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Abbade war der Sohn eines der Köche Seiner kalifischen Hoheit Prinz Mamûn, des Sohnes und Nachfolgers von Harun Alraschîd. Von seinem Vater in die edle Kochkunst eingeführt, wurde er in der Küchenregion des Palastes bald eine berühmte Persönlichkeit, freilich nicht durch seine Kochkunst, sondern durch seinen schlagfertigen, oft sehr boshaften, aber stets amüsanten Witz. Und so kam es, daß sein Ruf aus der Küche in die goldstrahlenden Säle des Prinzen hinaufstieg, daß der Prinz sich ihn kommen ließ, Gefallen an ihm fand und ihn, sozusagen, in seinen Hofstaat aufnahm. Abbâde trug nun feine Kleider und war über Nacht ein großer Mann geworden. Der Prinz schickte ihn sogar zu seiner Schwester, der Prinzessin Zubaide, die ebenfalls großes Wohlgefallen an ihm fand, ihn oft bei sich empfing und allemal reichlich beschenkte.
Abbâde diente als Hofnarr unter vier Kalifen, unter zweien in voller Gunst, unter zweien mit dem Ergebnis, daß er infolge seiner losen Streiche und Unverschämtheiten in die Verbannung geschickt wurde.
Der Kalif Mamûn hatte eines Tages den geistreichen Einfall zu befehlen, daß ein jeder seiner Kumpane einen Topf mit Fleisch kochen, und derjenige, dessen Gericht den schönsten Duft habe, einen Preis bekommen sollte. Bei der ersten Probe verbreitete nun der Topf seines Sohnes und Nachfolgers Mutassim den schönsten Duft. Als gelernter Koch war Abbâde auf den Erfolg des Prinzen neidisch, machte sich vertraulich an ihn und empfahl ihm, noch die und die Ingredienzen hineinzutun. Der Prinz ging in die Falle. Nachdem er den Rat Abbâdes befolgt hatte, verbreitete sein Topf einen derartigen Gestank, daß der Kalif ganz ärgerlich wurde. Prinz Mutassim war der Blamierte. Als er aber dann bald darauf Kalif wurde, rächte er sich dadurch an Abbâde, daß er ihn nach Mosul in die Verbannung schickte.
Dort sollte es ihm nicht gut gehen. Seine Schulden, seine Gläubiger, deren er viele hatte, waren ihm von Bagdad nach Mosul gefolgt, und schleppten ihn dort vor den Richter. Außerdem hatte er aus einem dortigen Kloster einen jungen Mönch entführt und zu einem schlechten Lebenswandel verleitet, weshalb die Mönche des Klosters ihm überall auflauerten und auf sein Verderben sannen. Genug, er mußte schleunigst fliehen und für längere Zeit sein Heil in der Verborgenheit suchen. Indessen, die Kalifen wechselten ziemlich schnell, und einer der folgenden berief ihn zurück an den Hof und setzte ihn in seine frühere Stellung wieder ein.
Ein hoher Staatsbeamter unter dem Kalifen Mutawakkil erzählte, er sei eines Tages im Vorzimmer des Palastes gewesen in Erwartung einer Audienz bei Seiner Majestät. Da sah er, wie plötzlich ein Mann mit ganz rotem Kopf und verstörtem Gesicht in ersichtlich großer Aufregung aus dem Empfangszimmer des Kalifen heraustrat, der Herr Musa Ibn Abdelmelik, der Großrichter von Damaskus, und hörte, wie er im Fortgehen zu seinem Diener sprach: »Du, geh sogleich in das Haus des Abbâde, bring ihm tausend Dirhem und sag ihm, er möchte doch in Zukunft seinen Schnabel halten.« Hinterher wurde bekannt, was drinnen bei dem Kalifen vorgefallen war.
Musa, der Richter von Damaskus, war zur Audienz beim Kalifen befohlen. Als er den Empfangsraum betrat, fand er den Kalifen auf einer Erhöhung über dem Park der wilden Tiere sitzend und vor ihm den Hofnarre Abbâde, der den Kalifen mit seinen Witzen unterhielt, worüber dieser unmäßig lachte. Der Kalif wendete sich nun an Musa mit den Worten; »O Musa, der Mensch da macht mir mit seinen Witzen wirklich Kopfschmerzen. Was befreit mich davon?«
Musa: »O Fürst der Gläubigen, laß ihn den Löwen da unten vorwerfen.«
Der Hofnarr: »Gut, o Fürst der Gläubigen, laß mich den Löwen vorwerfen, den Herrn Musa aber bestimme für die Löwen von Damaskus. Vielleicht kommen dann die Schätze wieder heraus, die er als Richter von Damaskus erpreßt hat.«
Musa erblasste und war wie vom Donner gerührt. Der Kalif war guter Laune. Er ging auf die Sache nicht ein. Kurz darauf wankte Musa zitternd am ganzen Leibe aus dem Empfangsraum hinaus, in eitel Angst vor dem Hofnarren, dem er daher mit jenen tausend Dirhem den Mund zu stopfen gedachte.