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Nachwort der Verfasserin.

Wenn Ihr, liebe Kinder, diese Geschichte gelesen habt, so mag wohl manches unter Euch denken, daß Hanneles Schicksal eigentlich ein hartes sei, und Ihr hättet vielleicht viel lieber gehabt, daß sie entweder gleich mit den Eltern oder nachher allein auch nach Amerika hätte fahren dürfen. Angenehmer wäre das schon gewesen, aber ob besser?

 

Hat eines von Euch je einmal ein Opfer gebracht? Ich meine ein richtiges, wirkliches, das weh tat, und wobei es etwas sehr Liebes drangeben mußte? Die schon in solcher Lage waren, die wissen, daß das wahrlich nicht leicht war; aber sie haben vielleicht auch wie Hanne erfahren dürfen, daß irgend etwas Gutes oder Glückbringendes daraus entstanden ist. Jedenfalls durften sie das empfinden, daß in ihr Herz ein ganz merkwürdiger Friede kam, daß sie ganz anders vergnügt sein konnten, als wenn alles nach ihrem Willen gegangen wäre.

Es brauchen das noch gar keine so großen Opfer zu sein, wie Hannele sie brachte, auch kleine, alltägliche haben dieselbe Wirkung. Und, habt acht, besonders die Opfer, die Ihr lieben alten Leuten bringt, das sind die gesegnetsten.

Ich weiß wohl, nicht immer versteht sich jung und alt. Und wo eines unter Euch noch einen Großvater, eine Großmutter oder alte Verwandte hat, das wüßte mir wohl zu erzählen von diesen und jenen Wunderlichkeiten, von Altmodisch- und Engherzigsein, und wie bei den Alten immer nur das gelte, wie es in ihrer Jugendzeit gewesen. Das war aber von jeher so, und wenn ihr selber einmal alt seid, so werdet ihr gerade so denken und es gerade so machen. Das kommt daher, weil die Alten die Jungen so lieb haben, daß sie ihnen gerne das, was sie in einem langen Leben als richtig erkannt haben, einpflanzen und ihnen die schlimmen Erfahrungen, die sie gemacht, ersparen möchten. Daran, bitte, denkt doch immer, wenn Euch diese treuen Ratschläge manchmal ein wenig langweilen wollen.

Und dann, bitte, erweist alten Menschen so viel Liebe, als Ihr nur könnt. Ihr glaubt nicht, wie wohl gerade ihnen, die schon so viel im Leben hergeben mußten, Liebe und Liebesbeweise tun! Es handelt sich auch hier nur oft um ganz kleine Dinge. Werdet nicht ungeduldig, wenn Großvater immer und immer wieder seine Brille verlegt und Ihr sie suchen sollt, wenn Großmutter ein bißchen unleidlich und strenge sich äußert über Euern modernen Sport, wenn der Onkel beständig von der guten, alten Zeit spricht! Überwindet Euch, wenn Ihr rasch gehen möchtet, und die alten Füße neben Euch machen nur so winzige kleine Schrittlein, wenn Ihr dem schwer Hörenden alles, auch oft recht Unbedeutendes wiederholen sollt, oder jemand Altem, das schlecht sieht, die Zeitung vorlesen müßt, wo Ihr doch so viel lieber Eure Geschichte fertig lesen möchtet, wenn Ihr im Krankenzimmer Gesellschaft leisten sollt oder am Fahrstuhl im Garten aushalten, während die anderen einen großen Spaziergang machen … Dies und noch vieles andere, das sind Opfer! Und ich möchte Euch herzlich bitten, zwingt Euch dazu, sie zu bringen, – aber mit einem freundlichen Gesicht, denn Ihr glaubt gar nicht, wie empfänglich hierfür solch ein altes Menschenkind ist, und wie tief traurig es oft im Innern sein kann, wenn es zu empfinden bekommt, daß das, was man ihm tut, eben ein »Opfer« ist!

Und noch eins! Findet nie langweilig die guten Worte, die Euch solch ein Altes sagt, prägt sie Euch im Gegenteil fest ein, auch wenn Ihr sie noch nicht ganz versteht, und Ihr werdet sehen, sie werden einst Perlen auf Eurem späteren Lebensweg. Und dann, – Ihr glaubt gar nicht, was das für ein gutes Gefühl ist, wenn solch liebes, altes Menschenkind von einem scheidet und man sich sagen kann: Ich hab' es lieb gehabt und habe ihm Gutes getan, soviel ich vermochte. Das Gegenteil kann einen ein ganzes Leben lang verfolgen!

Nun weiß ich aber für heute nichts mehr, als daß ich Euch alle innig grüße und bin und bleibe von Jahr zu Jahr

Eure alte getreue

Tony Schumacher,
geb. von Baur-Breitenfeld.

Stuttgart, Olgastraße 33 I.

Was in jedem meiner Bücher steht, gilt auch für dieses. Es freut mich, wenn Ihr mir auch ein bißchen von Euch und Eurem Leben schreibt – aber frischweg vom Herzen, ja nicht nach einem Konzept! Und wer ein Bildchen von den Helden dieser Geschichte haben will, der soll es bekommen. Aber bitte um deutliche Adresse!

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