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Zweites Kapitel.

»Der Seemannsberuf ist ein schöner Beruf«. – Kapitän Alvarado. – Traum und Erwachen. – Eine klassische Ermahnung. – Krach!

 

Bei dem Frühmahl fielen einige neckende Bemerkungen über mein blaues Auge und von seiten des Doktors ein paar mahnende Worte, und dann kam noch eine freie halbe Stunde, ehe der Unterricht begann. Um diese Zeit erschien auch gewöhnlich der Postbote mit den Briefen für die Anstalt. Heute erhielt ich deren drei, einen vom Vater, einen von der Mutter und einen von meinem Onkel aus Brasilien.

Den letzten öffnete ich zuerst. Er enthielt die Aufforderung, sobald als möglich zu ihm hinaus zu kommen, um an Bord der »Santissima Trinidad« meine Seemannslaufbahn zu beginnen, da im nächsten Monat eine Kadettenstelle auf der Korvette frei würde, die für mich offen erhalten werden sollte, falls ich meine Neigung für das Seeleben noch nicht verloren hätte.

Die Briefe der Eltern betrafen dieselbe Angelegenheit; der Onkel hatte auch ihnen ausführlich geschrieben und ihnen seine Vorschläge in bezug auf meine Zukunft gemacht. Wenngleich es schon seit lange als ausgemacht galt, daß ich unter des Onkels Führung die Seemannslaufbahn beginnen sollte, so kam mir dennoch jetzt, als die entscheidende Wendung meines Lebens so dicht vor mich trat, die Sache sehr unerwartet.

Mein erster Gedanke war, den guten Doktor Niebuhr aufzusuchen, der, wie es sich herausstellte, von meinem Vater ebenfalls bereits unterrichtet worden war. Ich fand ihn in seinem kleinen Studierzimmer.

»Sie wollen uns nun wohl verlassen, lieber Lubau,« sagte er, die Brille auf die Stirn schiebend und mich anblickend. »Der Seemannsberuf ist ein schöner Beruf und wird für Sie um so interessanter werden, als Sie ihn im Dienste einer fremden Nation zu beginnen gedenken. Sie werden auch dort ihrem deutschen Vaterlande Ehre machen, dessen bin ich gewiß. Ich habe mit Ihnen, Gott sei Dank, stets zufrieden sein können. Wenngleich Sie das Pensum der Anstalt noch nicht vollständig absolviert haben, so steht dennoch nichts im Wege, Ihnen schon jetzt ein vollgiltiges Abgangszeugnis zu verabfolgen. Wann gedenken Sie nach Hause zu reisen?«

»Mein Vater schreibt mir, daß er mich am Ende der nächsten Woche erwartet. Bis dahin möchte ich noch bei Ihnen bleiben, Herr Doktor. Ich habe mich bei Ihnen so wohl und glücklich gefühlt, daß mir der Abschied schwer werden wird.«

Diese Worte gefielen dem alten Herrn. Er lächelte freundlich und rieb sich, nach seiner Gewohnheit, sanft die Hände.

»Das höre ich gerne, lieber Lubau. Ich habe mich immer bemüht, an meinen Zöglingen im Sinne eines treuen Vaters zu handeln. Sie, Heinrich, haben mir besonders viel Freude gemacht, das da abgerechnet,« fügte er hinzu, auf mein Auge deutend. »Übrigens sind Sie nicht der einzige, der uns in der Mitte dieses Semesters verläßt.«

»Wer geht sonst noch ab?« fragte ich.

»Rufino Garillas.«

»Der Mohr!« rief ich unwillkürlich.

»Ja ja, die beiden Kampfhähne fliegen nun auf einmal fort,« lächelte der Doktor. »Garillas kehrt in seine Heimat zurück. Ich erhielt gestern ein Schreiben von seinem Verwandten, dem Kapitän Alvarado. – So wollen Sie also bis zum Ende der kommenden Woche noch bei uns bleiben; das freut mich.«

Er drückte mir die Hand und ich verließ sein Zimmer. –

Der Unterricht war beendet. Ich erging mich mit den allerlei Fragen an mich stellenden Kameraden im Garten, als ein fremder Mann über den Hof kam und sich uns näherte. Derselbe verriet auf den ersten Blick den Ausländer; er war nicht sehr groß, aber außerordentlich breitschultrig und muskelkräftig gebaut, wie sein seemännischer Anzug von feinem blauen Tuche deutlich erkennen ließ. Sein Antlitz war so braun und fremdartig und sein Haar so schwarz wie das unseres Mohren, aber straff und glatt; ein dichter Bart verdeckte zur Hälfte seine Züge, die nicht unschön waren, auf uns aber den Eindruck unbezähmbarer Wildheit machten.

Der Mann blieb in der Gartenpforte stehen und legte die behandschuhte Rechte leicht grüßend an den breitrandigen Hut.

»Heda, junge Herren!« rief er in kaum verständlichem Deutsch. »Don Rufino Garillas in dies Haus?«

»Don Rufino befindet sich auf seinem Zimmer,« antworteten wir. »Bemühen Sie sich gefälligst ins Haus.«

Der Mann nickte einen unverständlichen Dank und wendete sich zurück. Wir schauten ihm neugierig nach.

»Das ist sicher der Kapitän Alvarado,« sagte ich. »Er wird unsern Piraten holen wollen.«

»Und er selber sieht auch wie ein Seeräuber aus,« lachte Paul Sievers. »Kinder, das scheint mir eine nette Sippschaft zu sein!«

Wir zerbrachen uns noch eine Weile die Köpfe über das Wer und Woher des dunkelhäutigen Fremdlings, gaben dann aber das Rätsel, als vorläufig unlösbar, auf.

Es stellte sich noch im Laufe des Tages heraus, daß Rufino schon in nächster Zeit die Anstalt verlassen und dann mit dem Kapitän Alvarado von Hamburg aus nach Südamerika zurückkehren sollte.

Eine besondere Freude ward mir am nächsten Tage noch zu teil. Mein Onkel schickte mir eine größere Summe zu meiner Ausstattung und zur Bestreitung der Reisekosten. Das war eine Mahnung, mich sobald als möglich auf den Weg zu machen und den ersten Schritt in den Ernst des Lebens hinein zu thun.

Ich war damals ein Bursche von siebzehn Jahren, eher klein als groß für mein Alter, aber kerngesund und von zäher, ausdauernder Körperbeschaffenheit. Die Furcht kannte ich kaum dem Namen nach. Ich that mir innerlich das Gelübde, daß mein Onkel, der tapfere Korvetten-Kapitän, Ehre mit mir einlegen sollte. Der alte Seemann hatte mir geschrieben, daß ich an Bord der »Santissima Trinidad« Pulver riechen solle. »Wir haben hier gegenwärtig mit Piratengesindel zu thun,« sagte er in seinem Briefe. »Das wäre für dich ein günstiger Anfang. Komme sobald du seeklar bist, ich gedenke mit Gottes Hilfe einen Mann aus dir zu machen.«

Onkel Konstantin Deinhard war der Bruder meiner Mutter und hatte seiner Zeit der ehemaligen deutschen Reichsmarine als Lieutenant angehört. Als diese aber zu Anfang der fünfziger Jahre unter den Hammer gekommen und in alle Winde zerstreut worden war, suchte ein Teil der Offiziere derselben eine neue, gesichertere Existenz in den Marinen auswärtiger Staaten. Onkel Konstantin war nach Brasilien gegangen und hatte hier in der Flotte des Kaisers Dom Pedro nach kurzer Dienstzeit den Rang eines Korvettenkapitäns erlangt. Er war der Stolz unserer Familie, und ich zweifelte keinen Augenblick daran, daß ich unter seiner Führung ein zweiter Michael de Ruyter werden müßte.

Meine Vorbereitungen und die Gedanken an die Zukunft nahmen mich so in Anspruch, daß mir unser »Mohr« und seine Feindseligkeit gar nicht mehr in den Sinn kam. Sogar Erich Lassen ließ seinen Verdacht fahren, als er wahrnahm, wie still Rufino seines Weges ging und wie er jeden freien Moment benutzte, um seine Kenntnisse der Navigation, der Schiffsbau- und Waffenkunde eifrig zu erweitern.

»Ich bin recht froh, daß wir den Schwarzen loswerden,« meinte Arnold. »Ich muß offen gestehen, daß mir manchmal vor dem Bengel graut. Er glupt einen immer an, wie ein Mörder. Und sein Verwandter, der Kapitän Alvarado, ist noch schlimmer. Als wir ihn hier sahen, war er von Steinwärder gekommen.«

»Von Steinwärder? Woher weißt du das, Arnold?«

»Weil meines Vaters Schiffswerft auf Steinwärder liegt und weil ich dort zu Hause bin. Wußtest du das nicht? Mein Vater wünscht, daß ich in sein Geschäft eintrete, wenn ich die Schule hinter mir habe, und darum hält er mich über die wissenswerten Vorgänge auf seiner Werft, über die wichtigeren Bestellungen u. s. w. stets auf dem Laufenden. Seine letzte Nachricht war, daß er für einen gewissen Kapitän Alvarado einen kleinen Seedampfer von großer Maschinenkraft zu beschaffen habe, der auch eine schwere Bewaffnung erhalten solle. Alvarado gab an, im Dienste der chilenischen Regierung zu stehen. Nun wirst du dich aber erinnern, daß er unserm Doktor Niebuhr gesagt hat, daß er zur brasilianischen Marine gehöre. Ob dies der Fall ist, könntest du durch deinen Onkel leicht erfahren. Jedenfalls ist etwas an der Sache nicht richtig.«

»So scheint es beinahe,« sagte ich.

»Verlaß dich darauf, dieser Alvarado ist ein Abenteurer, und unser Rufino Garillas desgleichen.«

»Du hast von jeher eine blühende Phantasie gehabt, lieber Arnold –«

»Ach was, blühende Nachtmütze!« rief Arnold unwillig. »Der Kerl ist ein Schwindler, und wenn ich nach Hause komme, werde ich's meinem Vater schon sagen.«

»Dein Vater wird sicherlich wissen, was er zu thun und zu lassen hat; ich glaube nicht, daß du dir seiner Unternehmungen wegen den Kopf zu zerbrechen brauchst. Aber nun komm, da läutet's zum Thee.«

Fünf Tage vergingen, ohne daß in der Pension etwas Erwähnenswertes passierte. Am sechsten Tage, einem Mittwoch, sollte Rufino, der Mohr, uns verlassen, und zwar schon am frühen Morgen; meine eigene Abreise hatte ich auf den Abend desselben Tages festgesetzt.

Mein Koffer war gepackt, auch meine Handtasche, die noch offen auf dem Tische meines Zimmers lag. So kam der Dienstag Abend heran und die letzte Nacht, die ich unter Doktor Niebuhrs Dache zubringen sollte.

Gegen zehn Uhr ging ich zu Bett. Meine Papiere und mein Geld befanden sich in der Handtasche. Ich verschloß die Thür und war trotz des Mondscheins, der hell ins Fenster hereinströmte, bald in tiefen Schlaf gesunken.

Ich träumte von Rufino, von seiner Feindseligkeit gegen mich und von seiner Rachsucht. Es war merkwürdig. Ich träumte, ich läge wachend in meinem Bett und sähe eine schattenhafte Gestalt lautlos zum Fenster hereinkommen. Die Gestalt war der Mohr.

Er trat dicht an mein Bett heran, ohne daß ich seinen Schritt hörte, denn ich lag ja im Traum. Er sah auf mich nieder, dann huschte er zum Tisch, auf dem meine Handtasche lag. Er steckte seine Hände hinein und nahm mein Geld und meine Papiere. Dann stieg er wieder zum Fenster hinaus und verschwand draußen in der vom Mondschein durchfluteten Luft. Ich träumte jetzt so lebhaft, daß ich sogar das leise Klirren des Fensters zu hören meinte.

Ich erwachte und setzte mich aufrecht. Ringsum war alles totenstill. Der Mond schien noch immer, aber der helle Fleck auf dem Fußboden war mehr nach rechts vorgerückt. Eigentümlich, daß ich in dieser letzten Nacht gerade von dem unheimlichen Mestizen hatte träumen müssen! Wie wild hatte sein Blick gefunkelt, als er sich über mich beugte! Ich hatte geträumt, das sagte ich mir wiederholt, um nicht versucht zu sein nach Hilfe zu rufen.

Nach und nach schlief ich wieder ein.

Am Morgen pochte der Stiefelputzer.

»Sieben Uhr, Herr Lubau!« rief der Mann.

Ich sprang aus dem Bett. Das war der letzte Tag in Doktor Niebuhrs Hause.

Rufino Garillas war bereits um fünf Uhr früh nach Hamburg gefahren.

Erst gegen Abend fiel mein Traum mir wieder ein. Die Erzählung desselben machte auf Erich Lassen und Paul Sievers einen tiefen Eindruck.

»Ja, Heinrich, bist du denn ganz sicher, daß es wirklich auch nur ein Traum war?« fragte der Erstere. »Vielleicht ist der Mohr leibhaftig zu dir ins Fenster gestiegen, was übrigens gar kein Kunststück gewesen wäre. Rache geschworen hatte er dir, wie du weißt.«

»Das ist gar nicht denkbar,« entgegnete ich. »Träumen und Wachen sind doch zwei ganz verschiedene Dinge. Dann hätte ich ihn sicherlich nicht so entwischen lassen. Doch kommt mit hinauf, dort will ich euch die Sache näher beschreiben, da ihr sie doch für so wichtig zu halten scheint.«

In meinem Zimmer angekommen, fanden wir das Fenster nur angelehnt. Ich erinnerte mich nicht, dasselbe während der letzten Tage berührt zu haben. Erich stieg auf das Fensterbrett und von dort mit leichter Mühe hinab auf das Dach des niederen Holzstalles, das auf der einen Seite nur drei Fuß vom Pflaster des Hofes entfernt war. Nach wenigen Augenblicken war er wieder im Zimmer.

»Das also wäre das wenigste gewesen,« sagte er. »Nimm mir's nicht übel, Heinrich, aber du bist, mit Respekt zu sagen, ein Esel, weil du heute Nacht, als du wach saßest, nicht gleich deine Handtasche untersucht hast.«

»Aber lieber Erich, da, sieh her! Alles in Ordnung. Hier sind meine Pap– – ja, was ist denn das? Die Papiere sind fort, und mein Geld auch!«

»Sagt' ich's nicht? Der Mohr hat dich bestohlen!« rief Erich. »O Heinrich, du Schlaukopf! Das war ein netter Traum! Ich könnte dich auslachen, wenn du mir nicht so leid thätest. Das Geld ist auch weg?«

»Ja, alles!«

»Was ist da zu thun?« Wir müssen zur Polizei schicken und an Kapitän Alvarado schreiben. Aber wo ist der zu finden? Heute abend ist überhaupt nichts mehr anzufangen. Du wirst nun wohl hier bleiben müssen, bis auf weiteres wenigstens.«

»Nein, ich bleibe keine Stunde länger hier! Ich fahre mit dem nächsten Zuge nach Hause. Der Doktor muß mir das Reisegeld borgen.«

Damit eilte ich hinaus. Der Doktor saß in seiner Studierstube und empfing mich mit einigem Erstaunen. Als er vernahm, was mir begegnet war, wurde er zornig, riß an der Klingel und hieß den herbeieilenden Diener sofort zur Polizei laufen.

»Rufino ist heute früh mit Extrapost nach Hamburg gefahren,« sagte er dann. »Von da wollte er ohne Aufenthalt mit dem nächsten Dampfer nach England, wo auch der Kapitän Alvarado sich gegenwärtig befinden soll. Ich werde seine Verfolgung selber in die Hand nehmen. Einen solchen Flecken darf ich auf meiner Anstalt nicht sitzen lassen! Im übrigen stehe ich Ihnen selbstverständlich mit jeder Summe, die Sie brauchen, zur Verfügung. Das ist die erste trübe Erfahrung, die Sie in bezug auf die Schlechtigkeit der Menschen, soweit es Sie persönlich anlangt, gemacht haben, mein junger Freund,« fuhr der gute Doktor fort. »Als Trost diene Ihnen, daß es stets besser ist, Unrecht leiden, als Unrecht thun. Vergessen Sie dies nie, lieber Lubau. Sie gehen einem wechselvollen Leben entgegen, steuern Sie aber, was Ihnen auch begegnen möge, stets den Kurs, den der Kompaß Ihres Gewissens Ihnen anzeigt. Halten Sie in allem die Mittelstraße – medio tutissimus ibis. Sie werden auf Ihren Seefahrten auch zwischen die Wendekreise kommen, thatsächlich sowohl als auch figürlich. Dort liegt die Heerstraße des Zodiak, siebenundvierzig Grade breit, auf welcher, wie Ihnen aus der Mythologie bekannt sein wird, der junge Phaethon einst zu Schaden kam. Sein Vater beschwor ihn, sich nicht einfallen zu lassen, auf dem Flammenwagen parallel mit den fünf Zonen dahinzujagen, sondern den Weg zu nehmen, der den Äquator kreuzt. »Du wirst dort deutlich die Geleise sehen, die ich vor dir gefahren bin – manifesta rotae vestigia cernes«, sagte er. »Allein, auch wenn du meine Spuren innehalten und keine Abwege einschlagen solltest, so wirst du dennoch viel Mühsal erfahren, denn – ardua prima via est – der erste Teil des Weges ist steil und beschwerlich, und – ultima via prona est – nachher geht es immer reißend bergab. Und überdies, mein Phaethon – per insidias iter est, formasque ferarum – lauern Fallgruben und bissige Hunde allenthalben auf dem Pfade, – Haemoniosque arcus – und heimtückische Selbstschüsse, – saevaque circuitu curvantem brachia longo, Scorpio – und stählerne Fangeisen von gefährlicher Größe und besonderer Gestalt.« Alle diese Fährlichkeiten aber galten in den Augen des jungen Phaethon nichts, er bestieg keck seinen Viererzug und jagte ins Blaue hinein. Das war eine tolle Fahrt; der unerfahrene junge Mann richtete ein gut Teil Unheil an und stürzte, zum Glück für die Welt, schließlich aus dem Wagen und kopfüber in den Po, wenn ich nicht irre. Da haben Sie eine klassische Vermahnung, wenn auch in etwas freier Übersetzung,« schloß der Doktor lächelnd, »aber Sie wissen, wie ich's meine, lieber Lubau. Nun gehen Sie mit Gott und grüßen Sie Ihren Herrn Vater.«

Eine Stunde später stieg ich auf dem kleinen Bergedorfer Bahnhof in den Berliner Zug und begab mich auf die Heimfahrt nach Hagenow, dem Wohnsitze meiner Eltern.

Man wird sich vorstellen können, daß ich diese Fahrt nicht in sonderlich froher Stimmung antrat, obgleich mit derselben meine Schuljahre zum Abschluß kamen. Ich saß in tiefes Nachdenken versunken in meinem Coupé. Draußen schossen die Funken der Lokomotive wie Glühwürmchen durch das Abenddunkel. Plötzlich fing der Wagen an, sehr unangenehm zu stoßen. Meine Mitreisenden fuhren erschreckt auf – ich wollte mich besinnen – ein furchtbarer Stoß – ein Krachen und Tosen – ein Sturmwind von Sand, Staub und Steinen – noch ein Krach – ein Sturz – dann schwand mir die Besinnung.


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