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Der Tod des Marschalls von Luxemburg. Versuche zu Friedensverhandlungen. Ihr Fehlschlagen. Der Tod der Prinzessin von Oranien. Der Ehebruch der Herzogin von Hannover mit dem Grafen Königsmarck. Rache des Herzogs. Austausch der Statthalterschaften der Bretagne und Guyenne.
Der Marschall von Luxemburg überlebte diese schöne Heirat nicht lange. Mit siebenundsechzig Jahren meinte er, er sei fünfundzwanzig und lebte wie ein Mann, der nicht älter ist. Dem Mangel an Liebesabenteuern, von denen sein Alter und sein Äußeres ihn ausschlossen, half er durch Geld ab, und die Intimität zwischen ihm, seinem Sohn, dem Prinzen von Conti und d'Albergotti erstreckte sich fast ganz auf ein sittenloses Leben und geheime Orgien, die sie gemeinsam mit Dirnen feierten.
Die volle Bürde der Märsche, des Befehls und der Lebensmittelversorgung lastete während aller Feldzüge auf Puységur, der sogar die Pläne aus dem Gröbsten herausarbeitete. Es gab nichts Sichereres als den Blick des Marschalls, niemand war vor dem Feinde oder an einem Schlachttage glänzender, klüger, voraussichtiger als er. Dabei war er kühn und verfügte gleichzeitig über eine Kaltblütigkeit, die ihn inmitten des größten Feuers und im kritischsten Augenblick alles sehen und voraussehen ließ, und darin war er groß. Im übrigen war er die Trägheit selbst. Ohne dringende Notwendigkeit ritt er kaum spazieren; Spiel, Unterhaltung mit seinen Vertrauten und allabendlich ein Essen im ganz kleinen Kreise und fast immer mit denselben Leuten, und wenn man in der Nähe irgendeiner Stadt war, so wurde Sorge getragen, daß das schöne Geschlecht die Gesellschaft angenehm ergänzte. Dann war er für nichts anderes zu haben, und wenn es sich um eine dringende Sache handelte, so fiel die Erledigung Puységur zu. So lebte dieser große General bei der Armee und so auch in Paris, wo der Hof und die große Welt seine Tage, und seine Vergnügungen die Abende in Anspruch nahmen. Bei seinem Alter hielten sein Temperament und seine Körperbeschaffenheit schließlich nicht mehr Stich, und er erkrankte in Versailles an einer Lungenentzündung, die Fagon gleich anfangs für sehr bedenklich hielt. Seine Türe wurde von der Crème der Gesellschaft umlagert; die Prinzen von Geblüt wichen nicht von der Schwelle, und der Herzog von Orléans erschien mehrmals. Als er von Fagon aufgegeben war, versuchte es der Italiener Caretti mit Geheimmitteln, die oftmals Erfolg gehabt hatten, und verschaffte ihm Erleichterung, doch nur auf Augenblicke. Der König ließ sich mehrmals erkundigen, doch mehr anstandshalber, als weil er viel für ihn übrig hatte. Ich habe bereits angedeutet, daß er ihn nicht liebte, aber der Glanz seiner Feldzüge und die Schwierigkeit, ihn zu ersetzen, waren es, die all diese Unruhe verursachten.
Als sein Zustand sich verschlechtert hatte, bemächtigte sich der Pater Bourdaloue, dieser berühmte Jesuit, den seine wundervollen Predigten unsterblich machen müssen, seiner ganz und gar. Es war die Rede davon, ihn mit dem Herzog von Vendôme wieder auszusöhnen, den die Eifersucht auf seine Freundschaft und Vorliebe für den Prinzen von Conti zum Bruch mit ihm gebracht und veranlaßt hatte, sich zu der Armee in Italien zu begeben, wie ich bereits gesagt habe. Roquelaure, aller Freund und niemandes Vertrauter, führte sie, einen nach dem andern, an das Lager des Marschalls, wo alles ganz freundlich und ohne viel Worte vor sich ging. Er empfing seine Sakramente und bewies Religiosität und Festigkeit. Er starb am Morgen des 4. Januars 1695, dem fünften Tage seiner Krankheit und wurde von vielen Leuten betrauert, obgleich er als Privatmann von niemand geachtet und von sehr wenigen geliebt ward.
Während seiner Krankheit ließ er durch den Herzog von Chevreuse beim König einen letzten Versuch machen, die Übertragung seiner Charge auf seinen Sohn, den Schwiegersohn dieses Herzogs, zu erreichen. Der König weigerte sich und ließ ihm sagen, er möge sich daran erinnern, daß er ihm die Anwartschaft auf die Statthalterschaft der Normandie für seinen Sohn nur unter der Bedingung gewährt habe, daß er ihm niemals von der Übertragung der Charge spreche. Alle seine Kinder und die Herzogin von Mecklenburg, seine Schwester, verließen sein Lager erst während seines Todeskampfes. Sie wurden aus dem Zimmer geführt, damit sie den Sterbenden nicht durch die Ausbrüche ihres Schmerzes beunruhigten. Der Pater Bourdaloue tadelte sie, weil sie darüber jammerten, daß ein Mensch der Natur seinen Tribut zollte; er fügte hinzu, der Marschall sterbe als ein Christ und großer Mann, und vielleicht hätte keiner von ihnen das Glück, auf diese Weise von hinnen zu scheiden. Die Prophezeiung erfüllte sich bald darauf in der Person der Herzogin von Mecklenburg. Sie starb im gleichen Monat Januar an derselben Krankheit, wenige Tage nach ihrem Bruder, ohne geistlichen, ja fast ohne leiblichen Beistand und hinterließ alles, was sie besaß, dem Grafen von Luxe, dem dritten Sohne ihres Bruders.
Gegen Ende des Sommers (1694) und zu Beginn des Winters hatten sich Versuche zur Einleitung von Friedensverhandlungen geltend gemacht. Worauf sie sich gründeten, weiß ich nicht. Crécy ging in die Schweiz, weil diese neutral, Zwischenland zwischen dem Kaiser und dem Herzog von Savoyen und nicht weit von Venedig entfernt war, das den ehrlichen Makler spielte. Er war ein Bruder des Jesuitenpaters Verjus, des besonderen Freundes des Paters de la Chaise, und war Resident an mehreren Höfen Deutschlands gewesen, dessen öffentliches Recht und dessen verschiedene Fürstenhöfe samt ihren Interessen er genau kannte. Er war ein kluger, vorsichtiger Mann und verbarg unter einem wenig angenehmen Äußern und wenig gewinnenden Manieren, die weit mehr nach einem Ausländer schmeckten als nach einem Franzosen – eben weil er sich solange außerhalb Frankreichs aufgehalten hatte –, eine seltene Geschicklichkeit und Feinheit und besaß die Fähigkeit, die Leute, mit denen er zu verhandeln hatte, und ihre Absichten schnell zu ergründen und zu durchschauen. Er gelangte oft an sein Ziel, indem er nur das verstand, was er verstehen wollte und sehr erfinderisch darin war, bereits zurückgewiesene Vorschläge in allen möglichen verschiedenen Gestalten wieder auftauchen zu lassen. Er verfügte über eine außerordentliche Geduld und eine unermüdliche Beharrlichkeit.
Der Abt Morel ging nach Aachen, um die Verhandlungen im Reiche zu führen. Er war ein ausgezeichneter Kopf, voll Verstand und Urteilskraft und von Die drei Unterhändler kehrten in den ersten Januartagen 1695 zurück, um über ihre fruchtlosen Versuche Bericht zu erstatten. Der Friede wurde erst 1697 zu Rijswijk geschlossen. – Herzogin von Villeroy, Marguerite le Tellier, Tochter von Louvois. Sie hatte am 20. April 1694 Louis-Nicolas de Neufville, Herzog von Villeroy, geheiratet.Saint-Pouenge, dessen Tisch- und Vergnügungsgenosse er war, bekannt gemacht worden. Louvois und darauf der König, der sich gut dabei gestanden, hatten ihn zu mehreren geheimen Reisen gebraucht. Ein Bruder von ihm war Rat am Parlament und Kanonikus von Nôtre-Dame. Er ähnelte ihm nur darin, daß er den Wein noch mehr liebte (aber nicht so gut vertrug) als er und wurde durch Vermittlung des Abtes schließlich Almosenier des Königs.
Harlay, Staatsrat und Schwiegersohn des Kanzlers, ein geistreicher Mann, viel mehr aber auch nicht, war nach Maastricht gegangen, um die Holländer zu sondieren. Seine Schritte hatten jedoch nur den Erfolg, daß sie die Feinde hochmütig machten und sie in dem Maße vom Frieden entfernten, als sie ihn für uns notwendig erachteten. Sie waren sogar so unverschämt, Herrn von Harlay, dessen Magerkeit und Blässe außerordentlich waren, merken zu lassen, daß sie ihn als ein lebendiges Beispiel des heruntergekommenen Zustandes, in dem sich Frankreich befände, ansähen. Er antwortete ihnen, ohne in Zorn zu geraten, scherzhaft, wenn sie ihm die Zeit geben wollten, seine Frau kommen zu lassen, so könnten sie sich eine andere Meinung über den Zustand des Königreichs bilden. Sie war in der Tat außerordentlich dick und hatte sehr lebhafte Farben. Er wurde ziemlich brutal verabschiedet und beeilte sich, wieder unsere Grenze zu erreichen.
Die Winter vergehen kaum ohne Abenteuer und Stänkereien. Der Herzog von Elbeuf fand es unterhaltend, den Liebhaber der ganz neu verheirateten Herzogin von Villeroy zu spielen, die aber keinerlei Anlaß dazu gab. Man bot ihm Gelegenheit, sich eine Zeitlang unfreiwillig Die » Prinzessin« von Oranien, Maria Stuart, Tochter Jakobs II. von England und von Anna Hyde, geboren 1662, heiratete am 15. November 1677 Wilhelm-Heinrich von Nassau, Prinzen von Oranien, wurde am 21. April 1689 an Stelle ihres entthronten Vaters als Königin gekrönt und starb am 7. Januar 1695 an den Blattern. Frankreich versagte ihr den Titel »Königin von England«. – Die Duras, Lorge und Bouillon hatten denselben Großvater wie der Prinz von Oranien.in Paris aufzuhalten, um diese Laune vorübergehen zu lassen, die übrigens mehr darauf berechnet war, die Villeroys zu beleidigen als auf irgend etwas anderes. Nicht etwa, daß der Herzog von Elbeuf irgendwelchen Grund gehabt hätte, sich über sie zu beklagen, er war vielmehr ein Mensch, dessen angriffslustiger Geist Vergnügen an heftigen Auftritten fand und dem seine Figur, seine Geburt und die Freundlichkeiten des Königs gehörig zu Kopf gestiegen waren.
Zwei auswärtige Ereignisse folgten dicht aufeinander. Das erste war der Tod der Prinzessin von Oranien, der Ende Januar zu London erfolgte; der Hof nahm keinen Anteil daran, und der König von England bat den König, daß man keine Trauer anlege, und so durften nicht einmal die Herren von Bouillon, von Duras und alle, die sonst noch mit dem Prinzen von Oranien verwandt waren, Trauer tragen. Man gehorchte und schwieg, aber man fand diese Art Rache kleinlich. Man machte sich Hoffnung, es würde in England ein Wechsel eintreten, sie verflog aber gleich darauf, und der Prinz von Oranien erschien dort angesehener, berufener und befestigter denn je. Diese Prinzessin, die stets sehr an ihrem Gatten gehangen, hatte allem Anschein nach nicht weniger Eifer für seine Thronusurpation gezeigt als er, und es hatte sie mit großer Genugtuung erfüllt, sich auf Kosten ihres Vaters und seiner andern Kinder auf dem Throne ihres Landes zu sehen. Sie wurde sehr betrauert, und der Prinz von Oranien, der sie liebte und mit ihrer Hochschätzung das vollkommenste Vertrauen, ja einen stark betonten Respekt verband, war infolgedessen mehrere Tage lang krank vor Schmerz.
Das andere Ereignis war seltsam. Der Herzog von
Der
Herzog von Hannover, Ernst August von Braunschweig-Zell, war bereits am 19. Dez. 1692 in Anerkennung für seine dem Kaiser gegen Ludwig XIV. geleisteten Dienste mit der Kurfürstenwürde bekleidet worden, was bei mehreren Fürsten des Reiches Protest hervorrief. Er starb am 3. Februar 1698. Saint-Simon meint hier aber seinen Sohn Georg Ludwig, der 1698 Herzog von Braunschweig-Hannover wurde. Dieser wurde erst 1703 zum Kurfürstenkollegium zugelassen. Er ward 1714 König von England und starb 1727.
Prinzessin von Dänemark, Anna Stuart, geb. 6. Febr. 1664, Tochter Jakobs II., heiratete 17. Aug. 1683 Georg, Prinzen von Dänemark und Herzog von Cumberland. Beim Tode Wilhelms III. wurde sie wirklich auf den englischen Thron berufen, am 4. Mai 1702 gekrönt und starb 12. Aug. 1714.Hannover, der die Schaffung einer neunten Kurfürstenwürde zu seinen Gunsten betrieb und infolge der englischen Revolution nach dem Prinzen und der Prinzessin von Oranien und nach der Prinzessin von Dänemark als der Nächstberechtigte der protestantischen Linie Anwartschaft auf diesen Thron hatte, war der älteste Sohn der Herzogin Sophie, der Tochter des Kurfürsten von der Pfalz, der sich zum König von Böhmen krönen ließ und dadurch seine Würde und seine Staaten verlor, und einer Tochter Jakobs I., Königs von Schottland, später von England, des Sohnes der berühmten Maria Stuart und Vaters Karls I., der seinen Kopf verlor, und König Jakobs II., den der Prinz von Oranien entthronte. Dieser Herzog von Hannover hatte seine Cousine aus dem gleichen Hause geheiratet, die Tochter des Herzogs von Zell. Sie war schön, und er lebte eine Zeitlang gut mit ihr.
Der Graf Königsmarck, ein junger und sehr stattlicher Mann, kam an seinen Hof und gab ihm Anlaß zu Argwohn. Er wurde eifersüchtig, beobachtete die beiden und glaubte sich vollkommen im klaren über etwas, was er am liebsten sein ganzes Leben lang nicht gewußt hätte; doch dauerte es geraume Zeit, bis er dahin gelangte. Dann aber packte ihn die Wut; er ließ den Grafen ergreifen und augenblicklich in einen heißen Backofen werfen. Unmittelbar darauf schickte er seine Frau ihrem Vater zurück, der sie auf einem seiner Schlösser internierte und aufs schärfste durch Leute des Herzogs von Hannover bewachen ließ. Er berief das Konsistorium, um die Ehe aufzulösen, und dieses beschloß höchst seltsamerweise, für seine Person sei die Ehe aufgelöst, und er könne eine andere Frau heiraten, für die Person der Herzogin von Hannover bestehe sie jedoch fort; sie könne sich nicht wieder verheiraten, und die Kinder, die sie während ihrer Ehe gehabt, seien legitim. Der letzte Punkt vermochte den Herzog von Hannover nicht zu überzeugen.
Der König, der immer bestrebt war, seine unehelichen Kinder zu erhöhen und ihre Stellung zu befestigen, hatte dem Grafen von Toulouse alle Auszeichnungen, alles Ansehen und alle Vorteile verliehen, deren sein Amt als Admiral in seinen Händen irgend fähig war. Schon vor langer Zeit – beim Tode des Herzogs von Roquelaure – hatte er ihm die Statthalterschaft der Guyenne übertragen. Solange er noch nicht erwachsen war, hatte der Marschall von Lorge den Oberbefehl über diese Provinz geführt und die Gehälter bezogen, auch dann noch, als er nach dem Tode des Marschalls von Humières die Statthalterschaft von Lothringen erhielt.
Der Herzog von Chaulnes hatte seit sehr langer Zeit den Gouverneurposten der Bretagne inne und wurde dort angebetet. Mit dieser Statthalterschaft war die Admiralität der Provinz verbunden, die außerordentlich viel eintrug. Nichts konnte einem Admiral von Frankreich dienlicher sein, als sie innezuhaben, zugleich mit der Statthalterschaft dieser ausgedehnten, auf drei Seiten vom Meer umspülten Halbinsel. Die Gedanken des Königs waren also um so angelegentlicher damit beschäftigt, als er sich dem Herzog von Orléans gegenüber verpflichtet hatte, dem Herzog von Chartres das erste Provinzgouvernement zu übertragen, das frei werden würde, und dieses Versprechen hatte er anläßlich der Heirat des jungen Prinzen gegeben. Der Herzog von Chaulnes war alt und sehr dick; der König fürchtete, die Bretagne möchte ihm nach dessen Tode für den Herzog von Chartres entgehen, und so entschloß er sich, um dem zuvorzukommen, diese beiden Statthalterschaften zu vertauschen. Um dem Herzog von Chaulnes, der dabei alles verlor, den Tausch zu versüßen und den Herzog von Chevreuse, den er liebte, aus der Finanzmisere zu ziehen, in die ihn seine großen Projekte, denen er sich gewachsen glaubte, gebracht hatten, wollte er ihm gleichzeitig als dem Neffen, Freund und Erben des Herzogs von Chaulnes, die Anwartschaft auf die Guyenne verleihen.
Der König ließ eines Morgens den Herzog von Chaulnes in sein Kabinett treten, vergoldete ihm die Pille, so gut er konnte, und verfügte gleichwohl als Herr. Aufs äußerste überrascht und beleidigt, hatte der Herzog von Chaulnes nicht die Kraft zu irgendeiner Antwort. Er sagte, es bleibe ihm nichts weiter übrig, als zu gehorchen und verließ augenblicklich, die Augen voller Tränen, das Kabinett des Königs. Er begab sich alsbald nach Paris und machte seinem Zorn gegen den Herzog von Chevreuse Luft, von dem er mit Bestimmtheit annahm, daß er an diesem für ihn so nützlichen Plan Anteil gehabt, ja ihn dem Könige vielleicht sogar beigebracht habe. Tatsache war jedoch, daß weder der Herzog noch die Herzogin von Chevreuse eher etwas davon erfahren hatten als Herr von Chaulnes selbst. Dieser wollte weder seinen Neffen, noch seine Nichte sehen, und die Herzogin von Chaulnes, die so daran gewöhnt war, die Königin der Bretagne zu sein und dort ebenfalls die größte Liebe und Verehrung genoß, war noch aufgebrachter als ihr Gatte. Weder sie noch er verbargen ihren Schmerz, so daß ich zum Herzog sagte, ich würde ihm meine Glückwünsche ersparen und sie alle Herrn von Chevreuse überbringen. Er umarmte mich und versicherte mich seiner Dankbarkeit für mein Mitgefühl.
Es dauerte lange, bis man beide begütigt hatte. Endlich aber erlangten der Herzog von Beauvillier und andere gemeinsame Freunde von Herrn und Frau von Chaulnes die Einwilligung, Herrn und Frau von Chevreuse zu empfangen. Der Besuch erfolgte und wurde sehr kühl entgegengenommen. Niemals gelang es, das Paar zu überzeugen, daß der Herzog von Chevreuse auf keine Weise zu diesem gewaltsamen Tausche beigetragen hatte, und niemals vermochten er und Frau von Chevreuse das Eis zu brechen, das sie und das Herzogspaar von Chaulnes trennte.
Die Bretonen waren außer sich. Alle bewiesen es durch ihre Briefe, ihre Tränen und ihre Reden: alle, die in Paris waren, stellten sich noch eifriger als sonst im Palais des Herzogs ein. Es war ein beständiges Kommen und Gehen. Diese so allgemeine und beharrliche Liebe rührte Herrn und Frau von Chaulnes so sehr, daß ihre Betrübnis immer tiefer wurde. Sie konnten sich beide nicht über die Maßnahme des Königs trösten und trugen ihren Kummer nicht lang. Der König schickte die drei königlichen Prinzen zum Herzog nach Versailles, und auf dieses Beispiel hin versäumte es niemand, ihm seine Aufwartung zu machen. Er nahm seine Glückwünsche mit einer traurigen Höflichkeit entgegen; denn er erlaubte dem Höfling nicht, den von tiefstem Schmerz durchdrungenen Mann zu verbergen, und noch am gleichen Abend flüchtete er sich nach Paris.
Der Tausch der beiden Statthalterschaften war nach Beendigung des Lever des Königs verkündigt worden. Der Herzog von Orléans, der viel später erwachte, erfuhr es, als er seinen Bettvorhang aufzog, und fühlte sich dadurch außerordentlich gekränkt. Der Graf von Toulouse erschien bald darauf, um ihm selbst Mitteilung davon zu machen. Er unterbrach ihn vor einer Menge von Leuten, die bei seinem Lever zugegen waren. »Der König,« sagte er zu ihm, »hat Euch da ein schönes Geschenk gemacht. Er bezeugt damit, wie sehr er Euch liebt; ich weiß aber nicht, ob er sich in Übereinstimmung mit der guten Politik befindet.« Der Herzog ging noch am selben Tag zu seiner gewohnten Stunde, d. h. zwischen dem Rat und dem zweiten Frühstück, zum König, der um diese Zeit allein in seinem Kabinett war. Dort konnte er sich nicht enthalten, seinem Bruder Vorwürfe zu machen, daß er ihn durch einen gewaltsamen Tausch, der einer bevorstehenden Vakanz und der Übertragung der Statthalterschaft der Bretagne an den Herzog von Chartres zuvorkam, getäuscht. Der König, den dieser Beweggrund in der Tat geleitet hatte, ließ sie, zufrieden, seinen Zweck erreicht zu haben, über sich ergehen. Er ertrug die schlechte Laune des Herzogs, solange dieser sie an ihm ausließ; denn er kannte das Mittel, ihn zu besänftigen, sehr wohl. Der Ritter von Lothringen versah sein gewohntes Amt, und ein Sümmchen Geld zum Spielen und zur Verschönerung von Saint-Cloud tilgte bald den Kummer über die seinem Sohne entgangene Statthalterschaft der Bretagne.