Joachim Ringelnatz
Als Mariner im Krieg
Joachim Ringelnatz

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Vizefeuerwerker und die H.M.S.D.

Meine Beförderung kam heraus. Ich mietete sofort in der Villa »Kik in See« zwei Zimmer, die vorher Pfohl bewohnt hatte. Der war nun auf Urlaub gefahren und hinterließ mir warme Worte und eine Flasche Wein.

Ach, und das war ein Gefühl: von Offizieren höflich und von den Mannschaften respektvoll gegrüßt, und von den Frauen auf einmal beachtet. Und nachts nicht eingesperrt sein, sondern frei durch die Straßen gehen dürfen. Überdies war ich gleich stellvertretender Kompanieführer, weil Bertelsmann und die anderen Offiziere sofort nach der Bescherung in Urlaub gefahren waren. Als stellvertretender Kompanieführer hatte ich in der Kaserne die Essensprobe vorzunehmen, und das war am ersten Weihnachtsfeiertag meine einzige Nahrung, denn in der Kaserne durfte ich nun nicht mehr essen, und im Offizierskasino war ich noch nicht eingeführt. Ich verlebte den Abend anfangs einsam, aber dankbar und glücklich. Dann ging ich in Dölles Weinrestaurant. Dort saßen nur zwei Leute, ein Leutnant und ein Oberingenieursaspirant. Denen erwies ich meine militärische Ehrenbezeugung, die bei einem Vize so ein Mittelding zwischen Offiziersgruß und Mannschaftsgruß war. »Ach, lassen Sie doch solche Geschichten!« rief mir der Leutnant zu und lud mich an seinen Tisch zum Sekt. Er hieß Conrad Hagitte und war der Kommandant des U-Bootes C 43, das tags zuvor vor einem Orkan in den Hafen flüchten mußte. Wir tranken sehr viel. Es war nicht gerade eine weihnachtliche aber doch eine sehr reizvolle Feier. Wir torkelten dann über drei oder fünf oder sechs Minensuchboote hinweg an Bord des U-Bootes, wo wir das Gelage fortsetzten. Es war so eng dort, daß, wenn ich das Glas hob, ich mich vor einer Matrosenzehe in acht nehmen mußte, die aus einer Koje heraus bis über den Tisch ragte. Als ich mich schließlich verabschiedete, wurde ich auf den drei oder fünf oder sieben Minensuchbooten von Bekannten zu neuen Zechereien eingefangen.

Mit den Weihnachtsbriefen kamen betrübliche Nachrichten. Das gute Eichhörnchen war sehr krank. Und nun hatte man auch meinen Bruder eingezogen, der bisher unabkömmlicher Bergmann und wegen seiner schlechten Augen vom Dienst befreit war. Es tat mir leid, daß er nun auch nur einen Bruchteil der Strapazen mitmachen müßte, die ich erlebt hatte. Denn er war nicht so zähes Leder wie ich. Außerdem würde ich ihn nun auf Urlaub nicht sehen.

Meine Eltern waren auf meine baldige Beförderung nicht vorbereitet. Nun saß ich mit der Vorfreude der Überraschung im D-Zug in einem Abteil zweiter Klasse. Ich dachte an das arme Eichhörnchen und an Bahre. Der war auch krank, und ich hatte ihn in Cuxhaven noch im Lazarett besucht. Aber ich war eigentlich nicht so nett zu ihm gewesen, wie ich's wünschte und wie es seine schöne Treue zu mir verdiente.

Und verlebte goldene Tage in Leipzig, Merseburg, Halle, Berlin und unerlaubterweise sogar noch in Rostock und Hamburg. Überall bestens aufgenommen und mitunter mit Truthahn, Gänsebraten und Sekt bewirtet. Ich überschritt meinen Urlaub um zwölf Stunden. Bang und fröstelnd kehrte ich zurück. Aber alles fügte sich glatt. Am fünften Januar erhielt ich die telefonische Mitteilung, daß ich zur Hilfs-Minen-Such-Division abkommandiert wäre und mich dort sofort melden sollte. Das war mir sehr recht. Man lebte an Bord billiger als an Land. Ich begab mich also in den Hafen und meldete mich auf dem Führerschiff der H.M.S.D. beim wachehabenden Offizier. Das war Leutnant Bobby. Er begrüßte mich höflich: »Ich heiße Sie im Namen der Division willkommen.« Dann ging er mit mir zu einem Trunk in das nahebei gelegene Restaurant Fischereihalle. Bobby hatte in München Philosophie studiert. »Sie wohnen, wie wir alle, an Land«, sagte er, »haben Sie schon eine Wohnung? – Wieviel zahlen Sie? – Sechzig Mark?! Das ist nicht allzuviel. – Verpflegt werden wir an Bord. – Ich rate Ihnen übrigens ohne Gepäck, so wie Sie sind, an Bord zu bleiben, denn wir unternehmen heute nacht eine Scheinwerferübung, die Sie vielleicht interessiert.«

So ließ ich mich auf das Boot 6 bringen. Während der Fahrt stand ich auf der Brücke neben dem Kommandanten, einem Leutnant, der sehr fror.

Die H.M.S.D. war das Cuxhavener »Filzlausgeschwader«.

Ihre Boote, kleine Schlepper, durften sich nicht allzu weit hinauswagen. Sie trugen zum Teil englische Namen, »Fairplay I«, »Fairplay II« usw. Zu der Scheinwerferübung liefen vier von diesen Schleppern aus. Sie sollten versuchen, unter dem Schutze der Dunkelheit an den Festungswerken Kugelbake, Grimmerhörn und Alte Liebe vorbei unbemerkt in den Hafen zu gelangen. Aber die Scheinwerfer der Batterien entdeckten uns dann rasch und auch unsere Gegenblendungen nützten uns nichts.

Als Mutterschiff dieser Schlepper diente der geräumige Luxusdampfer »Scharhörn«, der in Friedenszeiten dem Hamburger Senat zur Verfügung stand. Er lag meist im Hafen als Wachschiff und Messeschiff. Dort im Salon meldete ich mich am nächsten Morgen beim Divisionschef Kapitänleutnant Reye. Der schnauzte mich hart an, warum ich mich nicht früher gemeldet hätte. Später aber bestellte er Sekt anläßlich der Beförderung eines Vizefeuerwerkers. Und er trank auch einmal zu meiner Begrüßung auf mein Wohl. Etwa fünfzehn Offiziere oder Vizefeuerwerker oder Vizesteuerleute waren dort in der Messe versammelt. Sie knobelten Chartreuse aus, wobei ich mittun mußte. An der Schmalseite der Tafel schrieb der Divisionschef. Ihn schien die laute, mir reichlich zotig und hohl vorkommende Unterhaltung nicht zu stören.

Ich wurde »Fairplay IX« zugeteilt, dessen Kommandant, Oberleutnant Klinke, ein Mann mit spitzem Gesicht und vielen Schmissen darauf, mich ebenfalls liebenswürdig willkommen hieß. Er führte mich durch sein Boot und durch die Büros, stellte mich verschiedenen Personen vor und übergab mir die Geheimbücherei und Geheiminstruktionen. Dabei erzählte er höflich und freundlich allerlei, was mich interessieren konnte. Ich hätte bei der Division Gelegenheit, Bohnenkaffee, Erbsen, Sahne und anderes zollfrei zu kaufen.

Ich hatte den Eindruck, daß die Offiziere der H.M.S.D. ein ebenso freies wie schwelgerisches Leben führten. Mittags gab es allerdings nur einen Gang, und zwar von demselben Essen, das die Mannschaften bekamen, und da die Messe, wo wir speisten, große Glasfenster hatte, konnten die Leute von draußen uns beobachten. Natürlich wurde uns auf besserem Geschirr serviert.

Nachmittags war ich in der Privatwohnung bei dem Vizefeuerwerker Otto eingeladen, einem hübschen, frischen Burschen, auch Leutnant Bobby und Oberleutnant Klinke waren dabei. Abends ging ich mit den Offizieren ins Kasino zum Kegeln, und, weil ich mich bei dem Spiel sehr ungeschickt anstellte, hatte ich viel zu berappen.

Als ich mich anderen Morgens um elf Uhr im Fischereihafen einfand, war die ganze Division ausgelaufen. Nur mein »Fairplay« lag an der Pier. Er sollte Postboot sein, konnte aber wegen des Nebels nicht auslaufen. Und des Nebels wegen kehrten denn auch die anderen Boote bald zurück. Die Kommandanten setzten sich auf »Scharhörn« am Messetisch zusammen, unterschrieben die Divisionsbefehle und erledigten sonstige schriftliche Arbeiten und rauchten dazu und tranken Kaffee und Schnäpse. Ich kaufte zu billigen Preisen Kognak, Rum, Bohnen und mehr, womit ich besonders meine Eltern zu erfreuen gedachte. Und auf »Fairplay IX« befragte ich die Maate und Leute nach ihren Funktionen, ihrer Ausbildung und besonderen Wünschen.

Meine Wohnung in der Villa »Kik in See« bei den Geschwistern Rohde bestand aus zwei hübsch möblierten, warmen Zimmern. Ich hatte den Blick auf die See, die derzeit kalt und grau war. Manchmal sah ich Boote meiner Division vorüberfahren. Wenn ich in der Frühe nach dem Hafen ging, mußte ich den Exerzierplatz der Minenabteilung queren, und da präsentierten die Posten, und Maate machten vor mir stramm, die noch kürzlich verträgliche oder bösartige Kameraden von mir gewesen waren. Einmal schlich ich mich abends durch die einfachen Kneipen, die ich früher besucht hatte, wie z. B. die Sonne.

Und ein Mädchen gefiel mir. Nach und nach fügte es sich so, daß ich bei den Eltern eingeführt wurde. Sie hieß Grete Prüter, ein rundbackiges, schwarzhaariges Mädchen. Ihr Vater besaß die größte Drogerie am Ort und war ein Mann von erfreulichem norddeutschen Humor. Er plauderte ebenso amüsant über seine Apothekerstudienjahre und über alles, was sein Fach betraf, wie über maritime Sachen und besonders über Cuxhavener Hafenangelegenheiten.

Die ganze Division lief aus, in zwei Gruppen, »Scharhörn« voran, zusammen zehn Boote. Die See stand hoch. Es war eisig kalt. Oberleutnant Klinke und ich, in wollene Schals und dicke Mäntel eingehüllt, wurden auf der Brücke von schweren Brechern durchnäßt. Die Kommandanten verständigten sich von Boot zu Boot durch Winksprüche und sonstige Signale. Man war wegen der Rückfahrt besorgt, da wir dann Windstärke neun gegen uns hatten. Helgoland kam in Sicht, als wir wendeten und unser Suchgerät ausbrachten. Der Sturm warf unsere Nußschalen toll umher, daß mitunter die Kiele sichtbar wurden und alles an Bord krachte und zitterte. Oberleutnant Klinke stand am Sprachrohr und rief abwechselnd »Stopp« und »Äußerste Fahrt«, nach Wellentälern und Wellenbergen. Von Zeit zu Zeit steckten wir uns eine Zigarette an, doch nur für einen Zug, dann ward uns der nasse Tabak weggerissen. Wir empfanden alle das Wetter als höchst bedenklich. Aber ich persönlich freute mich, gleich bei dieser ersten Fahrt meine Seefestigkeit beweisen zu können, und je heftiger die gelbgrauen Wutseen gegen uns anspien, desto vergnügter ward ich.

Leutnant Bobbys Boot blieb zurück. Es war total voll Wasser und drohte unterzuschneiden. »Scharhörn« kam ihm zu Hilfe und übergab unserem »Fairplay« die Führung.

Um zwei Uhr trafen alle Boote wieder in Cuxhaven ein. Bei uns war die Kommandantenkammer und die angrenzende Mannschaftskajüte überschwemmt. Das Wasser hatte das Feuer im Ofen gelöscht. Eine Kiste voll Zigarren schwamm aufgequollen umher. Die Kommandanten zogen sich um, und in der Messe wurde dann die wilde Fahrt lebhaft diskutiert, wobei man wieder mit »Schere, Stein, Papier« Schnäpse ausknobelte. Dann gingen die Offiziere heim, aber ich war Wachhabender und setzte mich müde und zufrieden in die Messe, ließ mir von der Ordonnanz Bohnenkaffee bringen und studierte Geheimbücher und Seekarten. Dann schrieb ich Briefe und Tagebuch. Der Salon auf »Scharhörn« war sehr bequem eingerichtet. Auf den Schleppern dagegen war es erbärmlich eng, und die Leute, die dort tags und nachts hausten, je siebzehn Mann auf einem Boot, das in Friedenszeiten höchstens 4 Mann geführt hatte, waren in dieser Beziehung zu bedauern. Dafür wurden sie aber sonst gut behandelt, erhielten kräftige und reichliche Kost, erhöhte Löhnung und hatten gewisse sonstige Vergünstigungen. Die meisten waren schon seit Kriegsbeginn in der Division. Das galt auch für die meisten Offiziere. Diese kamen fast alle von der Matrosenartillerie. Berufsseeleute waren nur wenige darunter. Einer von diesen war Vizesteuermann Krommes. Der war etwas bange und leicht seekrank.

Ich besuchte Leutnant Kaiser auf einem Torpedoboot. Wir tauschten beim Kakao Erinnerungen an »Vulkan«.

Es folgten eisig kalte und manchmal stürmische Fahrten. Ich stand am Ruder oder auf der Brücke. Umschichtig kam jedes Boot einmal an die Reihe, als Prielboot draußen auf Wache zu bleiben. Ich schlief dann dort für eine Nacht mit Klinke in der engen Kammer. Doch mußten wir häufig aufstehen, weil die Gefahr bestand, daß wir auf den Groß-Vogelsand abgetrieben würden. Ich kümmerte mich eifrig um Wind und Strömung und Ebbe und Flut und benutzte die Zwischenzeit, um im Signalbuch zu studieren. Es war ein köstliches Gefühl, nach solcher Prielnacht in meine behagliche Wohnung zurückzukehren.

Im Hafen erteilte Leutnant Schütte mir und dem Vize Otto und dem R.-O.-A.-Maat Döring Unterricht in Navigation.

Der D.-Chef war in Hamburg gewesen und hatte einen deutschen Spion gesprochen, der schon mehrmals während des Krieges als holländischer Zigarrenhändler in London gewesen war und seine Nachrichten an Deutschland durch verschlüsselte Zeitungsannoncen übermittelte. – Ich wurde der Frau des Kapitänleutnants Drache vorgestellt. Drache war ein hochgewachsener bedächtiger Herr und Kommandant von »Scharhörn«, außerdem nahm er dem Divisionschef gewisse Verwaltungssachen, besonders Proviantangelegenheiten, ab.

Oberleutnant Erfling hatte seinen Assessor bestanden. Das gab eine Divisionsfeier im Kasino, die sehr stürmisch verlief. Erfling war keck im Witz und nahm uns Vize gern aufs Korn, aber zu anderen Zeiten genierte er sich wieder vor höheren Offizieren, mit uns Vizes intim zu sein. – Kapitänleutnant Drache hatte einen kleinen Mund. Er war ein guter Kegler. Wenn er mit der Kugel langsam und wohlberechnend ausholte, nahm er eine drollige charakteristische Stellung ein. – Klinke galt als der gutmütigste, zuverlässigste und gewissenhafteste Kommandant. Er stammte aus Braunschweig, war einst Seekadett gewesen und dann Beamter im Baufach geworden. Er hatte, wie man so sagt, eine praktische Ader, und daheim, in seinen Mußestunden, arbeitete er an der Erfindung eines neuartigen Flugzeuges. – Bobby war ein etwas leichtsinniger und liederlicher, aber sehr unterhaltsamer und gesellschaftlicher Offizier. Er spielte gut Musik, interessierte sich für Literatur und Künste und hatte diesbezüglich eine mich überraschende geschmackvolle Kritik. Ich sollte ihm durchaus ein Buch von mir schenken.

Wir waren nach der Assessor-Feier alle sehr besoffen. Manche von uns fielen unterwegs zu Boden, und es ward viel geschweinigelt. Ich mußte an Eichhörnchen denken, die in einem Seeoffizier nur eine ideale makellose Heldengestalt erblickte, worüber ich oft mit ihr stritt.

Ich geriet noch unter andere sehr animierte Offiziere. Auf irgendeinem Zimmer zechten wir weiter. Die Unterhaltung war sehr frei. Es stellte sich heraus, daß wir alle einmal das Marmorweib kennengelernt hatten. Das war eine sehr häßliche Kokotte, die ihre Opfer in schamloser Weise ausbeutete. Marmorweib wurde sie genannt, weil sie die Kavaliere folgendermaßen ansprach: »Faß mal meine Brüste an. Wie Marmor!«

Danach kam eine Wette zustande betreffs der Dichtigkeit gewisser Gewebe. Herr X. hatte absichtlich das Thema heraufbeschworen und sagte zu Herrn Y.: »Taschenfutter z.B. ist vollkommen wasserdicht. Ich wette mit Ihnen um eine Flasche Sekt, daß ich Ihnen ein Glas Bier in die Hosentasche gießen kann, ohne daß ein Tropfen durch das Futter sickert.« Die Wette galt. Das Bier stand schon bereit und ward rasch in die Hosentasche gegossen. Der untere Teil von Herrn Y. war im Nu durchnäßt und wir lachten alle. Denn eine Flasche Sekt war vom Kasino ganz billig zu beziehen.

Fünf Tage lang suchte die Gruppe, der Klinkes Boot angehörte, Minen. Nun sollte die andere Gruppe uns für ebenso lange Zeit ablösen. Da kam aber der Befehl: »Morgen läuft die ganze Division aus.« Solche Durchquerungen unserer Programme traten häufig ein. Ich als Rangjüngster mußte auch häufig in Vertretung erkrankter oder sonstwie verhinderter Offiziere die Hafenwache übernehmen. Da hatte ich Parole auszugeben und je nach Situation gewisse Maßnahmen zu veranlassen, z.B. daß bei einem starken Nordost eine Achterleine ausgebracht würde. Man überanstrengte sich nicht. Ich kaufte Schnäpse und Wein und schmuggelte sie peu à peu durch den Zoll in meine Wohnung. Denn ich erhielt viel Besuch und ward auch selber viel eingeladen, so daß ich, wenn ich an Land schlief, jede Nacht erst spät ins Bett kam. Mein Bursche und die Schwestern Rohde hatten es nicht leicht, mich morgens zu wecken.

Pfohl kam vom Urlaub zurück. Da ich inzwischen seine Wohnung eingenommen hatte, bezog er im selben Hause ein anderes kleineres Stübchen, doch stellte ich ihm mein Wohnzimmer zur Verfügung und bemühte mich überhaupt, dankbar und aufmerksam zu ihm zu sein, obwohl seine ganze Erscheinung, mit der unserer Divisionsoffiziere verglichen, mir plötzlich recht kleinlich und milchern vorkam.

Die Lebensmittel wurden knapper und knapper. Täglich hatten wir Befehle zu verlesen, wie »über die Ausnutzung der Steckrübe« oder »Sparsamkeit im Verbrauch von Kerzen«. Die Steckrübe dominierte, gekocht, gedämpft, gebraten, gebacken, gerieben, paniert. Statt Zucker gab es künstlichen Süßstoff. Die Münchner Neuesten Nachrichten priesen einen neuen Kriegskuchen an, zu dessen Herstellung man weder Butter noch Eier benötigte. Eine Probe des Kuchens wäre in der Vorhalle der Redaktion ausgestellt. Auch das Maschinenöl taugte nichts mehr. Künftig sollte es keine Stärke für Hemden und Kragen mehr geben. Durch Prüters erhielt ich manchmal Seife und dergleichen, was von dänischen Schiffen herstammte.

Nach einer Nachtwache mußte ich morgens gleich wieder mit in See. Die meisten Kommandanten waren noch nicht nüchtern und trieben beim Ablegen allerlei Possen. Aber das ging nicht so weit, daß die Pflicht darüber verletzt worden wäre. Im Gegenteil wußten alle die Grenze zwischen Dienst und Vergnügen scharf einzuhalten und entwickelten auf beiden Seiten ihren besten Eifer. Und dieses lebendige Pendeln zwischen beiden Gegensätzen hatte für mich und wohl für alle von uns etwas Berauschendes. Nach der Suchfahrt, bei der uns zweimal die Leinen ausschlippten, ohne daß wir revidierend etwas fanden, blieben wir noch anderthalb Stunden draußen bei Helgoland und brachten ein Fischnetz aus. Aber die Zeit war nicht günstig zum Fischen. Wir fingen nur ein Dutzend Schollen. Auch hielten wir umsonst unsere Flinten bereit. Nichts zeigte sich, was eines Schusses wert gewesen wäre. Klinke traktierte mich mit Schnäpsen und überhörte mich dabei über Navigatorisches. Auf der Rückfahrt fanden wir leider die Hafeneinfahrt gesperrt, weil das Fort Kugelbake Schießübungen abhielt. So ward es fünf Uhr, bis wir festmachten, und dann hatte ich auch noch Befehle durchzulesen und eine Zeichnung anzufertigen. Meine Uniform wurde vom Schornsteinruß und Öl und Dreck übel mitgenommen.

Eisiger Oststurm. Draußen Eis und Schnee, so daß die zweite Gruppe nicht auslaufen konnte. Vizefeuerwerker Oerter, der schon Kommandant war, kam ganz verfroren von Prielwache zurück. – Ein Befehl ordnete an, daß sämtliche Offiziere und Deckoffiziere sich sofort ein Konto auf der Bank anzulegen hätten. Ach du lieber Gott, ich hatte nur Schulden. – Ich übernahm freiwillig für Schütte die Hafenwache, weil Rita Sachetto mit ihren Schülerinnen in Cuxhaven tanzte. Ich hätte das auch gern gesehen; nun mußte ich eine Verhandlung über ein gestohlenes Krabbennetz aufnehmen. – Bei den Vizen hatte ich den Spitznamen Specht. Der Chef der Hafenflottille hatte mir, wie ich hörte, den Namen Lord Grey gegeben, ich sollte Grey ähnlich sehen.

Laut Befehl des Vorpostenkommandeurs lief die H.M.S.D. wieder einmal aus. Das halbe Fahrwasser war zugefroren. Auf dem Minenfeld, das querab von »Kik in See« lag, waren über Nacht fünfzehn Minen durch Eisschollen zur Explosion gebracht. Ich besuchte Prüters, die mich mit gutem Essen und steifen Grogs bewirteten. Auf dem Heimweg durch die unbeleuchteten Straßen stieß ich mich häufig und rutschte mehrmals auf dem Glatteis aus.

Die ganze Division lief aus, mußte sich durch bedenkliche weite Eisfelder durcharbeiten. Nach dem Minensuchen – erfolglos wie immer – ging unser »Fairplay« achtzehn Strich von B.S.S.W. zur Prielwache vor Anker. Die Kälte zwickte uns abscheulich. Die vielen Kopf- und Pulswärmer, die mir im Laufe des Krieges beschert waren und die mir nun gut zustatten gekommen wären, hatte ich leider in München zurückgelassen. Klinke fror nicht weniger. Wir hatten beide einen ewigen Tropfen an der Nase. Wir tranken Bohnenkaffee, Klinke spendierte eine Dose Sahne. Er war und sprach nett zu mir, wenn er auch von geistigen Dingen keinen Deut verstand. Der Decksposten meldete ein Eisfeld, das mit der Ebbe herantrieb. Wir eilten an Deck und besahen uns die Wirkung. Mächtige Eisschollen kenterten und ruckten an der Ankerkette. Es war uns sehr angenehm, eine Gefahr zu erkennen. Wir lichteten Anker und dampften heim. Mächtige, übereinandergeschobene Eisschollen. Wildenten. Seehunde und undefinierbare, sich dunkel gegen den Schnee abhebende Gegenstände, vielleicht abgetriebene Minen. Die Seezeichen vereist und verbogen. Jetzt wäre eine Lederjacke, wären pelzgefütterte Fausthandschuhe das Richtige gewesen. Aber ich war ganz dünn angezogen und zitterte vor Kälte und war trotzdem guten Mutes.

Pfohl holte mich abends ins Kasino. Wir soupierten mit anderen Offizieren. Sie fielen alle wolfshungrig über das Essen her, aber wie sie es taten, rücksichtslos gierig, und dabei nur vom Essen und wieder vom Essen sprachen, nicht anders als die ungebildeten und schlechter verpflegten Mannschaften es taten, ging mir das gegen den Strich und ward mir lästig.

Ein Boot der Sperrfahrzeugdivision war vom Eis überlaufen. – Ich erzürnte mich brieflich mit Tula. Ein Brief von Mucky suchte das tändelnd wieder einzurenken. – Pfohl besuchte mich öfter. Er fing an, mich zu langweilen, und ich war nicht überlegen genug, um zu merken und zu respektieren, daß er sich aus Unzufriedenheit mit dem Bisherigen an mein Älteres und Besseres anklammern wollte. – Ich besuchte Gebert im Lazarett, er hatte eine Blinddarmoperation hinter sich. – Nachts zechte ich mit Örter und Otto und mußte mich wohl dabei sehr betrunken haben. Denn die Schwestern Rohde erzählten mir andern Tages, daß sie mich ohne Mantel in der Kälte schlafend vor der Tür gefunden hätten. Auch lag in meinem Zimmer alles bunt durcheinander.

Man bereitete sich auf die kommende Parade vor. Ich konnte mich an dem Kasino-Essen leider nicht beteiligen, weil ich den vorgeschriebenen Rock nicht besaß.

44 brachte drei englische Fischdampfer ein. Die Besatzung wurde abgeführt. Man löschte die Fische. – Um auf Urlaub fahren zu dürfen, mußte ich mich gegen Pocken impfen lassen. – Vize Örter war nicht sehr gesprächig und nicht sehr beweglich. Bei Kneipereien wurde er gewöhnlich zu später Stunde vermißt. Man fand ihn dann in einem dunklen Proviantraum oder in einer Speisekammer, wo er aber nicht etwa naschte, sondern ganz still und steif dastand und nur seine großen Uhu-Augen rollte.

Kaisers Geburtstag. Parade vor dem Admiral Schröder. Dann Frühstück im Kasino, Ragout fin mit Sekt. Die übliche Ansprache mit dem Kaiserhoch. – Ich brachte Gebert Kaffee und Käse ins Lazarett. – Saufereien nachts, fidel und kameradschaftlich. Fortwährendes kreuzweises Zuprosten mit »Heil! Heil!« – Am Tag Fahrten durch Eis und Ostwind. Eisschollen fast bis Helgoland, so daß wir kein Suchgerät ausbringen konnten. Auf Klinkes Boot war nun noch der kleine dicke Oberleutnant Weihrauch gekommen. Das drängte sich auf der engen Brücke zu dritt, besonders weil Herr Assessor Weihrauch, der sehr empfindlich und das Gegenteil von einem Seemann war, sich hundert Mäntel übereinander anzog.

Ich geriet immer tiefer in Schulden. Da eröffnete mir der Zahlmeister, daß die Offiziersgehälter abermals herabgesetzt wären. Die Vize bekämen monatlich hundert Mark weniger, und diese Verordnung gelte sogar für einen Monat zurückwirkend. Örter brummte: »Es wird werden wie im russisch-japanischen Kriege, da die Offiziere schließlich Mannschaftslöhnung erhielten.« Ich saß verstimmt in der Fischereihalle. Unsere Boote kohlten. Eine Matrosenkapelle spielte das mexikanische Lied »La Golondrina«. Ich kam darauf zu denken, daß der größte Teil unserer Offiziere mir innerlich doch nicht näherrückte. Einige, wie Schütte und Brückmann, schienen sogar eine Antipathie gegen mich zu haben. Und wie trüb sah es um die Zukunft aus! Der verschärfte U-Boot-Krieg war in Kraft getreten. England suchte uns durch einen Minengürtel abzusperren. Ich trollte mich nach Hause, bestellte mir starken Kaffee, schlief aber, ohne ihn anzurühren, vor Müdigkeit ein und träumte nur Dienstliches. – Mißweisenden Kurs absetzen – Mittelgrundboje an Backbord und Feuerschiff Elbe zwo an Steuerbord –. Ich wurde durch einen Hustenanfall wach.

Puh, es war kalt. Unsere Boote schoben sich nur noch mit Mühe durch die Eiskrater, und die Schollen knirschten bedrohlich gegen ihre Wände. Fräulein Rohde – es war verabredet und ich konnte es durchs Glas beobachten – winkte mir vom Fenster meiner Wohnung zu. Große Entenschwärme flohen scheu vor uns. Hinter uns fuhren zwei Schlepper, die sieben auslaufenden U-Booten Bahn brachen. Boje acht war vertrieben. Ich teilte mit Weihrauch und Klinke eine Schildkrötensuppe. Ich hatte in letzter Zeit viel Proviant eingekauft, den ich heimlich an die Eltern und an Tante Michel sandte.

Auf der Kegelbahn teilte mir der D.-Chef mit, daß mein mehrmals verschobener Urlaub nun endgültig bewilligt sei. Wenn ich mir die Reisekosten zweiter Klasse ersparen wollte, so mußte ich mir Zivilkleider verschaffen, was den Vizes eigentlich verboten war. In fliegender Hast besorgte ich mir die Urlaubspapiere. Klinke lieh mir einen Zivilhut und einen Ulstermantel. Den Säbel verpackte ich. Auf dem Wege zum Bahnhof begegneten mir erstens der böse Maat Burkert aus der Kneis-Zeit und zweitens Oberleutnant Geben. Die rissen beide die Augen auf, da sie mich in Zivil erblickten. Aber Burkert durfte nichts sagen und Gebert wollte nichts sagen.

Auf der Bahn ging es wirr und unerfreulich zu. Alle Züge hatten Verspätung, waren schlecht oder gar nicht geheizt und niemand gab Auskunft über Fahrzeiten und Anschlüsse. In den Wartesälen hockten schweigsame Leute mit bedrückten Mienen. Jeder fühlte, wie ernst die Lage war. Auf irgendeiner Station erregte ich das Mißtrauen des Bahnhofsvorstehers. Er ließ mich als Spion verhaften, weil er unter meinem Ulster ein Stück Uniform bemerkt hatte. Er war nicht leicht zu beruhigen. Tante Michel war für einige Zeit zu ihrem Bruder nach Berlin gezogen. Ich stattete ihr dort einen kurzen Besuch ab. Ihre Münchener Wohnung fand ich aber so kalt, daß ich nur die notwendigsten Sachen auspackte. Auch Eberleins empfingen mich in ungeheizten Zimmern. In München war um zehn Uhr Polizeistunde, waren die Schulen, Theater und Konzertsäle geschlossen. Weil zwei Monate zuvor dort ein Fliegerangriff erfolgt war, hatte man die Laternen und Straßenbahnen blau abgeblendet. Ich besuchte Unold im Lazarett. In den Stammlokalen Fränkische Weinstube, Akropolis und Osteria traf ich Doktor Strich, Professor Braun, Lotte Pritzel, Wölfchen Mewes, den Mirl und andere, die Alten. Aber es war nicht mehr die alte Zeit, und das neue München und die ganze Urlaubsreise deprimierten mich so, daß ich nachdem froh war, wieder bei der lustigen und frischen H.M.S.D. einzutreffen.

Jeden Morgen um elf Uhr war auf »Scharhörn« Konferenz. Da gab es Monita und Tadel und starke Anschnauzer, wir nannten das leichte oder starke oder dicke Zigarren. Daran anschließend fand das gemeinsame Mittagessen statt. Gewürzt mit vergnügten Gesprächen und Schnäpsen und gelegentlich Wein oder Sekt.

Reye gab zwei wahre Geschichten zum besten:

Ein U-Boot treibt manövrierunfähig mit gebrochener Schraube in der Nordsee. Ein norwegischer Dampfer taucht auf. Das U-Boot feuert ihm einen Schuß vor den Bug, die Aufforderung zu stoppen. Der Dampfer, dem es ein leichtes wäre, das wehrlose U-Boot zu rammen, zögert etwas, aber stoppt dann wirklich. Das U-Boot befiehlt: »Boot zu Wasser! Längsseit kommen!« Das Boot kommt längsseit. Es stellt sich heraus, daß der Dampfer Bannware an Bord hat. »Sie werden eingebracht«, sagte der U-Bootskommandant, »und zur Strafe dafür, daß Sie nicht sofort gestoppt haben, werden Sie uns in Schlepp nehmen.« Gesagt, getan. Ahnungslos schleppt der große Norweger das hilflose U-Boot in den deutschen Hafen.

Die Flotte legt bei schwerem Seegang mit äußerster Mühe an einem bestimmten Punkt eine schwer verankerte Boje aus. Andern Tags meldet ein einlaufendes Vorpostenboot, es habe da und da – (am selben Punkt) – eine vertriebene Boje gefunden und sie bei schwerem Seegang mit äußerster Mühe an Bord genommen.

Die ganze Division lief aus. Der Flagg-Offizier Kölner hatte das befohlen; er schikanierte gern unsere Division. Es kam, wie wir vorausgesehen. Wir gerieten in Nebel und Treibeis und lagen den ganzen Tag draußen vor Anker. Eine Anzahl U-Boote benutzte die von uns gebrochene Fahrrinne zur Ausfahrt. Schwärme von Schwänen zogen über uns hin, aber hoch überm Schußbereich.

56 war auf eine englische Mine gelaufen. – Die Deutschen hatten sich vor Verdun zurückgezogen, wie es hieß, um die Franzosen zum Bewegungskrieg zu veranlassen, und sie hatten große Teile von Elsaß geräumt. – Man erwartete bang eine große Offensive. – Dreißigtausend Pfund erfrorene Kartoffeln wurden in der Zeitung annonciert.

Der Schlepper »Simson« von einer anderen Division hatte viele Zentner Heringe gefischt und dabei einmal das Netz so voll gehabt, daß er, besorgt, es möchte ihm reißen oder sein Schiff mit in die Tiefe ziehen, schnell rückwärts dampfte und den ganzen Fang wieder freiließ. Die große Fischmenge, die er dennoch in den Hafen brachte, wurde gleich an der Pier für fünfundzwanzig Pfennig pro Pfund verhökert, was die ganze Zivilbevölkerung herbeilockte. »Simsons« Erfolg stach uns in die Nase, so daß alle Boote meiner Gruppe beim nächsten Freiturn freiwillig zum Fischen auszogen, obwohl draußen beträchtliche Dünung stand. »Fairplay IX« fing nichts. Wir eilten aber einem Zivildampfer zu Hilfe, dem von Eisschollen ein Leck geschlagen war. Wir schleppten ihn ein. Unser Koch und Oberleutnant Weihrauch waren schier tot vor Seekrankheit.

Man erzählte folgendes Geschichtchen: Ein Schiffsjunge, zum ersten Male auf Ausguckposten, meldet: »Herr Kapitän, an Backbord voraus schwimmt eine Möwe.«

»Dummer Junge, das ist doch eine Boje!«

Nach einer Minute neue Meldung: »Herr Kapitän, Boje ist soeben weggeflogen!«

Auf »Scharhörn« fand eine Gerichtssitzung statt. Es lag ein Fall von Diebstahl und ein Fall von Fahnenflucht in unserer Division vor. – Ich kaufte abermals viel Proviant ein. Leider wurden keine eingeschriebenen Pakete mehr angenommen, und die einfachen Sendungen wurden jetzt häufig bestohlen oder unterschlagen. – Ich kündigte meine teure Wohnung und siedelte ins Hotel Kaiserhof über, wo ich für ein kleines Zimmer achtunddreißig Mark zahlte. – Schütte gab uns Vizen Unterricht in Deviation und Stromversetzung. – Ein Geheimbefehl ordnete Unterrichtsstunden an, worin den Leuten der Haß gegen unsere Feinde, speziell gegen Amerika, eingehämmert werden sollte. –

Auf Hafenwache sah ich neidisch zu, wie der Schlepper »Simson« wieder vierzigtausend Pfund Heringe löschte. Und unser Boot »Humor« hatte Balken aufgefischt, die es an einen Holzhändler verkaufte, trotzdem es bekannt wurde, daß diese Balken die Otterndorfer Duckdalben für den Schnelldampfer »Imperator« waren. – Die Pension Dora Kurs schickte mir ein Liebespaket: Maiglöckchen, Zigaretten und ein Paar Handschuhe, auf deren Fingerspitzen ausgeschnittene Modefiguren genäht waren. – Ich wachte einmal zu meiner Überraschung mit Hals- und Magenschmerzen in Klinkes Wohnung auf dem Diwan auf und besann mich nach und nach auf eine Bowlenfête im Kasino.

Es verlautete, daß wir »Scharhörn« und vier Boote und von den restlichen Booten je sechs Mann, außerdem einige Offiziere abgeben sollten. Das rief einige Bestürzung hervor. Zunächst liefen wir aber wie bisher aus. Wieder war es eine stürmische Fahrt. »Cuxhaven« schlug sich im Eise ein Leck und mußte umkehren. Sechs U-Boote waren gleichzeitig mit uns ausgelaufen, das letzte war U 86.

Bobby wollte auf Urlaub. Der D.-Chef fragte mich deshalb, ob ich mir getraue, ein Boot zu führen. Ich überlegte mir, welche Verantwortung das bedeutete, und ob meine Augensehkraft genügte, und dann sagte ich zu. Als ich aber am nächsten Morgen das Ablegen von zwei Booten kommandierte und dabei recht unsanft gegen »Scharhörn« anstieß, war mir das sehr peinlich, und ich fürchtete, daß man mir daraufhin kein Kommando überlassen würde. Ich war tagsüber schlechter Laune und litt an verschiedenen Erkältungserscheinungen. Meine Nase lief wie eine Wasserleitung und meine Lunge fiepte bei jedem Atemzug.

Alle vierzehn Tage hatten wir Offiziere, bzw. Vize, Gelegenheit, Kaffee, Käse, Zucker, Haferflocken, Bohnen, Erbsen und andere seltene Sachen zu kaufen. Ich schämte mich jedesmal vor den Leuten, die Zeuge solcher Bevorzugung waren. Aber ich kaufte auch und trug die Sachen in meine Wohnung, wo ich sie nicht ohne Schwierigkeiten verpackte und an meine Lieben beförderte. Es mangelte mir an Packpapier und Bindfaden, und mein Bursche war nicht zur Stelle. Dann besuchte mich Leutnant Pfohl und hielt mich lange und langweilig auf. Dann las ich »Geschwister« von Friedrich Huch zu Ende. Dieser Roman interessierte mich nicht sonderlich, aber der Schluß erinnerte mich irgendwie an einen sehr unreifen und durchaus nicht druckreifen Roman, den ich in jungen Jahren einmal geschrieben hatte, und an eine traurige Totenwache in Kurland. Dem schlossen sich andere trübe Gedanken an, und ich mußte auf einmal weinen. Abends ging ich mit Otto und Örter ins Kasino zum Damenabend, wo wir drei ziemlich abgeschlossen einen Tisch für uns hatten.

Eigentlich war der dreiundzwanzigste Februar für »Fairplay IX« ein Rasttag, wir zogen dennoch in frühester Frühe zum Fischen aus, weil ein Finkenwärder Fischer uns gegen halbe Beute ein besseres Netz herlieh. Das brachten wir an einer Stelle aus, wo kreisende Möwen und zahlreiche, kurz auftauchende Seehunde uns einen guten Fang versprachen. Als wir nach einer Stunde langsamer Fahrt das Netz hochwanden, enthielt es etwa viertausend Pfund zappelnder, perlmutterfarbener Heringe. Beim zweiten Trip kamen noch tausend Pfund hinzu, auch kleine Schollen und Krabben. Hunderte von Möwen folgten uns und stritten sich kreischend um die Abfälle. Todmüde, spät kehrte ich heim und hatte am andern Tag wieder anstrengenden Dienst. Eine starke Influenza befiel mich. Ich mochte mich nicht krank melden, besonders nicht, als ich in Vertretung Bobbys mit dem Kommando des Bootes »Cuxhaven« betraut wurde. Zum ersten Male stand ich als Führer eines Schiffes auf der Brücke, und sogar bei starkem Seegang, aber vor Gesichts-, Kopf- und Muskelschmerzen kam ich zu keinem Glücksempfinden und war nur eifrig. Hinterher übernahm ich noch freiwillig zwölf Stunden Hafenwache für Klinke, dessen Boot ich nun ganz verlassen und gegen »Cuxhaven« eintauschen sollte.

Der D.-Chef hatte den Vize Otto ausgefragt, ob ich keine Lust mehr am Dienst hätte oder ob ich nachts zu viel söffe, weil ich am Tag einen so schlappen und vermiesten Eindruck machte. Otto erzählte ihm von meinem Kranksein und beschwichtigte damit die ungünstige Auffassung.

Der U-Boot-Krieg war flott im Gange. Unheimliche Werte, große Schiffe, reiche Ladungen gingen zugrunde. Reye hatte sich eine Tabelle angelegt und trug täglich nach den Zeitungsberichten die Zahl der versenkten Tonnen ein. Reye führte viele Listen und peinlich sauber und genau, wie er überhaupt auf ebenso amüsante wie erfreuliche Art gewissenhaft war. Nicht immer für jeden erfreulich. Sofern nicht besonders wichtige Fahrten unternommen wurden, kam er als Chef später in den Hafen als wir, aber er merkte es dennoch, wenn ein Boot mit Verspätung auslief. Denn die Boote mußten vor dem Hafentor einen langgezogenen Ton mit der Dampfpfeife geben. Das hörte man in der ganzen Stadt, und Reyes musikalische Ohren unterschieden unsere Pfeifen sehr genau. Er lag dann noch im Bett und stellte nach dem Ton fest: »Jetzt läuft Boot soundso aus, und es ist soundsoviel Uhr.«

Als ich meinte, wieder einmal einen freien Tag zu haben, weckte mich der Bursche früh mit dem mißbeliebten Satze: »Ganze Division läuft aus.« Ich erhob mich müde, stieg in die Kleider und schritt fröstelnd dem Hafen zu. Aber die Drehbrücke war auf, und Klinke, Bobby und der Stabsarzt Hartmann standen dort schon und warteten nervös auf die Schließung der Brücke. Denn die Drehbrücke galt bei Reye nicht als Entschuldigung. Schließlich setzten wir mit einem recht kippligen Ruderboot über. Die Division sollte nach der üblichen Fahrt eine Sperre ausbojen. Dabei brachen uns einige Bojen. Der D.-Chef verteilte per Signal und hinterher in der Konferenz direkt an alle Kommandanten dicke Zigarren. Darauf kriegten einige der Kommandanten Differenzen untereinander.

Bobby spielte Schach mit mir und gab mir Stifters Biographie zu lesen. Über dieser Lektüre und reichlichem Aspiringenuß überkam mich plötzlich die Erkenntnis, daß ich, wie Eichhörnchen das oft geäußert hatte, eigentlich niemals richtige Mutterliebe oder Vaterliebe genossen hatte. Meine Eltern und sonderlich mein gütiger Vater hatten sich mir immer wohlmeinend und auch herzlich erwiesen, aber der »unergründliche See von Liebe« war mir doch fremd geblieben. Als ich über Mittag mein Stübchen im Kaiserhof eingerichtet hatte und mich auf den ersten behaglichen Abend freute, den ich dort verbringen würde, da ward ich wieder froh und mutig. Denn dieses Ziehen von Ort zu Ort, dieser dauernde Wechsel von Situationen hatte meinem Leben eine Einsamkeit gegeben, die mich hielt. Wenn sie mich auch manchmal traurig stimmte, wenn ich ihretwegen in Gesellschaften verkannt, verlacht oder gemieden wurde.

Ich besuchte Prüters und brachte ihnen Sprotten. Ihr Geschäft florierte so ausgezeichnet, daß sie sich auch in dieser Zeit keinen Genuß zu versagen brauchten. Sie waren alle auch mehr oder weniger geschickt und fleißig. Prüter berichtete, daß man in Hamburg Bäckerläden gestürmt hatte. Meine Kopfschmerzen hielten an. Ich nahm täglich zehn bis fünfzehn Aspirin. Abends waren Bobby und ich von dem Oberleutnant Klinker eingeladen. Der gehörte einer anderen Minensuchdivision an, die große Hochseeboote hatte, teils ehemalige Torpedoboote, teils Spezialschiffe. Diese Division sah unser Filzlausgeschwader über die Achsel an. Denn die Hochseeboote hatten draußen, weiter in die Nordsee, ernsteren Dienst und mehr Erfolg und Ruhm als wir. Klinker war ein hochgewachsener, kühner und kräftiger Mensch und ein verteufelt begabter und anständiger Kerl. Ich mochte ihn sehr leiden.

Eiskalte Sturmfahrt. Die Seen, die über unser Boot fegten, froren schon in der Luft. Unsere Haare und Bärte waren weiß von Reif und Eis. Bei Elbe A mußten wir des unerträglichen Seeganges wegen wenden und liefen, in Mäntel von Glatteis gehüllt, in Cuxhaven ein.

Ein Leutnant von der Kommandantur verriet mir, daß mich Reye als Kommandant vorgeschlagen hätte, daß das aber nicht durchgegangen sei, weil sich irgend jemand anders bei uns einschmuggeln wollte. – Also Schiebungen, wie sie dort und überall immer wieder vorkamen. Dennoch ließ ich mich oft von solchen Nachrichten, auch wenn sie nur Gerüchte oder erlogen waren, schwer deprimieren.

Ich wurde täglich mit neuen Offizierskreisen bekannt und fiel meistens wegen meiner langen Nase und überhaupt wegen meines Äußeren komisch auf, aber manche fanden Gefallen an meiner erfinderischen Spaßmacherei und manche hatten mich sichtlich gern. – Reye konnte recht launisch sein. Er war ein verwöhnter Herr. Seine Frau war die kühle Tochter eines reichen Hamburger Senators. – Auch Drache hatte eine reiche Frau. Er selbst war geizig oder knauserig oder meinetwegen sparsam, während Reye eine große Freude daran hatte, Gäste zu bewirten und das ebenso verständnisvoll wie reichlich und mit einem liebenswürdigen Scharm tat.

Im Hotel, im Zimmer neben mir, wohnte ein jähzorniger, offenbar pathologischer Leutnant, namens Lübek. Anfangs wunderte ich mich darüber, daß er niemals ausging, bis mir Leutnant Möbus von der Sperrfahrzeugdivision Cuxhaven mitteilte, daß Lübek einen Stubenarrest absolvierte, weil er einen feldgrauen Unteroffizier verhauen hatte. Er würde wahrscheinlich den Abschied bekommen.

Den Leutnant Wigge lernte ich kennen im Wachtlokal der Nachrichtenstelle am uralten Turm der »Alten Liebe«, wo der Sturm romantisch grausig in den Signalmasten und in dem Antennengewirr heulte. Unsere Freundschaft begann mit einem heftigen Schachturnier, bei dem ich Sieger blieb. Dann erzählten wir uns gruselige Geschichten.

Wir soffen die ganze Nacht durch und sangen und waren kindisch begeistert. Zum Glück lief meine Division am nächsten Morgen wegen Sturmes nicht aus.

Klinke fuhr auf Urlaub. Sein einziger Bruder war in der Türkei gefallen. Dessen Frau hatte gerade eine Frühgeburt gehabt, lag an Diphteritis erkrankt im Bett und ahnte noch nichts von dem Schicksal ihres Mannes. Ich wurde für Klinke Kommandant auf »Fairplay IX« und teilte mit den Mannschaften dort meinen neu erworbenen Proviant. Bobby hatte eine entzückende wehmütige Tiroler Weise aufgebracht, die große Sehnsucht nach Tirol in mir erweckte. – Sturm und Eis. Wir blieben einmal alle im Eis stecken.

Sturm und Eis. Ich stand rauchend auf der Brücke von »Fairplay IX«, wärmte meine Hände in Klinkes Muff und meine Füße in Klinkes Filzschuhen und gab vergnügt meine Befehle betreffs Ruder, Fahrt, Kompaß, Minensuchen, Signale über Kohlen- und Wasservorrat, Uhrzeit und Tiden. Ich hatte einen Stirnhöhlenkatarrh. Bobby sandte mir folgenden Winkspruch: »K. an K. (das hieß Kommandant an Kommandant). Das hübsche Kinderfräulein im Restaurant X ist wieder zurück, Kapitän Y hatte sie geschwängert. Sie hat inzwischen geboren.«

Ein großes Stück von einem Landungssteg trieb vorüber, und eine fette Ente saß darauf. Aber wir durften weder das Holz bergen noch die Ente schießen, weil wir auslaufend in Kiellinie fuhren. Ein passierendes Fahrzeug erkannte ich als den alten gichtbrüchigen Jadeschlepper »Konkurrenz« wieder. Abends kohlten die Boote. Dann Divisionsabend in der Nassen Liebe, der aber ziemlich stumpfsinnig verlief. Am nächsten Abend hielten Wigge, Otto, Möbus, Leutnant Axer, Bobby und ich – wir bildeten einen gewissen Konzern von Geistigen – ein wüstes Gelage. Weil wir auf dem Heimwege aus voller Kehle das Pfannenflickerlied brüllten und im Takte dazu die gezogenen Säbel aneinanderschlugen, wurden wir als nächtliche Ruhestörer dem Polizeimeister gemeldet. Infolgedessen war, besonders für uns Vize, dicke Luft.

Matrose Petermann auf »Cuxhaven«, ein enthaltsamer, fleißiger Mann und ein ausgezeichneter Rudergänger, erhielt vier Wochen Gefängnis, ich vergaß, wofür. – Staatssekretär Michaelis hatte sehr schwarz über die wirtschaftliche Lage Deutschlands gesprochen. – Graf Zeppelin war gestorben. – Reye trug täglich gewissenhaft seine Zahlen in seine Listen. Aber wir glaubten all den Nachrichten über U-Boote und U-Bootserfolge nur halb. – Bobby schloß sich mir sehr intim an, wenigstens außerdienstlich. Ich konnte mir erlauben, ihn wegen seines Geizes zu beschimpfen und ihn blasiert und feig und eitel zu nennen. Er nahm das sehr tolerant und mit einem hübschen Humor, wenn auch nicht ohne Widerspruch auf.

Unsere nächtliche Ruhestörung war an den Kapitän v. Wedel und von diesem an den Admiral Schaumann weitergemeldet. Otto und Örter, die schon zu Leutnants vorgeschlagen waren, ließen den Kopf hängen. Durch gütige Vermittlung gütiger Vorgesetzter wurde der Fall aber beigelegt.

Beim Preiskegeln gewann ich – blinde Henne ein Korn – ein silbernes Schnapsglas. Kapitän Reeder und Reye hatten sich lobend über mich geäußert. Kurz, an diesem Abend begann der Frühling. Am 12. März hörte ich in Glockes Hotel Elias-Oratorium.

Die ganze Division lief bei sehr starkem Sturme aus. Bei Elbe A, also an der gefährlichsten Stelle, gab das Führerschiff den Befehl »Signalisierung zur Übung«, worüber sämtliche Kommandanten empört waren. Denn diese Übung war bei solchem Seegang kaum möglich. Mein Boot – ich fuhr nun wieder unter Bobby auf »Cuxhaven« – jumpte derart, daß wir bei jeder kommenden See auf Kentern gefaßt waren. So blieb denn auch das Signalisieren zur Übung in den ersten kläglichen Versuchen stecken. Die Division drehte bei und evolutionierte zwischen B und C. Abends Kommers im Kasino. Der immer blasse Wigge mit dem zerhauenen Gesicht und Erfling, beides ehemalige Korpsstudenten, waren die einzigen Kommentfesten. Als Wigge total duhn war, schwur er, daß er seinen Hund schlachten würde, weil er ihn nicht mehr ernähren könnte und weil er, Wigge, einen Bettvorleger brauchte. Darauf schilderte der D.-Chef, wie er als Bub dreihundertfünfunddreißig Katzen gefangen und totgeschlagen hätte. Diese Erzählung mißfiel mir und Bobby sehr. Wir hatten es auch als abscheulich empfunden, als Reye bei einer Suchfahrt ein entzückendes kleines Zugvögelchen, das neben unserem Boote herflog, durch einen Schrotschuß zerfleischte. Im übrigen aber schätzten und verehrten wir Herrn Reye sehr.

Der Divisionschef fuhr mit Brückmann, Otto und mir zur Entenjagd. Wir dampften mit Brückmanns Boot die Oste aufwärts. Unübersehbare Schwärme von Enten und Gänsen flohen vor uns. Wir versuchten, uns durch den Schlamm und durch das Chaos von phantastischen Eisgebilden an sie heranzupirschen, aber vergeblich. Wir kamen nicht einmal zum Schuß.

Es gab keine Erbsen mehr, sondern nur noch Peluschken, die niemals gar wurden. – Mein Bursche erschrak sehr über eine Kleiderbürste, die ich vom letzten Urlaub mitgebracht hatte und die, wenn man sie aufhob, den Faustwalzer spielte. – Leutnant Nitzschke war ein komischer Kauz. Er liebte es, in seiner Kabine aufs Geratewohl in die Wände zu schießen, und er hielt sich »Moses«, den häßlichsten Hund der Welt. Eines Tages wurden er und Hartwig und Krommes und Schütte abkommandiert, auf M-Boote. Veranlassung zu einer bewegten Abschiedsfeier im Kasino. Ich hatte ein Gedicht dazu verfaßt, das mir allgemeinen Beifall einbrachte. – In einer Woche gingen drei Cuxhavener Boote durch englische Minen in die Luft. – Nach einer Suchfahrt rief mir Otto von seinem Boote aus durch die Flüstertüte zu: »Specht, kennst du den Unterschied zwischen einem leeren Portemonnaie und einem Schweineschwänzchen? – Das eine hindert am Bummeln und das andere bummelt am Hintern.«

Die zweite Gruppe fuhr zwecks Kesselreinigung für vierzehn Tage nach Hamburg. Schon lange hatten sich alle Beteiligten darauf gefreut. Ich frühstückte auf »Cuxhaven« in der schrankartigen Kajüte und besah mir eine Seekarte der englischen Küste, darauf sämtliche Kriegswracks verzeichnet waren und ferner englische Geheimakten über die Tätigkeit der britischen Artillerie bei der Skagerrakschlacht. Dann gesellte sich Bobby zu mir und wir sangen das Jagerlied. Er hatte es eingeführt, und es war unser Leib- und Magenlied geworden. Bobby wußte selbst nicht, woher er dieses Lied kannte und wer der Verfasser war. Um ein Uhr legten wir bei Sankt-Pauli-Landungsbrücken an. Otto, Bobby, Brückmann und ich zogen aus, um uns ins Großstadtleben zu stürzen, wurden aber einer nach dem andern von lieben Mädchen aufgehalten. Unsere Boote verholten indessen nach einer Privatwerft, wo wir uns am nächsten Morgen wieder trafen.

Mein Urlaub war genehmigt, wurde im letzten Moment widerrufen und dann durch Brückmanns eifriges Eintreten neu genehmigt, mit dem Vermerk, daß ich aber nicht nach Hamburg, sondern direkt nach Cuxhaven zurückkehren müßte, um für den abkommandierten Hartwig das Boot »Caroline« als Kommandant zu übernehmen. Ich fuhr nach Halle und Leipzig und verteilte meine gesammelten Proviantschätze; das war das Hauptziel meiner Reise gewesen. Auch Otto war in Urlaub gefahren, in seinen Heimatort Hersfeld. Von dort aus besuchte er mich dann in Eisenach, wo ihn die Pension Kurs mit Tänzen und lebenden Bildern feierte. Es waren schöne und lustige und wehmütige Tage in Eisenach. Wir beiden Mariner stellten die ganze Pension auf den Kopf, ohne Rücksicht auf die Pensionsmutter und auf den Ernst des Unterrichts. Nachts kletterten wir heimlich mit den Mädchen über den Gartenzaun und zogen auf die Wartburg zu dem vertrauten alten Wärter, dem wir Lieder zur Gitarre vorsangen, wofür er uns den Rückweg zu Tal durch einen einzigen Knips elektrisch erhellte. Und Lotte Huff und die Madonna Lona Kalk und die Zigeunertilly und die Marburg und sonstige nette Mädels waren dabei und unsere Vizeuniformen strahlten.


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