Fritz Reuter
Montecchi un Capuletti oder De Reis' nah Konstantinopel
Fritz Reuter

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Kapittel 14.

Troja, Troja!– Was ist's mit diesem Troja? – Helene un Helehne. – Wat öltlings emanzipirt was, un wat nu emanzipirt is. – Dat Räthsel von Wulf un Kohlkopp un Lamm. – Fräulein Helene, ich liebe Sie. – Wo de grote Slang' achter Herr Nemlichen her krüppt. – Wo Jochen irst Dütsch mit Herr Nemlichen un nahsten Italjensch mit den Matterosen un den Kellner redt. – Paul up en Kameel. – Wo Jochen sin Zigarenstummel blew, un wo hei tauletzt ut 'ne türksche Waterpip rokt.

'T wohrte lang', ihre dat Schipp in Fohrt kamm, Allens was verdreitlich, dat Einen nich von den Kaptain de Tid an den Lann' günnt was, de hir nu mit Aewerburtkiken vertrödelt warden müßt. De Ein' wir noch so girn einmal üm de Sophien-Moschee, de Anner üm de Achmet-Moschee, de Drüdde up den Atmaidan herümmer gahn, de Virte hadd noch wat in den Bazar tau köpen vergeten, un de Föfte durte doræwer, dat hei hir up 't Deck mit luter Lüd' tausam stünn, de hei alle Dag' tau Berlin oder Wien seihn kunn, wildeß hei up de Galata-Brügg allerlei Mords-Kirls an sick hadd vörbi gahn laten künnt: Tscherkessen un Arnauten, Grichen un Parser, Kreter un Araber, swarte un witte, un gele un brune un gräune. – Na gegen de Nacht hen gung 't denn wider, un bi 't Morgengragen wiren de Dardanellen passirt, un nu gung 't an de kleinaseatsche Küst entlang. De Dag was för so 'ne Reis' schön, de Hewen stimmte in sinen Wessel von Sünnenschin un Regenschuer ganz gaud mit de bunte, terretene Küst un de Inseln, de dor herümmerlegen, un de Wolkenschatten, de denn un wenn æwer de Gegend flog, let den Sünnenschin up de Spitzen von de Sneibarg' heller lüchten un wid æwer de Schatten henstrahlen, as wir hei en Sänger ut de Vörtid, de von Gott entzündt, de Erinnerung an olle, mächtige Dahten in de Uhren von en düsteres, verkamenes Geschlecht sung. –

Un grad' so, as vördem, bi Ithaka, gung 't hir von Mund tau Mund: »Troja, Troja, Troja!« –

»»Was ist das mit diesem Troja?«« frog Anton Herr Nemlichen, de bi em stunn un all lang' dorup luerte, dat hei fragt würd. – »Ja, das ist:« fung Herr Nemlich denn nu sine Litanei wedder an un vertellte, wat em ut den lütten Petiscus tauflaten was. As hei æwer bi dat hölterne Pird ankamm, dreihte sick Anton falsch üm un brummte em æwer de Schuller tau: »»Diese alten Läuschen haben Sie mir bei der andern Insel schon mal erzählt, glauben Sie, daß ich so dumm bin, so'n Snack zu glauben?«« – Dormit gung hei af. –

Helene hadd dorbi stahn, as de arme Minsch so vör den Kopp stött würd; ehr jammerte dat, un sei wendte sick an em: »Erzählen Sie mir das, Herr Nemlich.« –

Herr Nemlich was sihr kränkt, hei was ebenso empfindlich, as jeder annere junge Minsch, de vel weit un sine Weisheit nich an den Mann bringen kann; æwer dese fründlichen Würd' ut desen fründlichen Mund versett'ten em mit einen Slag ut dat irdische Trübsal in dat Himmelrik, as dat ok woll annere junge Lüd' passirt wir. – Hei fung also wedder von vörn an, æwer en ganz Deil anners. – Wat hadd sine Vertellung för en Tog! Wo smet hei sick up! Wo swucht't hei sick mit Redensorten tau Höchten! De Leiw', de em in de Harten still upkint was, makte em tau 'n lütten Homer – man en ganz lütten, æwer 't was doch einer. – Un wenn hei von de schöne Helena vertellen ded, de hei ümmer › Helehnenäumte – 't kunn jo sin, dat hei drist naug was, dat mit Afsicht tau seggen, 't kunn jo ok sin, dat hei 't blot in puren Unverstand ded – denn lücht'ten sine Ogen un schinten Helene grad' in 't Gesicht. – Un as hei nu mit sinen Vördrag farig was, dunn makte hei noch tauletzt 'ne schöne Nutzanwennung un säd: »Sie sehen, mein Fräulein, daß diese griechsche Helehne durch ihre Schönheit viel Elend angerichtet hat, wie auch der Herr Professor Petiscus sagt; was er aber nicht sagt, und was ich sage, ist, daß unsere meckelnburgschen Helehnen ebenso viel anrichten können.« Dorbi würd hei roth, makte en Diner, fot sick mit de rechte Hand tüschen West un Vorhemd, as hadd em dor 'ne Nadel steken, un gung as lütte Paris mit en groten Kopp un grote Fäut nah de annere Sid von den Schippsburt. – Helene kek em ganz kunsternirt nah: Herr Nemlich was so sonderbor west, sine Nutzanwendung so stripig, dat sei all beduren wull, em tau de Vertellung upföddert tau hewwen; æwer sei kamm nich dortau, denn Tanten Line kamm up ehr tau un wis'te mit helllüchtende Ogen 'ræwer nah de Küst: »Seihn S', min leiw' Dochter! Das ist der Tumulus des Achilleus; sin Grawwmal, min leiw' Dochter; æwer wat dat wohr is, weit ick nich.« – Un nu redte sei in ehre Ort wider von All dat, wat sei vör sick segen, von Simois un Skamander, de sei nich segen, un von Tenedos, dat up de rechte Sid lagg; un wischte so den Indruck von den Uptritt, den Helene eben hatt hadd, ut ehr Gedächtniß, un Herr Nemlich hadd up de Ort ganz ümsüs Paris un Helene spelt.

Helene müßte nu nah unnen gahn, dat sei ehre Mutter 'rup halte, denn Fru Groterjahnen was noch in so 'ne desprate Lun', dat sei woll zornig up ehr leiwstes Kind worden wir, wenn dat nich Allens dahn hadd, wat dat ehr an de Ogen afseihn kunn. De arme Fru was sihr tau beduren, sei kunn sick in den Umswung, den de Sak namen hadd, nich finnen, un dorbi hadd sei tau ehren Unglück Verstand naug, vullstännig intauseihn, dat sei nah allen Kanten hen depossedirt was, dat sei seindag' nich wedder ehr schönes Rik in Scheiden un Grenzen taurügg erobern würd, un dat ehr nicks Anners æwrig blew', as Antonen hir un dor mal denn un wenn en lütten Stein up den Weg von sinen Triumpfwagen tau smiten. – Dit wull sei denn ok ihrlich dauhn, denn dat was sei ehren früheren Ruhm schüllig; sei säd æwer nicks von ehre Vörnemen, un as Helene 'runne kamm, satt sei dor mit tausamknepene Lippen, as wir sei 'ne Portmoneh von en Gizhals un wull nich, dat ehr kostbore Inholt för Jedwereinen up de Strat smeten würd. Blot, as sei mit ehr Kind de Trepp nah 't Deck 'ruppe gung, dunn lös'ten sick för den Ogenblick de Knippen von de Tasch, un deip un dump kamm 't ut den Grunn' tau Höchten: »Ich füge mich in Alles. – Mein Los kenne ich; aber mein Kind will ich vor einem solchen bewahren.« – Un dunn kamm noch wat von ›Löwin‹ un ›Junges‹ achter d'rin, wat tworsten nich ganz tau verstahn was, wat æwer doch sihr irnstlich meint sin müßte, denn, as sei up 't Deck, un de lütte, höfliche Kopmann ut Thüringen ehr mit en fründlichen Gruß entgegen kamm, grüßte sei em nich wedder un kek em mit so 'n Por fürige Ogen an, dat hei taurügg prallte un ganz ängstlich säd: »»Bette, bette! Bette recht sehr!«« un ehr nah kek un mit den Kopp schüddelte: »»Ja, ja! – Oh, Ihr Männer, Ihr Männer! – Ja, die Frau Grobian haben die Gewalt!«« – Baben stellte sei sick allein, fastslaten, in Slachtordnung up, un sülwst Helene, de ehr de einen Flügel decken wull, würd detaschirt, denn sei was tau tapfer, as dat sei en Hülpskur nödig hadd. –

»Seihn Sei, min leiw' Dochter,« säd de olle Dam', as Helene wedder an ehre Sid stunn un ein' von de schönste Turen up de ganze Reis' ehr vör Ogen lagg, »dit is Lesbos un hir, de Fels, de sick hir in de See 'rinne reckt, dat is de Leukadische Fels, von den sick mal 'ne gewisse Perßohn, mit Namen Sappho, wat 'ne Dichterin west sin sall, grad' as Lowise Brachmann von de Gibichenstein bi Halle, in dat Water 'rinner stört't hett. – Sei seggen, dat sall ut Leiw' gescheihn sin. Glöwen Sei dat nich, min leiw' Dochter; dat möt 'ne snurrige Ort von Leiw' west sin. Die wahre, reine Liebe zerstört nicht, sie erhält, sie pflanzt und pflegt und wartet fromm und demüthig die Zeit ab, wo das Gepflanzte seine Früchte bringt. – Un nu denken S' sick en Frugensminsch, wat mit 'ne Leier in'n Arm von baben in dat Water 'rinner springt. – Na, wi dörben uns up Stunns ok nich vel doræwer monkiren, denn nu springen jo weck Frugenslüd' all mit de brennende Zigar in 't Water. – Sei nennen de Ort emanzipirt. – Minetwegen! Ick bün ok emanzipirt, mi hett dat Schicksal up minen eigenen Kopp stellt; æwer derowegen rok ick doch kein Zigaren un gah ok nich tau Water. – So 'ne Emzipatschon, min leiwe Dochter, is en slicht Geschäft, ick rad Sei nich dortau.«

Je wider dat Schipp vorwärts kamm, desto schöner würd de Insel: en riken Kranz von Zitronen- un Pommeranzen- un Oel-Böm treckte sick üm den Faut von hoge Barg' bet an de blage See, un ut dat düstergräune Low lüchteten witte Städer un Dörper herute, un hoch æwer de fruchtbore Küst howen sick wild un terreten steile Barg' tau Höchten un reckten de witten Sneispitzen in Enn'. De höchste von ehr ward ok Olymp näumt; denn in Grichenland was dat öltlings Mod', dat jede Landschaft ehren eigenen Provat-Olymp hewwen müßt, un 't was dormit binah ebenso wid tau, as up Stunns bi uns, wo nu ok all binah jeder Schriftsteller sinen Provat-Parnaß hett, up den sine Spitz hei sick mal denn un wenn setten deiht un von dor mitledig up dat Gekrauwel von dat annere Wormtüg herunner kickt. –

Den Abend smet dat Schipp Anker in den Haven von Smyrna, un wil dat tau 'm Landen tau späd' was, müßte sick de Gesellschaft bet tau 'm annern Morgen gedüllen. Dunn was 't æwer dorför ok en groten Upstand, un Allens drängte mit Gewalt un Hast, dat dat tau Boot kamm; ok Fru Jeannette was hüt vermorrntau tau rechter Tid up den Platz, un Paul rep sinen trugen Fründ Jochen von 't Boot ut tau: »So spaud Di doch, Jochen, un kumm! Hir is noch en Platz för Di.« – »»För ditmal nich, Paul!«« rep Jochen von dat Schipp herunner. »»Ick möt mi doch wunnern, dat Du dat nich gewohr worden büst, dat min Herr sick vörgistern up den ßackermentschen Barg' de ein' Stewelsahl afreten un gistern den ganzen Dag' dorup herümmer lumpt hett. Dat 's mi denn doch æwer tau respektirlich, ick will em 't oll Ding, so gaud as 't geiht, wedder fastmaken.««

Ja, 't Gedräng' was grot un de Hast ok, un ok bi Fru Groterjahnen; denn as sei an 't Land kamm, hadd sei ehr Handbauk von Moritz Buschen æwer dat Morgenland vergeten, un as Helene sei doræwer trösten wull un ehr säd, sei süll man mitkamen, de annere Gesellschaft würd woll Bescheid weiten, un denn wir jo dor uterdem noch en Führer, frog sei ehre Dochter ganz spitz: wat sei, ehr Kind, ehr Vergnäugen doran hewwen wull, dat sei, de Mutter von dat Kind, mit 'ne Binn' vör de Ogen in 'ne frömde aseatsche Stadt herümlopen süll. – »Mutter,« rep Helene, »dem läßt sich ja leicht abhelfen, ich fahre zurück und hole de Buch.« – »»Ja wahrhaftig!«« knurrte dor wat los, »»und ich werde – äh – äh . . . .«« – »Danke! danke!« säd Helene tau den Herrn Baron, de sick dese Mäuh gaww un sick dese Umstänn' maken wull, »Herr Nemlich, nicht wahr? Sie sind so freundlich mich zu begleiten.« –

Oh, Helene, Helene! wat büst Du dumm! – Hest Du meindag nich von dat Räthsel hürt, wo en Lamm un en Kohlkopp un en Wulf æwer dat Water führt warden sælen? Worüm führst Du nich mit den Kohlkopp von Baron? Worüm trugst Du den Wulf Nemlich? – Hei hett Di! – Kik, wo hei Di ankickt, as Du, Lamm, mit em nah dat Schipp 'ræwer führst, wo fast, wo seker! – Un Herr Nemlich was nu sine Sak ok seker: Helene hadd de Nutzanwennung von gistern verstahn un hadd sick hüt all em in de Arm smeten, un de Wulf lachte æwer 't ganze Gesicht un wis'te de witten Tähnen, Paris entführte Helena! Un an den Äuwer stunn de Baron un Menelaos un de Kohlkopp in eine Perßohn un tröst'te sick dormit: ick holl 't mit de Mutter! – –

Lamm-Helene sprung de Trepp unner dat Deck dal, dat Bauk tau halen; Wulf Nemlich folgte, un unnen in de Kajüt, wo up Stunns keine minschliche Hülp aftauraupen was, stellte hei sei, un, stats sei nah ungebildte Wulfsort an de Gördel tau packen un tau wörgen, föll hei as gebildte Wulf vör ehr up de Knei un rep: »Fräulein Helene, ich liebe Sie! ich liebe Sie! Gott allein sieht . . . .« – Weg was sei, de Trepp tau Höchten, 'rin in de Boot, un dat Lamm was borgen. –

Aewer 't was en ollen schönen Gott, de dat mit anseihn hadd; achter de Gardin' hadd hei sin göttlich Gesicht vörsteken un hadd en Stewel in de Hand, un kamm nu tau 'm Vörschin: »Na, Du makst Di gaud, Franz Nemlich! So bliw man noch en Strämel bi! – Ick ward mi nu mal vör Di henstellen un ward so dauhn, as wir ick Helene, un denn kannst Du jo Din Lex wider seggen. Du hest sei jo woll ebenso as de annern utwennig lihrt.« – Herr Nemlich was upsprungen un lep nu in de Kajüt herümmer, mit de Hänn' vör 't Gesicht, sine Backen brennten, sin Hart æwer noch vel mihr. »»Gemeiner Kerl,«« rep hei. – »Dat seggst Du, Franz Nemlich! – Süh,« was Jochen sine Antwurt, de sihr ruhig un halw mitledig tau Rum' kamm, »ick heww Di ümmer för dumm taxirt; æwer ick möt mi æwer mi sülwst wunnern, dat ick Di noch wid unner 'n Pris taxirt heww: Du büst jo dæmlich.«

Herr Nemlich rönnte de Trepp nah 't Deck tau Höcht; Jochen gung ganz sachting achter em her. Franz Nemlich kunn em nich entgahn. – Jochen was, as ein' von de groten Slangen, de ehre Row langsam æwer seker, ümmer Toll för Toll, æwersluken. – Herr Nemlich was up 't Vörschipp lopen; 't wohrte nich lang, dunn kröp dese Slang' an em 'ranner un säd: »Ja, kik Du man, Franz Nemlich! – Süh, dor swemmt uns' Helene hen, un wi Beide sitten hir, as en por Maikäwers, de in 't Water follen sünd un Gott danken, dat sei noch en Ruhrhalm tau faten kregen hewwen.« – Herr Nemlich dreihte sick von em af, hei kamm sick gor nich as en Maikäwer vör, hei höll sick in desen Ogenblick för en Galeerenslaven, de mit en wohren Scheusal, mit en Afschum von de Minschheit up ein' Bank smädt was un wid æwer dat Water weg alle Glückseligkeiten liggen sach. – Hei lep nah 't Achterdeck. – Jochen kröp em langsam un seker nah. – »Franz Nemlich, süh, ick heww Di seggt, Du büst dæmlich. – Büst Du dat nich? – Wo kannst Du Dine Hand nah uns' Helene utrecken? – Süh, Du hest mi 't all oft unner de Näs' rewen, ick wir man en Bedeinter, un Du höllst Di jo woll all för so 'n rechten klauken Perfesser ut Rostock, de sick blot unnen an de Fingern tau strippen brukt, dat hei de Weisheit up Buddel trecken kann. – Dat schadt em æwer nich, Franz! – Dæmlich büst Du nu einmal west, dat 's gewiß, æwer wi hewwen doch einmal in de Schaul up de sülwige Bänk seten, un hewwen uns jo ok denn un wenn mal in aller Freud' un Fründschaft mit enanner schacht't, un süh, dat sett't unner dat Fell so 'n säutes, mitlediges Smolt an, so dat ick nich anners seggen kann, as. Franz Nemlich, Du jammerst mi!« – »»Dat hest Du gor nich nödig, mi tau seggen.«« – »So? also up de Ort? – Na, denn möt ick Di en beten drister un stripiger kamen.« – Hir richt'te sick Jochen so hoch in Enn' dat hei binah as ein von de Perfessers in Rostock utsach. – »Schämst Du Di nich, Franz Nemlich? – Irst löppst Du den ollen, ihrlichen Köster Beerbom dat Hus in wegen Munde, un settst dat Mäten allerlei in den Kopp wegen Zwiebelsdörp, un knapp büst Du æwer de meckelnbörgsche Grenz, dunn sleihst Du üm? – Oh, ick heww ok ümslagen: ick heww in Barlin 'ne ganz annere Ansicht von Apen un Boren kregen un hir von de Törken; æwer dat ick up de Infall kamen bün, dörch 'ne Frigeratschon en Gaudsbesitter tau warden un up den Landag tau kamen, dat is mi in de Seel nich infollen. – Na, de Landags-Herren würden sick æwer ok sihr tau Di freu'n.« – –

Herr Nemlich lep up 't Vörschipp, Jochen natürlich achter em her. »Franz Nemlich, bedenk Di de Sak irst ordentlich, wat Du Landstand warden willst. – 'T is up Stunns ok nich mihr so; un denn denk mal an de gaude, leiwe Munde, un wat würd dat woll för en Elend warden in unsen ollen Köster Beerbom sinen Hus'. – Ja, kik Du man! – Dor leggt uns' Helene eben an. – Oh, Du Schapskopp!« – Herr Nemlich kek stiw un starr nah den Punkt, wo de letzt Funken von Helene verglummen was. – »Ja,« säd Jochen, »'ne schöne Gegend is dat hir, æwer dat heww ick nu ok all lihrt – ick lihr 't All! – De schönste Gegend helpt uns nicks, wenn wi nich mit uns' Gewissen in 'n Kloren sünd,« un de oll Jung' würd gor tau irnstfast utseihn. »Süh, Franz, ick bün man en dummen Bengel, man en Bedeinter; æwer, as ick all seggt heww, Du jammerst mi. Worüm? – Wil dat Du nah de Duw' grippst un den lütten Sparling ut de Hand lettst. – Du süllst de Grappen laten un Di mit de lütten Sparling en Nest in Zwiebelsdörp bugen.« – »»Ich muß an's Land!«« rep Herr Nemlich, »»ich muß an's Land!«« – »Wenn Du möst, Franz Nemlich, denn helpt dat nich, un ick ward mal mit einen von de Matterosen reden;« un dormit gung hei up einen von de italjenschen Schippslüd' tau, slog em up de Schuller, reckte den Dumen so æwer dat Water 'ræwer, wis'te up dat Schippsboot un halte för so en halben preußschen Daler Piaster 'rut. – Dat verstunn de brave Mann, un Jochen kamm an Franz Nemlichen 'ranner un säd: »Allens besorgt! Ick heww up Italjensch mit em spraken. – Süh, dor liggt dat Boot! Un nu kumm!« –

Sei führten an 't Land; æwer, as sei anleggt hadden, was dor ok nich 'ne Spur von de Gesellschaft tau hüren un tau seihn. – Je, wat nu? – Herr Nemlich was tau sihr slagen, as dat hei sick vel üm ehre Verlatenheit kümmern süll; sine Gedanken floten in en bisterigen, unbestimmten Newel tausam, un blot ein Punkt kek dorute, de was dorför ok in en rechtes, schönes, helles Licht stellt: Du hest en schönen, dummen Streich makt! – »Ich muß und muß das Fräulein sprechen!« rep hei. – »»Dat Du noch mihr dummes Tüg maken wullst!«« säd Jochen, »»æwer Franz Nemlich, Du jammerst mi, un wenn Du mi verspreckst, dat Du Di wedder an den ollen Köster sine Munde 'ranner swenken willst, denn will ick mal seihn, wat wi de Schauw' nich updriwen kænen. – Wenn ick blot irst Paulen habhaft warden künn. – Na, täuw mal! De Markür hir in dat Wirthshus is en Italjener, hei redte irst mit den Matterosen, un Italjensch kann ick all en beten. – Kumm mal mit!«« – Hei gung nu an den Kellner 'ranner, nam de Fust un slog em ganz sachten dormit in 't Gnick, blot üm em upmarksam tau maken, langte in de Tasch un drückte em en por Piaster in de Hand; kek üm sick herüm, as söchte hei wat, makte dunn 'ne Bewegung mit de beiden Hänn' in de Runn' un treckte mit de Achseln, wat so vel heiten süll, hei wir sihr in Verlegenheit, denn hei seg' hir keinen Minschen, wis'te dunn mit de Hand rechtsch un linksch, ret dat Mul up un kek den Kirl grad' in 't Gesicht, wat de Frag' bedüden süll: »Wo sünd sei blewen?« säd æwer, üm de Sak em noch düdlicher tau maken, lud': »Dumme Hund, hest mi nu verstahn?« – Un de brave Italjener verstunn em: › canaglia!‹ säd hei, stek æwer dat Geld in de Tasch un wis'te nu mit de Hand grad'ut un denn rechtsch un denn linksch un denn wedder ümschichtig anners, un Jochen nickköppte em tau, un fung an un ok frag'wis' tau wisen, un dunn nickköppte de Italjener wedder, un so redten sei mit enanner, un tauletzt säd Jochen: »So, Franz Nemlich, nu kumm! In dit oll Lock weit ick nu ok all gaud Bescheid.« –

Un Jochen gung nu tapfer vöran, grad'ut de Strat entlang, un as sei tau Enn' was, stunn hei still un säd: »Je, Franz Nemlich, wenn 'ck em recht verstahn heww, denn müßten wi uns nu ok woll mal eins linksch swenken.« – Un dicht an sine Sid säd 'ne Stimm: »»Liebe Schwester, es sind Deutsche – lauter Deutsche – und dies sind Plattdeutsche.«« – »Wo, Deuwel!« rep Jochen. »»Mein Gott!«« rep Herr Nemlich, un beid' keken sick üm; un dor stunnen in de Husdör twei öllerhafte Mätens, so sauber un so rendlich in swarte, wullene Kleder, mit en slohwittes Dauk æwer de Kopp, un keken sei so fründlich an un so vull Freuden, as wiren sei olle Bekannte, un Jochen säd: »Ja, Madamming, Dütsche sünd auch mit mang, wir sünd abersten Mecklenbürger.« – Un de beiden Damen säden, so vel sei wüßten, wiren dat jo doch ok Dütsche, un nödigten sei fründlich 'rinne in ehr Hus, un Herr Nemlich kamm in en gebildetes Gespräk mit ehr, un dor kregen sei denn nu tau weiten, dat ehre drei Swestern von den Rhein her, ut Kaiserswerth, hir ut pure Minschenfründlichkeit för Christen un Heiden, Juden un Türken 'ne Schaul up ehre eig'ne, swacke Hand upricht't hadden, un dat Gottes Segen nich utblewen was. – As sei nu noch gewohr würden, dat de beiden ollen dummen Jungs hellschen in Verlegenheit wiren, woans sei ehre Gesellschaft wedder finnen süllen, schafften sei ehr en Führer an, en ollen Wiener Bierschenken, un as Jochen sick mit den bespreken wull, verstunn hei kein Wurt un säd: »Franz Nemlich, wi Meckelnbörger, seggen sei jo, sünd ok Dütsche, un dit will jo nu ok sick för en Dütschen utgewen, æwer ick verstah kein Wurt; hir kannst Du Di mit behewwen, mit de Italjener ward ick farig.« – –

Un nu gungen sei mit den ollen, braven Wiener nah de Brügg, wo de Kameelen beladen warden, un Jochen säd: »Wenn wi Paulen drapen, denn drapen wi em hir, denn hei is sihr för Veih.«

Un richtig! Dor was Paul mang en Hümpel von Bedowinen-Arabers un satt baben up en Kameel, so reis'farig, as süll 't nah Mekka un Medina losgahn. »Gott bewohr uns, Paul,« rep Jochen, »Du schanirst Di doch gor nich. – Wo kümmst Du up dat Beist heruppe?« – »»Ick bün 'ruppe klattert.«« – »Wat sädst Du denn tau de Kirls?« – »»Ick säd nicks, ick gaww ehr en Drinkgeld.«« – »So,« säd Jochen tau Franz Nemlichen, »nu kann de all Törksch. – Wo sünd denn nu de Annern?« – »»Weit nich, Jochen.«« – »Na, denn kumm 'run, mit uns, süs verlöppst Du Di.« – Un sei gungen nu butwarts von de Stadt an de Barg' tau Höchten, indem dat de olle Führer sick nah den Weg befragt hadd, den de Gesellschaft namen hadd. – As sei nu so de Barg' tau Höchten stegen un den schönsten Sünnenschin, un de Stadt un de blage See mit ehre Inseln un rechtsch un linksch noch högere Barg' tau ehr 'ræwer keken mit so 'ne klore Farw', as wenn sei dörchsichtig was, un Herr Nemlich mit en deipen Süfzer still stunn, dat hei sin armes, bläudiges Hart dormit käuhlte, dunn stunn Jochen ok still un säd: »Paul, süll Di dat woll nich wunnern, dat hir un den Prillmand de Tüften all bläuhn? Un kik mal: de Gasten steiht all in Ohren! – Wenn 'ck dat min Mutter vertell, denn glöwt sei mir jo dat nich; æwerst Du hest dat jo nu ok seihn.« – »»Jochen,«« rep dat von wid her, »»Jochen Klæhn!«« – »Wat sall hei? Hir hängt hei!« rep Jochen taurügg. »Sall ick mi nu woll nich wunnern, Paul, dat sei mi in desen Gegenden ok all kennen?« – »»Jochen hir!«« rep dat wedder. – »Gott bewohr uns, dat is min Herr, un dor sitt hei baben mit de olle grise Dam'! – Nu kumm!« – Dormit smet Jochen sine Zigar weg, denn dit Geschäft hadd hei ok all lihrt – hei lihrte Allens – dormit hei sinen Herrn mit Anständigkeit unner de Ogen kem', un wull nu eben bargan, as Paul rep: »»Ne, Jochen, nu kik!«« – Un dor was würklich wat tau kiken: twei so 'ne brun angelopene Kreter- un Araber-Jungs un en wat stiwere Muhrenjüngling hadden sick dor in den krusen Poll un plückten sick de Feddern ut un slogen sick üm Jochen sinen Zigarenstummel, bet de swarte Muhr Herr dorvon würd un Jochen sinen Stummel vör sinen sichtlichen Ogen upfret. – »Gott, Du bewohre!« rep Jochen, »Franz Nemlich, wenn wi vördem beswören wullen, dat wat wohr un wiß wir, denn säden wi: ick bün en ewigen Deuwel un Füerfreter! Dor hest nu einen. – Swart süht hei ut as de Düwel, un Füer frett hei – frett 'ne Zigar up, as wir 't en Zuckerstengel.« –

As de Gesellschaft nah baben tau den ollen Jahn an den Barg 'ruppe klatterte, säd Jochen ümmer vör sick hen: »Wo de sick woll wunnern ward! Wenn 'ck em dat vertell, hei glöwt mi jo dat nich; æwer – Gott sei Dank! – Paul is min Tüg'« un as hei nu baben tau sinen Herrn un de olle Dam' kamm, säd hei: »Herr, mitbröcht heww ick em nich.« – »»Wen, Jochen?«« – »Den Stewel, Herr. – Aewer besorgt heww 'ck em ordentlich: ick heww irst Ehren witten Strump antagen un de Stewel doræwer, un wo de witte Strump dörchschinte, dor heww ick Wichs upsmert, so dick, dat Einer hellschen nipp taukiken möt, wenn hei seihn will, wat Stewel un wat Strump is. – Aewer einen Annern heww 'ck uns mitbröcht, hir!« – un dormit slepte hei den ollen Wiener Bierschenken 'ranner – »de sall hir nu gauden Bescheid weiten, æwer, Herr, glöwen S' em nich, hei möt sick ümmer bi annere Lüd' befragen, un wer Deuwel kann den Dæs'kopp verstahn? – Herr, ick frag' den Kirl, wo dit oll Lock heit, dunn seggt hei: ›Smyrna‹ – Smyrna? is dat en Nam' för 'ne Stadt? – Ne, Tessin un Penzlin un Malchin, dat lat 'ck mi gefallen, æwer Smyrna?« un dormit gung Jochen af un resonnirte noch inwendig, grad' as so 'n ollen, trugen Hofhund, de dat Bleken besorgt hett un sick nu noch nich ganz tau Rauh gewen kann, dat em sin Geschäft von en Annern afnamen is. –

Un dit was gescheihn: Tanten Line hadd de Aflösung æwernamen un hadd sick mit den ollen ›Bruder meiniges‹ – denn de olle Wiener was eigentlich en Kroat – in en dütsches un düdliches Verständniß begewen, un de olle Burß hadd so vel begrepen, dat hei de Gesellschaft von de Barg' wedder 'runner in de Türkenstadt un denn in de Grichenstadt bet taurügg in den Hawen führen süll, wo de Franken wahnen. – Na, dit geschach denn nu; æwer hir was dat doch en beten anners as in Konstantinopel; wenn ehr dor 'ne Törkin begegnet was, denn hadd sei ehr drist ankeken, un sei ehr ok, un de schönen Türkinnen hadden ehr ok woll männigmal en leiwliches, scheiwes Mul tau makt un de Tung' utreckt un ehr de fründschaftlichen Gruß ›Giauri‹! tauraupen; æwer hir was 't anners, hir dreihten sei ehr de Achtersid tau un stellten sick mit dat Gesicht in 'ne Eck, un Jochen säd gaudmäudig tau sinen ollen Schaulkameraden: »Franz Nemlich, kihr Di dor nich an, sei schaniren sick blot, un Du denk blot an den Köster sine Munde.« –

So kemen sei denn nu an en törksches Koffehus vörbi, un Tanten Line rep: »Wir müssen Alles sehn. – Hier gehn wir hinein!« un dormit stakte de olle, tapfere Dam' dörch en hellschen dreckiges Vörhus dörch un rep: »Kommen Sie nur mit!« un as de Gesellschaft sick dor dörchslagen hadd, stunn sei up en wunderschönen Hof, de mit Marmor utleggt was, wo en käuhlen Springbrunnen sprung, un wo de schönsten Böm in hellen Bläuhen stunnen. – Ach, 't was en Gruß von unsen schönen, dütschen Frühling! – Un dor legen en por olle, ihrwürdige Törken un fierten ehren ›Kef‹ un rokten Toback, villicht ok en beten Opium dormang – wer weit 't – un twei Grichen seten dor un spelten Tarock un kregen sick af un an dorbi in de Hor un tulten sick – æwer de grötste Aewerraschung was doch för de Gesellschaft: dor satt de bunte Bottervagel von Jenenser Franken, Herr Beier, un Herr Gumpert un rokten Toback ut 'ne Waterpip. –

»Wie geht's Ihnen, junger Freund?« säd de olle Jahn un gaww den Bottervagel de Hand. – »»Wunderschön,«« säd Herr Beier, denn hei was einer von de glücklich situatisirtenIck weit recht gaud, daß dit schöne Wurt nich ut Meckelnborg stammt; æwer, wil 't en Leiwlingswurt von den Herrn Commerzionsrath Schwofel is, »so habe ich den Wortschatz deutscher Nation damit zu bereichern gesucht.« Lüd', de seindag' nicks fehlt, wenn sei gaud mit Eten un Drinken besorgt sünd. – »Und Ihnen, Herr Gumpert?« frog Tanten Line. – »»Schauderhaft!«« was de Antwurt, un dat blasse Gesicht sach ganz nah de Antwurt ut. – »»Der Herr Beier hat mich dazu überredet, ich soll aus einer türkischen Wasserpfeife rauchen, und da soll ich den Rauch immer in die Lunge hineinziehen. – Zigarren rauche ich ja alle Tage; aber dies . . . .«« – »Herr,« säd Jochen un drängte sick en beten nah vörwarts, »Zigaren, dat heww ick nu all lihrt,« – un hei bet æwer de rechte Schuller 'ræwer – »Paul, Du swig ganz still! – Un wenn Sei 't verlöwen, Herr, denn bring' ick em dat Ding in den Gang', hei hett keinen Tog- un keinen Soghaken.« – Un dormit sett'te sick Jochen hen un rokte ut de Waterpip, un as Herr Gumpert sei nich wedder nemen wull, rokte hei tapfer wider un säd tau Paulen heimlich bi Sid: »Paul, wenn min Mutter dit so mit anseg', wat würd sei sick wunnern, dat ick nu ok all up Törksch roken kann.« –

De Gesellschaft würd nu up desen schönen Hof so munter; de oll Jahn was so fidel, as wenn hei sinen Apen Zucker gewen hadd, hei spaßte mit Herr Beiern, un de bunte Bottervagel let mit sick spaßen; Paul stunn tüschen sine Knei un lachte em ümmer hell in 't Gesicht, un nu Tanten Line! – De olle Dam' was rein ut Rand un Band vör luter Freud' un Wollbehagen; ehr Hart flog gegen de ollen, magern Ribben, as müßte dat dor nah lange Johren mal dörchspringen un sick as en Kind mal in Bläuthen un Blaumen herümmer wöltern. – Aewer sei hadd ok Ursak dortau, denn Jochen Klæhn satt ehr genæwer un kek ümmer nah de beiden ollen Türken 'ræwer, de ehren ›Kef‹ besorgten, un makte den mæglichsten Versäuk, ehr Allens genau nahtaumaken, un as wull hei nu up de Letzt sinen ihrlichen, braven Christenglowen afswören un › All Illalah! Muhamed resoul Allah!‹ raupen. – Wat ut en meckelnbörgschen Buerjungen Allens warden kann. – Aewer nicks is vullkamen in de Welt, keine Freud' unvergällt; achter de fröhliche Gesellschaft satt Herr Gumpert mit dat blasse, türksche Tobacks-Gesicht: schauderhaft! un achter em stunn oll ›Bruder meiniges‹ mit en Gesicht so suer, as 't Wiener Bier, wat hei hir vördem verschenkt hadd – denn hei hadd noch kein Drinkgeld kregen – un nu müßte de allerfröhlichste Gesell von de ganze Gesellschaft, Paul, noch en Stein in de klore Bek von de Fröhlichkeit smiten: »Ach, wenn Helening doch hir wir!« – »»Ja,«« säd de olle Jahn, »wenn de hir wir.«« – »Ja,« säd de olle Dam' un stunn up, »wenn de hir wir! – Aewer wi möten furt, wi möten gahn! Dat Schipp geiht af.« – »»Ja, ja!«« rep Allens un gung an de köpperne Schal', de an den Springbronnen hängen ded, un drunk un smet einen dankboren Blick up dat Flag, wo sei mal ut vullen Harten froh west wiren. – Blot Jochen Klæhn säd heimlich tau Paulen: »Paul, 't paßt mi nich ganz. – De oll Dam' hett woll recht, wi möten tau Schipp, un sei is kläuker, as ick sei vördem taxirt heww; æwer ick was in den besten Tog, un dat versäuk Di mal, so 'n Ding irst in den Swung tau bringen.«


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