Friedrich Wilhelm Nietzsche
Fragmente Juli 1882 bis Herbst 1885, Band 4
Friedrich Wilhelm Nietzsche

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[November 1882 - Februar 1883]

[Dokument: Heft]

4 [1]

Wir stehen vor der größten Erregung – und hinter ihr der Rückschlag! die Sehnsucht ins Nichts! – Und wir wollen weder in dieser Erregung noch in dieser Sehnsucht zu Grunde gehen – wir Freunde des Lebens.

4 [2]

Ich habe von allen Europäern, die leben und gelebt haben, die umfänglichste Seele: Plato Voltaire – – – es hängt von Zuständen ab, die nicht ganz bei mir stehen, sondern beim "Wesen der Dinge" – ich könnte der Buddha Europas werden: was freilich ein Gegenstück zum indischen wäre.

4 [3]

Zu allen ersten Begegnungen gehört Glück und irgend ein gutes Vogelzeichen.

4 [4]

4 [5]

4 [6]

4 [7]

Bin ich doch ein Genosse der Mit-Thiere.

4 [8]

Ich komme euch zu helfen – und ihr beklagt euch, daß ich nicht mit euch weinen will.

4 [9]

Ich weiß dies längst: Menschen von der Art, wie meine M<utter> und S<chwester> müssen meine natürlichen Feinde sein – daran ist nichts zu ändern: der Grund liegt im Wesen aller Dinge. Es verdirbt mir die Luft, unter solchen M<enschen> zu sein und ich habe viel Selbstüberwindung nöthig.

4 [10]

4 [11]

Ich würde an jedem einzelnen meiner Affekte zu Grunde gegangen sein. Ich habe immer einen gegen den anderen gesetzt.

4 [12]

Es soll für mich keinen Menschen geben, vor dem ich Ekel oder Haß habe.

4 [13]

"Wie Brahma lebt man allein; wie ein Gott lebt man zu Zweien; wie im Dorf lebt man zu Dreien; wo es mehr sind, ist es ein Lärm und ein Getümmel."

Rede nicht wie ein Mensch zu Thieren, sagt ihr, – – –

Meine stärkste Eigenschaft ist die Selbstüberwindung. Aber ich habe sie auch am meisten nöthig – ich bin immer am Abgrunde.

Ich rede und das Kind spielt: kann man ernsthafter sein als wir Beide es jetzt sind?

4 [14]

Ich bin nicht groß genug, diese Empfindungen nicht zu haben: aber ich bin groß genug, mich ihrer nicht zu schämen.

4 [15]

Es lebt Niemand, der mich loben dürfte.

Für Mann "ich will" für Frau "ich muß"

Ich gehöre zum Geschlecht der Jähzornigen, der Wollüstigen und der Glaubens-Wüthigen – fast vergaß ich's selber.

4 [16]

Die Moral ist durch die Freigeisterei auf ihre Spitze getrieben und überwunden.

Ich rede zu Männern, sprach Zarathustra – heißet die Weiber davongehen.

4 [17]

So sprach der Narr: einem neuen Geiste die alten Opfer bringen, die alte Seele durch einen neuen Leib umwandeln.

Blut begründet nicht; Blut erlöst auch nicht. Ich mag jene Lebensmüden nicht,

4 [18]

Der beste Mann ist böse, das beste Weib ist schlecht.

Liebe war es zum Hirt und Heerde, die schuf den Nutzen nun als gut und heilig:

Liebe war es zum Kinde und Geschlecht: diese Lieb: war Frevel an der Liebe Aller.

Aus der Liebe schufen sie Gut und Böse: und nicht aus der Klugheit, denn älter ist Liebe als Klugheit.

Nützlich war einst, was die Liebe Aller gebot: und wessen Liebe die mächtigste war, den schuf sich die Heerde zum Hirt.

Klein war noch die Liebe zum Nächsten, verachtet das Ich: und über Alles war Heerde.

4 [19]

Ich ehre alle M<enschen> ich verachte allein die Pharisäer.

4 [20]

Eines Morgens stieg Zarathustra auf einen Berg: als er allein mit sich war, rühmte er sich also: dich, mein Buch, – – –

Die Menschheit hat kein Ziel: sie kann sich auch ein Ziel geben – nicht für das Ende, nicht die Art erhalten, sondern sie aufheben.

Und alles Volk soll sprechen: heilig ist dieser Verbrecher.

Der Schöpfer (Erkennende), der Mittheiler (der Künstler), der Vereinfacher (der Liebende).

Ertragt meine Tugend! (als eine Übermacht).

Staat und Gesellschaft sind für Einige nicht nöthig aber diese müssen sie ertragen und sich, so gut es geht, entziehen.

Sparsamkeit dessen, der nicht lieben kann.

4 [21]

Ein unheimliches und ruhmloses Ziel.

4 [22]

(Eines Tages rühmte Zarathustra sich selbst und sprach also)

Drei Eigenschaften müssen sie vereinigen: wahr sein, sich mittheilen wollen und können und mitwissend sein (zur Einheit)

Das höchste Vergnügen: das, was wir müssen, auch das, was wir wollen. Also sich aufnehmen in den großen Plan.

4 [23]

Alles Schaffen ist Mittheilen.

Der Erkennende der Schaffende der Liebende sind Eins.

4 [24]

1000 Formeln für die Wiederkunft (ist die Drohung).

4 [25]

Die Geburt der Übermenschen.

4 [26]

Die Guten als die nothwendigen Pharisäer.

Auch hier giebt es einen Gegensatz wie zwischen Religiösen und Gläubigen.

Die das Gute Schaffenden haben ihren Gegensatz in den Bewahrenden des Guten.

Der Punkt, wo einer den Muth bekommt, sein Böses als sein Gutes zu empfinden z. B. der Christ seine "Feigheit".

4 [27]

Die Guten fast werthlos jetzt.

Auf die Bösen mit religiösem Willen kommt es an! Und immer war es so!

4 [28]

Ich muß ein Engel sein, wenn ich leben will: ihr habt nicht so harte Bedingungen.

4 [29]

Daß eure Aufklärung auch zugleich eine Morgenröthe sei.

Irrthum im Verbrechen.

nicht die angenehmen Gefühle nennt man gut – sondern die vollen mächtigen Zustände

Heiß machte sie, was sie einst verehrten.

eure Noth sollt ihr wiederum neu bestimmen: das was schon ist heiße euch Nothwendigkeit.

4 [30]

Wer am Fuße der höchsten Alpen wohnt, sieht ihren Gipfel nicht: verzeiht – – –

4 [31]

Man wird auch für seine Tugenden bestraft.

4 [32]

Liebesmahle heißen sie's, wenn man seinen Erlöser aus Liebe auffrißt.

Blut und Gründe-scheuen gründet Kirchen.

4 [33]

Aber was redest du nicht von den Gläubigen des rechten Glaubens? Was bedeutet dein Schweigen? – Zarathustra lächelte und sagte nur das Wort "Ehre den Besiegten!"

4 [34]

Wenn das Mitleid nicht eine harte Schale zu durchbrechen hat – –

Mitleid setze ich voraus: es ist eine Gehirn- und Nervenkrankheit, grausam zu sein.

Schweigen kann man nur, wenn man Pfeil und Bogen hat: sonst schwätzt und – zankt man.

Ich möchte der Welt ihren herzbrechenden Charakter nehmen

4 [35]

Nicht der Finger Gottes ist es, der dir die Kehle eindrückt. Einst, so sagt man, trat Gott an die Sterbenden: da wurde ihm wehe und gräßlich.

4 [36]

Wenig Gewissen des Geistes hat der Schauspieler: er glaubt an das, womit er am stärksten glauben macht.

Schaffende sind nur die Schätzenden und die Erfinder der neuen Werthe: um sie allein dreht sich die Welt. Wer den neuen Werthen Glauben macht, der heißt dem Volke aber "Schaffender" –

4 [37]

Wer die niedrigen Eigenschaften eines Menschen sieht, hat gewöhnlich auch eine aneignende Kraft für dieselben und bringt sie zur Entladung.

Als Schaffender läufst du von dir selber weg – du hörst auf, dein Zeitgenosse zu sein.

Der Ekel vor dem Schmutze kann so groß sein, daß er uns hindert, uns zu reinigen.

Die Thoren wollen es besser als gut haben.

4 [38]

Was muß ich thun, damit ich selig werde? Sei selig und thue, was du thun mußt.

Man gewinnt etwas lieb: und kaum liebt man es von Grund aus, so spricht der Tyrann, das höhere Selbst zu uns: "gerade das gieb mir zum Opfer!" – und wir geben's ihm.

Ich rathe nicht zur Arbeit, sondern zum Kampfe – ich rathe nicht zum Frieden, sondern zum Siege. Eure Arbeit sei ein Kampf, euer Frieden sei ein Sieg.

Ich weckte euch aus eurem Schlaf, denn ein Alp drückte euch. Und nun sagt ihr: "was sollen wir nun thun! Alles ist Nacht." – ihr Undankbaren!

Alles am Weibe ist Räthsel – alles am Weibe hat Eine Lösung: Schwangerschaft.

Willst du das Leben leicht haben, so bleibe immer bei der Heerde. Vergiß dich über der Heerde! Liebe den Hirten und ehre das Gebiß seines Hundes!

Verstehst du zu bellen und zu beißen, nun – so sei der Hund der Heerde: so machst du dir das Leben leicht.

Ich kenne alles Gute und alles Böse: ich kenne auch das was jenseits des Guten und des Bösen ist.

Gut und Böse sind die Vorurtheile Gottes – sagte die Schlange. Aber auch die Schlange war ein Vorurtheil Gottes.

Die Kirche ist der Stein am Grabe eines Gottmenschen: sie will, daß er nicht wieder auferstehe.

Ich liebe mich wie meinen Gott: wer könnte mich einer Sünde zeihen? Ich kenne nur Sünden an meinem Gotte: wer aber kennt meinen Gott? –

4 [39]

Mittag und Ewigkeit.

Also sprach

Zarathustra.

4 [40]

Was erhält mich am Leben? Die Schwangerschaft: und jedesmal wenn das Werk geboren war, hing das Leben an einem dünnen Fädchen.

Ich habe mich versteckt. Ich will meinen Ekel ihnen verschweigen, diesen Kleinen. Das ist mir am schwersten geworden: aber sie sind unschuldig, wie Gras und Kraut.

Man ist immer nur für das eigene Kind schwanger.

Ihr sagt "das ist dunkel". Ich stellte euch eine Wolke vor die Sonne. Aber seht wie die Ränder der Wolke glühen und licht werden!

Seht nicht in die Sonne! Der Mond ist noch zu hell für euer nächtliches Auge!

Ihr sollt den Frieden lieben als ein Mittel zu einem neuen Kriege!

Im Kriege schweigt die Rache; im Kriege stirbt das Persön<liche>.

4 [41]

Lüge und Verstellung – das Mittel aller Erziehung.

Was sollte ich auf eine furchtbare Weise Spaaß machen?

"Du hast mich überwunden" Sieh zu, daß ich dir eine Schwinge und kein Hemmschuh sei!

4 [42]

Es gab einmal einen alten rechtschaffenen Gott; der hatte Hand und Fuß, und auch ein Herz: und viel Zorn und Liebe war in seinen Eingeweiden.

Und siehe, die Liebe spielte ihm einen Streich und er verliebte sich in die Menschen: so daß diese Liebe ihm zur Hölle wurde.

Was that dieser alte rechtschaffne Gott? Er überredete ein menschliches Weib, daß es ihm einen Sohn gebäre: und dieser Sohn Gottes rieth den Menschen nichts als dies: "liebt Gott! wie

Ich ihn liebe! Was gehen uns Söhne Gottes die Guten und Gerechten an!"

Und einem Eifersüchtigen gleich verfolgte der alte rechtschaffene Gott die Menschen mit seiner Liebe.

Glaubt ihr, daß es ihm gelang? Auf die Dauer überredete er gerade die, welche von den Menschen er nicht mochte, die Guten und Gerechten.

"Kirche" nannten sie sich und Auserwählte: und schwätzten viel von ihrer Liebe zu Gott – die Liebes-Armen!

Da brach dem alten rechtschaffenen Gott das Herz: und es gieng ihm wie seinem Sohne: er starb am Kreuze des Mitleidens.

Wahrlich diese Guten, und Gerechten sind verderblich der Lust am Leben, und nicht nur alten rechtschaffenen Göttern.

"Dreierlei soll stets bei uns sein – so sagten sie immer – die Wahrheit, das Geld und die Tugend: also lieben wir Gott."

"Auserwählte sind wir, und auf der Erde die Überirdischsten."

4 [43]

Was wir am liebsten thun, von dem möchten wir, daß es als das gälte, was uns am schwersten werde: und vor uns selber.

Unsere Opfer beweisen nur, wie wenig werth uns jedes Ding ist, wenn wir etwas lieben.

Die moralischen Zustände und Strebungen sind nur Mittel der Erkenntniß, die unmoralischen auch.

Das Vergnügen im Erkennen ist ein äußerst intensives Glauben. Bringt man es nicht dazu, so giebt es ein Erkennen-Wollen nach Reizen, z. B. als Begierde nach Sicherheit oder Neuigkeit oder Begierde nach Begehrenswerthem, was zu entdecken wäre.

Da die Erkennenden allein von der Erkenntniß redeten, so ist viel Verlogenheit dabei – sie hatten ein Interesse daran, es als den werthvollsten Zustand erscheinen zu lassen.

Liebhaber der Erkenntniß! Und du hast noch nicht einmal einen Menschen getödtet, um dies Gefühl kennen zu lernen!

Die vollkommene Erkenntniß der Nothwendigkeit würde alles "Soll" aufheben – aber auch die Nothwendigkeit der "Solls" begreifen, als Consequenz der Unkenntniß.

4 [44]

Glücklich wie ein Elephant wenn er versucht sich auf den Kopf zu stellen.

Du hast nicht den Muth, dich zu verlieren und zu Grunde zu gehen: und so wirst du niemals ein Neues. Das, was uns heute Flügel Farbe Kleid und Kraft ist, soll morgen nur Asche sein.

Die Ehe mag für solche recht sein, welche weder der Liebe noch der Freundschaft fähig sind – für die Allermeisten also – und vielleicht auch für die ganz Seltenen, welche Beider zugleich fähig sind.

4 [45]

Eine andere Tugend giebt es, eine lohnsüchtige und sie will gut bezahlt sein, hier oder in einem Nicht-Hier und nennt dies "Gerechtigkeit".

Oh ihr Freunde der schenkenden Tugend, laßt uns Hohn tanzen aller lohnsüchtigen Tugend.

Aber das lerntet ihr noch nicht von mir: wie man Hohn tanzt.

4 [46]

Das, was uns Wärme oder Licht oder Schall oder Wurf der Gestirne ist – anderen Sinnen als menschlichen mag <es> etwas Anderes sein: aber niemals wird es Güte oder Weisheit oder Liebe sein.

Nächstenliebe. Wenn der Nutzen das Räderwerk ist.

4 [47]

um euch herum ist der entartende Sinn, und "Alles ist ohne Noth"

4 [48]

Gemeinschaft (nicht Heerde)

seine Überwindungen

Tafel

schwer

Daß meine Thiere mir ohne [–] willig [–] Geleit.

4 [49]

Die Auslegungen 1) Irrthum der ersten Ursache, ein Gott als Gegensatz gedacht (– – –

Verfehlt ist dein Leben: du bist wie ein Höfling.

wo eure Armut und Nüchternheit zum Himmel schrie

daß ein Blitz euch mit seiner Zunge lecke!

sie schossen einen Pfeil glühender Liebe in das All.

Nicht das Nicht-Wissen des Menschen ist das Erbärmliche: das Erbärmliche ist der Mensch!

Wissenschaft nur als eine Askese.

Ausnützung des Zufälligen – Vieldeutigkeit als Bedingung vieler Arten Leben – folglich Indifferenz zum Wesen

Wie ist es möglich, daß ihr engen Seelen mitdenkt?

4 [50]

Erhitzt euch nicht! Sie nehmen euch das Geld weg! und es giebt wichtigere Dinge, die auch den Ärmeren zugänglich sind. Jesus als Opfer ohne Geld!

4 [51]

Ascetismus des Geistes als Vorbereitung zum Schaffen. Absichtliche Verarmung der schaffenden Triebe.

4 [52]

Es giebt Prediger: die lehren das Leiden. Sie dienen euch, ob sie gleich euch hassen.

Ich rede nicht zu Euch wie zu dem Volke. Für jene ist das Höchste, sich zu verachten und zu vernichten: das zweithöchste sich unter einander zu verachten und zu vernichten.

4 [53]

Auf jede Wirkung folgt eine Wirkung – dieser Glaube an die Causalität hat seinen Sitz im stärksten der Instinkte, in dem der Rache.

Man verwechsele nicht: Schauspieler gehen am Ungelobtsein, ächte Menschen am Ungeliebtsein zu Grunde.

Der Gegensatz des Schauspielers ist nicht der ehrliche Mensch sondern der heimliche selbstverlogene Mensch.

(gerade unter ihnen sind die meisten Schauspieler)

4 [54]

"Es giebt Helden im Bösen, wie im Guten" – im Munde eines La Rochefoucauld ist dies eine vollkommene Naivität.

Sehen und doch nicht glauben ist die Cardinal-Tugend des Erkennenden.

In dem Bestreben, sich selber nicht zu erkennen sind die gewöhnlichen Menschen sehr fein und listig.

In D<eutschland> ehrt man das Wollen weit mehr als das Können: es ist die rechte Gegend für die Unvollkommenen und Prätensiösen.

4 [55]

Der Anblick des naiven Menschen ist eine Wollust, wofern er ein Natürlicher ist und Geist hat.

Die schlauen Menschen sind gewöhnlich einfache und nicht complicirte Menschen.

Labyrinth.

Ein labyrinthischer Mensch sucht niemals die Wahrheit, sondern immer nur seine Ariadne – was er uns auch sagen möge.

4 [56]

Daß ein M<ensch> uns bequem fällt, rechnen wir gerne seiner und unserer Moralität zu Gute.

Die Skepsis an allen moralischen Werthen ist ein Symptom davon, daß eine neue Werthtafel im Entstehen ist.

Es ist ein Fortschritt des intellektuellen Geschmacks, wenn man sich auch seines Bösen nicht mehr schämt.

Keine Phrase bereit haben, um seine Philosophie zu bestechen –

Verachtung dessen, was ich thue, und Verachtung dessen, was ich bin.

Die Kirche ist nichts als eine von Grund aus verlogene Art des St<aat>es.

Das männliche Thier ist grausam gegen das, was es liebt – nicht aus Bosheit, sondern weil es in der Liebe zu heftig sich selber fühlt und gar nicht mehr Gefühl für das Gefühl des Anderen übrig hat.

4 [57]

Wer arm an Liebe ist, ist geizig selbst mit seiner Höflichkeit.

In Sachen der Ehre sind die Frauen grob und schwerfällig.

Will man einen Freund haben, so muß man auch für ihn Krieg führen wollen d. h. man muß Feind sein können.

Sie hatten heute den guten Willen freundlich zu sein: aber wie armselig waren sie dabei, wie wenig Erfindung!

Ich unterscheide unter den philosophischen Menschen zwei Gattungen: die einen sinnen immer über ihre Vertheidigung nach, die anderen über einen Angriff auf ihre Feinde.

Der Held ist heiter – das mißfällt den Tragödien-Dichtern.

Bei höhnischen Menschen quillt das Gefühl selten heraus, aber immer sehr laut.

Es ist erstaunlich, zu welcher Thorheit selbst die Sinnlichkeit durch die Liebe verleitet werden kann, wie die Sinnlichkeit allen guten Geschmack verliert, und das Häßliche schön heißt, sobald ihr die Liebe zuredet.

4 [58]

Die sogenannten Liebenswürdigen wissen uns auf die kleine Münze der Liebe herauszugeben.

Alle welche noch nicht verlernt haben ihre Erlebnisse zu verdauen, haben auch die Faulheit des Verdauenden nicht verlernt: sie indigniren damit, in dieser Zeit der Hast und des Gedrängs.

Für das Weib giebt es einen einzigen Ehrenpunkt; daß es glauben muß mehr zu lieben als es geliebt wird. Jenseits dieses Punktes beginnt sofort die Prostitution.

Die Grausamkeit gegen den, welchen sie nicht liebt.

Wille zum Selbst, Selbstsucht ist eine feine und spät entwickelte Spezialität des Willens zur Lust: insofern jener Wille zur Lust ein Selbst ist.

"Du" ist älter als "ich" und auch im Ich noch fortlebend.

"Ich" – das ist eine Hülfs-Hypothese zum Zweck der Denkbarkeit der Welt – ganz wie Stoff und Atom.

4 [59]

Sobald die Klugheit sagt: "thue das nicht, es wird dir übel ausgelegt" – habe ich ihr immer entgegengehandelt.

Ein schlechter Ruf

Das utile ist nur ein Mittel, sein Zweck ist jedenfalls das dulce. Die Utilitarier sind dumm.

Sie lieben mich nicht: ist dies ein Grund, sie nicht zu segnen?

Siehe! Jetzt eben ward die Welt vollkommen.

4 [60]

sit tibi terra levis: will man einem in Deutschland wohl, so wünscht man ihm, daß er die Erde recht schwer finden möge.

4 [61]

Grundform,

Es wäre nicht auszuhalten: deshalb sind folgende Erleichterungen des Lebens nöthig.

alle diese Verbesserungen des Lebens sind nutzlos, weil die Werthschätzungen nicht verändert sind z. B. Gesundheit. gegen die "Allzuschnellen".

4 [62]

Die kleinen Diebe, die kleinen Verleumder, die kleinen Hämischen und Ehrabschneider sollte man vernichten – nicht die Mörder

gegen Mücken und Flöhe soll man kein Mitleid haben.

Verächtliche und furchtbare Menschen.

Man soll den Wald schonen, man soll die Bösen schonen.

4 [63]

Giebt es Eigenthum für den Erkennenden? Wahrlich, ich vergaß es – oder verlernte ich's?

4 [64]

Unsere bösen Affekte haben auch ein Gewissen und ärgern sich, wenn sie sich haben überwinden lassen.

Das Gewissen ist ein Bauchredner, wenn es spricht, glauben wir nicht mehr, daß seine Stimme aus uns komme.

Die Religion will die Menschen fröhlich machen und an Stelle des "du sollst" ein "ich muß" setzen: sie will von der Menschen-Unmöglichkeit in der Moral befreien.

Jetzt bin ich gerecht – bedeutet in vielen Fällen "jetzt bin ich gerächt".

Seine Neigungen und Abneigungen als seine Pflicht auslegen ist die große Unreinlichkeit der "Guten".

Dem unglücklich Liebenden redet sein Stolz zu, die Geliebte verdiene es gar nicht, von ihm geliebt zu werden. Aber ein höherer Stolz sagt ihm: "Niemand verdient geliebt zu werden. – Du liebst sie nur nicht genug!"

4 [65]

Nicht durch Gegenliebe hört das Unglück des unglücklich Liebenden auf, sondern durch Mehr-Liebe.

Wenn wir einen Menschen los sein wollen, so brauchen wir uns nur vor ihm zu verkleinern – das wirkt sofort auf seine Eitelkeit und er läuft davon.

So lange du auch noch angefeindet wirst, bist du noch nicht über deine Zeit hinaus – sie darf dich gar nicht sehen können, so hoch und ferne sollst du ihr sein.

4 [66]

Zarathustra giebt immer mehr je weniger er angenommen wird.

"Geizig war ich – ihr hattet Recht, mich zu verschmähen!"

Reihenfolge der Themata zu machen nach ihrer Menschenfreundlichkeit.

er wird verbannt.

4 [67]

Seinen Affekt besiegen heißt in den meisten Fällen, ihn zeitweilig hemmen und aufstauen: also die Gefahr größer machen.

Die Meisten, welche einen Verunglückten aus der Gefahr retten, trieb nicht das Mitleid, sondern der Muth und die Gefahr.

Die Tollkühnheit hat mehr große Thaten gethan als die Nächstenliebe.

Erst macht der Mensch sich die Welt denkbar – wir sind noch dabei –: und wenn er sie einmal verstanden hat, und er fühlt daß sie nunmehr sein Werk ist – ach, und nun muß er sein Werk lieben, wie jeder Schöpfer!

Der Mann ist, so lange es Männer giebt, auf Krieg und Jagd eingeübt: deshalb liebt er jetzt die Erkenntniß als die umfänglichste Gelegenheit für Krieg und Jagd. Was ein Weib an der Erkenntniß überhaupt lieben könnte, müßte etwas Anderes – – –

4 [68]

Aus seiner Erbitterung gegen einen Menschen macht man sich die moralische Empörung zurecht – und bewundert sich dann: und aus dem Müdewerden seines Hasses die Vergebung – und bewundert sich noch einmal.

Man hat zum Verkehre mit Menschen die Lüge nicht mehr nöthig, wenn man genug der Wahrheiten hat: mit ihnen kann man sie betrügen und verführen, wohin man nur will.

4 [69]

Der höchste Muth des Erkennenden zeigt sich nicht da, wo er Staunen und Schrecken erregt – sondern da, wo von den Nicht-Erkennenden er als oberflächlich, niedrig, feige, gleichgültig empfunden werden muß.

Der Erkennende muß es auch verstehen, sich seinen eigenen Siegeskranz aufzusetzen: er kann nicht warten, weil es ihn zu neuen Verwandlungen drängt.

4 [70]

Die Leidenschaft zweier Personen für einander – das sind unter allen Umständen zwei Leidenschaften, und mit verschiedenen Curven Höhepunkten Schnelligkeiten: ihre Linien können sich kreuzen, nicht mehr.

Man sagt Lust und denkt an die Lüste, man sagt Sinn und denkt an die Sinnlichkeit, man sagt Leib und denkt an den Unterleib – und so hat man drei gute Dinge um ihre Ehre gebracht.

Die bürgerlichen und die ritterlichen Tugenden verstehen einander nicht und verleumden sich.

Auch unser Lernen und unser Fleiß sind Sache der Begabung.

Daß Jedermann lesen lernen darf und liest, das ruinirt auf die Dauer nicht nur die Schriftsteller sondern sogar die Geister überhaupt.

4 [71]

Er that mir Unrecht – das ist schlimm. Aber daß er vor mir gar noch sein Unrecht abbitten will, das ist zum Aus-der Haut-fahren!

Es gehört ein sehr guter Charakter dazu, die unangenehmen Folgen einer kleinen Thorheit nicht seinem Charakter zur Last zu legen.

Um die unangenehmen Folgen der eignen Thorheit wirklich seiner Thorheit und nicht seinem Charakter zur Last zu legen: dazu gehört mehr Charakter als die Meisten haben.

Sind wir auch nur einen Schritt über das Mittelmaaß menschl<icher> Güte hinaus, so werden unsere Handlungen getadelt.

Ihr sagt "das gefällt mir" und meint mich zu loben! – Oh ihr Narren wie ihr mir damit gefallt!

Der wissenschaftliche Mensch hat Ein Loos mit dem Seildreher: er spinnt seinen Faden länger, geht aber dabei selber – rückwärts.

4 [72]

Das Leben ist schwer zu tragen: dazu hat man Vormittags den Trotz und Nachmittags die Ergebung nöthig

Ich bin zerstreut: mein Appetit kommt erst nach der Mahlzeit.

An einer Theorie ist ihre Widerlegbarkeit wahrlich nicht der geringste Reiz.

Den constitutionellen Königen gab man die Tugend – sie können nicht mehr "Unrecht thun" – aber man nahm ihnen dafür die Macht. Seitdem wollen sie nichts als Krieg – warum doch?

Wenn man das Glück hat obskur zu bleiben, so soll man sich auch die Freiheit nehmen, die das Dunkel giebt und namentl<ich> "gut munkeln".

4 [73]

Ich hasse die Biedermänner viel mehr als die Sünder!

Liebe ich die Musik? Ich weiß es nicht – auch hasse ich sie zu oft. Doch liebt mich die Musik – und sobald mich jemand verläßt, springt sie herzu und will geliebt sein.

Wie spät zum Leuchten kommen?

Bald seinen Nacken munter zu stemmen, wie als ob das ganze Gewicht der Welt auf uns gelegt werden sollte – und bald zu zittern wie eine Rosenknospe, der ein Tropfen Thau schon zu schwer wiegt. Meine Brüder und Schwestern, thut mir doch nicht so zärtlich! wir sind allesammt hübsche lastbare Esel und Eselinnen, und durchaus keine Rosenknospen welche zittern.

4 [74]

Damit es des Hemmschuhs bedürfe, bedarf es vorerst des Rades.

Ich habe etwas zu lange in der Nähe des Todes gelebt um mich noch vor dem Leben zu fürchten.

Solche M<enschen> nenne ich "Summen"

4 [75]

Schauspieler nenne ich sie (die Mittheilenden)

Der Übermensch hat aus Überfülle des Lebens jene Erscheinungen der Opiumraucher und den Wahnsinn und den dionysischen Tanz: er leidet nicht an den Nachwehen.

Zu Vielem führt die Krankheit jetzt, was an sich nicht Symptom der Krankheit ist: zur Vision.

Nicht eure Sünde – eure Nüchternheit schreit zum Himmel.

Befreit uns von der Sünde und gebt uns den Übermuth wieder!

Der bleiche Verbrecher im Kerker und Prometheus dagegen!

Entartung!

"Wir wollen ein Wesen erschaffen" wir wollen alle dran Theil haben, es lieben, wir wollen schwanger sein alle – und uns ehren und achten deshalb.

Wir müssen ein Ziel haben, um dessentwillen wir uns alle einander liebhaben! Alle sonstigen Ziele sind vernichtenswerth!

4 [76]

Einen Philos<ophen> verstanden haben und von ihm überzeugt sein.

Heute verwandle ich alles in Gold, gieb mir, was du willst – Schicksal!

Laßt euch nicht täuschen! Die thätigsten Völker sind jetzt die müdesten! Sie haben nicht mehr Kraft genug zur Faulheit!

Das einzige Glück liegt im Schaffen: ihr Alle sollt mitschaffen und in jeder Handlung noch dies Glück haben!

Ihr sollt Chaos in euch bewahren: die Kommenden wollen sich daraus formen!

Erlösung vom ewigen Flusse.

4 [77]

Man thut seine Thaten oft als ein Opiat gegen seine Vergangenheit.

Sein Liebstes thun, ohne es mit großen Worten zu nennen – kann Heroismus sein. Scham vor den erhabenen Gebärden.

"Ich folge" – nicht "ich will".

"Ich konnte nichts entbehren als ich den Übermenschen schuf. Alles euer Böses und Falsches, eure Lüge und eure Unwissenheit – alles ist in seinem Samen."

(Gegen die reine Pflanzenkost) Wollen wir denn Lämmerseelen und schwärmerische Jungfräulein Schaffen? Löwen wollen wir und Ungeheuer an Kraft und Liebe.

Der Mensch sei ein Anlaß zu etwas, das nicht Mensch mehr ist.

Nicht uns entweltlichen – sondern die Welt überwältigen und uns in ihr.

Ich will aus der Zeugung – und aus dem Tode ein Fest machen.

4 [78]

Wir müssen so gut grausam als mitleidig sein: hüten wir uns kleiner zu werden als die Natur!

Ich lehre sowohl das Mitleiden als die Grausamkeit: ich lehre aber auch daß zu beiden Geist gehört, und Ziel.

Wir müssen die Erde für den Übermenschen bereit machen und Thier und Pflanzen

Ich impfe euch mit dem Wahnsinn

Für die Kleinen ist da was ihr zu viel an Liebe habt.

Ihr seht sie auf der Bühne, aber ihr müßt sie im Leben sehen und nicht etwa da gering achten.

Eure besten Dinge taugen nichts, ohne ein Schauspiel.

Die moralischen Menschen haben ihre Selbstgefälligkeit beim Gewissensbiß.

4 [79]

Ihr führt Krieg? Ihr fürchtet euch vor einem Nachbarn? So nehmt doch die Grenzsteine weg – so habt ihr keinen Nachbarn mehr.

4 [80]

Mit der Todtenfeier zu beginnen.

Ich sehe etwas Furchtbares voraus. Chaos am nächsten, Alles Fluß.

1. Nichts, was an sich werth hat – nichts, was befiehlt "du sollst".

2. Es ist nicht auszuhalten – wir müssen das Schaffen dem Anblick dieser Vernichtung entgegenstellen.

3. Diesen wandelnden Zielen müssen wir Ein Ziel entgegenstellen – es schaffen.

4. Als Stoff haben wir Alles Einverleibte, darin sind wir nicht frei. Diesen Stoff fassen, begreifen (durch Wissenschaft).

5. Den Übermenschen schaffen, nachdem wir die ganze Natur auf uns hin gedacht, denkbar gemacht haben.

6. Wir können nur etwas uns ganz Verwandtes lieben: wir lieben am besten ein erdachtes Wesen. Gegen ein Werk und ein Kind braucht die Liebe nicht befohlen zu werden. Vortheil des Übermenschen.

4 [81]

Ich will das Leben nicht wieder. Wie habe ich's ertragen? Schaffend. Was macht mich den Anblick aushalten? der Blick auf den Übermenschen, der das Leben bejaht. Ich habe versucht, es selber zu bejahen – Ach!

4 [82]

An's Leben zu denken soll die Sache der Erholung sein: sonst nur an Aufgaben.

Mémoires:

Primum vivere begriff ich, und was gehört alles zum vivere!

erkennen um zu lebenfrüher: um das Leben zu verneinen.

4 [83]

Die Auflösung der Moral führt in der praktischen Consequenz zum atomistischen Individuum und dann noch zur Zerteilung des Individuums in Mehrheiten – absoluter Fluß.

Deshalb ist jetzt mehr als je ein Ziel nöthig und Liebe, eine neue Liebe.

4 [84]

Die Gefahr der Umkehr zur Thierheit ist da. Wir schaffen allen Gestorbenen nachträglich Recht und geben ihrem Leben einen Sinn, wenn wir den Übermenschen aus diesem Stoffe formen und der ganzen Vergangenheit ein Ziel geben.

Wenn ich nicht die Menschen liebte, wie hielte ich Zarathustra aus?

Ehrt mir die Schauspieler und sucht die besten nicht auf der Bühne!

Peitsche.

4 [85]

Als Zarathustra dies gesagt hatte, winkte ihm ein Mütterchen und sprach: "Nun will ich gerne sterben, denn mein Mund hat Zarathustra nichts mehr zu lehren."

Fürchtet euch nicht vor dem Fluß der Dinge: dieser Fluß kehrt in sich selber zurück: er flieht sich selber nicht nur zweimal.

Alles "es war" wird wieder ein "es ist". Allem Zukünftigen beißt das Vergangene in den Schwanz.

Wo das "Soll" nicht mehr gefühlt wird, –

Entstehung der Liebe – Liebe als Folge der Moral.

4 [86]

Ich habe alle diese wilden Hunde noch bei <mir>, aber in meinem Keller. Ich will sie nicht einmal bellen hören.

Winkte ihm ein Mütterchen und sagte: Nun sterbe ich ruhig ich habe Zarathustra erlebt.

4 [87]

Es kommt Niemand zu mir. Und ich selber – ich gieng zu allen und ich kam zu Niemand.

4 [88]

Am Tage vor dem letzten Tage sandte Zarathustra die Jünger heim, die ihm Geleit gegeben hatten und sprach also zu ihnen:

Die Stätte, der Zarathustra gelacht hatte, muß [– –]

Jedes Ding hat 2 Gesichter: eins des Vergehens, eins des Werdens.

Je mehr Individuum, um so weiter soll die Heerde, zu der es gehört.

Der bon goût der Erkenntniß reicht in die höchste Stufe der Moralität.

Wenn ihr einen Begriff von der Qual der Verantwortlichkeit der höheren Menschen hättet!

4 [89]

Von der Moral der höheren Menschen.

Alles, was sonst Moral ist, ist hier Liebe geworden.

Aber nun beginnt ein neues "Du sollst" – die Erkenntniß des Freigeistes – die Frage nach den höchsten Zielen.

4 [90]

So wie wir die Moral nicht mehr nöthig haben, so – auch nicht mehr die Religion. Das "ich liebe Gott" – die einzige alte Form des Religiösen – ist in die Liebe eines Ideals umgesetzt – ist schöpferisch geworden – lauter Gott-Menschen.

Moral ist nöthig: wonach werden wir handeln, da wir doch handeln müssen? Und was wir gehandelt haben, müssen wir schätzen – wonach?

Irrthum in der Genesis nachweisen ist kein Argument gegen die Moral. Moral ist eine Lebensbedingung. "Du sollst"

Von der Heiligung der Leidenschaften.

Er gehorcht, so viel er kann.

Ich habe auf der schmalsten Stufe des Lebens gelebt.

Solche Leiden wie die meinigen sind die Leiden des Vergrabenen.

Jede höhere Handlung ist ein mannichfacher Bruch des Sittengesetzes.

Lehren auch den Nutzen und <die> Vernunft? Dazu sind wir lange nicht vernünftig genug.

4 [91]

Der Reihe nach alle Leidenschaften gelten lassen, aber heiligen.

Ich wollte wissen, nun treffen mich mein Loos (Vivisection) und mein Schmerz über den stummen Blick des Hundes.

Seid menschlich gegen die Schaffenden, es fehlt ihnen an Nächstenliebe.

Der Tiefe. – Du vergiebst heute, was man an dir that. Aber du hast es noch gar nicht erlebt: nach einem halben Jahre wirst du es nie mehr vergeben und vergessen.

4 [92]

Erst wenn der Geist in die Moral fährt, geht der Teufel los.

Die M<enschen> haben sich die Moral erst genommen, auch wir können uns eine Moral geben!

"Was ist das Schwerste?"

Dies Alles habe ich gethan, sprach Zarathustra, und gebe es heute billig – um eines Mädchens Lächeln.

Und hast du den Menschen nichts mehr zu sagen?

Nein, sagte Zarathustra, der Becher ist leer. Und als er das gesagt hat<te>, gieng er seines Weges und allein. Seine Jünger aber weinten.

Hütet euch dem Einsiedler wehe zu thun. Der Einsiedler ist wie ein tiefer Brunnen: leicht ist es, einen Stein hinein zu werfen, aber wie willst du ihn wieder herausbringen? Der Einsiedler vergiebt niemals.

einen Pfeil der Verachtung mehr in seinen Köcher stecken.

rupfen

4 [93]

Gebt euch nicht zu erkennen! Und müßt ihr es, nun so erzürnt, aber beschämt nicht!

Habe ich euch zu rathen, wie man sich gegen Einbrecher und Halsabschneider wehrt? ich rede zu solchen, welche ihrer Tugenden müde sind und sich gern einmal bestehlen und verleumden lassen, um ihrer Tugend ein Fest zu machen. –

4 [94]

Vergeßt mir dies nicht! Ich lehrte die M<enschen> den Übermenschen Schaffen, ich lehrte Mittag und Ewigkeit und die Erlösung vom Flusse, und meine Lehre ist: das Für Alle ist älter und eher gut geworden als das "für mich"; ihr müßt das "für mich" erst noch heiligen.

Ihr sollt eure Sinne nicht tödten sondern heiligen – unschuldig machen.

Da sagte alles Volk: wir sollen den Vernichter der Moral vernichten, –

Man muß auch als Thier vollkommen sein, will man als Mensch vollkommen werden.

Ihr werdet immer nur die Moral haben, die zu eurer Kraft paßt.

Der Übermensch, der Einsam-Wandler, der Scheue, – – –

4 [95]

ein Jünger – das ist weder ein Kind noch ein Werk", hier schwieg Zarathustra und sah verwandelt vor sich hin und mit einem harten Blicke. Seine Jünger aber traten auf ihn zu und fr<agten> ihn: "hast du uns nichts mehr anzuvertrauen – daß wir es mit uns heimbringen?"

Zarathustra gieng fürbaß bis er zu seiner Höhle und Gebirge kam: da fand er auch seinen Adler und seine Schlange. Als <er> aber die Höhle und die Thiere begrüßt hatte, wurde er auf Ein Mal sehr alt.

Damals sagte man sich unter dem Volke: es ist nicht das Schlimmste Zarathustra in die Hände zu fallen, aber nachts von ihm zu träumen.

Er besann sich lange und sprach kein Wort, während seine Thiere vor ihm warteten und der Vormittag durch das Gebirge gieng. Plötzlich veränderten sich seine Augen. Es war um die Stunde des Mittags, da fühlte er mit der Hand um sich und sagte: – – –

4 [96]

Das Unrecht soll der auf sich nehmen, der dazu f<ähig ist.>

Gefahren des Einsamen.

Pinie

Das Alles that ich und trage es auf mir – Lächeln eines Kindes

4 [97]

Hier wehet der Geist eines Helden – geh still vorbei. Er litt zu viel; er ist immer noch Willens, gerade dafür leiden zu machen.

4 [98]

Möge er selber seiner Seele gnädig sein.

4 [99]

Ich verlange alle Thaten der Aufopferung, der Güte, der heiligen Selbstsucht von euch und zu alledem sollt ihr sagen: "macht nichts Großes daraus! Es ist allein mein Geschmack!" Und ich verlange noch mehr, daß ihr der Erkenntniß nachgeht, weil ich weiß daß sie wider euren Geschmack ist, daß ihr sagt: "wir müssen wohl so sein", aber dies unser Muß soll kein Gesetz sein und den Anderen nicht zum Schatten und Ärgerniß werden.

4 [100]

Meine Brüder, ich weiß keinen Trost für das Weib als ihr zu sagen: "auch du kannst den Übermenschen gebären".

Was habt ihr mit den Wölfen und Katzen gemein? welche immer nur nehmen und nicht geben und lieber noch stehlen als daß sie nehmen?

Ihr seid die immer Schenkenden.

4 [101]

Alle eure Schwächen und Laster folgen euch noch in eurer Erkenntniß! Ein Buch ist schwer zu lesen: aber wer die Augen hat – – –

4 [102]

Schlecht behandelt werden ist euer Loos: eure Rache wird nicht gefürchtet. Dafür versinkt ihr nicht ganz in der Zeit.

4 [103]

Mitleid in Hinsicht auf den Übermenschen (Jünger – Cap<itel>).

(Cap<itel>) könnte ich den Übermenschen sehen! er sieht mich nicht, er sieht seine Vision.

(Cap<itel>) Das Gute – kein Gott gab es euch, und führt euch nicht in ein besseres Jenseits; es läßt sich nicht begründen; und ist eitler Irrthum. Also nur: "ich will!"

Die Liebe zu dem gegenwärtigen Menschen zu schildern (zum Genie) – wie es quält! wenn man es in die Ferne rückt und dann das Zerrbild sieht! (Cap<itel>)

4 [104]

Ihr sagt, ihr glaubt an Zarathustra. Aber was geht das Zarathustra an? Ihr seid meine Brüder: ich liebe euch nicht zu sehr: ein Bruder das ist weder ein Kind noch ein Werk.

Ich liebe die freien Geister wenn sie auch freie Herzen sind. Mir ist der Kopf wie das Eingeweide des Herzens. Was ein Herz annimmt, das muß der Kopf verdauen und zu Gedanken machen.

Lieber noch zürnt als daß ihr beschämt!

Und wenn euch geflucht wird, so gefällt es mir nicht, daß ihr dann segnen wollt: besser ist es ein wenig mitzufluchen. Hol mich der Teufel!

Ich empfehle allen Märtyrern zu überlegen, ob nicht die Rachsucht sie zum Äußersten trieb.

4 [105]

eure Dichter Bücher Schauspieler sollen euch den Mangel an Visionen unfühlbar machen – sie machen euch noch ärmer! Es sind nicht meine Visionen! Und die Dichter sollen lügen!

Ich will mit der Kunst nichts zu thun haben – außer der, die einen fröhlich macht! Aus Lust und Überlust! Die Lüge in der Kunst ist das Böse aus Übermuth!

Ich will euer Schreien nicht hören! Ja jetzt seid ihr "wahr"!

Umwerfen!

4 [106]

Das ist ein Gegengrund, und ich bin dir dankbar. Nun aber widerlege mir noch den Gegengrund, Freund!

Es entzückt mich dich zu sehen, sprach Zarathustra, und doch bist du es <nicht>, der mich entzückt, sondern du bist mir ein – – –

Dies ist die Stunde des Sommers, eine Stunde und nicht mehr. Du bist mir ein Hochgebirge: fest wie Eis, viel Sturm und Gewölk ...

4 [107]

Ich will mit ihnen nicht hassen und nicht lieben: ich kann ihren Schrei und ihr Glück nicht hören.

4 [108]

NB. Mit der höchsten Leidenschaft auszuführen: thöricht ist der Liebende (getäuscht) und er vermag seine Liebe nicht mitzutheilen.

Lieblos ist der Erkennende und unmittheilsam.

Lieblos und thöricht ist der Schauspieler.

4 [109]

sie verstehen mich nicht – aber schauerlich ist's, sie laufen zum beliebten Orte.

an die Gerichte sich zu wenden ist schon ein Zeichen von Verachtung.

4 [110]

Man ist stolz anzubeten, wenn man nicht Götze sein kann.

wenn die Brunst das W<eib> anfällt und sie die Bilder von M<ännern> –

Seht jenes blasse Weib; ich möchte ihr noch lieber in die Hände, obwohl sie mordlustige Hände hat, als in ihre Träume gerathen.

Wem begegnet Zarathustra zuerst? Er freut sich, sie wieder zu ertragen.

(Capitel) Ich gieng in die Einsamkeit, weil ich den Menschen lieben wollte, aber immer hassen mußte. Endlich liebte ich den Übermenschen – seitdem ertrage ich die Menschen. Ich will ihnen eine neue Hoffnung bringen! Und eine neue Furcht – sagte Zarathustra.

4 [111]

Es gab eine Zeit, wo mich ein Ekel vor mir selber anfiel: Sommer 1876. Die Gefahr des Irrthums, das schlechte wissenschaftliche Gewissen über die Einmischung der Metaphysik, das Gefühl der Übertreibung, das Lächerliche im "Richterthum" – also die Vernunft herstellen, und in der größten Nüchternheit, ohne metaphysische Voraussetzungen zu leben versuchen. "Freigeist" – über mich weg!

4 [112]

als ich jung war

Dies Alles gebe ich heute willig dahin – um das Lächeln eines Kindes. Man muß auch seine Jugend überwinden, wenn man wieder Kind sein will.

Bin ich's in Wahrheit, den ihr verehrt? Und wenn ich's bin – hütet euch daß euch nicht eine Bildsäule erschlage.

4 [113]

Jetzt erscheint der Mörder als krank: so sehr sind die moralischen Urtheile einverleibt.

ergreifende Dinge sammeln.

4 [114]

An mitleidigen Menschen ist die Härte eine Tugend.

4 [115]

Blut ist ein schlechter Zeuge für eine Wahrheit: Blut vergiftet eine Lehre, so daß sie Haß wird.

4 [116]

Als ich jung war, hatte ich einen Hang, mir wehe zu thun: man nannte es meinen Hang zum Erhabenen.

Sich von Gras und Eicheln der Erkenntniß nähren.

Der Mensch soll die Mitte zwischen der Pflanze und dem Gespenste sein.

Ich liebe alle diese schweren Tropfen, wie sie einzeln aus der dunklen Wolke niederfallen, die den Blitz in sich birgt: dieser Blitz heißt der Übermensch.

4 [117]

Das Kind in uns soll auch den Löwen in uns überwältigen – sprach Zarathustra.

Ich gebe nicht Almosen – dazu bin ich nicht arm genug – sagt Zarathustra.

Ich bin eine Stütze und ein Geländer am Strom – fasse mich wer mich fassen kann! Eine Krücke bin ich nicht

sich erniedrigen und seinem Hochmuth wehethun: seine Thorheit beichten lassen, um seiner Weisheit zu spotten.

Ich verbiete euch an diese metaphysischen Dinge zu glauben: Mißtrauen ziemt sich da, und Einsicht, woher ehemals die Werthschätzung dieser Fragen kam. Durchaus menschlich muß unsere Denkweise sein!

4 [118]

Moldenhauer

Mainländer

4 [119]

aber so du mir zuhören willst, so nimm von dem Meinen hinweg, was alles zu dir gehört.

4 [120]

Der Einsiedler mit verbissenen Zähnen – er hob mit Unlust die Zähne auseinander.

Wie ist es möglich sich mitzutheilen? Wie kann man gehört werden? Wann komme ich aus der Höhle in's Freie? Ich bin der Versteckteste aller Versteckten.

4 [121]

Seht weg! Erhebt euch in höheres Licht! Kein Mitleidiger liebt den Übermenschen!

4 [122]

Hier saß ich wartend –

Jenseits von gut und böse, bald des Lichts

Genießend bald des Schattens: ganz nur Spiel

Ganz Meer, ganz Mittag, ganz Zeit ohne Ziel.

4 [123]

Ach unser Gutes! – wir ehren unsere Vorfahren.

4 [124]

Aus Ihren Themen klingt immer etwas heraus wie Verzweiflung. H<einrichi> K<öselitz>

4 [125]

Cap<itel>: von der Abweisung des Martyriums.

4 [126]

Der Mensch eine Atomgruppe vollständig in seinen Bewegungen abhängig von allen Kräfte-Vertheilungen und -Veränderungen des Alls – und andererseits wie jedes Atom unberechenbar, ein An-und-für-sich.

Bewußt werden wir uns nur als eines Haufens von Affekten: und selbst die Sinneswahrnehmungen und Gedanken gehören unter diese Offenbarungen der Affekte.

4 [127]

Die tragischeste aller Geschichten mit einer himmlischen Lösung.

Zarathustra schrittweise größer werdend – seine Lehre schrittweise entfaltend mit diesem Größerwerden.

Die "Wiederkehr" wie eine Abendsonne über der letzten Katastrophe aufleuchtend.

4 [128]

hülflos, ohne Geist sich aus ihren Sünden zu helfen – die Lage steht "fest" für sie

Wenn man sehr leidet, so wird man bescheiden genug, um eitel zu sein.

"Ich weiß keinen Grund dagegen" – aber dies "ich weiß nicht" ist leider kein Grund dafür! Ich weiß so Vieles nicht –

4 [129]

Man lobt, wenn man lobt, immer sich selber: man tadelt, wenn man tadelt, immer das Andere.

Ich liege nieder eingehüllt durch eine dicke Melancholie – mein Leben hängt an kleinen Zufällen.

(Cap<itel>) Haltet euch die Seele frisch kühl (gegen das Mitleid)

Mitleid, wenn es stark ist, eine Höllen-Empfindung.

Mord aus höchster Liebe zu den Menschen.

4 [130]

Wie gut du heilst, Heiland. Das waren ihre Worte, denn das Weib liebte Zarathustra.

4 [131]

Wir dichten da nicht: wir rechnen. Aber damit wir rechnen können, hatten wir zuerst gedichtet.

Ich erlebe nichts mehr: ich bin auch über Erlebnisse erhaben.

Ihr Kalten und Nüchternen, ihr kennt die Entzückungen der Kälte nicht!

Ich löse dich von der Kette: stirb! – Und man sah das Weib lächeln indem es starb.

Als Zarathustra diese Worte des Weibes gehört hatte, verhüllte er sein Haupt und stützte sich.

Ist nicht dies Mitleiden eine Hölle? Ist nicht diese Inbrunst eine Flamme?

sagten die Richter mit Einer Stimme: dieser Mensch ist des Wahnsinns: er gehe, wohin ihm beliebt: und daß er nicht bleibe. Da beschloß Zarathustra bei sich die Heimkehr zur Höhle und zu seinen Thieren.

4 [132]

"Wiederkunft" gelehrt – "ich vergaß das Elend". Sein Mitleiden nimmt zu. Er sieht, daß die Lehre nicht zu ertragen ist.

Höhepunkt: der heilige Mord. Er erfindet die Lehre vom Übermenschen.

Heimkehr: Einkehr beim Einsiedler "was lehrst du nicht die Härte? Und den Haß gegen das Kleine?"

Zarathustra: das lehre du! Ich bin das nicht mehr! So war ich, als ich zu den Menschen kam. Ich bin zu arm dazu geworden, – ich gab Alles fort, auch meine Härte. – So denken die Einsiedler: Ich beschwöre dich bei der zuckenden Lippe und der Furche der Qual auf der Stirn, bei dem Lächeln der Sterbenden – er weint. (So lebe Gott) Gott ist todt: und es ist an der Zeit, daß der Übermensch lebt.

4 [133]

Den Begriff der Gerechtigkeit erheben umbilden – oder beweisen, daß das menschliche Handeln nothwendig ungerecht ist.

man kann sich außerhalb einer bestimmten Werthschätzung stellen, aber nicht außerhalb aller Werthschätzung.

die Moral abschätzen – wonach?

4 [134]

Es ist schon möglich, sich selber auszuhalten: aber wie hält man seinen Nächsten aus? er leidet zu viel.

ich wußte nicht, wie arm sie sind – ich wußte nicht, daß Nehmen schöner ist als Geben. –

Ist nicht Mitleid die Hölle Gottes? Und starb er vielleicht an dieser Inbrunst?

4 [135]

Bei der Blutrache: Grundgefühl wie alle die den Staat repräsentiren: Ehrfurcht vor einem tiefen Leiden eines Geschlechtes und Concession an dies Gefühl.

wenn wir das Schädliche mit Grauen oder Ekel verbinden, entsteht das Gefühl bös, schlecht.

Es giebt immer Menschen, welche die gefährlichen Posten lieben: und ohne hier die Beweggründe für diese Liebe zu untersuchen, oder gar ohne Weiteres zu loben – der Freigeist – –

4 [136]

Mit der Moral über uns ist das Leben gar nicht auszuhalten – wenn man kein Pharisäer ist und einen freien Blick hat – deshalb habe ich sie vernichtet.

Ein Haufen Affekte, ein primum mobile, aber in seiner Bewegung verschoben und zerdrückt durch alles, was sich bewegt.

um mich zu bejahen, vernichtete ich die Moral: ich zeigte, daß überall es den Schöpfer gab und Tyrannen zugleich. Aber das Zugleich ist nicht nöthig, weil die Heerde – – –

4 [137]

Alle Ziele sind vernichtet. Die Menschen müssen sich eins geben. Es war ein Irrthum, daß sie eins hätten: sie haben sie sich Alle gegeben. Aber die Voraussetzungen für alle früheren Ziele sind vernichtet.

Die Wissenschaft zeigt den Fluß, aber nicht das Ziel: sie giebt aber Voraussetzungen, denen das neue Ziel entsprechen muß.

4 [138]

Jeder Mensch ist eine schöpferische Ursache des Geschehens, ein primum mobile mit einer originalen Bewegung.

4 [139]

Als Gott sich selber begriff, schuf er sich selber und seinen Gegensatz.

Wie habt ihr den Weg vom Wurm zum Menschen gemacht! und Vieles in euch ist noch Wurm und ein Gedächtniß eures Weges.

4 [140]

Eisumschläge. – Mein Ekel an den Menschen war zu groß geworden. Ebenso der Gegen-Ekel an der moralischen Arroganz meines Idealismus. Ich näherte mich dem Verachteten, ich suchte in mir alles das, was ich verachtete: ich wollte meine Gluth dämpfen. Ich nahm die Partei gegen alle die Ankläger der Menschheit – ich entriß ihnen und mir das Recht zu hohen Worten.

Der kritische Trieb wollte das Leben

Heroismus, darin, von der geringsten Kost zu leben: Wüste.

Heroismus, sich den intellektuellen Trieb selber zu erniedrigen, als Affekt auszudenken.

Ich verunglimpfte die Affekte um nachher zu sagen: ich hatte einen Affekt, nichts mehr!

Das Leben unter der Moral gar nicht auszuhalten. (Bedeutung Wagners schon früher)

4 [141]

W<agner> der übrig bleiben wird als ein M<ensch> der im Ungeschmack der Anmaaßung am weitesten gegangen ist.

4 [142]

Ich leugne moralische Triebe, aber alle Affekte und Triebe sind durch unsere Werthschätzungen gefärbt; in uns concurriren ganz verschiedene Schätzungen. Consequenz: die Vielheit der Moralen zu begreifen.

Ein beständiges Loben und Tadeln.

unsere Affekte moralisch redend

unsere Gemeingefühle moralisch redend

unsere intellektuellen Freuden <moralisch redend>

unsere Krankheiten treten als moralisches Phänomen auf

alles am Menschen ein Verbrechen, was uns gefällt oder mißfällt

aller Nutzen

Landschaft

Bett

eine Art von Krankheit moralis

andere moralische Affekte im Vordergrund bei schlechten Tagen

4 [143]

Alles was wir nicht so empfinden, geht uns wenig an. Wir vergessen es fortwährend.

Das Loben und Tadeln unserer Affekte, das Wertabschätzen also, nenne ich "Moral".

Mit der Erklärung der Töne ist noch nicht die Musik erklärt – oder gar widerlegt.

Es giebt Zeiten empörender Gleichgültigkeit gegen ein Menschenleben. Der Gegensatz dazu ist die Blutrache.

Erleichtern: so hält man sich selber erst aus – und wird aus Mitleiden wahnsinnig.

4 [144]

Mit festen Schultern steht er gestemmt gegen das Nichts: und wo Raum ist, da ist Sein.

4 [145]

Ganz Meer, ganz Mittag, ganz Zeit ohne Ziel
Ein Kind, ein Spielzeug
Und plötzlich werden Eins zu Zwei
Und Zarathustra gieng an mir vorbei.

4 [146]

ich gehe als Richter und Henker an mir zu Grunde.

4 [147]

"Gut zu etwas", "schlimm für etwas": ursprünglich sind alle moralischen Urtheile Urtheile über Mittel zu Zwecken. Aber man vergaß allmählich die Zwecke, und "gut" "schlecht" blieb übrig – als ob es an sich etwas Gutes geben könnte. Man lobte und tadelte immer in Hinsicht auf einen Zweck: endlich aber leugnete man den Zweck, um ganz voll loben und tadeln zu können, als nämlich Gefühle wie Verehrung Liebe oder Ekel sofort bei diesen Mitteln empfunden wurden.

Der Affekt also ist es, der das "Gute an sich" geschaffen hat und "das Böse an sich".

Wie es nun auch stehen möge mit diesen einverleibten "moralischen Gefühlen" – aus der Geschichte der moralischen Gefühle ergiebt sich, daß keine Gütertafel, kein letzter Zweck stehen geblieben ist – alles ist widerlegt. Wir haben eine ungeheure Kraft moralischer Gefühle

In uns, aber keinen Zweck für Alle. Unter sich sind sie im Widerspruch – sie stammen aus verschiedenen Gütertafeln, – – –

Es giebt eine ungeheure moralische Kraft, aber es giebt kein Ziel mehr, in dem alle Kraft verwendet werden könnte.

4 [148]

Was können Alle? Loben und tadeln. Dies ist der Wahnsinn des Menschen, des wahnsinnigen Thiers.

Ich sage daß der Flaum zum Apfel gehört, ich sage daß die Lüge zum Leben gehört.

Man thut viel Unrecht – und nicht nur wenn man wehe thut sondern durch Loben Wohlthat Mitleid – man vergilt nicht, wo es nöthig wäre!

4 [149]

Es giebt nur Eine Vernunft. Und es giebt nur Ein Gemüth? Eine vollkommen menschliche Ausdeutung des Weltprozesses muß zugleich – oder: für jede Phase des menschlichen Gemüths ist eine tröstliche Ausdeutung des Weltverlaufs möglich gewesen.

4 [150]

Es ist fürchterlich, zu sehen, wie ungerecht die Dinge sind. Aber da ist der Trost, daß wir die Schöpfer der Gerechtigkeit sind und daß wir an uns selber leiden.

4 [151]

Moralität – der Inbegriff aller uns einverleibten Werthschätzungen: was soll aus dieser ungeheuren Summe von Kraft werden? Nur insofern interessirt mich die Frage, wie diese Schätzungen entstanden sind.

4 [152]

Was wißt ihr davon, wie ein Wahnsinniger die Vernunft liebt?

4 [153]

(Cap<itel>) Rede an die Geistigsten.

(Cap<itel>) das verhüllte Leben.

4 [154]

Sie haben nie den Augenblick erlebt, der ihnen sagt "wir sind erbärmlich"

dieser alte Gottmensch konnte nicht lachen.

Ein Ebräer Namens Jesus war bisher der beste Liebende.

4 [155]

Nicht diesen M<enschen> den ich bisher verehrte verwarf ich: sondern das, um dessentwillen ich ihn bisher verehrte.

4 [156]

Schluß des Abschnittes. Und auch dieses Leiden der Wahrhaftigkeit wählte ich mir.

4 [157]

Du hast ihre Ideale gesehen – nun zerbrich sie selber und sei hart! Mitleid.

4 [158]

Form: dieser M<ensch> ist auf dem Kasten angekommen, der keinen Boden und keine Wände hat.

4 [159]

Wie! Ihr wollt diese dürftigen Menschen verewigen? In Ketten aneinander schließen? Laßt sie doch zu Grunde gehen! Socialisten was sind uns Reiche und Arme!

4 [160]

Wenn dies ohne Zeit in die Welt blickt, wird alles Krumme gerade

Wenn du blau siehst was nützt es dir dich selber zu überreden und zu sagen: es ist grau!

verachten

4 [161]

Es ist schwer, über das Weib etwas Falsches zu sagen: bei den Weibern ist kein Ding unmöglich – antwortete Zarathustra.

4 [162]

Der letzte Mensch – er hüstelt und genießt sein Glück.

4 [163]

Der Mensch bestimmt stehen zu bleiben, als der Überaffe, Bild des letzten Menschen, der der ewige ist.

4 [164]

Es giebt genug: die wissen nichts Besseres auf Erden als mit einem Weibe zusammen zu liegen.

4 [165]

Der M<ensch> ist eine Sache, die überwunden werden soll: was hast du dazu gethan? Was gehen mich eure guten bösen M<enschen> an?

4 [166]

Was nützt es den Geist frei zu machen, wenn er dann keine Flügel hat, um davonzufliegen?

4 [167]

Letztes Gespräch mit dem Einsiedler.

– ich lobe dich daß du nicht mein Schüler wurdest.

Einsiedler. Ich verachte die Menschen zu sehr, ich liebe sie zu sehr – ich halte sie nicht aus – ich muß mich zu sehr in Beidem verstellen.

Ich bringe ihnen eine neue Liebe und eine neue Verachtung – den Übermenschen und den letzten Menschen.

Ich verstehe dich nicht – das was du ihnen bringst, sie nehmen es nicht an. Laß sie erst betteln um ein Almosen!

Zarathustra: – – –

Aber sie brauchen nur Almosen, sie sind nicht reich genug, um deine Schätze brauchen zu können.

Ich mache Lieder und singe sie, ich lache und weine, wenn ich meine Lieder mache.

Diesen Mann habe ich nichts mehr zu lehren.

4 [168]

Diese wollen Würfel spielen und jene wollen rechnen und zählen und jene wieder wollen immer Wellen und Tänze der Wellen sehen – sie nennen's Wissenschaft und schwitzen dabei.

Aber es sind Kinder die ihr Spiel wollen. Und wahrlich, es ist eine schöne Kinderei, und etwas Lachen würde dem Spiele nicht Schaden

4 [169]

Zweck des Ascetismus: seinen Durst voll werden lassen, das eigene Schaffen muß sich stauen.

4 [170]

Es giebt viel an der Welt zu rechnen: aber die Welt auszurechnen – das ist lästig.

4 [171]

Der Gegensatz des Übermenschen ist der letzte Mensch: ich schuf ihn zugleich mit jenem.

Alles Übermenschliche erscheint am Menschen als Krankheit und Wahnsinn.

Man muß schon ein Meer sein, um einen schmutzigen Strom in sich aufzunehmen ohne schmutzig zu werden.

4 [172]

Als ich den Zweck dachte, dachte ich auch den Zufall.

Es muß möglich sein die Welt nach Zwecken und die Welt durch Zufall zu erklären: ebenso als Denken, ebenso als Wollen, ebenso als Bewegung, ebenso als Ruhe: ebenso als Gott und ebenso als Teufel. Denn das Alles ist das Ich.

Es sind nicht unsere Perspektiven, in denen wir die Dinge sehen; aber es sind Perspektiven eines Wesens nach unserer Art, eines größeren: in dessen Bilder wir hineinblicken.

4 [173]

Um das zu lernen, beschloß ich zu hassen die ich liebte, das zu tadeln was ich bisher lobte und zu sehen, was an den Bösen erst Gutes und an den Guten Böses sei. Gerechtigkeit nannte ich's.

Endlich fand ich das Schwerste: nicht zu lieben und nicht zu hassen, nicht zu loben und nicht zu tade<ln> und zu sagen: es giebt nichts Gutes und nichts Böses.

Als ich das gefunden hatte, gieng ich in die Wüste.

4 [174]

Die Welt steht fertig da, eine goldene Schale des Guten – aber der schaffende Geist will auch das Geschaffene noch schaffen – der erfand die Zeit, und nun rollt die Welt auseinander und rollt wieder in großen Ringen in sich zusammen – als ein Werden des Guten durch das Böse.

4 [175]

Ihr seid mir zu grob: ihr könnt nicht an kleinen Erlebnissen zu Grunde gehen.

4 [176]

"Und doch redet Alles anders zu mir als zu euch."

An dem Punkte wo eure Redlichkeit aufhört, hinzusehen, sieht euer Auge nicht mehr hin.

4 [177]

Geschichte = Entwicklung der Zwecke in der Zeit: so daß immer höhere aus den niedrigen wachsen. Zu erklären, warum immer höhere Formen des Lebens entstehen müssen. Darüber sind ja die Teleologen und die Darwinisten eins, daß es geschieht. Aber das Ganze ist eine Hypothese, auf Grund der Wertschätzungen – und zwar neuerer Werthschätzungen. Das Umgekehrte, daß Alles bis zu uns herab Verfall ist, ist ebenso beweisbar. Der Mensch und gerade der Weiseste als die höchste Verirrung der Natur und Selbstwiderspruch (das leidendste Wesen): bis hieher sinkt die Natur. Das Organische als Entartung.

4 [178]

In meinem Horste und Forste. Zarathustra 4.

4 [179]

Werthe ansetzen das heißt ebenso Unwerthe ansetzen. Um die Glückseligkeit der Werthschätzungen zu haben – muß man alles Böse mitnehmen und alle Unlust der Verachtung.

Dieser sagt: alle Welt ist Gedanke – Wille – Krieg – Liebe – Haß: meine B<rüder> ich sage euch: alles dies einzeln ist falsch, alles dies zusammen ist wahr.

4 [180]

Die Menschheit muß ihr Ziel über sich hinaus legen – aber nicht in eine falsche X-Welt, sondern in ihre eigene Fortsetzung.

Die Frage: wie etwas wird hat für mich immer dann Sinn wegen der Frage, was werden soll.

4 [181]

Was der Affe für uns ist, der Gegenstand einer schmerzlichen Scham das sollen wir für den Übermenschen sein.

4 [182]

Wie müßte man zu Euch reden, damit ihr verstündet! Man müßte euch krank machen!

4 [183]

Sobald der Wille auftritt hat das Gefühl den Eindruck der Befreiung. Das nennt man Freiheit des Willens. Das Gefühl ist nämlich leidend gedrückt – und sobald der Wille auftritt pausirt es und leidet nicht

4 [184]

Kaum seid ihr geboren, so fangt ihr auch schon an zu sterben.

4 [185]

Mitleid und Liebe Gegensatz der Moral. Darin keine Gerechtigkeit! Kein Gehorsam, keine Pflicht! Keine Wahrheitsliebe und Redlichkeit! Dazu Verlassen des eigenen Wegs – Charakter der Leide nschaft – und ihre Unvernunft.

4 [186]

Habe ich nicht einen neuen Geruch und eine neue Farbe erfunden? – Also sprach Zarathustra.

Das Meer trug dich: – – –

Wer von euch hat die umfänglichste Seele

Seiltänzer auf die niedrigste Stufe setzen.

4 [187]

Und wohin ich auch steige, überallhin folgt mir mein Hund, der heißt "Ich".

4 [188]

Das Ich erst in der Heerde. Gegensatz dazu: im Übermenschen ist das Du vieler Ichs von Jahrtausenden zu Eins geworden. (also die Individuen sind jetzt zu Eins geworden

4 [189]

Das Ich enthält auch eine Mehrzahl von Wesen (wie in der Heerde) kein Widerspruch. Ebenso als Mehrheit von Kräften. Mitunter pausirend – unsichtbar, wie der Strom der Elektricität.

Strebt sich zu verdichten, ist am stärksten als Diamant, am schöpferischsten? Wirklich? Als Volk noch mehr?

4 [190]

Sie gehen zu den Kohlenbrennern und reden ihnen von der ewigen Qual.

4 [191]

Rede mit einem Könige (Cap<itel>).

4 [192]

Die Geschichte der großen Augenblicke – dahin gehört auch die Lehre vor den Kohlenbrennern.

4 [193]

Und wenn ihr das Kleine nicht zertreten könnt, wenn ihr nicht Fliegenwedel sein wollt: so geht in die <Einsamkeit.>

4 [194]

unser Auge sieht Falsch, es verkürzt und zieht zusammen: ist das ein Grund, das Sehen zu verwerfen und zu sagen: es ist nichts werth?

4 [195]

Aber glaubt ihr daß Zarathustra fand, was er suchte? Glaubt ihr daß ein Blinder gerade Wege geht? – Und so geschah es, daß Zarathustra diesmal nicht untergieng.

4 [196]

Die Krankheit ist ein plumper Versuch zum Zwecke der Gesundheit. Kürzt diesen Versuch ab!

4 [197]

das Machtgefühl, Wetteifer aller Ich's, den Gedanken zu finden der über der Menschheit stehen bleibt, als ihr Stern – das Ich ein primum mobile.

4 [198]

Ziel: auf einen Augenblick den Übermenschen zu erreichen. Dafür leide ich alles! Jene Dreiheit!

Das ruhigste äußere Leben, weil sich so viel ereignet

4 [199]

Ist es nicht gleichgültig, daß möglichst Viele M<enschen> möglichst lange leben?

Ist das Glück dieser Vielen nicht eine verächtliche Sache und keine Rechtfertigung des Daseins?

Der Sinn deines Lebens sei, das Dasein zu rechtfertigen – und dazu mußt du nicht nur des Teufels Anwalt, sondern sogar der Fürsprecher Gottes vor dem Teufel sein.

4 [200]

Er liebte die Menschen weil Gott sie liebt. Er wollte sie erlösen, um Gott zu erlösen.

Liebe zu den Menschen war das Kreuz, an welches er geschlagen wurde; er wollte Gott aus seiner Hölle erlösen: welche ist die Liebe Gottes zu den Menschen.

4 [201]

Denn die Menschen hören schwer: und wer klug ist, zerschlägt ihnen die Ohren, daß sie anfangen mit den Augen zu hören.

lachten sie nicht mehr sondern sahen Zarathustra an.

und überall Oberfläche, – – –

4 [202]

Rede an den Felsen – ich liebe es, daß er nicht spricht. Seine Schweigsamkeit ist würdig (Alles moralisch)

4 [203]

Das Ich weiß nichts von sich in der Pflanze: es zerspaltet sich bei der Zeugung; es ist in Vielen eins (Heerde) es erlischt hier – was liegt daran? Der Zufall des Ichs (bei verschiedenen Wesen) gleichgültig.

4 [204]

(das verhüllte Leben)

ein bleicher Jüngling

Manchen wirst du nie entdecken

Pinie

(der letzte Mensch: eine Art Chinese)

So oft ihn sein Geist trieb, gieng Zarathustra auf einen Berg und schrieb unterwegs seine Sprüche auf. Und einmal, als er mit sich allein war, rühmte er sich und sprach

Ihr sollt sein wie Bäume die über dem Meere hängen und sich biegen von – – –

Allein geht er; denn seine Gestalten umringen ihn, die er nur sieht. Und trifft er seines Gleichen, so umarmen sich ihre Geister, und mit 4 Augen sehen sie dieselben Gestalten.

das Gerechte ist, daß ich alledem ein Recht zu Schaffen suchte, was mir im Grunde zuwider war

ein Baum: die Blätter losmachen und ihnen eine kleine Bewegung geben und ebenso die Wurzel und die Zweige u.s.w.

Der Einsiedler sah ihn lange an – – –

Zarathustra, sagte der Einsiedler, du bist arm geworden – und wenn ich ein Almosen von dir wollte, würdest du mir es wohl geben?

4 [205]

Bei aller Moral handelt es sich, höhere Zustände des Leibes zu erfinden oder zu suchen, wo bisher getrennte Fähigkeiten zusammen möglich sind.

4 [206]

Horcht nicht darauf, was gut und böse ist – geht den Weg zu neuen Guten, und schafft uns Böses und Gutes. Es giebt 1000 noch nicht begangene Wege!

4 [207]

Im Menschen hausen viele Geister wie Thiere des Meeres – die kämpfen mit einander um den Geist "Ich": sie lieben es, sie wollen, daß es sich ihnen auf den Rücken setze, sie hassen sich einander um dieser Liebe willen.

– das Ich, das bewegliche Kätzchen mit dem silbernen Thieresfrohsinn.

Wann litt je ein Ertrinkender an Durst!

und wieder quiekt das Kätzchen Ich und wieder ist Einer glücklich und wieder sind alle neidisch.

Ein schöner Trost für solche, die jung genug dazu sind, sagte das alte Weibchen.

Bin ich gemacht, Bußprediger zu sein? Bin ich gemacht zu rasseln gleich einem Priester und einer Pauke?

4 [208]

Ich lehre euch den Übermenschen: die große Verachtung müßt ihr euch selber lehren.

4 [209]

(Cap<itel>) Die Brüderschaft der Rechtfertiger.

4 [210]

Sie haben im Guten und Bösen nicht die Scham des Geistes: und loben und tadeln als ob

und im Geiste haben sie nicht die Scham des Guten und Bösen:

Sie werfen die Bilder um und sagen: es giebt nichts Hohes und Anbetungswürdiges – weil sie selber kein Bild und keinen Gott schaffen können.

Hört doch die Verachtung aus ihrer Wuth gegen die Bilder – die große Verachtung gen sich selber!

Ich liebe die verschwenderischen Seelen: sie geben nicht zurück und wollen keinen Dank denn sie schenken immer.

da gehn sie für sich fort

4 [211]

Ich erkläre auch eure Tugenden aus dem Zukünftigen.

Nicht eure Tugenden verwerfe ich, sondern eure Tugendhaften.

Der Freund als der beste Verächter und Feind.

Wie wenige sind würdig!

Das Gewissen des Freundes sein. Jede Erniedrigung bemerken. Gewissen nicht nur moralisch zu nehmen: auch Geschmack, auch als Verbleiben in seinen Grenzen.

Der Freund als Dämon und Engel. Sie haben für einander das Schloß zur Kette. In ihrer Nähe fällt eine Kette ab. Sie erheben sich einander. Und als ein Ich von Zweien nähern sie sich dem Übermenschen und jauchzen über den Besitz des Freundes, weil er ihnen den zweiten Flügel giebt, ohne den der eine nichts nützt.

4 [212]

Es ist kühl, die Wiese liegt im Schatten, die Sonne gieng.

Ist es nicht ungereimt zu leben? Müßten wir nicht mehr Vernunft haben, um aus dem Leben eine Vernunft zu machen?

Meine Brüder, verzeiht der Seele Zarathustras daß es Abend ist.

4 [213]

Das Erfinden von Zuständen

Es ist an der Zeit, daß der Mensch sich ein Ziel stecke. Noch ist er zum höchsten Ziele reich und wild genug. Ich sage euch: ihr habt noch Chaos und Anprall der Gestirne in euch, um einen Sternentanz gebären zu können.

Einst aber wird der Mensch zu arm geworden sein, einst wird er selbst zur Wuth der Verachtung nicht genug Rad und Schwung sein.

4 [214]

Unsere Verachtung des M<enschen> trieb uns hinter die Sterne. Religion, Metaphysik, als Symptom einer Begierde, den Übermenschen zu schaffen.

4 [215]

Schwanger geht die Menschheit, wunderlich sind die Schwangern!

4 [216]

(Cap<itel>) Beweise dich mir! Welches ist deine Pflicht?

4 [217]

1. Die Hervorhebung von Zuständen und das Streben nach ihnen. Bedeutung für den Leib.

2. Diejenige Auffassung des Ich von sich selber entsteht, bei der der Heerden-Typus erhalten bleibt.

3. Übelbefinden und das Böse.

Das Ausbrechen ganzer moralischer Strömungen als Correcturen des Leibes.

Was bedeutet Ascetismus?

Buddhismus und Mönchthum als Herstellung gesunder Leiber (gegen die vernichtenden und schwächenden Affekte).

Moral als eine Gleichnißsprache über eine unbekannte Region der leiblichen Zustände. – Hier <ist> noch ganz von Wille und Zweck die Rede und von gar nichts Anderem.

1. Die Anpassung der leiblichen Begierden an einander.

2. Die Anpassung des Leibes an ein Klima bringt Moralen zum Ausdruck.

3. Der Leib der herrschenden Kaste bringt eine Moral.

4. Der Leib für die nöthige Arbeit und Vielheit der Arbeit.

5. Die Erhaltung des Typus bringt eine Moral hervor. Das Zu-Grunde-Gehende des Typus und die Unmoralität.

also scheinbar ohne chemische Mittel den Leib verändern – – in Wahrheit handelt es sich bei der Moral (darum,) die chemische Beschaffenheit des Leibes zu verändern.

Ungeheurer Umweg. In wiefern es möglich ist, direkter zu gehen?

"Gesundheits-Begriff und Ideal abhängig vom Ziele des Menschen" –? aber das Ziel selber ist ein Ausdruck einer bestimmten Beschaffenheit des Leibes und deren Bedingungen.

Der Leib und die Moral.

4 [218]

Und er wußte seine Tugend nicht zu überwinden.

Der Löwe in ihm zerriß das Kind in ihm: und endlich fraß der Löwe sich selber.

Grausam war dieser Held und wild – – –

Seht, ich lehre euch die Liebe zum Übermenschen.

– – – lud er auf sich und zerbrach unter der Last.

4 [219]

Leidenschaften = Zustände unserer Organe und deren Rückwirkung auf das Gehirn – mit einem Suchen nach Auslösung.

4 [220]

Man nannte ihn einen Weisen, aber er war es nicht.

4 [221]

Die Stellung der Religion zur Natur war ehemals die umgekehrte: die Religion entsprach der populären Auffassung der Natur.

Jetzt ist die populäre Auffassung die materialistische. Folglich muß das von der Religion, was jetzt da ist, so zum Volke reden: materialistisch.

4 [222]

rechtwinklig am Leibe, mit starkem Nacken

den Bändiger des Löwen durch den Löwen umbringen

4 [223]

Ihr sollt nicht viele Tugenden haben wollen – ihr seid nicht reich genug dazu. Eine Tugend ist schon viel Tugend: damit sie lebe, müßt ihr schon zu Grunde gehen.

4 [224]

Ich lebe, damit ich erkenne: ich will erkennen, damit der Übermensch lebe.

Wir experimentiren für ihn!

4 [225]

Der durchgängig schöpferische Charakter alles Geschehens – – –

Die Freiheit des Willens ist viel besser bewiesen als Ursache und Wirkung (eigentlich ist Ursache Wirkung nur eine populäre Folgerung)

4 [226]

Wir sind zu geduldig gegen schlechte Luft: und du selber bist Anderen schlechte Luft.

Drei oder 2.

Wer uns nicht fruchtbar macht

4 [227]

Ein Aufsuchen desjenigen an der Wahrheit was mir wehethut, und Alles opfern, eine ungeheure Spannung

nichts im Kopfe als eine persönliche Moral: und mir ein Recht dazu zu Schaffen ist der Sinn aller meiner historischen Fragen über Moral. (Es ist nämlich schrecklich schwer, dies Recht sich zu schaffen!)

4 [228]

Ich liebe die Menschen welche ihre Tugend zu Grunde richtet.

seht, ich zeige euch die Brücke zum Übermenschen!

<Ich liebe die,> welche ihre Seele verschwenden, die nicht danken und nie zurückgeben, weil sie immer schenken.

4 [229]

Der die Zukünftigen rechtfertigt und die Vergangenen erlöst.

Und wer mitleidig ist, soll aus seinem Mitleiden sich Pflicht und Verhängniß Schaffen, und wer treu ist, dem soll Treue seine Pflicht und sein Verhängniß werden – und du kannst nicht Geist genug für deine Tugend haben.

Dein Leben sei ein Versuch – dein Mißlingen und Gelingen sei ein Beweis: aber sorge dafür, daß man wisse, was du versucht und bewiesen hast.

sie sagten: laßt uns der Welt absterben, sie suchten ihr Heil hinter den Sternen – sie fanden das Wort nicht vom Übermenschen. Sie verleumdeten ihre Gesundheit, – – –

Vieles macht mir Ekel an euren Guten und wahrlich nicht ihr Böses.

Ich wollte, sie hätten einen Wahnsinn, an dem sie zu Grunde giengen, wie der bleiche Verbrecher an seinem Wahnsinn,

Ich wollte, ihr Wahnsinn hieße Mitleid oder Treue oder Gerechtigkeit.

Aber sie haben ihre Tugend, um lange zu leben,

damals war der Zweifel, das Suchen nach Gerechtigkeit, das Mitleid mit dem Freunde – – –

4 [230]

Und sein Gelehrter soll ein Büßer des Geistes sein.

Und seine Rede mißfiel Allen, doch Einem gefiel sie.

Umgang.

Der Gelehrte.

Ruf zum Alleinstehen und Sich-lossagen!

4 [231]

Das Recht zu meinen eigenen Werthen – woher nahm ich das? Aus den Rechten aller alten Werthe und den Grenzen dieser Werthe.

4 [232]

Sinn der Ehe: ein Kind, das einen höheren Typus darstellt als die Eltern.

NB. sie müssen dich verachten, wenn du über sie hinweg gehst – sie verstehen nicht das Über-Sich.

Du sehnst dich nach Liebe – aber nein, du mußt Verachtung tragen lernen.

An's Geld hängt ihr euer Herz und verliert für euch selber euer Herz. Eisenbahn und Staat ist der Nutzen Vieler und das Verhängniß.

Denen, die nicht zu den Vielen gehören.

Ihr verliert eure Vorsicht, eure Luchsaugen und eure Bärentatzen.

4 [233]

Die Worte des Werthes sind Fahnen dort aufgepflanzt, wo eine neue Seligkeit erfunden wurde – ein neues Gefühl.

4 [234]

Zuweilen will ich von dir: daß du klug seist von Grund aus und daß du stolz seist von Grund aus: dann wird dein Stolz immer deiner Klugheit zur Seite gehen. Du wirst die Pfade der Thorheit gehen: aber ich beschwöre auch deine Thorheit, daß sie den Stolz zu ihrem Geleit immer nehme. Willst du aber thöricht sein – – –

Rathe ich euch die Nächstenliebe? Lieber noch Nächstenfurcht und Fernstenliebe.

Ich entdeckte ein neues Land im Menschen

wo die Seele überwallt

ihr zeigt mir den Pinsel und den Farbento<p>f und sagt: wir haben das Bild widerlegt.

Die Gesellschaft verdirbt.

die träumende Zukunft

Ihr flieht euch selber: und immer gerathet ihr aus dem Regen der Selbstverachtung unter die Traufe der Nächstenliebe.

Auch noch die Katzen und die Wölfe sollen mir Vorbild sein: sie halten ihr Selbst fester.

(Fliegen wedel) gegen die täglichen kleinen Ärger.

4 [235]

Ein Gott, der sich schlecht beweist, ist so gut als ein Gott, der sich gar nicht beweist.

Das ist ein Gott, der sich gar nicht oder schlecht beweist.

Wenn 100 beieinander stehen, verliert ein Jeder seinen Verstand und bekommt einen anderen.

Oh diese armseligen Freundschaften! Soviel sie ihren Freunden leisten, soviel verspreche ich noch meinen Feinden zu leisten – und will nicht ärmer geworden sein.

4 [236]

Und wie ein Kind mit dem kleinen Fuße eine Scherbe vor sich hin treibt, so thöricht stößt uns das Leben vorwärts.

4 [237]

Ja, mit Schwerem beladen, eilte ich in meine Wüste: da aber fand ich erst mein Allerschwerstes.

seiner eigenen Tugend Schmied und Ambos, seines eigenen Werkes und Willens ein Prüfstein.

Vieles Schwere giebt es und als ich jung war, forschte ich viel nach dem Schwersten.

Ja, ich lief in die Wüste – und erst dort in der einsamsten Wüste, fand ich mein Allerschwerstes.

Dieses Schwerste – das wurde das Liebste mir, einem Gotte gleich lehrte ich mein Schwerstes ehren.

seufzte tief und sprach nicht mehr.

4 [238]

Und wenn einer euch ein großes Unrecht thut, so sorgt nur dafür, daß ihr dem, der es that, auch ein kleines thut, so ist es menschlich.

4 [239]

Und du glaubst, daß die Gerechtigkeit dir schon nachhinken werde?

4 [240]

Es ist mehr Vernunft in deinem Leibe als in deiner Vernunft. Und auch das, was du deine Weisheit nennst, – wer weiß wozu dein Leib gerade diese Weisheit nöthig hat.

4 [241]

Ich erkannte, daß Hirten und Heerdenzüchter diese Tafeln schufen: also gründeten sie Leben und Dauer ihrer Heerden.

4 [242]

Ja, alle diese Last trug ich! Ich kniete nieder und lud alle diese Last auf mich, einem Kameele gleich beugte ich das Haupt und eilte fort in die Wüste.

Wo sind die Wahrheiten welche leiden machen? rief ich.

Der erste war der Drache und sprach: "Unwerth ist aller Dinge werth", "Widerspruch ist im Herzen aller Werthe"

Da erkannte ich den Ursprung von Gut und Böse: und daß das Ziel der Menschheit fehle.

Mir das Recht zu geben, die Dinge mit neuen Namen und Werthen zu nennen, war das Schwerste.

Alle Pflanzen neidete ich – ich neidete auch alle Gespenster.

Mit den höheren Werthen die Gütertafeln zerbrechen

die eigenen Tafeln stellte ich neben die anderen – welcher Muth und Schrecken war das!

4 [243]

ihr seid die Verächter des Leibes

4 [244]

Ich sah mir das Auge dieser Größten an und kroch in ihre Seelen. Ach!!! – Schilderung der Genies und Heiligen. Bei der Frage ob es schon gegeben habe! – Gab es welche, so wußte die Erde nichts darum.

4 [245]

Am meisten verehrt werden die Prediger des langsamen Todes.

4 [246]

(Cap<itel>) Was wurde Zarathustra am schwersten? Sich von der alten Moral zu lösen.

4 [247]

Cap<itel>. Wollt ihr Lohn? Es ist mir das Maaß eurer Tugend, was ihr als Lohn wollt!

4 [248]

Eine neue Farbe gab ich <der> Erde – den Schleier einer neuen Hoffnung breitete ich um die Erde.

4 [249]

Blut gründet Kirchen: was hat Blut mit Wahrheit zu schaffen!

Und wollt ihr Recht von mir haben, so beweist mir mit Gründen und nicht mit Blute.

4 [250]

(Cap<itel>) Die Kleinen. Geht fort in die Einsamkeit, ihr könnt den kleinen Tropfenfall nicht aushalten.

4 [251]

und plötzlich schlägt es die Augen auf, die Augen des Kindes und der Blüthe. Was ist geschehen? Die Hand eines Schaffenden berührte es. Die Sonne eines Schaffenden errieth den verborgenen Gott.

4 [252]

Zur Erde hernieder und in ihre Hütten führte ich die Verflogenen: in der Höhe lehrte ich tief sein.

4 [253]

Sagt, wo sind sie hin, diese lieben Weisen? Fallen ihnen nicht die Augen zu? – Hier und da giebt es noch Solche um dich: die predigen mit sanfter Stimme vom Guten und Bösen.

Selig sind diese Schläfrigen.

4 [254]

Gab es schon Übermenschen? Werth unserer Cultur.

4 [255]

sie spinnen am Rande des Irdischen und ihre feinen Augen werden blind in dieser Dämmerung.

4 [256]

Tausend Arten zu leben erfinden – nicht mehr bloß für Heerden!

4 [257]

Kost und Küche verräth sie – das ist das Gemeine! Wir müssen lernen, das Gemeine zu adeln.

4 [258]

sich sehnen und fragen und nur Tränen vergießen u.s.w. – Gegen die Religiösen.

es ist nicht mehr redlich. Zum Glauben reicht es nicht!

Folglich: Entsagung nach dieser Seite!

4 [259]

Euren herrschenden Gedanken will ich hören und nicht nur daß ihr einem Irrsinn entronnen seid.

Seid ihr solche, die einem Irrsinn entrinnen dürfen? Oder warft ihr euren letzten Werth fort, als ihr eure Dienstbarkeit wegwarft ...

Frei, wovon? – was schert es noch Zarathustra, wenn euer Auge scheel blickt bei der Frage: frei wozu?

Euren herrschenden Gedanken will ich hören, daß er euch vor mir freispreche! – oder ich werde euch meine Gedanken wie Geißeln um eure Ohren schlagen.

4 [260]

Eine Sonne, um die sich die Schlange der Erkenntniß ringelt.

4 [261]

"das Irdische" – ihr müßt lernen, es anders empfinden.

Die falschen Werthmaaße beseitigen, die aus einer unbekannten Welt genommen sind

Der Mensch steht hoch – – viell<eicht> gelingt plötzlich ein höheres Wesen!

4 [262]

(Cap<itel>) Die angebliche Liebe Gottes und "alles für unser Bestes"

4 [263]

Das Gute es will sich durch das Alte erhalten

4 [264]

Sie möchten gerne entlaufen: sie können aber zu anderen Sternen keine Wege finden, so glauben sie, es gäbe unterirdische Wege – ganz andere Arten und gleichsam Schleichwege. – Die seltenen Zustände wurden als überirdisch empfunden. Wonne und Krampf zusammen.

Ihr seid mir an Liebe nicht reich genug, für die Liebe zum All!

Unsere Gefühle – das ist die ganze menschliche Vergangenheit bis zu dir und mir: die geschaffenen Werthe.

Unsere höheren Gefühle – wir müßten sie ausrotten, wenn wir nicht ein neues Ziel ihnen geben!

Ohne diese trübe Wolke am Himmel hättest du auch die trübe Erkenntniß nicht!

4 [265]

Meine Richtung der Kunst: nicht dort weiter dichten, wo die Grenzen sind! sondern die Zukunft des Menschen! Viele Bilder müssen da sein, nach denen gelebt werden kann!

4 [266]

Gegen die Hinterweltler.

Dein Leben ein Versuch und Denkmal deines Versuchs.

Künstler wirkten dazu, daß das Leben nicht verbessert wurde. Der Künstler selber meistens das Opfer seiner Werke.

Büßer des Geistes

der Schaffende

4 [267]

Es ist ein Opfer darin, diese Hinter-Welt aufzugeben. Männlichkeit!

Das Irdische genügt uns nicht – folglich das Himmlische – Fehlschluß.

Die Natur verbietet, euch dies Eindringen!

Im Anfang eine runzlige Knolle, und eine böse Wurzel mit mehreren Giften getröpfelt – jedes Gefühl.

4 [268]

ein Schaffender ist, der neue Werthe schafft. Aber der Künstler nicht!

4 [269] die Zusammenkunft der Einzelnen (Fest)

4 [270]

Einen Bogen habe ich, Götter! Welch ein Bogen – gegen Götter selbst ein guter Bogen!

4 [271]

Die große Probe: bist du bereit, das Leben zu rechtfertigen? Oder das Sterben für dich?

Auf der niedrigsten Stufe es noch aushalten.

Manchem führte Krankheit diesen zweiten Weg.

Entsagung.

Die große Mitte. – Die Entscheidung über Leben- und Sterben-wollen.

4 [272]

Staat und Kirche und alles, was sich auf Lügen gründet, dient den Predigern des Todes.

4 [273]

Ihr meint, im Dunklen müsse die Lösung eures Räthsels sein! Aber seht das Schicksal eines Wurmes an. In eurem Ziele und eurer Hoffnung liegt die Lösung: euer Wille ist's!

Kein Gott mischte je sich ein! Aber ihr unterwarft euch zu viel dem Herkömmlichen, auch der Natur.

Aber der Wissende sieht, wie jede Liebe und Sonne sich den häßlichen Unkräutern neigte.

4 [274]

In den kleinsten Sand steckte mancher Vogel Strauß seinen Kopf.

4 [275]

Wenn du von einer niederen Tugend zu einer höheren schreitest – – –

Eure Würde will ich euch erst geben: ihr sollt die Büßer des Geistes sein!

Ruinen soll man nicht zerstören: Gras und Rosen und winzige Kräuter und was sie immer schmückt von Lebendigem, das Alles zerstört auch das Todte.

Dieses Ich ist noch am besten bewiesen, dieses Ich, das sich selber widerspricht.

Wahrlich die Welt ist gut verborgen vor den M<enschen>. Der Bauch des Seins wird nie zu den M<enschen> reden!

Wozu sagte ich euch das? So wurde der Lügner zum Wegweiser des Übermenschen

Scheidung

4 [276]

Der Entschluß. Unzählige Opfer muß es geben. Ein Versuch.

4 [277]

Das süßeste Weib ist noch bitter von Geschmack.

4 [278]

Wenn der Nutzen Vieler unser Nutzen ist, so sollen wir's nicht Tugend nennen, wenn wir Vielen nutzen. Zur Nächstenliebe.

4 [279]

Entschlagt euch doch dieser falschen Sternguckerei!

Der Bauch des Seins wird nie zu euch reden.

4 [280]

3 Verwandl<ungen>

Schlaf und Tugend

1001 Ziel

die Verächter des Leibes.

Hinterwelt.

die eigne Tugend.

Vom bleichen Verbrecher

der Baum am Berge

Lesen und Schreiben.

Prediger des Todes.

Der neue Götze.

Einsamkeit 2. 1.

Freund.

Soldaten.

Nächstenliebe.

Keuschheit.

Weg des Schaffenden.

Weiber.

Natterbiß.

Ehe.

Tod. von der heiligen Selbstsucht.

 


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