Maximilian Schmidt
Die Jachenauer in Griechenland
Maximilian Schmidt

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XIV.

Der Zigeuner Duli hatte wahr gesprochen und seine Mitteilungen waren für das Truppenkommando in Nauplia und die Regierung von großem Belang.

An den Nordgrenzen des Königreiches spukte ein böser Geist. CapodistriasDes Präsidenten der 1831 gestürzten Republik. mächtige Partei erhob ihr feindseliges Haupt unter Kolokotronis Einfluß gegen die Regierung, und ihre hinterlistigen Anschläge hatten den Sturz der Regentschaft zum Zweck.

Der Revolutionsgeist war schon in Abnahme begriffen gewesen, man war mit den erlassenen Verordnungen zufrieden, da erschien ein Erlaß über die Auflösung des frühern Nationalheeres und die Organisation der Armee, wobei die Nationaltracht verbannt und die verhaßte europäische Kleidung und Bewaffnung eingeführt werden sollte. Diese Abschaffung der Nationaltracht, in welcher die insularen Arnauten zur See und die Rumelioten zu Lande ihre herrlichen Siege zur Befreiung vom Halbmonde erfochten hatten, wurde mit der Bemerkung der Regentschaft erklärt: »Das orientalische Unwesen müsse aufhören!«

Weitere Unzufriedenheit verursachte es, daß die in das neue Heer aufzunehmenden Offiziere des aufgelösten griechischen Nationalheeres einen Grad niederer eintreten sollten, während die aus Bayern gekommenen freiwilligen Offiziere auf Beförderung zu höhern Chargen 168 außerordentlich begünstigt wurden, und endlich die Verweisung der nicht angestellten, auf einen äußerst geringen Sold gesetzten Offiziere nach der Insel Aegina, wo sie ihrer ferneren Bestimmung harren sollten.

Eine solche Behandlung weckte die Griechen aus einem schönen Traume, vernichtete manche Hoffnung und erzeugte Erbitterung und fanatischen Haß. Eine immer größere Abneigung gegen die im Auslande geworbenen Truppen machte sich fühlbar, besonders aber gegen die Regentschaft, die nach der Griechen Ansicht den Umsturz der griechischen Religion, der alten Sitten und Gebräuche beabsichtigte.

Griechenland erhoffte von der Regentschaft nicht nur den Frieden, der erste und innigste Wunsch dieses Volkes war die Erhaltung und Befestigung seiner Nationalität, und dieses edle Vertrauen wurde leider getäuscht. Dazu führte Graf Armansperg den Generalzehnten ein, welcher den Bürgern und Bauern, die ohnedem ausgesogen, deren Felder verwüstet und unbebaut waren, keine Aussicht gewährte, sich erholen zu können.

Das Vertrauen in die Regentschaft verschwand noch mehr, als im Schoße derselben selbst der Zwiespalt deutlich hervortrat. Die heimatlosen Palikaren zogen nun im Lande umher und schürten den Enthusiasmus für Kolokotroni, den mit Ruhm umstrahlten Heros des Freiheitskampfes, besonders in Rumelien, wo dessen Partei sehr verzweigt war, deren Umtriebe jedoch durch schnelle Absendung einer beträchtlichen Truppenabteilung nach jenen Gegenden und durch Verhaftung aller verdächtigen Häuptlinge bald unterdrückt war.

Auf Itz-Kali waren die des Staatsverrats angeklagten Palikaren-Chefs Theodor Kolokotroni, Theodor Grivas, 169 Demetrius Plapulos und andere in Haft. Auch die Gefängnisse auf Palamides und Burdschi waren mit solchen der Verschwörung angeschuldigten Personen angefüllt, deren Prozeß die Gemüter im höchsten Grade erregte. Selbst Kalliopulos Plapulos, welcher als Mitglied der nach München gesandten Deputation von dem König von Bayern das Kommandeurkreuz des Zivilverdienstordens erhalten hatte und nach Griechenland zurückgekehrt, den König Otto auf einer Reise nach Morea begleitete, war als Anhänger der Capodistrianer an der Seite des Königs verhaftet und in das Gefängnis nach Itz-Kali gebracht.Grivas ward freigesprochen, Kolokotronis und Kalliopulos aber zum Tode verurteilt, jedoch zu zwanzigjährigem Gefängnis begnadigt. Später versprach der König Kolokotronis um Gnade bittenden Söhnen, bei seiner Thronbesteigung den Kerker ihres Vaters zu öffnen.

Als Wendel nach längerem Kommando in Chalkis auf Negroponte, woselbst die Hälfte des Kommandos an gefährlichem Fieber erkrankte und großenteils daran starb, in Nauplia wieder eintraf und den Feldkaplan begrüßen wollte, erfuhr er, daß derselbe todkrank im Spitale auf Itz-Kali liege.

Dort fand er den Kranken in Behandlung des Stabsarztes und in der Pflege des Hüterhannes. Er war infolge der anstrengenden Krankenbesuche von den Blattern angesteckt worden und nun dem Tode nahe. Aber die sorgsame Pflege des Hannes, der nicht von seinem Bette wich, sowie die Kunst des sich in jeder Weise aufopfernden Stabsarztes Fleschuez, brachten ihn wieder auf den Weg der Besserung, und Wendel konnte ihm bereits hierzu Glück wünschen.

»No', Hannes,« fragte Wendel, »willst dei' Vorhabn 170 ausführen und Grund und Boden erwerben in Griechenland?«

»Und wenn i 'n gschenkt krieget, möcht i 'n nit,« erwiderte der Gefragte. »Da frett' i mi doch lieber in unserm Boarnland durchs Leben, als daß i da a Selbster (Grundherr) weret.«

»Du brauchst dich in Bayern nimmer durchz'fretten,« sagte der Pfarrer. »Deiner Pflege verdank ich nebst Gott und dem Herrn Stabsarzt mein Leben und ich verhelf' dir zu einem Bauernhöfel in der Jachenau. Du sollst dei' Mirdei heiraten. Will's Gott, daß wir glücklich heimkommen, so wollen wir uns alle wieder unsers Lebens freuen und in der Heimat ebenso zusammenhalten wie hier.«

Hannes weinte Thränen der Freude und küßte dem freundlichen Herrn die abgemagerte Hand. So sollte sein höchster Wunsch sich dennoch erfüllen, und noch dazu in der Heimat!

Der ehemalige Jachenauer Schullehrer kam auch recht oft, um sich nach dem Befinden des Pfarrers zu erkundigen. Seine Begeisterung für Griechenland ward infolge der traurigen Verhältnisse sehr vermindert, und als ihn der Pfarrer lächelnd fragte, ob er noch auf Hellas dichte, las ihm der Lehrer sein neuestes Opus vor, das zu seinen frühern Liedern, die so begeistert klangen und von so sehnsüchtigem Verlangen zeugten, einen ganz entsetzlichen Gegensatz bot. Das Lied lautete:

Kennst du das Land, von Dichtern ausposaunt,
Auf dem Papier gar höchlich angestaunt,
Gemalt von Malern, die es nie geseh'n,
Mit bunten Farben, Thälern, so wie Höh'n?
Kennst du es wohl? – von dort, von dort,
Laß uns so schnell als möglich fort.

Kennst du das Land, verbrannt vom Sonnenstrahl,
Gebirg ohn' Baum und Felsen dürr und kahl,
Kein grünes Laub, das schattend dich umzieht,
Wenn dir die Hölle auf den Schädel glüht?
Kennst du es wohl? u. s. w.

Kennst du das Haus, aus Stein und Kot erbaut,
Die Stuben drin verödet und versaut,
Zerfall'ne Löcher, die der Wind durchheult,
Wenn von den Bergen er das Land durcheilt?
Kennst du es wohl? u. s. w.

Kennst du das Bett mit seiner Wanzenqual?
Kennst du der Flöhe unermess'ne Zahl?
Sie rauben dir den Schlaf, den letzten Freund,
Wenn er zum Trost dir in der Nacht erscheint.
Kennst du es wohl? u. s. w.

Kennst du das Volk, das dieses Land bewohnt,
Das faul und stolz auf seinen Plätzen thront,
Oliven ißt, auf seine Ahnen prahlt,
Und statt des Geldes nur mit Läusen zahlt?
Kennst du es wohl? u. s. w.

Das sind Hellenen, das ist Griechenland!
Dorthin hat die Begeist'rung uns gebannt!
Das ist das Land, wo Goldorangen glühn,
Wo Wohlgerüche nur die Luft durchziehn!
Du kennst es wohl, drum laß von dort
So eilig uns als möglich fort!

»Grell und schroff,« sagte der Pfarrer, »ist die Wahrheit, die dieses Gedicht enthält, aber es ist leider die Wahrheit!«

Die anderen stimmten bei. Sie trennten sich mit dem Schlußgedanken: »Laßt von dort so eilig uns als möglich fort.«

Graf Armansperg handelte in seinen Regierungsmaximen im Sinne Englands, das Griechenlands 172 Emporkommen bei der Nähe der Jonischen Inseln mit Widerwillen sah und jeder freien Entwicklung des jungen Staates hemmend entgegentrat. Mit Sehnsucht hoffte man deshalb auf den Zeitpunkt, da der junge König selbst die Regierung antreten werde, dessen ausgezeichneter Herzensgüte man vertraute.

Nach und nach kamen neue Abteilungen Freiwilliger aus Bayern heran und einige Bataillone des Hilfskorps konnten in das Vaterland zurückkehren. Die Batterie Schnitzlein war bereits zum Rückmarsche beordert, als ein neuer Aufstand in der Maina, Arkadien und Messenien ausbrach und gleichzeitige Erhebungen in Rumelien die Heimkehr verzögerten. Tausende von Aufrührern zogen von Ort zu Ort, gewannen das Volk durch Schrecken, durch Vorspiegelung einer Konstitution und die Vertreibung aller Fremden, deuteten auf die Unterstützung einer hohen Macht hin und führten eine Fahne mit dem Phönix und der Inschrift: »Im Namen Griechenlands!«

In dieser schlimmen Zeit nun wurden die verabschiedeten Palikaren aufgeboten, sich unter ihren Chefs wieder zu sammeln. Und sie kamen bei dem ersten Aufrufe auch wirklich alle herbei. In Nauplia fanden sie ihre alten Anführer versammelt, sie erhielten Waffen und Geld und zogen mit den Bayern gegen die Aufrührer.

Niemand sprach es offen aus, aber auf allen Gesichtern stand die Frage zu lesen: Werden sie dieses Vertrauen rechtfertigen oder zu den Rebellen übergehen? Man war in peinlichster Erwartung.

Da stieg auch der alte Mainotenhäuptling Katzako Mavromichali mit 3–400 Mainoten von seinen Bergen herab und stellte sich den Rebellen gegenüber. Die 173 Palikaren, unter einem ihrer ehemaligen ersten Häupter, dem vielbekannten Grivas, hielten sich vortrefflich, und unter Leitung des griechischen Generals von Schmalz wurden unter tapferer Mitwirkung der bayrischen Truppen, besonders der soeben aus Bayern gekommenen Freiwilligen, Wunder der Tapferkeit verrichtet, die Aufständischen geschlagen und gefangen. In Messenien schlug Hadschi Christos mit seinen Palikaren die Empörer aufs Haupt. Allerdings hatten auch die Sieger große Verluste an Toten und Verwundeten.

Wendel war glücklich und gesund aus dem Kampfe gekommen. Dagegen blieb Leutnant von Fels auf dem Felde der Ehre.Einer der tapfersten Offiziere, Leutnant Joh. Bapt. Steinle, wurde, als er mit seiner Abteilung gegen eine furchtbare Ueberzahl siegreich kämpfte, durch einen Flintenschuß am rechten Knie verwundet. Er starb als ältester General-Leutnant der bayerischen Armee in einem Alter von 91 Jahren am 7. Mai d. J. (1888). D. V. – –

Nun war endlich Friede im Lande und die Zukunft schien gesichert. Ein Teil des bayerischen Hilfskorps, wobei auch die Artillerie, marschierte nach Missolonghi, um sich dort nach der Heimat einzuschiffen.

Der Feldkaplan Erhard mit seinem Diener schloß sich der Batterie an, ebenso der Schullehrer, welcher das Klima durchaus nicht vertragen konnte und es daher vorzog, seine Sekretärstelle niederzulegen und wieder den Schullehrer in der Jachenau zu machen.

Die für die Ueberfahrt bestimmten Schiffe wurden bereits verproviantiert, da kam die Nachricht, daß aus Thessalien über das Othryxgebirge unter dem Räuberhauptmann Naxos eine große Rebellenbande im Anzuge gegen 174 Missolonghi sei. Erst kurz vorher wurden unter Kommando des Majors Heerwagen durch die Truppen in Missolonghi, wobei sich namentlich die Berg-Batterie des Artillerie-Hauptmanns DietlIgnaz von Dietl lebte später als General-Leutnant z. D. in München. auszeichnete, die Befestigungen der Rebellen in den Bergen zerstört und diese in die Gebirge von Valtos zurückgeworfen. Zur Niederwerfung der neuen Einfälle wurde eine Kompagnie von Missolonghi abgeordnet nebst einem Teile der Artillerie, welche zu dieser Expedition mit Infanteriegewehren ausgerüstet wurde.

Oberfeuerwerker Waller führte den Zug der Artillerie. Hannes bat, bei demselben ebenfalls in Reih und Glied treten zu dürfen, um, wie er sich ausdrückte, wieder einmal Schießpulver riechen zu können, nachdem er anderthalb Jahre lang nur mit Krankenpulvern und Totenweihrauch zu thun hatte. Seine Bitte ward ihm gewährt und freudig zog er mit Wendels Zug von dannen.

Der griechische Räuber lebt wie die Gemse in den Felsen. Dabei stehen ihm tausend Mittel zu Gebote, alle Maßregeln der Feinde zu vereiteln. Er kennt alle Klüfte, geheimen Wege und Gelegenheiten in seinem wilden Gebirge und ist von den armen Bewohnern sehr gefürchtet. Nur Eingeborene können mit Erfolg gegen denselben zu Felde ziehen, denn nur sie kennen alle Schlupfwinkel und wissen Bescheid zu geben über das Treiben der Klephten und kennen die meisten persönlich. Aber sie fürchten die Rache dieser Buschklepper; nicht selten dienen sie ihnen sogar als Spione, denn sie verraten nicht gern einen Landsmann und wäre es auch der ärgste Räuber.

Es kam alsbald zu Plänkeleien mit den Räubern, die 175 indessen nirgends standhielten und sich gegen das Othryxgebirge zurückzogen, welches in seiner zerklüfteten Rauheit Schutz gewährte, und das Nachdringen verhinderte.

Es gelang aber den Räubern, einige Artilleristen, welche sich zu weit vorgewagt, gefangen zu nehmen. Sie verfuhren schrecklich mit ihnen, schnitten ihnen Nase und Ohren ab, wie derartige Verstümmelungen von seiten der grausamen Rebellen sowohl in Rumelien als in der Maina überhaupt nichts Seltenes waren.

Die Erbitterung der Soldaten gegen dieses Gesindel hatte den höchsten Grad erreicht, und alle Bodenhindernisse verachtend, verfolgte man die Spuren der Banditen. Da kamen die Truppen an ein halbverfallenes Dorf, vor welchem Zigeuner lagerten. Es war Duli mit den Seinigen. Er war auf der Rückreise von Asien und auf dem Wege nach Deutschland.

Er kannte den Versteck des Banditenhäuptlings, der sich mit den Seinigen in einer Ruine verborgen hielt, um zu geeigneter Zeit aus dem Hinterhalt hervorzubrechen und den Soldaten in den Rücken zu fallen.

Dies ward dem Räuber jetzt vereitelt, denn Duli hatte keinen Grund, den Soldaten dessen Aufenthaltsort zu verheimlichen. So wurden die Klephten direkt angegriffen, die etwa dreißig Mann starke Bande zog es aber vor, in die Berge zu flüchten. Dabei kamen sie in die Nähe eines Abgrundes.

Wendel, der dies wohl bemerkt, ereilte sie jetzt mit seinen Leuten. Den Räubern war der Weg zur Flucht abgeschnitten, es gab ein lebhaftes Hin- und Herfeuern und die Banditen versuchten, sich durchzuschlagen. Es kam zum Handgemenge.

176 Der Banditenführer Naxos, ein riesenhafter Mann, warf sich auf Wendel, aber dieser, ebenfalls ein kräftiger Sohn der Berge, fühlte sich ihm gewachsen. Es entspann sich ein furchtbarer Ringkampf auf Leben und Tod. Naxos suchte seinem Gegner den Dolch in die Brust zu stoßen, aber Wendel vereitelte dies, und nachdem der Sieg eine Weile geschwankt, neigte er sich dem Jachenauer zu. Es gelang ihm, den wildschnaubenden Banditen zu Boden zu werfen und ihm das Knie auf die Brust zu setzen. Mehrere Soldaten, unter ihnen Hannes, eilten nun herbei, banden dem Gefürchteten die Hände auf den Rücken und führten ihn mit den anderen Gefangenen zurück.

Da es schon zu dunkeln begann, hatten es einige Gefangene vermocht, sich wieder frei zu machen. Der Oberfeuerwerker eilte ihnen mit wenigen Soldaten nach. Dabei 177 kam er abermals an Dulis Zigeunerlager vorüber. Duli mahnte ihn, sich nicht mehr weiter vorzuwagen. Aber Wendel horchte nicht auf diese Warnung. Er drang in das felsige Gelände vor.

Da hörte man lebhaftes Feuern, dann trat Totenstille ein.

Die Verfolger kamen nicht zurück. Die Räuber hatten sie wahrscheinlich in einen ihrer Schlupfwinkel verlockt und sich ihrer mit wohlgezielten Schüssen entledigt.

Sollten die vielen Gefangenen, deren Befreiung von dem Rest der Bande sicher versucht würde, noch vor Nacht in Sicherheit gebracht werden, so durfte sich der Kommandant der Expedition nicht lange mit Nachforschungen um die Zurückbleibenden aufhalten.

Man gab sie verloren. Die Expedition hatte einen nicht unbedeutenden Verlust an Toten und Verwundeten. Auch Hannes erhielt einen Säbelhieb ins Gesicht, der aber nicht gefährlich war.

Der Hauptanführer der Bande wurde gefangen nach Missolonghi geführt, wo er mit sämtlichen Räubern sofort standrechtlich erschossen wurde. Die Batterie aber betrauerte den Verlust der wackeren Kameraden, besonders aber ihres tapferen Oberfeuerwerkers.

Ein nochmaliger Streifzug in jener Gegend blieb ohne Erfolg. Von Wendel und den andern Gefallenen fand man keine Spur.

Pfarrer Erhard hielt mit feuchten Augen eine Totenfeier für den braven Landsmann und der Kommandant ließ ihm und den übrigen Gefallenen zu Ehren drei Ehrensalven abgeben.

Einige Tage später fand die Abfahrt nach der Heimat 178 statt. Dieselbe erfolgte bei äußerst günstigem Winde unter einem kräftigen Vivat auf König Otto, den liebreichen jungen Fürsten, der sich in der Gunst des eigentlichen griechischen Volkes immer mehr befestigte, das nur den einen Wunsch hatte, daß die Zeit der Regentschaft bald vorüber sein möge, auf daß der junge Fürst selbst die Zügel der Regierung ergreifen könne.

Aber der Schullehrer von der Jachenau, der einst so schwärmerische Sänger der Größe Griechenlands, hatte seinen Glauben verloren. Die einzige Größe, welche diesem Lande verblieben, meinte er, ist diejenige, welche sich an den Zauber seines Namens knüpft. Wer diese finden will, erhebe sich über das schmutzige Alltagsleben und träume sich aus der traurigen Wirklichkeit in die große Vergangenheit hinein; er wird dann die Größe und Herrlichkeit erkennen, wie man das Bild des Magiers im Zauberspiegel sieht: ein Hauch und es erlischt, ein Blick herab von seiner Höhe – und der schöne Traum ist entschwunden. 179


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