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Zu Markus und Regina spricht
Andreas Kritzmann und bericht't
Von unerhörten, grausen Thaten,
Und wie die Sache sei gerathen.
Die große Stadt sich dumpf bewegt,
Viel Unheil sie im Schooße trägt.
Wer blickt nicht gern von hohem Thurme über eine große lebendige, im Handel und Wandel sich regende Stadt, in eine im ersten Frühlingssonnenschein erglänzende Landschaft? Der Schnee ist zergangen, die befreiten Wasser blitzen wie geschmolzenes Silber, der Dunst, welcher aus der feuchten Erde emporsteigt, verleiht der Gegend einen neuen Reiz, und erfüllt, wenn er duftig über der Ferne liegt, die Seele mit jenem süßen Verlangen nach den Flügeln des Vogels, wovon so manches Lied bei allen Völkern der Welt erklingt.
Bei Frühlingssonnenschein und blauem Himmel führen wir nun den Leser zum zweiten Male auf den Thurm von Sanct Jakob, wo eine arme ringende Seele die schwersten Fesseln, den irdischen Leib, abstreifen will, um sich hinauszuschwingen in die Unendlichkeit. Der treffliche, dem Feind so furchtbare Büchsenschütze Andreas Kritzmann ist am Nachmittag dieses achtzehnten Märzen nun wirklich dem Abscheiden nahe, nachdem er durch acht schreckliche Tage und Nächte mit dem Tode gerungen hatte. Gleich einem tapfern alten Veteranen steht der Thurm von Sanct Jakob da; aber wie sieht er aus! Stolz trägt er seine Narben, seine Risse, umgeben von dem haushohen Trümmerwerk des herabgestürzten Dachstuhls, der zerschmetterten Spitze. Fünfzehnhundert Schüsse hatte der Feind von der Neustadt aus oft in einer Woche an diesen, ihm so unheilvollen Wächter von unseres Herrgotts Canzlei gewendet. Da war kein schuhbreit Gemäuer, gegen welches nicht eine Kugel geflogen war; da war keine Fensteröffnung, keine Mauerspalte, die nicht täglich zur Zielscheibe gedient hatte. Fast unwegsam war die Wendeltreppe geworden, die in dem Thurme hinaufführte zu dem Gemach, wo Andreas Kritzmann, der todbringende Schütz, so gut seine schreckliche Kunst und Geschicklichkeit ausübte. An manchen Stellen war die Treppe durch die eingeschlagenen Kugeln ganz zerstört, und auf nothdürftig hergestellten Gerüsten und Leitern mußte man höher klimmen, bis zu der Luke, die in den Geschützraum führte.
Hier aber erreichte die Verwüstung, die des Feindes Geschosse angerichtet hatten, ihren Gipfelpunkt. Zertrümmert war jeglich Geräth; zertrümmert war der kleine Feuerherd. Zertretenes, nasses Stroh bedeckte den Boden, – blutige Lappen, zersprungene Kugeln, herabgestürzte Balken und Bretter, Schmutz- und Unrathhaufen, zerschmetterte Töpfe und Pfannen ließen den schwankenden Fuß im Niedertreten zaudern. Zerschossen war auch die Lafette der todtbringenden Karthaune, zu Boden lag der geschwärzte Lauf des Stücks, zu Boden gleich Dem, welcher so schrecklich gut damit umzugehen wußte. Auf blutigem, ärmlichem Strohlager, in einem Winkel des unheimlichen Raumes, lag der Büchsenmeister Kritzmann, umgeben von einem Kreis ernster, tiefbewegter Lauscher. Man hatte den Sterbenden gleich am neunten März, nachdem er die böse Wunde empfangen hatte, hinabtragen wollen vom Thurm; aber mit voller Macht wehrte er sich dagegen und verlangte, daß man ihn sterben lasse, wo er gewaltet habe. Leichter werde ihm hier der Tod erscheinen – so meinte er – als unten in den dumpfen Gassen, in dem Gewühl der Menschen. So mußte man ihm willfahren und konnte auch sonst nur wenig thun, ihm sein Geschick, seine letzten Stunden zu erleichtern. Wie wir durch den Mund des Doctor Erasmus Alberus bereits erfahren haben, wies der Schütz jeden geistlichen Zuspruch finster zurück. Dargebotene Bequemlichkeiten, Stärkungen nahm er gleichfalls nur halbgezwungen an; antwortete nach seiner Art meistens nur durch Kopfnicken und Kopfschütteln.
Erst in der letzten Stunde seines Lebens sprach der gewaltige Schütz Andreas Kritzmann zu Denen, die bei seinem Todeskampfe gegenwärtig waren, zu dem Rathmann Ludolf Horn, dem Buchdrucker Michael Lotther, dem Rottmeister Markus Horn, zu dem Pfarrherrn von Sanct Jakob, Johannes Stengel, und zu der bleichen, zitternden Regina Lottherin, die wie ein vom Himmel herabgestiegener Schutzengel in diesem Raum der Verwüstung neben dem Lager des Sterbenden kniete.
Auf welche Weise diese Menschen auf dem Thurm von Sanct Jakob zusammengeführt wurden, was geschehen war, nachdem die drei blutigen Kreuze zum letzten Mal dem Leutnant Adam von Bamberg erschienen waren, müssen wir jetzt erst erzählen:
Taumelnd, einem Trunkenen gleich, hatte sich Adam im Hause des Rathmanns Horn erhoben; nach einem verwirrten Umherstarren war er fortgeschwankt, und Niemand der entsetzten Anwesenden hatte ein Wort dazu gesagt, hatte ihm die Hand beim Aufstehen gereicht, war ihm in den Weg getreten. Nach starrten ihm Alle, bis sich die Thür hinter ihm geschlossen hatte; dann fiel's wie ein Alp von jeder Seele, und Alle athmeten tief auf. Der Erste, welcher wieder sich zurechtfand, war der Rathmann; mit bewegter Stimme wandte er sich fragend an Regina: wer ihr dieses schreckliche Blatt gegeben habe?
Noch einmal mußte er seine Frage der von allen Gemüthsbewegungen tief erschütterten Jungfrau wiederholen:
»Wer gab Euch dieses blutige Papier, Regina Lottherin?«
Da brach das Mädchen wild aus:
»O ich habe lange gewußt, daß er schlecht, daß er böse sei. Hab's meinem Mütterlein hier auch gesagt. In seinen Augen hab' ich seine Falschheit gelesen, und seine Grausamkeit stand auf seiner Stirn geschrieben. O Vater, Vater, wenn Ihr wüßtet, welche schwere Stunden seine Gegenwart in unserm Haus mir bereitet hat. O hätt' ich doch sagen können, was ich fühlte, wenn er in meine Nähe kam. Ueberall hat er mich verfolgt, in den Gassen, im Hause, in der Kirche. 'S ist auch vor Monden, grad' als diese Belagerung anging, als der Vater krank lag nach der Hillerslebener Schlacht, ein Vermummter im Mantel auf unserer Hausflur gewesen und hat mich gewarnt; hat aber seinen Namen nicht genannt, auch sein Gesicht nicht sehen lassen. Hat mir gesagt, er wolle über mich wachen, aber Niemandem solle ich ein Wort sagen, daß er zu mir kommen sei. Und jedesmal, wenn der – dieser schlechte Adam mich wieder geängstet hat, ist mir eine Warnung zugegangen, bei Abend durch einen Knaben. Doch hab' ich auch davon nicht reden dürfen, und weilen ich sah, daß der unbekannte Beschützer es gut und ehrlich meinte mit mir, so hab' ich auch Niemandem etwas gesagt. So lange der Leutnant neulich krank war, ist mir nichts zukommen; darnach aber als der Leutnant wieder auf war, hat er mich um so wilder gedrängt und gesprochen: ich solle sein Weib werden, er wolle mir auch die größten Freuden und Ehren schaffen, hat auch die schrecklichsten Worte gesprochen; ach und ich habe auch dem Markus nichts davon sagen dürfen, daß kein edel und lieb' Blut um mich verstürzet würde. Das war am neunten Märzen, und am zehnten hat mir ein alt Weiblein, so ich nicht kenne, dies Blatt gebracht und hat dabei gesprochen: »Nun werde der Schützer nicht mehr sorgen können, sterben werde er und wünsche mir alles Glück in meinem Leben; – das blutige Papier möge ich aber dem Adam Schwartze geben, wenn er wiederum um mich werbe, es werde eine gute Waffe sein in meiner Hand.« Darauf ist's alte Weiblein verschwunden gewesen unter dem Portal von Sanct Ulrich und hab's nicht wieder zu Gesicht gekriegt. Gott segne auf dem Todtenbette den Schützen von Sanct Jakob!«
Kopfschüttelnd hatte der Rathmann diesen Bericht der Jungfrau vernommen; mit vielen Ausbrüchen des Staunens, der Verwunderung und des Zornes hatte der Buchdrucker seiner Tochter zugehört; mit zitterndem Herzen und zuckendem Munde lauschte die Frau Margaretha.
»Welch' eine seltsame Historie!« rief der Rathmann.
»O Vetter, Vetter Adam, oh, oh, oh, oh!« schrie der Buchdrucker und legte in seine »Oh's!« einen solchen Ausdruck, welcher dem Leutnant Adam Schwartze für alle Zeit die Lottherische Buchdruckerei dreifach verriegelte und verschloß.
»Armes, armes Kind!« schluchzte die Matrone, des Nachbars Tochter an ihre Brust ziehend. »O Böse, mir hättest Du doch sagen können, was Dich bedrückte, und Dich so bleich machte, diese ganze schwere Zeit hindurch.«
Aber die Jungfrau schüttelte das Haupt:
»Nein, Mutter, nein. Niemandem konnte ich davon reden: – o, der Wächter auf dem Sanct Jakobsthurm hat ja treu und gut gewacht; – o könnte ich doch wieder wachen an seinem Schmerzenslager!«
Der Rathmann nahm Hut und Stab.
»Wohin willst Du so eilig, Ludolf?« fragte die Frau.
»Nach dem Thurm von Sanct Jakob!« erwiederte der Greis; aber in demselben Augenblick öffnete sich die Thür und der Prediger der Jakobskirche Johannes Stengel trat ein, begleitet von Markus Horn, der sich jetzt erst der jubelnden Menge und seinen Pflichten als Befehlshaber hatte entziehen können. Freudig blickte das Mutterauge auf den Sohn; doch was auch in der Seele des Vaters vorgehen mochte, nichts davon ließ er das Kind merken. Kalt und gemessen erwiederte er den Gruß des Rottmeisters, welchen er vollständig behandelte gleich einem Fremden, dem er Höflichkeit schuldig war. In jener Zeit strenger väterlicher Autorität handelte man so, und die verlorenen Söhne fügten sich, wie Markus sich fügte; oder es hieß sonst wohl in einem mürrischen städtischen Actenfascikel:
»Anton Holtwedel leit Vader und Modder, leip von Wittenberg unter dat Volk, quam heme, erwisede sick undugentlich und warde derhalben in den Toren geworpen, darinne hei moste sitten drei Jahre.« –
Mit Bangigkeit bemerkte Markus die tiefe Erregung auf allen Gesichtern und vorzüglich auf dem Regina's; er hätte zu ihr hinstürzen mögen, sie zu fragen, was hier vorgegangen sei; aber der im Vaterhaus nur geduldete Sohn durfte seinen Gefühlen unter den strengen Blicken des Vaters nicht freien Lauf lassen, und so stand er sprachlos, mit gepreßtem Herzen. Was Ehrn Johannes Stengel in des Vaters Haus führte, hatte er unterwegs vernommen; wild rollten seine Augen, hafteten an dem bleichen Gesicht Regina's und hafteten wieder an dem Federbarett des Leutnants Schwartze, welches diesem im Niederstürzen entfallen war, und welches er in der Betäubung auf dem Fußboden zurückgelassen hatte.
»Gott segne Euren Eingang, Ehrwürden«, sprach der Rathmann zu dem Pfarrherrn von Sanct Jakob. »Was bringet Ihr in mein Haus?«
Vor allen Anwesenden verneigte sich ernst und würdig der Prediger und sprach:
»Eine wunderliche Sache, in der Gott allein rechten Bescheid weiß, führet mich zu Euch, Herr Rathmann, und auch zu Euch, Meister Lotther. Auf meinem Thurm lieget, wie Ihr wisset, im Sterben der Büchsenmeister Andreas Kritzmann. Er sendet mich; – an Euren Sohn, Herr Rathmann, an Eure Tochter, Meister Michael, sendet er mich. Er will die Beiden sehen in seinem letzten Stündlein; er will zu ihnen sprechen; er will ihnen sagen, was er mir und dem trefflichen und frommen jungen Prediger vom heiligen Geist, was er allen andern frommen und fürtrefflichen Leuten hartnäckig verweigert. Wie manche schwere Stund' hab ich diese acht Tage durch im inbrünstigen Gebet und Flehen an seinem Lager gesessen, den bösen Feind davon zu scheuchen. Lauern sah ich ihn in den dunkeln Ecken, seine Stimme vernahm ich kreischend um den Thurm, und meinen Gott hab' ich mit hellem Ruf angeschrien gegen Den, so da umgehet gleich einem brüllenden Leuen und umflieget gleich einem feurigen Drachen. Mit meinen leiblichen Augen sah ich ihn sitzen und grinsen in der Ecken und sah ihn über das Geschütz lugen durch das Galmloch. Angeschrien hab' ich ihn, wie er mich anschrie, und mein geistlich Rüstzeug hab' ich gebrauchet, und der wunde Mann hat darzu gestöhnet auf seinem blutigen Lager, als fühle er des höllischen Feindes Krallen in seiner Seele; aber doch wollt' er sein Herz nicht entlasten. Des hat der Affe Gottes gehohnlächelt! Heute morgen aber unter dem Getös der Schlacht, jetzt da der Tod ihm an's Herze tritt, will's fast erscheinen, als falle ein Lichtstrahl von Oben in das unholde Herz des sterbenden Mannes. Und als ich wiederum mit Eifer in ihn gedrungen bin, zu sagen: ob er in Frieden mit Gott scheide und der Gnade theilhaftig zu werden glaube, da ist ihm etwas in's Auge kommen, gleich einer Thräne, und dann hat er Euer Töchterlein gefordert, Meister Lotther, und Euren Sohn, Herr Rathmann. Hat gebeten, sie möchten im Namen Gottes kommen, ihnen wolle er sagen, wie es mit ihm bestellt sei. Dem Herrn Markus hab' ich den Auftrag schon unterwegs ausgerichtet; nun frage ich das Jüngferlein und ihren Herrn Vater, ob sie dem Wort des Sterbenden folgen wollen?«
»Gewißlich, gewißlich, Ehrwürden!« rief der Buchdrucker. »Nicht einen Augenblick wird sich die Jungfer Lottherin besinnen, den allerbesten Schützen dieser edlen Stadt in seinem letzten Stündlein zu trösten; zumal da er das arme Kind im Leben so wunderlich und unerklärlich in seine Hut genommen hat. Laßt uns gehen – nicht wahr, Reginchen, auf der Stelle wollen wir nach Sanct Jakob?«
Hastig nickte die weinende Jungfrau. Noch wollte die Mutter Margaretha dem Sohn mittheilen, was eben mit dem Leutnant Schwartze hier vorgegangen war; aber der Vater hatte bereits Mütze und Stab genommen. So mußte Markus die Mutter lassen, ohne die wunderliche Begebenheit erfahren zu haben. So schritt er mit dem Vater, dem Pastor Stengel, dem Buchdrucker und Regina durch die von ihrem Sieg noch immer aufgeregte Stadt zum Thurme von Sanct Jakob und suchte sich auf diesem Gange so nah als möglich der Jungfrau zu halten und bruchstücksweise zu erfahren, was in dem Vaterhaus geschehen war, während er an der Steingrube die Blutschanze erstürmte und des Hauptmanns Jülicher Fähnlein sammt dem Fähnrich gewann. Zorn und Entsetzen wechselten darob in des Rottmeisters Geist, doch behielt der Erstere die Oberhand, und tausend Tode schwur der Erzürnte dem Leutnant Adam Schwartze zu.
Jeder Mund in der kleinen Gesellschaft war jedoch geschlossen, als man begann, die halbverschütteten, halbzertrümmerten Stufen der Wendelstiege im Thurm von Sanct Jakob zu ersteigen. Vorzüglich Regina's Herz schlug immer lauter, wie sich Stadt und Umgegend immer weiter um sie her ausbreitete, und sie durch die Maueröffnungen von feindlichen Lagern und Schanzen die Heimathstadt schlangenhaft umwunden sah; wie sie das Gewimmel der Bedränger in den Schanzen und Gräben selbst bemerken konnte.
Fest klammerte sie sich an ihren Vater, als der Pastor Stengel sagte:
»Dort an den Steinkuhlen, schaut, wie sie die Todten aus dem Feld und aus der Schanz' schleppen! Gepriesen sei Gott, welcher seiner Stadt den Sieg verlieh!«
»Amen!« rief der Rathmann, und »Erschreckt nicht!« rief Markus. Er hatte nach der Seite der Neustadt ausgelugt und wollte sagen: Erschreckt nicht, das Geschütz wird spielen; konnte aber natürlich die Warnung nicht schnell genug rufen; denn dreizehnmal erschütterte der Knall der feindlichen Karthaunen von der Neustadt her die Luft; ein Pfeifen und Zischen ging um den Jakobsthurm, – ein Krachen und Prasseln, ein Niederbröckeln von Gemäuer, Staubwolken; und in all dem Lärm ein seltsames schauerliches Lachen! Fünf Kugeln hatten wieder einmal den tapfern Thurm von Sanct Jakob getroffen – auf seinem Sterbelager lachte darob der große Schütz Andreas Kritzmann.
Besorgt blickte Markus auf die Jungfrau, aber sah sie bleich und mit zusammengepreßten Lippen muthig aufwärts klimmen; tief holte er Athem und vergewisserte sich, ob auch der Vater und die Uebrigen keinen Schaden genommen.
»Hier, hier, Gott schützt die Seinen – noch diese Stufen!« rief Ehrn Johannes Stengel. »Reicht Eure Hand, Jungfer Lottherin! ... Meister Andreas, Euer Wille ist geschehen; hier habt Ihr den Rottmeister Horn und Jungfrau Regina Lottherin; möge Gottes Frieden mit ihnen zu Euch kommen, Meister Kritzmann.«
Der Märzsonnenschein that sein Möglichstes, den schrecklichen Raum zu verklären: aber wir haben schon geschildert, wie wenig ihm das gelingen konnte. An das Lager des Sterbenden traten die von demselben Gerufenen, und ein Zug der Befriedigung ging über das blutlose Gesicht des wunden Mannes, als Markus und Regina vor ihm erschienen.
»Wie geht es Euch, Meister Andreas?« fragte der Rottmeister, sich niederbeugend. »Kein Auge ist in der ganzen Stadt da unten, welches nicht zu diesem Thurm emporblickt und nach Euch fragt. O Meister, Meister, welch' einen Ruhm habt Ihr Euch erworben!«
Mißbilligend schüttelten der Rathmann und Ehrn Johannes Stengel die würdigen Häupter; aber aus den Augen des Schützen leuchtete ein Strahl wilden Triumphes, verschwand jedoch sogleich wieder.
»Ich danke Euch, daß Ihr gekommen seid, Herr Rottmeister,« sagte er schwach. »Und Euch danke ich noch mehr, Jungfer. Nicht wahr, an einen bösen Ort hab' ich Euch bestellet?«
»O Meister,« rief die Jungfrau. »O Meister, was soll ich sagen zu Euch? Was kann die arme Regina Lottherin thun, Euch ihren Dank abzustatten? Was hat die arme Regina gethan, daß sie also Euren Schutz sich erworben hat? O könnt' ich Euch doch alles Das geben, was mein Herz Euch wünscht – Leben und Friede und Glück – o Meister, Meister!«
Finster schüttelte der Schütz den Kopf.
»Leben, Friede, Glück! Im Grabe ist Friede, und was nach dem Grabe kommt, wer will das sagen? Ich hoffe, die Rache kommt auch noch nach dem Grabe.«
Der Prediger von Sanct Jakob machte eine Bewegung, als wolle er kraftvoll und machtvoll einbrechen in die Rede des Sterbenden; aber der Rathmann hielt ihn zurück:
»Laßt, laßt, nicht uns hat der Meister Kritzmann gerufen. Lasset ihn reden nach seinem Willen zu dem Rottmeister und der Lottherin.«
»Nicht Euch hat der Schütz Andreas Kritzmann gerufen!« murmelte der Verwundete. »Was hätte er Euch auch zu sagen? Alt seid Ihr und eifrig nur in Eurem Glauben. Da kommt mein Blut wieder – es ist das letzt'; aber heißer ist's immer noch, tausend mal heißer als das, so rollet in Euren Adern–«
Ein blutiger Schaum trat auf die Lippen des Sterbenden. Einen Augenblick lang glaubten die erschütterten Umstehenden, der Tod werde schon jetzt kommen; aber die kraftvolle Natur des Mannes besiegte ihn noch einmal; weiter sprach Andreas Kritzmann:
»Zu der Jugend will ich sprechen; und so Herr Markus Horn ein Mann sein will, wie er es immer war, so will ihn der Schütz vom Jakobsthurm einsetzen zum Vollstrecker seines letzten Willens. So will ihm Der, so hier in Magdeburg heißet Andreas Kritzmann, in die Hand geben den Leutnant Adam Xaver Schwartze aus Bamberg, daß er ihn verfolge bis in den Tod auf allen vier Straßen der Welt, wie ihn verfolgt hat Der, so sich Andreas Kritzmann nennen lässet.«
Markus Horn umfaßte fester den Griff seines Schwertes und lauschte mit jagendem Athem den Worten des Schützen. Alle Andern standen in stummem Bangen, und Regina trocknete mit ihrem weißen Tüchlein dem Wunden den kalten Schweiß von der Stirn.
»Danke, liebes Jungfräulein,« stöhnte der Meister Andreas. Schon um Euretwillen, Jungfrau, wird Markus Horn mein Vermächtniß annehmen und zu Ende führen, was mir der Tod versagte, zu End' zu bringen. Höret auch Ihr Alten, Bürger, Geistliche, Rathleute; hütet Eure Stadt wohl vor diesem Eurem Leutnant Adam Schwartze! Bis jetzt hat der Schütz von Sanct Jakob dafür gesorgt, daß kein Schaden Euch geschehe durch Adam von Bamberg; – in einer Stund' aber werden des Schützen scharfe Augen geschlossen sein für immer; dann habt selber scharfe Wacht.«
»Redet, redet, Meister Kritzmann, – da Ihr Euch so nennen lasset – da Ihr wußtet, daß der Leutnant ein Verräther sei, weshalb habt Ihr, der Ihr sonst so gut für die Stadt wirktet, weshalb habt Ihr nicht früher gesprochen?«
»Ein Anderer hätte mir die Rache entziehen können,« keuchte der Schütz. »Selbst wollt' ich der Richter sein über Adam Schwartze, wollt' ihn den Tod tropfenweis schlürfen lassen; stückweis wollt' ich seinen Geist vernichten und ihm die Seele tödten, ehe ich ihm den Körper zerschmetterte. Was war mir Eure Stadt, was war mir die Sache, so Ihr vertheidiget? Als ein katholisch Kind bin ich geboren worden und sterbe, ich weiß nicht, ob als ein katholischer oder lutherscher Mann! Die Hunderte, welche von meinen Kugeln niedergestreckt wurden, liegen verscharrt, damit ich selbst nicht im Wahnsinn unterginge, damit die Zeit, die schrecklich langsame Zeit ausgefüllet würde bis zur Stunde der Rache. Hab' ich doch gemeint, ich könnt' nicht eher sterben, eh' nicht die Rach' mir gegeben sei. Wehe, wie oft hab' ich den Feind in meiner Hand gehalten, wie ein Kind einen Vogel hält, und hab' ihn nicht zerdrückt; wehe, und nun ist der Tod doch gekommen und die Rache ist nicht erfüllt; sterben muß ich und unter den Lebendigen wandelt Adam von Bamberg! Markus, Markus, Markus Horn, schütze Deine Braut, räche mich. Dich, Deine Vaterstadt an dem Leutnant Adam Schwartze; nimm meine Rache in Deine Hand; Du mußt es, Deinetwegen, Deiner Vaterstadt wegen, dieses Mädchens wegen! O hätt' ich ihn geschlagen, als ich konnte! Fluch mir, daß ich es nicht that! Fluch der Kugel, welche mich niederwarf, ehe die Rache vollendet war!«
Erschöpft sank der wunde Mann zurück. Starr und stumm standen alle Anwesenden vor diesem Ausbruch ungezügeltster Leidenschaft. Die Jungen wie die Alten schracken zurück vor dem Abgrund, der sich ihnen hier enthüllte.
Nachdem der Büchsenmeister eine geraume Weile mit geschlossenen Augen gelegen hatte, öffnete er sie wieder und wandte sich mit vollständig veränderter Stimme an Regina.
Die Leidenschaft, die wilde Wuth schien der tiefsten Gleichgiltigkeit Platz gemacht zu haben.
»Ich hab' Euch eben wohl recht erschreckt, Jungfräulein?« fragte Meister Andreas. »Ach einem Sterbenden müsset Ihr schon etwas zu Gute halten. Doch meine Augenblicke sind gezählt, ich habe keine Zeit mehr zu verlieren, wenn Ihr, Markus, noch erfahren sollt, was Euch zu wissen nöthig ist. Tritt her, Markus Horn, tretet her, Regina Lottherin! Dem scharfen Schützen, dem Ihr auf so manchem Feld, in so mancher Schanze seit der Belagerung von Leipzig begegnet seid, dem Schützen vom Sanct Jakobsthurm war es nicht an der Wiege gesungen, daß er auf solchem Lager, an solcher Stell' einen solchen Tod sterben sollt'. Er hieß einsten anders und stolzer als er jetzo genannt wird; einen hellen Schein gab anfangs sein Leben – doch das ist jetzt Alles nichts; – lasset den Schützen vom Jakobsthurm einscharren unter dem Namen Andreas Kritzmann, Herr Pfarrer von Sanct Jakob, neben dem armen Knaben, so ihm die Kugeln reichte. In eine Grube werfet den Patrizier und den Blödsinnigen; es ist Alles eins! Den Mörder des Ulm'schen Bettlerkindes aber, den Mörder der Anna Scheuerin, den Verderber und Verräther Adam Schwartze, gebet ihn den Vögeln unter'm Himmel, gebt ihn den Hunden. Mein war Anna; – mein ihr süßer Leib, mein ihre Seele, mein ihre Locken und alle ihre Gedanken, mein das Kind, so sie trug; während mich die harten, stolzen Eltern unter falschen Vorspiegelungen fortgeschickt hatten gen Portugal, wo des Vaters Bruder ein reicher Kaufmann ist. Im fernen Land, auf dem weiten Meer sollt' ich der Scheuerin vergessen. Sehet, Regina Lottherin, und derweilen gingen daheim Vater und Mutter in die Kirchen und beteten zu allen Heiligen für den Sohn und trieben des Sohnes Braut mit ihrem Kind in's Elend. Und als Adam Schwartze gen Ulm kam um die Zeit, und in böser Gluth gegen ihres eigenen Sohnes Braut entbrannte, haben sie ihre Freude dran gehabt. In Hunger und Kummer saß die Anna Josepha mit meinem Töchterlein, und immer von Neuem drängle der Versucher und trat zuletzt vor sie mit falschen Briefen und zeigte ihr: zu Lissabon habe ihr Verlobter Hochzeit gehalten mit einer Andern. Sehet, Regina Lottherin, da ist zwar dem Adam sein Plan nicht geglückt; aber im Wahnsinn und Elend hat die Anna Josepha mein und ihr Kindlein erwürgt, und im Wahnsinn ist sie vor die Richter geführt, und im Gericht hat mein Vater mit gesessen und hat den Spruch mit gesprochen über des Sohnes Braut. Und als ich heimkam, da waren es grad' vierzehn Tag', seit meine Anna den Sack nähen mußt', in welchem sie ertränkt ward in der Donau. Und hat der Nachrichter, Meister Fritz, mir erzählet mit Thränen, wie sie gedacht habe, an ihrem Brauthemd nähe sie. Ehrwürdiger Herr von Sanct Jakob, verflucht hab' ich den Leib, der mich geboren hat, verflucht hab' ich meinen Vater, und Euer Trost ist kein Trost für mich, und noch in dieser Stund' kann ich den Eltern nicht vergeben. Markus Horn, nun wisset Ihr, warum ich den Adam in allen Landen gesucht habe; – nun wisset Ihr, Herr Rathmann, weshalb ich Ströme von Blut vergossen hab', um die Zeit zu tödten. Nun wisset Ihr, Jungfrau Regina, weshalb ich Euch geschützet hab gegen den Leutnant Adam Schwartze! – Als wir während der böhmischen Wirren zum ersten Male in Prag zusammentrafen, Markus, da suchte ich den Adam von Bamberg; gesucht, gesehen und wieder verloren hab' ich ihn vor Ingolstadt, gesucht hab' ich ihn vor Braunschweig, gesucht hab' ich ihn durch das ganze deutsche Land; bis ich ihn endlich, endlich fand in dieser Stadt Magdeburg. Und als ich ihn hatt', da bin ich eine Stund' lang wieder einmal ein glücklicher Mensch gewesen. Seit ich nach Lissabon und den afrikanischen Inseln fortgewesen bin, hatt' mich der Adam nicht gesehen, hat mich auch nach meiner Heimkunft nicht gesehen, sondern floh, bevor ich die Hand auf ihn legen konnt'. Und Schmerz und Sonn' und Wetter hat mir das Gesicht verändert, daß mich nunmehr meine leibliche Mutter nicht mehr erkennen würde. So hat er mich auch nicht erkannt, aber ich ihn; und wild hat mir das Herz in der Brust gejauchzet, und lange Nächte durch hab' ich wach gelegen und gesonnen, wie ich die Pein, so er mir bereitet, wett machen künnt. Hat mir der Meister Fritz zu Ulm all' sein Marterwerkzeug zeigen und deuten müssen, jedesmal wenn er mir der Scheuerin Tod von Neuem hat erzählen müssen, und all' die Schrauben, Zangen, Leitern, Rollen und Stricke haben mich Tand und Spielwerk gedäucht, und so hab' ich ein Anderes ersonnen und des Adam's Seele brechen wollen, ehe ich seinen Leib brach. Feder um Feder hab' ich seinen Flügeln ausgerissen, und heut' flattert er, dem Wahnsinn halb verfallen, im Staube – greif, greif ihn, Markus Horn! Gedacht hat die Stadt, nimmer steig' der Schütz von Sanct Jakob hernieder von seinem Thurm; aber falsch ist sie berichtet gewesen. Oft, oft ist Andreas Kritzmann in dunkler Nacht in den Gassen gewesen und hat seine Netze gelegt um den Bamberger und hat ihm jedesmal die Hand, so er nach einem Glück, nach einer Ehre ausstreckte, niedergeschlagen. Böse Geister und Mahnungen hat er geschickt, den Adam zu schrecken und zu ängsten. Auf jedem Schritt und Tritt hat der Mörder das Verderben vor und hinter sich gesehen, und athemlos hat er kämpfen müssen gegen Schatten und Larven. Jungfrau Regina, nicht nur Dich, sondern auch diese ganze, große lutherische Stadt hat der Schütz vom Jakobsthurm durch seinen Haß mehr als einmal errettet vor Falschheit und kühnem Griff. Da, nehmt, Herr Rathmann, hier ein Brief an den Markgrafen Albrecht von Kulmbach; hier ein Schreiben an den Kurfürsten Moritz. Kennt Ihr die Handschrift? Fürchtet Euch nicht vor den Blutflecken auf dem Papier! Hier, noch ein fein Schreiben an den Kurfürsten! Das scharfe Auge, das auf Sanct Jakob wachte, hat gut gewacht. Ihr Männer von Magdeburg, höret meine Worte und merket: in einer Stund' wird das scharfe Auge auf Sanct Jakob geschlossen sein, aber Adam Schwartze wird noch leben! Ihr Männer von Magdeburg, in Eure Hände gebe ich den Leutnant Adam Schwartze; bei Allem was Ihr liebt und was Ihr glaubet, zwanzigfach hat dieser Stadt Leutnant Adam von Bamberg den Tod des Verräthers um diese Stadt verdient. Wehe mir, daß ich gezögert habe, zu schlagen, als ich konnt'; wehe Euch, so Ihr zögern werdet, das zu thun, was ich nicht mehr thun kann. Was ich zu sagen hatte, hab' ich gesagt; nun gehet, und lasset den Schützen Andreas Kritzmann vom Jakobsthurm allein mit sich. Niemand kann dem armen Andreas helfen; – auch Du nicht, Du holdes Jungfräulein, Du nicht mit Deinen weinenden Augen. Führ sie fort, Markus, und dankt mir nicht meine Sorge um sie; – die Anna Josepha von Ulm hatte solche Augen und solch' Haar; um der Anna Josepha wegen hab' ich Sorge um sie getragen. Was wollt Ihr mit Eurem Dank, Herr Rathmann? Was wollt Ihr mit Eurem schwarzen Buch und Eurer Hölle, Herr Pfarrer? Auf Erden ist die Hölle, in meiner Brust ist der Teufel. Lasset mich, lasset mich! Allein mit der Scheuerin will ich sein, allein will ich sterben. Vor Gottes Richterstuhl will ich den Adam Schwartze erwarten. Sendet ihn mir nach – sendet ihn – weh, weh, fertig ist der schwarze Sack, über's Haupt fällt er mir – blutig, dunkel, dunkel – – die Wasser – schlagen – zusam – die Donau – über der Scheuerin – dort, dort, Henker – weh, Anna! Anna! Helft der armen Anna – Fluch dem –«
Der Sterbende konnte seinen letzten Fluch nicht mehr vollenden; er sank zurück; wieder trat ihm der blutige Schaum auf die Lippen. Nach einem Krampf von fünf Minuten war der gewaltige todbringende Schütz vom Thurm Sanct Jakob selbst dem Tode verfallen.
Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr! –
Wer könnte schildern, mit welchen Gefühlen die vier Männer und die Jungfrau an dem blutigen Lager des verstorbenen Mannes standen. Niemand war fähig, ein Wort hervorzubringen, es war, als ob Allen die Luft zum Athmen mangele. Der Buchdrucker zitterte an allen Gliedern, der Prediger hatte das Gesicht mit beiden Händen bedeckt; bewegungslos stand der Rathmann, die verrätherischen Briefe des Leutnants Adam Schwartze in den Händen haltend, und sah es nicht, daß Regina Lottherin an die Brust des Sohnes gesunken war.
Erst nach einigen Minuten hatte sich Ehrn Johannes Stengel soweit gefaßt, daß er zum Gebet niederknieen konnte. Alle folgten seinem Beispiel.
Mit der Bibel auf den Knieen blieb der Pfarrherr dann allein neben der Leiche zurück, während die Andern die Wendeltreppe wieder hinabstiegen. Ein rother Nebel lag ihnen Allen vor Augen, als sie wieder auf dem Kirchplatz standen; ihre Kniee zitterten; es zitterte die Stimme des Buchdruckers Michael Lotther, als er den Küster von Sanct Jakob zu Ehrn Stengel auf den Thurm sandte; es zitterte die Stimme des Rottmeisters Horn, als er einige Knechte, die ihm in den Weg kamen, ebenfalls dahin schickte, damit sie hülfen, die Leiche des Büchsenschützen herabzutragen vom Thurm des heiligen Jakob.
Auf dem Breiten Wege jauchzte noch immer das Volk über den Sieg des Morgens; trunkene Landsknechte zogen jubilirend in Schwärmen einher, und nahmen, einander unter den Armen haltend, oft die halbe Breite der Gasse ein. Prahlend und patzig stolzirten sie einher, und manch' ein ehrbarer Bürger, der ihnen nicht früh genug aus dem Wege ging, flog unter tüchtigen Püffen zur Seite. Es waren meist Leute des Hauptmanns Springer, welche sich so ungeberdig betrugen; aber Niemand achtete in der öffentlichen Freude des Sieges sehr darauf, und wenn man darauf achtete, so hielt man es für Ausschreitungen des Rausches und des Augenblicks und lachte die Klagenden aus. Ein scharfes Auge erblickte aber auch unter dem Kriegsvolk in den Gassen manch' wilden Kerl, der nicht trunken war und doch noch roher und gewaltthätiger als sonst wohl gegen die Bürger auftrat. Finstere Gruppen bildeten sich hier und da, und an einer Straßenecke fluchte und wetterte ein Doppelsöldner aus Hans Springer's Fähnlein hoch und laut: ungerecht, ungeneigt und ungetreu verfahre der Rath sammt dem Kriegsobersten gegen einen Theil der städtischen Armada und setze ihn zurück gegen einen andern Theil. Wo Ehre und Beut' und Ruhm zu gewinnen sei, da müßten die Springer'schen nachstehen, müßten daheim die Mauer hüten, während die Andern zu Ottersleben die Ritter fingen. Grad' so sei es heut' auch wieder gangen, und der Teufel solle ihn – den Redner – holen, wenn das ein ehrlicher Kerl länger aushalte, als er müsse.
Eine eigenthümliche Stimmung hatte sich über unseres Herrn Gottes Canzlei verbreitet, und Murren und Jubel mischten sich seltsam ineinander. Die vier Leute aber, welche vom Sanct Jakobsthurme niederstiegen und nach der Schöneneckstraße schritten, hatten bis jetzt wenig Acht darauf; der Tumult in ihrem Innern war noch zu groß, als daß sie den Tumult der Außenwelt jetzt schon wie gewöhnlich verstehen konnten.