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Wat for eine de Fru Jeannette Groterjahn is, un wo sei eigentlich heit. – Wo sei ehren Gemahl bestrafen will un doran schüllig ward, dat hei mit den Regenschirm in 't Glasschapp tau sitten kümmt. – Wer dei dor is, un worüm bi em dor ümmer æwer de Schullern wis't ward. – Wo de Herr Baron von Unkenstein ankümmt, sick æwer as en ollen Seepenseider utwis't, un worüm des' oll Herr Unkel irst in den Rönnstein föllt un nahsten drei Gläser stiwen Grog utdrinkt, wat süs in 'ne ümgekihrte Folg' tau scheihn pleggt. – »Wat willt Ji in Konstantinopel?«
Tau Rostock in de AlexandrinenstratAlexandrinenstraße, in der vielfach von Rentiers bewohnten Steinthorvörstadt, an der auch das Societätsgebäude belegen ist. satt an desen Abend in 'ne schöne, warme Stuw' Fru Jeannette Groterjahn – sei heit eigentlich ›Hanne‹, un so was sei ok von lütt up an näumt, æwer sei hadd sick ümdöfft un schrew sick nu ›Jeannette‹ – un bi ehr satt ehre einzige Dochter Helene, de sei ok ümdöfft hadd, denn sei näumte sei bald ›Hella‹, bald ›Ellen‹, wat sick wegen de Afwesselung in 'n Ganzen sihr gaud utnemen ded. Achter 'n Aben kek noch 'ne lütte, stuwe Näs 'rute, de hürte Fru Groterjahnen ehren drütteihnjöhrigen Herrn Sæhn Paul tau, den Fru Groterjahnen ut jichtenseinen vernünftigen Grund ›Poll‹ näumen ded; Herr Groterjahn säd ›Paulus‹, wil dat dordörch up em sick en lichten Schin von sogenannte klassische Bildung smiten künn. –
Buten got de Regen in Gæten dal, de Wind kloppte an de Finsterladen, as wull hei Jeden vermahnen, sick vör em in Acht tau nemen, un Helene schudderte tausam un slog ehren warmem Dauk faster üm de Schullern. – Dat kunn nu æwer ok en annern Grund hewwen, denn ehr leiw' Mutting hadd ehr eben en langes, frostiges Kapittel von Vörlesung æwer de Frag' hollen: woans sick en jung' Mäten in Herren-Gesellschaften tau verhollen hadd, wenn sei tau 'm Klavirspill upföddert würd, un sei slot ehre Reden mit de Würd': »Früher, mein Kind, als Du noch Kind warst, mußtest Du Dir verschiedene Bücher auf den Stuhl legen, um anzukommen; jetzt thut das nicht mehr nöthig, Du setzest Dich auf einen gewöhnlichen Rohrstuhl und läßt Dir die Noten von den Herrn umschlagen. – Aber, Gott im Himmel! – Nein. – Diese Rücksichtslosigkeit von Vater! läßt uns hier in dem Wetter allein sitzen!« – Helene kek von ehr Stickarbeit tau Höchten, as wull sei wat seggen, sweg æwer still, un Paul kreihte achter 'n Aben 'rute: »»Oh, Mutting, wi sitten jo ganz warm.«« – »Poll,« säd Mutting, »wie oft habe ich Dir schon gesagt: ich verbitte mir das Plattdeutsche. So lange Du in Groß-Barkow warst, habe ich es mir gefallen lassen, denn unsere Nachbaren waren ungebildet. Hier aber in Rostock . . . . Der Mensch soll sich bilden.« – Hadd Paul en Bort hatt, so hadd hei woll dorinner brummt, so æwer kamm 't ganz glatt 'rute: »»Ach, Mutter, bilden! Was hilft das Bilden? Die Jungens sagen doch immer ›dumm Hans von 'n Lann'‹ zu mir.«« – »Dann dreh' den ungezogenen Buben den Rücken zu und straf' sie mit verdienter Verachtung.« – »»Ne,«« säd Paul, »»ich geb' ihr lieber eins an 's Maul.«« – »Poll,« fung Fru Groterjahn wedder an, æwer Helene sprung up: »»Der Vater kommt, ich höre seine Tritte.«« – »Mein Kind, Du bleibst ruhig sitzen, wir müssen Deinem Vater es deutlich merken lassen, daß wir seine Rücksichtslosigkeit stark empfinden.« – »»Ach, Mutter . . . .«« – »Du setzest Dich nieder.« – Un Helene sett'te sick. – In de Husdör puste nu æwer wat herinne, düller as de Sturmwind, un 'ne forsche Stimm rev: »»Donnerwetter, so komm doch Einer mit Licht, ich kann ja nicht Hand vör Augen sehn.«« – Helene kek ehr Mutter an, de Ollsch rögte nich Hand noch Faut. – ›Kling!‹ gung dat buten. – »So,« rep Paul un ret sine leiwe Mutting de Lamp vör de Näs' weg, »nu sitt Vatting all in 't Glasschapp!« – Hei ret de Stuwendör up, un Herr Groterjahn kamm in de Dör un schull: »»Was kommt Ihr denn nicht mit Licht? Nu hab' ich schon 'ne Scheibe mit dem Regenschirm eingestoßen.«« – Helene was upsprungen un hadd ehren Vader trotz sine natten Kledagen rund ümfat't un gaww em en Kuß, un Paul gnurrte: »Je, wi süllen jo nich. Mutting wull Di jo en beten strafen.« – »»Für Deine Rücksichtslosigkeit, Anton, uns hier bei diesem Wetter ganz allein sitzen zu lassen,«« säd Fru Jeannette Groterjahnen un reckte sick noch en beten sturer in Enn'. »Das kann ich nicht anders,« säd Herr Groterjahn un treckte sick verdreitlich den Aewertrecker af, wobi em Helene hulp, »sie haben mich in den Vorstand gewählt, und so ist es meine Schuldigkeit, die Societé auf den Strumpf zu bringen. Meinst Du, daß dabei ein Vergnügen ist? – Nein, da hab' ich meine schwere Last. – Ich habe mich heute Abend dort geärgert, daß ich schwarz werden möchte.« – Fru Groterjahnen nickte mit den Kopp, wat so vel bedüden süll: so wir 't ganz recht, un dat schadte em nicks. Helene frog: »»Worüber denn, Vater?«« – »Nu über ihn, über den da,« säd Vater un wis'te mit den Dumen æwer de Schuller: – »»Haha,«« säd Paul, »»æwer oll Jahnen.«« – »Poll,« föll hir Mutting scharp in, »wie oft habe ich es Dir schon gesagt: der Name soll hier in unserm Hause gar nicht genannt werden. – Was hat er denn nun wieder für Schlechtigkeiten ausgeübt?« frog sei ehren Eheherrn. – »»Denke Dir,«« säd hei, »»er ließ sich eine halbe Pottelje Rothwein geben und setzte sich mit ihr mir grade gegenüber. – Ich war grade in einem gebildeten Gespräch mit dem Doktor Salter über die Schafpocken und die Klauenseuche, und der Doktor sagte, die Klauenseuche könne sich auch auf Menschen vererben . . . .«« – »Vatting, Vatting,« rep Paul achter 'n Aben 'rut, »dor hett de Dokter recht, weitst woll noch, as wi noch tau Groten-Barkow wiren, dunn kreg Hanne Kuglers von 't Melken ok de Klabensük.« – »»Poll,«« rep Fru Groterjahnen, »»Du bist ein unausstehlicher Bengel, so laß Deinen Vater doch weiter erzählen! – Na, wie . . . .?«« – »Je,« säd Anton, »ich hatte mir mein gebräuchliches Glas Krock geben lassen, und er seinen Rothwein, un nu saß er mir gegenüber un kuckte mir immer an. Er sagte nichts, und ich sagte auch nichts: aber über diese verdammte Kuckerei mußte ich mich doch ärgern.« – »»Anton,«« säd sine leiwe Fru mit Nahdruck, »»da siehest Du wieder, wie sehr ich recht habe, wenn ich sage, der Umgang mit ihm«« – hir wis'te sei ok æwer de Schuller – »»paßt sich nicht für uns.«« – Hir süfzte Helene deip up. – »»Mein Kind Hella,«« säd ehr Mutting, »»was seufzest Du, was hast Du zu seufzen, wenn Dein lieber Vater sich mit Recht geärgert hat?«« – »Darüber grade, Mutter, seufze ich,« säd Helene un let ehre Stickeri un kek ehre Mutter mit en por grote, schöne, düsterblage Ogen so irnstlich un uprichtig in 't Gesicht, un dorbi flog so 'n hellen Schin æwer ehr ganzes Wesen, as stünn sei in de Abendsünn up en hoges Sloß un kek ut wide Firn' in en glückseliges Land, »ach, wie war das schön, als wir noch in Großen-Barkow wohnten, und der alte Jahn mit seiner seligen Frau von Kleinen-Barkow zu uns herüber kam, und wir wieder zu ihnen, als wir Kinder mit einander fröhlich spielten, und – und . . . .« Hir smet Fru Groterjahnen ehren Anton ein utdrückliches Plinkog' tau, un Anton hauste so verluren, wat heiten süll: ick weit Bescheid. – »»Ja,«« föll Paul hir in, »»un wat hadden sei in Lütten-Barkow för schöne Plummen!«« – »Poll,« rep sin Mutter, »so wie Du noch einmal plattdeutsch sprichst und solche Bemerkungen machst, gehst Du gleich zu Bett. – Und Du, mein Kind, Hella, laß Dir es gesagt sein – Deine Mutter urtheilt nur gerecht – die Verhältnisse ändern sich; was früher paßte, paßt nun nicht mehr. Der da,« un sei wis'te wedder æwer de Schuller – »ist ein alter Pächter geblieben; dein Vater ist Gutsbesitzer, hat eine Stimme auf dem Landtage, und das ändert die Sache.« – Herr Groterjahn was wildeß, dat sin Fru predigen ded, upstahn, hadd sin leiw' Döchting in den Arm fat't un küßte sei up de Stirn: »»Helene, Mutter hat Recht, Deine liebe Mutter hat immer Recht, der alte . . . .«« – »Vatting,« kreihte Paul dormang, »weitst, wat Jochen Klæhn seggt? – Jochen Klæhn sagt, sein Herr, der alte Jahn, is gar nicht bös auf uns.« – »»Poll, Du gehst gleich zu Bett!«« – »Halt mal!« rep Herr Groterjahn, »schweigt doch mal still! Da hält ja ein Wagen vör unserm Hause.« – »»Ein Wagen? Ein Wagen?«« frog Fru Groterjahnen un kek ehre beiden Kinner an, denn ehren Gemahl kunn sei nich ankiken, wil dat de all 'rute nah de Strat was. »»Kinder, Ihr sollt sehn, das ist der Baron von Unkenstein, den wir auf der Eisenbahn trafen. Das ist der Baron von Unkenstein, er versprach es zu fest, er wolle uns besuchen, das ist der Baron von Unkenstein.«« – »Das ist der Baron von Unkenstein!« rep Paul un kamm achter 'n Aben 'rut, »das ist der Baron von Unkenstein, der Dich so gerne leiden mochte, Lening.« – »»Poll, Du ungezogener Junge, Du sollst nicht ›Lening‹ sagen, Deine Schwester heißt ›Hella‹,«« säd de Fru Mutter un namm de Lamp von den Disch, un lep dormit nah de Del 'rute, den Herrn Baron tau lüchten. – Buten up de Strat hürte sei en langem Palawer. – As Herr Groterjahn 'rute kamm, rappelte sick ut den Rönnstein en lüttes, dickes Klugen tau Höchten, un de Kutscher stunn dorbi un wunnerwarkte: »Gott in den hogen Himmel! Makt mi hir de Mann dat Elend un föllt mi hir ut de Kutsch in den Rönnstein!« – Un de olle, lütte, dicke Proppen von Kirl stellte sick vör de Kutsch hen un rep: »»Na, dat müggt ick denn nu doch woll weiten, wo de Justizrath Schröder in desen Wagen 'rin un 'rut kümmt!«« – »Mein Gott, is dat nich Unkel Josep?« frog Herr Groterjahn. – »»Unkel Josep Bors, Herr Vedder. Denken S' sick, dor bün ick dörch de oll lütte, enge Dör in 'n Düstern in den Wagen 'rinne krapen, 't gung man knapp, un nu wull ick wedder 'rute: na, rügglings wull 't nich gahn, ick kröp also mit den Kopp vöran, un dor verlür ick de Blansirung un möt hir so schändlich henfallen. – Na, wo æwer de Justizrath Schröder hir 'rin un 'rut kümmt, de 's doch noch dicker, as ick, un führt ümmer in desen Wagen!«« – »Je, Herr Bors,« seggt de Kutscher, »de makt sick æwerst dat Finster æwer den Slag noch up un stiggt denn ganz gelimplich 'rin un 'rut.« – »»Dat Finster? – dat geiht ok up? – Na, dat weit der Deuwel! – Ne, mit de ollen nimod'schen Wagens heww ick doch nicks in den Sinn.«« – »Nu kamen S' man 'rin, Herr Vedder,« säd Herr Groterjahn un leddte mit den lütten Kirl af.
Na, ick denk, Fru Groterjahnen lett vör Schreck de Lamp fallen, as sei ehren leiwen Mutter-Brauder süht, un Paul danzt up einen Bein achter ehr 'rümmer: »»und das ist der Herr Baron von Unkenstein, un nu is 't Unkel Bors!«« – »Gu'n Abend, Hanning,« säd de oll würdig Seepenseider tau sine Swester-Dochter, »ick kann Di noch keinen Kuß gewen, ick seih noch tau dreckig ut. – Gu'n Abend, Lening! – Na, dat is recht, help mi den Mantäng man irst af. So! – Nu will'n em hir æwer de beiden Stäul decken un gegen den Aben leggen, dat hei drögen deiht, denn wenn 'n em natt afwischt, denn frett sick de Dreck so fast, dat en meindag' nich wedder 'rut kriggt.« – Fru Groterjahnen wrüng de Hänn', Herr Groterjahn kek blot ümmer sin Fru an, un Unkel Bors gung nu up sin Swester-Dochter Jeannette Groterjahn los un säd: »So, Hanning, nu giww mi en Kuß! – Ick sall Di ok velmals grüßen von Unkel Knappen.« – »»Wie geht es dem?«« frog Fru Groterjahnen, üm wat tau seggen. – »Je, hei hett den Namen mit de Daht, knapp geiht em dat man, de oll Pötter-Arbeit ward up Stunns ok nich recht betahlt, hei möt sick so dörchschüren.« – »»Wie geht es denn Ihnen, Herr Vetter?«« frog Herr Groterjahn. »Dank velmals, Herr Vedder, min Geschäft geiht sihr gaud; je mihr Bildung in de Welt kümmt, je mihr Seep ward verbrukt. Dor is en Mann, ick glöw', nu is hei jo woll in München, de Mann heit Liebig, mi hett dat min Dokter seggt, de hett dat utfünnig makt, dat Seep un Bildung tausamen hüren, un sörre de Tid wascht sick nu Allens mit Seep, wat sick vördem gor nich wascht hett.« – Paul hadd sick wildeß tüschen de Knei von sinen ollen Unkel stellt un strakte em an den struwen Bort herümmer: »»Unkel, hüt Abend vertell en beten von Dine Reisen.«« Un Helene kamm mit en Glas Grog an un säd recht fründlich: »Probir mal, Onkel, der wird wohl nach Deinem Geschmack sein.« – »»Prächtig,«« säd de Oll, »»prächtig, Lening, blot noch en lütten Schuß Rum mihr.«« Na, dat würd denn nu besorgt, un Paul fung wedder an: »Unkel, vertell en beten, vertell en beten von Konstantinopel. Wi reisen ok hen.« – »»Wat?«« frog Unkel Bors un kek sick de Gesellschaft Ein nah den Annern an. – »Ja,« säd Paul, »wi reisen All hen; ick kam ok mit.« – »»Ja,«« säd Herr Groterjahn un reckte sick en beten höger, »»es ist die Gesellschaftsreise, die von dem Redigeur eines Blattes in Wien, der zu gleicher Zeit ein ungarischer Magnat sein soll, veranstaltet wird.«« – »Ja,« säd sine leiwe Fru dortau, »er ist aus einer sehr achtbaren Familie, sonst würden wir seiner Unternehmung unsere Unterstützung nicht angedeihen lassen.« – »»Hanning, ick bidd Di üm Gotteswillen! Herr Vedder, wat willt Ji in Konstantinopel? – Geschäften kænt Ji dor doch nich hewwen?«« säd Unkel Bors un drunk sin Glas Grog ut. – »Was wir in Konstantinopel wollen?« frog Herr Groterjahn en beten hastig. »Geschäften? – Geschäften hab' ich hier genug.« – »»Schweig still, Anton!«« föll sin leiwe Fru em in de Red', »»ich denke, die Sache ist beschlossen und abgemacht. Wir reisen zu unserm Vergnügen, wir reisen, weil es die Bildung verlangt.«« – Un nu würd sei spitz: »»Wenn Deine Seife mit der Bildung Hand in Hand geht, dann gehört unser Reichthum auch zur Bildung, und wir wollen . . . . wollen, sage ich . . . .«« – »Hanning,« föll ehr Unkel in, »wat willst Du Di doræwer iwern? Reis' in Gotts Namen, reis' minentwegen nah 'n Blocksbarg, mi ganz parti egal . . . . Dank Di, Lening! Ja, so is hei gaud – blot noch en lütten Schuß Rum mihr.« – Helene hadd 't gaud maken wullt un hadd em dreivirtel Rum in sin Glas Grog gaten. – »Aewer, Kinnings, Konstantinopel?« – »»Ja, Onkel, da wollen wir den Soldan besehn und die ollen Türken, und was sie sind, die Türkinnen, die sollen ja so hübsch sein,«« säd Paul. »Ungezogener Schlingel,« rep Fru Mutter, »was weißt Du von Türkinnen?« – »»Mutter, das les' ich aus die Bücher, die Du mir gegeben hast.«« – »Ja, die Türkinnen!« säd Herr Groterjahn, un so 'n wollgefälligen Schin spelte üm sinen Mund, »die sollen ja sehr schön sein.« – »»Herr Vedder,«« säd Unkel un ded en deipen Drunk ut sin Glas, »stellenwis mægen sei schön sin; æwer wat ick dorvon seihn heww, dat lett sick hir bi uns gor nich seihn. Wenn ick Ehre Fru, min leiw' Swesterdochter Hanning, so anseihn dauh, un ick seih dorgegen 'ne Türkin an, denn kænen sick de Türkinnen wat malen laten.«« – »Also damit ist es auch nichts,« säd Herr Groterjahn. – »»Anton,«« säd sine leiwe Fru un kek em scharp an, »»diese Bemerkung . . .,«« æwer sei fot sick un säd tau Unkeln mit en fründlichen Schin: »»Also, Onkel, glaubst Du, daß ich mich in Konstantinopel sehen lassen kann, ohne gegen die schönen Türkinnen abzustechen?«« Hirbi plinkte sei Helene tau: ja, sei süll Unkeln noch en frisch Glas Grog inschenken, hei wir doch en recht höflichen, ollen Unkel. – Aewer Paul sprung vör tau un makte Unkeln dat Glas Grog taurecht, dat ganze Glas von idel reinen Rum un frog: »Na, Unkel, wo smeckt dit?« – »»Schön, Paul, sihr schön, æwer noch en lütten Schuß Rum. – Nu segg mi æwerst mal, Hanning, üm Gotteswillen! Wat willt Ji in Konstantinopel?«« – »Du bist ja auch da gewesen, Onkel«, säd Hanning spitz. – »»Dat was wat anners. – Ick bün dor mit dat Fellisen up den Nacken 'rinne wandert, dat ick mine Nohrung dor säuken wull. Wi arbeit'ten dor meistendeils in türkschen Talg, kamm ok russ'schen vör, un 't was en gruglichen Smerkram, æwer ick verdeinte schönes Geld, un Jug ward dat schön Geld kosten, denn 't is dor entfamten dür.«« – »Wir haben 's ja,« säd Herr Groterjahn. – »»Ja, Herr Vedder,«« säd Unkel, »»æwer Sei sünd süs doch hellschen tag in Geldsaken un smiten Ehr Geld nich up de Strat. Sei will'n doch wat för Ehr Geld hewwen, un Johr un Dag warden S' doch dor nich bliwen willen, un süs krigen S' nicks tau seihn«« – »Wir nehmen uns einen gebildeten, kenntnißreichen, jungen Menschen mit, der uns Alles erklären soll,« säd Fru Groterjahnen. – »»So? – Ok dat noch! – Un wat wir denn dat woll för Ein?«« – »Er heißt Herr Nemlich,« säd sine Swesterdochter. – »»Wat? – Is dat en Sæhn von den ollen Köster tau Zippelmannshagen, de nu bi den ollen Semmlow as Semerist deint?«« »Er ist freilich nur ein Seminarist, aber er übersieht in den Wissenschaften seinen eignen Pastor bedeutend.« – »»Mutting,«« säd Paul hir mang, »»weißst, was Jochen Klæhn sagt? – Jochen Klæhn sagt, er ist mit ihm in die Küsterschul gegangen und er is en großen Schafskopp. Jochen Klæhn hat immer über ihm gesessen; aber er bildt sich hellschen viel ein.«« – »Poll!« rep de Mama. – »»Aber Mutter,«« foll Helene in, »»Paul hat doch in diesem Falle Recht: er soll doch ein sehr eingebildeter Mensch sein, wie wir gehört haben.«« – »Mein Kind,« rep de Fru Mutter, »Ellen, mein Kind! Ich habe Dich erzogen, als Du erst so groß warst« – hir wis'te sei de Grött an den Staulbein – »ja, da habe ich Dich schon erzogen, und da hab' ich Dich immer fort erzogen, und erzieh' Dich noch heute, denn das Wesen des Menschen besteht in seinem innersten Sein, in der Erziehung und in der Bildung, wobei es ganz gleichgültig ist, ob Einer gebildet oder eingebildet ist, Bildung ist zu beiden nöthig.« – »»Hanning,«« säd ehr Mutter-Brauder, »»dit müggt ick mi girn marken, dit segg noch mal.«« – »Mutting,« rep Paul, »Jochen Klæhn seggt . . . .« – »»Paul, Du unausstehlicher Junge! Du sollst nicht sagen, was Jochen Klähn sagt; Du sollst gar keinen Umgang mit dem Kerl haben. – Es ist der Bediente von dem da,« sett'te sei för Unkeln tau un wis'te æwer de Schuller, »»von unserm Nachbar.«« – »Von Jahnen,« säd Herr Groterjahn. – »»Anton,«« säd sine leiwe Fru un kek em sihr scharp an, »»wenn Deine Frau so viele Rücksichten für die Würde und die Ehre Deines Hauses hat und den Namen nicht nennt, dann solltest Du doch . . . .«« – »Oh, liebe Frau, ich meinte man,« föll ehr Herr Groterjahn in de Red'. – Un Paul ded datsülwige un rep: »»Vatting, Vatting! Gistern, as ick ut de Schaul kamm, begegent mi oll Jahn un strakte mi æwer un frog, wat Helening maken ded.«« – »Poll!« – »»Paulus!«« – »»Paulus!«« – »Poll!« So rep Vatting un Mutting dörchenanner, bet Mutting ehre gebildte Stimm denn doch tauletzt de Aewerhand kreg un rep: »Ungezogener Bengel! – Nun gehst Du mir aber gleich zu Bett!« – Un Helene stunn up un gung an ehren lütten Brauder 'ranne un säd: »»Komm, Paul, komm! Es ist Zeit, wir wollen zu Bette gehn.«« – Un de lütte Slüngel fot dat grote, schöne Mäten rund üm un gaww ehr en Kuß un säd: »Ja, Helening, Du büst doch ümmer de Allerbest'.« – Un 't was en schön Bild, as dat schöne Mäten mit den lütten, dristigen Slüngel »gu'n Nacht« säd un ut de Dör gung. – Un 't was grad' so för den ollen Seepenseider-Unkel, as för mi; wenn gaude, fröhliche Frünn' von mi weg gahn, denn is 't, as wenn alle Lichter in de Stuw' utpust sünd, un blot noch 'ne olle Thranfunzel in de Stuw' brennt. Un Unkeln sin ›Krock‹ was un ok utdrunken, un hei stunn up: »Na, gu'n Nacht ok, Hanning! Gu'n Nacht, Herr Vedder! Bemäuh Di nich, Hanning, ick weit Bescheid; ick slap jo woll wedder in de blage Stuw'?« un as hei ut de Dör gung, dunn hürten Herr un Fru Groterjahn blot noch so 'n deipes Lachen: »Nah Konstantinopel! Nah Konstantinopel!« – –
Un nu hadden jo de beiden Ehlüd' ok tau Bedd gahn kunnt; æwer 't gung noch nich, un nahsten hadd jo Jochen Klæhn vertellt, as hei dor an de Finsterladen vörbigahn was, dunn hadd sei, wat Fru Groterjahnen wir, noch 'ne lütte, nüdliche Predigt hollen, dat Anton sick den ollen Unkel gegenæwer nich gebildt naug bedragen hadd, un wat hei æwerall den Ollen in 't Hus bröcht hadd. – Un Anton hadd seggt: Je, 't wir doch ehr eigen Mutter-Brauder. Un dunn hadd sei noch wider predigt.
Den annern Morgen ganz tidig was Unkel all wedder afreis't.