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Die Vase

Es war heute gar nicht hübsch auf der Welt. Draußen regnete es in Strömen auf das frischgrüne Mailaub und auf die weißen und rosigen Blüten nieder, die der Frühlingssonnenschein eben erst aus ihren Knospenhüllen hervorgelockt hatte. Und auch drinnen im Haus war schlechtes Wetter.

Die Mutter war traurig und verstimmt. Das junge Stubenmädchen, das erst seit ein paar Tagen im Hause diente, hatte heute beim Staubwischen eine feine, zierliche Glasvase von dem Wandbrett in Mutters Zimmer herabgeworfen und in tausend Stücke zerbrochen. Die kleine Vase aber galt der Mutter mehr als die kostbarsten Ziergeräte, welche die Wohnung schmückten. Sie war ihr ein Andenken an ihre Mädchenzeit und an eine liebe, lustige Freundin, welche die Mutter einst sehr geliebt hatte und die schon vor langen Jahren in ein fernes Land gezogen und wahrscheinlich dort gestorben war, da sie nie wieder etwas von sich hören ließ. Beim Abschied von der Pension, in der die beiden Freundinnen sich kennen gelernt, hatte Cornelia Fersen ihrer lieben Jenny das zierliche Krystallgefäß mit dem Wunsche gegeben, daß es ebensowenig wie ihre gegenseitige Freundschaft jemals zerbrechen möge. Die Freundschaft war leider schon drei Jahre später durch Cornelias Reise in die fremde Welt, seit welcher sie ihrer Jenny nie wieder geschrieben, in Stücke gegangen. Und nun war auch die Vase, welche die Mutter immer so zärtlich bewacht hatte, zerbrochen! Es war kein Wunder, wenn die Mutter sehr betrübt war!

Sie hatte das ungeschickte Stubenmädchen tüchtig gescholten; dasselbe ging nun mit verweinten Augen umher und schluchzte immer noch von Zeit zu Zeit.

Bei dieser allgemeinen Trübsal konnte natürlich Gotthard auch nicht fröhlich sein, obgleich sein geliebter Klassenlehrer den Sextanern heute die entzückende Botschaft verkündet hatte, daß nächsten Montag, also über vier Tage, die große Frühjahrspartie der Klasse nach dem nahen, schönen Badeort Wilhelmsthal stattfinden solle. Ganz aufgeregt vor Freude war Gotthard aus der Schule nach Hause geeilt, aber ehe er noch ins Haus trat, kam dieser entsetzliche Regenguß, der aussah, als könne er Wochen dauern, und drinnen im Haus gab es auch nichts als Verstimmung, Ärger und Tränen.

Selten hat ein kleiner, im übrigen wilder und frischer Junge mit mehr zarter, begeisterter Liebe an seiner Mutter gehangen, als unser Gotthard. Traurig hielt er die Trümmer der kleinen Vase, deren Verlust sein Mütterchen so betrübte, in der Hand. Wie gern hätte er sein Spargeld hingegeben, um den kleinen bunten Glaskelch wieder kitten zu lassen! Aber das war unmöglich! Die Glasstückchen waren, wie es bei sehr feinem, hartem Glas zu sein pflegt, zu kraus und wirr zersplittert, um das Ganze jemals wieder vereinigen zu können. Aufmerksam betrachtete der Knabe diese einzelnen Glasstückchen und sah sich dabei das Muster des zierlichen Glasgerätes, an dem er so oft achtlos vorübergegangen war, zum erstenmal deutlich an. Ein wellenartiges Muster von zartblauen und rosigen Fädchen war in das mattweiße Glas eingelassen, und zwischen diesem feinen Linienschmuck waren hie und da fünfblätterige Blütchen von reinem Blau mit goldenen Stielchen und Blättern eingestreut. –

Frühlingsgewitter gehen bald vorbei. Schon am Abend lachte die Sonne wieder, die Klassenpartie mußte nun doch sehr wahrscheinlich zu stande kommen. Da die Mutter, nachdem sie dem weinenden Stubenmädchen verziehen, ihre heitere Laune wiedergefunden hatte, begann Gotthard ihr von der Aufforderung des Lehrers und den köstlichen Aussichten auf einen Wandertag unter Wald- und Blütenbäumen zu erzählen. Vier Tage später finden wir Gotthard im schmucken, neuen, dunkelblauen Matrosenanzug, eine feine, braunrote Krawatte unter dem weißen Kragen, inmitten zweiundzwanzig lustiger Kameraden, in dem großen, schattigen Kurgarten von Wilhelmsthal wieder. Ein glückseliger Tag neigt sich seinem Ende zu. Durch köstliche Waldfrische, über rieselnde, mit Farren und Vergißmeinnicht umsäumte Quellen, über buntblumige Wiesen und durch freundliche Ortschaften sind die Jungen, singend und schwatzend, auf das schöne Wilhelmsthal zugezogen. Ein reichliches Mittagsmahl hat die Wanderer hier erquickt, dann ist man in aufgelöstem Zug durch die Badeanlagen und die schönen Villenstraßen des Ortes gegangen, hat sich die schäumenden Heilquellen, die schönen Läden und die vielen geputzten Menschen angesehen, um dann bei allerhand lustigen Spielen den Abend im Kurgarten zu erwarten.

Frisch, hell und jubelnd hallen die vielen, glücklichen Knabenstimmen ins Abendrot. Der große Vogel ist eben abgeschossen worden; jeder, auch der ungeschickteste Schütze, hat irgend eine hübsche Gabe gewonnen. Die Badegäste kommen von ihren verschiedenen Tischen herbei und freuen sich an den frischen, freudestrahlenden Gesichtern der munteren Jungen. Gotthard hat einen der besten Schüsse getan und als Preis eine prächtige Schreibmappe aus feinem, braunem Leder gewonnen. Aber trotzdem ist Gotthards offenes, rosiges Gesicht nicht heiter. So oft er es nur unbemerkt tun kann, stiehlt er sich aus dem Kreis seiner Genossen, zieht den kleinen, abgegriffenen Geldbeutel hervor, läßt Nickel- und Kupferstücke durch die Finger gleiten, zählt, rechnet und überlegt.

Etwas sehr Aufregendes ist Gotthard heute bei dem Rundgange durch die Straßen Wilhelmsthals begegnet. In einem der großartigen Glasläden hat er zu seinem freudigen Erschrecken eine zarte, kelchförmige Vase bemerkt, milchweiß, mit blauen und rosenfarbenen Liniengewinden und hellblauen und goldengestielten Blüten, dasselbe Muster, dieselbe Form, wie sie der Mutter zerbrochene Vase gehabt, – dieselbe Vase, neu auferstanden, hätte man meinen können! »Eine Mark fünfzig Pfennig« stand als Kaufpreis daran.

Gotthard hatte von seinem Reisegeld von vier Mark noch drei in seinem Beutel, da er außer für die kurze Bahnfahrt und ein Glas Milch noch nichts auszugeben nötig gehabt hatte. Aber Zahlung für Mittagsessen, Kaffee und Abendbrot sollte der Kellner im Kurgarten dann einsammeln, und außerdem blieben fünfzig Pfennig für die Heimfahrt auf der Eisenbahn zu bezahlen; also kaum ein paar Groschen waren übrig. Aber doch, die Vase konnte morgen verkauft sein, er kam vielleicht den ganzen Sommer über nicht wieder hierher, – er mußte die Vase haben! Wie unendlich würde die Mutter sich darüber freuen!

Während die andern Knaben spielten und lärmten, überlegte Gotthard in einem fort. Sein kleines Herz schlug ihm so laut in der Brust, daß er sein Ticktack manchmal zu hören meinte, so regte ihn die Sache auf. Wenn nun das schöne, kleine Ding jemand anderem gefiel, wenn ein anderer die Vase kaufte? Ein halber Taler war ja für reiche Leute so wenig!

In dieser Herzenspein kam ihm endlich ein erlösender Gedanke. Wie, wenn er kein Abendbrot aß? Sein Kopf schmerzte ihn von dem vielen Überlegen wirklich ein wenig, es war nicht gelogen, wenn er sagte, es sei ihm nicht wohl, er könne und möge nichts essen. Zur Heimfahrt und zur Zahlung des bereits Genossenen würde das übrige Geld dann bestimmt reichen; er hatte die Summe von fünfzig Pfennig als Fahrgeld vorhin mehrmals von den Kameraden nennen hören. Ja, so sollte es sein! Seine Wangen glühten und seine Augen leuchteten vor Freude über den gefaßten Entschluß. Eben gab der Lehrer die Erlaubnis, vor dem Abendbrot noch ein wenig ohne Lärm im Garten und auf den angrenzenden Parkwegen umherzuspazieren. Punkt sieben Uhr werde die Abendtafel gedeckt sein, und jeder könne sich dann nach Belieben sein Abendbrot bestellen. – Wie eine lustige Spatzenschar verstreuten sich die Jungen. Gotthard hatte es am eiligsten von allen. Ohne daß ihn jemand bemerkte, schlüpfte er in das Geschäft und kaufte die Vase. Ein freundliches Ladenmädchen schlug sie ihm in weiches, hellrotes Seidenpapier ein; er zahlte sein Geld, und heimlich aufjauchzend vor stolzem Glück eilte er von dannen.

Nun ist inmitten einer Schar lustig drauflos bestellender, schmausender, lachender Kameraden ein wenig Hunger nicht gerade spielend zu ertragen. Immer wieder fragten ihn die Jungen verwundert: »Ja, Gotthard, lebst du denn von der Luft? Warum bestellst du dir denn nichts?« Und immer wieder mußte er antworten: »Ich habe Kopfschmerz! Ich mag nicht, ich kann nicht essen!« während ihm beim Anblick des schönen Schwarzbrotes, der goldgelben Butter und des herrlichen Schinkens das Wasser im Munde zusammenlief. Auch der Lehrer nahm ihn erklärlicherweise scharf ins Verhör. Aber auf Gotthards entschiedene, fast flehende Abwehr, er könne nichts essen, er sei vom Mittagbrot und vom Kaffee noch so satt, ließ ihn der freundliche Mann, wenn auch mit sehr verwundertem Kopfschütteln, endlich seinen Willen haben. »Stecke dir wenigstens diese Semmel in die Botanisiertrommel, im Fall du unterwegs noch Hunger bekommst,« sagte er gütig. »Und wenn du Kopfschmerzen hast, so ruhe dich doch in der Laube drüben ein wenig aus! Gefährlich kann's nicht sein! Du fühlst dich ja ganz kühl und frisch an und blühst dabei wie eine Rose.«

Wundervoll saß sich's unter den duftenden Geißblattranken in der goldgrünen Dämmerung. Nun hatte er gesiegt!

»Ißt du denn nicht mit den andern Abendbrot?« fragte da auf einmal auch hier eine Stimme. Ach, ließ man ihn denn nicht endlich mit dieser Frage in Ruhe!

Eine schlanke Dame in feinem, schwarzem Kleid, einen Strauß von wilden Veilchen an der Brust, stand am Eingang der Laube und sah aus freundlichen veilchenblauen Augen verwundert auf den einsamen Knaben.

»Nun, nun,« sagte sie, als Gotthard stotternd seine Entgegnung begann, »ich will dich nicht stören! Ich glaubte, man habe dir das Abendbrot zu melden vergessen!«

Nun blieb Gotthard lange ungestört und allein, so lange, daß ihn beinahe wirklich der Schlummer zu übermannen drohte, als einer seiner liebsten Klassengenossen ihn im Auftrag des Lehrers endlich holen kam. Die Knaben standen schon alle zum Abmarsch gerüstet, der Abendbrottisch war abgeräumt, im Garten begann es still zu werden. Während Gotthard seinen Überzieher und seinen Schützengewinnst aus dem Saale holte, und dem Kellner Mittagbrot und Kaffee bezahlte, begannen die anderen sich schon auf den Weg zu machen.

»Gotthard Reimann, wo bleibst du denn?« rief ihm der Lehrer zu, als er endlich, später als alle andern, den Bahnhofssaal betrat. »Schnell, löse dein Billett, wir haben uns schon etwas verspätet; der Zug geht in der Minute ab.« In fliegender Hast eilte Gotthard an den Schalter.

»Bernberg, dritter Klasse, bitte,« rief er dem Billettverkäufer zu.

»Da, – siebzig Pfennig!« entgegnete der Mann. Gotthard fiel beinahe um vor Schreck. »So muß ich den Herrn Lehrer erst noch um Geld bitten, ich habe nicht so viel,« rief er beinahe weinend.

Er drehte sich um und ließ die Blicke angstvoll durch die gefüllte Bahnhofshalle schweifen. Der Lehrer stand schon draußen vor dem Zug inmitten der ganzen Knabenschar.

»Einsteigen, Jungens,« rief er. »Schnell! Ist Reimann auch dabei?« Irgend eine Stimme rief: »Ja!« Wahrscheinlich hatte ein Kamerad Gotthard zu sehen gemeint und für ihn Antwort gegeben.

»Nein!« wollte Gotthard eben dagegen rufen. Aber in demselben Augenblick fiel ihm etwas Schreckliches ein. Was würde der Lehrer denken, wenn er ihn jetzt um Geld bäte, da er doch glauben mußte, er habe all sein Abendbrotgeld noch in der Tasche? Würde er nun nicht bestimmt glauben müssen, Gotthard habe gelogen, habe sein Geld vertrödelt, und dann Kopfschmerz geheuchelt, um nicht bestraft zu werden?

Und die Sache mit der Vase konnte er doch nicht erzählen, – es hätte ja ausgesehen, als wolle er sich des kleinen Opfers rühmen, das er gebracht hatte!

Während er in fieberhafter Unruhe überlegte und zögerte, klang draußen ein letzter gellender Pfiff. Ein rasches Zuschlagen der Türen, – und mit lautem Fauchen setzte sich der Zug in Bewegung. Gotthard war in dem fremden, vier Wegstunden von der Stadt entfernten Ort allein, ohne Geld zur Heimfahrt, zurückgeblieben! –

Wie es Gotthard zumute war, ist schwer zu beschreiben. Erst war es ihm, als solle er laut aufschreien und dem Zuge nachlaufen. Aber die Tapferkeit des Soldatensohnes besiegte rasch diese kindische Schwäche. Im schlimmsten Fall konnte er sich ja zu Fuß auf den Weg machen. Gott würde ihn nicht verlassen! Wenn die Eltern sich nur nicht so ängstigten! Einstweilen wollte er sich einen Augenblick ausruhen und ruhig überlegen. Darauf ließ er sich auf einer der Bänke nieder. Still und sinnend saß er da, ab und zu eine vorwitzige Träne von dem blassen Gesicht abtrocknend.

In seiner Bestürzung bemerkte Gotthard nicht, daß dieselbe schwarzgekleidete Dame, die ihn vorhin in der Laube angesprochen, schon seit einer Weile in seiner Nähe stand und ihn mit unendlich freundlichem Blick beobachtete. Er schrak heftig auf, als sich ihre Hand plötzlich leise auf seine Schulter legte.

»Nun mußt du mir aber doch erzählen, was dir heute geschehen ist,« sagte sie. »Ich fürchte gar, mein kleiner Herr hat den Zug versäumt!«

Ach, wie wohl tat dem verlassenen Jungen die sanfte, aufmunternde Stimme! Erst etwas verlegen und stockend, dann immer fester und ruhiger zählte er, daß ihm zwanzig Pfennig an seinem Reisegeld gefehlt haben und daß er deshalb und, weil er überhaupt etwas zu spät nach dem Bahnhof gekommen, sitzen geblieben sei.

»Vielleicht können Sie so gut sein, mir den richtigen Weg zu zeigen, auf dem ich heute abend noch zu Fuß nach Bernberg gelange,« sagte er.

»Das kann ich,« sagte die Dame lachend. »Der richtige Weg ist hier dieses Schienengleis, auf dem ich in ganz kurzer Zeit mit dir, lieber Junge, im Kurierzug nach der Stadt fahren werde. Auf diese Weise kommen wir noch ein paar Minuten früher als deine Kameraden an. Auch ich muß nämlich heute abend noch nach Bernberg.«

»Aber das Geld?« fragte Gotthard noch ganz bestürzt.

»Das borge ich dir!« tröstete die freundliche Dame lachend. »Jetzt komm! Vielleicht issest du doch ganz schnell ein kleines Abendbrot im Bahnhofsaal mit mir!«

Zehn Minuten später fuhr die fremde Dame mit Gotthard im Eilzuge ab und Gotthard saß mit ihr allein höchst behaglich in dem mit Sammet vornehm ausgeschlagenen Coupé. Er erzählte von dem heutigen schönen Spaziergang, von der Schule, von seinen Kameraden, zeigte seine Schießprämie und endlich die geliebte Vase, nach deren Anblick er sich förmlich sehnte. Daß er das schöne Stück für sein Mütterchen von seinem Abendbrotgeld gekauft, wollte er natürlich fein still für sich behalten. Sorgsam und vorsichtig wickelte er seinen Schatz aus dem weichen Papier. »Ist das nicht schön?« fragte er mit leuchtenden Augen.

Das gütige, lächelnde Gesicht der Dame veränderte sich plötzlich.

»Diese Vase!« sagte sie tief aufatmend. »O Kind, wenn du wüßtest, woran mich diese Vase erinnert! Hast du sie dir heute gekauft? O, bitte, sage doch: Würdest du mir sie wohl ablassen, wenn ich dir eine viel schönere, viel kostbarere dafür gebe?«

Verwundert schüttelte der Knabe den Kopf. »Das ist unmöglich,« faßte er wichtig, und als er sah, wie seine Beschützerin traurig und sehnsuchtsvoll, als sei die Vase wirklich ein köstliches Kleinod, auf sie niederschaute, begann er ihr schüchtern und verschämt zu erzählen, wie er überhaupt dazu gekommen war, dieselbe heute zu kaufen.

»Deine Mutter hat eine solche Vase besessen?« unterbrach ihn die Fremde plötzlich.

»Ja, Mama hat sie von einer Freundin bekommen, Cornelie Fersen hieß die.« –

Weiter kam er nicht. Die schöne, fremde Dame hatte ihn auf einmal auf den Schoß genommen, lachte und weinte und bedeckte sein Gesicht mit Küssen.

»Mein kleiner Gotthard,« rief sie, »wie wunderbar sind doch Gottes Wege! Durch dich finde ich meine Jenny wieder! Denke dir: Die Cornelie Fersen bin ich!«

Wie wäre es möglich, Gotthards Freude und Überraschung zu beschreiben! Jubelnd klatschte er in die Hände. »Wie wird sich Mütterchen über dieses Wiedersehen freuen!« rief er. – Die Dame nahm gleich vom Bahnhof aus einen Wagen und fuhr mit zu Gotthards Mutter. Es fand ein Wiedersehen zwischen den beiden Freundinnen statt, bei dem es an Jubel, an Fragen, an Küssen, aber auch an Tränen nicht fehlte.

Cornelie Fersen hatte sehr viel Trauriges in ihrem Leben durchgemacht. Weil sie in der Fremde lange schwer krank und unglücklich war, hatte sie Jahre lang nichts von sich hören lassen. Dann waren ein paar Briefe von Jenny, die inzwischen nach einer anderen Stadt geheiratet hatte, uneröffnet zurückgekommen. Erst nach so langen Jahren hatte sie – jetzt als reiche, glückliche Frau – die alte Heimat wieder aufsuchen können, um endlich den Wohnort ihrer Jugendfreundin auszukundschaften. Dieser Vorsatz hatte sich nun durch die Begegnung mit Gotthard ganz von selbst erfüllt. Wie die Mutter ihrem Herzensjungen für seine sinnige Gabe dankte, könnt ihr euch denken. Er hat es nicht bereut, daß er aus Liebe zu ihr einmal ohne Abendbrot blieb!

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