Henrik Pontoppidan
Hans im Glück
Henrik Pontoppidan

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Fünftes Kapitel

Eberhards Besuch und die Nachricht von der Krankheit des Vaters erhielten für Per dennoch Bedeutung. Sie setzten der willenlosen Selbstaufgabe der letzten Wochen, durch die er seine Niederlage bei Professor Sandrup vergessen wollte, ein Ende. Noch am selben Abend holte er seine Zeichnungen und Berechnungen aus der Kommodenschublade hervor, und die ganze Nacht saß er am Tisch, den Kopf zwischen den Händen, und starrte grübelnd auf seine Papiere, bis Linien und Striche ihm vor den Augen tanzten und sein Kopf schwer wurde von all den fünfstelligen Zahlen, die darin wie schwärmende Bienen in einem Bienenkorb summten. In dieser Nacht legte er sich selbst das feierliche Versprechen ab, nicht eher zu ruhen, bis er sich von der Undurchführbarkeit des Planes überzeugt oder alle Schwierigkeiten überwunden und seinen Gedanken zum Sieg geführt hatte.

Es dauerte denn auch nur wenige Tage, bis es ihm gelungen war, durch eine Verlegung seiner Kanallinie den Grundschaden zu beheben, auf den Professor Sandrup hingewiesen hatte. Um ganz sicher zu sein, daß er nicht wieder von einem Rechenfehler genarrt wurde, machte er diesmal eine umständliche Gegenprobe auf seine Berechnung der Strömungsgeschwindigkeit. Als er sah, daß das Ergebnis stimmte, lösten sich seine Spannung und seine Freude in einem ohrenbetäubenden trillernden Pfeifen. Er fühlte wieder festen Boden unter den Füßen. Seine Arbeit war also nicht umsonst gewesen; die tausend Nächte, die sie ihn gekostet hatte, waren nicht vergeudet. Holla! Es war vielleicht noch genug Zeit, den Sieg zu erringen, ehe der Vater daheim im Pfarrhaus seine Augen schloß.

Per ordnete jetzt sein Verhältnis zum Neergaardschen Erbe schnell und ohne neuerliche Skrupel. Er sagte sich, übertriebenes Feingefühl nütze nichts. Dergleichen Empfindungen gegenüber müsse man sich hart machen, wenn man mit leeren Händen durch die Welt kommen wollte. Übrigens stellte sich heraus, daß die Summe gar nicht so groß war, wie er erwartet hatte. Bei seinem Besuch im Büro des Rechtsanwalts wurde ihm mitgeteilt, der Nachlaß sei »ziemlich belastet«. Er begnügte sich mit dieser Erklärung, ohne daran zu denken, eine nähere Untersuchung vorzunehmen. Ein paar tausend Kronen würden nach Meinung des Rechtsanwalts wohl übrigbleiben. Das bedeutete für Per mindestens ein Jahr Ruhe zum Arbeiten. Er erhielt sofort einen Vorschuß, der ihm sehr bereitwillig ausgehändigt wurde, und konnte seine Schulden begleichen.

Nun gab er auch seinen Nachhilfeunterricht und jede andere Nebenbeschäftigung auf, zu der die Not ihn gezwungen hatte, um sich völlig dem großen Werk widmen zu können. Ungeduldig wie ein junger Bär, der sich aus seinem ersten Winterschlaf erhebt, schüttelte Per die Mattigkeit des langen Müßiggangs ab und stürzte sich in seine Arbeit. Während der Frühling mit Sonnenschein und schwarzblauen Hagelschauern übers Land zog, saß er den ganzen Tag und die halbe Nacht in seiner Kammer über die Papiere gebeugt, taub für das Pfeifen der Stare draußen in den Bäumen, blind für den rosaroten Schnee der Apfelblüten, die vor seinem Fenster herabrieselten. Allmorgendlich weckte ihn das Geläut der Glocke von Nyboder. Er saß schon an seinem Arbeitstisch, wenn Madam Olufsen in ihrer großgeblümten Nachtjacke draußen auftauchte, das Schlafzimmermöbel unter der Schürze, um die Aurikeln im Garten zu begießen.

Trotz des verhältnismäßigen Wohlstands, zu dem er nun gelangt war, veränderte er seine Lebensweise nicht, die eher in noch höherem Grade von seiner angeborenen und anerzogenen Sparsamkeit geprägt wurde. Doch schaffte er sich verschiedene recht kostbare Fachbücher und andere technische Schriften an, die er für seine Arbeit benötigte, und abonnierte eine deutsche und eine amerikanische Fachzeitschrift. An der polytechnischen Lehranstalt ließ er sich nicht mehr blicken. Er ahnte, daß seine früheren Studienkameraden von seinem Besuch bei Professor Sandrup und dessen Ergebnis erfahren hatten. Außerdem hielt er es für Zeitvergeudung, sich noch länger die endlosen Vorlesungen dieser pedantischen Stubengelehrten anzuhören, die von den Forderungen des praktischen Lebens sprachen wie der Lahme vom Tanzen.

Frau Engelhardt sah er nicht wieder. Zuweilen dachte er zwar noch an die Möglichkeit einer Versöhnung; doch irgendwelche Schritte dazu hatte er nicht unternommen. Wie sehr er sich auch über sein Verhalten in jener Nacht schämte, so hatte das Erlebnis doch ein gewisses Mißtrauen gegen die hochgepriesenen Freuden des galanten Abenteuers bei ihm hinterlassen. Er fragte sich, ob sie wirklich die zahllosen Beschwerlichkeiten, die damit verbunden waren, all das Komödiespielen und besonders die großen Unkosten wert waren. Sobald die Versuchung ihn überkam, die Bekanntschaft mit der liebeserfahrenen Frau zu erneuern, brauchte er nur an das sündhaft viele Geld zu denken, das sie ihn an dem einen Abend gekostet hatte – und dann fiel es ihm gewöhnlich nicht schwer, sie über Kanalprofilen und Wasserstandsberechnungen zu vergessen.

Wenn die Sonne schien, standen seine Fenster weit offen. Schmetterlinge und Bienen verirrten sich zu ihm herein, ohne daß ihn der Anblick lyrisch stimmte. Er ließ sich höchstens einmal dazu herab, bei der Arbeit zu pfeifen; dann steckte der Oberbootsmann zuweilen seinen Kopf zum Fenster herein, um seiner Freude über Pers gute Laune Ausdruck zu verleihen, oder Madam Olufsen stellte eine Tasse dampfenden Kaffee aufs Fensterbrett und bat ihn, sich doch »ein wenig Zeit zum Atemschöpfen« zu gönnen. Hatte die gute Frau eine Zeitlang gefürchtet, daß ihr Mieter ernstlich auf Abwege geraten sei, so waren ihre Sorgen nun eher entgegengesetzt.

»So trinken Sie doch den Kaffee, solange er noch warm ist«, mahnte sie mitunter in dem befehlenden Ton, hinter dem sie ihre mütterlichen Gefühle für ihn verbarg.

Dann warf Per Tuschfeder oder Reißstift hin, zündete sich eine kleine Shagpfeife an und lehnte sich zum Fenster hinaus, um sich mit den Alten zu unterhalten, die sich in dem kleinen Garten zu schaffen machten, wo der Platz so beengt war, daß die beiden großen Menschen sich kaum bücken konnten, ohne mit dem Teil des Rückens zusammenzustoßen, von dem Olufsen mit einer respektlosen Anspielung auf die Schöpfungsgeschichte zu sagen pflegte, er »sei von alldem, was noch übrig war, hinterher angeklatscht worden«.

Es dauerte jedoch selten lange, bis Per von neuem die Unruhe packte. Und dann saß er wieder über seine Zeichnungen gebeugt und sah im Geiste Hacken und Schaufeln in der Sonne blitzen, sah, wie Hügel planiert und Moore und Seen aufgefüllt wurden, vermeinte das dumpfe Dröhnen von detonierenden Minen zu hören, die durch einen Druck seines Fingers den Grund der Erde erschütterten. Er hatte seinen Plan wieder verschiedentlich umgeformt und erweitert. So hatte er – in direktem Anschluß an das Kanalnetz – den Plan für einen großen neuen Hafen an der Westküste Jütlands entworfen, für einen Welthafen, der mit Hamburg und Bremen konkurrieren konnte. Und nicht genug damit. Während er sich mit dieser Aufgabe beschäftigte, war er auf die Idee gekommen, die Energie der Nordsee auszunutzen. Mit Hilfe riesiger in die Brandung hinaus gelegter Bojen aus zusammengenieteten Eisenplatten sollte die Kraft des Meeres über Leitungen Industrieanlagen am Strand zugeführt werden. Auch die Arbeitskraft des Windes gedachte er durch Motore nutzbar zu machen, die die Energie sammeln und verdichten sollten. Dadurch würden die Bedingungen entstehen, das ganze Land in ein Industrieland ersten Ranges zu verwandeln.

Abends, wenn das Wetter schön war und ihm der Kopf schwindelte von der Arbeit des Tages, setzte sich Per zum Oberbootsmann auf die Bank am Zaun, die unter ein paar zusammengenagelten Latten stand, über die ein Fetzen Segeltuch gelegt war. Das war die sogenannte »Laube«, und von hier hatte man nach Meinung der Alten den besten Überblick über den kleinen Garten. Hin und wieder kam dieser oder jener alte Freund des Hauses vorbei, mochte es nun der hochbetagte Oberzimmermann Bendtz sein, der am Stock herbeihinkte, um sich über seine Gicht zu beklagen, oder der immer lustige Bolzenschläger Fuss mit seinem kirschfarbenen Gesicht und dem weißen Gorillabart. Madam Olufsen mischte dann einen Grog für jeden von ihnen, und Trine mußte schnell in die Krokodillegade zu Bolzenschlägers laufen und die Gitarre holen. Im Obergeschoß des gegenüberliegenden Hauses wohnte nämlich ein junger Oberkanonier, der trefflich die Hopfenflöte blies. Jeden Abend saß er am offenen Fenster, das lange, selbstgefertigte Instrument vor sich, und wenn dann Fuss mit seiner Gitarre einstimmte, erklang ein kleines Konzert, das im ganzen Viertel Freude erregte. Ringsumher reckten sich die Leute aus den Fenstern, um zuzuhören. Die Kinder auf den kleinen Höfen nebenan hielten im Spiel inne und kletterten auf die Zäune, um etwas zu sehen. Ja sogar die Spatzen, die sich für die Nacht in den Baumwipfeln zur Ruhe gesetzt hatten, flogen lautlos wie Eulen auf die Dachfirste und saßen da oben mit schiefen Köpfen und lauschten andächtig.

An einem solchen Musikabend sah Per zum ersten Mal ein hübsches junges Mädchen, das hinter einem geöffneten Fenster im Obergeschoß eines der Nachbarhäuser stand. Sie hatte beide Arme auf den Rücken gelegt und schien ganz versunken im Genuß des Konzertes und im Anblick der treibenden Wolken am Abendhimmel. Aber die zunehmende Röte ihrer Wangen verriet, daß sie sehr wohl um ein Paar dreiste Männeraugen wußte, die sie von der Laube des Oberbootsmanns aus beobachteten.

Das Haus gegenüber war die Dienstwohnung Meister Jacobæus', eines angesehenen Bürgers Nyboders, dessen Gattin »gnädige Frau« genannt wurde, jedenfalls von den Untergebenen ihres Mannes. Später erfuhr Per von Madam Olufsen, daß das junge Mädchen die Tochter von Meister Jacobæus' Bruder war und erst kürzlich in die Stadt gekommen sei, das Schneidern zu lernen.

Seit jenem Abend verbrachte Per die Stunde des Sonnenuntergangs regelmäßig auf der Bank neben dem Oberbootsmann, um von hier aus die Fenster des Nachbarhauses zu beobachten. Und meistens zeigte sich das junge Mädchen bald am Fenster und machte sich an den Blumen oder am Vogelkäfig zu schaffen. Zuweilen öffnete sie auch ein Fenster, rückte die Blumentöpfe etwas zur Seite und lehnte sich hinaus, um den Blick über die Dächer gleiten zu lassen oder hinab in den Hof gegenüber oder zum Himmel hinauf kurz, überallhin, nur nicht hinab in den Garten des Oberbootsmanns.

Sie würdigte Per überhaupt keines Blickes, sosehr er sich auch anstrengte, der stummen Sprache eine telegrafische Verbindung über den Bretterzaun hinweg zu eröffnen. Aber eines Morgens, als er aus der Haustür trat, erblickte er sie zum ersten Mal außerhalb des Hauses. Sie kam gerade aus dem Bäckerladen und überquerte die Straße – in grünen Plüschpantoffeln, einen Henkelkorb in der Hand. Er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als er bemerkte, wie unglücklich, ja erbittert sie war, daß er ihr unter so wenig anziehenden Umständen begegnete; aber diese Verschämtheit machte sie in seinen Augen nur noch anziehender, und er entschloß sich, den Hut zu ziehen. Sie tat, als sähe sie ihn nicht. Doch noch am selben Nachmittag verschaffte sie sich ein glänzende Genugtuung. Per kehrte gerade von einem seiner kurzen Spaziergänge auf der Langelinje zurück, als sie in einer feschen hellen Frühlingsjacke, eine große Seidenschleife unterm Kinn und mit schleierumwogtem Hut aus der Haustür des Onkels trat. Sie blieb einen Augenblick auf der Schwelle stehen, um den letzten Knopf an einem Paar neuen schwarzen Handschuhen zuzuknöpfen. Darauf ging sie langsam, beide Hände in den Jackentaschen, nach dem Wall hinunter, ohne auch nur einen kurzen Blick nach der Seite geworfen zu haben, von der Per kam. Doch auch diesmal mußte er lächeln. Er hatte nämlich vorher ihr Gesicht in Meister Jacobæus' Spion bemerkt, und er erriet, daß sie ihn hatte ausgehen sehen und daß sie in all ihrem Staat da oben gestanden hatte, um auf seine Rückkehr zu warten.

Pers Interesse war erwacht, und er beschloß eine kühnere Annäherung. Er beauftragte Trine, sich nach der Schneiderwerkstatt zu erkundigen, wo sie lernte, und auch, wann sie dort wegzugehen pflegte. Und eines Abends gegen sieben Uhr überraschte er sie am Nørrevold, als sie gerade ein Schaufenster betrachtete.

Er grüßte mit vollendeter Höflichkeit und bat um die Erlaubnis, sich ihr vorstellen zu dürfen. Zu seiner Verwunderung zeigte sie sich durch seine Aufdringlichkeit nicht beleidigt. Es schien, als fände sie es mit provinzieller Einfalt ganz natürlich, daß zwei Nachbarn, die sich in der großen Stadt begegneten, eine Unterhaltung begannen und gemeinsam ihren Weg fortsetzten. Ganz aufrichtig war diese Treuherzigkeit allerdings nicht. Sie verriet das selbst, als sie sich Nyboder näherten und sie plötzlich stehenblieb und erklärte, nun dürfe er sie nicht weiter begleiten. Per wußte, daß Meister Jacobæus ein strenger und rechtschaffener Mann war, der sich der Verantwortung für die junge Nichte voll bewußt war. Er verlangte denn auch keine Erklärung, sondern verabschiedete sich mit dem Wunsch auf ein »baldiges Wiedersehen«.

In der folgenden Zeit trafen sie sich häufig und gingen ein Stück zusammen nach Hause. In stillschweigender Übereinkunft schlugen sie jedoch vorsichtshalber den Weg durch Kongens Have und die Gärtnereien von Schloß Rosenberg ein, wo sie kaum Leuten aus Nyboder begegnen konnten. Außerdem verlängerte Per jedesmal den Weg ein wenig, ohne daß sie etwas dagegen einzuwenden hatte.

Fransisca, so hieß das junge Mädchen, war mittelgroß, blond, schlank, fast mager, aber wohlgestalt. Das Eigentümlichste an ihr war ihr Gang, der auf etwas Gerades und »Sicheres« in ihrem Charakter deutete. Wenn sie die Straße hinabschritt, die Hände in den Jackentaschen, den jungen Busen keck vorgeschoben, machten die Passanten ihr unwillkürlich Platz. Per amüsierte sich über die gierigen Blicke, die ihr die Herren zuwarfen. Ihr weißes Gesicht mit den rosigen Wangen hatte oft einen mürrischen Ausdruck, ihre Brauen waren finster zusammengezogen, was jedoch nichts zu bedeuten hatte; es war nur ihre Art, sich in der fremden Umgebung Geltung zu verschaffen. Mit dieser herausfordernden Miene wollte sie den guten Kopenhagenern zu verstehen geben, daß es in Kjerteminde auch Leute gab.

Ihr scheinbar kühnes Verhältnis zu Per hatte sich aus derselben geheimen Angst ergeben, für eine Unschuld vom Lande gehalten zu werden. Und Per mißverstand diese Freimütigkeit nicht; dazu war sie viel zu nahe verwandt mit seinem eigenen jütischen Geltungsbedürfnis.

Überhaupt hatte die Tatsache, daß sie beide aus der Provinz waren, das gegenseitige Verständnis in hohem Grade gefördert. Ja selbst Pers Verliebtheit in sie konnte auf seine früheren Eindrücke zurückgeführt werden, denn sie rief durch die Art ihrer Schönheit, durch ihre Manieren und ihren ländlichen Dialekt in ihm Erinnerungen an die hellblonden, walkürenhaften Bürgertöchter seiner Heimat wach, denen seine ersten erotischen Gefühle gegolten hatten.

Zum Unglück brach jetzt eine Reihe ungewöhnlich schöner Sommerabende an, hell, klar und farbenstrahlend – so recht geschaffen, um in zwei jungen ungebundenen Herzen Unruhe zu wecken. Allmählich hatten sie ihre Spaziergänge bis um die Seen ausgedehnt, und regelmäßig gingen sie durch die romantischen Anlagen hinter dem teilweise noch erhaltenen östlichen Stadtwall zurück. Dort, in der hoch gelegenen Allee aus alten breitkronigen Bäumen, wandelten sie schließlich mehrmals auf und ab, ehe sie sich zum Abschiednehmen entschließen konnten.

Worüber sie auf diesen langen Wanderungen sprachen? Über das Wetter und die Leute, denen sie begegneten, über gemeinsame Bekannte in Nyboder und über Tagesneuigkeiten – niemals über Liebe. Per versuchte es kein einziges Mal. Zu Anfang vermied er es, um sie nicht zu erschrecken. Dann umging er das Thema um seiner selbst willen – aus Furcht vor der Macht, die sie mehr und mehr über ihn gewann.

Er hatte sich ihr ursprünglich ohne bestimmte Absicht genähert, hatte rein gewohnheitsmäßig Zerstreuung im Umgang mit einem jungen Mädchen gesucht. Seine Arbeit hatte sein Interesse völlig beansprucht und sein überanstrengtes, blutüberfülltes Gehirn so an seinen Körperkräften gezehrt, daß auch der Verstärkungsfonds aufgebraucht wurde, der in der Jugend die erotischen Nöte verursacht. Gegen jede Gewohnheit verlangte er nichts von dem Verhältnis. Doch die verklärte Feststimmung, in die die Natur Abend für Abend geriet, der strahlende Goldglanz, der um die Zeit ihres Stelldicheins Stadt und Umgebung in ein Märchenland verwandelte, das Geheimnisvolle ihrer Zusammenkünfte, wozu sie Fransiscas wegen gezwungen waren, die Unruhe und Angst, die sie beim Abschied nicht länger vor ihm zu verbergen vermochte – all das hatte ihrem Verhältnis nach und nach einen ihm unbekannten, ja ungeahnten Zauber verliehen. Eines schönen Tages entdeckte er, daß er bisher nicht wirklich gewußt hatte, was Liebe war.

Und er hatte recht.

Zum ersten Mal liebte er jetzt. Zwar war er in gewissen Dingen seinem Alter weit voraus, aber im Reich der Gefühle hatte er wie ein Kind oder ein Wilder gelebt. Nun hatte er das beklemmende Gefühl, daß sich in seinem Innern eine mystische Geburt vollzog, daß sich ihm eine neue Welt offenbarte. Bisher hatte Per Frauen gegenüber stets versucht, den Weg von Worten zu Taten so kurz wie möglich zu halten; nun war er in seinem Verhältnis zu diesem jungen Mädchen das Zartgefühl selbst, so ritterlich in seinem Verhalten, so ängstlich darauf bedacht, sie nicht zu verletzen, daß es beispielsweise lange dauerte, ehe er den Mut faßte, sie beim Abschied um einen Kuß zu bitten. Als sie es ihm gestattete und er sah, wie sie errötete, bereute er fast seine Kühnheit. Er hatte das Gefühl, ein Heiligtum zu entweihen, als er ihren mädchenhaften Mund berührte und die Wärme von ihren Lippen stahl.

Im Spätsommer fuhr Fransisca zu einem längeren Besuch nach Hause. Obwohl sie sich in letzter Zeit regelmäßig getroffen hatten und auch unvorsichtig genug gewesen waren, ihren immer zärtlicheren Abschied in die unmittelbare Nähe von Nyboder zu verlegen, wußte doch niemand von ihrem Verhältnis – niemand außer Trine. Mit der beinahe hellseherischen Phantasie, die das einfältige Mädchen entwickelte, wenn es sich um Per handelte, hatte sie längst alles entdeckt. Übrigens war er einmal sogar genötigt gewesen, sie einzuweihen, denn sie sollte einen wichtigen Brief ins Nachbarhaus befördern – ein schwieriger und keinesfalls ungefährlicher Auftrag, den sie jedoch erledigt hatte, als sei er eine göttliche Sendung gewesen. Unter dem selbsterdachten Vorwand, sie wolle eine Klammer holen, die über den Zaun geweht sei, hatte sie sich Zutritt zu Meister Jacobæus' wohlbehütetem Haus verschafft und auch glücklich ihre geheime Nachricht in die richtigen Hände gelegt. Doch als Per dann gegangen war, schlich sie auffallend bleich und still umher und suchte so oft im Bedürfnishaus Zuflucht, daß Madam Olufsen glaubte, sie sei krank, und sie schließlich ins Bett schickte und ihr ein kräftiges Senfpflaster auf den Magen legte.

Als Fransisca im Oktober zurückkehrte, erreichten die Gefühle der beiden bald eine solche Innigkeit, daß gehandelt werden mußte. Per war voller Unruhe. Entschieden wies er den Gedanken von sich, seine Gefühle in den Versuch münden zu lassen, sie zu entführen. Andererseits konnte er sich auch nicht gut denken, ihr Einvernehmen mit einer feierlichen Verlobung zu besiegeln; ohne Zweifel sann Fransisca nur darauf, das erwartete sie ungeduldig. Einige Male hatte sie ihn – ganz unaufgefordert – in ihre Familienverhältnisse eingeweiht und gelegentlich sogar ein paar Worte über die recht guten Vermögensverhältnisse ihres Vaters fallenlassen. Doch sich mit der Tochter eines Sattlers aus Kjerteminde zu verheiraten – das erschien ihm völlig unvereinbar mit dem Lebensziel, das er sich gesetzt hatte. Sooft ihn die Versuchung überkam, sah er Neergaard vor sich und mußte an dessen Worte vom Schweinehirten als Prinz denken, die er schon einmal in Flammenschrift als spöttisches Menetekel hatte leuchten sehen.

Da ereignete sich etwas, das alles zu einem unvermuteten und jähen Abschluß brachte.

Schon seit einiger Zeit hatte Meister Jacobæus den Ausflüchten mißtraut, mit denen seine Nichte ihre immer spätere Rückkehr aus der Schneiderwerkstatt erklärte. Eines Tages beschloß er, hier einmal nachzuforschen. Es kam zu einem Verhör, in dessen Verlauf er dem Mädchen schließlich ein vollständiges Geständnis abzwang.

Am nächsten Tag fand sich Meister Jacobæus bei Per ein und fragte ihn kurz, ja sogar ohne sich zunächst vorzustellen, ob er die Absicht habe, seine Nichte zu heiraten. Per suchte sich zuerst herauszureden, bat ihn, Platz zu nehmen, und tat, als verstünde er ihn nicht. Doch mit einer Kopfbewegung verbat sich der erzürnte Mann alle Redensarten und forderte klaren Bescheid. Ein Ja oder ein Nein wolle er – nichts weiter.

Per zögerte noch mit der Antwort. Er dachte daran, daß er Fransisca sicherlich nie wiedersehen würde, wenn er jetzt nein sagte – und das Herz wurde ihm schwer dabei. Er sah sie vor sich, wie sie jetzt ohne Zweifel im Nachbarhaus umherging und in Angst und Spannung auf den Ausgang der Unterredung wartete. Ihn durchzuckte in diesem Moment wie ein Blitz der Gedanke, alle fragwürdigen Träume von zukünftiger Größe fahrenzulassen, diesen einen kleinen Glückssperling zu behalten, den er in der Hand trug, und die buntschillernden Vögel hoch oben auf den Dächern und Zinnen zu vergessen, die ihm die Erfüllung seiner Träume zu versprechen schienen. Doch da tauchte wieder Neergaards kahler Schädel vor ihm auf. Und er richtete sich auf und antwortete mit einem offenen Nein.

Nun kam es zu einer Szene, an die er später nie denken konnte, ohne sich vor Scham in die Lippe zu beißen. Beide Hände in den Hosentaschen, trat Meister Jacobæus mit zwei schweren Schritten so nahe an ihn heran, daß sein graues Vollbarthaar Pers Gesicht berührte. Der fremde Mann nannte ihn einen Strolch, einen Lümmel, einen Straßenjungen und teilte ihm mit, falls er sich seiner Nichte noch ein einziges Mal nähere, werde er durchgeprügelt und wie ein räudiger Hund aus Nyboder vertrieben.

Vor Wut war Per kreideweiß geworden, aber er rührte sich nicht und sagte auch kein Wort. Doch nicht die Drohungen des Mannes brachten ihn zum Schweigen; er hatte schon früher geballten Fäusten gegenübergestanden. Als er den Mann auf sich zukommen sah, hatte er denn auch zuerst daran gedacht, ihn an der Kehle zu packen und gegen die Wand zu pressen und da festzuhalten, bis seine Wut vergangen war. Aber als er in das bleiche, verzerrte Gesicht mit dem bebenden Mund sah, der noch deutlicher als alles Gestotter ausdrückte, wie nahe dem Alten die ganze Sache gegangen war, wie sie ihn geplagt und gedemütigt hatte, regte sich in ihm ein Schuldgefühl, das seine Hand zurück und seinen Mund verschlossen hielt.

Später, als Meister Jacobæus gegangen war, mußte sich Per allerdings fragen, worin sein Vergehen eigentlich bestand. Er hatte Fransisca nichts Böses antun wollen. Wenn er vorher geahnt hätte, daß sich ein Liebesverhältnis zwischen ihnen entwickelte, wäre er ihr sicher ferngeblieben. Im übrigen hatte er ihr Vertrauen nicht mißbraucht. Die Küsse, die sie in aller Unschuld gewechselt hatten, konnten doch wahrhaftig keinen Schatten auf ihre Zukunft werfen. Was für ein Unglück war denn eigentlich geschehen?

Wieder einmal hatte ihn also sein »Gewissen« überlistet – dieses unbestimmbare, gespenstische Etwas, das einem plötzlich einen Zauberspiegel vor die Augen hielt, in dem man sich in häßlicher Verzerrung erblickte. Er hatte sich frei geglaubt von allen Auswüchsen und Buckeln der Seele, und nun stand er hier beschämt wie ein Narr. Aus Ärger darüber vergaß er fast Fransisca und den Abschied von ihr.

Jetzt stellte sich zudem heraus, daß Meister Jacobæus' Drohungen völlig überflüssig gewesen waren. Schon am nächsten Tag reiste Fransisca nämlich auf eigenen Wunsch zurück nach Fünen. Zwei Tage später erhielt Per mit der Post allerlei Kleinigkeiten, die er ihr hin und wieder geschenkt hatte. Sie schickte sie zurück ohne ein einziges Begleitwort, geschweige denn einen Vorwurf, aber jeder einzelne Gegenstand im Paket war sorgfältig in rosenrotes Seidenpapier gehüllt. Und wie Per das nun in der Hand hielt, widerfuhr ihm eine neue Demütigung. Die Augen wurden ihm feucht. Er konnte es nicht verhindern. Ja, hätte er das Ganze nicht schnell in ein Schubfach eingeschlossen, wäre ihm leicht die noch größere Schmach zuteil geworden, Tränen zu vergießen.

Dennoch war ihm das Glück wieder hold. Wenige Tage später geschah etwas, was ihn nicht nur die plötzliche Vertreibung aus dem Paradies der Liebe vergessen ließ, sondern ihm beinahe wie ein aufmunternder Wink des Schicksals erschien – eine Belohnung für seine Standhaftigkeit. Lange hatte er mit der Windstille gekämpft und auf eine günstige Brise für seine Abenteuerfahrt durch das Leben gewartet – nun erhob sich ein wahrer Sturm von Ereignissen um ihn her und trug ihn hinaus auf das offene Meer.

 

Schon vor einiger Zeit war er mit der Ausarbeitung seines Projekts so weit gekommen, daß er geglaubt hatte, es erneut einer Autorität zur Prüfung vorlegen zu können. Diesmal hatte er sich an den Vorsitzenden der Ingenieurvereinigung gewandt, einen pensionierten Pionierobersten, von dem er oft gehört hatte, er sei ein vorurteilsfreier Mann und ein einsichtsvoller Techniker mit bedeutendem Einfluß. Er war auch Chefredakteur der sehr angesehenen Monatsschrift der Vereinigung. Per hatte ihm seine Übersichtspläne geschickt. In einem beigefügten, mit »P. Sidenius, Ingenieur« unterzeichneten Brief hatte er eine gedrängte Darstellung seiner Ideen gegeben und freimütig die Hoffnung geäußert, der Herr Oberst werde die Bedeutung der dargelegten Gedanken erkennen und sie zur Veröffentlichung in der Monatsschrift empfehlen.

Ein paar Wochen hatte er nun auf Antwort gewartet und schon alle Hoffnung, aufgegeben, jemals eine zu bekommen. Da erhielt er einen Brief von dem Obersten, in dem er schrieb, er habe sich »mit besonderem Interesse« mit dem Entwurf bekannt gemacht und bitte ihn, gelegentlich zur Geschäftszeit bei ihm vorzusprechen und die erwähnten Detailpläne mitzubringen, damit sie eingehender über die Sache reden könnten.

Nachdem Per das Schreiben überflogen hatte, klopfte er sofort mit dem Handrücken an die Zimmerdecke, ein Zeichen für Trine, herunterzukommen.

»Rufe mir die Alten!« befahl er.

Dann holte er eine Flasche mit einem Rest Schwedenpunsch aus der Tiefe seines Kleiderschranks, stellte drei Gläser in einer Reihe auf den Tisch und füllte sie.

»Was ist denn auf einmal los?« fragte Madam Olufsen und steckte ihren papillotengeschmückten Kopf zur Tür herein, während man den Oberbootsmann beschwerlich die steile Treppe hinabpoltern hörte.

»Neuigkeiten, Madam Olufsen! . . . Kommen Sie und gratulieren Sie mir!«

»Mein Gott, Herr Sidenius, haben Sie sich verlobt?«

»Diesmal nicht, sagte das alte Weib. Nein, Madam Olufsen, etwas viel Beßres!«

»Haben Sie in der Lotterie gewonnen?«

»Hm, ja, so kann man's auch nennen . . . Prost, meine alten Freunde! Und danke schön für alles Gute! Prost, Oberbootsmann! . . . Erschrecken Sie nicht, wenn Sie in Kürze von mir hören sollten!«

Schon am nächsten Tag stand Per vor der Tür des Obersten, seine Zeichenrollen unter dem Arm. Ein Mädchen öffnete ihm. Nachdem er in einer Art Diele ein wenig gewartet hatte, während das Mädchen seine Karte hineinbrachte, wurde er in ein großes, helles Arbeitszimmer geführt, dessen drei Fenster den Blick in einen Garten freigaben. Ein kleiner Mann mit rotem Gesicht und krausen Haaren erhob sich hinter dem Schreibtisch und ging ihm lebhaft entgegen, einen Kneifer in der Hand. Doch mitten im Zimmer blieb der Mann stehen, setzte sich den Kneifer auf die Nase und betrachtete Per ein paarmal von Kopf bis Fuß mit allen Zeichen unangenehmer Überraschung.

»Was denn?« fragte er. »Sie sind . . . Herr Ingenieur Sidenius?«

»Ja!«

»Aber – du großer Gott! – Sie sind ja ein blutjunger Mensch.«

»Oh«, erwiderte Per ein wenig gekränkt. »Ich bin immerhin volle zweiundzwanzig.«

»Ja, aber . . . ja, aber . . . dann ist das Ganze doch ein . . .«

Offenbar wollte er »Mißverständnis« sagen. Er besann sich aber und wippte eine Weile auf dem Absatz, wie ein Mensch, der sich über eine begangene Dummheit ärgert und nun nicht weiß, wie er das am besten verbergen soll. »Nun, ja . . . setzen Sie sich doch«, begann er schließlich ziemlich unwillig. »Wir können ja auf alle Fälle darüber reden.« – Mit einer Handbewegung wies er Per einen Platz auf einem kleinen Rohrsofa neben dem Schreibtisch an und setzte sich in einen breiten Lehnstuhl davor. Dann fuhr er in demselben Ton fort: »Wie ich Ihnen bereits mitteilte, fand ich unter einem Wust von Unmöglichkeiten um nicht zu sagen Verrücktheiten – in den von Ihnen eingeschickten Plänen einiges, das – vielleicht – Beachtung verdiente. Das heißt allerdings – die Idee selbst, ein weitverzweigtes jütisches Kanalsystem zu schaffen, und die Dinge, die Sie damit verbinden, finde ich – milde ausgedrückt – ein bißchen zu jugendlich. Das Projekt lasse ich also unbeachtet. Was hingegen die Umregulierung der östlichen Fjordmündungen angeht, so beruht dieser Gedanke immerhin auf einer recht vernünftigen Grundlage . . . wie ja auch die Art, in der Sie das Vorhaben ausführen wollen, tatsächlich zum Teil neue Gesichtspunkte und Beobachtungen verrät.«

Während er sprach, drehte er langsam ein Lineal in seiner Hand herum und betrachtete Per mit einem scharfen Blick über den Kneifer, der fast waagerecht auf der äußersten Spitze seiner rötlichen Nase saß. Sein Ton war nach und nach weniger abweisend geworden. Pers gesundes Aussehen, seine breitschultrige Gestalt gefielen dem alten Offizier offenbar.

Plötzlich hielt er mitten in seiner Rede inne, und in neuerlicher Überraschung stemmte er beide Hände in die Seiten und rief aus: »Aber – zum Teufel noch mal – wie sind Sie junger Kerl eigentlich auf die verrückte Idee gekommen, solch ein unsinniges Projekt zu entwerfen? Praktische Bedeutung kann es doch unmöglich für Sie haben. Offen gestanden sehen Sie mir mehr danach aus, als hätten Sie hübsche Mädchen und dergleichen Dinge im Kopf statt Logarithmen und Bodenberechnungen.«

Per hielt es für das richtigste, über diese Bemerkung zu lachen, obwohl sie ihm nicht gefiel. Nun erzählte er offenherzig, daß er sich bereits seit einer Reihe von Jahren mit der Aufgabe beschäftigt habe, die ihn gewissermaßen schon als Junge begeisterte. Als er in Fluß gekommen war, redete er bald in wohlgesetzten Wendungen und stellte mit recht unbeherrschtem Selbstbewußtsein die Bedeutung der Sache heraus. Unter Hinweis auf ausländische Beispiele warf er den Autoritäten hierzulande vor, seit Beginn des Eisenbahnbaus die Entwicklung der natürlichen Verkehrswege des Landes, der Wasserstraßen, auf unverzeihliche Weise vernachlässigt zu haben. Sie seien fast unbenutzt und würden allmählich zum größten Schaden für das Land und seine Bevölkerung verlanden.

Der Oberst, auf dessen Gesicht während Pers langer Rede ein Lächeln gespielt hatte, brach nach diesem Angriff unwillkürlich in Gelächter aus.

»Hören Sie – Sie sind weiß Gott mutig! Ich glaube fast, Ihr Projekt soll obendrein eine Herausforderung an uns alte Haudegen sein, die wir die Landesinteressen schmählich vernachlässigt haben! Und dann verlangen Sie sogar noch das Recht, uns in unserer eigenen Zeitschrift zu kritisieren und zu verhöhnen. Ich muß schon sagen, das ist le comble! . . . Bringen Sie hier Ihre Detailpläne mit? Lassen Sie mal sehen!«

Per entrollte seine Zeichnungen eine nach der anderen und legte sie vor ihn auf den Schreibtisch.

»Du großer Gott!« rief der Oberst entsetzt aus. »Das ist ja ein ganzes Archiv! Wie sind Sie bloß auf all das gekommen? Das ist ja der reine Wahnsinn, mein Lieber! Und dabei sehe ich noch keinen Entwurf der Fjordregulierungen, von denen wir sprachen. Das interessierte mich nämlich am meisten.«

Per rollte seine letzte Zeichnung auf, einen riesigen Plan, der fast den ganzen Tisch bedeckte. Das Ergebnis halbjährigen eisernen Fleißes lag mit diesem Blatt vor. Da waren Umrisse und Querschnitte von Parallelbauten, von Einbauten, Faschinenbekleidungen, Stützmauern und so weiter – alles sorgfältig, fast pedantisch genau ausgeführt bis zu den Maßstäben und den wie gedruckt aussehenden Überschriften.

Der Oberst setzte seinen Kneifer fester auf die Nase und nahm einen Zirkel aus seinem Besteck.

»Wie Sie vielleicht wissen«, begann er nach einer Pause, durch die er unfreiwillig zu erkennen gab, wie beeindruckt er war, »wie Sie vielleicht wissen, dachte man vor etwa zehn Jahren tatsächlich an eine Vertiefung gerade dieser Fjordeinfahrt und an einen Umbau des Hafens. Ich wurde damals deswegen um Rat gefragt . . . und vielleicht sind die Erinnerungen, die durch Ihren Plan wieder in mir geweckt wurden, schuld daran, daß ich . . . ja, daß ich . . . Na, nehmen Sie sich einen Stuhl, rücken Sie näher und erzählen Sie mir, wie Sie sich das Ganze gedacht haben.«

Länger als eine Stunde saßen die beiden Männer in Messungen und Berechnungen vertieft nebeneinander. Wieder und wieder warf der Oberst den Zirkel hin und erklärte alles für das Werk eines Verrückten; doch im nächsten Augenblick sprach er sich mit warmer Anerkennung über irgendeinen glücklichen Gedanken, eine kluge Ausnutzung des Geländes, eine gut abgepaßte Fundierungsmethode oder ähnliches aus.

Per war die ganze Zeit über völlig ruhig, zeigte sich im Gegensatz zu dem Älteren als die Kaltblütigkeit selbst. Mit kluger Überlegung gab er in allen weniger wesentlichen Punkten nach, um desto wirksamer seine Ansichten da zu verteidigen, wo die Hauptangriffe auf seine Arbeit geführt wurden. Die lange Verhandlung entwickelte sich allmählich zu einer Art Duell zwischen dem jungen und dem alten Ingenieur, wobei der letztere mehr als einmal zum Schweigen, manchmal sogar zu Zugeständnissen gebracht wurde. Ja, der alte Offizier wurde schließlich so eifrig, daß auch das zuvor höhnisch abgelehnte Kanalprojekt mit seinen Schleusenanlagen und dem großen Hafen an der Westküste zu genauerer Untersuchung hervorgeholt wurde.

Rot vor Anstrengung, schob der Oberst plötzlich alle Papiere von sich und sagte: »Lassen Sie mir Ihre Unterlagen acht Tage hier. Wir wollen mal sehen, ob sich nicht was daraus machen läßt . . . Müssen den Weizen von der Spreu scheiden, von der schrecklichen Masse Spreu. Ehe überhaupt die Rede davon sein kann, es in unserer Monatsschrift zu veröffentlichen, muß alles erst einmal zusammengedrängt werden . . . Ich werde sehen, was ich ausrichten kann. Jetzt, da ich Ihre Ideen besser verstehe, räume ich ein, daß man den Plan im Zusammenhang betrachten und ihn als Ganzes darstellen muß, damit er zu seinem Recht kommt. Als reines Gedankenexperiment betrachtet, ist er jedenfalls sehr beeindruckend und wird in Technikerkreisen sicherlich Interesse finden. Sie haben Ideen, junger Mann! . . . Wie alt, sagten Sie, sind Sie?«

»Zweiundzwanzig.«

»Ein glückliches Alter! . . . Also, kommen Sie in einer Woche wieder zu mir.« Der Oberst drückte Per herzlich und kollegial zum Abschied die Hand. »Was für Augen Sie haben, Teufel noch mal!« bemerkte er plötzlich und hielt Pers Hand fest. »Wo haben Sie die bloß her? Sie sehen die Leute an wie ein hungriger Wolf. Na, denn gute Jagd!« Er verabschiedete sich schließlich lachend und schüttelte noch einmal die Hand des Jüngeren.

Als Per auf die Straße trat, erschien ihm die Welt wie verwandelt. Die Luft war wunderbar mild, der Himmel war gleichsam höher geworden, und die Menschen dünkten ihm sonderbar klein.

Jetzt nur Ruhe! dachte er und zwang sich, die Angelegenheit nüchtern zu betrachten. Herr Gott, es war ja nur gekommen, wie es einmal hätte kommen müssen. Wenn das Heft der Zeitschrift vorlag, wollte er es an keinen schicken, auch nicht an die Eltern oder an ein Familienmitglied – es würde bestimmt auch so in ihre Hände gelangen. Vorläufig hatte all das ja noch nichts zu bedeuten. Es war nur der allererste winzig kleine Schritt auf dem Weg zum Ruhm, den er nun endlich getan hatte. Jetzt galt es, sich auf den nächsten, größeren vorzubereiten. Vor ihm stand die weit schwierigere Aufgabe, seine Ideen mit Leben zu erfüllen, für sie zu werben und ihnen Anhänger unter den leitenden Männern und in der Bevölkerung zu verschaffen.

In den folgenden Tagen hielt er sich wieder oft in den Billardstuben auf, um die Zeit totzuschlagen und seine Ungeduld zu betäuben, bis er sich wieder beim Obersten einfinden konnte. Eines Abends kam er in ein Café am Kongens Nytorv und traf hier Fritjof, den er seit jenem Gespräch nach dem Gelage im »Gryde« nicht wiedergesehen hatte, wo sich der rauhe Kämpe in seiner Trunkenheit als furchtsam zitternder Konfirmand offenbart hatte. Jetzt thronte er wieder in all seiner Künstlermajestät als Wortführer inmitten eines Kreises junger schweigender Schönheitsverehrer, die alle wie er Gesellschaftskleidung trugen und Mineralwasser und Kognak nach einem Großhändlerbankett tranken. Fritjof hatte den breitkrempigen grauen Rubenshut in den Nacken geschoben. Seine Hände ruhten auf dem Knauf eines furchteinflößenden Bambusstockes, den er zwischen die ausgestreckten Beine gepflanzt hatte.

»Zum Teufel! Ist das nicht Salomons junger Aladin?« rief er laut, als Per eintrat. Er begrüßte ihn mit einer gnädigen Handbewegung. »Wo hat der Geist der Lampe Sie bloß so lange festgehalten? – Setzen Sie sich zu uns!«

Aber Per hatte keine Lust, in diese Gesellschaft aufgenommen zu werden, und setzte sich etwas abseits an einen Tisch. Als Fritjof erneut fragte, warum er sich so lange unsichtbar gemacht habe, antwortete Per kurz, er sei durch Arbeit in Anspruch genommen worden.

Fritjofs kraftstrotzenden Körper erschütterte ein olympisches Lachen.

»Ja, das ist wahr! Sie gehören ja auch zu diesen modernen Nützlichkeitsmenschen, für die Nathan jetzt Propaganda macht. Na, ich danke! – Sie waren möglicherweise damit beschäftigt, Wasser aus unseren unschuldigen kleinen Seen zu schöpfen, wie? Haben Sie vielleicht den idealen Einfall gehabt, die Kreidefelsen von Möen in Stücke zu schlagen und Mörtel daraus zu machen? Oder haben Sie sich auf andere Weise um den Fortschritt verdient gemacht und zur Verschönerung und Verbesserung unseres Vaterlandes beigetragen?«

Per sah über den Kreis der jungen Künstler hinweg, die sich träge und schlaff auf den Stühlen lümmelten, als grübelten sie über innere Offenbarungen. Er zündete sich eine Zigarre an und sagte leichthin: »Es ist bestimmt ganz gut, daß wir nicht alle mit dem Genie geboren werden, Paradiese zu schaffen – lediglich auf einem Stück Leinwand.«

»Nein, natürlich! Es lebe die Industrie! Ein Hoch auf die stinkenden Fabrikschornsteine! Der Herr möge unser Kanalisationssystem verbessern! Sagen Sie mir, junger Mann, haben Sie je gesehen, wie solche neumodische Glückseligkeit, auf der Maschine fabriziert, eigentlich aussieht? Tun Sie mir den Gefallen und bemühen Sie sich mal in eine unserer kleinen Gassen und schauen Sie sich die kellerbleichen Gestalten an, die da wie Maden in einem stinkenden Käse wimmeln. Oder spazieren Sie durch die Stadtteile der feinen Räuber, gehen Sie hinauf zu den millionenschweren Juden mit ihren fetten Weibern . . . Fäulnis auf der ganzen Linie, mein Freund! Ach, zum Gotterbarmen! – Und das nennt man Fortschritt! Das sollen die Segnungen der Wissenschaft sein! Zum Gotterbarmen, wiederhole ich! – Nein, da lobe ich mir ein treuherziges Schaf von Bauersmann, der vergnügt hinter seinem Pflug singt und dem Herrgott die Weltverbesserung überläßt. Er ist im Grunde mehr Mensch als all die verlogenen Verkünder des modernen Fortschritts. – Was meint ihr dazu?« wandte er sich an seine schweigsamen Tischgenossen, die mit beifälligem Gemurmel antworteten.

Da Fritjof dem Wein schon sehr zugesprochen hatte, wunderte sich Per nicht über diese Äußerungen, die an die Worte jener Nacht im »Gryde« erinnerten. Doch die wiederkehrenden höhnischen Anspielungen auf Dr. Nathan begriff er nicht, da doch Fritjof einst dessen lautstarker Bewunderer gewesen war. Aber er fand es zwecklos, die Unterhaltung fortzusetzen, und so machte er sich mit einem Achselzucken an die Lektüre einer Zeitung.

Im selben Augenblick wurde die Tür zur Straße aufgerissen. Damen in Theatergarderobe und Herren mit lose über die Schultern gehängten Mänteln stürmten herein und besetzten in wenigen Minuten jeden Sitzplatz des eben noch fast leeren Cafés. An diesem Abend hatte im Königlichen Theater eine Uraufführung stattgefunden, und alle diese Leute standen noch unter dem Eindruck und der Spannung des bewegten fünften Akts. Die Namen des Autors und der Schauspieler wurden genannt und die Rollen besprochen. An vielen Stellen rief der Sinn des Stücks leidenschaftliche Diskussionen hervor. Aber auch Fritjof und die anderen Künstler, von denen einige trotz ihrer Jugend schon bekannt waren, erregten allmählich große Aufmerksamkeit unter den Gästen. Ringsum an den Tischen steckte man die Köpfe zusammen, wies auf sie und tuschelte. In einer Ecke saß ganz für sich allein ein blasser junger Mann, dessen mephistophelisches Aussehen ebenfalls die Augen vieler auf sich zog. Es war der Dichter Poul Berger, einer der vielen Schüler des großen Enevoldsen, der allgemein als der literarische Erbe jenes Sprachverfeinerers galt, der kürzlich bei der Formulierung eines Nachsatzes gestorben war. Per hörte einige Damen am Nachbartisch interessiert von ihm und seinen Gedichten reden. Er selbst erinnerte sich jetzt auch an ihn. Berger war damals auf Fritjofs großem Bacchanal auf einen Stuhl gesprungen, um auf Dr. Nathan zu trinken und schließlich in toller Ausgelassenheit sein Glas zwischen den Fingern zu zerdrücken.

Und plötzlich befiel Per tiefe Niedergeschlagenheit. Er mußte daran denken, daß er – selbst wenn er sich auf seinem Gebiet auch noch so sehr auszeichnete – nie hoffen konnte, so berühmt zu werden wie dieser unbedeutende Versemacher, dessen Name augenblicklich in aller Munde war. Wenn seine Ideen nun veröffentlicht wurden, würde sein Name kaum über den engen Kreis der Techniker hinausdringen. Während die Zeitungen ganze Spalten opferten, um die erste beste Liebesgeschichte zu besprechen, würde sein Werk wahrscheinlich nur in einer kleingedruckten kurzen Notiz erwähnt werden. Ja, wenn er ein Gedicht über das Meer geschrieben oder einen Fluß gemalt hätte, statt Kanalprojekte zu entwerfen . . .

Per erhob sich, um zu gehen. Doch er konnte es nicht lassen, sich an Fritjof zu wenden und zu sagen: »Übrigens finde ich, die Herren Schöngeister können sich hierzulande nicht beklagen. Sie sehen selbst, welche Aufregung ein armseliges Theaterstück hervorrufen kann. Acht Tage lang wird die ganze Stadt über dieses große Ereignis reden.«

»Wofür, zum Teufel, sollten sich die Leute in diesem Lande denn sonst interessieren?«

Per fühlte sich getroffen von diesen Worten. Einen Moment lang sah er ihn schweigend an. »Sie mögen recht haben«, entgegnete er. Er sah über den Künstlerkreis mit einem trotzigen Blick hinweg, der gleichsam eine Art Herausforderung war, und fügte hinzu: »Warten Sie ab, es wird aber bald anders sein!«

»Noch ein verrückter Kerl!« stellte Fritjof fest, als Per gegangen war, und trank sein Glas aus. Seine Tischgenossen griffen ebenfalls nach ihren Gläsern und murmelten beifällig.

 

Per konnte seine Ungeduld nicht länger als die acht Tage zügeln, die der Oberst als Bedenkzeit verlangt hatte. Als er jedoch am neunten Tag wieder in dessen Arbeitszimmer stand, fand er einen völlig anderen Mann vor als den interessierten Kollegen, von dem er eine Woche zuvor ermutigenden Abschied genommen hatte. Der Oberst gab ihm weder die Hand, noch bot er ihm einen Platz an. Mit polternder Grobheit, die offensichtlich nur seine Verlegenheit verdecken sollte, gab er ihm sofort alle seine Zeichnungen mit der Bemerkung zurück, daß er bei genauerer Untersuchung diese Versuche nicht für eine Veröffentlichung in der Zeitschrift als geeignet befunden habe.

»Das Ganze ist zu unreif. Sie sind noch viel zu jung, um selbständig vorzugehen . . . Sie haben zudem nicht mal Ihr Examen gemacht . . . sind auch kein Kandidat, wie ich höre.«

Ach so, dachte Per. Er ist vorsichtig gewesen und hat Nachforschungen angestellt . . . Sich wahrscheinlich bei Professor Sandrup erkundigt. Na, warte nur!

Der Oberst hatte sich inzwischen an den Porzellankachelofen am andern Ende des Zimmers gestellt und musterte mißtrauisch Pers Person und Kleidung bis hinunter zu den Schuhen – ja er warf sogar einen untersuchenden Blick auf den Hut, den Per bei seinem Eintritt auf einen Stuhl an der Tür gelegt hatte.

»Sie heißen Sidenius«, fuhr er nach kurzer Pause fort. »Stammen Sie vielleicht aus der bekannten Pfarrersfamilie gleichen Namens?«

Wie immer, wenn diese Frage an Per gerichtet wurde, tat er, als überhöre er sie. Und nun begann er in ziemlich herausforderndem Ton über die plötzlich geänderte Meinung des Obersten vom Wert seiner Arbeit zu spotten. Der alte Offizier unterbrach ihn schnell und etwas nervös. Er warf ein, jede weitere Diskussion sei überflüssig und völlig zwecklos. Seine Ansichten ließen sich nicht mehr erschüttern.

Es war klar ersichtlich, daß er Per so schnell wie möglich loswerden wollte. Fast hatte es den Anschein, als wolle er ihn gar nicht mehr zu Wort kommen lassen – aus Angst, wieder zu seinen Gunsten beeinflußt zu werden.

»Ich bedaure es«, sagte er schließlich in wohlwollenderem Ton und trat ein paar Schritte vor, »ich bedaure es, wenn ich neulich mit meinen Worten falsche Hoffnungen bei Ihnen erweckt haben sollte; doch ich zweifle im übrigen nicht daran, daß ich mit meiner Ablehnung in Ihrem eigenen wohlverstandenen Interesse handle. Ich spreche Ihnen Ihre Fähigkeiten nicht ab, aber vorläufig brauchen Sie vor allen Dingen eine klarere Erkenntnis dessen, was Ihnen fehlt. Wenn man zweiundzwanzig Jahre alt ist, sollte man überhaupt keinen anderen Ehrgeiz haben als den, etwas zu lernen. Jedenfalls ist es nicht die Aufgabe unserer Zeitschrift, sich der unreifen Versuche junger Leute anzunehmen.«

Nach diesen Worten wandte er sich mit einer Handbewegung ab, die erkennen lassen sollte, daß die Unterredung beendet sei.

Aber Per blieb stehen. »Wie hinfällig muß ich Ihrer Meinung nach sein, Herr Oberst, um mir Hoffnungen machen zu können, daß meine Arbeit anerkannt wird?«

Krebsrot im Gesicht, drehte sich der alte Offizier mit solcher Hast um, daß der Teppich Falten um seine Füße schlug. »Sind Sie wahnsinnig?« schrie er. Als er indessen Pers bebende, leichenblasse Wangen sah, bezwang er sich. Er begriff, daß es zu Handgreiflichkeiten kommen konnte, und aus Furcht vor einem Skandal begnügte er sich damit, zu wiederholen, daß er jede weitere Unterhaltung als zwecklos erachte.

»Aber ich habe Ihnen noch etwas zu sagen, Herr Oberst«, erwiderte Per. »Sie werden es noch bereuen, daß Sie mir die Tür gewiesen haben.«

»Ich glaube, Sie wagen es, mir zu drohen!«

»Nennen Sie es, wie Sie wollen. Doch das nächste Mal, wenn wir uns sehen, werden Sie derjenige sein, der mich aufsucht! . . . Sie haben sich in mir geirrt, Herr Oberst . . . und ich mich in Ihnen. Wenn ich Sie besser gekannt hätte, würde ich Sie wohl kaum bemüht haben. Auf Wiedersehen!«

Der alte Offizier kochte während dieser Rede vor Wut. Doch er antwortete nicht. In seinem Innern tobte ein Kampf. Als sich die Tür hinter Per schloß, ging ein Ruck durch seinen Körper, als wolle er ihn zurückrufen. Aber mit einem »Ach, dieser Grünschnabel« wandte er sich ab und kehrte an seinen Schreibtisch zurück, wo er in seiner Erbitterung schrecklich in irgendwelchen Papieren zu wühlen begann.

Kurz darauf kam seine Frau erschrocken aus dem Wohnzimmer nebenan und erkundigte sich: »Was war das bloß für ein Mensch, der eben bei dir gewesen ist? Du großer Gott! Er hat die Tür zur Diele so kräftig zugeschlagen, daß ein Stück vom Deckenputz herunterfiel.«

»So . . . ja, der wird bestimmt noch mehr Unheil anrichten, und nicht bloß am Deckenputz, dieser Lümmel!«

»Aber was war das für ein Mensch?«

»Ja, was fragst du mich! Ein Verrückter, nehme ich an. Oder ein Scharlatan! . . . Vielleicht ein Genie! . . . Die Zeit wird es erweisen!«


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