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Die Herzogin war über eine Woche krank – das arme, kleine Herz! – Ich habe es noch immer so unendlich lieb, ich habe es vielleicht lieber als je. Warum leidet das holde Geschöpf? – Es soll nicht leiden! . . . Meine Herzkrankheit ist sicher schwerer, mein Schmerz brennender. Aber bei allem eignen Weh bleibt mir doch das vornehme Empfinden, daß diese kleine, weiche Heilige nicht auch unglücklich sein darf. Gert, so dumm es nach dem Erlebten klingen mag, sie bleibt mir doch eine Heilige, deren Sünden keine Sünden, weil es die Sünden eines großen, guten Herzens sind. Wir können nun einmal nicht über uns selbst hinaus. Daß mein Gefühl heiß und ihres nur warm, was kann sie dafür? Sie giebt der Tradition, was sie der Tradition zu geben für Pflicht hält, und sie giebt mir, was sie mir geben darf nach ihrer Ansicht. Der letzte Blick – der letzte Händedruck – beides wird so echt sein wie die heimliche Thräne danach auch. Dann lebt sie von der Erinnerung, solange die vorhält . . . Und dann wird ihr ein andrer vernünftig klar machen, daß sie eine gutmütige Thörin und ich ein frecher Narr. Der andre hat auch recht. Wenn man überlegt – die Ehe ist bekanntlich die Ordnung, und die Liebe ist der Exceß. In der Kalthaustemperatur welken zarte Pflanzen sehr langsam, unter brennender Glut verdorren sie sofort. Es hätte ebensogut ganz anders sein können. Etwas Bitterkeit gegen die Vorsehung wird mir ewig zurückbleiben.
In dieser Woche sah ich die Herzogin nicht. Ich hörte nur zuweilen den weichen Schritt nebenan. Einmal sprach sie mit der Kammerjungfer laut – mit der Französin deutsch! Es galt mir, es war der Liebe Gruß. Und jetzt, wo der Laut ihrer Stimme das Höchsterreichbare ist, fühle ich, daß ich mich auch mit dem Laut dieser Stimme begnügen könnte, wie ein Gefangener mit dem schüchternen Sonnenstrahl der Freiheit draußen, der durch die vergitterte Luke fällt. Ich verlange auf der einen Seite so viel und bin auf der andern wieder so bescheiden . . .
Der Tag der Genesung brachte Besuch – der Prinz, der Marquis, der Graf. Sie sehnten sich schon lange nach ihrem Sportfreunde, dem bequemen Duc, dessen Frau ein Reiz und dessen Jacht auch. Ich werde als guter Freund begrüßt, dessen bescheidenes Schweigen noch in bestem Gedächtnis . . . Rudern, Segeln, Tennisspielen – das feudale Sarazenenschloß hat sich zu einer prächtigen Vergnügungsvilla herausgemausert. Sogar nach Möwen wird auf dem Meer geknallt, weil das faire Taubenschießen hier nicht möglich. Die Herzogin hielt sich anfangs sehr zurück. Sie sollte das wegen des Herzens. Und ihrem andern Herzen wurde es auch nicht schwer. Später fand sich der Lebens- und Leidensmut ein wenig wieder. Die Weltdame, die so lange geschlummert, wurde bei den jetzt unumgänglichen Herzoginnenpflichten wach. Das ist der Training der Gesellschaft, der Erziehung, der, von Geschlecht zu Geschlecht geübt, mit seinem dürren Gewohnheitsrecht schließlich doch der ruhende Pol bleibt gegenüber der Gefühle Flucht. Zuletzt war Félicie die Vergnügungssüchtigste, Ausgelassenste von allen. Nenne es vernünftige Selbstbetäubung, die überreizten Nerven sehr wohlthut! Manchmal that mir's weh. Ich wollte bitter werden, ärgerlich, in mein Atelier zurückgezogen den Beleidigten spielen – schüchterne Versuche, bei denen es blieb. Dann mußte ich sie doch wieder so bewundern, wie sie anmutig im Ruderboot am Steuer saß, wie sie zum Langustenfang hinauszog und mit reizendem Abscheu die gefangenen Ungetüme betrachtete. Ich ließ sie nicht einen Augenblick allein, ich war ja viel zu eifersüchtig. Und sie gab mir wahrhaftig keinen Grund! – Bei aller lächelnden Liebenswürdigkeit, die sie gleichmäßig verschwendend allen gab, weil ihre Natur so, wußte ich doch, daß das große Opalauge wirklich warm immer nur auf mir ruhte, daß es den Verspäteten unruhig suchte. Die Anmut ist ihr eben Anlage, die Liebenswürdigkeit Charakter. Sie geizt nicht mit diesen hohen Gaben des Glückes, deren verderbliche Kraft sie kaum ahnt . . . Und dann im unbeobachteten Moment der verstohlene Lippengruß oder das wehe Lächeln, oder das heimlich geflüsterte Wort. Sie sucht mich jeden Morgen in der Halle, um so früher, je später sich die Gesellschaft getrennt, als ob sie sich zugleich entschuldigen wollte und mich erfreuen. Ach, sie ist so herzensgut und so feinfühlig!
Eines Tages waren wir mit der Jacht weit hinausgesegelt, weil der Wind gut, aber die See matt. Der Duc mußte zum zwanzigstenmal die Sturmfahrt erzählen. Mir ist die Erzählung immer etwas Nervenmordendes, weil sie tatsächlich mein Schicksal entschied. Félicie, die sonst nur oberflächlich zugehört hatte, wurde dieses Mal warm, das Opalauge leuchtete im Stolz auf den Mann, der so tapfer gerungen und so ohne Anmaßung erzählte. Sie, die so Empfindsame, kränkt mich, den Empfindlichen, wissentlich nie. Das Beben des Stolzes aber, das ihr durch die Nerven rieselt, kriecht mir als Ekel am Leben scheußlich über den Rücken. – Ich schlich unauffällig in die Kajüte hinunter und hörte stöhnend, den Kopf in ein Diwanpolster vergraben, das Sprechen und das Lachen an Deck über mir. Ich bin und bleibe eben ein Narr meiner Liebe . . . Ich war noch keine halbe Stunde unten, da kam sie – ein wenig besorgt, ein wenig geärgert . . . »Warum sind Sie denn hier unten? . . . Oben ist's so wunderschön! Und Sie wissen doch, daß ich Sie vermisse . . . Verstecken Sie sich, um mich zu quälen?«
»Gehen Sie!«
Und sie geht wirklich mit zornigem Schritt. Ich fühle den eisigen Stich durchs Herz, als die Kajütenthür hinter ihr zuklappte. – Und zehn Minuten später wieder der weiche Laut eines Frauenfußes die Kajütentreppe hinab. Ich sehe nicht auf. Jemand beugt sich dicht zu meinem Gesicht.
»Sind Sie mir noch immer böse, mein Freund?«
»Lassen Sie mich, Félicie!«
Und eine ganz weiche, aber feste Stimme sagt: »Ich lasse Sie nicht, mein Freund, weil ich Sie lieb habe! . . . Und wenn Sie mir das häßliche Wort noch einmal sagen, so haben Sie mich eben nie geliebt . . . Die auf Deck haben sich über mich lustig gemacht und Dummheiten gezischelt, weil ich mit einem Male so nachdenklich und blaß geworden. Ich liebe die Lächerlichkeit gewiß nicht und möchte noch weniger, daß irgend jemand unsre Beziehungen ahnt. Dennoch bin ich gekommen. Ich weiß, was Sie verletzte, ich kenne Sie so genau, daß ich Ihre geheimsten Gedanken immer lesen werden Und giebt man sich vielleicht Mühe mit den Gedanken von Leuten, die einem gleichgültig sind? . . . Daß ich einmal im Leben meinen Mann bewunderte, das that Ihnen weh. Aber, mein Freund, das darf Ihnen nicht weh thun; es darf Ihnen um meinetwillen nicht weh thun! Sehen Sie, wenn es nicht ab und zu einen lichten Moment in dieser Ehe gäbe, ich ertrüg's nicht mehr, ich müßte den Tod suchen, was von meinem religiösen Standpunkt das schlimmste Verbrechen ist. Mein Freund, meine Gefühle sind unwandelbar! Wie oft soll ich Ihnen das wiederholen?« Sie spricht mit mir so ernst und so liebevoll wie die beste Frau mit dem besten Mann . . . »Und dann – ich wollte schon lange mit Ihnen darüber sprechen – wenn ich lustig bin, wenn ich lache, so ist das Komödie, eine Komödie, ohne die ich nicht leben könnte, weil sie mich über eine trostlos graue Wirklichkeit hinwegtäuscht. Ich bin so oft traurig, so oft dem Zusammenbrechen nahe – aber ich nehme mich zusammen. Ich will's nicht! . . . Ich will's auch Ihretwegen nicht. Wir müssen beide wieder ruhiger werden, weil uns am Ende doch nichts übrig bleibt, als sich zu schicken. Sentimentalität jetzt vor diesen Leuten – wie lächerlich, wie gefährlich! . . . Oder wünschen Sie den Eklat? – Ich wünsche ihn nicht, weil ich ihn nicht ertrüge. Also, thun Sie wie ich, die ich an der Seite eines ungeliebten Mannes Folterqualen erleide: Lachen Sie am Tage, wo es alle sehen, und weinen Sie in der Nacht, wo es niemand sieht . . . Sie haben mich so lieb – und ich will Ihnen gewiß nie weh thun. Mein erstes Gebet ist und bleibt immer Ihr Glück . . . Und nun seien Sie verständig und kommen Sie hinauf!«
Mein Glück – und das sagt sie, Gert! – Was mag sie sich wohl unter meinem Glück denken? Ich bin zu feige, zu fragen, weil ich zu feige bin. die Antwort zu ertragen . . . Und schließlich, es ist das Eigentümliche jeder Gesellschaft, daß sie den Ausharrenden unfehlbar in ihren enggezogenen Kreis zwingt, weil sie mit ihrer hübschen Form und ihrer hübschen Glätte uns das Auge so angenehm blendet, den ernsten Kern der Dinge einhüllend in dünnes Blattgold. Man lächelt, wo man weinen, man schwatzt, wo man schweigen sollte, und vice versa; man preist den reizenden Schuh und sollte sich über den reizenden Fuß orientieren; man bewundert die Haarfrisur und sollte sich über das vorzügliche Haarfärbemittel mokieren; man wird flach, unklar und hütet die gute Form beinahe ängstlicher als das böse Geheimnis.
Ich habe, wie Du siehst, Gert, meine sehr lichten Intervalle. Nur nützen sie mir gar nichts. Sie zeigen mir nur einen Mann, der, wieder schwimmfähig geworden, in einen schmutzigen Strom steigt, statt anständig in der reinen Tiefe seines Meeres niederzutauchen auf Nimmerwiedersehen. Ich bin in dem Stadium, wo ich mir lächerlich vorkomme mit meinem großen Gefühl, und altmodisch auch, und hölzern auch, und dumm auch. Die Gesellschaft nimmt mich eben in ihrer Welle mit. Ich rudere, segele, fische – ich bin einer der Tollsten. Ich finde Félicies vom Tennisspielen hochgerötete Wangen natürlich und frage mich nur, warum sie, die schönste Juwelen besitzt, noch immer den kranken Riesentürkis über dem schwarzen Trauerkleide trägt. Ich bin auf dem Punkte, wo ein kleiner Schritt genügt, das herb große Gefühl in ein lächelndes vive la joie ausklingen zu lassen. Félicie würde dieser elende Bankerott unendlich weh thun, sie würde sich beleidigt, erniedrigt, beschmutzt fühlen, sie hätte recht gehabt mit ihrer beinahe unverständlichen Angst vor dem Zuvielgeben an eignem Empfinden. – Aber sie hat nicht recht! Um meine Seligkeit könnte ich den lächerlich kleinen Schritt herab nicht thun. Der lächelnde Judas an mir selbst – nie! Wenn's sein muß – will ich doch lieber ehrlich elend werden. Meine Liebe eine hübsche Episode, eine matte Erinnerung – pfui! . . . Ich werde weiter lachen, weiter scherzen, weiter Komödie spielen, weil das auch zu dem Herabgleiten des Karrens auf meiner Rutschbahn gehört, aber ein Edelmann will ich bleiben. Meinetwegen ein thörichter Bettler, aber kein schwachherziger Selbstbetrüger . . . Gesellschaftlich lügen – ja! Gesellschaftlich fühlen – nein! Die meisten stürzen in diesen unüberbrückbaren Zwiespalt. Was thut's zuletzt? – Gehe ich an einer elenden Tradition zu Grunde, so rächt mich schon vielleicht der nächste, dem ich die Bresche schlug, an dieser elenden Tradition . . .
*
Für die nächsten Tage ist »Die Liebe« annonciert. Ich bin neugierig. Die andern auch. Das eigne Machwerk ist beim Wiedersehen immer besser oder schlechter als in der Erinnerung. Ich setze gewisse Hoffnungen auf das Bild. Die Rutschbahn geht eben gerade eine Strecke bergauf . . .
»Die Liebe« ist da! Ein ganzer Maultierzug vor den Wagen gespannt brachte sie ins Schloß. Sie scheren hier Pferde und Maultiere bis zum Vorarm, so daß diese Lastträger aussehen, als hätten sie beständig bis zum Bauch im Wasser gestanden. Ein ganz riesiges Maultier, weiß, plump, mit Riesenohren, eskortierte vor allen »Die Liebe«. Es schaute so bösartig aus wie das Geschick. Und ich, der ich so weit herabgekommen, daß ich beinahe Maßliebchen zupfe, nehme alles Begegnende als gutes oder böses Vorzeichen, feige und abergläubisch wie ein Fetischdiener. Das weiße Maultier gefällt mir gar nicht! – Aufgestellt ist das Bild noch nicht. Die gotische Halle ist zwar schon lange zu meiner Ruhmeshalle ausersehen, aber man erwartet bei der feierlichen Einweihung noch die mütterliche Freundin Félicies, meine Coupégenossin im Gotthardzuge. Aus taktischen Gründen hatte ihr die schönste der Frauen meinen Schloßbesuch gar nicht mitgeteilt, was sie aber aus Güte jetzt doch thut. Die alte Jungfer ist deutsche Reichsgräfin und verläßt mir zuliebe auf der Stelle ihre einsame Levante-Riviera.
*
Der große Tag! Seit Morgengrauen habe ich unter Assistenz von Kutscher und Diener die Kiste aufgehämmert. Das Bild steht nun glücklich vor der schwarzen Riesenöffnung des Kamins, auf ein plüschverkleidetes Podium gehoben. Der massige Prunkrahmen eignen Entwurfs hebt sich wirkungsvoll von dem düsterroten Untergrunde ab. Der geharnischte Mann dräut zur Rechten. – Die Kammerjungfer, die gar nichts dabei zu thun hatte, schlich immer unmotiviert geschäftig durch die Halle, sie sah und lächelte, wo die Männer grinsten. Diese Klasse hat eben die rohe, aber gesunde Freude am völlig Nackten, wo eine andre Gesellschaft nur den heimlich sündigen Kitzel am Halbbekleideten kennt.
Um zehn Uhr ein mächtiges Tamtamschlagen! Ich werfe noch einen letzten Blick auf meine Separatausstellung – Eintrittsgeld nach Belieben (das letztere ein hübscher Einfall der Herzogin, die für die armen Fischer sammelt). – Es ist doch ein großes Bild – und ein großer Gedanke – und ich verstehe mich jetzt selbst so gut! . . . Dann kamen die Herrschaften vollzählig durch die Ahnengalerie gepilgert, die Herren im schwarzen Gesellschaftsanzuge, Félicie in großer Salontoilette, nur meine deutsche Landsmännin im grauen Reisekleid, die Prätensionslosigkeit selbst.
Jetzt stehen sie vor meinem Heiligtum. – Erst feierliche Stille . . . »Hm, hm« – der Prinzonkel; ein Kennerlächeln – der Herzog; der Marquis – die kühlste Bewunderung selbst; der Graf klemmt das Einglas ein und versucht unter Kopfschütteln die Unterschrift zu entziffern; die deutsche Comtesse – eine schwermütige Träumerin. Félicie so schön wie je . . . Fünf Minuten kein Wort. Es ist die kritische Pause, die unbedingt notwendig, selbst wenn man sich längst sattgesehen. Sie erwarten vielleicht auch meine Erklärungen – die ich aber nicht zu geben habe. Ich bin kein Schaubudendirektor . . . Es scheint auch niemand etwas aufzufallen. – Wie wenig Menschen doch Augen haben! – Wie »Die Liebe« hier, lächelt doch nur eine einzige Frau. – Und bedrückend ist das Schweigen keineswegs.
Félicie bricht es zuerst . . . »Die Frau ist reizend, ganz reizend! Es ist die Liebe, wie ich sie mir vorstelle. Und daß der Mann an der Liebe fast zu Grunde geht, das verstehe ich wohl. Er hat sie so heiß geliebt! – Und sie liebt ihn gewiß auch! Aber sie liebt ihn anders, sie verstanden sich nicht . . . Ich weiß mich nicht so recht auszudrücken . . . Aber für mein Gefühl ist das Bild mehr traurig als tragisch. Es sieht eben jeder in jedem Bilde, was er selbst hineinlegt. Traurig ist weich, tragisch ist hart. Ich liebe das Weiche nun einmal mehr. Mir thut's wohl, daß der Mann noch ringt, noch lange nicht gestorben ist. Ich stelle mir vor, daß er am Ende überhaupt nicht stirbt, daß er durch ein Wunder gerettet wird, und daß die beiden sich doch noch verstehen. Oder er findet eine andre. Männer finden immer eine andre, Frauen resignieren. Ihr Geschlecht, Baron, leidet heftiger, unsers leidet länger. Sie trösten sich zuletzt immer mit einer weniger geliebten Frau, wo wir einer lieben Erinnerung treu bleiben – ein ganzes Leben lang . . .«
»Und was hat der Mann davon?« frage ich kühn.
»Ja, ja, ich verstehe, Baron! Männer müssen eben immer besitzen.«
Man nimmt's ihr gar nicht übel, daß sie bei der Replik etwas hastig wird, errötet. Sie hat ihren Frauenstandpunkt so wunderbar fein präzisiert, daß der Duc heute stolz sein könnte auf dies vornehm abgetönte Empfinden.
Aber der Duc lächelt nur, er hat vorhin gar nicht zugehört, weil er das Bild in eine Kunstrubrik pressen wollte und keine fand, zuletzt erwischte dieser Kenner nur die höfliche Phrase: »Sehr groß in der Linie, hypermodern in der Auffassung.« Das könnte ich mir auch bei dem seligen Lübke zusammenbuchstabieren.
. . . Dann das andre Publikum . . . Ich sage Dir, Gert, ein Publikum! . . . Ein höflicher Händedruck – ein anerkennendes Wort – »Magnifique, vraimemt magnifique!« Die Mehrzahl erinnert sich auf einmal, daß Französisch die Sprache der Eleganz und der Kritik ist. Wenn ich nicht so sehr helle Augen hätte, ich würde für bewundernd Verständnis nehmen, was nur billige Phrase.
Am nettesten war doch wohl die alte Jungfer. Sie drückte mir stumm und lange die Hand und duldete nicht, daß ich die ihre küßte, was ich herzlich gern gethan hätte. Vielleicht versteht im Gebiet der Idee der Deutsche nur den Deutschen. Später ging's in den Garten. Beim Hinausschlendern kam mir der Graf mit den Sammetaugen nach. »Ich hab's jetzt! Der Titel des Bildes trifft den Kern nicht. Es hätte ›Le rire‹ oder ›Das Lächeln‹ heißen sollen, denn der Mann geht doch am Lächeln dieser Frau zu Grunde. – Sie scheinen ein Romantiker zu sein, Baron, mit sehr starken fin de siècle-Gefühlen. Die Extreme berühren sich ja immer.« – Das sagte er mir in der Thür. Ich drehte mich darum noch einmal um nach der Leinwand, auf der ich noch gerade den Kopf des Sterbenden erhaschen konnte. Im Moment wußte auch ich einen besseren Titel: »Der Zusammenbruch einer Weltanschauung«. – Ich sprach's aber nicht aus, weil ich nicht vor mir und andern lächerlich werden wollte.
Zu meinen Ehren und als Kompliment für deutsche Gewohnheiten gab's heute um ein Uhr ein Prunkdiner. Ein witzelnder Toast des Herzogs – ein tiefes Leuchten der großen Opalaugen, als unsre Sektkelche zitternd zusammenklangen. Diese Augen lügen nie – das ist vielleicht das Schönste an ihnen . . . Ich saß neben der deutschen Gräfin, wie es die Herzogin selbst bestimmt hatte. Es war wieder dieser eigenste Zug von Güte und Selbstlosigkeit, aus der heraus sie der mütterlichen Freundin großherzig gab, was sie ihr so lange vorenthalten. Die Unterhaltung der andern wurde in einem sehr lebhaften Französisch geführt, wo das glatte Bonmot das immer etwas lästige Bewundern von vorhin ablöste. Ich wollte in derselben Art etwas über die »Liebe« spötteln und über Gefühle überhaupt. Es gehört beinahe zur Sektlaune und zum Prunkdiner. Die alte Jungfer aber ließ es nicht.
»Sprechen Sie mir nicht über das Herz weg, Herr von den Raben! Die Ironie ist wie der Meltau – sie verflacht die besten Gefühle. Sie gehört freilich zum Leben, zum Geist, zur Welt, sie war von jeher ein Vorrecht der Geistesaristokraten – aber sie ist trotzdem so trostlos dürr wie der spitze Witz unsrer Berliner. Ich habe mir von Ihnen, mein Herr, ein ganz andres Bild zurecht gemacht, das Sie gar nicht zerstören könnten, wenn Sie es auch wollten. Lassen Sie also den Geistesaristokraten – davon giebt's eine ganze Masse! Seien Sie der Aristokrat des Herzens – davon giebt's sehr wenige! . . . Sehen Sie, ich war einmal ganz hübsch, was Sie mir beim besten Willen nicht mehr ansehen können, und ich habe lange in der ganz großen Welt gelebt, was auch nicht gerade auf meinem Reisekleide gedruckt steht. Ich habe beides hinter mir und sehne mich nach beidem nicht mehr . . . Die ganz große Welt ist übrigens noch nicht die schlechteste. Sie ist verdorben bis ins Mark, egoistisch bis zum Exceß – aber sie ist auch wieder revolutionär bis zum kühlsten Königsmord. Gerade da finden Sie noch am ehesten die Frauen und die Männer, die ohne Besinnen mit gleichen Füßen über die Barriere springen, wenn sie ein großes Gefühl packt. – Daher aber stammt Ihre Liebe nicht! Sie stammt auch nicht aus dem Volke – so sylphisch gebaut ist kein Fabrikmädchen, so aristokratisch lächelt auch nicht die hübscheste Bourgeoise . . . Sie sagten vorhin, Sie hätten sich Ihr Original aus zwanzig Modellen zusammengestellt, wie es Ihnen vorschwebte – und doch glaube ich auch das lebende Original zu kennen: ›es stammt aus der kleinen großen Welt, die wir hier vielleicht zur Not repräsentieren könnten.‹ Wir müßten dazu allerdings mehr verheiratet sein, uns täglich sehen, unsern Familienklatsch haben. Unter solcher Gesellschaft giebt's vielleicht einmal eine Frau, die schön ist und auch groß fühlen kann. Aber mehr – undenkbar! Denn da käme gleich die Angst, daß die Religion, der Beichtvater, die guten und die schlechten Freunde, ohne die man nun einmal nicht existieren kann, etwas dagegen hätten. Sie sind alle so gut erzogen, daß sie zu jeder Gedankensünde fähig sind und zu keiner Thatsünde . . . Wissen Sie, ich hasse aus tiefster Seele Ihre ›Liebe‹! – Und wo ich mal ein sehr schönes Geschöpf sehe oder ein sehr schönes Geschöpf aus der Erinnerung ausgrabe, da sage ich mir doch immer: ›nein, die hätten's anders gemacht.‹ Jede wäre vielleicht auch über ein großes Gefühl geschritten, herzenskühler die eine, gemeiner die andre – aber das große Gefühl wäre an keiner von ihnen zu Schanden geworden, es hätte sich wieder aufgerafft und von da ab alles verachtet . . . Aber Ihre ›Liebe‹ ist eine von uns – ich lasse es mir nicht nehmen– eine von uns, wo alles lau, alles vorgeschrieben. Meine Nichte, die Herzogin Félicie, findet das Bild traurig, mir macht's Grauen. Wenn die großen Gefühle zu weiter nichts auf der Welt sein sollen, als daß man weh lächelnd auf ihnen herumtritt? . . . Das klingt prosaisch, aber das Leben ist nun einmal so! – Das Leben ist empörend, und das Bild ist es auch, weil es das Leben giebt! Die Frau lächelt so wunderbar wie eine Heilige, aber wenn man nachdenkt, heißt das Lächeln doch nichts andres als: ›Verzeiht ihr, daß ich nackt bin, verzeihe du, daß du an mir stirbst!‹ – Sie sollte den Finger rühren, sich niederbeugen, mit einem thränenüberströmten Gesicht sagen: ›Du darfst nicht sterben, du darfst nicht!‹ Und er würde leben. Aber er stirbt so sicher, wie sie lebt. Und dabei ist er der Gesunde und sie die Kranke. Ach, mich macht das Bild selbst krank! . . .
»Sagen Sie, Herr von den Raben, haben Sie es am Ende nicht doch selbst erlebt? – O, dann säßen Sie ja nicht hier! – Aber Gott bewahre Sie auch in Zukunft davor! Und ich habe jetzt immer Angst, jeder könnte das einmal erleben, und da, wo er sein Bestes gegeben hat, könnte ihm eine antworten: ›Ja, daß das so tragisch enden könnte, wer ahnt das! Ich habe ihn gewiß geliebt – und ich habe auch gerungen, aber ich konnte doch nicht anders. Gott weiß es!‹ . . . Sprechen wir nicht mehr davon! Mir wird heiß und kalt. Ich hoffe, das Diner ist bald beendet.«
Du siehst, Gert, wie verschieden sich die Liebe in den verschiedenen Köpfen spiegelt. Wer hat recht: der Heißsporn wie ich – oder die Güte wie Félicie? . . . Zu guter Letzt ist es ja nur ein Bild. Das Leben ist vielleicht auch nur ein Bild. Und die alte Jungfer würde angesichts des Originals wohl genau so denken wie ihre Gesellschaft: ›Zuerst die Tradition! Sie ist das eidlich Gelobte, und darum ist sie gut‹ . . .
Das, worüber die größten Gefühle im Leben stolpern, ist immer die kleine Wirklichkeit. Den Dinerkaffee nahmen wir auf der Felsterrasse des Schlosses. Die andern saßen in mattem Gespräch, wie die Herren, oder in intimem, wie die beiden Frauen. Nur der Graf mit den Sammetaugen und ich wandelten. Ich – in der begreiflichen Unruhe meines Zustandes – ließ den Kies knirschen, er schritt gelassen auf der niedrigen Steinbrüstung. Seine halsbrecherische Promenade, die niemand weiter auffiel, weil man sie schon lange kannte, machte mich ganz nervös. Einmal stockte uns beiden zufällig an derselben Stelle der Schritt. Der Graf sah vor sich hinab in die Tiefe mit einem fast liebevollen Augenleuchten.
»Sehen Sie sich vor, Graf!« sage ich.
Er dreht sich lächelnd um. »Ich sagte mir dasselbe in demselben Augenblicke. Aber ich gehe nun einmal so gern an Abgründen. Man thut ja doch niemals den einen Schritt vorwärts, nur immer den einen Schritt zurück. Diese Beobachtung interessiert mich stets von neuem, sie ist so charakteristisch. Und ich gehöre nicht einmal zu den Leuten, die das Leben übermäßig freut . . . Apropos, wann hat Ihnen meine Cousine Akt gestanden?«
»Sie sind toll, Graf!«
Ich sage das leise und heiser.
Er lächelt darauf, weil es ihn kühl läßt. »Nicht wahr, wenn ich noch ein Wort sage, stoßen Sie mich hinab? Thun Sie es, bitte! Mir thun Sie damit einen Gefallen, und Sie kommen ins Zuchthaus.«
Da lächele ich auch.
Er fährt ruhig fort: »Ich habe mit der Bemerkung vorhin gar nichts Beleidigendes beabsichtigt. Wenn eine Frau so schlank und anmutig gebaut ist wie meine Cousine, dann darf sie doch von der Prüderie weniger hübscher, wenigstens Ihrer heiligen Kunst gegenüber, frei sein. Ich weiß ja auch nichts Bestimmtes. Es war, wie gesagt, nur so eine Redensart. Daß Sie beide sich schon weit länger kennen, obgleich mein Vetter von der Freude, die damit seiner Frau zu teil wurde, nichts ahnt – glaubte ich schon bei meinem letzten Hiersein bestimmt . . . Wenn niemand gesehen hat, wem Ihre ›Liebe‹ ein gewisses Lächeln gestohlen, so hab' ich es gesehen.«
Wir stehen jetzt dicht nebeneinander und sprechen ganz leise: »Nun, glauben Sie das, Graf! Ich werde also ruhig abwarten, bis Sie von der Brüstung heruntergestiegen sind, und bis wir ganz allein sind, und spätestens übermorgen dürften wir eine etwas kompliziertere Begegnung haben.«
Er hört mir ohne eine Spur von Erregung höflich zu. – »Die Gesetze über das Duell sind hier zu Lande sehr streng. Ich habe keine Angst vor Ihnen, Baron. Aber ich versichere Ihnen auf die Gefahr hin, ein Feigling zu scheinen, daß ich weder Sie noch die Frau beleidigen wollte. Lassen wir also den Skandal! – Denn der Skandal wäre den meisten Leuten doch nur ein Beweis, daß ich mit meiner Vermutung recht gehabt.«
Er hat recht. Ich schweige also verbissen. Die Pseudomoral der Gesellschaft hat eben etwas so Perfides, daß man sich nicht einmal mehr für die Ehre der reinsten und angebetetsten Frau schießen darf, weil man sie dadurch erst recht beschmutzen würde.
Der Graf springt ganz ruhig zur Erde und sagt: »Sie sind ein Künstler von Welt, ich bin ein Nichtsthuer von Welt. Sagen Sie, ist der Verdacht so entwürdigend, in intimen Beziehungen zur reizenden Frau eines andern gestanden zu haben? Sie sollten sich vielmehr über den Verdacht freuen – er ist ein Kompliment . . . Oder sind Sie im Grunde Ihres Herzens doch ein Idealist, was ich in Ihrem eignen Interesse nicht hoffe? Das wäre nämlich sehr thöricht. Man darf nie die Absicht haben, mit einer Frau durchzugehen, sondern nur den Wunsch, sich mit ihr zu amüsieren. Meinem Vetter scheinen die Eigenschaften zum legitimen Amüsement zu fehlen, also muß es ein andrer für ihn thun. Das Institut der Ehe erschien mir niemals lächerlicher, als wenn ich die beiden Leutchen miteinander stehen sah – aber die Heiligkeit des Institutes steht trotzdem für mich und für sie fest. Diese Heiligkeit scheint vor allem meiner Cousine festzustehen. Man kann ihr nämlich nicht das geringste nachsagen – sie ist wohl eine von den außerordentlich seltenen Frauen der Gesellschaft, die ein tiefes und, wenn Sie wollen, auch keusches Empfinden mitbekam und den Instinkt der Treue außerdem. Ihre Ehe brachte sie in eine Zwitterstellung. Sie suchte einen entsprechenden Mann und fand nur einen eifrigen Antiquitätensammler. Nun kämpft illegitimes Empfinden vielleicht schon lange mit der legitimen Treue. Ich bin neugierig auf das Resultat. Ich fürchte nur, daß sich das eine an dem andern aufbrauchen wird. Beides ist stark, wo eins stärker sein sollte. Mein Vetter selbst kommt nie auf den naheliegenden Gedanken, auf den seine Umgebung sofort kommt. Vielleicht ist er auch der Wissendere. – Die Treue ist angezüchteter Instinkt, das Gefühl angeborener. Mein Vetter steht auf seiten des angezüchteten. Helfen Sie also dem angeborenen zum Sieg, und Sie thun damit wahrscheinlich ein gutes Werk! . . . Es ist paradox, was ich jetzt sage: ›Springt meine Cousine einmal öffentlich über die sogenannte Schranke, so weiß ich noch nicht, ob ich sie weiterhin grüßen werde, hochachten werde ich sie dann unter allen Umständen.‹ Es kommt nämlich noch sehr darauf an, ob ihr im Leben an dem Gruß oder an der Achtung mehr gelegen ist. Ich fürchte, an dem Gruß.«
Ich vermag darauf nichts zu erwidern, so sehr es mich empört. Es ist alles so klar und so geistreich gesagt, die Lebensauffassung beinahe jeder Gesellschaft so lächelnd anerkannt und so lächelnd verachtet, daß man eigentlich selbst nur lächeln kann. – Stelle Dir, Gert, diese Unterhaltung vor – an einem leichtbewölkten, warmen Rivieratage, auf einer Schloßterrasse, fünf Schritte von der Gesellschaft, über deren traurige Ehemoral man damit den Stab bricht. Der Duc brauchte nur sein feines Jägergehör etwas anzustrengen, die Herzogin ihre intime Unterhaltung einen Augenblick ruhen zu lassen – und dann, ja dann . . . Aber keine Befürchtungen! Niemand hört's. Wen die Götter begnaden wollen, den schützen sie eben nicht mit Blindheit allein, sondern auch mit Taubheit . . . Denke Dir nur das Wunderbare, Gert, daß der Herzog einen einzigen Satz erhaschte, mir mißtraute, nach einigen Tagen den kleinen Wortwechsel herbeiführte, nach dem die Vertreter zweier Weltanschauungen durch ein Gottesurteil (auch eine gesellschaftliche Thorheit, von der man nicht los kann) ausmachen, wer ein Recht auf Leben und Glück hat und wer nicht! . . . So geht wohl manchmal der Tod oder das Verbrechen stumm an uns vorüber, ohne daß wir es ahnen. Die Verbrechen sind übrigens viel älter als die Gesetze, welche sie ahnden wollen. Das gäbe auch zu denken Über die unbewußte, große Moral aller Triebe und die kleine, künstliche aller gesellschaftlichen Abdämmungen. Vielleicht gäb's auf der Welt weniger Grund zum Verbrechen, wenn's weniger Gesetze gäbe zum Ueberschreiten.
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Der Besuch blieb Wochen. Ich hatte mich so vor diesen Fremden gefürchtet, vor dem ewigen Sport und der höflichen Langweile. (Die drei Yachtmen können so bleiben. Sie werden sich um Frauen nur kümmern, wenn kein Segelboot in Sehnähe.) Dafür verhilft mir die alte Jungfer unwissentlich zu Rendezvous, wo sie der Bärenführer. Sie liebt die Adoptivnichte leidenschaftlich, aber mit jener kritiklosen Tantenliebe, für die unschuldige Mädchen niemals zu alles wissenden Frauen sich auswachsen. Darum sieht die Gute auch sehr seelenruhig, sogar mit Behagen meine Courmacherei, die sie an eigne Tanzstunden erinnern mag und Backfischbälle. Außerdem bin ich ja Idealist – der Maler der »Liebe«, der alles nur in seinen Künstler-Phantasien erlebt oder alles längst hinter sich hat. Und daß wir beide dagegen schon weit – so weit sind! Sie würde weinen über das Schreckliche. Das ist ja eben so urkomisch. Vor einem Bilde das tief innere Erschauern, du heilige Zorn, in jeder ernsten Unterhaltung das Urteil einer Frau von Herz und Verstand – und in der Wirklichkeit wäre sie vielleicht die erste, die Félicie steinigte, wenn sie ihr eines Tages erklären sollte: »Ich liebe einen andern, weil ich meinen Mann nicht lieben kann!« Man könnte wiederum bitter lächeln über dieses Mißverhältnis von Theorie und Praxis, von Wort und That im gesellschaftlichen Leben. Auch der freieste Geist wird dürrer Philister, wenn die gewohnte Tabakspfeife nicht ziehen will. – Ich möchte ganz gern so nüchtern denken.
In dieser Beziehung ist mir der Graf der beste Freund. Er hebt von allen Dingen lächelnd den Schleier. Wenn die Welt wirklich so trostlos nüchtern wäre, wie sie dieser mit krankhafter Manie an Abgründen wandelnde Dandy auffaßt? Danach hätte ja weiter nichts mehr Kraft, als die Gewohnheit und allenfalls noch der Tod. Und mich reißt diese Philosophie nicht mit, zu der ich doch auch neige! Das große Gefühl erhebt sich wild dagegen. Es ist wie der tierische Egoismus alles Lebendigen, das sich auch kein Stück seiner starken Daseinsfreude freiwillig entreißen läßt . . . Je schneller der Karren herabgleitet, je verbissener klammere ich mich an ihn. Ich glaube, weil ich glauben will! Und aller Vernunftschlüsse spottend, sagt das große Gefühl: »Halt fest! Es giebt noch Götter, und darum giebt's auch noch Wunder.«
Wie ein Kind in seiner gläubigen Herzensangst, so bete ich manchmal zu Gott. Ich schäme mich des Gebets, weil es eigentlich so feige ist, aber ich bete doch. Ich bete unklar, verbissen. Ich bete nicht um den Tod, sondern um das Leben . . . Und indessen rollt der Karren immer schneller seiner Wüste zu.