuge verstecken. Fugen sind nur der größten Meister Sache. –
Raro.
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Man denke nur, welche Umstände sich vereinigen müssen, wenn das Schöne in seiner ganzen Würde und Herrlichkeit auftreten soll! Wir fordern dazu einmal: große, tiefe Intention, Idealität eines Kunstwerkes, dann: Enthusiasmus der Darstellung, 3) Virtuosität der Leistung, harmonisches Zusammenwirken, wie aus einer Seele, 4) inneres Verlangen und Bedürfniß des Gebenden und Empfangenden, momentan günstigste Stimmung (von beiden Seiten, des Zuhörers und des Künstlers), 5) glücklichste Constellation der Zeitverhältnisse, sowie des speciellern Moments der räumlichen und anderen Nebenumstände, 6) Leitung und Mittheilung des Eindrucks, der Gefühle, Ansichten – Wiederspiegelung der Kunstfreude im Auge des Andern. – Ist ein solches Zusammentreffen nicht ein Wurf mit sechs Würfeln von sechsmal sechs? –
Eusebius.
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Beethoven soll geweint haben, als sie, zum erstenmal aufgeführt, in Wien fast durchfällig mißfiel –, Rossini hätte höchstens gelacht im ähnlichen Falle. Er ließ sich bewegen, die neue aus E dur zu schreiben, die ebenso gut von einem andern Componisten gemacht sein könnte. Du irrtest – aber deine Thränen waren edel. –
Eusebius.
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Die erste Conception ist immer die natürlichste und beste. Der Verstand irrt, das Gefühl nicht. –
Raro.
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Bebt ihr nicht zusammen, ihr Kunstschächer, bei den Worten, die Beethoven auf seinem Sterbebette sprach: ich glaube erst am Anfang zu sein –, oder wie Jean Paul: mir ist's, als hätt' ich noch nichts geschrieben. –
Fl.
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Es kann mich rühren, wenn ein Künstler, dessen Bildungsgang weder unsolid, noch unnatürlich genannt werden kann, für seine schlaflosen Nächte, die er dem Werke, arbeitend, vernichtend, wieder aufbauend, wieder verzweifelnd (vielleicht hie und da durch einen Geniusmoment unterbrochen) brachte, nun nichts vom Volke empfängt, als nichts, nicht einmal Anerkennung der vermiedenen Fehler, in die der schwächere Jünger verfällt. Wie er dastand, so gespannt, unruhig, traurig, auf eine Stimme hoffend, die ihm einen leisen Beifall gäbe! Es kann mich rühren. –
E.
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Das Talent arbeitet, das Genie schafft.
Fl.
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Das bewaffnete Auge sieht Sterne, wo das unbewaffnete nur Nebelschatten. –
Fl.
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Schweizerbäcker, die für den bon goût arbeiten, ohne das Geringste selbst zu kosten, – die nichts mehr vom bon goût profitiren, weil sie sich zum Ekel daran abgearbeitet. –
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Der Stein des Anstoßes, den sie überall finden, möge nicht an ihnen zum Probirstein der Wahrheit versucht werden, der bekanntlich die Lächerlichkeit ist.
Fl.
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Musikalische Scherteufel ( Diabolini): wenn ich über ein Sandkorn muß, um weiter zu schreiben –, wenn ich im Notenbogen die zwei inneren Seiten überschlage –, wenn Zweifel entsteht, ob die Tact- der Tonartbezeichnung vorgeht –, wenn ein Hammer nicht abfällt –, wenn im Compositionsfeuer kein Papier zur Hand. Der schlimmste: wenn beim Dirigiren der Tactstock durch die Lüfte fliegt.
Fl.
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Das Große macht sich auch in der Vernichtung geltend. Zerschneidet eine Symphonie von Gyrowetz, und eine von Beethoven – und seht, was bleibt. Compilatorische Werke des Talents sind wie einander umwerfende Kartenhäuser, während von denen des Genies noch nach Jahrhunderten Capitäler und Säulen vom zerbrochenen Tempel übrig bleiben, so hoch übrigens auch die Zusammenstellung (Composition) in der Musik anzuschlagen ist. –
E.
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Ein Drama ohne lebendiges Vorhalten vor's Auge würde ein todtes, dem Volke fremdes bleiben, eben wie eine nur musikalische Dichtungsweise ohne die Hand, die sie verständigte. Kommen aber die Ausübenden (Spielenden) den Schaffenden (Dichtenden) zu Hülfe, so ist die Hälfte der Zeit gewonnen. –
E.
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Der gebildete Musiker wird an einer Raphael'schen Madonna mit gleichem Nutzen studiren können, wie der Maler an einer Mozart'schen Symphonie. Noch mehr: dem Bildhauer wird jeder Schauspieler zur ruhigen Natur, diesem die Werke jenes zu lebendigen Gestalten; dem Maler wird das Gedicht zum Bild, der Musiker setzt die Gemälde in Töne um. –
E.
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Die Aesthetik der einen Kunst ist die der andern; nur das Material ist verschieden. –
Fl.
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Daß sich in der Musik, als romantisch an sich, eine besondere romantische Schule bilden könne, ist schwerlich zu glauben. –
Fl.
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Paganini ist der Wendepunkt der Virtuosität. –
Fl.
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Allerdings müssen Finger und Hände von Kindheit an locker, lose und schnell gemacht werden; je leichter die Hand, je vollendeter die Darstellung. –
E.
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Was man in der Kindheit lernt, vergißt man nicht. –
Fl.
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Es ist ihnen nicht genug, daß der Jüngling die alte classische Form als Meister in seinem Geist verarbeitet; er soll es sogar in ihrem. –
E.
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Die Musik ist die am spätesten ausgebildete Kunst; ihre Anfänge waren die einfachen Zustände der Freude und des Schmerzes (Dur und Moll), ja der weniger Gebildete denkt sich kaum, daß es speciellere Leidenschaften geben kann, daher ihm das Verständniß aller individuelleren Meister (Beethoven's, Fr. Schubert's) so schwer wird. Durch tieferes Eindringen in die Geheimnisse der Harmonie hat man die feineren Schattirungen der Empfindung auszudrücken erlangt. –
E.
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Die Masse will Massen. –
Fl.
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Willst du den Menschen kennen lernen, so frage ihn, welche seine Freunde sind, d. i. willst du über's Publicum urtheilen, so sieh' zu. was es beklatscht – nein, was es im Ganzen für eine Physiognomie annimmt nach dem Gehörten. Wie die Musik, anders als die Malerei, die Kunst ist, die wir zusammen, in der Masse am schönsten genießen (eine Symphonie in der Stube mit einem Zuhörer würde diesem wenig gefallen), von der wir zu tausenden auf einmal und in demselben Augenblick ergriffen, emporgehoben werden über das Leben, wie über ein Meer, das uns beim Sinken nicht umfaßt und tödtet, sondern den Menschen als fliegenden Genius zurückspiegelt, bis er sich niederläßt unter griechischen Götterhainen, – so hat sie auch Werke, die dieselbe Macht auf die Gemüther ausübten, die darum als die höchsten zu achten sind, der Jugend so klar als dem Alter. Ich erinnere mich, daß in der C moll-Symphonie im Uebergang nach dem Schlußsatz hin, wo alle Nerven bis zum Krampfhaften angespannt sind, ein Knabe fester und fester sich an mich schmiegte und, als ich ihn darum fragte, antwortete: er fürchte sich!
Eusebius.
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Es ist ein Unterschied, ob Beethoven rein chromatische Tonleitern hinschreibt, oder Herz. Mach dem Anhören des Es dur-Concertes.)
Fl.
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Das Große geht oft in ähnlichen Worten und Tönen durch die Geister im Kreise um. –
Fl.
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Der älteste Mensch war der jüngste; der zuletztgekommene ist der älteste; wie kommen wir dazu. uns von vorigen Jahrhunderten Vorschriften geben zu lassen!
Fl.
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Deinen Ausspruch, Florestan, daß du die Pastoral- und heroische Symphonie darum weniger liebst, weil sie Beethoven selbst so bezeichnte und daher der Phantasie Schranken gesetzt, scheint mir auf einem richtigen Gefühl zu beruhen. Fragst du aber: warum? so wüßt' ich kaum zu antworten.
E.
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Es kann einem nichts Schlimmeres passiren, als von einem Hallunken gelobt zu werden.
Fl.
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Die Redensart: »ich hab's in den Ofen gesteckt« birgt im Grund eine recht unverschämte Bescheidenheit; eines schlechten Werkes wegen wird die Welt noch nicht unglücklich und dann bleibt es auch immer nur bei der Redensart; man müßte sich ja wahrhaftig schämen. Kann die Menschen nicht leiden, die ihre Compositionen in den Ofen stecken. –
Fl.
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Oft können zwei Lesarten von gleichem Werth sein.
Euseb.
Die ursprüngliche ist meist die bessere.
Raro.
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Die allgemeine mus. Zeitung (red. von Herrn Mag. G. W. Fink) bietet seit geraumer Zeit eine Menge interessanter, mystischer, im Styl der Offenbarung Johannis geschriebener Leading-Artikel, transcendentaler Davidsbündleriana, deren Bedeutung für die Kunst nicht hoch genug angeschlagen werden könnte, wenn man sich nicht hier und da über eine gewisse Dunkelheit beklagte, der vielleicht durch einen passenden Kommentar abzuhelfen wäre. Die Redaction der Davidsbündlerschaft kann sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen, auch hier zum Besten der Kunst zu wirken. Sie besitzt ein schönes Exemplar der Werke von Mozart-Haydn-Beethoven. Dürfte sie nicht dem Künstler, Kunstfreund, Gelehrten, Staatsmann, der im Stande, über jene überirdische Kunstgenossenschaft genaueren Aufschluß zu geben, dieses als Belohnung anzubieten sich erlauben, was zugleich als eine Preisaufgabe betrachtet werden könnte?
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Wie mich dies ärgert, wenn einer sagt: eine Symphonie von Kalliwoda wäre keine von Beethoven. Freilich lächelt der Caviarschmecker sehr, wenn das Kind einen Apfel schmackhaft findet.
E.
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Wie es eine Schule der Höflichkeit (von Rumohr) gibt, so wundert es mich, daß noch Niemand auf eine Schule der Polemik gefallen, die bei weitem phantasiereicher. Künste sollen nur von Talenten gepflegt werden, ich meine, die Sprache des Wohlwollens verstünde sich in der musikalischen Kritik von selbst, wenn man sie immer an Talente richten könnte. So aber wird oft Krieg von Nöthen. Die musikalische Polemik bietet ein noch ungeheures Feld; es kömmt daher, weil die wenigsten Musiker gut schreiben und die meisten Schriftsteller keine wirklichen Musiker sind, keiner von beiden die Sache recht anzupacken weiß; daher auch musikalische Kämpfe meistens mit gemeinschaftlichem Rückzug oder einer Umarmung endigen. Möchten nur die Rechten baldigst kommen, die sich tüchtig zu schlagen verstehen!
Fl.
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Bis jetzt kennen wir nur deutsche, französische und italienische Musik als Gattungen. Wie aber, wenn die andern Völker dazukommen bis nach Patagonien hin? Dann würde sich ein neuer Kiesewetter nur in Folianten aussprechen können.
Fl.
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Ein rasender Roland würde keinen dichten können; ein liebendes Herz sagt es am wenigsten. Die Phantasterei der Franz Liszt'schen Compositionen würde sich gestalten, wenn er das einzusehen anfinge. Die merkwürdigsten Geheimnisse des Schaffens gäbe es über diesen Gegenstand zu untersuchen. Etwas fortzubewegen, darf man nicht darauf stehen.
Dem entgegen steht der crasse Materialismus der mittelalterlichen Figuren, aus deren Mäulern große Zettel mit erklärenden Reden hingen. –
Fl.
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Warum nicht alle hohen Prometheusse an Felsen geschmiedet, weil sie zu früh das Himmelslicht holten! –
Fl.
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Eine Zeitschrift soll nicht blos die Gegenwart abspiegeln; der sinkenden muß die Kritik vorauseilen und sie gleichsam aus der Zukunft zurückbekämpfen. –
E.
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Eine Zeitschrift für »zukünftige Musik« fehlt noch. Als Redacteure wären freilich nur Männer, wie der ehemalige blind gewordene Cantor an der Thomasschule und der taube in Wien ruhende Kapellmeister passend. –
Fl.
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Wer viel Angst hat, seine Originalität zu bewahren, ist allerdings im Begriff sie zu verlieren. –
E.
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Nur wenige der eigentlichsten genialen Werke sind populär geworden (Don Giovanni).
Fl.
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Greift nicht in die Zeit ein; gebt den Jünglingen die Alten als Studium, aber verlangt nicht von ihnen, daß sie Einfachheit und Schmucklosigkeit bis zur Affectation treiben. Läutert ihn, daß er eine besonnene Anwendung der neuerweiterten Kunstmittel macht. – Raro.
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Berlioz thut sehr Unrecht, so wenig von seinen Compositionen in Druck zu geben, oder sich nicht einmal zu einer Reise nach Deutschland entschließen zu können. Er hat beides indeß gethan. Hat er auch das Unglück, noch zuweilen mit Beriot verwechselt zu werden, mit dem er doch so wenig Aehnlichkeit hat, wie Mockturtlesuppe mit Limonade, – so weiß man dennoch hier und da Genaueres über ihn und Paganini ist nicht sein einziger Bewunderer, obwohl gewiß nicht der schlechteste. Die »Neue Zeitschrift für Musik« war die erste, die wiederholt auf ihn aufmerksam machte, Leipzig die erste Stadt, wo eine Composition von ihm zur Aufführung kam. Es war die Ouvertüre zu den Francs-Juges, eine Jugendarbeit mit allen jenen Fehlern, die im Gefolge eines kühnen Werkes sind. Die Ouvertüre wurde dann auch in andern Städten, wie Weimar. Bremen, irr' ich nicht auch in Berlin gegeben. In Wien lacht man darüber. Wien ist aber auch die Stadt, – wo Beethoven lebte, und es gibt wohl keinen Ort auf der Welt, wo so wenig von Beethoven gespielt und gesprochen würde, als in Wien. Man fürchtet sich dort vor allem Neuen, was über den alten Schlendrian hinausgeht; man will dort auch in der Musik keine Revolution. –
Fl.
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Unser sehr lieber, sehr sinniger Wedel muß längst gemerkt haben, wie auch uns der Gegenstand der Betrachtung werth erscheint. So gibt die Zeitschrift die Compositionstitel so deutsch wie möglich; das Auge wird sich daran gewöhnen und zuletzt man sich wundern, warum z. B. ein »mit inniger Empfindung« statt » con grand' espressione« sich nicht ebenso gut ausnehmen sollte, und auf jeder Seite soll's überhaupt nicht bemerkt werden.
Ob man mit einer Verdeutschung so seltsamer Wörter, wie »Bardiet« für »Symphonie« anklingen wird, zweifle ich durchaus und stimme nicht dafür; unser »Lied« nimmt uns Niemand, dagegen wir die »Sonata«, das »Rondeau« da lassen wollen, wo sie entstanden; es wird gar nicht möglich sein, den Begriff zu verdeutschen, etwa durch das affectirte »Klangstück« oder »Tanzstück«. Also nicht zu viel, aber werfe man die » composées et dédiées« hinaus!
Statt der Vortragsbezeichnungen halte auch ich sehr auf eine Zeichenschrift, welche der der Noten näher steht, als das schnell abschließende Wort. Wie schnell faßt das Auge das , während es das italienische Wort erst buchstabiren muß; in den verschlungenen Bogen, Linien, Haken liegt ein besonderer Reiz, und die Art, wie Componisten bezeichnen, klärt fast rascher über ihre ästhetische Bildung auf, als die Töne selbst.
Fl.
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Grund zum Verfall der Musik sind schlechte Theater und schlechte Lehrer. Unglaublich ist, wie durch Anleitung und Fortbildung die letzteren auf lange Zeit, ja auf ganze Generationen segensreich oder verderblich wirken können.
Raro.
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Falkenjäger rupfen ihren Falken die Federn aus, damit sie nicht zu hoch fliegen.
Fl.
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Roth heißt die Jugendfarbe. Stier und Truthahn werden sehr wüthend und aufgeblasen bei solchem Anblicke.
Fl.
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Kritiker und Recensent ist zweierlei; jener steht dem Künstler, dieser dem Handwerker näher. –
Fl.
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Ist Genius da, so verschlägt's ja wenig, in welcher Art er erscheint, ob in der Tiefe, wie bei Bach, ob in der Höhe, wie bei Mozart, oder ob in Tiefe und Höhe vereint, wie bei Beethoven. –
Fl.
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Apollo ist Gott der Musen und der Aerzte zugleich.
Fl.
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Lustige Begebenheit Sie hatte einen symbolischen Bezug zu den damaligen Zuständen einer berühmten Musikstadt. von Florestan.
Das Städtchen Kyritz zeichnete sich von jeher durch Liebe zur Musik aus. Wie es ganze Schach spielende Dörfer gibt, andere, die ihr vollständiges Theater haben, so schien Kyritz wie ein großes Haus eines Stadtmusikherrn, wo aus jedem Fenster zur Tag- und Nachtzeit verschiedene Instrumente herunter – und hinauf klingen. Vom Cantor bis zum Nachtwächter herab war Alles musikalisch. Aber man irrt, wenn man glaubt, die Harmonie wäre in Kyritz zu Hause gewesen. Schon lange hatten sich in ihrem Schoße geheime Parteien gebildet; ja hatten sich nicht vor der Thüre des Regimentsobertambours Fresser (eines offenen Romantikers) in der Walpurgisnacht ganze Gruppen blasender und streichender Anhänger gestellt, um mit ihrem Chef zum Haus des Oberbälgentreters Kniff (der als Oberhaupt der andern Partei zu betrachten) zu ziehen, selbigem die »Vehmrichterouverture« u. a. Possen aufzuführen, während Kniff die zum »Kalif von Bagdad« anstimmen ließ zur Gegenwehr! Eine greuliche Musik war's, ein Kampf des Neuen und Alten; das ganze Kyritz gohr. Aber das Wichtigste kömmt noch und die Sachen wurden verwickelter. Wem in Kyritz wäre nicht der zu allen Tagesstunden auf den Gassen sichtbare Friseur Lippe bekannt, Lippe der Janitschar, der alle Instrumente spielte und jedes schlecht. Lippe, der Lafont und Hunderte in Paris frisirt und zuletzt auf dem Schub von da in seine Heimath zurücktransportirt wurde, der durchtriebenste Windbeutel, der Fresser's Tochter die Cour machte, während er beim Kniff versicherte: er wolle alle Freffer'sche Romantiker sengen unv brennen, wie sie's verdienten. Im Grund des Herzens aber schimpfte er eben über Alles und wollte nichts als auf den Schultern der kämpfenden Parteien sich selbst zum Musikdictator in Kyritz emporschwingen und zuletzt Fresser's hübsche Sabine heimführen. Kyritz, wie warst du verblendet, als du den Worten aus dem im Kyritzer Wochenblatt mit G. S. unterzeichneten Artikel Glauben beimaßest, der folgendermaßen lautete: »Die Musik, die doch sein soll die Harmonie des Ewig-Schönen, die die Bande zwischen Gott- und Menschheit nur noch fester knüpfen soll, hat in dieser guten Stadt noch unlängst zu den bedauerlichsten Auftritten geführt. Könnte man ähnlichen Vorfällen nicht steuern durch Vereinigung sämmtlicher hiesigen Notabilitäten und sollte eine solche nicht durch eine förmliche Constituirung eines »Kyritzer Stadt- und Communalmusikvereins« am leichtesten zu erreichen sein, wie ja ähnliche Vereine es in allen **schen Staaten gibt? Könnte man nicht zu gleicher Zeit auch Ehrenmitglieder (die correspondirenden verstehen sich ohnehin) ernennen lassen und würde nicht unser trefflicher Herr Bürgermeister Kaulfuß geneigt sein, das Protectorat dieses Vereins zu übernehmen?«
Mit Lippe'n stand es aber folgendermaßen, schlecht nämlich. Er hatte viel Schulden und wenig Kunden; er musicirte, wie er frisirte, im höchsten Grad oberflächlich, obgleich das erstere mit mehr Fleiß, das zweite mit mehr Talent; er hat Zeit seines Lebens immer zwischen Ton- und Haarkünstler geschwankt. Mit aller Kraft klammerte er sich nun an die Musik, da sich die Kyritzer Haarköpfe und Perücken seinen haarkünstlerischen Händen entzogen; ja er versicherte, den schönsten Tituskopf vernachlässige er über die Mozart'sche Titusmusik. Sah man ihn aber je auf den Gassen fliegen, daß die Gänseheerden in die Höhe flogen, so geschah es den Tag nach der Anzeige im Wochenblatt. Von Haus zu Haus rannte er, die Statuten des Communalvereins in der Tasche und drohte mit Ehrenmitgliedschaft; ja selbst du, würdigster Kaulfuß, schwanktest einen Augenblick und gabst schmunzelnd nach und Lippe'n die Perücke überdies zum Frisiren hin; mit ihm noch andre Perücken. Schon jubelte Lippe; ja, er hetzte, was er konnte, Fresser's und Kniff's Parteien noch wüthender auf einander, vom Kampf für sich Gewinn zu ziehen, Ueber Kyritz lag es schwer wie Gewitterwolken; alles pfiff und blies und strich wie wahnsinnig durcheinander. Mitten im Aufruhr erscholl es: »wo ist Lippe? der Elende! der Windbeutel! der Prahlhans!« Bei der Laterne erkannte man ihn und hier falle der Schleier über die Scene, Selten wurde wohl ein Mensch so übereinstimmend durchgeprügelt. Alle Instrumente wurden auf Lippe'n gespielt, die Hornbläser bliesen ihm in die Ohren, die Violinisten geigten durch seinen Mund, an seinen Füßen hingen zwei kleine Paukanten, bis Fresser, durch seinen Sieg befriedigt, zum Abzug blies. –
Während des Getümmels kamen ein Paar Davidsbündler zum Thor hinausgefahren, die die Parteien durchschnitten. Halbtodt trug man Lippe'n in die Vorstadt, wo er wohnte, während sich jene noch lachend aufzeichneten, was man eben gelesen. –
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1835.
Zur Eröffnung des Jahrganges 1835. – Fastnachtsrede von Florestan. – F. Hiller I. II. – Compositionen von J. C. Keßler. – Aus den Büchern der Davidsbündler: Sonaten f. d. Pianoforte. – »Die Weihe der Töne«, Symphonie von L. Spohr. – Die dritte Symphonie von C. G. Müller. – Symphonie von H. Berlioz. – Neue Sonaten für das Pianoforte. – Kritische Umschau. – »Die Wuth über den verlornen Groschen« von Beethoven. – Der Psychometer. – Charakteristik der Tonarten. – Kürzeres und Rhapsodisches f. d. Pianoforte. – Das Komische in der Musik. – J. Moscheles. – Schwärmbriefe I. II. – Sonaten von F. Mendelssohn Bartholdy und F. Schubert. – Aphorismen.