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Dort, wo des Arno Woge schallt,
Besucht' in unbelauschten Stunden
Ein liebend Paar den Myrthenwald.
Sie hatten oft sich dort gefunden,
Wenn Abends hinter Bergesrand
Der Sonne letzter Purpur schwand.
Die Lieb' entflammte Beider Lust:
Er männlich schön in Jünglingsjahren
Und sie voll Reiz, sich unbewußt.
Doch, ihre Väter Feinde waren;
Der eine Guelf, der Ghibellin,
Und jeder zornig, stolz und kühn.
Die Häuser, in Florenz erbaut,
Wie Festungen in Straßen standen,
Dort jeder seiner Macht vertraut;
Stark die Geschlechter sich verbanden,
Und gingen oft zu Kampf und Wehr
Geharnischt aus mit Spieß und Speer.
Und in den Mauern von Porphyr
Geklammert waren Eisenringe;
An diesen hing ihr Kriegspanier.
Daß keine Macht die Thore zwinge,
Deckt Eisen sie so schwer und dicht.
Als Riesenmacht es kaum zerbricht.
Doch, wo umsonst, voll wilder Kraft,
Bellona mit den Waffen wüthet,
Da Venus Eingang sich verschafft.
Dem Zorn, der Feindschaft sie gebietet.
Die Liebenden vereinet bald
Der Mondschein in dem Myrthenwald.
Einst als sie wandeln Arm in Arm,
– Nur kurz war diese hohe Freude –
Tritt aus dem Busch ein roher Schwarm.
Ein feiger Knecht verräth sie Beide;
Ein Judas! – und das süße Glück
Bringt keine helle Nacht zurück.
Nach Grabesruh' sich Rollo sehnt.
Jetzt ist die ganze Welt ihm öde,
Wenn Philomelens Klage tönt.
Er sucht den Tod in blut'ger Fehde:
Er trifft ihn in der Feinde Schaar;
Sein letzter Seufer Laura war.
Wie Blumen, die kein Strahl erfreut,
So welkten bald des Mädchens Wangen;
Sie klagt der Mitternacht ihr Leid.
Man hielt im Kerker sie gefangen,
Ihr bleiches Haupt sich niederbog;
Der schönen Hüll' ihr Geist entflog.
Der große Dom, voll Majestät,
Ein Werk aus grauem Alterthume,
Hoch auf des Marktes Mitte steht.
Ihn schmückt, zu edler Männer Ruhme,
Noch mancher Inschrift alter Zug.
Dahin man die Entseelten trug.
Doch ach! selbst nicht die letzte Ruh'
Das unglücksel'ge Paar verbindet.
O Haß! wie grausam wüthest du!
Noch sind die Greise zornentzündet.
Dem Auge zwar die Thrän' entquoll;
Doch stürmt im Herzen bittrer Groll.
Der Tod, das weiße Sterbekleid,
Versöhnte nicht, was sie verbrochen.
Sie waren
halb nur Gott geweiht.
Drum ward die Kirchenwand durchbrochen;
Halb
außen stand der weiße Sarg,
Der die entseelte Hülle barg.
Hier, wo der schwarze Marmorstein
Noch
Dante's Namenzug belebet,
Trug man des Ritters kalt Gebein.
Und dort, wo
Giotto's Thurm sich hebet
Hoch zu des Himmels Herrlichkeit,
Ward Laura's Asch' ein Platz geweiht.
Jetzt, wenn der Sonne letzte Gluth,
Vom Berge strahlend auf die Felder,
Versilberte des Arno Fluth,
Dann riefen sie umsonst die Wälder,
Des Vogels Lied, der Blume Duft.
Sie ruhten in der öden Gruft.
Einst ging ein Freund an diesem Strand,
Am Lieblingsort der theuern Schatten.
Im stillen Blick' die Thrän' ihm stand.
Da sah er auf den grünen Matten
Zwei Rosenbüsche blühen wild,
Der treuen Liebe Ebenbild.
Sie wuchsen still im dunkeln Hain,
Und zeigten ihres Laubes Fülle,
Doch ohne Knosp' und Blüthenschein.
Er gräbt sie aus in ernster Stille
(Ein Wink, den ihm der Himmel gab)
Und pflanzt sie an der Liebe Grab.
Sie standen, Blatt an Blatt vereint,
Im Abendroth und Abendschauer.
Jetzt trennet sie die Kirche weit;
Da ranken sie hoch an der Mauer,
Um treulich wieder Zweig in Zweig
Zu flechten, holder Liebe gleich.
Und als die Sonne wieder wach,
Und kaum mit Purpur überzogen
Des großen Tempels heil'ges Dach;
Da, über Bruneleschis Bogen,
Die Rosen wuchsen wunderbar
Und reichten sich die Blumen dar,
Da ward gerührt das Vaterherz.
Als solches Wunder sie erfahren,
Da fühlten sie der Reue Schmerz.
Da sahen sie, wie klein sie waren,
Und gingen weinend Freundschaft ein
An ihrer Kinder Leichenstein.
Da rasselten die Ketten schwer
Am Taufhaus; (alter Thaten Werke,
Die zeigen: Pisa sey nicht mehr!)
Denn Eisen bricht des Zornes Stärke
Und schlägt ein Volk in Sklaverei;
Die Liebe nur bleibt ewig frei!
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