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Dämones allein.
Dämones. Ihr ewigen Himmelsmächte! Wer ist glücklicher,
Als ich, der unvermuthet seine Tochter fand?
Wenn Götter einem Menschen Gutes zugedacht,
Dann ist's ein Frommer; dessen Wunsch gewähren sie.
Ich hab' es heute nicht gehofft und nicht gedacht,
Und fand doch meine Tochter nun ganz unverseh'ns.
Die geb' ich einem jungen Mann von edlem Stamm,
Der aus Athen ist und zugleich mit mir verwandt.Woher kennt Dämones den Pleusidippus jezt als seinen Verwandten, von dem er doch vorher noch nichts wußte, und den er noch nie gesehen zu haben schien? Palästra selbst, sollen wir uns denken, hat es ihrem Vater im Hause gesagt, daß Pleusidippus sie liebe, und bei dieser Gelegenheit ist es durch Nennung seines Namens und der Angabe seiner sonstigen Verhältnisse an's Licht gekommen, daß Pleusidippus ein geborener Athener und ein Verwandter des Dämones sei. Köpke.
Ihn will ich rufen lassen, daß er ungesäumt
Herkommt zu mir, und habe deßhalb seinem Knecht
Bereits bedeutet, daß er nach dem Markte geht.
Mich wundert, daß er unser Haus noch nicht verließ.
Ich trete näher an die Thür. (er öffnet die Thüre ein wenig)
Was seh' ich da?
Mein Weib umarmt die Tochter, hängt ihr fest am Hals.
Nein, gar zu toll und widrig ist die Zärtlichkeit.
(er ruft in's Haus hinein)
's wäre doch gescheidter, Frau, du hieltst einmal mit Küssen ein.
Triff doch Anstalt, daß ich alsbald, komm' ich wiederum hinein,
Unsres Hauses Göttern opfre, weil sie unser Haus vermehrt.
Opferschwein' und Lämmer habt ihr. Aber was verweilt ihr Frau'n
Den Trachalio? Doch sieh, da kommt er recht erwünscht heraus.
Dämones. Trachalio.
Trachalio. Wo er sei, ich such' ihn auf, und bringe dann ihn her zu dir,
Meinen Herrn.
Dämones. Erzähl' ihm Alles, wie's mit meiner Tochter ging.
Bitt' ihn, daß er alles Andre läßt und hierher kommt.
Trachalio. Schon gut.
Dämones. Sage weiter, meine Tochter geb' ich ihm zur Frau.
Trachalio. Schon gut.
Dämones. Seinen Vater kenn' ich, und er sei mit mir verwandt.
Trachalio. Schon gut.
Dämones. Eile nur!
Trachalio. Schon gut.
Dämones Er soll zum Abendbrod hier sein.
Trachalio. Schon gut.
Dämones. Alles gut?
Trachalio. Schon gut. Doch weißt du, was ich weiter will von dir?
Denk' an dein Versprechen, daß ich heute frei sein soll.
Dämones. Schon gut.
Trachalio. Sprich für mich, daß Pleusidippus mir die Freiheit schenkt.
Dämones. Schon gut.
Trachalio. Deine Tochter soll ihn bitten: sie erbittet's leicht.
Dämones. Schon gut.
Trachalio. Daß Ampelisca, wenn ich frei bin, mich zum Manne nimmt.
Dämones. Schon gut.
Trachalio. Daß mir durch die That gelohnt wird, was ich Gutes that.
Dämones. Schon gut.
Trachalio. Alles gut?
Dämones. Schon gut. Was du mir thatest, geb' ich dir zurück.
Aber eile jezt zur Stadt, und eilend komm zurück.
Trachalio. Schon gut.
Werde gleich hier sein. Du rüst' indessen Alles zu.
Dämones. Schon gut.
Trachalio. Hol' ihn doch samt seiner Güte Hercules! Noch immer gellt
Mir das Ohr: ich mag ihm sagen, was ich will, so heißt es: gut!
(ab.)
Dämones. Gripus.
Gripus. Wann kann ich mit dir sprechen, Herr?
Dämones. Was gibt es denn?
Gripus. Wenn du Verstand hast, hab' ihn bei dem Koffer hier:
Was gute Götter dir gegönnt, das halte fest.
Dämones. Und scheint's dir billig, daß ich andrer Leute Gut
Das meine nenne?
Gripus. Wenn ich's nun im Meere fand?
Dämones. Nun, desto besser ist's für den, der es verlor;
Doch wird der Koffer darum um nichts weiter dein.
Gripus. Du hast zu viel Gewissen; darum bleibst du arm.
Dämones. O Gripus, Gripus! In des Menschen Leben gibt's
Gar viele Schlingen, wo man ihn durch Listen fängt.
Lockspeise legt man allezeit daneben hin;
Und wer in arger Gierde nach der Speise hascht,
Der wird für seine Gierde dann der Schlinge Raub.
Doch wer bedächtig, klug und sein sich vorgeseh'n,
Der darf des Wohlerworbnen wohl und lang sich freu'n.
Die Beute wird zur Beute wieder, scheint es mir,
Und geht mit reicherem Schaze, denn sie kam, davon.
Verbergen soll ich, was man mir als fremdes Gut
Gebracht hat? Euer Dämones thut solches nie.
Der Weise nimmt sich billig jederzeit in Acht,
Daß sein Gesinde nichts erfährt, wenn er gefehlt.
Nun mir die Freude wurde, rührt mich kein Gewinn.
Gripus. Oft sah ich Lustspieldichter schon in gleicher Art
Solch weise Sprüche sprechen, und es ward beklatscht,
Wenn sie dem Volk so weise Sitten vorgeführt.
Doch, ging für sich dann Jeder seines Weges heim,
So that doch Keiner, wie es ihm empfohlen ward.
Dämones. Geh heim, und sei nicht lästig, zähme deinen Mund!
Ich werde dir nichts geben: hoffe nicht umsonst!
Gripus. So mögen die Götter Alles, was im Koffer ist,
In Asche wandeln, ob es Gold, ob's Silber sei!
(geht ab.)
Dämones. Da steckt's, warum die Knechte nichts werth sind bei uns.
Denn traf er einen andern Knecht statt meiner hier,
Er spannte diesen, wie sich selbst, zum Stehlen an;
Und während er die Beute selbst zu haben wähnt,
Wird er die Beute; Beute zieht die Beute nach.
Will nun hinein und opfern; dann bereitet man
Auf mein Geheiß uns ungesäumt das Abendbrod.
(geht in's Haus.)
Pleusidippus. Trachalio.
Pleusidippus. Sage mir das Alles noch einmal, mein Herz, Trachalio,
Du, mein Freigelass'ner, mein Patron, mein zweiter Vater du!
Ist es so? Palästra fand den Vater und die Mutter?
Trachalio. Ja.
Pleusidippus. Ist mir Landsmännin?
Trachalio. Ich glaube.
Pleusidippus. Wird mein Weib?
Trachalio. Ich denke so.
Pleusidippus. Meinst du, daß er sie noch heute mir verlobt?
Trachalio. Ich meine so.
Pleusidippus. Wünsch' ich auch dem Vater Glück, daß er sie fand?
Trachalio. Ich meine so.
Pleusidippus. Und der Mutter auch?
Trachalio. Ich meine.
Pleusidippus. Was denn meinst du?
Trachalio. Was du fragst.
Mein' ich.
Pleusidippus. Sprich, wie groß ist deine Meinung?
Trachalio. Nun, ich meine so.
Pleusidippus. Laß einmal dein ewig Meinen; nimm was vor!
Trachalio. So mein' ich auch.
Pleusidippus. Soll ich eilen?
Trachalio. Also mein' ich.
Pleusidippus. Langsam geh'n?
Trachalio. Ich meine so.
Pleusidippus. Soll ich geh'n und sie begrüßen?
Trachalio. Meine so.
Pleusidippus. Den Vater auch?
Trachalio. Also mein' ich.
Pleusidippus. Dann die Mutter?
Trachalio. Also mein' ich.
Pleusidippus. Was hernach?
Geh' ich und umarm' ich ihren Vater?
Trachalio. Nein, das mein' ich nicht.
Pleusidippus. Ihre Mutter?
Trachalio. Nein, das mein' ich nicht.
Pleusidippus. Sie selbst?
Trachalio. Ich meine nicht.
Pleusidippus. Ach! Jezt gibt er Alles auf. Nun ich es wünsche, meint er's nicht.
Trachalio. Komm! Du bist nicht klug.
Pleusidippus. Mein Schuzherr, führe mich, wohin du willst!
(Beide gehen ab.)
Labrax. Wo wäre heut ein ärmrer Mann, als ich bin, auf der Erde,
Dem Pleusidippus vor Gericht den Handel abgewonnen?
Palästra sprach man eben erst mir ab. Ich bin verloren!
Die Kuppler, wie ich glaube, sind geboren von der Freude:
So freu'n sich alle Menschen, wenn dem Kuppler Leid begegnet.
Jezt will ich meine Zweite doch im Venustempel suchen,
Die doch für mich zu retten als den Rest von meiner Habe.
Labrax. Gripus tritt aus dem Hause, mit einem Bratspieß in der Hand.
Gripus. (ruft in das Haus zurück)
Nein, bis zum Abend seht ihr heut den Gripus nicht mehr lebend,
Gebt ihr den Koffer nicht zurück!
Labrax. (für sich) Ach! Hör' ich von dem Koffer
Ein Wörtchen, ist's, als ob ein Pfahl die Leber mir durchbohrte!
Gripus. Der Schurke läuft nun frei herum: ich, dessen Nez im Meere
Den Koffer an das Licht gebracht, dem wollt ihr gar nichts geben?
Labrax. (für sich)
Bei Gott! Mit seinen Reden macht der mich die Ohren spizen.
Gripus. Mit ellenlangen Lettern schreib' ich's jezt an alle Wände:
Wer einen Koffer wo verlor mit vielem Gold und Silber,
Der komme zu Gripus! (gegen das Haus des Dämones)
Ihr bekommt ihn nicht, wie ihr es wünschet.
Labrax. (für sich)
Der weiß gewiß, wer meinen Schaz geborgen hat, vermuth' ich.
Ich muß an ihn mich machen: helft, ich flehe, Götter, helft mir!
Gripus. (gegen das Haus des Dämones)
Was rufst du mich hinein? Ich will's hier vor der Thüre puzen.
Denn dieser Spieß ist lauter Rost, ist nicht gemacht aus Eisen.
Je mehr ich puze, desto mehr wird's roth und immer dünner.
Wohl ist der Spieß ein Frühlingskind; so welkt er in den Händen.
Labrax. Willkommen, Freund!
Gripus. Glück über dich, geschorner Kopf!Wer Schiffbruch gelitten hatte, pflegte sich die Haare zu scheeren.
Labrax. Was thust du?
Gripus. Ich puze hier.
Labrax. Wie geht es dir?
Gripus. Du bist ein Mediciner?
Labrax. Um einen Buchstab reicher, als ein Medicus.
Gripus. So bist du
Mendicus, Bettler?
Labrax. Trafst es recht.
Gripus. Man sieht's an deinem Aeußern.
Was fehlt dir denn?
Labrax. In jüngster Nacht ward ich im Meer gewaschen.
In Trümmer ging mein Schiff, und all mein Gut verlor ich Armer.
Gripus. Und du verlorst?
Labrax. 'nen Koffer, wohl gefüllt mit Gold und Silber.
Gripus. Und weißt du, was der Koffer auch enthielt, den du verloren?
Labrax. Was liegt daran? Verloren ist's!
Gripus. So laß uns Andres reden.
Wie, wenn ich wüßte, wer ihn fand? Bezeichne mir ihn näher.
Labrax. Achthundert goldne Stücke sind darin in einem Beutel,
In einer andern Tasche dann einhundert Philippsminen.
Gripus. (für sich)
Ein großer Fang, bei'm Hercules! Für mich ein schönes Fundgeld!
Die Götter sind den Menschen hold. Da zieh' ich reich von hinnen.
Gewiß gehört der Koffer ihm.
(zu Labrax.) Nun sage noch das Andre.
Labrax. Ein schwer Talent von Silber war gerad' in einem Sacke,
Ein Schöpfgefäß, ein Trinkgeschirr, auch Schalen, Humpen, Becher.
Gripus. Ei, ei! Du warst ein reicher Mann, du hattest große Schäze.
Labrax. Das ist ein schlecht armselig Wort: ich hatt', und habe nichts mehr.
Gripus. Was gibst du dem, der dir die Spur auffindet und dir anzeigt?
Sag's frisch! Geschwind heraus damit!
Labrax. Dreihundert Drachmen.
Gripus. Nichts da!
Labrax. Vierhundert.
Gripus. Morsches Spinngeweb!
Labrax. Fünfhundert.
Gripus. Taube Nüsse!
Labrax. Sechshundert.
Gripus. Du erzählst mir da von kleinen Roggenwürmern.
Labrax. Nun, siebenhundert.
Gripus. Brannte dir der Mund, du kannst ihn kühlen.
Labrax. Ich gebe tausend.
Gripus. Träumst du?
Labrax. Mehr nicht! Packe dich!
Gripus. So höre!
Wenn ich mich packte, bin ich fort.
Labrax. Elfhundert.
Gripus. Ei! Du schläfst ja.
Labrax. Nun – was verlangst du?
Gripus. Daß man dich hinfort nicht weiter treibe:
Gib mir ein schwer Talent; doch darf daran kein Dreier fehlen.
Sprich, ob du ja sagst oder nein.
Labrax. Was kann ich thun? Ich muß wohl.
Ich gebe dir's.
Gripus. So tritt hieher! (er führt ihn an den Altar der Venus.)
Die Venus sei dein Zeuge!
Labrax. Was dir beliebt, gebeut mir.
Gripus. Rühr' an den Altar.
Labrax. Ich thu' es.
Gripus. Nun schwöre hier bei Venus.
Labrax. Was?
Gripus. Was ich dir heißen werde.
Labrax. So sprich mir vor. (bei Seite)
Um das, was mein ist, brauch ich nicht zu bitten.
Gripus. Fass' an den Altar!
Labrax. Gut. (er faßt den Altar an)
Gripus. Und schwöre mir das Geld zu geben
Des Tages, da den Koffer du zurückbekommst.
Labrax. Wohlan denn!
Gripus. Cyren'sche Venus, dich zum Zeugen ruf' ich an –
Labrax. Cyren'sche Venus, dich zum Zeugen ruf' ich an –
Gripus. Wenn ich den Koffer, welchen ich im Schiff verlor –
Labrax. Wenn ich den Koffer, welchen ich im Schiff verlor –
Gripus. Mit Gold und Silber wohlbehalten wiederfand –
Labrax. Mit Gold und Silber wohlbehalten wiederfand –
Gripus. Und er in meine Hände dann zurückgelangt –
Labrax. Und er in meine Hände dann zurückgelangt –
Gripus. Dann zahl' ich hier dem Gripus – (zu Labrax)
sprich's und rühr mich an!
Labrax. Dann zahl' ich hier dem Gripus – Venus, höre mich! –
Gripus. Ein schwer Talent in Silber ohne Säumen aus.
Labrax. Ein schwer Talent in Silber ohne Säumen aus.
Gripus. Und lügst du mir, verlange, daß dich Venus dann
Und dein Gewerb' ausrotte bis auf Haar und Haut.
(bei Seite)
So mag dir's gehen immerhin, auch wenn du schwurst!
Labrax. Und fehl' ich jemals, Göttin, gegen diesen Schwur,
So fleh' ich dir, laß alle Kuppler elend sein!
Gripus. (bei Seite)
Das wird gescheh'n, auch wenn du deinen Schwur mir hältst.
(laut)
Jezt warte hier; den Alten hol' ich gleich heraus.
Von ihm verlange den Koffer ungesäumt zurück.
(geht ab.)
Labrax. (allein)
Und gibt er mir den Koffer hundertmal zurück,
Doch heut bekommt er keinen Dreier mehr von mir.
Was meine Zunge schwören soll, das steht zu mir.
Doch still! da kommt er wieder und mit ihm der Greis,
Gripus. Dämones. Labrax.
Gripus. (zu Dämones)
Folge mir! Wo ist der Kuppler?
(zu Labrax) Der hat deinen Koffer hier.
Dämones. Wohl, ich hab' ihn: ich gesteh' es. Ist er dein, so bleib' er dein!
Was darin war, geb' ich alles unversehrt an dich zurück.
Ist er dein, nimm ihn. (er gibt ihm den Koffer.)
Labrax. Er ist es, Gott! Mein Koffer, sei gegrüßt!
(er küßt ihn)
Dämones. Ist er dein?
Labrax. Du fragst? Gehört' er selbst dem Zeus, jezt ist er mein.
Dämones. Alles ist darin; wir nahmen nur das Kästchen uns heraus
Samt dem Spielzeug, das mir heute meine Tochter finden half.
Labrax. Wen?
Dämones. Palästra, welche dein war, hab' ich als mein Kind erkannt.
Labrax. Nun, bei Gott, das ist vortrefflich! Daß dir das so schön gelang,
Wie du's wünschtest, freut mich herzlich.
Dämones. Nicht so leichthin glaub' ich das.
Labrax. Traun, damit du siehst, es freut mich, darfst du keinen Dreier mir
Ihretwegen zahlen; denn ich schenke sie.
Dämones. Bist gar zu gut.
Labrax. Nein, du bist's, bei'm Himmel!
Gripus. (zu Labrax) He du! Hast du deinen Koffer jezt?
Labrax. Ja.
Gripus. So eile!
Labrax. Was denn eilen?
Gripus. Zahle jezt das Geld mir aus.
Labrax. Dir bezahl' ich nichts, und bin dir auch nichts schuldig.
Gripus. Welch ein Streich!
Wie? Du mir nichts schuldig?
Labrax. Nein.
Gripus. Beschwurst du mir's nicht feierlich?
Labrax. Wohl, ich schwur's, und schwöre dir's noch Einmal, wenn es mir behagt.
Denn zum Schuz, nicht zum Verlust des Gutes, ist der Eid erdacht.
Gripus. Zahle mir mein schwer Talent von Silber aus, meineid'ger Schuft!
Dämones. Gripus, was für ein Talent verlangst du da?
Gripus. Er schwur, es mir
Auszuzahlen
Labrax. So gefiel mir's. Bist du Priester bei dem Eid?
Dämones. (zu Gripus)
Und warum versprach er dir das Geld?
Gripus. Wenn ich den Koffer hier
Ihm in seine Hand zurückerstatte, schwur er mir dafür
Ein Talent von Silber auszuzahlen.
Labrax. Auf, zum Richter denn,
Ob du nicht arglistig mich zum Schwur verlockt, ob ich noch nicht
Fünfundzwanzig Jahre alt bin.Der Kuppler will sich der Verpflichtung, seinen Eid zu halten, entziehen, indem er vor dem Richter von der Wohlthat der Lex Lätoria (durch den Volkstribun M. Lätorius im Jahr 490 a. u. c. gegeben) Gebrauch machen will, nach welcher Keiner unter dem 25sten Jahre rechtskräftige Stipulationen machen kann. Daher nennt Plautus (Pseudol. 1, 3, 63) dasselbe Gesez auch das fünfundzwanzigjährige (quina vicennaria), weil es sich auf das Jahr 25 oder das Jahr der Majorennität bezieht. Der Kuppler will sich also beim Richter durch neue Meineide jünger schwören, als er ist. Köpke.
Gripus. (aufDämones deutend) Geh an den!
Labrax. Den mag ich nicht.
Dämones. Wie? Du willst abziehen? Nein, du sollst mit diesem Koffer hier
Nicht davongeh'n, wenn ich nicht als Richter ihn zuvor verurtheilt.
Hast du dem das Geld versprochen?
Labrax. Freilich.
Dämones. Was du meinem Knecht
Zugesagt, ist auch das meine.Was Sklaven besaßen oder erwarben, war nach römischen Gesezen Eigenthum des Herrn, und eine Vermehrung des Besizthums der Sklaven war zugleich eine Vermehrung des herrschaftlichen Eigenthums. Glaube ja nicht, daß dir hier
Kupplerkniffe helfen, Kuppler! Das geht nicht.
Gripus. Du dachtest schon,
Daß du den betrügen könntest. Nein, du gibst an mich das Geld,
Und ich geb' es gleich an den hier, daß er mich frei ziehen läßt.
Dämones. (zu Labrax)
Weil ich gegen dich so freundlich war, und Hab' und Gut durch mich
Dir gerettet ward –
Gripus. (einfallend) Durch mich nur, nicht durch dich, so sage nicht.
Dämones. (zu Gripus)
Wenn du klug bist, schweigst du.
(zu Labrax) Darum ziemt sich's, daß du deinen Dank
Mir für mein Verdienst erstattest.
Labrax. Da behauptest du gewiß
Nur dein Recht.
Dämones. Soll ich das deine suchen, mir zum Schaden nur?
Gripus. (bei Seite)
Bin gedeckt; der Kuppler wankt; schon winkt die Freiheit mir von fern.
Dämones. (auf Gripus deutend)
Dieser hier fand deinen Koffer: er gehört als Knecht mir zu.
Und ich habe mit dem vielen Gelde dir ihn aufbewahrt.
Labrax. Danke dir, und das Talent erhältst du ganz unweigerlich,
Wie ich dem es zugeschworen.
Gripus. Wenn du klug bist, gibst du mir's.
Dämones. Bist du still?
Gripus. Du thust, als sprächest du für mich, und sorgst für dich.
Wenn ich auch den andern Fang verlor, von diesem lass' ich nicht.
Dämones. Noch ein Wort, so kriegst du Schläge!
Gripus. Meinetwegen tödte mich!
Wenn du nicht mit dem Talent den Mund mir stopfst, so schweig' ich nie.
Labrax. Spricht er doch für dich; so schweige!
Dämones. Kuppler, tritt hieher!
Labrax. Wohlan!
(Dämones und Labrax sprechen leise zusammen.)
Gripus. Sprecht doch laut; denn dies Gemurmel, dies Geflüster mag ich nicht.
Dämones. (leise zu Labrax)
Sprich, um welchen Preis erkauftest du das andre Mädchen dir,
Ampelisca?
Labrax. Tausend Drachmen gab ich.
Dämones. Willst du, daß ich dir
Einen wohldurchdachten Vorschlag mache?
Labrax. Nun, das wünscht' ich wohl.
Dämones. Machen wir aus dem Talent zwei Hälften!
Labrax. Gut.
Dämones. Für Jene nimm
Eine Hälfte, daß sie frei wird, und die andre gibst du dem.
(auf Gripus deutend)
Labrax. Schön fürwahr!
Dämones. Für diese Hälfte lass' ich dann den Gripus frei;
Denn durch ihn fandst du den Koffer, ich mein Kind.
Labrax. Das lob' ich mir.
Großen Dank bin ich dir schuldig.
Gripus. Wann bekomm' ich denn mein Geld?
Dämones. Gripus, das ist abgethan. Ich hab' es.
Gripus. Hätt' ich's lieber selbst!
Dämones. Hier (auf den Kuppler deutend)
ist nichts für dich zu hoffen. Ihn entbinde seines Schwurs.
Gripus. Wehe mir! Ich muß mich alsbald hängen, sonst ist's aus mit mir!
Traun, du hast an diesem Tage mich zum lezten Mal geprellt!
Dämones. Kuppler, heute speisest du bei mir!
Labrax. Der Antrag sagt mir zu.
Dämones. Folgt mir! – Euch, Zuschauer, lüd' ich auch zum Abendessen ein,
Wenn ich euch was aufzutischen hätte, was recht Leckeres,
Und nicht dächte, daß ihr längst schon anderswo geladen seid.
Aber wenn ihr unserm Stücke lauten Beifall klatschen wollt,
Kommt zu nur, labt euch an meinem Tische sechzehn Jahre lang!