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Eine Woche später verließ der Schah die Reichshaupt- und Residenzstadt. Der Kapellmeister Nechwal dirigierte die Regimentskapelle der Hoch- und Deutschmeister auf dem Perron. Die Ehrenkompanie präsentierte das Gewehr. Der Oberleutnant Zaborski nahm einen herzlichen Abschied vom General Kirilida Pajidzani. Die kleine Jalmana Kahinderi stieg in einen diskret angehängten Waggon, in Begleitung eines alten, behäbigen, immer noch munter scheinenden Herrn. Seine Majestät der Kaiser verabschiedete sich mit geübter Herzlichkeit vom fremden Monarchen. Hinter dem Fenster im Büro des Stationsvorstands zeichnete der Illustrator der »Kronen-Zeitung« die Abschiedszene, eventuelles Thema für den Maestro Tino Percoli oder einen seiner Nachfolger.
Was das »Welt-Bioscop-Theater« betraf, so durfte es am Tag nach der Abreise der persischen Majestät wiederaufmachen. Mizzi Schinagl saß zuweilen an der Kassa, mit Perlen behängt. Manchmal dachte sie an den Prozeß, der ihrem Xandl bevorstand. Manchmal ging sie ins Untersuchungsgefängnis, um ihm einige stärkende Sachen zu bringen, Käse, Salami und, hinter dem wohlwollenden Rücken des Aufsehers, auch Zigaretten. Niemals kam sie mit der Empfindung zurück, daß Xandl ihr Sohn sei und sie seine Mutter.
Sehr selten, aber dafür auch immer heftiger, dachte sie an den geliebten Taittinger. Dann wurde sie traurig. Da es aber keineswegs in ihrer Natur lag, traurig zu bleiben, zwang sie sich mit fröhlicher Gewaltsamkeit, an die zweitausend Gulden zu denken, die sicher in der Postsparkasse lagen, und an das gute Geschäft, das sie mit dem »Welt-Bioscop-Theater« machte. Sie war gesund, munter, manchmal auch ausgelassen. Sie gehörte zu jenen Frauen, die man ihrer knusprigen Fülle wegen »resch« nennt. Und sie hielt manchmal Ausschau nach einem Mann.
Der alte Tino Percoli, der dem »Welt-Bioscop« immer noch Wachsfiguren lieferte und der die Geschichte der Mizzi Schinagl kannte, pflegte manchmal zu sagen: »Ich könnte vielleicht Puppen herstellen, die Herz, Gewissen, Leidenschaft, Gefühl, Sittlichkeit haben. Aber nach dergleichen fragt in der ganzen Welt niemand. Sie wollen nur Kuriositäten in der Welt; sie wollen Ungeheuer. Ungeheuer wollen sie!«