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Drei Monate waren seit dem blutigen Kampfe bei Czetate vergangen, und andere Kämpfe sollten jetzt auf dem Schauplatz erscheinen. Es war am Abend des 27. März, und unsere Geschichte führt uns nach einer kurzen Übersicht über den Gang der Ereignisse an die Ausgangsstätte unseres Buches, zurück nach Paris ... Am 4. Januar war die vereinigte englisch-französische Flotte, 34 Segel stark, ins Schwarze Meer eingelaufen. Indem der englische und französische Gesandte dies zur Kenntnis Redschid-Paschas brachten, stellten sie das Verlangen, daß ohne vorgängiges Benehmen mit den Gesandten und Admiralen die türkische Flotte nicht die Offensive ergreife ... Verlangen und Zusage waren bloßes Blendwerk der öffentlichen Meinung, denn die türkische Flotte war nach den Verlusten von Sinope in keiner Weise zu einer Offensive geeignet. Der Wendepunkt des Krieges lag vielmehr bereits in den unterm 27. den Befehlshabern der Flotten gegebenen Instruktionen, deren Inhalt am 12. Januar in Petersburg der englische und französische Gesandte dem Grafen Nesselrode mitteilten. Die englische Instruktion für den Gesandten besagte, daß die Flotten auch den Türken nicht gestatten würden, einen Angriff zur See zu machen, – die französische Instruktion enthielt jedoch von dieser Garantie für Rußland kein Wort.
Die Admirale Dundas und Hamelin hatten beim Auslaufen die Fregatte »Retribution« mit Depeschen an den Fürsten Mentschikoff nach Sebastopol vorausgeschickt, die dem Fürsten-Gouverneur erklären sollten, daß die Flotten nur zum Schutz des türkischen Gebiets sich im Schwarzen Meer befänden, daß dagegen die russische Flotte ihre Häfen nicht verlassen dürfe. Die wahre Absicht der Sendung war aber offenbar eine Rekognoszierung von Sebastopol, in dessen Hafen die Fregatte trotz zwei blinder Schüsse der Batterien einzudringen suchte.
Während in Wien die Konferenz sich abmühte, Projekt auf Projekt zu häufen, ohne daß es irgend einem Teil, mit Ausnahme Preußens, wirklich ernst damit war, wurden Erklärungen der Höfe von Paris, London und Petersburg gewechselt. Die russischen Gesandten in Paris und London forderten eine solche für die Instruktion der Admirale. Die ihrige lautete, daß Rußland ein Auftreten der Flotten nicht als feindseligen Akt betrachten würde, das die Gegenseitigkeit gewähre, daß Türken ebensowenig wie Russen angreifen dürften, und daß, wenn den Türken der Verkehr zur See zwischen ihren Küsten gestattet wäre, dies auch für die Russen stattfinden müßte. England und Frankreich jedoch antworteten unterm 31. Januar und 1. Februar ablehnend, daß sie die Instruktionen, »wie sie seien«, aufrecht erhielten, worauf Baron Brunnow und Herr von Kisseleff den beiden Kabinetten anzeigten, daß sie sich infolge der verweigerten Reziprozität genötigt sähen, die diplomatischen Beziehungen abzubrechen und London und Paris mit den Gesandtschaftsmitgliedern zu verlassen. Dies geschah am 4. Februar. Der englische und französische Gesandte erhielten sofort den gleichen Befehl. Der erstere wurde – noch ehe dieser eintraf – von Graf Nesselrode unterm 13. aufgefordert, seine Pässe zu nehmen; der französische Gesandte verlangte selbst die seinen.
Damit war der diplomatische Bruch entschieden, und die Bitterkeit, die im Tone des von Kaiser Napoleon an den russischen Zar unterm 29. Januar gerichteten, durch die Zeitungen veröffentlichten Briefes herrschte, sowie die Antwort des Zaren vom 9. Februar zeigten die gereizte Stimmung und was von gegenseitigen Konzessionen zu erwarten war. In Wien war am 29. Januar Graf Orloff, der Freund und greise Vertraute des Zaren, eingetroffen, um mit Baron von Budberg den Versuch zu machen, Österreich und Preußen zu einem unbedingten Neutralitätsbündnis mit Rußland zu bewegen. Während Österreich mit eingehenden Versprechungen hinhielt, lehnte Preußen offen ein solches Bündnis als eine wenn auch unausgesprochene Hilfe für Rußland ab, die mit seinen durch die Protokolle übernommenen Verpflichtungen im Widerspruch stände. Die Mission des gewandten Staatsmannes scheiterte hiermit und der Graf verließ am 8. Februar Wien, worauf Österreich sich beeilte, in Serbien und dem Banat ein Beobachtungskorps von 25 000 Mann aufzustellen, unter dem Vorwande der serbischen Erregung und der in den Grenzdistrikten jetzt offen ausgebrochenen Schilderhebung der Griechen.
Unterm 9. Februar erließ Kaiser Nikolaus ein Manifest an sein Volk, worin er erklärte, daß die von England und Frankreich ihren Flotten im Schwarzen Meere gegebenen Befehle eine unter gebildeten Staaten unerhörte Handlungsweise konstatierten, die ihn zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit jenen Staaten genötigt hätten, die sich zu den Feinden des Christentums stellten gegen Rußland, das für die orthodoxe Kirche streite. Rußland werde gegen alle Angriffe feststehen – wie 1812. Die Westmächte antworteten unterm 27. Februar mit einem Ultimatum nach Petersburg, das die Räumung der Fürstentümer bis zum 30. April forderte; die Weigerung solle als Kriegserklärung betrachtet werden, und Lord John Russell hielt seine bekannte Philippika im Unterhause gegen die unredliche und eroberungssüchtige Politik Rußlands. Zugleich forderte die österreichische Regierung, der an einer Verbreitung und einem glücklichen Erfolge des griechisch-christlichen Aufstandes sehr wenig gelegen war, die Westmächte auf, demselben zu Wasser und zu Lande entgegen zu treten, und diese bedrohten die griechische Regierung mit einer Blockade und jener Okkupation, die später wirklich ausgeführt, eine Schmach des christlichen zivilisierten Europas werden sollte. Der Zar dagegen erklärte, daß er dem griechischen Aufstande seinen Beistand und seine Teilnahme nicht versagen könne, und sollten die Kämpfe einen ähnlichen Charakter wie die Freiheitskämpfe von 1826 annehmen, so werde er unter keiner Bedingung mitwirken, diese Bevölkerung wieder unter das türkische Joch zurückzubringen.
Zu Ende Februar hatten bereits die Absendungen französischer und englischer Truppen nach dem Orient begonnen. Der Oberbefehl über das französische Heer und über die gesamte Armee der Alliierten wurde an den ehemaligen Kriegsminister, den Marschall Saint Arnaud, übertragen, das englische Korps befehligte Fitzroy Somerset, Lord Raglan. Am 11. war die englische Ostseeflotte von Spithead ausgelaufen.
Die Kämpfe an der Donau hatten unterdes mit wechselndem Glück ihren Fortgang genommen, während dagegen die Russen in Asien mehrere bedeutende Siege gewannen. General Schilder hatte am 26. Januar den General Fischbach in Krajowa ersetzt und die oberste Leitung der Operationen gegen Kalafat übernommen, die sich indes bis Mitte März auf eine Zernierung und unbedeutende Gefechte beschränkten. Vom 13. bis 19. vertrieben die Russen wieder die Türken aus Giurgewo; ihr Versuch, nach Rustschuk überzugehen, wurde dagegen zurückgeschlagen, und die Türken gewannen selbst die zwischen Sistowo und Rustschuk gelegene Donauinsel, gingen am 4. März bei Kalarasch auf das linke Ufer des Flusses und zerstörten zum Teil die gegen Silistria dort errichteten russischen Batterien. Ebenso versuchte Fürst Gortschakoff vergeblich und mit großem Verlust noch einmal bei Oltenitza die zwischen den beiden Ufern liegende Insel den Feinden zu entreißen. Die Russen waren in diesem Augenblick auf allen Punkten der Donau im Nachteil, und ihr Führer offenbar mit einem neuen Operationsplan beschäftigt.
*
Ein ziemlich großes Arbeitskabinett, – schwere dunkle Vorhänge vor den Fenstern, durch die man auf die glänzende Beleuchtung der Ströme von Gas schaute, die allabendlich den herrlichen Kai der Tuilerien mit Tageslicht erhellten; – das prächtige Bild einer Frau mit aschblonden Haaren und dunklen spanischen Augen aus dem berühmten Pinsel Désandrés; – einige Karten an den mit dunklem Seidenstoff und darein gewirkten goldenen Bienen beschlagenen Wänden; in einer Ecke die Uniform und Waffenstücke der »Hundert-Garden«; – Bücher und Broschüren auf allen Tischen, und Schränke mit einer ausgesuchten Handbibliothek an den Seitenwänden, in die drei Türen mündeten; auf dem großen Tisch in der Mitte das überaus schön von Stahl und Messing gearbeitete Modell eines Geschützes nach neuem, noch unbekanntem System: – das ist der Ort, wohin wir den Leser am Abend des 26. März führen.
An dem Tisch der Mitte saß ein Mann von etwa 46 Jahren, mit hoher Stirn und vorspringenden, energischen und kräftigen Zügen, denen wir schon einmal zu Anfang unseres Buches begegnet sind. Der aus hundert Abbildungen bekannte Schnitt des Bartes, der feste stolze Ausdruck des Gesichtes, aus dem das ursprünglich ziemlich matte Auge unter buschigen dunklen Brauen häufig scharf und durchdringend aufflammte, konnten unmöglich die hohe Persönlichkeit verkennen lassen. Seine rechte Hand ruhte auf der Lehne des Fauteuils, während seine Linke ab und zu eine Zigarre zum Munde führte. Er schien aufmerksam auf den abwechselnden Vortrag zweier Herren zu hören, die an der andern Seite des Tisches ihm gegenüber standen und von Zeit zu Zeit ihm ein Papier hinüberreichten, das der Sitzende alsdann flüchtig durchsah. Der eine der beiden trug die glänzende Uniform eines Marschalls von Frankreich, sein breites Gesicht sah aufgedunsen und ungesund aus; der Kopf des andern, in Zivil mit dem Großkreuz der Ehrenlegion und zahlreichen ausländischen Orden am Kordon seines schwarzen Fracks, war geistreich und anmaßend.
»Kolonel de Méricourt hat die Berichte über die Einschiffung der Truppen bis zum 22. von Marseille gebracht. In Oran und Algier stehen die designierten Zuavenregimenter bereit und werden heute an der afrikanischen Küste, in Gallipoli vor Mitte des nächsten Monats sein. Wann, Sire, werde ich abreisen?« – »Es eilt nicht, Marschall, jedenfalls vor den Engländern. Einstweilen genügt Canrobert, Haben Sie Nachrichten von der Donau, Drouin?« – »Sehr wichtige, Majestät; ich wollte nur dem Herrn Marschall-Oberbefehlshaber den Vortritt lassen.« – »Geschwind, geschwind! Depeschen über Wien? Sie wissen, daß ich Sie auf der Stelle erhalten will.« – »Beide sind seltsamerweise wieder zusammen eingetroffen, also offenbar in Österreich verspätet worden. Ich habe unserm Gesandten darüber bereits geschrieben, aber er behauptet, daß es außer seiner Macht stehe.« – »Der Inhalt?« – »Ein russisches Korps ist unterhalb Hirsowa über die Donau gegangen und hat die türkischen Schanzen erobert. Am 23. sollte die Belagerung von Hirsowa beginnen. Fürst Gortschakoff sucht offenbar den Übergang bei Matschin-Braila zu erzwingen; ebenso General Lüders bei Galacz und General Uschakoff von Ismael aus nach Tultscha.« – »Ah, da haben wir den vollständigen Operationsplan, den Gortschakoff in der langen Ruhe vorbereitet hat.« Er beugte sich über eine vor ihm liegende Karte. »Matschin, Isaktscha, Tultscha und Hirsowa – und damit ist Babadagh und die obere Dobrudscha in russischen Händen. Es handelt sich offenbar um eine Operation ihres linken Flügels gegen Verna, als den Schlüssel zu Rumelien. Aber es wird seine Schwierigkeiten haben ohne die Unterstützung der Flotte.« – »Es ist unmöglich, Sire, ohne den Besitz von Silistria.« – »Richtig, Marschall – der Muschir kann sonst über ihre Flanke herfallen. Doch werden wir sicher in den nächsten Tagen von einem Übergang oberhalb Silistria hören, das man alsdann von drei Seiten einschließen kann.« Er verweilte einige Augenblicke über der Karte. »Jedenfalls ist der Augenblick zum Einschreiten gekommen. Wir müssen uns die Macht verschaffen, die Ereignisse nach unserm Willen zu lenken. Die Türken dürfen geschlagen, aber nicht besiegt werden, und die Balkanlinie muß unberührt bleiben, sonst haben die Österreicher Veranlassung und Gelegenheit, sich einzudrängen.« – »Silistria wird sich nicht halten können, Sire.« – »Das ist gleichgültig; wenn es nur so lange geschieht, bis unsere Truppen in Varna stehen. Wir müssen einige zuverlässige Offiziere in Silistria haben. Sie werden die nötigen Befehle geben, Marschall.« – »Majestät erlauben mir die Bemerkung,« sagte der Minister des Auswärtigen, »daß bei alledem doch wohl erst der offizielle Schritt der Erklärung vorangehen muß.« – »Erinnern Sie sich, Herr, wie mein Oheim, der Kaiser, gegen Österreich verfahren ist; wir können ja aber vor Europa vollständig die Formen wahren, denn wir haben volle Zeit. Der Beschluß wird morgen im Konseil gefaßt, um am Abend im Senat und der Legislative vorgelegt zu werden. Ich wünsche, daß wir den Engländern damit nicht zuvorkommen.« – »Die griechische Regierung hat auf das Ultimatum eine ausweichende Erwiderung gegeben.« – »Das wird uns Gelegenheit geben zu einer Etappe im Piräus. Das Weitere mögen die Briten von Korfu aus tun. Auf Wiedersehen, meine Herren!«
Der Zurückbleibende ging einige Minuten in dem Kabinett auf und ab, die Hände auf dem Rücken gefaltet. Dann trat er zu einem Bilde Napoleons des Ersten, das zwischen der zweiten und dritten Tür hing. Die großen, durchdringenden Augen des berühmten Herrschers und Kriegers, des Siegers in so vielen Schlachten und drei Weltteilen, blickte starr und ehern auf ihn nieder ... »Seit 1815 zum ersten Male,« sagte der Bewohner des Zimmers langsam vor sich hin. »Die Zeit naht ihrer Erfüllung, und die Demütigung von Moskau, wie die Verzögerung meiner Anerkennung werden ihre Sühne finden. Ehe zwei Jahre vergehen, wird der Thron der Napoleoniden wieder der gefürchtetste sein. Das genügt, denn die Geschichte hat uns das Unerreichbare gelehrt. – Vetter Nikolaus,« ein leiser Hohn spielte um seinen Mund – »nicht Rußland oder Frankreich – ihre Interessen liegen zusammen! – sondern ich oder du!«
Er trat rasch zu der zweiten Tür, hob den Vorhang und öffnete sie. In einiger Entfernung in dem Korridor, auf den sie führte, stand ein Kammerdiener in Escarpins. – »Ist Persigny da?« – »Zu Eurer Majestät Befehl. Der Herr Minister wartet seit einer halben Stunde.« – »Sie hätten mir das gewöhnliche Zeichen geben sollen; lassen Sie den Grafen eintreten!«
Der Minister des Innern, – jener Günstling und Anhänger des neuen Gestirns der Napoleoniden schon bei seinem ersten verunglückten Aufflug, der Gesandte von 1848 in Berlin, – trat in das Kabinett. Das feine, elegante, etwas spitze Gesicht und die zierliche Figur paßten zu seiner Haltung. Dennoch schien die diplomatische Ruhe des Staatsmannes etwas aus dem gewöhnlichen Gleis. – »Was hast du, Persigny?« – »Sire – der Telegraph meldet, daß der Herzog von Parma heute nachmittag beim Ausritt aus seinem Palast ermordet worden ist.« – »Ein Bourbon!« Der Ausdruck war fast unwillkürlich den Lippen entschlüpft. – »Sire, es ist ein politischer Meuchelmord, offenbar ein Werk der politischen Propaganda. Der Mörder ist entkommen und unbekannt.« Er blickte ihn fragend an. Der Minister verstand seine Gedanken. – »Der Dolch, der sich an den legitimistischen Bourbonen gewagt, kann sich auch an den absoluten Napoleoniden wagen.« – »Du hast recht, Persigny, und der Sache muß ein Ende gemacht werden. Schwert und Zepter meines großen Oheims sollen regieren über Europa, nicht der Dolch alberner Republikaner. Sorge dafür, daß morgen im Moniteur die Tat mit den schwärzesten Farben gebrandmarkt wird. Ich bin entschlossen. Noch heute soll der erste Streich fallen.« – »Meine Vorbereitungen sind getroffen.« – »Wohl – so breche ich vollständig mit der Revolution und der Vergangenheit. Sie oder ich, nur einer darf herrschen. Ich habe dieses Netz geheimer Intrigen, das man seit zwei Jahren um mich gesponnen, von Anfang an durchschaut. Die Propaganda glaubte ein williges Werkzeug an mir zu finden, dessen Gängelband in ihren Händen blieb, aber sie hat sich getäuscht und wird ihren Herrn erkennen. Mein Oheim hat bloß die französische Revolution von 1793 zu Boden geworfen – ich werde der Revolution von ganz Europa den Maulkorb anlegen.« – »Wir haben mancherlei Vorteile von diesem Gespenst der Staaten gezogen, Sire.« – »Gewiß, Graf, aber die Stunde des Bruches mußte kommen. Der Thron Napoleons kann nicht von der Geneigtheit demokratischer Fanatiker abhängen. Ich habe sehr wohl begriffen, warum man mich in dieser orientalischen Krisis so schlau unterstützt, oder vielmehr, warum man von allen Seiten den Krieg herangedrängt hat. Hätte er nicht meinen eigenen Zwecken und Wünschen entsprochen, alle ihre Künste und Aventüren sollten wenig genützt haben. Jetzt werfe ich die Maske ab und will die Bewegung in meiner Hand konzentrieren.« – »Majestät wissen, daß ein großer Teil des Heeres, namentlich in Algerien, republikanische Gesinnungen hegt, und daß viele unserer besten und beliebtesten Führer diese bei der Wahl offen bekundeten. General Pelissier ...«
»Pelissier wird tun, was ich ihm befehle. Eben indem ich der Armee Schlachtfelder, Ruhm und Rache biete, wird sie imperialistisch sein mit jedem Blutstropfen. Die französische Armee gehört dem Namen Napoleon. Du bist kein Soldat, Persigny, und begreifst das nicht. Frankreich unter mir wird die Sieger des Hauses Napoleon demütigen und den einzigen Mann in Europa, dessen Stolz und Energie ich achte, bedauern lassen, daß er Ludwig Napoleon beleidigt und sich ihm in den Weg gestellt hat!«
Es war das erstemal, daß dieser verschlossene Charakter selbst gegen seinen Vertrauten so offen sich aussprach, und der Graf fühlte die Gefahr des Terrains. – »Der Kaiser von Rußland, Sire,« sagte er, »dürfte es jetzt schon vielfach bereut haben, daß er Ihnen die Anerkennung anfangs verweigerte. Die geheimen Anerbietungen in betreff der türkischen Frage sind Beweise dafür.« – »Sie vergessen, Graf, wann sie gemacht wurden, und das ist eben der Umstand; das war die neue Beleidigung Napoleons! Ich weiß, der Zar haßt mich und nennt mich einen Aventurier. Das kann ich selbst tun – aber kein anderer! Erst als die britischen Füchse ihn abgewiesen, kam Nesselrode uns mit seinen Plänen. Sagen Sie, Graf, wie nimmt man in Deutschland die Enthüllungen auf, die der Moniteur und das Journal de l'Empire über die neue Auflage des Vertrags von Tilsit gemacht haben?« – »Sire, die Zeit zu Äußerungen ist noch zu kurz – die Artikel erschienen erst vor drei Tagen.« – »Ich denke, man wird sich endlich jenseits des Rheines überzeugen, was man von der russischen Freundschaft zu erwarten hat. Dieses Preußen ist blind und störrisch, wie sein Adel. Ich will keine Eroberungen, aber solange diese sogenannte heilige Allianz besteht, bleibt sie eine Bedrohung der napoleonischen Herrschaft. Der Tag, an dem ich hier in Paris in meinen Tuilerien ein neues Bündnis an ihre Stelle setze, wird der erste meiner wahren Herrschaft sein.« – »Der Tag wird kommen, Sire.« – »Ich weiß es, Graf – über die Schlachtfelder am Schwarzen Meere dämmert es bereits. Lassen Sie Moustier in Berlin genau auf die öffentliche Stimmung merken und verkehren Sie über die Presse direkt mit ihm. – Haben Sie die Nachweisungen, die ich Ihnen gab, mit den Ermittelungen Pietris genau verglichen?« – »Es ist heute mittag mit den beiden Präfekten und Herrn Collet-Mygret ausführlich konferiert worden. Wir glauben des Platzes sicher zu sein, und unsere Agenten bewachen ihn. Der Schlag kann, wie gesagt, jeden Augenblick fallen.«
Der Gebieter sah nach der Uhr über dem Kamin ... »In einer Stunde also – ich müßte mich sehr irren, wenn nach der Nachricht aus Parma nicht heute noch eine Sitzung stattfinden sollte. Sind die Befehle nach den Departements erteilt? – Lassen Sie besonders Lyon im Auge halten.« – »Sämtliche uns bereits bekannten Verbindungen, Sire, die Marianne, die Militante, der junge Berg und die Joseffiten sind möglichst genau überwacht, – es fehlt uns nichts, als ihr Zusammenhang.« – »Wir werden ihn heute finden. Sobald die Verhaftungen erfolgt sind, lassen Sie mir durch Haußmann oder Pietri Bericht erstatten.« – Der Minister verbeugte sich.
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Die »Yella« hatte in der großen Oper getanzt, die schöne russische Sylphide, die später den Mut bewies, dem französischen Kaiser gegenüber ihre Teilnahme an dem Siegesfest über ihr Vaterland zu verweigern. Das leichtherzige Volk der Künstler beunruhigte sich nicht über den drohenden Kriegssturm, sie blieben in Paris und Petersburg, denn sie wußten, daß Paris und Petersburg, die Üppigkeit und das Raffinement bald wieder einander bedürfen würden, daß Rußland seine Grenzen gegen die Bedürfnisse der Völker, aber nicht für die Schwelgerei der Reichen auf die Dauer verschließen könne ... Aus dem Foyer traten zwei Männer Arm in Arm und gingen plaudernd durch das Gedränge der Billethändler, Ausrufer und Zeitungsverkäufer nach dem Boulevard des Italiens zu. Der eine trug die Kolonel-Uniform der Zuaven, der andere Zivil ... »Kaufen Sie, Messieurs, les Gardes de la Porte, mit schönen Illustrationen, einen Sou das Stück!« – Der junge Mann im Zivil lachte ... »Kaufen Sie, Vikomte, um mit unserer Literatur au fait zu sein. Das nichtswürdigste und lächerlichste Pamphlet auf den Kaiser Nikolaus. Ich wette, der Bursche, wenn Sie ihn fragen, hat auch die Revision der Karte von Europa, obschon die Polizei sie angeblich konfisziert hat.« – »Ich sehe, Sazé, Sie stehen bereits wieder vollkommen in der Tagesgeschichte, obschon Sie erst seit drei Tagen aus Poitou zurückgekehrt sind.« – »Ei, mein Lieber,« plauderte der fröhliche Lebemann, »wozu hat man die Zeitungen, die Korrespondenz und seine Freunde? Sie können denken, daß ich ein eifriger Korrespondent geworden bin und der Post viel eingebracht habe, um den abscheulich langen Herbst und Winter tot zu machen, den ich im Schloß meiner alten Tante zubringen mußte. Verwandtschaftsrücksichten, mein Bester, hat leider jeder Mensch! Zum Glück war es meine letzte, und ich kann nun tun, was mir beliebt, in die Diplomatie oder ins Militär treten, kurz, ein Mann des Staates werden, was die legitimistischen Grillen der Verstorbenen, von der meine besten Aussichten abhingen, mir bisher verschlossen.«
Méricourt – denn der wackere und hochherzige Geliebte der schönen Fürstin Oczakoff, die wir so lange aus den Augen verloren haben, war der Begleiter des Marquis – lächelte ernst. – »Die Verbannung von Paris hat Sie wenig verändert, obschon ich glaubte, daß Pariser Luft Ihnen so notwendig zum Leben wäre, wie dem Fisch das Wasser.« – »Da haben Sie Unrecht, Vikomte, ich bin nicht ein einziges Mal während der ganzen Zeit in Paris gewesen, sondern habe alle Landkränzchen und Bälle der Provinz mitgemacht, wie ein geborener Krautjunker. Sie sehen ja aus meinen Plänen, daß ich in die Fremde gehen will. Im Vertrauen allerdings, weil nach meinem Arrangement von dem Erbe meiner Tante, das wegen der leidigen Legate viel geringer ist, als ich und meine Gläubiger erwarteten, mir nicht viel übrig bleibt.« – »Werden Sie Soldat, Sazé! Sie dienten ja bereits in Ihrer frühen Jugend.« – »Gewiß, mein Lieber; ein paar Jahre, ich weiß nicht mehr – man muß doch seine Pflichten gegen das liebe Vaterland erfüllen. Auch hat ein Bekannter im Bureau des Kriegsministers mir bereits ein Patent als Leutnant und zur Dienstleistung beim Stabe des Prinzen, der die 3. Division kommandieren soll, zugeschickt; – ich habe aber Lust, es doch zurückzugeben und die diplomatische Karriere vorzuziehen.« – »Im Augenblick, wo der Krieg vor der Tür ist?« sagte der Vikomte vorwurfsvoll. – »Ah, bah, – ich glaube, Sie zweifeln nicht an meinem Mut, nur ist das Leben im Felde so – so unfashionable und ich verspreche mir mehr Spaß von den diplomatischen Operationen in der Zeit. Mit den türkischen Harems möchte ich schon Bekanntschaft machen, wenn wir nur nicht mit den schmutzigen Russen zu tun hätten. Man wird die Handschuhe alle Augenblick wechseln müssen im Gefecht! A propos, Vikomte, haben Sie nichts von unserm kleinen durchgegangenen Duellanten gehört, der den Kamm so gewaltig blähte und dann spurlos verschwunden war?« – »Sie meinen den Fürsten Iwan?« entgegnete der Kolonel ernst. »Sie wissen, Marquis, daß kein Flecken auf seiner Ehre haftet und daß Herr von Kisseleff, der russische Gesandte, uns am Morgen offiziell unterrichtete, daß er den Fürsten davon abgehalten und zur Abreise als Kurier nach Petersburg gezwungen habe.« – »Ja, ich weiß, und ich begriff damals nicht, warum Sie das heimliche Anerbieten jenes russischen Obersten, für den jungen Fürsten einzutreten, ablehnten und sich mit Entschuldigungen des Gesandten begnügten. Sie schießen so wundervoll, Vikomte, und hatten die beste Gelegenheit, sich von dem widrigen Tatarengesicht Ihres Rivalen zu befreien, denn verliebt in die Fürstin waren Sie doch.« – Der Kolonel schwieg ... »Haben Sie nichts wieder von der Dame und ihrem Bruder gehört?« beharrte de Sazé. – »Fürst Iwan ist, wie ich aus den Zeitungen ersehen, in den Stab des Fürsten Menschikoff gesandt worden. Er hat sich in der blutigen Schlacht von Oltenitza bereits hervorgetan. Die Fürstin ist – wie ich von einem Attaché der Gesandtschaft hörte – gefährlich in Berlin erkrankt und dann auf ihre Güter in der Krim zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit gebracht worden. Ein seltsames Ereignis erinnerte mich daran, als ich vor einigen Tagen bei meiner Rückkehr von Algier in Marseille der Einschiffung der ersten Division beiwohnte.« – »Bitte, erzählen Sie, Vikomte! – Aber was, zum Teufel! verfolgt uns denn eigentlich für ein fremdes Subjekt? Ich habe das konfiszierte Gesicht schon beim Austritt aus dem Theater bemerkt, wie es mich aus der Menge der Flaneurs mit den Augen eines Wolfes anstarrte.«
Der Kolonel sah sich um. In der Entfernung von etwa dreißig bis vierzig Schritt schlich mit auffallender Beharrlichkeit ein Mann hinter ihnen drein von finsterm, verdächtigem Aussehn. Seine Kleidung war die eines Kommissionärs, das Gesicht eingefallen, hohl, so weit es die Entfernung und die Gasflammen zu erkennen erlaubten, – und von einem dichten Bart zur Hälfte bedeckt. – »Vielleicht irgend ein Vagabund oder Bettler,« sagte der Vikomte, »Paris wimmelt davon. Aber die Zeit ist noch zu früh, kaum elf Uhr und der Boulevard zu belebt für solche Nachtvögel.« – »Also Ihre Geschichte, Kolonel!« – »Ich habe mich von der Garde dem 3. Zuaven-Regiment attachieren lassen, und erwähnte bereits, daß ich bei der ersten Einschiffung zugegen war und folgen werde, sobald meine Funktionen hier beendet sind. Bei der Einschiffung geriet ich plötzlich mit einer jungen hübschen Marketenderin zusammen, die meine Hilfe in Anspruch nahm, weil, wie sie mir sagte, ihr Bruder auch jetzt bei den Zuaven stände. Das wäre nun kein besonderes Abenteuer. Was mich aber dabei reizte, Marquis, war das Aussehen ihres Begleiters, der in irgend einer zusammengesetzten Trödler-Uniform steckte und nur als Diener für das Gepäck der Kleinen zu dienen schien, ohne daß er ihr im geringsten sonst an die Hand ging, während sie sich mit auffallender Sorgfalt jeden Augenblick nach ihm umsah. Der Bursche war jung, aber hager und bleich, dabei so hübsch, ja schön, wie Fürst Iwan Oczakoff, mit dem er eine so auffallende Ähnlichkeit hatte, daß gerade dies meine Blicke gefesselt hielt. Wären die starren toten Augen nicht gewesen, so hätte man die Ähnlichkeit für beängstigend halten können.« – »Der Zufall treibt oft sein merkwürdiges Spiel.« – »Das schien auch hier der Fall zu sein. Der arme Junge war blödsinnig oder wahnwitzig, ich weiß nicht was. Seine einzige Antwort, als ich ihm befahl, das Gepäck aufzunehmen und die Soldaten ihn hin und her stießen, war der immer wiederholte Refrain: »Elf Uhr – der Zug geht ab!« und ein Lachen, das mir sogleich seinen Zustand verriet, auch wenn die kleine Marketenderin nicht hinzugesprungen wäre und mir gesagt hätte, ihr armer Vetter sei geistesschwach und sie sorge für ihn. Ich gab der Kleinen meine Karte, notierte mir ihren Namen, Nini Bourdon, und empfahl ihr, mich später in Gallipoli aufzusuchen, wenn ich ihr gefällig sein könne.«
Die Freunde setzten plaudernd ihren Weg fort; das Wetter war schön, und der Marquis begleitete den Freund eine Strecke auf dem Wege nach seiner Wohnung, die, wie wir aus dem ersten Teil unsers Buches wissen, jenseits der Seine lag. Sie waren über den Platz de la Concorde und bis zum Cours la Reine am Quai gekommen, auf welchem später die Nebengebäude des Industrie-Palastes erbaut wurden. Der Kolonel trat in einen der Läden, um sich eine notwendige Kleinigkeit zu kaufen, während der Marquis langsam auf den breiten Quadern am Fluß hinschlenderte ... Der Ort war jetzt verhältnismäßig einsam, wenn man dies in Paris so nennen kann, wo es zu keiner Stunde der Nacht an Flaneurs auf den Boulevards und Kais fehlt. Méricourt verweilte einige Augenblicke länger in dem Magazin, und als er sich nach dem Freunde umsah, konnte er ihn im ersten Augenblick nicht bemerken, bis, weiter gehend, der Schall von Stimmen ihn aufmerksam machte ... Im Licht der Gasflammen bemerkte er den Marquis und dicht vor ihm, mit wilden Gesten zu ihm sprechend, den Fremden, der ihnen von der Oper her über die Boulevards gefolgt war.
Der Kolonel beeilte seine Schritte, denn die Sprache des Fremden klang rauh und drohend, obschon er die Worte noch nicht verstehen konnte ... Er mochte noch etwa dreißig Schritte von der Gruppe entfernt sein und bemerkte, daß außer ihm noch andere Vorübergehende aufmerksam geworden, als er sah, daß der Unbekannte sich auf seinen Freund stürzte und ihn mit wilder Erbitterung an die Brust faßte und schüttelte. Zugleich hörte er die Worte: »Sie sind sein Mörder, Herr! Ihr Blut für das seine!« Im Nu war der Kolonel an der Seite des Freundes, aber er kam zu spät, um eine unglückliche Tat zu hindern. Alfred de Sazé war von schlanker Gestalt, verbarg aber unter dem schmächtigen Äußern eine starke Muskelkraft. Im ersten Augenblick wankte er unter dem Angriff des Rasenden, dann aber hatte er ihn rasch an den Hüften gefaßt und schleuderte ihn mit Gewalt von sich. Der Unglückliche taumelte zurück, schlug an das Gitter, das den Kai nach der Seine hin abschließt, und, von der gewaltigen Schwingung des Wurfs die Balance verlierend, rückwärts über die obere Stange des Gitters und, ehe die umherfassende Hand einen Halt zu ergreifen vermochte, in die Tiefe.
Ein lauter Schrei ertönte von mehreren Lippen, denn verschiedene Personen, durch den raschen, heftigen Wortwechsel herbeigelockt, hatten die Tat mit angesehen. Alles stürzte nach den Gittern ... »Um Gottes willen, de Sazé, was gab es? Was ist geschehen?« – Der Marquis stand bleich, zitternd, atemlos; Gilet und Krawatte hatte ihm der Fremde zerrissen. – »Ich weiß nicht – ich verstehe es selbst nicht – retten Sie den Menschen, es ist ein Wahnsinniger!« – Er sprang an den Rand des Stromes, an die Unglücksstelle, an der bereits das Publikum mit dem Rufe: »Ein Mord! Haltet den Mörder!« sich drängte. – »Er ist auf den Kahn gestürzt!« rief eine Stimme.
So war es in der Tat, aber, wie es sich erwies, zum Unglück des Mannes; denn er war auf das Bugspriet eines der unter dem Kai liegenden größeren Seineboote geschlagen, jedoch so unglücklich, daß er mit dem Hinterkopf auf die Schaufel eines Ankers traf. Als die von dem Tumult herbeigerufenen Schiffer ihn aufhoben und über die schwankende Bohlenbrücke auf den Kai trugen, zuckten die Glieder bereits im Todeskampf, die Augen rollten wild, ein Strom von Blut ergoß sich aus dem Munde, und wenige Augenblicke darauf war der Unbekannte eine Leiche ... Im hellen Licht der Gaslaternen lag sie auf den Quadern des Kais, umdrängt von der Menge. Der Kolonel untersuchte den Puls des Unglücklichen und bat einige Umstehenden, ärztliche Hilfe zu holen – der Marquis starrte regungslos, verwirrt auf das bleiche Totenantlitz. Endlich erhob sich der erstere ... »Jede Hilfe ist vergebens, der Mann ist tot. Es ist ein Unglück, Sazé, aber Sie sind außer Schuld.« – Ein Polizei-Agent drängte sich heran ... »Man bezeichnet Sie mir als den, welcher diesen Mann im Streit in die Seine gestürzt hat. Ich verhafte Sie, und Sie werden mir folgen.«
Der Kolonel entfernte ruhig die Hand des Agenten von dem Arm seines Freundes. – »Halten Sie, bitte, an sich, mein Herr. Sie sehen, daß ich Stabs-Offizier bin, und dieser Herr ist gleichfalls Offizier, wenn er auch momentan nicht Uniform trägt. Er wurde von dem Manne angefallen und tätlich beleidigt, hatte also das Recht, ihn zu töten. Sie werden im Publikum leicht die Zeugen finden, einstweilen sind hier unsere Karten: Kolonel Vikomte de Méricourt und Leutnant Marquis de Sazé. – Wollen Sie mir morgen weitere Nachricht geben über den Verunglückten, so werden Sie mich verpflichten; einstweilen haben wir hier nichts mehr zu schaffen. Kommen Sie, Sazé.« Er zog den Arm des Freundes durch den seinen und ihn aus dem Gedränge, den nächsten Nachtwagen anrufend, der sie schnell von dem unglücklichen Platze hinwegführte ... »Der Mensch wollte Sie offenbar berauben, doch kann ich die Worte nicht damit zusammenreimen, die ich hörte!«
Der Marquis hatte seine Fassung immer noch nicht wiedergewonnen und war auf das heftigste angegriffen von dem unglücklichen Ausgang. – »Ich glaube nicht,« sagte er hastig. »Hören Sie den Hergang. Sie hatten mich eben verlassen,« erzählte er, »und ich näherte mich dem Trottoir am Strom, als ich hinter mir rasche Schritte hörte. Ich glaubte zuerst, Sie wären es, und drehte mich um, erblickte aber zu meinem Staunen den Mann, der uns von der Oper aus lange verfolgt hatte, und der jetzt rasch auf mich zustürzte mit den Worum: »Endlich habe ich dich gefunden – wo ist mein Herr, mein Bruder?« – »Was wollen Sie von mir? ich kenne Sie nicht!« – Dies war in der Tat wahr, und dennoch schwebt mir dies Gesicht dunkel vor, als hätte ich es bereits gesehen, ohne daß ich weiß, in welcher Verbindung. Seine Augen rollten wie im Wahnwitz. »Du warst es, du warst bei ihm an jenem Unglückstage; ich weiche nicht von deinen Fersen, bis du mir Rechenschaft gegeben über meinen Gebieter.« – Ich glaubte, der Mensch sei verrückt, und wollte weiter gehen, da sprang er wie ein wildes Tier mir an die Kehle, das andere wissen Sie und – ich bin der Mörder des Wehrlosen.«
Das überraschende Unglück schien den leichtsinnigen Dandy bis ins Innerste seiner Seele erschüttert zu haben. – »Ich kann dies Gesicht nicht los werden,« wiederholte er schaudernd, »und dennoch weiß ich nicht, wo es mir zufällig schon begegnet ist.« – »Sie werden sich vielleicht später besser erinnern, und die Untersuchung der Polizei über den Unglücklichen wird uns dabei unterstützen. Die Entscheidung Ihrer Wahl hat eine höhere Hand übernommen, denn es kann jetzt natürlich keine Rede von einer Rückgabe des Patents sein; als Offizier kann man Sie nicht mit einer langwierigen bürgerlichen Untersuchung behelligen. Beruhigen Sie sich daher, denn Sie tragen an dem Geschehenen keine Schuld. Hier sind wir an Ihrer Wohnung, und wenn Sie erlauben, begleite ich Sie hinauf, um unsere notwendigen Schritte für morgen noch zu besprechen.« – Der Marquis ließ sich willenlos geleiten; Méricourt blieb bis zum Morgen bei ihm. –
In der Morgue, der letzten Stätte des Elends, der Verzweiflung und des Verbrechens von Paris, lag kalt und starr die Leiche Wassilis, des treuen Dieners des fürstlichen Geschwisterpaares. Die Polizei hatte bei ihm nur einen Brief in russischer Sprache gefunden, der die rätselhaften Worte enthielt: »Den letzten Bericht erhalten; fahre fort, zu suchen und zu forschen, und melde auch das Geringste eilig nach Sebastopol auf dem bekannten Wege über Berlin. Ein Wechsel liegt bei; spare kein Geld!« – Der Wechsel vom Bankhause Stieglitz in Petersburg auf das legitimistische Bankhaus Leroy Chabrol in Paris und auf 2000 Franken lautend, lag bei – das Bankhaus hatte zwei Tage vorher seinen Bankerott gemacht, der alle Kredite der Hauptstadt erschütterte. Die Polizei ließ, nachdem alle weiteren Nachforschungen sich vergeblich erwiesen, den Leichnam des »zufällig entdeckten russischen Spions« begraben, und Herr Moustier, der Gesandte Frankreichs in Preußen, erhielt den Wink, daß die Fäden einer feindlichen Spionage von Berlin aus geleitet würden und man demnach kein Bedenken tragen dürfe, sich in ähnlicher Weise zu revanchieren.
*
Der Leser folge uns wieder in jene geheimnisvollen Räume, die den Versammlungsort des »Bundes der Unsichtbaren« bildeten ... Ein Jahr und ein Tag waren vergangen, seit die Szene darin eröffnet worden; wiederum saßen um die rotbehangene, von Ampeln erleuchtete Tafel die geheimnisvollen sechs in ihren roten Capuchons – keine Zeit schien zwischen jetzt und damals zu liegen, und dennoch waren unterdes die europäischen Geschicke aus ihren Angeln gehoben, Ströme von Blut waren bereits geflossen und die Kriegsfurie drohte über ganz Europa ... Der schwere rote Vorhang vor dem hintern Teil des Gemaches war geschlossen. Die Mitglieder des Rates verkehrten bereits einige Zeit mit leiser Stimme und ordneten verschiedene Papiere, als der feine, scharfe Anschlag einer Glocke sich hören ließ und gleich darauf aus den Falten des Vorhanges die kleine, verwachsene Figur schlupfte, die wir bereits als eines der Mitglieder der »höchsten Gewalt« kennen gelernt haben.
Die sechs erhoben sich; der Verwachsene dankte mit einer kurzen Verneigung und trat zu dem siebenten leeren Stuhl ... »Der Vorstand der Sektion VII ist noch immer nicht zurückgekehrt,« sagte die scharfe, schrille Stimme mit italienischem Akzent unter der Maske hervor; »ich werde seinen Platz einnehmen, meine Brüder, und den Vorsitz der Verhandlung führen. Setzen Sie sich und lassen Sie uns rasch die Tagesgeschäfte erledigen. Wer vertritt in Stelle des Abwesenden den Bericht für Petersburg und Warschau?« – Das nächstsitzende Mitglied des Rates erhob sich. – »Der Graf Lubomirski berichtet aus Volhynien, wo er sich gegenwärtig aufhält. Die Aussichten in Polen für eine Schilderhebung der Revolution sind in diesem Augenblick ungünstig. Österreich und Preußen sind vollkommen gerüstet und würden sie sofort bekämpfen. Selbst unter den polnischen Patrioten ziehen sich viele zurück. Die Garden sollen in Polen einrücken, um das Korps des Generals Osten-Sacken zu ersetzen. Der Graf legt den kühnen Plan vor, Rußland die Hilfe der Propaganda gegen die Türkei und die Westmächte anzubieten, unter der Bedingung der späteren Herstellung einer großen slavisch-magyarischen Republik zwischen Weichsel, Moldau und Donau. Die Ausführung würde den Russen hunderttausend tapfere und kriegsgewohnte Soldaten zuführen und auf der Stelle den Weg nach Konstantinopel öffnen ... Der Plan wird zirkulieren und Sie werden sämtlich Ihre Meinung beifügen. Ich bin der Ansicht, daß bei den Gefahren, die ich später erörtern werde, der Versuch gemacht werden muß. Ich werde dem Grafen selbst antworten ... Es handelt sich jetzt bereits darum, meine Herren, wer unser gefährlichster Feind ist, der Zar, den Eigensinn und persönliche Kränkung verblenden, oder Louis Napoleon, den maßloser Ehrgeiz leitet ... Berichten Sie rasch aus Berlin und Wien.«
Der Vorstand der Sektion »Deutschland und Schweiz« erhob sich. – »Man hat die spanische Tänzerin genau beobachtet. In Berlin ist ihre Mission, was unsere Hauptzwecke anbetrifft, gänzlich mißlungen. Selbst der jüngere Adel und Offizierstand zeigt eine Hartnäckigkeit und ein starres Festhalten an den alten Ideen und Gewohnheiten, das einer gänzlichen Abschließung gleicht. Es tritt dies neuerdings in festem Zusammenhalten gegen die Eingriffe der Zivilbehörden hervor. Wir werden einst einen harten Stand haben mit der preußischen Armee, doch hilft auf der andern Seite die immer mehr wieder hervortretende Absonderung des Adels vom Bürger. Die katholische Fraktion in den Kammern bereitet stets neue Zerwürfnisse, und ihre Oppositionsgelüste verleiten sie selbst zur Verteidigung kommunistischer und liberaler Fragen. Das arbeitet uns in die Hände. Man protegiert jetzt das Rheinland auf alle Weise, zum Verdruß der älteren Provinzen.«
»Und Wien?« – »Abbé Cavelli sendet nur den Finanzbericht. Unsere Operationen haben den besten Fortgang. Der Graf hat sich mit ihm in Verbindung gesetzt und jenen Plan mitgeteilt, infolgedessen der Abbé bis auf den Eingang weiterer Befehle die politischen Agitationen eingestellt hat. Oberst Pisani befindet sich mit seiner Gattin augenblicklich wieder in Wien.« – »Italien werde ich selbst übernehmen,« sagte der Vorsitzende, »da meine Nachrichten neuer sind, als der Bericht Mazzinis von Parma. Ferdinand Carl von Bourbon, genannt Herzog von Parma, ist heute nachmittag unter dem Dolch der Unseren gefallen.« – Alle erhoben sich. – »So mögen alle Feinde der Freiheit sterben!« – »Und der Tapfere?« fragte eine Stimme. – »Die Anstalten scheinen vortrefflich, er ist glücklich entkommen. – Ich weiß die Sache vorläufig nur durch die Regierungs-Depesche. Doch zu Wichtigerem. Sie sind hier zusammenberufen, um über die höchsten Interessen des Bundes zu entscheiden. Sehen Sie!«
Er riß den Vorhang hinter sich auf, – der Raum war leer ... »Ich habe die Verantwortlichkeit allein übernommen, wie Sie sich überzeugen, denn meine beiden Kollegen in der höchsten Gewalt sind augenblicklich von Paris abwesend. Der Bund hat in den letzten Tagen einen schweren Verlust erlitten. Sie wissen, daß wir bereits im vorigen Jahre dem Baron Ripéra, der unsere Geldangelegenheiten verwaltete, zu mißtrauen Veranlassung hatten. Es ist ihm gelungen, bei einem wichtigen Plan, der die ganze Zukunft der Verbindung enthielt, dem Crédit mobilier, einen seiner Verwandten unterzuschieben und, wie ich fürchte, die Sache uns geradezu aus den Händen zu spielen. Heute morgen hat er, den Fall des legitimistischen Hauses Leroy Chabrol benutzend, seine Zahlungseinstellung erklärt und ist seitdem unsichtbar geworden. Die Kasse des Bundes verliert mindestens eine Million, die Verluste lassen sich noch nicht übersehen.«
»Tod dem Verräter!« klangen die sechs Stimmen. – »Ich stimme dem bei, – doch dieser Verräter ist schlau. Er war gewarnt durch unsere Nachsicht und wird seine Maßregel genommen haben. Unsere Agenten verfolgen ihn bereits. Doch, Brüder, das ist noch immer nicht die größte Gefahr, die dem Bunde droht. Louis Napoleon, der sich Kaiser der Franzosen nennt und es allein durch unsern Willen geworden ist, droht die leitenden Bande zu zerreißen, mit denen der Bund ihn bisher seinen Zwecken untertan gemacht hat. Er ist ein Tyrann, schlimmer noch, als die auf dem Throne geborenen, und der Todfeind der Revolution, die ihn auf den Thron gehoben, weil er fürchtet, daß sie ihn wieder herabstürzen könne. Er ist schlau und kühn und hat unsere Pläne und unsere Hilfe benutzt, um den orientalischen Krieg zu einer neuen, festen Stütze seiner Herrschaft zu bilden. Unter dem Vorwand, für die Rechte und die Freiheit der Völker zu kriegen, schlägt er die Freiheit in Fesseln. Er hat die Maske, die er schlau uns gegenüber getragen, abgeworfen und verfolgt unsere Brüder. Die strengsten Befehle sind an seine Schergen gegeben. Delescluze und 45 Angeklagte des jungen Berges wurden noch im Laufe dieses Monats durch seine Richter in den Kerker geworfen, und die Proklamation Manins in der »Presse« dient ihm als Vorwand der Verfolgungen.« – »Er sterbe!« hallte es durch das Gewölbe. – »Er scheint dem Bund auf der Spur und beabsichtigt seine Vernichtung in Frankreich. Es gilt Kampf auf Tod und Leben, und ich habe den Rat versammelt, weil wir in Gefahr sind, jeden Augenblick durch einen unvorhergesehenen Schlag getroffen zu werden. Unseres Bleibens ist unter diesen Umständen in Paris nicht länger, und unser nächster Versammlungsort wird London sein.« – »Er sterbe!« hallte es wiederum. – »Seine Zeit ist gekommen. Ein Kampf auf Leben und Tod mit dem Tyrannen! Er oder wir! Die Herrschaft des französischen Adlers über Europa, oder der Sieg der kommunistischen Revolution. Sammelt die Stimmen, Brüder!«
Zwei Urnen machten eilig die Runde. Als die zweite geleert wurde, zeigten sich vier schwarze und zwei weiße Kugeln ... Der Verlarvte warf drei schwarze dazu ... »Im Namen der höchsten Gewalt: sieben gegen zwei – die dreifache Majorität ist erreicht und dem Artikel zehn unsers beschworenen Statuts Genüge geschehen. Er ist verurteilt!« – »Wer soll das Urteil vollziehen?« – »Die Sektion drei ist an der Reihe.« Er nahm ein kleines Notizbuch und blätterte darin. »Bereiten Sie jenen Gehorchenden zu der Tat vor, den Sie im vorigen Jahre nach England sandten. Sein Gesicht fiel mir schon damals auf, und er scheint mir die geeignete Person. Ein Römer, glaube ich?« – »Pianori!« – »Ich glaube. Sondieren Sie ihn sofort.« – »Und die gegebene Zeit?« – »Die gewöhnliche: ein Jahr, ein Monat und ein Tag, wie bei Franz von Parma. Lassen Sie uns ...«
Jener leise, schrille Ton ließ sich hören, welcher die Tätigkeit des elektrischen Telegraphen verkündete, welcher von unbekannten Orten her zu dem geheimsten Schlupfwinkel der kommunistischen Propaganda führte ... Der Verwachsene stand hastig auf und eilte zu der Scheibe, unter der sich der schmale Streifen Papier hervordrängte, auf dem die Nadel der Maschine ihre ominösen Zeichen gestochen hatte. Sein Blick überflog rasch die Zeichen, während an der ersten der vier, der Nische gegenüberliegenden Türen ein leichter Hammerschlag erklang ...
» Demonio! wir sind verraten! Hinauf der Chef der Sektion eins! Das Zeichen benachrichtigt uns von Gefahr!« – Der erste Verhüllte stürzte aus der Tür, an der der Hammerschlag das Signal gegeben ... » Manigoldo!« fluchte der Verwachsene, »er soll uns büßen! Der Draht meldet mit dem verhängnisvollen Wort der höchsten Not: »Polizei beordert. Versammlungsort entdeckt. Eiligste Flucht.«
Die Verschworenen rannten durcheinander, an der zweiten, dritten und vierten Tür klangen kurz nacheinander die Signalschläge ... Der Verhüllte sprang auf einen Sessel – seine schwächliche, verwachsene Gestalt schien im Augenblick zu wachsen; seine Stimme schwoll, als sie die Worte donnerte: »Ruhe! Gehorsam!« – Alle wandten das Auge auf ihn ... »Sektion Zwei und Drei, die Kästen mit den Korrespondenzen! Das Mitglied Vier reißt jenen Knopf aus der Wand und sprengt den Draht des Telegraphen. Das Mitglied für Ungarn nehme die Kassette mit sich.«
Der Verschworene, der sich auf den ersten Hammerschlag entfernt hatte, stürzte herein: »Das Magazin ist umgeben von Gendarmen, alle Ausgänge sind besetzt!« – »Meine Herren, auf Wiedersehen, heut in vier Wochen in London!« sagte ruhig die scharfe Stimme des Verwachsenen ... Der kräftige Griff seiner Faust riß die roten Behänge von der Hinterwand des Gewölbes, eine schwarze rohe Mauer kam zum Vorschein, und er zog mit beiden Händen an einem massiven Ring, der aus den Quadern hervorging. Der mächtige Stein drehte sich um eine eiserne Angel und zeigte eine schmale gähnende Öffnung, gerade breit genug, um einen Mann hindurchzulassen ... »Fort mit Ihnen! der Chef der ersten Sektion kennt den Weg – nehmen Sie die Lampe mit, so weit es geht – das Boot wartet wie am Abende jeder Versammlung – benutzen Sie die nächste passende Stelle des Ufers und senden Sie es an den Ausgang der Leitung zurück – in zehn Minuten bin ich am Gitter! Fort! fort!«
Sie drängten durch die Öffnung – nur eine Lampe blieb zurück und erhellte den öden, geheimnisvollen Raum. Der Kleine sprang an die Türen und öffnete sie; dann drehte er rasch den Knopf einer Röhre auf, und alsbald plätscherte ein Wasserstrahl auf den Boden der Gewölbe ... »Wasser und Feuer in unserm Dienst,« murmelte er, »wir spotten ihrer Macht.« – Seine Rechte faßte nach einer ziemlich starken Röhre, die in Manneshöhe hinlief, während er die Lampe ergriff und nach dem geöffneten geheimen Ausgange sich wandte ... »Es ist Zeit, ich kann den Schall vieler Tritte hören.« Sein Hauch verlöschte die Lampe, während seine Hand den Hahn aufzog. Sogleich verbreitete sich der scharfe widrige Geruch ausströmenden Gases durch das jetzt dunkle Gewölbe. Im nächsten Augenblick hörte man die große Quader in ihre Fugen zurückklappen. –
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Der Präfekt selbst leitete die Arbeiten. Gendarmen mit Fackeln standen auf dem großen gepflasterten Hofe umher, der von Lagerhäusern umgeben und mit Hölzern und Warenballen bedeckt war. Mehrere Arbeiter waren beschäftigt, eine gewichtige, mit Eisen beschlagene Kellertür zu erbrechen. – »Nehmen Sie Fackeln, Herr Kommissar, und durchsuchen Sie die Souterrains.« – Die Tür war geöffnet, mehrere Polizeiagenten, Fackeln voran, drangen in das Gewölbe, in dem große Stückfässer Wein lagerten. Einige Minuten nachher hörte man die Brecheisen gegen eine zweite Tür im Innern schlagen – dann erfolgte eine Explosion unter den Füßen der Obenstehenden, die an einzelnen Stellen das Pflaster des Hofes spaltete – Die Fackeln verloschen mit einem grellen Aufflammen, und ein widriger Dunst drang aus der Erde und füllte die Luft ... Während man die Fackeln aufs neue anzündete und zu dem halbzerstörten Eingange des Kellers eilte, hörte man in der Tiefe das Rauschen von Wasser. –
Am andern Tage enthielt der Moniteur die Nachricht, daß in den Lagerkellern des Magazins der Rue ..., in der Nähe der Seine, das aus den beschädigten Leitungsröhren ausgeströmte Gas eine bedeutende Explosion verursacht und dabei die Wasserleitung des Viertels gesprengt habe. Zwei Personen seien bei der Explosion verunglückt, mehrere beschädigt. Ein anderer Artikel des Moniteurs benachrichtigte das Publikum von Paris, daß die Regierung neuen revolutionären Umtrieben der geheimen Gesellschaften auf der Spur sei ... Der Minister des Kaiserlichen Hauses, Fould, überbrachte am Abend dem Senat und der gesetzgebenden Versammlung die Botschaft über die Kriegserklärung gegen Rußland.