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Beim Jochwirt hatten sich, wie üblich, nach der sonntägigen Nachmittsgsvesper die Bauern und Häusler eingefunden, um sich nach wochenlanger Plage etwas zugute zu thun. Das Gespräch drehte sich natürlich nur um die Ereignisse des vorherigen Tages, den Durchmarsch der Truppen und den Niedergang der Lawine.
An einem der hinteren Tische saßen Mirdei und Hannes beisammen. Letzterer war richtig mit dem Pfarrer und 116 nunmehrigen Feldkaplan angekommen, um mit ihm morgen früh nach Mittenwald, dem Sammelplatz der Brigade, weiterzufahren.
Hannes trug die Infanterie-Uniform ohne Regimentsabzeichen und das Seitengewehr an dem weißen Bandelier. Hand in Hand saßen die Liebenden beieinander und der Bursche war bemüht, das Mädchen zu trösten und ihm glänzende Hoffnungen für die Zukunft zu machen. Der Jochwirt hatte ihnen Bier und Fleisch hingestellt, aber beiden fehlte der Appetit. Gern hätte der gutmütige Mann dem Hannes auch zu etwas Reisegeld verholfen, aber die Bauern, welche er darum anging, kratzten sich hinter den Ohren und meinten, es hätte ja dem Burschen niemand befohlen, daß er fortginge, und sein Vorhaben, in Griechenland Großgrundbesitzer zu werden, verlachten sie geradezu und hielten es für eine Sünde, daß er über seinen angeborenen Stand hinauswolle; es wäre richtiger, wenn er ein Tagelöhner bliebe.
Hannes aber dachte ganz anders und tröstete in diesem Sinne auch sein armes Mädchen.
»Mir wird's sein, als wär's finster um mi rum,« sagte Mirdei, »wenn i di furt weiß, so weit, so lang.«
»Du wirst von Zeit zu Zeit a Briefl kriegn, Mirdei, dös soll dir Licht bringen in dei' Nacht, und denkst an mi, so glaub's fein g'wiß, daß i bei dir bin in Gedanken, und daß i red' zu dir von unserer Lieb, san aa tausend Meilen zwischen uns. Und hab i's zu an' Grund und Boden bracht, so hol' i di, und aa für uns fangt dann a neues Leben an. Da in der Hoamat, so schön 's aa is, da bleiben wir arm und veracht' unser Lebta, über d' Hüterleut bring' ma's nit naus; drum müssen wir außi in d' Fremd und müssen uns 117 a neue Hoamat gründen. Und 's Griechenland, so hoff i, is der rechte Platz dafür.«
»Mi halt nix z'ruck,« erwiderte Mirdei, »meine Eltern liegen drent am Freithof und i werd wohl a barmherzige Seel finden, die ihna diermaln an' Weihbrunn giebt. I geh' hin mit dir, Hannes, wohin d' willst; aber halt jetzt möcht i schon mit; dös Alloa'sein ohne di, ohne mei' oanzige Freud auf der Welt, dös is so hart, dös thuat so weh. Seit mir du dei' Lieb gebn hast, hon i mei' Armut vergessen und mein' gringa Dienst, i hon mi reicher und glücklicher g'fühlt, als die Tochter von mein' Bauern. Die schwerst' Arbeit is mir leicht worn, grad g'juchezt und g'sunga hon i, und kei' Traurigkeit hat mir ankönna auf meilenwegs, weilst halt du in der Näh warst, und mir diermaln g'sagt hast, wie viel gern daß d' mi hast. Und jetzt kimmst nimmer, – itz is's vorbei mit 'n juchezen und singa.«
»Laß 's nit vorbei sein, Mirdei,« entgegnete zärtlich Hannes. »G'wiß kimm i wieder, mit unsern Herrn Pfarrer kimm i wieder, kann sein schon in an' Jahr. Und da schau her, in Münka drin da hon i dir a Ringl kauft; wenn's aa grad silbern is, i weiß's, für di hat's ja den gleichen Wert, als wär's von Gold und Edelstoa', weil i dir's schenk, dei' treuer Bua.«
Dabei steckte er ihr den silbernen Reif an den Finger und Mirdei drückte einen Kuß darauf. Dann sagte sie:
»Aa von mir sollst an' Andenken tragen, a g'weiht's Amulett; es stammt von meina Muatta seli und is mir heili gwen. Du sollst es tragen von heut an und sollst mi nie vergessen.«
Sie nahm das an einem Schnürchen um ihren Hals 118 hängende Amulett ab und gab es Hannes, der es sofort um seinen Hals befestigte.
»So lang i leb,« sagte er, »soll's nimmer von mir kömma, verlaß di drauf, und hoff ma 's beste, alle zwei!«
Jetzt öffnete sich die Thür und Wendel trat mit dem Singerbauern und dessen Töchtern in die Stube. Lindl folgte erst später, nachdem er das Pferd versorgt.
Hannes stand sofort auf, um den Vorgesetzten mit strammer Haltung zu begrüßen.
»Setz di, setz di!« sagte Wendel.
»Zu Befehl, Herr Feuerwerker!« sagte Hannes und setzte sich.
Dem Singerbauer gefiel das ungemein, aber während Wendel sich mit den Mädchen an einem Tische in der Nähe des Fensters niederließ, sagte er zu Hannes:
»Zu Befehl, Herr Oberfeuerwerker, mußt sagen, denn mei' Herr Schwiegersohn is avantschiert. Schau nur hin, jetzt siehgst seine sechs Stricheln.«
Hannes sprang erfreut auf und suchte dem Landsmann zu gratulieren, aber dieser war von den Gästen, dem Wirt und der Wirtin so umdrängt, daß nicht leicht an ihn zu kommen war.
Der Singerbauer strich sich, obwohl glatt rasiert, fortwährend seinen eingebildeten Schnurrbart und sah triumphierend auf die in der Stube Anwesenden, welche alle mit einer gewissen Ehrfurcht auf den schönen und martialisch aussehenden Oberfeuerwerker blickten, während von dem armen Hannes fast niemand Notiz nahm, der ja nur ein gemeiner Soldat war. Der erste, der dieses that, war wieder Wendel, der jetzt dem Hannes zurief:
»Kamerad, setz di mit'n Mirdei an unsern Tisch; 119 halten wir g'meinsam Abschied, wir tragen ja aa gemeinsam 'n König sein' Rock und wern Glück und Unglück teiln im fremden Land; drum laß uns aa'n Abschiedstrunk teiln. Und heut muß g'sunga wern; g'flennt wird nix mehr! I seh, 's Mirdei hat's G'hörige drin schon g'leist't! Die letzt' Stund in der Jachenau muß lusti sein!«
Dann hielt er namens seines Hauptmanns eine Dankrede an alle, die sich gestern um die Truppe verdient gemacht, und schloß mit einem Vivat auf die Jachenauer.
»Hoch!« schrieen die Bauern aus Leibeskräften, und der Gemeindevorsteher ließ dann den König Otto, den Hauptmann, den Wendel und die ganze griechische Armee leben. Da stieß man denn auch mit Hannes an, und der Vorsteher sammelte nun selbst in der Stille für ihn unter den Bauern, von denen nun jeder gern einen Kronenthaler und jeder Häusler einen Zwanziger beitrug, sodaß er dem überraschten Burschen immerhin eine ganz namhafte Summe einhändigen konnte.
Inzwischen war auch Friedl in der Gaststube angelangt und von Wendel sofort zum Tische des Singerbauern geführt, was die Anwesenden aufs neue verblüffte. Niemand ahnte ja, daß Friedls Herzenswunde durch die schöne Amrei so rasch geheilt worden. Und als jetzt sogar Resei ihrem früheren Buam die Hand zum Gruße reichte und ihn freundlich anlachte, da kannte das Erstaunen keine Grenzen mehr.
Als Wendel nun dem Burschen danken wollte, da unterbrach ihn Friedl, indem er sagte:
»Wendel, i möcht nix mehr hörn von gestern. Willst mir an' Gfalln thun, so erfüll' mir zwei Bitten; aber sag mir's schon im voraus zu.«
120 »Was 's auch is,« entgegnete Wendel, »mei' Wort drauf, i erfüll's, wenn's in meiner Macht steht.«
»I kann dir's aber nit öffentli sagen,« erwiderte der junge Fischer. »Gehn ma in' Wirt sei' Kammer, da sollst es hörn.«
Wendel that nach dem Wunsche Friedls und beide begaben sich in des Wirtes Kammer.
»Wendel, du sollst mein' Freier machen um d' Amrei,« begann Friedl.
»Schon gschehn!« erwiderte Wendel lachend.
Der Fischer sah ihn verblüfft an.
»Es is, wie i dir sag, und der Singerbauer hat sei' Einwilligung gebn; alles in Ordnung.«
»Ja kannst denn du aa zaubern, wie der Zigeuner Duli?« rief Friedl. »Und mei' Muatta sagt, es giebt gar kei' Zauberei –«
»Da hat dei' Muatta schon recht und doch nit ganz, oan Zauber giebt's, und dös is d' Lieb. D' Amrei hat di gern, sie hat mir's selm eing'standen und i hab für di gfreit bei ihrem Vater. Der thut heut alles, was i habn will, denn wenn ma an' Bauern a Kuh schenkt, wie i's heunt tho, da kann ma'n zu allem habn. Also die Sach is fertig. Was hast noch für an' Wunsch?«
»No', wenn dös so is, so kannst dir denken, wie mi dös gfreut. Aber i hon halt g'lobt –«
»Daß d' nit eher heiraten willst, bis 's Resei und i Mann und Frau san? Dös weiß i.«
»Du weißt es? Du weißt ja alles!«
»Erst wenn mir's z'erst wer sagt. Also was willst noch?«
121 »I will – i bitt di, nimm den Brief da von mir; es is a Schutzbrief –«
»Die goldene Schatzkammer?« unterbrach ihn Wendel. »Aha, du willst mi versichern gegen Hieb und Schuß. Gieb's her, i will's bei mir tragn, bis i wieder zurück komm.«
»Aber i hon noch was,« versetzte Friedl, »da, die Zetterln – die Passauerzetterln –«
»Du sorgst ja gut für mi!« lachte Wendel. »Wenn dir damit a Gfalln gschieht, so will i 's halt verschlucken zu gelegener Zeit. Bist jetzt z'frieden? Aber Friedl, jetzt möcht i doch wissen, warum denn du dei' Glück abhängig machst von dem mein'? Was geht's denn di und 's Amrei an, ob i gsund bleib oder z' Grund geh? Das is ja, verzeih mir's, doch a Narretei?«
»I hons halt g'lobt,« antwortete Friedl ausweichend.
»Aber warum denn?« drang der andere in ihn.
»Zur Straf, – weil i dir – weil i 'n Resei dortmals, wie 's 'n Kuchelwagen zu dir g'fahren hat, 's Glück abbet't hon, und in dem Moment is der Artillerist kömma und hat die furt – und –«
»Und dös hat di nacha g'reut, weil dir d' Amrei unter d' Augen kömma is und du eingsehn hast, daß 's die is, die dir bestimmt is.«
»Ja, ja, so sagt mei Muatta aa – 's is all's a B'stimmung, sagt's.«
»Natürli, d' Dummheit und d' G'scheitheit,« lachte der Artillerist. »Schlag ein, Friedl, laß dir's Herz nit schwer wer'n! Anbet't hast mir 's Glück, nit abbet't, denn nix auf der Welt könnt mir a größere Freud machen, als mit meiner Batterie nach Griechenland z' marschieren. Und glückli werd i wieder kömma, so 's Gott will! Dann 122 halten wir Hochzet! Jetzt aber hab i noch an' Wunsch. I will, daß d' morgen früh vor acht Uhr, vor unserm Abmarsch in Walchensee bist. Gel, du kimmst? D' Hand drauf!«
»I kimm!« versprach Friedl einschlagend.
Hierauf kehrten beide in die Wirtsstube zurück. Friedl wurde neben Amrei gesetzt, der alte Singerbauer lachte ihm vergnügt zu und nach kurzer Verständigung erhob sich Wendel und brachte auf das Wohl des neuen Brautpaares, Friedl und Amrei, ein Hoch aus.
Ueberrascht und freudig stimmten alle Anwesenden ein und nun nahm das Glückwünschen fast kein Ende mehr.
Wendel aber bat jetzt die Töchter des Singerbauern, sowie Mirdei und Hannes, zum Abschied noch ein schönes Volkslied zu singen. Der Wirt brachte die Zither und die drei Mädchen sangen, von Hannes begleitet, ein damals noch viel gesungenes, altes Volkslied, in dessen Kehrreim alle Anwesenden mit einstimmten.
Es ritt ein Reiter zum blutigen Krieg, – Ade!
Lebwohl, Geliebter, viel Heil und Sieg! – Ade!
Das Mägdlein weinte die Augen sich rot,
Als läge der Bräutigam bleich und tot.
Ade! ade! ade!
Ach weine, Feinliebchen, um mich nicht so sehr! – Ade!
Bald kehr ich zurücke mit Ruhm und Ehr! – Ade!
Der Himmel verläßt Treuliebende nicht,
Die Falschen allein straft Gottes Gericht.
Ade! ade! ade!
Drauf ritt er dannen mit nassem Blick, – Ade!
Oft schaute er weinend nach Liebchen zurück: – Ade!
Doch bald, ach! sah sie den Reiter nicht mehr,
Da ward's ihr im Herzen so öd und leer.
Ade! ade! ade! – – – 123
Woher, Gefreiter? Ich komm aus dem Feld! – Ade!
Hat mir mein Liebster keinen Gruß bestellt? – Ade!
Dein Liebster gab einer andern die Hand,
Die zart ihm die blutenden Wunden verband.
Ade! ade! ade! – – –
Was läutet so bang im schattigen Thal? – Ade!
Was deutet der Glocken dumpfer Schall? – Ade!
Sprich, Hirte, wen senken sie unten ins Grab?
Wen mähte die Sense des Todes hier ab?
Ade! ade! ade!
Sie senken da unten ins kühle Grab, – Ade!
So hold und lieb ein Mädchen hinab; – Ade!
Ihr Bräutigam hielt nicht, was er versprach,
Darüber vor Wehmut das Herz ihr brach.
Ade! ade! ade!
Daß den Mädchen bei diesem Gesang die Thränen über die Wangen liefen, daß ihre Stimme bebte, ist wohl selbstverständlich.
»Der G'sang paßt nit für uns, gel, Hannes?« sagte Wendel; »wir halten, was wir versprochen ham. Was Lustigs wolln wir hörn. Der letzte Ton in der Jachenau soll a freudiger sein!«
»So mein ich's auch!« versetzte der soeben eintretende Pfarrer.
Alles erhob sich und staunte den geistlichen Herrn an, der in seinem Kriegsanzuge als Feldkaplan, in schwarzer Schirmmütze, schwarzem, zusammengeknöpftem Rock, Wadenstiefeln,. den Offizierssäbel mit silbernem Portepee um die Hüften geschnallt, recht stattlich und würdig aussah.
»Freut mich, liebe Landsleute, daß ich euch so schön beisammen treffe und daß ich von euch Abschied nehmen kann vor meinem Abgang nach Griechenland. Ja, schaut mich nur an mit dem Säbel an der Seite. In den 124 Feldzügen kann man ihn brauchen zur Notwehr, und ich versteh mich darauf. In Griechenland geht noch nicht alles so ganz glatt, unsere Truppen werden viel zu säubern bekommen. Da mach ich dann auch keinen müßigen Zuschauer, so weit kennt ihr mich. Mit Gottes Hilfe hoffe ich aber gesund wiederzukehren! So, und jetzt möchte euer Pfarrer doch ein Viertelstündl vergnügt bei euch sein.«
»Unser Herr Pfarrer soll leben!« rief es wie aus einem Munde. Viele kamen heran und küßten ihm die Hand, wobei er für jeden ein freundliches Wort hatte.
Nun aber wollte er nochmals die Jachenauer singen hören. Man kam seinem Wunsche sofort nach und sang einige Jachenauer Gsangeln. Aber auch der Pfarrer wollte sein Scherflein beitragen, ließ sich die Guitarre reichen und trug mit schöner Baßstimme das in jenen Tagen in München gern gesungene Lied vor:
Der Grenadier.
Ich bin ein Bayer, stamm' von tapfern Ahnen,
Die ihre Treu' dem Vaterland erprobt;
Mit frohem Mute folg ich Ottos Fahnen,
Der Hellas Heil zu gründen sich gelobt;
Ich wechsle nicht die ruhmgekrönten Farben,
Auch dort lacht Blau und Weiß im hellen Schein;
Wie meine Ahnen für ihr Bayern starben,
Will ich ein Bayer auch in Hellas sein.
Dem Sohne Ludwigs hab' ich Treu geschworen;
Ich halte sie, dann ist auch Gott mit mir;
Zu Ottos Schutze bin ich auserkoren;
Ich steh für ihn, ein braver Grenadier!
Ob Fels und Eich' im wilden Sturme splittern,
Ich stehe fest in meiner Brüder Reih'n!
Mit Gott für Otto! Könnt ich da erzittern?
Ich will ein Bayer auch in Hellas sein! 125
Ihr Brüder alle, die wir's redlich meinen,
Um uns schlingt Lieb und Treu ein festes Band;
Ein Mann für alle, alle stets für einen!
Drauf reicht euch der Grenadier die Hand!
So weihet denn dem König euer Leben;
Setzt, wo es gilt, es mutig für ihn ein!
Bleibt ihm, dem Wittelsbacher, treu ergeben;
Wir sind ja Bayern, laßt uns Bayern sein!
Die Melodie war diejenige des Liedes: »Denkst du daran u. s. w.« Alles sang mit und stieß dann mit dem Pfarrer und den beiden Soldaten an. Jener konnte nicht länger bei seinen Pfarrkindern verweilen, denn dringende Arbeiten harrten ihrer Erledigung, um morgen früh beruhigt die große Reise antreten zu können.
Die Jachenauer verabschiedeten sich aber noch nicht von ihm; alle wollten sie morgen zur Stelle sein, um nochmals in der Kirche ihres allgeliebten Pfarrers Segen zu empfangen und ihm Lebewohl zu sagen.
Sobald der geistliche Herr die Gaststube verlassen, beauftragte auch Wendel seinen Bruder, einzuspannen, und beredete Friedl, gleich mit ihm nach Walchensee zu fahren und dort zu übernachten.
Resei hatte sich mit dem Bräutigam dahin verabredet, daß sie mit Vater und Schwester sowohl der Auszeichnung Friedls als dem Abmarsch der Truppen beiwohnen wolle. Zum Sprechen gab es zwar morgen keine Zeit mehr, aber einen Gruß, einen Blick konnten sie noch miteinander tauschen.
Auf ein glückliches Wiedersehen wurden die Gläser geleert.
Wendel wurde von sämtlichen Gästen aus dem Hause geleitet. Er nahm kurzen, herzlichen Abschied von seinem 126 Bräutchen und allen übrigen, bestieg mit Friedl den Wagen und unter den schallenden Hochrufen der Zurückbleibenden ging es in raschem Trabe von dannen.
Mit geteilten Empfindungen gingen Resei und Amrei mit ihrem Vater nach Hause, aber nicht, ohne Mirdei getröstet zu haben, die von dem nächsten Ziele an auf dem Singerhofe in Dienst treten und so besser versorgt werden sollte.
Hannes war darüber zu Thränen gerührt.
»Siehgst, Mirdei,« sagte er, als er dem Mädchen bis in die Nähe des Luitpolders das Geleite gab, »siehgst, mit lauter Glück geht mei' Ausmarsch an und mit Glück wird's enden. I bitt di, glaub dran!«
»I glaub ja dran,« entgegnete Mirdei schluchzend, indem sie sich an Hannes' Brust warf. Der im Beisein der andern zurückgehaltene Schmerz kam nun um so mächtiger zum Ausbruch. Hannes mußte sich mit Gewalt von ihr losreißen. Aber auch er ward traurig bis in die tiefste Seele hinein.
Andern Morgens sah er sie noch zu einem letzten Gruß und Händedruck. Der letzten Messe, die der Pfarrer in der Heimat las, hatten sämtliche, auch die entferntest wohnenden Jachenauer trotz der frühen Morgenstunde beigewohnt.
Dann bestieg Hannes mit dem Pfarrer den Wagen, der ihn fortführte aus der Heimat, fort von seinem schmerzbewegten Dirndl.
Im Dorfe Walchensee aber stand die gesamte Mannschaft der Artillerie-Kompagnie um die achte Morgenstunde gleichfalls zum Abmarsche bereit, als der Oberfeuerwerker den ahnungslosen Fischerfriedl vor die Front brachte, wo 127 der Hauptmann seiner harrte. Dieser kommandierte »Achtung!« und stellte nun den Ueberraschten der Kompagnie als den braven Mann vor, der die Batterie durch seine rechtzeitige Warnung vor einem unermeßlichen Unglück bewahrte. Er dankte ihm in feierlichen Worten für diese schöne That, worüber er bereits höhern Ortes Bericht erstattet, und schüttelte dem zu Thränen gerührten Friedl herzlich die Hand.
Der Singerbauer und seine Töchter standen mit vielen anderen Landsleuten in der Nähe und hörten das laute Lob mit an, das dem wie betäubt zurückkehrenden Friedl nun auch von den anderen zu teil wurde.
Nun ward das Kommando »Zum Gebet« gegeben. Wieder hallten die Trompeten feierlich hinaus über den See und hin zu den Bergen; dann begann der Abmarsch.
Wendel winkte der Braut den letzten Abschiedsgruß zu und unter lustigen Trompetenklängen zog die Batterie ab. Die Zurückbleibenden aber riefen:
»Glück auf nach Griechenland!« 128