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Sechsfacher Artung Abzeichen
Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit wanderte der Erhabene im Lande Magadhā von Ort zu Ort weiter und kam nach Rājagaham, begab sich zu Bhaggavo Vergl. Bd. II, Anm. 142. – Der Aufenthalt bei Hafnern, deren Handwerk ja frei von Tadel ist, wird von Asketen bevorzugt: cf. die kulālaśālā in der Jābālopaniṣat fine. dem Hafner, sprach Bhaggavo den Hafner also an:
»Wenn es dir, Bhaggaver, nicht ungelegen ist, bleiben wir über Nacht im Vorsaale.«
»Es ist mir, o Herr, nicht ungelegen; doch ist ein Pilger da, der schon sein Lager hier aufgeschlagen hat: wenn es dem recht ist, mögt ihr bleiben, o Herr, nach Belieben.«
Um diese Zeit nun war ein edler Sohn, Pukkusāti mit Namen, um des Erhabenen Willen, von Zutrauen bewogen, aus dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen. Der hatte im Vorsaale bei jenem Hafner sein Lager schon aufgeschlagen. Da schritt nun der Erhabene an den ehrwürdigen Pukkusāti heran und sprach also zu ihm:
»Wenn es dir, Mönch, nicht ungelegen ist, bleiben wir über Nacht im Vorsaale.«
»Geräumig, Bruder, ist der Vorsaal des Hafners: bleibe der Ehrwürdige nach Belieben.«
Da trat nun der Erhabene in den Vorsaal des Hafners ein, spreitete an der einen Wand die Strohmatte auf und setzte sich nieder, die Beine verschränkt, den Körper gerade aufgerichtet, der Pflege der Einsicht oblegen. Und der Erhabene brachte einen großen Theil der Nacht im Sitzen zu. Und auch der ehrwürdige Pukkusāti brachte einen großen Theil der Nacht im Sitzen zu. Da gedachte denn der Erhabene bei sich: ›Ob wohl dieser edle Sohn fröhlich beflissen ist? Wie, wenn ich ihn nun fragte?‹ Und der Erhabene wandte sich also an den ehrwürdigen Pukkusāti:
»Um wessen willen, o Mönch, bist du hinausgezogen? Wer ist wohl dein Meister? Oder zu wessen Lehre bekennst du dich?«
»Es ist, o Bruder, der Asket Gotamo, der Sakyersohn, der dem Erbe der Sakyer entsagt hat! Diesen Herrn Gotamo aber begrüßt man allenthalben mit dem frohen Ruhmesrufe, so zwar: ›Das ist der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerheerde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene.‹ Um des Erhabenen willen bin ich hinausgezogen, Er, der Erhabene ist mein Meister, und zu seiner, zu des Erhabenen Lehre bekenne ich mich.«
»Wo aber, Mönch, weilt Er jetzt, der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte?«
»Es ist, o Bruder, oben im nördlichen Reiche eine Stadt gelegen, die Sāvatthī heißt: dort hat Er, der Erhabene gegenwärtig seinen Aufenthalt, der Heilige, vollkommen Erwachte.«
»Hast du aber, Mönch, Ihn, den Erhabenen schon einmal gesehn, und würdest du ihn, wenn du ihn sähest, erkennen?«
»Nein, Bruder, ich habe Ihn, den Erhabenen noch nicht gesehn, und sähe ich ihn, würd' ich ihn nicht erkennen.«
Da gedachte denn der Erhabene bei sich: ›Um meinetwillen ist dieser edle Sohn hinausgezogen; wie, wenn ich ihm nun die Lehre darlegte?‹ Und der Erhabene wandte sich an den ehrwürdigen Pukkusāti und sprach:
»Die Lehre will ich dir, Mönch, darlegen: höre sie und achte wohl auf meine Rede.«
»Gern, Bruder!« sagte da zustimmend der ehrwürdige Pukkusāti dem Erhabenen, Der Erhabene sprach also:
»Sechsfache Artung, Mönch, hat der Mensch an sich, sechsfache Berührung, achtzehn geistige Angehungen, vier Belehnungen; Weisheit soll er nicht preisgeben, Wahrheit bewahren, Entsagung vollziehn, den Frieden eben zu finden suchen; auf dass ihn wo er steht kein dankendes Wähnen ankommen kann: kann aber kein dünkendes Wähnen ankommen, wird er der ›Stille Denker‹ genannt. Das ist der Stämpel der Abzeichen sechsfacher Artung.
»‘Sechsfache Artung, Mönch, hat der Mensch an sich’: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Sechs giebt es, Mönch, der Artungen: Art der Erde, Art des Wassers, Art des Feuers, Art der Luft, Art des Raumes, Art des Bewusstseins. ‘Sechsfache Artung, Mönch, hat der Mensch an sich’: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.
»‘Sechsfache Berührung, Mönch, hat der Mensch an sich’: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Gesicht ist Berührung, Gehör ist Berührung, Geruch ist Berührung, Geschmack ist Berührung, Getast ist Berührung, Gedenken ist Berührung. ‘Sechsfache Berührung, Mönch, hat der Mensch an sich’: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.
»‘Achtzehn geistige Angehungen, Mönch, hat der Mensch an sich’: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Hat man mit dem Gesichte eine Form erblickt, so geht man die erfreulich bestehende Form an, geht die unerfreulich bestehende Form an, geht die gleichgültig bestehende Form an. Hat man mit dem Gehöre einen Ton gehört, hat man mit dem Geruche einen Duft gerochen, hat man mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt, hat man mit dem Getaste eine Tastung getastet, hat man mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so geht man das erfreulich bestehende Ding an, geht das unerfreulich bestehende Ding an, geht das gleichgültig bestehende Ding an. So giebt es sechs erfreuliche Angehungen, sechs unerfreuliche Angehungen, sechs gleichgültige Angehungen. ‘Achtzehn geistige Angehungen, Mönch, hat der Mensch an sich’: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.
»‘Vier Belehnungen, Mönch, hat der Mensch an sich’: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Um die Belehnung mit Weisheit, die Belehnung mit Wahrheit, die Belehnung mit Entsagung, die Belehnung mit Beruhigung. ‘Vier Belehnungen, Mönch, hat der Mensch an sich’: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.
»‘Weisheit soll er nicht preisgeben, Wahrheit bewahren, Entsagung vollziehn, den Frieden eben zu finden suchen’: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Wie also, Mönch, giebt man die Weisheit nicht preis? Sechs Artungen sind da, Mönch, vorhanden: Art der Erde, Art des Wassers, Art des Feuers, Art der Luft, Art des Raumes, Art des Bewusstseins. Was ist nun, Mönch, Art der Erde? Art der Erde mag innerlich sein oder äußerlich. Was ist aber, Mönch, innerliche Erdenart? Was sich innerlich einzeln fest und hart dargestellt hat, als wie Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut, Fleisch, Sehnen, Knochen, Mark, Nieren, Herz, Leber, Zwerchfell, Milz, Lunge, Magen, Eingeweide, Weichtheile, Koth, oder was sich irgend sonst noch innerlich einzeln fest und hart dargestellt hat: das nennt man, Mönch, innerliche Erdenart. Was es nun da an innerlicher Erdenart und was es an äußerlicher Erdenart giebt, ist eben Art der Erde. Und: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹: so ist das, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit anzusehn. Hat man das also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit erkannt, wird man der Erdenart satt, löst den Sinn von der Erdenart ab.
»Was ist nun, Mönch, Art des Wassers? Art des Wassers mag innerlich sein oder äußerlich. Was ist aber, Mönch, innerliche Wasserart? Was sich innerlich einzeln flüssig und wässerig dargestellt hat, als wie Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Lymphe, Thränen, Serum, Speichel, Rotz, Gelenköl, Harn, oder was sich irgend sonst noch innerlich einzeln flüssig und wässerig dargestellt hat: das nennt man, Mönch, innerliche Wasserart. Was es nun da an innerlicher Wasserart und was es an äußerlicher Wasserart giebt, ist eben Art des Wassers. Und: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹: so ist das, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit anzusehn. Hat man das also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit erkannt, wird man der Wasserart satt, löst den Sinn von der Wasserart ab.
»Was ist nun, Mönch, Art des Feuers? Art des Feuers mag innerlich sein oder äußerlich. Was ist aber, Mönch, innerliche Feuerart? Was sich innerlich einzeln flammig und feurig dargestellt hat, als wie wodurch Wärme erzeugt wird, wodurch man verdaut, wodurch man sich erhitzt, wodurch gekaute Speise und geschlürfter Trank einer vollkommenen Umwandlung erliegen, oder was sich irgend sonst noch innerlich einzeln flammig und feurig dargestellt hat: das nennt man, Mönch, innerliche Feuerart. Was es nun da an innerlicher Feuerart und was es an äußerlicher Feuerart giebt, ist eben Art des Feuers. Und: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹: so ist das, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit anzusehn. Hat man das also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit erkannt, wird man der Feuerart satt, löst den Sinn von der Feuerart ab.
»Was ist nun, Mönch, Art der Luft? Art der Luft mag innerlich sein oder äußerlich. Was ist aber, Mönch, innerliche Luftart? Was sich innerlich einzeln flüchtig und luftig dargestellt hat, als wie die aufsteigenden und die absteigenden Winde, die Winde des Bauches und Darmes, die Winde, die jedes Glied durchströmen, die Einathmung und die Ausathmung: dies, oder was sich irgend sonst noch innerlich einzeln flüchtig und luftig dargestellt hat, das nennt man, Mönch, innerliche Luftart. Was es nun da an innerlicher Luftart und was es an äußerlicher Luftart giebt, ist eben Art der Luft. Und: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹: so ist das, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit anzusehn. Hat man das also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit erkannt, wird man der Luftart satt, löst den Sinn von der Luftart ab.
»Was ist nun, Mönch, Art des Raumes? Art des Raumes mag innerlich sein oder äußerlich. Was ist aber, Mönch, innerliche Raumart? Was sich innerlich einzeln räumlich und örtlich dargestellt hat, als wie die Ohrhöhle, die Nasenhöhle, die Mundöffnung, wodurch man gekaute Speise und geschlürften Trank einnimmt, wo gekaute Speise und geschlürfter Trank sich aufhält, wodurch gekaute Speise und geschlürfter Trank unten abgeht, oder was sich irgend sonst noch innerlich einzeln räumlich und örtlich dargestellt hat, das nennt man, Mönch, innerliche Raumart. Was es nun da an innerlicher Raumart und was es an äußerlicher Raumart giebt, ist eben Art des Raumes. Und: ›Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst‹: so ist das, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit anzusehn. Hat man das also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit erkannt, wird man der Raumart satt, löst den Sinn von der Raumart ab.
»Es bleibt nunmehr noch das Bewusstsein übrig, das geläuterte, das geklärte. Mit diesem Bewusstsein wird man wessen bewusst? Lies tena viññāṇena kiṃ vijānāti. Wohles wird man da bewusst, Wehes wird man da bewusst, weder Wehes noch Wohles wird man da bewusst. Auf eine Berührung, Mönch, die wohlig zu empfinden ist, erfolgt ein wohliges Gefühl. Und ein wohliges Gefühl empfindend erkennt man: ›Ein wohliges Gefühl empfind' ich.‹ Weil aber die wohlig zu empfindende Berührung aufhört, hört ein dadurch fühlbar gewordenes, auf wohlig empfundene Berührung erfolgtes wohliges Gefühl auf, und man erkennt: ›Es löst sich auf.‹ Auf eine Berührung, Mönch, die wehe zu empfinden ist erfolgt ein wehes Gefühl. Und ein wehes Gefühl empfindend erkennt man: ›Ein wehes Gefühl empfind' ich.‹ Weil aber die wehe zu empfindende Berührung aufhört, hört ein dadurch fühlbar gewordenes, auf wehe empfundene Berührung erfolgtes wehes Gefühl auf, und man erkennt: ›Es löst sich auf.‹ Auf eine Berührung, Mönch, die weder wehe noch wohl zu empfinden ist, erfolgt ein weder wehes noch wohliges Gefühl. Und ein weder wehes noch wohliges Gefühl empfindend erkennt man: ›Ein weder wehes noch wohliges Gefühl empfind' ich.‹ Weil aber die weder wehe noch wohlig zu empfindende Berührung aufhört, hört ein dadurch fühlbar gewordenes, auf weder wehe noch wohlig empfundene Berührung erfolgtes weder wehes noch wohliges Gefühl auf, und man erkennt: ›Es löst sich auf.‹
»Gleichwie etwa, Mönch, wann da zwei Scheite mit einander gerieben, mit einander geraspelt werden, Wärme entsteht, Feuer hervorbricht; und wann ebendiese beiden Scheite auseinandergerathen, sich trennen, die erst entstandene Wärme wieder vergeht und sich auflöst: Das selbe Gleichniss hat Platon, De Rep. IV, p. 435: Και ταχα αν παρ' αλληλα σκοπουντες και τριβοντες, ὡσπερ εκ πυρειων εκλαμψαι ποιησαιμεν την δικαιοσυνην. Cf. Anm. 89. ebenso nun auch, Mönch, erfolgt auf eine Berührung, die wohlig zu empfinden ist, ein wohliges Gefühl. Und ein wohliges Gefühl empfindend erkennt man: ›Ein wohliges Gefühl empfind' ich.‹ Weil aber die wohlig zu empfindende Berührung aufhört, hört ein dadurch fühlbar gewordenes, auf wohlig empfundene Berührung erfolgtes wohliges Gefühl auf, und man erkennt: ›Es löst sich auf.‹ Auf eine Berührung, Mönch, die wehe zu empfinden ist, erfolgt ein wehes Gefühl. Und ein wehes Gefühl empfindend erkennt man: ›Ein wehes Gefühl empfind' ich.‹ Weil aber die wehe zu empfindende Berührung aufhört, hört ein dadurch fühlbar gewordenes, auf wehe empfundene Berührung erfolgtes wehes Gefühl auf, und man erkennt: ›Es löst sich auf.‹ Auf eine Berührung, Mönch, die weder wehe noch wohlig zu empfinden ist, erfolgt ein weder wehes noch wohliges Gefühl. Und ein weder wehes noch wohliges Gefühl empfindend erkennt man: ›Ein weder wehes noch wohliges Gefühl empfind' ich.‹ Weil aber die weder wehe noch wohlig zu empfindende Berührung aufhört, hört ein dadurch fühlbar gewordenes, auf weder wehe noch wohlig empfundene Berührung erfolgtes weder wehes noch wohliges Gefühl auf, und man erkennt: ›Es löst sich auf.‹
»Es bleibt nunmehr noch der Gleichmuth übrig, der geläuterte, der geklärte, der geschmeidige, biegsame, durchleuchtige. Gleichwie etwa, Mönch, wenn ein geschickter Goldschmidt oder Goldschmidtgeselle ein Schmelzfeuer anmachte, und hat er das Schmelzfeuer angemacht den Schmelztiegel zusetzte, und hat er den Schmelztiegel zugesetzt mit der Zange ein Stück Gold fasste und in den Schmelztiegel hineinlegte, und es nun von Zeit zu Zeit auftriebe, von Zeit zu Zeit mit Wasser beträufelte, von Zeit zu Zeit in Augenschein nähme: da wird dieses Stück Gold dann bald getrieben sein, gut getrieben, fein getrieben, fein gesäubert, gereinigt von Unrath, geschmeidig, biegsam, durchleuchtig geworden; und zu was für Schmucksachen auch immer er es verarbeiten will, sei es zu einem Armreifen oder einem Ohrringe, zu einem Halsbande oder einer güldenen Kette, es wird seinem Zwecke entsprechen: ebenso nun auch, Mönch, bleibt nunmehr noch der Gleichmuth übrig, der geläuterte, der geklärte, der geschmeidige, biegsame, durchleuchtige.
»Also gewahrt man da: ›Mag ich nun diesen Gleichmuth, den also geläuterten, also geklärten, der unbegränzten Raumsphäre zukehren und dementsprechend das Gemüth ausbilden, mag mir also dieser Gleichmuth, daran gewohnt, daran gehangen, geraume lange Zeiten hindurch ausdauern. Mag ich nun diesen Gleichmuth, den also geläuterten, also geklärten, der unbegränzten Bewusstseinsphäre zukehren und dementsprechend das Gemüth ausbilden, mag mir also dieser Gleichmuth, daran gewohnt, daran gehangen, geraume lange Zeiten hindurch ausdauern. Mag ich nun diesen Gleichmuth, den also geläuterten, also geklärten, der Nichtdaseinsphäre zukehren und dementsprechend das Gemüth ausbilden, mag mir also dieser Gleichmuth, daran gewohnt, daran gehangen, geraume lange Zeiten hindurch ausdauern. Mag ich nun diesen Gleichmuth, den also geläuterten, also geklärten, der Gränzscheide möglicher Wahrnehmung zukehren und dementsprechend das Gemüth ausbilden, mag mir also dieser Gleichmuth, daran gewohnt, daran gehangen, geraume lange Zeiten hindurch ausdauern.‹
»Also gewahrt man da: ›Mag ich nun diesen Gleichmuth, den also geläuterten, also geklärten, der unbegränzten Raumsphäre zukehren und dementsprechend das Gemüth ausbilden: es ist zusammengesetzt. Mag ich nun diesen Gleichmuth, den also geläuterten, also geklärten, der unbegränzten Bewusstseinsphäre zukehren und dementsprechend das Gemüth ausbilden: es ist zusammengesetzt. Mag ich nun diesen Gleichmuth, den also geläuterten, also geklärten, der Nichtdaseinsphäre zukehren und dementsprechend das Gemüth ausbilden: es ist zusammengesetzt. Mag ich nun diesen Gleichmuth, den also geläuterten, also geklärten, der Gränzscheide möglicher Wahrnehmung zukehren und dementsprechend das Gemüth ausbilden: es ist zusammengesetzt.‹
»Man setzt aber nichts zusammen und sinnt nichts zusammen, weder an Sein noch an Nichtsein. Weil man nichts zusammensetzt, nichts zusammensinnt, an Sein oder Nichtsein, ist man an nichts in der Welt gehangen. An nichts gehangen ist man unerschütterlich. Unerschütterlich erlangt man eben die eigene Wahnerlöschung: ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ versteht man da.
»Empfindet man nun ein wohliges Gefühl, so erkennt man ›es ist vergänglich‹, erkennt ›ist unangelegen‹, erkennt ›ist unangenommen‹. Empfindet man ein wehes Gefühl, so erkennt man ›es ist vergänglich‹, erkennt ›ist unangelegen‹, erkennt ›ist unangenommen‹. Empfindet man ein weder wehes noch wohliges Gefühl, so erkennt man ›es ist vergänglich‹, erkennt ›ist unangelegen‹, erkennt ›ist unangenommen‹.
»Empfindet man nun ein wohliges Gefühl, so empfindet man es als ein Losgelöster. Empfindet man ein wehes Gefühl, so empfindet man es als ein Losgelöster. Empfindet man ein weder wehes noch wohliges Gefühl, so empfindet man es als ein Losgelöster.
»Empfindet man nun ein körpergefährdendes Gefühl, so erkennt man: ›Ein körpergefährdendes Gefühl empfind' ich.‹ Empfindet man ein lebengefährdendes Gefühl, so erkennt man: ›Ein lebengefährdendes Gefühl empfind' ich.‹ Man erkennt: ›Wann der Körper sich auflöst, bis das Leben verbraucht ist, wird noch hienieden alles was empfinden und annehmen heißt erloschen sein.‹
»Gleichwie etwa, Mönch, das Öl und der Docht eine Öllampe leuchten lassen; wann aber Öl und Docht verbraucht sind und neue Nahrung nicht zugeführt wird, sie ohne Nahrung erlischt: ebenso nun auch, Mönch, erkennt man, ein körpergefährdendes Gefühl empfindend, ›Ein körpergefährdendes Gefühl empfind' ich‹; erkennt man, ein lebengefährdendes Gefühl empfindend, ›Ein lebengefährdendes Gefühl empfind' ich‹; erkennt man ›Wann der Körper sich auflöst, bis das Leben verbraucht ist, wird noch hienieden alles was empfinden und annehmen heißt erloschen sein.‹
»So ist nun dahin gelangter Mönch mit dieser höchsten Weisheit belehnt. Das ist ja, Mönch, die höchste, heilige Weisheit, nämlich alles Leiden versiegt wissen. Der hat eine Freiheit gefunden, die wahrhaft besteht, unantastbar. Das ist ja, Mönch, falsch, was eitel ist: und das ist wahr, was ächt ist, Wahnerlöschung.
»So ist nun ein dahin gelangter Mönch mit dieser höchsten Wahrheit belehnt. Das ist ja, Mönch, die höchste, heilige Wahrheit, nämlich was ächt ist, die Wahnerlöschung.
»Was er aber da einst als Unwissender für Anhaftungen vollzogen und vollbracht hatte, die hat er überstanden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln können.
»So ist nun ein dahin gelangter Mönch mit dieser höchsten Entsagung belehnt. Das ist ja, Mönch, die höchste, heilige Entsagung, nämlich aller Anhaftungen sich entäußern.
»Was er aber da einst als Unwissender für Begier hatte und Willen und Eigensucht, die hat er überstanden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln können.
»Was er aber da einst als Unwissender für Ärger hatte und Hass und Verbitterung, die hat er überstanden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln können.
»Was er aber da einst als Unwissender für Unkenntniss hatte und Blödigkeit und Verblendung, die hat er überstanden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so dass sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln können.
»So ist nun ein dahin gelangter Mönch mit dieser höchsten Beruhigung belehnt. Das ist ja, Mönch, die höchste, heilige Beruhigung, nämlich Gier, Hass und Irre aufgelöst haben. – ›Weisheit soll er nicht preisgeben, Wahrheit bewahren, Entsagung vollziehn, den Frieden eben zu finden suchen‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.
»‘Auf dass ihn wo er steht kein dünkendes Wähnen ankommen kann: kann aber kein dünkendes Wähnen ankommen, wird er der ›Stille Denker« genannt’: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? ›Ich bin‹ ist, Mönch, ein Dünken, ›Ich bin nicht‹ ist ein Dünken, ›Ich werde sein‹ ist ein Dünken, ›Ich werde nicht sein‹ ist ein Dünken; ›Formhaft werde ich sein‹ ist ein Dünken, ›Formlos werde ich sein‹ ist ein Dünken; ›Bewusst werde ich sein‹ ist ein Dünken, ›Unbewusst werde ich sein‹ ist ein Dünken, ›Weder bewusst noch unbewusst werde ich sein‹ ist ein Dünken. Dünken, Mönch, ist krank sein, Dünken ist wund sein, Dünken ist weh sein: ist aber alles Dünken, Mönch, überstanden, so wird man ›Stiller Denker‹ genannt. Und der Denker nun, Mönch, der stille, entsteht nicht, vergeht nicht, erstirbt nicht, erbebt nicht, verlangt nicht. Das eben, Mönch, giebt's nicht bei ihm, dass er entstände; weil er nicht entsteht, wie sollt' er vergehn? weil er nicht vergeht, wie sollt' er ersterben? weil er nicht erstirbt, wie sollt' er erbeben? weil er nicht erbebt, wonach sollt' er verlangen ? – ‘Auf dass ihn wo er steht kein dünkendes Wähnen ankommen kann: kann aber kein dünkendes Wähnen ankommen, wird er der ›Stille Denker‹ genannt’: wurde das gesagt, so war es darum gesagt
»Das magst du nun, Mönch, als kurz von mir umrissene Abzeichen sechsfacher Artung betrachten.«
Da wusste ja der ehrwürdige Pukkusāti: ›Der Meister, wahrlich, hat mich besucht, der Willkommene, wahrlich, hat mich besucht, der vollkommen Erwachte, wahrlich, hat mich besucht‹; und er stand auf, entblößte die eine Schulter, fiel dem Erhabenen zu Füßen und sprach also: Der āvusovādaccayo ist commentatio protreptica.
»Möchte mir, o Herr, der Erhabene selbst die Ordensweihe ertheilen!«
»Hast du denn, Mönch, Mantel und Almosenschaale schon erhalten?«
»Noch nicht erhalten, o Herr, hab' ich Mantel und Almosenschaale.«
»Nicht mögen, o Mönch, Vollendete ohne Mantel und Almosenschaale die Ordensweihe ertheilen.«
Und der ehrwürdige Pukkusāti, durch des Erhabenen Rede erfreut und befriedigt, stand auf, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig, ging rechts herum und zog von dannen, Mantel und Almosenschaale sich zu verschaffen.
Wie nun der ehrwürdige Pukkusāti nach Mantel und Almosenschaale umherzog, wurde er durch eine Kuh des Lebens beraubt. Wer in den langen schmalen indischen Gassen und Höfen nicht sehr auf der Hut ist kann im Gedränge von einer der zahlreichen Kühe leicht unversehns niedergestoßen oder tödtlich verletzt werden. – Wie ein spezieller Kommentar dazu liest sich ein kürzlich vorgekommener Fall, den mir De Lorenzo aus Neapel, nach dem Pungolo vom 2. Januar 1902, berichtet: »Ieri sera fu trasportato all' ospedale dei Pellegrini,con grave commozione generale, un giovanotto diciottenne, Arnaldo Murolo, ferito con un colpo di corna al petto da una delle vacche, che girano per la città, continuando una usanza barbara per quanto indecente.«
Da begaben sich denn viele Mönche zum Erhabenen hin, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprachen nun die Mönche zum Erhabenen also:
»Der da, o Herr, Pukkusāti hieß, der edle Sohn, den der Erhabene in kurzer Aufklärung aufgeklärt hatte, der ist gestorben. Wo ist er jetzt, was ist aus ihm geworden?«
»Weise, ihr Mönche, ist Pukkusāti der edle Sohn gewesen, nachgefolgt ist er der Lehre gelehrig, und nicht hat er an meiner Belehrung Anstoß genommen. Pukkusāti, ihr Mönche, der edle Sohn, ist nach Vernichtung der fünf niederzerrenden Fesseln emporgestiegen, um von dort aus zu erlöschen, nicht mehr zurückzukehren nach jener Welt.«
Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen.
Der Schluss der Rede, S. 541, giebt das ächte Που στω an. – Cf. vorher
Bṛhadāraṇyakam III, 4; IV, 3, 17; 4, 16:
kim icchan kasya kāmāya.
Vergl. noch
Eckhart, p. 242: Ohne Dünken und Wähnen und Glauben, p. 284: »Und hier umbe sô bin ich geborn unde nâch mîner gebürtewîse, diu êwic ist, sô enmac ich niemer ersterben. Nâch mîner êwigen gebürtewîse sô bin ich êweclich gewesen unde bin nû unde sol êweclîche belîben. – Dâ bin ich daz ich was, unde dâ nime ich weder abe noch zuo. – Wer dise rede niht verstêt, der bekümber sîn herze niht damite. Wan als lange der mensche niht gelîch ist dirre wârheit, alsô lange wirt er dise rede niht verstên.« Vergl.
Kant KRV II, 2, 2, 2, 9 (R. 452): »Die Kausalität der Vernunft im intelligibelen Charakter
entsteht nicht, etc.« Der berühmte, von
Pappos Lib. VIII propos. 11 prooem. überlieferte Ausruf ist von
Heath in seinem schönen Werke über
Archimedes, Cambridge 1897, S. XIX, trefflich erörtert. – Noch einige Sigla ähnlicher Gattung werden durch eine Reihe entsprechender Bilder hie und da veranschaulicht: wie etwa
Aṉguttaranikāyo, Sattakanipāto p. 13 cd. Siam,
thale tiṭṭhati brāhṃaṇo, Majjhimanikāyo No. 98 v. 42 amatogadham anuppatto, Suttanipāto 359 pāraṉgato ṭhitatto.