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Viertes Kapitel

»Ihr versteht's noch nicht!« – »Wann kommt die Mammi und das Vaterl wieder?« – Wie der Bergwieser Niklas auch nach St. kommt, und was ihm die Kinder auftragen. – Der Besuch im Hinterhaus. – »Wo ist denn hier der Schnee?« – »Schaff auch was, wenn du so dasitzst!«

Am nächsten Morgen berichteten die Kinder beim Frühstück alles von gestern abend der Großmutter, und diese war so froh, daß nun manchmal jemand kam und ihr die Sorge um die Kleinen abnahm. Das mit dem Gebet war ihr ein bißchen peinlich. Frau Friedemann war ja eine sehr gute, sehr ehrbare Frau, sie dachte auch wirklich manchmal an den lieben Gott, aber zu einem regelmäßigen Gebet war sie nie gekommen; jetzt, wo sie immer so spät und so müde zurückkehrte und des Morgens der Kinder wegen so früh heraus mußte, erst gar nicht. Sie nahm sich aber fest vor, es doch in Zukunft wieder zu tun.

Um die Weihnachtszeit kamen die zwei Großen einmal ganz erregt nach Hause und erzählten, daß verschiedene aus der Klasse heute ganz begeistert gewesen seien von dem Weihnachtsmärchen, das sie im Theater gesehen hätten. Schneewittchen heiße das Stück und sei gerade so wie im Märchen, nur noch viel, viel schöner.

»Großmutterl, gehn denn die Kinder auch schon ins Theater? Das hast du uns ja noch gar nicht gesagt.«

»Großmutterl, bitte, bitte schön, nimm uns doch auch einmal mit! I möcht so furchtbar gern sehn, wie es dort ist!« schrie Fritz.

»Furchtbar gern sehn, wie es dort is!« plapperte Miezel wieder nach. Alle drei Kinder drängten sich um die Großmutter und überschütteten sie mit Liebkosungen. Diese wußte wirklich nicht, was sie tun sollte. Einesteils hätte sie den Kindern gern einmal ihren Wunsch erfüllt, aber sie fürchtete, daß sie dann noch öfters solche Wünsche äußern würden, und das hätte sie nicht haben mögen.

Fräulein Bland streckte eben den Kopf zur Türe herein, ehe sie zur Probe ging. »So ist es recht, so gefällt es mir, solch liebe Kinderlein!« rief sie zustimmend, als sie die zärtliche Gruppe sah.

Aber die Großmutter lachte und sagte: »Es ist nicht nur Liebe allein, sondern sie möchten etwas herausschmeicheln!« Und sie erzählte dem Fräulein, worum es sich handelte.

Da schüttelte aber diese mit dem Kopf und sagte: »Ich tät' es nicht, Frau Friedemann, ich tät' es nicht. So klein wie die Kinder noch sind, gehören sie meiner Ansicht nach nicht ins große Theater.«

»Ihr versteht's ja noch gar nicht!« wehrte sie den dreien ab, die mit enttäuschten Gesichtern dastanden. »Hab' euch schon einmal gesagt, daß das Theater was Großes, Ernstes ist. Wartet noch, bis ihr ein wenig älter seid und das gelesen habt, was ihr dort sehen werdet. Dann bin ich die erste, die euch einmal dahin führt.«

Lenerl und Fritz machten sehr enttäuschte Gesichter, und Lenerl sagte: »Die in der Schule, die es gesehen haben, sind au net g'scheiter als wir!«

Als aber Fräulein Bland das kleine, unzufriedene Mädel an sich zog und ihr sagte: »Wißt ihr was? Ich lese euch am nächsten Sonntag die Geschichte vom Schneewittchen gerade so vor, wie ich sie dort all den großen Leuten vortrage, und wenn ihr ganz, ganz brav seid, so gehe ich an den Feiertagen einmal mit euch ins Kasperletheater, dort gibt es Lustiges zu sehen und viel zu lachen«, da hellten sich die Gesichter der Kinder wieder auf, und sie zählten die Tage, bis es so weit sein würde.

Weihnachten nahte heran, und der Großmutter Herz wurde etwas schwer. Die Kinder, die noch nie so etwas gesehen hatten, kamen jeden Tag ganz aufgeregt nach Hause von all den herrlichen Dingen an den Schaufenstern, und bei allem hieß es: »Gelt, Großmutterl, das kaufst du uns?« – »Gelt, Großmutterl, so eine schöne Puppenstube krieg i?« – »Gelt, Großmutterl, du sagst dem Christkind, daß es uns die schöne Eisenbahn und ein Auto und ein Puppenwagerl, aber ein ganz großes, bringt, und so eine schöne Musik, die aus einem Kasten herauskommt?«

Die Großmutter versicherte alle Tage, daß sie kein übriges Geld habe und keine solch wundervollen großen Sachen kaufen könne.

»Aber das Christkindl kann's doch, das hat's auch in die Läden gebracht und kann's dann doch auch wieder zu uns hertragen!« erklärte Miezel.

Die Großmutter sagte: »Daheim habt ihr doch auch keine so prachtvollen Sachen bekommen und seid doch vergnügt gewesen!«

Aber das Lenerl meinte: »Wir hob'n gar net g'wußt, daß es so was gibt, da hab'n wir es uns auch nicht wünsch'n könn'n!«

Wenn die Großmutter das Wort »daheim« gebrauchte, dann überkam die drei Kinder doch immer ein eigentümliches Gefühl, jetzt mehr noch als am Anfang, weil ihnen doch erst so nach und nach klar wurde, daß sie nicht mehr dorthin zurückkehren konnten, und daß die Eltern für ganz und für immer fort seien. Wohl hatte Fritz, wenn die Miezel des Abends in der Dämmerung oft plötzlich sagen konnte: »Wann kommt die Mammi und 's Vaterl?« sie gepufft und gesagt: »Wie können's denn wiederkomm'n, wo's doch begraben sind?« und keines der Kinder hatte sonderlich tief dabei empfunden. Wer jetzt, wenn in der Schule die meisten von Vater und Mutter sprachen, wenn sie am Sonntag sahen, wie die Familien zusammen zu Ausflügen in die Straßenbahn stiegen oder auf der Straße spazierten, da ward's den Großen doch so nach und nach klar, daß sie Waisenkinder seien. Erst kürzlich war das Lenerl weinend nach Hause gekommen, und als die Großmutter in sie drang, ihr doch zu sagen, was sie habe, da schluchzte sie bitterlich und sagte: »Die Berta und die Mina in der Schule sehen mich immer so mitleidig an, und heute hat die Mina gesagt: ›Du dauerst mich gräßlich! Ich täte mich zu Tode weinen, wenn mir mein Vater und meine Mutter sterben würden!‹«

Die Großmutter suchte zu trösten und sagte: »Ihr habt ja noch mich, ich hab' euch doch so lieb und tu' für euch, was ich kann!«

Aber Lenerl erwiderte noch immer schluchzend: »Die Berta und die Mina haben auch Großmütter und noch ihre Eltern dazu!«

Fritz mochte nicht, daß man so etwas sprach, und er lenkte ab: »Wo ist denn der Schnee in der Stadt? Jetzt um die Zeit haben wir doch schon lange in Bergwies gerodelt und die fremd'n Herrschaft'n sind gekomm'n mit ihren Schneeschuhen.«

Wohl hatte es ein paarmal schon geschneit, aber der Schnee in den Straßen war immer wieder gleich zergangen oder schmutzig und schwarz geworden, so daß man nicht einmal Schneebälle machen konnte.

Bei den Kindern war die ganze Erinnerung wach geworden: »Jetzt back'ns dahoam Fladen!« sagte Lenerl.

»Jetzt bringt der Förster den Baum!« fügte Fritz hinzu.

»Und i woaß no guat, wie die Eltern uns in die Christmette mitgenomm'n hab'n«, erinnerte sich stolz die Miezel. Und die drei Kinder suchten sich zu überbieten, wer von ihnen noch am meisten von daheim behalten hätte. –

Es war am Tage vor dem Heiligen Abend, als die drei in der Dämmerung so beisammen saßen und sich so gegenseitig, ohne daß sie es wußten und wollten, die Herzen schwer machten. Auch vom Niklas sprachen sie, und wie der immer gekommen sei und sie ihre Verslein aufgesagt hätten. Da klingelte es draußen, und als Fritz ängstlich durch die Glasscheiben sah, denn es war den Kindern verboten, in der Dämmerung jemandem zu öffnen, da stand eine großmächtige Gestalt draußen mit Sack und Rute und hoher Mütze.

Fritz stürzte in die Stube zurück und rief: »Der Niklas ist drauß'n, unser Bergwieser Niklas!«

Ganz entsetzt wollte er sich in einen Winkel verkriechen, da aber sagte das Lenerl entschlossen: »Natürli muaß m'r ihn reinlass'n, dös tät er fein grausig übelnehmen, wenn m'r ihn nur so draußen ließ!«

Mutig lief sie hinaus und öffnete die Türe. Der Niklas trat in die Stube, und hinter seinem langen, weißen Bart und unter den buschigen Augenbrauen zuckte es so freundlich, daß die Kinder sich kaum mehr fürchteten. Er reichte einem jeden die Hand und fragte, ob sie auch wirklich immer brav gewesen seien. Auf ein zögerndes »Ja« öffnete er seinen Sack und ließ einen Regen von Nüssen, Springerlein und Äpfeln auf den Boden poltern. Verslein wußten die Kinder in Masse, als sie darum befragt wurden. Die Miezel faßte sogar ihr Röcklein und tanzte dem Niklas beim Singen ihres Versleins etwas vor, genau so, wie sie es im Kindergarten gelernt hatte.

Als dieser ihr mit seinen großen Pelzhandschuhen freundlich über das Köpflein strich, da war dem Kinde plötzlich ein Gedanke gekommen, und es sagte: »Wann'st der Bergwieser Niklas bist, hast dann net unser Vaterl und Mutterl g'sehn?«

Und das Lenerl setzte, durch die Kleine mutig gemacht, hinzu: »Oder wenigstens die Bürgermeisters Nandl?«

Der Fritz aber enthob den sich offenbar Besinnenden einer Antwort, indem er das ihm am wichtigsten Dünkende fragte: »Gibt's d'rhoam a no koan Schnee? Und was machen die Berg und die Wälder? Und wer ist jetzt in unserem Haus und im Laden?«

Das waren viele Fragen auf einmal, und der Niklas mußte sich zuerst die Augen reiben, denn es war wohl von der Kälte etwas Glitzerndes drinnen. Dann aber sagte er mit seiner tiefen Stimme: »Ich bin ja heuer noch gar nicht dort gewesen, sondern hab' zuerst hier nach euch sehen wollen. Und ich freu' mich, daß es euch gut geht, und daß ihr so eine liebe Großmutter habt. Bleibt mir fein jetzt nur recht brav und lernt fleißig; wenn ich durch den Wald komme, will ich der Frau Holle sagen, sie soll die Betten recht tüchtig über euch schütteln, daß es auch hier recht viel Schnee gibt.« Damit schickte sich der Niklas an zu gehen.

Fritz packte ihn noch schnell am Mantelzipfel. »Wann'st nach Bergwies kommst, no grüß uns die Nandl und alle!«

Das Lenerl lief ihm aber noch ein paar Schritte nach und sagte mit leiser Stimme: »Und wann'st da vorbei kimmst, wo's die Eltern begraben hab'n, dann sagst ihnen, daß ... daß ... daß ...!« Das Lenerl wußte nicht mehr weiter, und es mußte jetzt auch ein ganz klein wenig weinen.

Der Niklas strich auch ihr mit der Hand über den Kopf. »Daß ihr sie nicht vergessen habt, gelt Lenerl, das hast du gemeint? Aber das wissen sie schon vorher, denn vom Himmel herunter, wo sie ja sind, schauen sie aus euch und sind vergnügt, wenn ihr lieb und brav seid.«

Als der Niklas draußen und stampfend die Treppe hinunter war, machte Miezel einen Sprung vom Ernsten zum Lustigen und fing eifrig an, die guten Sachen vom Boden aufzulesen, und Lenerl half ihr.

Fritz aber sagte, indem er in einen der rotbackigen Äpfel hineinbiß: »Der Niklas hat unter seinem Pelz gerade einen so roten Rock angehabt wie Fräulein Bland, und gar keine Hosen!«

»Dummer Bub«, schalt das Lenerl, »Niklase haben nie Hosen, sondern immer nur lange Röcke an, das kannst doch schon beim Struwwelpeter auf dem Tintenbubenbild sehen!«

Großmutter, Fräulein Bland und Jule waren höchst erstaunt, als die Kinder ihnen von dem Besuch erzählten.

Jule meinte: »Wenn er doch auch zu mir und zu meinem Vater hinübergekommen wäre, den hätte es auch gefreut, wenn er so gute Sachen bekommen hätte!«

»Ich bring' ihm einen Apfel!« ... »Und ich eine Nuß!« sagten die zwei Großen, und Jule hatte nur zu wehren und zu sagen, daß der Vater leider keine Zähne zum Äpfel- und Nüssebeißen mehr habe. »Aber«, sagte sie, »wenn ihr ihm einmal einen Besuch machen wollt, das würde ihn sehr freuen!«

Am 24. Dezember hatte die Großmutter ganz frei und die Kinder auch. Da wanderten sie zusammen über den Christkindlesmarkt, und die drei waren selig über alles, was sie dort sahen. Großmutter meinte, wenn sie nur mehr Geld hätte, so würde sie sehr gern etwas für Fräulein Bland und Jule einkaufen, aber sie wüßte auch gar nicht einmal recht, was. Da entdeckten der Kinder Augen ein wunderschönes, eingerahmtes Bildchen, wie der liebe Heiland die Kinder segnet, und sie riefen: »Das ist wunderschön, das würde die Jule freuen!«

Da es nur zehn Pfennig kostete, kaufte die Großmutter es gern. An demselben Stand fanden sie auch eine Hutnadel, rot mit Gold, ganz prächtig für Fräulein Bland. Und als Fritz einen blechernen Becher entdeckte, auf dem eine ganze Landschaft gedruckt war, da schrie er: »Das wäre etwas für Jules Vater! Sie hat erzählt, daß seine Hände so zitterten, und daß er manchmal sein Glas fallen lasse, und das da würde nie zerbrechen!« Da all die Herrlichkeiten nur dreißig Pfennig zusammen kosteten, so konnte die Großmutter den Kindern diese Freude machen, und hoch befriedigt wanderten sie zusammen heim.

Es war ausgemacht, daß Jule die Kinder in der Dämmerung zu sich herüberholen würde, damit sie der Großmutter etwas aus dem Wege wären, und das war gerade furchtbar geschickt, da sie dabei ihre Christgeschenke dort überreichen konnten.

Fritz durfte den eingewickelten Becher tragen, Miezel das Bildchen und Lenerl einen mit Papier zugedeckten Teller voll von Großmutters selbstgebackenen Lebkuchen und Springerlen.

»Das ist nett, daß ihr mich auch einmal besucht!« sagte der alte Schneider Schön und streckte den Kindern seine Hand entgegen. Er lag wie immer zu Bett, denn er hatte die Gicht, und seine Füße waren ganz gekrümmt.

»Da!« sagten Lenerl und Fritz und stellten auf seine Bettdecke den Teller und den Becher. »Der zerbricht nicht, den kannst du hinunterwerfen!« erklärte Fritz.

Miezel übergab indessen Jule das Bildchen. »Gelt, das ist fein? Das kannst du über dein Bett hängen. Wir drei zusammen schenken dir's!«

»Jetzt kann ich gar nimmer! Daß ihr uns auch noch beschert! Sieh nur, Vater!« Und Jule hielt diesem das kleine Bild vor die Augen.

»Ja, das gefällt mir, aber mein Becher auch. Woher habt ihr denn nur auch gewußt, daß ich mir gerade so einen wünschte?«

Da strahlten die Gesichter der Kinder, daß sie alles so gut getroffen hatten. Aber dann kam noch etwas sehr Schönes.

Jule hieß alle drei sich auf das Sofa setzen, und dann ging sie in eine Nebenkammer. Als sie herauskam, trug sie eine kleine Krippe. Die hatte sie aus Pappe ausgeschnitten und zusammengeklebt. Durchs Fensterlein aus rotem, durchsichtigem Papier, das sie von ihren Bonbons her hatte, fiel ein herrlicher, warmer Strahl auf die heilige Familie. Das war einfach entzückend, und Fritz rief: »Das ist ja beinahe so schön wie bei der Christmett'n in der Kirch'n daheim!«

Auch über des alten Mannes Gesicht ging ein Leuchten, und er faltete mühsam die Hände. Draußen auf dem Platz fingen sämtliche Glocken der Kirche an, die heilige Weihnacht einzuläuten, und er sagte: »Kann eins von euch Kindern schon die Weihnachtgeschichte hersagen?«

Das konnte keines. Da sagte sie der alte Mann deutlich Wort für Wort, und die Kinder horchten auf die schöne Erzählung, die sie von der Schule her schon kannten, die ihnen aber noch nie so klar geworden war wie jetzt. Fast leid tat es ihnen, als Jule meinte: »Kinderle, jetzt müssen wir zur Großmutter hinüber, bei der ist inzwischen am Ende auch das Christkind gewesen.«

»Dürfen wir die Krippe mitnehmen?« fragte Fritz, und auf ein »Ja freilich!« von Jule stieß er einen Juhschrei aus und faßte das feine Machwerk mit seinen derben Bubenfäusten.

»Halt, halt, so geht's nicht! Ich stell's auf mein Brett und trag's lieber selber, damit wir es auch heil hinüberbringen!« rief Jule.

Gleich darauf setzte sich die kleine Gesellschaft in Bewegung, nicht ohne daß sich alle vorher noch bei dem alten Mann verabschiedet hätten, wobei dieser sagte: »Jetzt habt ihr den Weg gefunden, jetzt besucht mich auch wieder. Und wenn ihr einmal niemand habt, der euch gern eure Sprüche und Lieder überhört, so tu ich's gern. Auch ein bißchen Rechnen und Rechtschreiben versteh ich noch!«

Diesmal war's das Lenerl, das Juchhe schrie, denn sie hatte sich schon manchmal gewünscht, daß ihr jemand beim Lernen helfen möchte. Hoch befriedigt zogen die Kinder ab.

Auch bei Großmutter war es schön. Ein Bäumlein stand auf dem gedeckten Tisch, und jedes der Kinder bekam gute, nützliche Sachen: Hausschuhe, Taschentücher, Handschuhe und gefüllte Federkästchen, letztere von Fräulein Bland. Diese war über Weihnachten bei Freunden auswärts. Auch etwas Spielzeug hatte die Großmutter für jedes der Kinder beigelegt, – das hatte sie sich nicht versagen können. Die Mädchen machten sofort ihre neuen Puppen mit den alten bekannt, und Fritz war selig über einen Farbenkasten und Bilderbogen zum Anmalen.

»Viel ist's ja leider nicht, was ich den armen Tröpfle geben kann«, sagte die Großmutter fast ein bißchen bitter zu Jule. Die aber meinte: »Ob viel oder wenig, ob billig oder teuer, darauf kommt es bei Kindern doch gottlob nicht an, – das steht man bei meinem billigen, einfachen Kripplein.«

Wenn auch die Stube nicht voll schöner Sachen war, so verbrachten die Kinder in ihr die Feiertage doch vergnügt und zufrieden. Schön war es auch, daß die Großmutter am Christfest wenigstens den ganzen Tag daheim bleiben durfte, und wenn sie auch nicht die Gabe hatte, Spiele anzugeben und mitzutun, so war sie doch da und konnte zuschauen, und es war schon hübsch, sagen zu können: »Großmutterl, sieh, was ich schon g'malt hab!« – »Großmutter, schau, wie die neuen Pupp'n so brav im Wagerl lieg'n bei den andern!« – »Großmutter, sixt, was das Christkind'! in der Krippe für liebe Äuglein hinmacht?«


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