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1.
Hier lockt das Meer mit silberblauer Seide; Im roten Stein verlieren sich die Buchten; Goldgelbe Locke, reifendes Getreide Und Schwaden schwanken Grases füllt die Schluchten. Die Ulmen stehn mit sanftumrissenen Rändern Am Klippenhange zwischen leichten Dächern, Die grelle Straße knüpft in ihren Bändern Ans Tal den Berg mit seinen Kieferfächern. Auf breitem Sande läuft verlorne Brandung In Wellen aus, die sich zu Schaum zerhasten: Weit draußen sucht ein braunes Boot die Landung Und schüttelt sich mit abgerefften Masten. Ein zornig Scheltwort schaffender Matrosen Fliegt bis zu uns durch's stete Windestosen. |
2.
In dichten Horden, lockeren Geschwadern Hält hundertfacher Kiel nach hellem Porte. Knapp klingen keltische Kommandoworte; Das Steuer schlitzt des Meeres Silberadern, Und silbern schwillt die Last der braunen Boote, Sardinen schichten sich bis an die Bänke; Der Segelbalken saust mit kurzer Schwenke Im Boot herum, die Leinwand fällt wie tote Verweste Masse auf den Leichenhaufen. Wie dröhnt der Strand, der nun von Kindern strotzt. Ein tolles Schaufeln, Klettern, Hin- und Wiederlaufen, In das der Tod aus glasigen Augen glotzt. Die blanken blutigen Leiber zarter Fische Umtobt das Raubglück und die Lebensfrische. |
3.
Ihr grauen Kirchen auf den Klippen, Ihr stillen Kreuze tief im Sand, Ihr Glocken mit den hellen Lippen Ruft Abendsegen übers Land. Weit draußen im kristallnen Sunde Verlieren Boote sich im Blau. Die Nacht steigt aus dem schwarzen Grunde Der See auf, Gruß dir holde Frau, Maria, der dies Land zu eigen Seit Gottesblut am Altar floß, Und nicht mehr gälischer Priesterreigen Die Mispel mäht, den Mond umschloß. Seit Christi Blut die Flamme reinigt, Die wahllos Opfer sonst verschlang. Seit – der erniedrigt und gesteinigt – Uns Heiland ward, das All durchdrang; Seit jenes Mondes Kraft ermattet, Der einstmals Meer und Volk gespeist: Du Sonne, hast sein Licht verschattet, Und seine Gläubigen stehn verwaist. Es wehn nur wirre letzte Funken Von jenem Glauben um den Stein. Du aber hebst Dich werdetrunken Aus kurzem Tod zu stetem Sein. |
4.
Sonne glüht im Klippenkessel, Blauer Mittag gleißt im Meere. Nackt und ledig jeder Fessel Stehst du da, du Schlanke, Hehre. Deine flinken Glieder gleiten Über grüne Algenriffe, Wie die Welle ist dein Schreiten Auf dem blanken Kieselschliffe. Kurzes braunes Haar im Winde, Lange Schenkel, schmale Lenden, Gleichst du kaum erblühtem Kinde Doch mit männlich starken Händen. Zart olivengrüne Schimmer Huschen über Brust und Nacken, In dem Schwarz der Felsentrümmer Schwindet deiner Schritte Knacken. Jetzt hebst du mit einem Male Dich auf sonnbeglänztem Steine, Aphrodite aus der Schale: Gischt und Sonne im Vereine Rieseln über dich und glänzen, Glück und Wonne macht mich trunken: Pan läßt lockende Kadenzen Schwellen, wach im Traum versunken Fühl ich dich in meinem Arme, Eng und enger die Verschränkung, Und der Wind spannt weiche, warme Schleier völliger Versenkung. |