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»Messieurs, wir haben einen Dichter in Potsdam bei meinem Regiment. Sein Poem, das mir der General von Stille mitgeteilt hat, ist graziös und voller Charme. Es ist merveilleux, daß so etwas in deutscher Sprache geschrieben werden kann.«
So sprach Prinz Heinrich von Preußen im Schlosse zu Berlin vor einem großen Kreise höherer Offiziere, und von Stund an ward die gesellschaftliche Stellung Ewalds von Kleist eine völlig andere. Er hätte zu den Berlinern und insbesondere den Offizieren mit Menschen- und mit Engelszungen reden, er hätte ihnen das größte dichterische Kunstwerk aller Zeiten vorsetzen können, sie würden es nicht gelesen und nur darüber gespottet und ihre Glossen gemacht haben. Wenn aber ein Mitglied des königlichen Hauses ein Gedicht exzellent fand, so war es eben exzellent, und wer von einem leibhaftigen Prinzen ein Mann von Geist genannt ward, nun, der war ohne Zweifel ein Mann von Geist. Wer eine Berühmtheit sein wollte, der mußte erst an höchster Stelle abgestempelt werden, sonst galt er nichts in Potsdam und Berlin. Man las seine Schriften dann natürlich ebensowenig wie früher, aber man bewunderte sie. Das erlebte nun auch mit einem Male Ewald von Kleist. Die Witzeleien und Spöttereien der Kameraden über sein Reiten auf dem Pegasus hörten mit einem Schlage auf. Der Leutnant von Schwotinski – der Fähnrich war inzwischen avanciert – erklärte nicht mehr, daß jeder überschnappen müsse, der ›Versche‹ mache. Als er eines Tages Kleist mit dem General von Stille Arm in Arm hatte gehen sehen, erwachte vielmehr auch in seiner Brust der künstlerische Schaffenstrieb, und er beschloß, ein Gedicht auf den König anzufertigen. Er vermochte aber seiner widerspenstigen Muse nur die zwei Zeilen abzutrotzen:
O magnifiquer Friedrich,
Was bist du für ein König!
Als ihm nach zwei Stunden verzweifelten Nachdenkens durchaus nichts weiter einfallen wollte, ging er zornig in den Weißen Bären, betrank sich dort still und einsam, aber stark und mied seitdem die beschwerlichen Pfade, die zum Parnassus emporführen. Den dichtenden Kameraden betrachtete er seit der Zeit zwar immer noch mit tiefem Mißbehagen, aber zugleich auch mit achtungsvoller Scheu; denn was mußte das für ein Kerl sein, dem so viele Verse gelangen, Verse, die sogar vom Bruder Seiner Majestät gelobt wurden!
Natürlich erfuhr Kleist sehr bald, wem er die allgemeine Hochachtung verdankte, die man ihm jetzt entgegenbrachte, und er freute sich von Herzen darüber. Der Prinz hatte ihn früher mit kühler Gleichgültigkeit behandelt, und das hatte ihn oft gewurmt. Denn er dachte hoch von seinem jungen fürstlichen Chef, nicht nur, weil er der Bruder seines Königs war, sondern weil er sich im letzten Feldzug als ein Mann von brausender Tapferkeit und ausgezeichnetem militärischen Talent gezeigt. Vielleicht war er dazu berufen, in dem großen Entscheidungskampfe um Schlesien, der ja früher oder später kommen mußte, seinem erhabenen Bruder als Feldherr zur Seite zu treten.
Nur eines störte Kleists Freude an dem jungen Ruhm, der ihm zu erblühen begann. Das waren die häufigen Einladungen, die er nun mit einem Male erhielt. Er war ganz und gar kein Freund der großen Geselligkeit, und die vielen Abende, die er unter ganz gleichgültigen, ihm langweiligen Menschen verbringen mußte, waren ihm ein Greuel. »Wahrhaftig, lieber Sulzer,« sagte er an einem schönen Sommertage zu dem Freunde, der ihn zu einer kleinen Mittagsfête einlud, »wären Sie es nicht, so sagte ich am liebsten ab. Vorgestern beim Oberst von Polenz, gestern beim Hofprediger Sack, übermorgen nun wieder bei Ihnen – es wird etwas viel.«
»Aber bester Herr von Kleist, Sie machen mich unglücklich, wenn Sie nicht kommen! Wirklich unglücklich! Ich habe eine so schöne Überraschung für Sie. Sie würden es selbst bedauern, wenn Sie nicht kämen!« rief der Professor, ihm fortwährend die Hand mit großer Wärme schüttelnd. »Nicht wahr, Sie sagen nicht ab?«
»Nein, nein,« erwiderte Kleist lachend. »Sie wissen, wie neugierig ich bin, und Sie machen ein so verschmitztes und geheimnisvolles Gesicht, daß ich auf Ihre große Überraschung äußerst gespannt bin.«
Können Sie auch, Wertgeschätzter, können Sie auch! Sie werden sehen: So haben Sie sich lange nicht gefreut.«
»Schön. Danke jedenfalls für die gute Absicht. Wird denn der General auch zugegen sein?«
»Der General kommt auch, aber nur sozusagen zum Dessert. Er ist vorher bei Seiner Hoheit, dem Prinzen Heinrich. Der Prinz bewahrt seinem früheren Erzieher eine wahrhaft rührende Anhänglichkeit.«
»Er kann sie keinem Würdigeren bewahren.«
»Da haben Sie recht. Stille ist ein Prachtmensch. Übrigens ist auch Hirzel geladen, der junge Schweizer, Ihr guter Bekannter.«
»Sagen Sie ruhig: Ihr Freund. Ich bin seit neulich öfter mit ihm zusammengekommen und kann wohl sagen: Einen liebenswürdigeren, kenntnisreicheren und witzigeren Menschen habe ich selten gefunden. Das ist ja charmant von Ihnen, daß Sie ihn auch eingeladen haben. Mein Diener soll gleich ein Billet an ihn hintragen, daß wir uns zusammen einen Wagen nehmen.«
Als der Tag der Sulzerschen Fête herangekommen war, fuhr Hirzel, wie verabredet, am Morgen vor der Wohnung Kleists vor, um ihn abzuholen. Aber er wartete lange vergeblich, der sonst so pünktliche Kleist erschien nicht. Endlich dauerte ihm die Sache zu lange, er stieg aus und drang in das Haus ein. Dort fand er den Freund in einer wunderlichen Situation vor. Er saß vor seinem Sekretär, hatte ein aufgeschlagenes, bedrucktes Heft vor sich liegen und starrte verzückt ins Leere. Die Einladung wie die übrige Welt schien er vergessen zu haben.
»Aber mein Gott, Herr von Kleist!« rief Hirzel erstaunt, »wie sehen Sie denn aus?« Sie haben ja einen Ausdruck im Gesicht – halb wie ein Seraph und halb wie ein Prophet!«
Bei dieser Anrede kehrte Kleists Geist zur Erde zurück, der er offenbar entrückt gewesen war. Er strich sich die Haare aus der Stirn, lächelte und sagte tief aufatmend: »Hirzel, Freund, Mensch! Danken Sie Gott, daß Sie ein Zeitgenosse sind, denn es ist eine große Zeit, in der wir leben. Der große Friedrich trägt die Königskrone, und ein anderer großer Friedrich erscheint in der deutschen Literatur. Wissen Sie, was das hier ist? Das sind die ›Bremer Beiträge‹, und darin läßt sich ein Dichter hören, ein Dichter, Herr, wie ihn Deutschland noch nicht gesehen hat, und dem gegenüber wir allzumal armselige Stümper sind. Ich nehme das Heft mit zu Sulzer und lese die Dichtung dort nach Tische vor. Sie werden staunen, oder vielmehr, Sie werden ergriffen und erschüttert sein.« –
Als die beiden um die Mittagszeit das Sulzersche Haus betraten, kam ihnen der Gastgeber schon im Flur entgegen und führte sie mit zeremonieller Feierlichkeit, die von seinem sonstigen lebendigen Wesen wunderlich verschieden war, in eine Stube des Unterstockes. »Die übrigen Herrschaften sind oben,« sagte er geheimnisvoll flüsternd.
»Vorher aber sollen Sie Ihre Überraschung haben. Sehen Sie den Vorhang dort in der Ecke? Ziehen Sie an dieser Schnur, und Sie werden ein Wunder sehen.«
Kleist tat, wie ihm geheißen, und vor ihm stand Gleim. Die beiden Freunde fielen einander in die Arme. Gleim vergoß reichliche Tränen der Rührung, ohne die bei ihm ein freudig bewegter Moment des Lebens undenkbar war. Kleist drückte Sulzern kräftig die Hand. »Da haben Sie mir allerdings die schönste Überraschung bereitet, die Sie mir überhaupt bereiten konnten. Haben Sie herzlichen Dank dafür,« sagte er.
»Sehen Sie, das dacht' ich mir. Unser Gleim hatte mir geschrieben, daß er herkommen und Sie durch seinen Besuch überraschen wolle. Da bat ich ihn, die Sache bei mir inszenieren zu dürfen. Aber nun kommen Sie, kommen Sie, die Gesellschaft wartet schon.«
Sulzer hatte, wie Kleist beim Eintreten bemerkte, so ziemlich alles geladen, was in Berlin ernste literarische Interessen hatte. Es waren da die Geheimräte Buchholtz und Gause mit ihren Damen, der Hofprediger Sack und mehrere andere Herren und Damen von Distinktion, und sie alle waren offensichtlich zu dem Zwecke zusammengekommen, den Dichter des »Frühlings« zu feiern. Denn sein Stuhl war mit Rosen umkränzt, auf ihn hielt Sulzer gleich nach der Suppe eine schwungvolle und überschwängliche Rede und erklärte ganz ausdrücklich, daß dies eine Kleist-Feier sein solle, ein Symposion dem Dichter zu Ehren, der durch die Anmut seiner Verse sie alle entzückt und hingerisen habe. Der junge Hirzel verlas eine begeisterte Kritik des »Frühlings« aus der Feder seines Landsmannes Bodmer, die mit Bravorufen und Händeklatschen angehört wurde. Ramler trug eine sapphische Ode vor, die er auf Kleist gedichtet hatte. Der alte weißhaarige Geheimrat Buchholtz überreichte ihm sogar einen Lorbeerkranz und bat um die Erlaubnis, auf seine und vieler Freunde Kosten eine neue schönere Ausgabe des Frühlings veranstalten zu dürfen.
Der gute Gleim schwamm in Wonne, den geliebten Freund so geehrt und gefeiert zu sehen, und als er merkte, daß Kleist bei den hochtrabenden Worten Sulzers mehrmals unmutig zusammenzuckte und überhaupt mehr verlegen und mißvergnügt als erfreut aussah, raunte er ihm zu: »Aber Kleist! Seien Sie doch nicht allzu bescheiden und lassen Sie sich einmal feiern. Verderben Sie den guten Leuten ihre Freude nicht. Das alles ist ja so gut und ehrlich gemeint.«
»Sie haben recht,« gab Kleist leise zurück. »Sie sind viel klüger und besser als ich. Ehrliche Begeisterung darf man nicht zurückstoßen.«
Von da an ließ er alles mit einem freundlichen Lächeln über sich ergehen, ja schließlich schien er die Überschwänglichkeit der Huldigungen von der humoristischen Seite aufzunehmen. Er machte ein so drollig ernsthaftes und feierliches Gesicht dazu, daß Gleim unwillkürlich lachen mußte.
Da tippte ihm im Eifer des Gesprächs der aufgeregte Sulzer auf die Brust und sagte dann erstaunt: »Der Tausend, Sie führen wohl ein Manuskript in der Tasche mit sich und wollen es uns zum besten geben?«
»Ach richtig,« entgegnete Kleist. »Das hatte ich fast vergessen. Ein Manuskript ist es allerdings nicht, aber zum besten geben will ich es, wenn Sie es gestatten.«
Er stand auf, schlug an sein Glas und sprach: »Meine Damen und Herren! Sie haben mir heute, unser verehrter Gastfreund an der Spitze, so viel Liebe und Freundlichkeit erwiesen, daß ich Ihnen den innigsten Dank dafür sagen muß. Sie haben mich gefeiert, daß ich schamrot werden mußte. Sie haben mich erhoben weit höher, als ich es verdiene. Ich will mich nun erkenntlich zeigen. Ich möchte Ihnen etwas Wundervolles vorlesen, was Sie noch nicht kennen, denn kennten Sie es, so würden Sie alle von nichts anderem reden. Wende mir niemand ein, es sei nicht die rechte Zeit dazu am Schlüsse eines Gastmahls. So, wie wir den Wein genießen, macht er unsere Seelen nicht stumpf, sondern er öffnet unsere Herzen allem Schönen. So hielten es die Alten bei ihren Symposien auch. Also, wollen Sie hören?«
»Natürlich! Bitte!« klang es von allen Seiten.
Kleist öffnete das Heft und las mit seiner markigen Stimme, die oftmals in tiefer Bewegung zitterte, den ersten Gesang des »Messias« von Friedrich Gottlieb Klopstock, der anhebt:
»Singe, unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung.«
Vom ersten Wort an hing alles an seinen Lippen. Als er geendet hatte, war eine feierliche Stille, wie in der Kirche. Einigen standen die Tränen in den Augen.
Kleist legte das Heft vor sich auf den Tisch, ergriff sein Glas und sagte: »Nun, meine Herrschaften, Sie werden mir zugeben, daß so etwas in deutscher Sprache noch nie gedichtet worden ist. Da ist jedes Wort Musik, und welche Größe der Gedanken! Hier diesen Lorbeerkranz – ich nehme ihn mit nach Hause und verschaffe mir ein Bild dieses Dichters und umwinde es damit. Er verdient den Lorbeer tausendmal mehr als wir alle. Er führt das Morgenrot einer neuen Zeit herauf. Meine Herrschaften, der göttliche Sänger des ›Messias‹, Friedrich Gottlieb Klopstock, lebe hoch!«
Alle sprangen von ihren Sitzen auf und jubelten Beifall. Hell tönten die Gläser. Aber noch während sie erklangen, rief Gleim: »Und nun noch einmal Vivat Kleist! Nicht dem Dichter gilt es diesmal, es gilt dem Menschen. Das ist ganz mein Kleist, unser Kleist! Man feiert ihn, und er lädt die Ehren auf einen anderen ab. Dem edlen, selbstlosen Manne mein Glas! Er lebe!«
Wieder brausender Beifall. Alles umdrängte Kleist, der mit feuchten Augen dastand. In dem allgemeinen Tumult hatte niemand bemerkt, daß der General Stille eingetreten war. Plötzlich stand er vor Kleist und zwar in voller Uniform, denn er kam vom Prinzen. Als man ihn bemerkte, legte sich der Lärm sogleich.
»Mein lieber Kleist,« sagte der alte General, »ich komme recht spät zu Ihrem Ehrenfeste, zu dem mich Herr Professor Sulzer eingeladen hatte. Aber ich bin glücklich, doch etwas noch zur Erhöhung Ihrer Stimmung beitragen zu können. Dieses Papier sollten Sie erst übermorgen erhalten, ich habe mir's aber heute schon vom Prinzen aushändigen lassen. Seine Majestät hat Sie zum Stabskapitän ernannt. Hier Ihr Patent.«
Kleist stand starr. Dann ergriff er wider alle Etikette die beiden Hände des alten Herrn und beugte sich über sie; aber der General schloß ihn in die Arme und küßte ihn herzlich auf die Wangen. »Sie verdanken das nicht etwa meiner Protektion,« sagte er. »Sie haben sich durch Ihre treue Pflichterfüllung dem Prinzen und durch ihn dem Könige empfohlen. Seine Majestät hat sich vorgestern in Sanssouci sehr günstig über Sie geäußert und hat ein Gespräch über Sie mit ihrem Vetter, dem Generalmajor von Kleist, gehabt. Näheres weiß ich nicht, wußte auch der Prinz nicht.«
»Vivat unser großer gnädiger König!« rief der von Freude und Wein fast berauschte Gleim, und noch lauter und brausender erklang der Jubel als vorher. –
»Werde ich je in meinem Leben einen schöneren Tag sehen, als den gestrigen? Ich zweifle daran,« schrieb am anderen Morgen Kleist in sein Tagebuch. Aber wie das Unglück, so kommt auch das Glück selten allein, und so brachte ihm schon der folgende Tag ein noch freudigeres Erlebnis.
Denn am Nachmittag waren alle avancierten Offiziere der Potsdamer Garnison auf die Terrasse von Sanssouci befohlen, um sich dem König vorzustellen. Punkt vier Uhr trat der König aus dem Schlosse, begleitet von seinem Adjutanten und mehreren Generalen, unter denen sich auch Franz Ulrich von Kleist befand.
Durch einen günstigen Zufall lief einer der Windhunde des Königs gerade auf den neuernannten Stabskapitän von Kleist zu, leckte ihm erst die Stiefeln und sprang dann tänzelnd an ihm empor.
Nun hatte der große Friedrich den merkwürdigen Aberglauben, den er auch offen aussprach, daß diese Tiere nur guten Menschen gegenüber freundlich und zutraulich seien. Er warf daher einen wohlgefälligen Blick auf den steif dastehenden Offizier und trat auf ihn zu, während er »Kusch, Biche, allons hierher!« rief.
»Ah,« sagte er, »sieh da, das ist der Dichter! Ich habe sein Poem gelesen und finde es für einen Deutschen admirabel. Er hat viel Charme in seiner Sprache. Sag er mal,« fuhr er fort und sah ihn nachdenklich an, »wenn er denn ein Poet ist, ist ihm dann der Dienst nicht schrecklich schwer und ennuyant?«
»Im Dienste Eurer Majestät ist mir nichts schwer und ennuyant,« erwiderte Kleist fest.
Der König nickte freundlich. »Und ist es wahr, daß er eine reiche Mariage hätte machen können, wenn er zu den Sachsen gezogen wäre?«
Kleist wurde puterrot. »Na, er braucht sich darüber nicht zu verwundern, daß ich's weiß,« sagte Friedrich; »als König erfährt man mancherlei, par exemple von dem da.«
Er wies auf den General.
»Jawohl, es ist so, Eure Majestät,« antwortete Kleist leise.
»Ein Exempel des Geistes in meiner Armee, Messieurs,« wandte sich der König an sein Gefolge. »Der Mann schreibt zärtliche Idyllen, aber er tut den ennuyanten Dienst wie einer. Er könnte in Sachsen heiraten und zu Gelde kommen, aber er bleibt bei mir. Ich habe viele Kleists, ihn« – auf den General deutend – »könnte man den wilden Kleist nennen, dieser hier müßte der getreue Kleist heißen.« Noch ein halber Blitz aus den großen Augen traf den Glücklichen, dann schritt der König weiter die Reihe hinab.
Am Abend dieses Tages holte sich Ewald von Kleist im Kreise der Kameraden den stärksten Rausch seines Lebens. Nicht der Champagner, der in Strömen floß, überwältigte ihn, sondern die freudige Aufregung über die Gnade des Königs, zu der ihm alle Glück wünschten. Die Worte Friedrichs hatten ihn so hoch beglückt, als hätte er den pour le mérite erhalten, und als er schon im Schlafe lag, fuhr er noch einmal empor, denn es war ihm, als höre er den König wiederum sagen: »Dieser hier müßte der getreue Kleist heißen.«