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1. | |
Kraft, Fülle, keimendes In-sich-Verweilen, Gabst du, Beladener, den ich verehre; Aus deinem Wesen strömt die reinste Lehre, Du bist die Frucht, das morsche All zu heilen. Mit blankem Harnisch, funkelndem Gewehre Du gibst mir Weisung, wenn ich pfadlos irre, Der Engel, der mich unentwegt begleitet. |
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2. |
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Ein heller Falke führte mich nach Osten Auf feuchter Bahn in sumpfigdumpfen Mooren. Noch lag die Welt im Chaos, ungeboren, Und Fäulnis war und mählich fressend Rosten. Gifthauche strömten, schwere Massen goren Da schlug durch graue Schleier deine Flamme Das Meer des Glücks, in das mein Wesen mündet. |
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3. |
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Das letzte Leuchten deiner Hülle schwand, Weit hinter dir liegt deine spröde Schale. Jetzt schmacht ich nicht mehr fern vom süßen Mahle, Bin nicht mehr Bettler in des Vorraums Sand. Du tratst beseeligend mit einem Male Die hohen Herrscher, mächtigen Dämonen, Erlöst ist jedes Flehn, erfüllt die Bitte, |
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4. |
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Du gabst dich mir, als ich noch ungeschlichtet Im Dunkel stieß an eigne Widerstände. Da schienst du fremde Gabe, spröde Spende, Um Jenseitsbilder wahrheitlos gedichtet. Jetzt fühl' ich selbst das Wundmal deiner Hände, Einst nahm ich achtlos deinen Leib entgegen, Da spürt' ich plötzlich, daß du nach mir schmachtest. |
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5. |
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Du brachst das Brot, du gabst mir Fleisch und Blut, Vermähltest dich mit mir zu neuem Leibe, Du bist der tiefe Strom, mit dem ich treibe, Zur großen unergründlich weiten Flut. Du bist das Weib im Mann, der Mann im Weibe, Gib mir die Kraft, dich tiefer zu verstehn, Ich bebend schaue, betend fromm bekenne. |
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6. |
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Zwei Fahnen sah ich wehn. Auf stolzer Zinne Erhob sich Satans Banner blutig-schwärzlich; Dein Wimpel, Herr, im Tal. Dich grüß ich herzlich, Du streust um dich hellichtgefärbte Minne. Zwar ist des Bösen harte Macht mir schmerzlich, Und ob mich tausend schwarze Geister rufen Und alle Nachtgeburt zerstäubt in Flocken, |
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7. |
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Als ich noch Kind war und mir selbst verschlossen Im Draußen stand – mir fremd wie Baum dem Samen, Ein Ding bei andern, teillos, ohne Namen, Dem Trieb vertraut, genießend und genossen, War ich in dir. Doch andre Jahre kamen. Zerrissen, in mir selbst entzweit, zerschlagen, Nicht volles Leben, blasses Licht der Denker |
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8. |
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Wo meine schmerzgeschwächten Hände tasten, Trotzt kalter Stein mit festgefügtem Kitte. Ich saß zur Qual verdammt in engster Mitte Bedrückt von ungeheuren Quaderlasten. Ich schrie und flehte, kalt kam jede Bitte Mein eignes Wesen drückte unerträglich Wich schwerstes Tor, und wie auf Flügeln schwang es |
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9. |
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Hinein zum Tempel darf ich dich geleiten Dem ich entronnen, leiblos dir verwoben. Du hast mich Bittenden emporgehoben Zu deines Herzens süßen Heimlichkeiten. O hier ist Jubel, helle Engel loben Hier wirst du richtend dich der Welt erbarmen. Schon ist der Abend trostreich angebrochen. |
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10. |
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Sprich, funkelt dort der sanfte Stern der Frühe Nicht schon am Erdenrand? So will es tagen? So muß ich dir, du Einziger entsagen; Du Bräutigam, nach dem ich ewig glühe. Schon hör ich furchtlos ferne Lerchen schlagen Und bröckelnd löst sich Scholle los um Scholle, Erfüllt die Gräber grauer Strom der Steine. |
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11. |
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Du thronst bewährt im innersten der Ringe Vom hellen Heer des Heiles eng umstanden. Die Engelscharen reichen wie Guirlanden Hinab ins fahle Reich erschaffner Dinge. Dir naht das Volk, und seine Bitten branden Doch du blickst tief ins Herz und wägst mit Wehmut, Und Stummheit richtet lauteste Gebärde. |
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12. |
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Längst war die Stätte leer, wo sich mit Beben Das Volk versammelte vor deinem Schwerte. Von dir durchwohnt, in dich Zurückgekehrte Beschauten still dein ewigwallend Leben. Ein dunkles Brennen, das sich selbst verzehrte, O welch ein traumhaft reiches Überquellen, Und kam mir nah und schien mich anzutasten. |
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13. |
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Was schufst du Liebe, Herr, aus deiner Fülle? Was drückst du Übersatter das Verlangen, Der Armut bleiches Wort auf warme Wangen? Gabst du uns Durst, auf daß dein Quell uns stille? Als wir dich schauend deinen Schatz besangen, Wir liegen wie Verliebte vor der Pforte; Zerbrich, mein Herr, der schweren Lippe Siegel. |
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14. |
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So sinken wir – dir innig einst Vertraute – Zurück in Zweifels Nacht und Finsternisse. Durch unser Wesen klaffen alte Risse; Wir sind die Töne nicht mehr deiner Laute. Bist du der Gute? Raunt das Ungewisse Bist du der Mittler zwischen Gott und Geistern, Sie zur Erlösung lenkend neu bewegen; |
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15. |
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Du gabst uns Mittleramt, Erlöserwürde, Die Pflanze und das Tier zu dir zu heben. Was unter uns in dumpf-erregtem Leben Sich stumm zerquält, dem nehmen wir die Bürde. Aus unbeseeltem Felsen bricht ein Beben Durch deine Kraft ward uns die Kraft zu eigen, Dem Licht verwehren, der an dir erblindet. |
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16. |
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O Herr, gedenk' des Spotts der Pharisäer: »Hilf doch dir selbst, du halfst den Andern allen!« So stach ihr Hohn, als du dem Kreuz verfallen Geduldig blicktest auf den Chor der Schmäher. Durch deines hohen Willens Wohlgefallen Mit deiner Kraft erlöst' ich Tier und Pflanze: Verlangen, Sonne dich, den Feind des Bösen. |
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17. |
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In meiner Seele treiben Feuerräder Ihr ängstlich Spiel und kreisen schmerzhaft helle. Ich bin nicht mehr ein Funkeln deiner Quelle, Nicht mehr das Blut in deines Leibs Geäder. Denn keinem Wesen weigerst du die Stelle, Allein und doppelt, weil aus dir wir münden. Wir wurden wir – uns selber zu verführen. |
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18. |
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Ein grader Dornenpfad schien deine Spuren Mit unserem Erdenwege zu verbinden. Jetzt läßt uns eigne Selbstsucht fast erblinden, Und Schatten drohen, huschende Lemuren. Weis uns den Pfad, laß uns die Stapfen finden, Ruf uns zur Heimat mit dem Klang der Uhren! Im Nebelfeld, wo Höllenstürme fuhren, Erscheine Licht die Nacht zu überwinden. Ichtrunkenheit hat bitter uns verdorben: |
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19. |
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Laß unser Nichts in deinem Nichts zergehen, O nimm das Opfer an, das wir bereiten. Schon seh ich schaudernd deine Herrlichkeiten Du innre Sonne, Seelenauferstehen. Wo du die Zeit berührst, blühn Ewigkeiten Du schufst die Erde ewig, eh sie schmählich In deinem Aug'. Doch wir sind Abgestumpfte: |
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20. |
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Du kennst den Glauben nicht nach starrem Spruche; Gebet, Beschwörung, marternde Askese. Im Guten bist du gut, im Bösen böse, Wir trennten uns von dir in eignem Bruche. Dir zugewandt, dem All verwoben, löse Wer von dir abbricht, großer Baum des Lebens, In ihm ist grimmer Zorn dein sanftes Wallen. |
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21. |
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Das Gute und das Böse lebt im Deinen Noch unerschlossen, bauend, ohne Härte. Dir gleich vertraut, der beides gleich verklärte Mit seines Liebefeuers mildem Scheinen. Noch bist du nicht der Richter mit dem Schwerte, Im Guten bist du gut, im Bösen böse; Und hier wie dort tritt das Gesetz zu Tage, |