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Ich komme auf ein Hauptprodukt, das ganz vorzüglich die Leipziger Messen verschönert, auf die Legion in- und ausländischer, schöner und minder schöner, geputzter und zerrissener, parfümierter und barfüßiger, reiner und angesteckter Freudenmädchen, welche alle nach Standes Gebühr und Würden sich bemühen, junge und alte Wollüstlinge in ihre Venuswinkel einzuladen.
Oh, lieber Baron, so viel niederträchtige Geschöpfe und verworfene Mädchen jeder Art wirst du wohl nie antreffen als zur Zeit der Messe in Leipzig. Die meisten derselben kommen aus unserm lieben Berlin, aus Dresden, Frankfurt, Dessau, Halle, Jena, kurz aus allen Teilen der Welt versammelt sich diese giftige Brut. Abends wimmelt's auf den Straßen von diesen Freudennymphen in Korsetts und Saloppen. schmutzige Kleider. Da steht eine an der Ecke und gibt mit einem hämischen Husten oder einem freundlichen guten Abend die Losung. Wer sich will finden lassen, gibt Antwort, der Handel ist fertig.
Nun kriecht man mit dem artigen Schäfchen in einen nahen Winkel oder meldet sich auf dem Markt bei den Wächtern der Buden, diese öffnen die Türe einer Butike, man schlupft hinein, und der Kampf der Liebe beginnt.
Weit bequemer noch kann man sich Lage und Stellung vor dem Peterstore machen, wo eine Reihe von Kutschen und niedlichen Wiener Chaisen dasteht, welche die Stellmacher den Tag über zum Verkauf ausbieten; auch bei diesen wachen gedungene Mietlinge, an welche man angeht und sich dann zu seinem Minnespiel für zween Groschen den besten und weichgepolstertsten Wagen ausersehen kann, wo Nacht und Stille das Vordringen des kleinen Amors befördern und der Lose sich dann doppelt brüstet, auf vier Rädern eine Lanze zu brechen. So ganz sans gêne zwanglos. kann man hier sein Mütchen kühlen, und ungescheut der Vorübergehenden wackelt die verschwiegene Kutsche, in welcher eben zwei in einem Fleiße sind.
Arme Weiber! Wüßtet ihr, wie hier eure lieben abwesenden Männer in die Arme einer feilen Dirne sich werfen und durch tausend herzhafte Stöße in ihre Giftgrotte die kleinste Erinnerung an euch Betrogene hinwegtändeln!
So stillt denn nun in diesen drei Wochen, wer kann, seine Geilheit, fährt oft so sorgenlos in den Schacht seiner Wünsche hinein und kommt dann wieder heraus mit Trompeten und Pauken. Mancher holt sich da sein Restchen auf ewig, vorzüglich wenn Unbekanntschaft und Furcht ihn zwingen, den Händen eines elenden Pfuschers seine dahinsterbende Mannbarkeit anzuvertrauen. Wie mancher der elterlichen Rute erst entwachsene Jüngling gründet hier sein Unglück für späte Lebensjahre, wenn ihn die Lockungen feiler Dirnen verleiten, an seinem Prinzipal zum Betrüger und Spitzbuben zu werden, wo er denn aus dessen Kasse das entwendet, was ihm die seinige, von der gierigen Metze schon gänzlich erschöpft, mehr herbeizuschaffen verbietet.
Aber dann schaudre ich, lieber Baron, wenn ich auch Männer in diesen Irrgängen sehe, die mit dem Gifte, das die durchaus venerische Meßdirne in der Stunde des süßgeglaubten Genusses ihnen einflößt, wiederum ganze Familien – ach Gott! und vielleicht selbst ihre eigenen Weiber samt ihrer Geburt scheußlich vergiften. O Baron, dann sträubt sich mein Haar, dann ballt sich unwillkürlich meine Faust – dann wollte ich mit kaltem Blute den verfluchten Buben morden – ha! dann vergriffe ich mich zum erstenmal am schwächeren Geschlecht und würfe die schändliche Dirne zu Boden. – Ja und glaubst du wohl, lieber Baron, daß dieses unübersehbare Elend nur zu oft selbst in den vornehmsten und angesehensten Familien wütet?
Der Kaufmann T. allhier brachte auf eine schändliche Art dies Unglück über seine Gattin, – sie wurde schlecht kuriert, muß bis diesen Tag noch, um ein sieches Leben nur nicht ganz siech zu verleben, fressendes Seidelbast tragen, und die Strafe des bübischen Gatten war: daß ihm von dem Augenblick jener unseligen Entdeckung an untersagt wurde, je wieder die Ausübung männlicher Rechte zu heischen. O Gott, lieber Baron, wie tief hat sich doch die Menschheit unter ihre Würde verloren!
Nach dem, was ich dir bisher von den Leipziger Meßfreudenmädchen, von ihrer Beschaffenheit und von den Wegen gesagt habe, auf welchen der brünstige Stürmer genötigt ist, zu attackieren und zur völligen Niederlage der durchschossenen Festung zu gelangen, würdest du wohl freilich nach deiner mir wohlbekannten Bequemlichkeit und Kommodität für immer auf das Eindringen in diese gewöhnlichen Schanzen Verzicht leisten, wenn es nicht noch andere Bollwerke gäbe, die der galantere und delikatere Stürmer mit vorgestreckter Lanze auf einem ganz andern, kommoderen und sichereren Wege zu blockieren gar leicht imstande ist.
Nein, lieber Baron, du brauchst in keine Kutsche zu steigen, in keine Butike zu kriechen, an keiner scharfen Ecke deine Knie zu ritzen, nein, du kannst auch (freilich mit etwas mehrerem Kostenaufwande) in nette Stübchen dich schleichen und auf einem reinlichen Bette mit deiner vollen Mannkraft in die bemooste Liebesgrotte eindringen, alle Reize deiner nackenden Schönen sondieren, sanft ihren vollen Leib umklammern, deinen brennenden Wollustdrang gemächlich in ihren weichen Schoß schütten, kannst doppelt empfinden bei jeder von ihr lebhaft wiederholten Bewegung, kannst deine volle Ladung in ihre zarte Höhle schießen, und bequemt sich dann etwa dein Amor noch nicht, jene sanfte Windung zu verlassen, so kannst du ungestört den Kampf von neuem beginnen und stracks wiederholen, solange es dir beliebt.
Die gefälligen Kinder, welche dir diese sanfte und ungestörte Erholung verschaffen, sind zwar allem Ansehen nach gesünder, frischer, galanter und im Versüßen des Minnespiels etwas erfahrener und geübter als ihre übrigen Buden- und Kutschenschwestern; allein für die Reinheit ihrer Gefäße bin ich dir ebensowenig responsabel als für die Sicherheit deiner Börse, deiner Uhren und übrigen Gerätschaften von Wert. Merkt die Gaunerin, und das sind denn die meisten derselben, erst deine Schwäche und wo man dir am füglichsten beikommen kann, so facht sie einstweilen durch Küsse, kleine Handmanœvres am schwellenden Amor, durch sanfte Drücke und das Herumschlingen ihrer runden Schenkel um deinen zitternden Körper ein so brennendes, wütendes und verzehrendes Feuer in dir an, daß sie dich, indes du eifrig genug alles anwendest, die affektierte Hitze dieses himmlischen Mädchens mit gleicher Glut zu erwidern, so rein und doch so zärtlich ausgeplündert hat, daß du vielleicht bei der Rückkunft auf deinem Zimmer erst gewahr wirst, unter welchen Händen du warst.
Siehe, lieber Baron, so wäre denn also für den rechtlichen Mann auf keinen Fall bei diesen Dirnen etwas zu tun, und ich verspreche mir in der Tat von den einheimischen oder bei Wirten sich engagierten Mädchen weit mehr als bei den ersteren und den letzteren, die für sich wohnen und welche doch freilich in der Hinsicht schon sehr viel vor andern für sich haben sollten, weil sie immer (und doch wenigstens die respektabelsten derselben) unter dem Schutz, Schirm, Obhut und das Dach einiger unsträflicher Rechtsgelehrten, namentlich des D. Kerzeis und des M. Bernigs sich begeben; allein wie schon gesagt, sie sind gewissenlose, räuberische Dirnen und obenhin bei allem Verdienst, den sie haben, doch schlechte Bezahler; denn frage einmal jene beiden soeben von mir gerühmten Wohltäter und Beschützer dieser Damen aufs Gewissen, ob sie sich nicht immer genötiget sehen, um doch nicht ganz zu Schaden zu kommen, wenigstens die Hälfte des schuldigen Zinses nach beendigter Messe in persona abzuarbeiten.
Noch gibt es, alles Vorhergegangene abgerechnet, überdem noch eine ganz besondere Sekte derselben, welche ebenfalls die Leipziger Messen bezieht und die nach meinen Bemerkungen unter allen die ekelhafteste und widrigste ist: ich meine die sogenannten Geiger und Pfeifer oder die allbekannten Harfenistinnen, welche nicht nur in den Gasthäusern mit ihren Instrumenten sich hören und für Tag und Nacht bestellen lassen, sondern auch in Privathäuser, ja selbst in die Gewölbe der Kaufleute eindringen und unter dem Vorwand des Harfengeklimpers ihren gröbern und auffallendern Absichten einen gefälligern Anstrich geben. Sie gesellen sich hauptsächlich zu unwissenden Knaben, – denn für den erwachsenern Kenner sind die meisten zu häßlich –, suchen durch ein einladendes Betragen den jungen Einfaltspinsel empfindsam zu machen, wagen verstohlene Handgriffe, führen die schüchterne Hand selbst in ihre verwelkten Busen, – und will denn alles Herumfühlen, Betappen und Entblößen den erstarrten Klotz noch nicht zu ihren Wünschen beleben, so stimmen sie Lieder an, die diejenige Wirkung tun sollen, welche die vorigen Manœvres so unglücklich verfehlten. In diesen Liedern herrschen denn nun die zoten- und ekelhaftesten Ausdrücke, und nun nimm dazu, daß ein solches Mädchen, welches ohnehin so durchsichtig gekleidet, daß man von oben bis unten und von unten bis oben die Glieder ihrer Wollust schauen kann, während dem Tändeln sich noch mit ihrer Stimme hören läßt und Ausdrücke gebraucht, welche fähig wären, das ganze männliche Fleisch zu empören, – sage einmal, lieber Baron, wie sich alsdann ein unerfahrner, mit solchen Aussichten und Mysterien noch ganz unbekannter Knabe, geschweige denn der Wollüstling beim Reiz der Neuheit und des Verführerischen noch zurückhalten soll, um nicht auf der Stelle seine Lust zu büßen?
Aus allen diesen Bemerkungen wären denn nun meines Erachtens folgende Resultate herzuleiten:
a) ziehe jedes andere Freudenmädchen einer gewöhnlichen und leicht erkennbaren Meßdirne vor.
b) Hast du aber einmal den Zaum zur Krippe gelüftet und sind Durst und Heißhunger zu groß, um ihnen widerstehen zu können, so waffne dein Glied mit einem guten Condom; und würdest du dir es endlich
c) beikommen lassen, an einem dergleichen Geschöpfe in den Häusern des D. Kerzels und M. Bernigs (aus Präsumtion Einbildung, Erwartung. für die Würde beider Rechtsgelehrten) mehr Reize und Anziehendes zu vermuten, so leere vor dem Eintritt in diese Tempel deine Taschen von Uhren, Börsen und Dosen und nimm höchstens so viel zu dir, als du etwa an Valuta nötig glaubst, deine dienstbare Demoiselle damit zu vergnügen. Klassifiziere endlich
d) alle diese Kreaturen in Allee-, Buden-, Harfen- und Stubendirnen, so weißt du jede nach Standes Gebühr und Würde zu behandeln und wirst hoffentlich schon bei dem bloßen Namen alle fernere Lust verlieren, weitere und bestimmtere Nachrichten über diese Ungeheuer von deinem Freunde zu verlangen. Desto sichtbarer sehe ich nun aber auch auf deinen Lippen die Frage schweben: wie benimmt sich bei Einwanderung und Duldung solcher nach Leipzig hereinströmender Herrschaften – ein edler Magistrat?
Befriedigung gebe hierüber der kommende Brief.