Maximilian Schmidt
Hančička das Chodenmädchen
Maximilian Schmidt

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XI.

Der Gebirgsstock des Czerkows, mit welchem der nördliche Böhmerwald beginnt, bildet einen Knoten, von dem aus nach allen Richtungen hin strahlenförmig kurze Gebirgsketten auslaufen, welche tief eingeschnittene romantische Waldthäler mit steilen, zum Teil felsigen Hängen, durchströmt von rauschenden Bächen, geschieden sind. Der Paß vom Nepomuk, den die von Taus und Chodenschloß nach Waldmünchen in Bayern führende Staatsstraße passiert, trennt diesen von dem nördlicher gelegenen Gebirgsteile des »böhmischen Waldes.« Auf dieser bequemen Straße die Grenze zu gewinnen, war für Franz nicht ratsam, da dieselbe von Grenzwächtern hüben und drüben bewacht war; er mußte auf sicheren Pfaden den Gebirgsrücken übersteigen, und da schien ihm die Richtung über den »böhmischen Brunnen« und Voithenberg am geeignetsten. So marschierte er erst auf einem schlechten Wege gegen »Hochofen« zu und dann auf einem gut ausgetretenen Fußpfade in der ihm wohlbekannten Richtung gegen den »böhmischen Brunnen«

Nach einstündiger Wanderung gelangte er an die am Nordabhange des Czerkow entspringende, warme Pastritz, über welche ein hölzerner Steg führt. Ehe er weiter ging,. überlegte er nochmals, ob er es nicht wagen solle, dennoch auf seinen heimatlichen Hof zu eilen und mit dem Vater 89 Rücksprache zu nehmen. Er erwog hin und her, und es erging ihm gerade so, wie dem Gebirgsbache, vor dem er stand, und der mit sich nicht einig war, ob er nord- oder südwärts weiter fließen solle und schließlich nach beiden Richtungen hin seinen Lauf einschlug. Die warme Pastritz bildet hier die seltene Erscheinung einer Gabelteilung dar, durch welche eine Verbindung des Elbe- und Donaugebietes hergestellt wird. Sie spaltet sich nämlich noch vor dem Austritt aus dem Gebirge in zwei Bäche, welche beide denselben Namen behalten. Der eine nach Süden abfließende mündet bei Furth in den Chambbach und fließt mit dem Regen in die Donau, der andere geht durch die Stadt Taus hindurch und mündet in die Radbusa, einen Nebenfluß der Moldau. Franz konnte sich nun freilich nicht in gleicher Weise nach zwei Richtungen hin bewegen, und seine Sicherheit ließ ihm den bereits sich vorgesetzten Weg weiter verfolgen. Somit überschritt er den Steg, und der Vollmond leuchtete ihm auf seiner unfreiwilligen Bergwanderung. Nach einem beschwerlichen Aufstiege kam er an den von ihm schon öfter besuchten und wohlbekannten »böhmischen Brunnen«, einen reichlich fließenden Quell frischen, köstlichen Wassers, unter einem Holztempel brunnenartig gefaßt, woselbst Bänke zum Ausruhen angebracht sind.

Hier machte Franz Rast und stärkte sich mit dem ihm von Hančička mitgegebenen Proviant. Die Aussicht von hier über einen großen Teil des Bayer- und Böhmerwaldes ist am Tage entzückend; der Vollmond und die sternenhelle Nacht gestatteten eine solche auch um diese Zeit und schufen ein geradezu zauberhaftes Bild.

Franz hatte sich bislang wenig um die Schönheiten 90 einer Gegend bekümmert; heute war das anders. Sei es nun, daß er befürchtete, diese Schönheit würde ihm bald auf kürzere oder längere Zeit entzogen, oder war es sein heutiger, erregter Zustand, der ihn empfindsamer machte: die Zauberwelt, welche der Vollmond in dem Waldgebirge schuf, schien ihn voll und ganz gefangen zu halten.

Das Getöse des Brunnens ließ ihn das hastige Herankommen eines jungen Burschen überhören, der auf dem von Fichtenbach herführenden Steig sich genähert hatte. Er erblickte ihn erst wenige Schritte vor sich und seinen Stock fester fassend, rief er unwillkürlich ein lautes »Wer da?«

Der Ankommende erschrak sichtlich, erholte sich aber sofort von seinem Schrecken, als er in dem Rufenden einen Bauernburschen, gleich ihm, erkannte.

»Gut Freund!« gab er zur Antwort, und gemütlich setzte er hinzu: »Saxendi, bin i aber jetzt erschrocken. Hab' scho' gmoant, an' Aufseher sitzt da.«

»Ah!« erwiderte Franz. »San Pascher unterwegs? Vor mir braucht's Enk nöd z' fürchten.«

»Fürchten?« antwortete spöttisch der Angekommene. »Is mir recht, so bist du der Waldbauern Franzl? I moan, 's Fürchten is an dir. D' Gendarm suachen di und wenn's di erwischen, nacha machen sie's dir so, wie sie's vor sechs Wochen mir g'macht ham, den's für di g'halten ham und der für di mehr leiden hat müssen, als du dei' ganz's Leben lang verantworten kannst.«

»Bist du nöd der Hansgirglbauern Alysi von Großaigen?« fragte jetzt Franz.

»Leider Gottes, ja!« lautete die Antwort, und dann auf die Stirne deutend, fuhr er fort: »Siehgst den grean 91 Fleck auf mein' Hirn da? – von an' Stoa'wurf kimmt er, für di hon i'n kriegt.«

»I versteh di nöd,« entgegnete Franz. »Wie so für mi?«

Aloys erzählte ihm nun von seiner Gefangennahme, da man ihn für den Räuber hielt, der aber in diesem Falle, wie er sarkastisch bemerkte, nicht ein abgehauster, sondern ein hoch angesehener Bauernsohn war, dem's nicht genügt, daß er schon, wie man zu sagen pflegt, im Hanfsamen sitzt, sondern auch noch anderer Leute Hab und Gut dazu möchte.

Franz drückte dem gereizten Burschen sein Bedauern aus und versprach, ihn für die ausgestandene Unbill nach Kräften zu entschädigen. Er unterließ aber auch nicht, ihn von seiner Unschuld zu versichern, und ihm mitzuteilen, daß er willens sei, sich den bayerischen Gerichten zu stellen, um die Sache aufklären zu lassen.

»Ja, wenn's d' dös kannst, mir is's recht,« entgegnete Aloys. »Wer a Geld hat, kimmt anemal leichter durch, dem glaubt ma's ehnda, als unser oan, der nix hat und der, damit er si wieder a Feiertagsgwand kaufa kann, die Pascher Beistand leisten muaß. Auf ehrliche Weis' dauerts ja z' lang, und so lang i koa' guats Gwandta hon, bin i a Lump, wenn i aa nix dafür kann, daß ma's der G'richtsvollzieher g'nomma hat.«

»Na', Aloys, du bist koa' Lump, aber wenn's d' es Paschen anfangst, so – no', so kimmst halt mit'n G'setz überanand.«

»Was is's nacha?« entgegnete der andere bitter. »Hon i vom G'setz schon was g'habt? 's G'setz hat mi um mei' letzt's Stückl bracht, 's G'setz hat mir mei' Hoamat gnumma, daß i umanand vagabundiern muß, wie r a Lump, und 92 dös alles, damit der Wucherer, der Leutschinda, wie's sag'n, zu sein Recht kimmt. 's G'setz macht an' Lumpen aus mir.«

»Aber Aloys, du bist do sunst so ordentli gwen!«

»Ordentli kannst nur sein, wenn's d' a bißl a Geld und a richtigs G'wand hast; i daleb's ja alle Tag an mir. Jeder Gendarm hat mi no' ang'halten und hat mi nach mein' Geld g'fragt. Ja no', mei' Geld is in andere Leut ihre Taschen. I vermoan, dei' Vater hat aa r an' Teil davon, dem hat der mei' sei' schönst's Holz verkauft um an' Pfifferling, weil er a Geld braucht hat für den Blutsauger, der an eahm g'hängt is. Andere Leut ham mei' Geld und i hon nit amal a richtigs Gwandta! Dös is mir z' dumm! D'rum schaff i mir jetzt a Geld.«

»Durch's Paschen?« fragte Franz halb mitleidig, halb verächtlich.

»Warum nöd? Es wird nöd anemal so dumm gehn, wie heunt, wo ma an' Trieb Ochsen über d' Grenz ham bringa woll'n. Aber unten bei die drei WappenDie drei Wappen stehen am südlichen Ende des Czerkow an der bayerischen Grenze. Dieselben zeigen das kur-bayerische, böhmische und vormalige pfalz-sulzbachische Wappen. san wir versprengt worn, und i bin da aufa verschlag'n worn. No', an' anders Mal wird's besser glücken. So viel Geld hon i scho', daß i mir a neues Klüftl kaufa kann, denn wenn i einsteh drent beim Schloßbauern in Trhanow, möcht i nöd wie r a Bettelbua daher kömma.«

»Beim Schloßbauer in Chodenschloß willst einstehn?« fragte Franz, etwas unangenehm berührt.

»Ja. I hätt' glei drent bleib'n soll'n, wie mei' Unschuld außakömma is. Aber mei' Muatta – no' ja, die 93 arm' Frau hon i erst versorg'n müssen. Vorgestern bin i z'ruckkömma und in Eschlkam ham's ma g'sagt, daß si d' Schloßbäurin nach mir erkundigt hat und mir sag'n hat lassen, i soll bald ummi kömma. Dös hat mi g'freut in mein' Elend und weil 's grad si' g'schickt hat, daß i bei dem Ochsenschmuggel was vadeana hon kinna, hab' i mir denkt, dös nimmst mit und g'wandt'st di dafür, damit die sauber Bäurin und ihra schwarzaugigs Deandl an' G'falln an dir finden.«

»Was für a Deandl?« fragte Franz.

»No', die kloa' Hex vom Schloßbauern. Saxendi, dös Deandl wenn a bißl älter waar, mit der könnt i mi über gar viel wegtrösten.«

»Von der wirst d' Hand lassen, dös will i dir g'raten haben!« versetzte Franz rasch, dabei über und über errötend.

»Oho!« that Aloys überrascht. »Geht's di was an?«

»D' Hančička is a brav's Deandl, schier no' a Kind, und wer ihr was anhaben will, der hat's mit mir z' thuan,« sagte Franz in strengem Tone.

Aloys kam das komisch vor.

»O je!« entgegnete er spöttisch, »da weret ma' di frag'n und viel Umständ machen.«

»Ganz g'wiß wirst Umständ machen, und wenn i nomal so was hör von dir, so wirf i di awi über'n Brunna, daß d' deina Lebtag an mi denkst!«

»Gieb dir koa' Müah,« antwortete Aloys jetzt auch gereizt. »Daß du d' Leut anpackst bei der Nacht, dös is ja eh scho' bekannt. Bei mir aber kimmst zum Unrechten.« Er zog rasch einen Revolver aus der Tasche und hielt ihn gegen Franz. »Rühr mi an,« rief er, »und es is um di gschehgn!«

94 Franz machte rasch einen Seitensprung und packte den Gegner von der Seite. Bei dem kurzen Ringen, das nun folgte, ging der Revolver los, ohne zu treffen. Franz riß dem Burschen die Waffe aus der Hand, und indem er sie ergriff und weit über den Brunnen hinweg in ein Dickicht schleuderte, rief er:

»Sag jetzt, ob's d' nachi flieg'n oder um schön's Wetter bitten willst?«

Aloys sah, daß er an Franz seinen Mann gefunden.

»Laß mi gehn!« sagte er trotzig.

»Geh!« sprach Franz, »und wenn i dir guats Rats bin, so vergiß, daß's an' Schloßbauern in Chodenschloß giebt.«

»Gelts Gott für dein guaten Rat!« höhnte der andere und eilte bergan; sobald er weit genug war, um sich sicher zu fühlen, rief er Franz zu: »Für di wär's aa guat, wenn's koan Schloßbauern gäb', oder wenn's d'n vergessen könntst. Aber 's G'richt wird schon sorgen, daß 's nüd der Fall is.«

Franz würdigte den Flüchtling keiner Antwort mehr. Die Fieberhitze seines Zornes suchte er durch einige Handvoll Quellwassers zu löschen, mit dem er sich die Stirne wusch; doch dauerte es geraume Zeit, bis das Mittel anschlug. Dann setzte er sich auf die Bank. Er fühlte sich sehr ermüdet nach all den aufregenden Erlebnissen des Tages. Seine Augen wurden ihm allmählich schwer, die Erschöpfung trug den Sieg davon, und er verfiel in einen festen Schlaf.

Aloys hatte den ihm wohlbekannten Steig gegen die bayerische Grenze verfolgt. Seine Gefühle waren nach der für ihn so demütigenden Behandlung von seiten seines 95 Gegners die der Sehnsucht nach Wiedervergeltung, nach Rache. Er sah sich von dem Burschen mißachtet, der ihn sogar für unwürdig hielt, um an Hančička Gefallen finden zu dürfen. Das sollte er ihm büßen bei der ersten sich darbietenden Gelegenheit.

Es hatte zu tagen begonnen, als er die Höhe und mit ihr die Grenze erreichte. Ein ältliches Weib mit einer »Spitzkirbe« (Tragkorb) auf dem Rücken und einem Korbe am Arm begegnete ihm da. Es war eine »Holbabrockerin« (Himbeerpflückerin). Diese Beeren kommen hierorts massenhaft und in besonderer Güte vor und bilden für die ärmeren Leute einen nicht unbeträchtlichen Verdienst. Sie werden an ein Haus in Furth geliefert, das ganze Wagenladungen davon in das In- und Ausland, namentlich nach Paris, verfrachtet.

Bei dieser Himbeersammlerin erkundigte sich Aloys, ob kein Aufseher unterwegs, und wo die nächste Gendarmeriestation sei. Ohne sich weiter aufzuhalten, eilte er dann weiter. Das Weib sah ihm kopfschüttelnd nach und ging dann den Steig hinab in der Richtung, von welcher der Bursche gekommen. –

Franz hatte am böhmischen Brunnen einige Stunden ruhig geschlafen. Die kühle Morgenluft machte sich aber allmählich so empfindlich geltend, daß er fröstelnd erwachte. Er wußte nicht sofort, wo er sich befand, doch nach wenigen Augenblicken ward er sich seiner Lage bewußt. Er war ein Flüchtling. Das Gefühl seiner Unschuld gab ihm aber jetzt die nötige Seelenstärke. Er wollte sich nicht länger von dem nächstbesten als einen Verbrecher beschimpfen lassen, sein Entschluß wur gefaßt, sich selbst und zwar ohne Verzug, den bayerischen Gerichten zu stellen.

96 Ueber die Spitzen des Ossagebirges, welche die Choden »die Brüste der Muttergottes« nennen, stieg der feurige Sonnenball herauf, und sein Licht verklärte wie mit einem Zauberschlage das ganze Waldgebirge. In den Thälern wogten schneeweiße Nebelmassen, so daß man von grünen Waldbergen umschlossene Seen und riesige Ströme zu schauen wähnte. Allmählich glitzerten über den wogenden Massen die Kreuze auf den Kirchturmspitzen naher Ortschaften, und von einem leisen Ostwinde getragen, klang bis hierher das harmonische Geläute zum Morgengebet.

Mit dem Höhersteigen der Sonne zerteilten und verflüchtigten sich die weißen Schleier, und Franz konnte jetzt deutlich das Chodenschloß erkennen. Mit ihm stand auch Hančičkas, des mutigen und besonnenen Mädchens, Bild vor seiner Seele. Der Gedanke an sie erfüllte ihn mit Rührung, und er gelobte es sich selbst, daß er ihr zeitlebens dankbar bleiben wolle. Aber nein, nicht dankbar allein. Es stahl sich noch ein anderes Gefühl in sein Inneres. Bis jetzt hatte er das Chodenmädchen als ein Kind betrachtet – die Bemerkungen seines nächtlichen Gesellschafters ließen ihm aber plötzlich dieses Kind in einem anderen Lichte erscheinen. Nunmehr ward es ihm klar, daß er Hančička gern habe, und er gelobte sich, sie sein Leben lang beschützen zu wollen.

Fast vergaß er über dieser Entdeckung seines Herzens die augenblickliche, schlimme Lage. Ein glückliches Gefühl durchströmte ihm Herz und Sinn und mit dem Hute in der hocherhobenen Hand winkte er der Fernen seinen Morgengruß zu.

Nun durfte er aber nicht länger mehr säumen. Eilig stieg er den Berg hinan. Er traf bald mit der 97 Himbeersammlerin zusammen, die er nach dem kürzesten Wege nach Voithenberg fragte.

Die Frau erzählte ihm bei dieser Gelegenheit ihr Begegnen mit dem anderen Burschen, und daß sie diesen auf seine Fragen ebenfalls nach Voithenberg verwiesen habe.

Franz genügte das, um zu wissen, daß der rachsüchtige Bursche ihn verraten wolle. Dieser fragwürdige Triumph sollte ihm vereitelt werden. Eilig schlug er den Waldweg gegen Voithenberg zu ein, wo er sich freiwillig zu stellen gedachte.

Dort angekommen, traf er keinen der Gendarmen zu Hause an, erfuhr aber von der Haushälterin, daß schon ein Bursche vor ihm angefragt habe und auf die Gendarmen warte. Vor dem Wirtshause stand eine geschlossene Chaise, welche einen Holzhändler hierher gebracht, und deren Lenker sich soeben anschickte, mit dem leeren Wagen nach Furth zurückzufahren.

Franz nahm sofort das Gefährt gegen gute Bezahlung für sich und trug dem Kutscher Eile auf, weil er angeblich als Zeuge bei einer Verhandlung im Further Amtsgericht erscheinen müsse.

Aloys, der im Wirtshause der Zurückkunft der Gendarmen harrte, hatte durchs Fenster gesehen, wie sein Widersacher im Wagen davongefahren war, wie er von der Wirtin hörte, nach Furth zum Amtsgericht. So blieb ihm die beabsichtigte Schandthat eines Verrates erspart, und mit gemischten Gefühlen trat auch er den Weg zur nahen Grenzstadt an. Sein besseres Inneres sagte ihm jetzt, daß nur in der ehrlichen Arbeit Segen sei, und noch heute wollte er die sich ihm dargebotene Gelegenheit aufsuchen. Nachdem 98 er sich in Furth mit einigen besseren Kleidungsstücken versehen, band er die alten in ein Tuch und fuhr mit dem nächsten Zuge nach Kubitzen, um sich von dort nach Chodenschloß zu begeben und bei Soukup in den Dienst zu treten.

Franz aber langte, ohne in dem geschlossenen Wagen von jemand bemerkt zu werden, am Amtsgerichtsgebäude an, und nachdem er den Kutscher beauftragt, nunmehr auch den Waldhofbauern von Bayerisch-Prennet herbei zu holen, begab er sich zum Vorstande des Gerichtes.

Dieser war von Taus aus bereits telegraphisch über die Sachlage verständigt worden, behandelte aber Franz doch in wohlwollender Weise, da ihm des Burschen Aussagen sehr glaubwürdig erschienen. Gleichwohl mußte er die Untersuchungshaft über ihn verhängen, bis nähere Prüfung der Sache und die Vernehmung der von Franz erbetenen Zeugen erfolgt sein würde, was der Amtsvorstand in Bälde zu bethätigen versprach.

So ward Franz nach aufgenommenem Protokolle in das Untersuchungsgefängnis abgeführt, wo ihm auf Befehl des Amtsvorstandes die möglichste Berücksichtigung zu teil werden sollte.

Aber auch hier waren es die dunklen Augen Hančičkas, die ihm entgegenleuchteten, wenn er seine Augen schloß und die unwürdige Lage, in der er sich befand, vergessend, seine Gedanken hinüber sandte zu dem mutigen Chodenmädchen. 99


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