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Früher hatten wir uns eigentlich nicht allzuviel aus dem Stuhlwagen gemacht, der in Großvaters Scheune auf dem Platze stand, wo es immer zuerst durchregnete. Das Korbgestell mit den drei angeschnallten Stühlen darauf war nämlich recht alt und schadhaft, und obgleich wir nicht viel auf Äußeres gaben, so mochten wir doch nicht mit einem Gefährt durch die Straßen fahren, das an allen Ecken Löcher hatte. Nur eine lobenswerte Eigenschaft hatte der alte Wagen: seine Stühle waren, wie gesagt, mit losen Gurten an dem Kastengestell befestigt, und wenn die Pferde etwas anzogen, und man sich vielleicht behaglich anlehnte, dann konnten die Stühle urplötzlich umkippen, derart, daß man mit dem Rücken im Wagenkasten lag und die Beine in die Luft streckte. Jedermann wird begreifen, daß diese Art der Beförderung ihr Anziehendes hatte, besonders wenn dieser kleine Unfall nicht gerade uns, sondern jemand anderes traf, z. B. einen Besuch, dem mir dann mit allen Ausdrücken aufrichtigen Bedauerns wieder auf die Beine halfen. Im ganzen aber wurde der Stuhlwagen wenig und dann nur bei schmutzigem Wetter benutzt. Leute von Rang und Stand und mit den ihrer Würde entsprechenden steifen Beinen konnten nicht den eisernen Wagentritt, der vier weit auseinanderliegende Sprossen hatte, hinaufklettern, und auch Franz und Hermann war der Wagen nicht angenehm; uns kam es wenigstens immer so vor, als ob sie ganz besonders langsam trabten, wenn sie ihn ziehen sollten. Franz und Hermann waren nämlich Großvaters Pferde. Wie alles in der Welt, so waren auch sie nicht ganz makellos, weder äußerlich noch innerlich. Franz war ehemals, nach Äußerungen Sachverständiger, ein hübscher Brauner gewesen; leider hatte man aber versäumt, auf die Ausbildung seines innerlichen Pferdes acht zu geben: sein Charakter litt an Ungleichheiten, und er biß nach rechts und nach links, sobald ihm etwas aufstieß, was ihn unangenehm berührte. Großvater hatte daher viel Verdruß durch Franz, auch in fremden Ställen betrug er sich unliebenswürdig, und wir hätten alle seinen Verkauf leichten Heizens ertragen; leider aber wollte ihn niemand haben, und so blieb er uns erhalten. Hermann war eine viel edler angelegte Natur, deshalb kann man auch wenig von ihm erzählen. Er hatte leider einen so spitzen Rücken, daß ohne Sattel auf ihm zu reiten zu einem etwas zweifelhaften Vergnügen wurde.
Hinrich, unser Kutscher, dem zugleich die Pflege von Großvaters Landwirtschaft oblag, liebte seine Pferde sehr, und wenn diese ihr bestes Geschirr trugen, und Hinrich gleichfalls in Livree steckte, sahen die Kutsche und auch die Halbchaise sehr anständig aus. Nur der Stuhlwagen war rettungslos unanständig. Aber wir hatten doch Achtung vor ihm bekommen, und wie das zugegangen war, möchte ich erzählen.
Großvaters Scheune war an schlechten Tagen, deren es viele bei uns gab, ein sehr behaglicher Tummelplatz. Auf der breiten, mit Lehm gepflasterten Diele standen Großvaters Wagen; seitwärts davon war ein Raum für die Kühe abgetrennt, und ganz hinten standen Franz und Hermann. Wenn es regnete oder schneite, war es sehr gemütlich, in der Scheune auf der Wagendeichsel zu sitzen und dem beschaulichen Kauen und Schnaufen der Kühe zu lauschen oder auch in einen der Wagen selbst zu steigen und Ausfahren zu spielen. Dann kam auch der Stuhlwagen an die Reihe, und eines Tages, als wir auf ihm saßen und uns auf den Sitzen müde geschaukelt hatten, verlangten wir stürmisch von Hinrich, er sollte uns etwas erzählen. Er saß vor uns und hatte sämtliches Pferdegeschirr auf der Scheunendiele um sich herum ausgebreitet, während ein Blechtopf, mit Fett angefüllt, greulichen Gestank verbreitete. Wir hatten aber keine empfindlichen Geruchsnerven, sonst hätten wir auch gar nicht mit Hinrich verkehren können, denn er vereinigte an sich alle Düfte des Pferde- und Kuhstalls. Sein Besuch im Hause der Großeltern war deshalb nicht sonderlich erwünscht; doch erschien er meistens einmal des Abends, um dem Großvater über die Vorkommnisse des landwirtschaftlichen Lebens Bericht zu erstatten, und dann merkte man noch seine Gegenwart, wenn er schon längst wieder auf den Strümpfen die Treppe hinuntergehuscht war. Unsere Nasen waren aber nichts weniger als anspruchsvoll, und auch an dem häßlichen Regennachmittag ersuchten wir Hinrich dringend, doch etwas näher zu uns zu kommen, damit wir uns besser unterhalten könnten.
»Du mußt uns heute auch mal was erzählen!« setzten wir hinzu, während er sich brummend nahe an den Stuhlwagen heranschob und uns den Fetttopf gerade vor die Nase setzte.
»Weiß nix!« erwiderte er dann. Diese Antwort bekamen wir jedesmal, wenn wir eine Geschichte von Hinrich verlangten, und meist gaben wir uns dann zufrieden; heute aber war das Wetter gar zu schlecht.
»Hast du denn gar nichts erlebt, Hinrich? Gar nichts Lustiges, gar nichts Trauriges?« fragten wir weiter und sahen den Kutscher erwartungsvoll an, der bedächtig einen Strohhalm in den Mund steckte und lange schwieg.
»Nee!« sagte er endlich, und dann rieb er an seinem Leder weiter.
»Aber du bist doch verheiratet! Hat deine Frau denn gar nichts erlebt?«
Hinrich machte ein erstauntes Gesicht.
»Nee!« meinte er nach langer Pause.
»Hinrich,« begann einer der älteren Brüder, »was sagtest du denn, als du deine Frau heiraten wolltest?«
»Was ich sagte? Deern, wullt du mi?«
»Mehr nicht?«
»Nee!«
»Und was sagte sie denn?«
»Das weiß ich nich mehr!« »Und als dein Junge geboren wurde, was sagtest du denn da?«
Hinrich spuckte den zerkauten Strohhalm aus und nahm einen neuen. »Da war ich nich bei – Herr Stizrat und ich hatten Gericht!«
»Was sind denn hier für Löcher im Wagen?« fragte Jürgen. Er verzweifelte an Hinrich und belustigte sich damit, seine Füße durch das Korbgeflecht zu stecken.
»Bleib da man von. Junge, das is von Anno dazumal, als all die Leute auf'n Wagen stiegen, und der Herr sie wieder runter smeißen ließ!«
»Wann war denn das?« fragten wir, und Hinrich, dessen ausdrucksloses Gesicht sich etwas belebt hatte, kratzte sich hinter den Ohren.
»Wann das war? Das kann ich warraftig nich sagen – so in die fufziger Jahrens, als ihr noch klein oder noch gar nich auf die Welt wart!«
»Was passierte denn damals?«
Hinrich sah uns verdrießlich an. »Das weiß doch jedermann, was da passierte – das brauch ich doch nich zu erzählen. Da hat Paster Simpel in Feldkirchen ein Buch über geschrieben, und in all die Zeitungens hat es gestanden! O, was is dies Fett doch einmal slecht! Stina hat es gekocht; aber slecht is es doch!«
Er murrte noch eine Zeitlang über die Schlechtigkeit des heutigen Fettes im besonderen und über die Schlechtigkeit der Welt im allgemeinen, dann sagte Jürgen, daß er zu Mahlmann gehen wolle.
»Was willst du bei den?« fragte Hinrich mit scheelem Blick, denn wenn er jemand haßte, so war es unser Freund Mahlmann.
»O, der erzählt viel besser als du, Hinrich! Den braucht man nur zu bitten – gleich erzählt er so lange, wie wir wollen!«
»Ja, so'n vermaledeiten Lügenbeutel, der sein Leben lang ins Zuchthaus gesessen, der hat den Mund voll Snack! Weiter hat er auch nix zu tun gehabt!«
Hinrich fiel grimmig über das Lederzeug her. »Und er is doch nich bei gewesen, als mir zu Gericht waren nach Petersdorf, wo Johann Bohnsacken den Kopp abgeslagen wurde! Reinemang ab! Und Mahlmann saß in Glückstadt und hat kein Spier von Bohnsack sein Kopp gesehen!«
»Hast du denn damals die Löcher in den Wagen gemacht?«
»Ich? Gott in heilgen Himmel! In den feinen Wagen, den Herr Stizrat damals für achtzehn Speziestaler auf Aukschon gekauft hatte? Da sollte ich ein Loch in machen?«
Hinrich war förmlich erregt, er sprach viel rascher als sonst, und mir murmelten eine Entschuldigung, auf die er aber nicht hörte. »Nee, fuhr er fort, ich hatt da kein Schuld an. Der Herr hatt mich gesagt: Halt ein büschen früh vor die Tür, bei sowas muß man nich zu spät kommen, und ich war fixig mit allens fertig. Mein besten Lafreerock hatte ich auch an, denn das gehörte sich so. Er war von grüne Kalör, was mich besser kleidete, als den grauen, den ich jetzt hab. Als ich nun von die Scheunendiele wegfahr, da krieg ich abers einen bannigen Schreck, denn vor Herrn Stizrat sein Haustür standen woll so'n Stücker dreißig Frauenspersonen, alle mit Kindern auf'm Arm und an die Hand. Kaum daß ich da halte, da klettern sie denn auf diesen Wagen, und kein einzigen Weibsbild fällt es ein, mir um Permischon zu fragen. Ich sag: Was is hier los? Aber da krieg ich kein Antwort auf, und eh ich noch einmal den Mund aufmachen kann, da is den ganzen Wagen krimmelbimmel voll. Bei mir auf'n Stuhl sitzen vier Fruensminschen, und zwei haben mich ihre Kinder auf'n Schoß gesetzt, so daß ich knappemang noch Luft kriege. Und was der Junge von diese beiden Gören is, der dreht mich die blanken Knöpfe ab von Rock, weil daß er sie in den Mund stecken will – o, meine Zeit, was war das einmal schrecklich!«
Hinrich stöhnte förmlich. »Nahm denn Großvater alle die Leute mit?« fragten wir.
»Der Herr? Nee, so dumm war er auch nich! Wie er aus die Tür kommt und zum Wagen aufkuckt – ein büschen hoch war er ja immer, ich mein den Wagen –, da fragt der Herr: Was wollen Sie hier? Und eine von die Weibspersonen, die so dicht bei mich saß, daß ich jeden Knochen in mein irdischen Leib fühlte, die sagte! O, Herr Stizrat, wir wollen man bloß ein büschen nach Petersdorf!
Was wollen Sie dort? sagt der Herr.
Natürlicheweise nach die Hinrichtung, Herr Stizrat. Wenn so'n gräßlichen Mann den Kopp abgeslagen wird, da muß man doch bei sein. Hat ja sein leibhaftigen Brotherrn in Niendorf mit'n Beil totgeslagen. O, was gibt es doch einmal für Menschen! Und alle andern Frauenspersonen fangen an zu jaulen und sagen dasselbe.
Herab vom Wagen! ruft der Herr, aber die Weibers – herrjeh, was sind die dreist – die rühren sich gar nich einmal, und die Frau, die bei mich sitzt, die steckt ihr Kind ein Stück Kröm Brot aus ungesiebtem Weizenmehl. in Mund, und der Bengel, der auf mein Knie sitzt, das all lange eingeslafen war, der wird blau ins Gesicht, weil daß er ein von mein Knöpfe in Hals hat. Die Mutter legt ihn denn auch auf'n Leib und prügelt so lang an ihm herum, bis daß allens wieder herauskommt. Der Herr steht noch immer und sieht an den Wagen in die Höchte – da war kein büschen Platz vor ihn, und von achtern klettern noch ein ganzen Berg Jungens hinein, die in den Wagenkorb sitzen wollen.
Alle heraus! schreit der Herr. Er hat ne hellsche Stimme, wenn er doll is; aber die Frauensleute dachten sich da gar nix bei. Eine kleine Madam fing an zu heulen. Mein besten Herrn Stizrat, lassen Sie mir doch man bloß mit. Ich mach ja die Haubens für Frau Stizrätin, und weil ich doch was von den Kopf verstehe, muß ich mich das ansehen, wie Herr Stizrat das macht!
Wie ich was mache? sagt der Herr und sieht die Person so'n büschen ungläubig an.
Wie Herr Stizrat den gräßlichen Kerl seinen Kopf abhaut!
Ja, das müssen wir alle sehen! schreien die andern Weibers, und das war ein Spektakel, als würden zwanzig Sweine auf einmal abgestochen.
Abers nun ward das den Herrn doch zu bunt. Er sagt was zu die beiden Polizeidieners, die eben angelaufen kamen, und bald kriegte er Platz; denn Weber und Lauritzen hatten dazumal noch Kraft in die Armens. Abers so'n Weibsvolk ist doch falsch – was haben sie gescholten! Hier wäre nie was los, sagten sie, und wenn mal was Nettes käme, denn wollte Herr Stizrat sie das nich mal gönnen. Und den Wagen haben sie auch kaput gemacht! Mit Willen!«
Hinrich schwieg; er war ganz atemlos vom Sprechen geworden.
»Hat denn Großvater dem Mörder wirklich den Kopf abgeschlagen?« fragte ich.
Hinrich lachte höhnisch. »Na, was denkst du dich denn eigentlich? Mit sowas haben der Herr und ich uns niemals abgegeben. Da kam ein Mann aus Kiel zu! Ja, das war ein Leben! Den ganzen Weg nach Petersdorf sah swarz aus, bloß von all das Volk, und hinter unsern Wagen liefen woll an fufzig Kinder, die mitwollten!«
»Du hast wohl nichts von der Hinrichtung gesehen?« fragte Jürgen halb ungläubig, und Hinrich sah ihn böse an.
»Warum nich? Das war ja gerade von den König bestimmt, daß der Herr und ich bei Bohnsack sein Ende sein sollten: ich auf'n Wagen, und Herr Stizrat beis Schafott. Und was diesen alten kaputen Wagen is, der is auch bei gewesen, von Anfang bis Ende. Bei die Richtstätte hielt ich, und allens kam drecktemang an mich vorüber. Zuerst läuteten schon die Glocken, was mich ordentlich ans Herz ging, und denn kam ein langen Zug. Zuerst die Jungens von die Schule mit Gesangbüchern, und sie sangen ein Lied von das christliche Sterben, was an Johann Bohnsack seine Adresse ging, und er ging denn auch gleich hinter die Schulkinders her. Ich kannte ihm ein büschen von früher, wo er noch kein Mörder war; aber leiden konnte ich ihn niemalen, und als er seinen leibhaftigen Brotherrn totslug, sagte ich gleich, daß ich mich sowas bloß von Johann Bohnsack denken konnte. Und auch nich ein büschen bescheiden sah der Sweinigel aus: er kuckte sich um als wenn er sich was darauf einbildete, daß so'n Fest aus sein Sterben gemacht wurde. Er hatte ein graues Hemd an: das war das Armsünderhemd, und die Pastoren gingen rechts und links von Bohnsack. Dann kam der Amtmann und Herr Stizrat und denn noch ein ganzen Berg Leute; aber alle gingen sie an mich und meinen Stuhlwagen vorbei. Ein klein büschen näher fuhr ich noch an das swarze Gerüst, und denn hörten die Glocken auf zu läuten. Herr Stizrat trat vor Johann Bohnsack hin und fing an ganz laut was vorzulesen. Das war das Todesurteil von den dänischen König unterschrieben, und alle die Menschens wurden still, und jedes Wort konnte über das ganze Feld gehört werden. Und denn nahm der Herr einen weißen Stab und hielt ihn den Mörder gerade vors Gesicht, und ich mußte ordentlich den Atem anhalten, weil mich was auf die Brust drückte, und die anderen Menschen gings ebenso, und denn brach der Stab mitten durch – ein jeder konnte es hören. Ein paar Sperlinge bissen sich dicht bei meinen Wagen – die dummen Dingers verstehen ja nix von die Gesetzens; ich aber wußte ganz genau, daß kein irdischen Mensch Johann Bohnsack mehr helfen konnte, und daß er nun gleich vor seinen himmlischen Richter stehen würde. So kam es auch. Der Mann in roten Rock aus Kiel verstand den Rummel – eins, zwei, drei lag Bohnsacken in sein Sarg, und die Glocken fingen wieder an zu läuten. Als ich nachher mit den Herrn nach Hause fahre, kommt ein Einspänner pläng Kajehr an uns vorbei – das war Bohnsack, der nun nach Kiel in die Antomarie reiste. Die Studenten sollten ja Geographie von den inwendigen Menschen bei ihn lernen, was natürlicherweise ein ganz verkehrten Idee war, denn bei so'n gottverlassenen Kerl kann man nix profetieren!
Hinrich griff nach dem Geschirr, das ihm beim eifrigen Erzählen vom Schoß geglitten war, und begann wieder seinen Lappen in das Lederfett zu tauchen. Er war lebhaft geworden, wir aber sehr still.
»Kam Bohnsack nun von Petersdorf aus gleich in die Hölle oder erst von Kiel?« fragte ich.
»Von Petersdorf!« sagte Hinrich mit Bestimmtheit. »Uns' Herrgott, der fackelt nich, das mußt du nich glauben. Der Paster in Feldkirchen, der schrieb nachher ein Buch von Bohnsack und von sein christlichen Tod, von den kein Mensch nix merkte. Mit'n roten Umslag war es, das Buch, mein ich, und da in hat er auch was von Himmel geschrieben, nämlich daß er glaubte, Bohnsack könnte vielleicht doch noch nach zweitausend Jahren in den Himmel kommen. Aber das war allens Swindel. Paster Simpel wollte man bloß einen kleinen Profit aus die Geschichte haben, und darum schickte er das Buch an die Gräfin Donnerwetter, Gräfin Danner was ja so'n Art Frau von den dänischen König is, und die natürlicheweise auch lieber mag, wenn uns' Herrgott mannichmal die Augen zudrückt. Und über das Buch mit'n roten Umslag hat sie sich bannig gefreut und den Paster Geld zu'n neuen Summar Talar gegeben. Sie kriegt woll nich viel Büchers geschenkt. Na, und nu geh man von den alten Wagen dahl und steckt nich all eure Beine durch die Löchers, davon werden sie nich heil!«
»Braucht Großvater diesen Wagen immer, wenn ein Mann hingerichtet wird?« fragte Jürgen noch.
Hinrich lächelte ein bißchen mitleidig. »Mußt nich so dumm fragen! Sowas passiert hier nich wieder, solange Herr Stizrat und ich in Amt sind! Dazumalen, als Bohnsack sein Herrn totslug, waren wir gerade beide verreist, sonst wäre allens anders gekommen!«
Es hatte aufgehört zu regnen, und wir beschlossen, Hinrich zu verlassen, nachdem wir ihm huldvoll zugenickt hatten. »Das war eine sehr hübsche Geschichte; die mußt du uns noch oft erzählen!«
»Das war ja gar keine Geschichte,« sagte Hinrich, indem er einen alten Blechdeckel über den Fetttopf legte. »Das war ja man bloß die reine Wahrheit!«
Von diesem Tage an betrachteten wir den alten Stuhlwagen mit einer gewissen Hochachtung. Er hatte doch nach unserer Meinung etwas sehr Angenehmes erlebt, und später haben wir noch so oft auf ihm gesessen und uns dabei von der Hinrichtung in Petersdorf erzählt, bis es uns schließlich vorkam, als wären wir selbst dabei gewesen.