Kapitän Marryat
Der fliegende Holländer
Kapitän Marryat

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Sechsundzwanzigstes Kapitel.

Wir müssen nun für eine Weile zu Philipp zurückkehren und seiner wunderbaren Bestimmung folgen. Einige Stunden, nachdem er den Lootsen in das Meer geworfen hatte, erreichte der Floß das Ufer, dem man so lange mit banger Angst entgegen gesehen hatte. Die Spieren des armseligen Fahrzeugs knarrten und wogten unter dem Wellenschlage des an der Küste sich brechenden Wassers. Die Brise war frisch, aber die Brandung nur unbedeutend, weßhalb das Landen ohne Schwierigkeit vor sich ging. Das Gestade war abschüssig und bestand aus festem, weißem Sand, der da und dort mit verschiedenen Muscheln von prächtigen Farben besät war; auch bemerkte man bisweilen die bleichenden Knochen irgend eines Thieres, das die Wogen ausgeworfen hatten, um außerhalb seines Elements zu sterben. Die Insel war, wie alle übrigen, mit einem dichten Gehölz von Cocosbäumen bedeckt, deren Wipfel im Winde wehten und eine schattige Frische erzeugten. Dieser wohlthätige Einfluß ging jedoch an Allen, nur Krantz ausgenommen, verloren, denn Philipp dachte nur an seine verlorene Amine, und die Matrosen hatten nichts als ihren plötzlichen Reichthum im Auge. Krantz half Philipp ans Ufer und führte ihn unter den Schatten der Bäume; unser Held raffte sich aber bald wieder auf und eilte nach dem nächsten Punkte des Gestades zurück, ängstlich nach dem andern Theile des Floßes umher sehend, der aber jetzt leider Amine in weiter Ferne dahin trug. Krantz war ihm gefolgt, obgleich er, nachdem der erste Paroxismus vorüber war, nicht mehr fürchtete, daß Philipp in irrem Sinne sein Leben wegwerfen könnte.

»Fort – dahin für immer!« rief Philipp, die Hände gegen seine Augen drückend.

»Nicht doch, Philipp; dieselbe Vorsehung, welche uns gerettet hat, wird zuverlässig auch ihr beistehen. Es ist unmöglich, daß sie unter so vielen Inseln, welche zum Theil bewohnt sind, zu Grunde gehen kann, und ein Weib darf stets einer freundlichen Behandlung sicher sein.«

»Wenn ich nur auch dieses Glaubens leben könnte,« entgegnete Philipp.

»Wenn wir ein wenig nachdenken, so ist es vielleicht sogar gut, daß sie so von uns getrennt wurde – nicht gerade von Euch, sondern von so vielen ruchlosen Begleitern, deren vereinigter Macht wir nicht hätten widerstehen können. Glaubt Ihr, daß diese Leute, im Falle eines längeren Aufenthalts auf dieser Insel, Euch gestatten würden, im ruhigen Besitze Eures Weibes zu bleiben? Nein – sie würden keine Gesetze achten; und Amine ist deshalb, meiner Ansicht zufolge, auf eine wunderbare Weise vor Schmach und übler Behandlung, wo nicht vor dem Tode bewahrt geblieben.«

»Nein, dessen hätten sie sich nicht unterfangen dürfen! Aber nun, Krantz, müssen wir einen Floß machen und ihr folgen. Wir dürfen nicht hier bleiben – ich will sie durch die weite Welt suchen.«

»Es sei so, wie Ihr wünscht, Philipp, und ich will Eurem Glückssterne folgen,« versetzte Krantz, froh, daß doch wenigstens Etwas – wie wild auch der Gedanke sein mochte – vorhanden war, an dem der Geist seines Freundes zehren konnte. »Kehren wir indeß jetzt wieder zu dem Floße zurück, um die Erfrischung zu suchen, deren wir so sehr bedürfen; dann wollen wir überlegen, wie wir unser Vorhaben am Besten ausführen können.«

Hiezu gab Philipp, der sehr erschöpft war, seine stillschweigende Einwilligung, indem er Krantz nach der Stelle folgte, wo der Floß auf dem Ufer lag. Die Matrosen hatten das Fahrzeug verlassen und saßen abgesondert von einander unter dem Schatten der Cocosnußbäume. Die Gegenstände, die auf dem Floß gerettet worden, waren nicht an's Land geschafft worden, und Krantz rief nun einigen der Leute zu, sie sollten herbeikommen und die geborgenen Güter an die Küste bringen; aber Keiner wollte antworten oder gehorchen. Jeder bewachte sein Geld und fürchtete, es zu verlassen, damit es nicht von den Andern gestohlen würde. Nun ihr Leben beziehungsweise sicher war, hatte der Dämon des Geizes ihre Seelen in Besitz genommen; da saßen sie, erschöpft nach Wasser lechzend und sich nach dem Schlafe sehnend, und doch wagten sie es nicht, sich von der Stelle zu rühren – sie waren wie durch einen Zauber festgebannt.

»Diese verwünschten Dollars haben ihnen das Gehirn verrückt,« bemerkte Krantz gegen Philipp. »Wir wollen sehen, ob wir selbst nicht das Nöthigste an's Land schaffen können, und dann nach Wasser forschen.«

Philipp und Krantz sammelten die Zimmergeräthschaften, die besten Waffen und sämmtliche Munition, da ihnen der Besitz der letzteren im Nothfalle einen Vortheil sicherte; dann schleppten sie die Segel nebst einigen kleinen Spieren an's Ufer und brachten Alles unter eine Gruppe von Cocosbäumen, die hundert Schritte von der Küste abstand.

Nach einer Stunde hatten sie ein dürftiges Zelt errichtet, in welchem sie alles Gelandete unterbrachten, mit Ausnahme des größten Theils der Munition, welche Krantz hinter dem Schirme des Zeltes unter einen Haufen trockenen Sandes begrub. Zu Befriedigung ihres gegenwärtigen Bedürfnisses hieb er sodann mit der Axt einen kleinen Cocosbaum nieder, der reichlich mit Früchten behangen war. Man muß selbst die Qual eines langen Durstes erlitten haben, um die Lust würdigen zu können, womit Krantz und Philipp die Milch der nach einander geöffneten Nüsse in ihre vertrockneten Kehlen hinuntergossen. Die Matrosen sahen ihnen schweigend und mit glotzenden Augen zu. So oft ihre Vorgesetzten eine frische Cocosnuß ergriffen und den Inhalt hinunterstürzten, fühlten sie peinlicher und peinlicher ihren eigenen verzehrenden Durst – ihre dürren Lippen klebten fester an einander – und doch rührten sie sich nicht von der Stelle, obgleich sie die Qualen der Verdammten erduldeten.

Der Abend brach ein. Philipp hatte sich auf die Segel niedergeworfen und war eingeschlafen, während Krantz aufbrach, um die Insel zu untersuchen, an welche sie geworfen worden. Sie war klein, nicht über drei Meilen lang und nirgends mehr als fünfhundert Fuß breit. Wasser fand er nicht, wenn nicht etwa durch Graben welches zu erhalten war; indeß wurde zum Glück durch die jungen Cocosnüsse der größten Noth abgeholfen. Auf dem Rückwege kam Krantz an den gesonderten Posten der Matrosen vorbei. Jeder war wach und richtete sich auf den Ellenbogen auf, um zu sehen, ob sich vielleicht ein Angreifer näherte; sobald sie aber den ersten Maten erkannten, ließen sie sich wieder nieder. Krantz besuchte auch den Floß – das Wasser war jetzt ganz glatt, denn der Wind blies vom Ufer ab, und die Spieren, aus welchen das Fahrzeug bestand, stießen rauh gegeneinander an. Er begab sich auf den Floß, und da der Mond hell am Himmel schien, so beobachtete er die Vorsicht, alle zurückgebliebenen Waffen zu sammeln und so weit als möglich in die See zuwerfen. Dann begab er sich nach dem Zelt, wo er Philipp noch in tiefem Schlaf fand, und ruhete nach kurzer Frist an seiner Seite.

Philipp träumte von Amine; es war ihm als sähe er den verhaßten Schriften wieder aus den Wellen auftauchen, den Floß erklettern und sich an ihre Seite setzen. Abermals meinte er sein unirdisches Kichern und sein höhnisches Lachen zu hören; während seine unwillkommenen Worte in die Ohren der unglücklichen Frau drangen. Sie flüchtete sich in die See, um Schriften zu vermeiden; aber das Wasser schien sie zurückzuweisen; sie schwamm auf der Oberfläche dahin. Der Sturm erhob sich und wieder sah er sie in der Muschelschale über die Wellen hingleiten. Dann entdeckte er sie in der wüthenden Brandung einer Küste und ihre Muschel sank, sie selbst in den Wogen begrabend. Darauf bemerkte er, wie sie furchtlos und unbeschädigt an dem Ufer einherging, denn das erbarmenlose Wasser schien sie zu schonen. Philipp versuchte, sich ihr zu nähern, wurde aber durch eine unbekannte Gewalt zurückgehalten. Amine winkte ihm mit ihrer Hand und sagte: »Wir werden uns wieder sehen; ja noch einmal auf dieser Erde werden wir uns wieder sehen.«

Die Sonne stand schon hoch am Himmel und goß bereits ihre glühenden Strahlen nieder, als Krantz seine Augen öffnete und Philipp weckte. Die Axt schaffte ihnen wieder ihr Morgenmahl. Philipp blieb stumm; er brütete über seinen Träumen, die ihm Trost gebracht hatten.

»Wir werden uns wieder sehen!« dachte er. »Ja, noch Einmal wenigstens werden wir uns wieder sehen. Vorsehung! ich danke dir.«

Krantz trat jetzt hinaus, um zu sehen, was die Matrosen machten. Er fand sie so schwach und erschöpft, daß sie unmöglich mehr lange leben konnten, und doch verließen sie ihren theuren Schatz nicht. Ein kläglicher Anblick – diese Verkehrtheit des Verstandes, und Krantz dachte auf einen Plan, das Leben dieser Leute zu retten. Er machte Jedem gesondert den Vorschlag, das Geld so tief zu verscharren, daß es nicht ohne Zeitaufwand herausgeschafft werden könne: dadurch werde verhindert, daß Einer den Schatz des Andern angreife, ohne daß es bemerkt und der Versuch vereitelt werden könne; auch würden sie dadurch in den Stand gesetzt, sich die nöthige Nahrung und Erfrischung zu verschaffen, ohne eine Beraubung befürchten zu müssen.

Dieß leuchtete den Matrosen ein. Krantz brachte die einzige Schaufel, welche sie besaßen, aus dem Zelte, und nun verscharrte Einer nach dem Andern seine Dollars viele Fuß tief in den nachgiebigen Sand. Nachdem sie ihren Reichthum in Sicherheit gebracht hatten, holte er eine der Aexte herbei, worauf sie Cocosnußbäume fällten und durch die Früchte derselben zu neuem Leben und neuer Kraft geweckt wurden. Nachdem sie sich gesättigt hatten, legten sie sich an der Stelle nieder, wo ihre Thaler begraben waren, und erfreuten sich bald der Ruhe, der sie so sehr bedurften.

Philipp und Krantz hielten nun viele ernstliche Berathungen über die Mittel, um nun der Insel loskommen und Amine aufsuchen zu können, denn obgleich Krantz das letztere Vorhaben für nutzlos hielt, so wagte er doch keinen Widerspruch. Auf der Insel konnten sie nicht bleiben, und das Aeußerste, was zu erwarten stand, war die Erreichung eines bewohnten Landfleckes. Amine aber hielt er für todt, indem er glaubte, sie sei entweder von dem Floße weggewaschen worden, oder ihre Leiche liege dorrend in der glühenden Hitze der Sonne.

Um Philipp aufzuheitern, ließ er übrigens nichts von seinen Muthmaßungen laut werden, und so oft sie von einem Aufbruche sprachen, geschah es nicht in Verbindung mit der Absicht, das eigene Leben zu retten, sondern stets nur, um Philipps verlorne Gattin aufzusuchen. Der Plan, nach welchem gehandelt werden sollte, hatte die Erbauung eines leichten Floßes zum Zwecke; sie wollten die drei Wasserfässer zersägen, sie hinter einander in der Mitte des zu errichtenden Fahrzeuges befestigen und an jeder Seite mit zwei gut angefügten langen Spieren versehen. So konnte das extemporirte Boot mit seinen Segeln rasch durch das Wasser gehen und in einem bestimmten Kurse gesteuert werden. Die äußeren Spieren wurden ausgelesen und ans Land gebracht, um das Werk beginnen zu können; aber die beiden Offiziere mußten ihre Arbeit allein vollenden, denn die Matrosen schienen vorderhand an einen Aufbruch von der Insel nicht zu denken. Durch Nahrung und Ruhe wieder hergestellt, begnügten sie sich nicht mit dem Gelde, das sie bereits hatten, sondern sehnten sich nach mehr. Jeder hatte einen Theil seiner Habe wieder ausgegraben und sie spielten jetzt den ganzen Tag ein neu erfundenes Spiel mit Kieselsteinen, die sie an dem Gestade zusammengelesen hatten. Auch hatte sich ein anderes Uebel unter ihnen eingestellt: sie hieben nämlich Stufen in die größten Cocosbäume, klommen mit Matrosengewandtheit hinan und verschafften sich durch Anzapfen der Baumgipfel, deren Saft sie in leere Cocosnußschalen träufeln ließen, jene Flüssigkeit, die in ihrer ersten Gährung Toddy genannt und später zu Arak destillirt wird. Der Toddy reicht jedoch vollkommen zu, um zu berauschen, und mit jedem Tage waren Auftritte von Gewaltthat und Trunkenheit, von Flüchen und Verwünschungen begleitet, häufiger und häufiger. Die Verlierenden zerrauften sich das Haar und stürzten wie Wahnsinnige auf diejenigen zu, welche ihnen ihre Dollars abgenommen hatten. Es war ein Glück, daß Krantz ihre Waffen in das Meer geworfen und die wenigen geretteten nebst der Munition verborgen hatte.

Schläge und Blutvergießen waren daher an der Tagesordnung; obgleich bis jetzt noch kein Menschenleben verloren gegangen war, da die streitenden Parteien von den Andern getrennt waren, welche sich in ihrem Spiele nicht stören ließen. So standen die Dinge beinahe vierzehn Tage lang, während welcher Zeit die Arbeit am Floße langsam Fortschritte machte. Einige der Matrosen hatten ihre ganze Habe verloren, und waren vermöge einstimmigen Beschlusses derjenigen, die ihren Reichthum an sich gezogen, auf einen gewissen Raum verbannt worden, damit sie die Reicheren nicht bestehlen könnten. Diese wanderten nun düster um die Insel oder an der Küste hin, und suchten irgend ein Werkzeug, mit welchem sie sich Rache und den Wiederbesitz ihres Geldes verschaffen könnten. Krantz und Philipp hatten ihnen den Vorschlag gemacht, sie sollten sich mit ihnen vereinigen und die Insel verlassen, waren aber störrisch zurückgewiesen würden.

Krantz ließ nun die Axt nicht mehr von der Seite. Er hieb die Cocosbäume um, die für den Unterhalt nöthig waren, gestattete aber den Matrosen nicht, weitere Bäume anzuzapfen, um sich so die Mittel zur Trunkenheit zu verschaffen. Am sechszehnten Tage war alles Geld in die Hände von drei Matrosen übergegangen, welche glücklicher gewesen waren, als die Uebrigen. Die Verlierenden bildeten nun bei weitem die Mehrzahl, und die Folge davon war, daß man am andern Morgen gedachte drei Matrosen erdrosselt an der Küste liegen sah. Das Geld war wieder vertheilt worden, und das Spielen begann mit größerem Eifer als je.

»Wie kann dieß enden?« rief Philipp, als er die schwarzblauen Gesichter der Ermordeten betrachtete.

»Mit dem Tode Aller,« versetzte Krantz. »Wir können es nicht hindern – es ist ein Gericht.«

Der Floß war nun fertig. Philipp und Krantz hatten den darunter liegenden Sand ausgegraben, um das Wasser hereinfließen zu lassen. Das Fahrzeug lag jetzt an einem Pfahle befestigt, und schwamm auf der ruhigen Fläche des feuchten Elements. Ein großer Vorrath von alten und jungen Cocosnüssen war an Bord gebracht worden, da Philipp mit seinem Freunde am andern Tage die Insel zu verlassen gedachte.

Unglücklicherweise hatte einer der Matrosen beim Baden in seichtem Wasser die über Bord geworfenen Waffen aufgefunden. Er tauchte unter und versah sich mit einem Stutzsäbel; Andere folgten seinem Beispiele, bis sich Alle wehrhaft gemacht hatten. Dieß veranlaßte Philipp und Krantz, an Bord des Floßes zu schlafen und Wache zu halten. In derselbigen Nacht wurde wieder stark gespielt, und ein schwerer Verlust auf der einen Seite endigte mit einem allgemeinen Gemetzel. Der Kampf war furchtbar, da Alle mehr oder weniger unter dem Einflusse des berauschenden Getränks standen. Von dem ganzen Haufen blieben nur drei am Leben. Philipp harrte mit Kranz des Ausganges. Die Verwundeten wurden ohne Zögerung vollends getödtet, und die drei Ueberlebenden, welche auf derselben Seite gefochten hatten, ruhten, auf ihre Waffen gestützt, keuchend aus. Nach einer Pause benahmen sich zwei miteinander, und das Ergebnis war ein Angriff auf den Dritten, der unter ihren Hieben starb.

»Barmherziger Vater! Sind das deine Geschöpfe?« rief Philipp.

»Nein!« versetzte Krantz, »sie beteten den Teufel an in der Gestalt des Mammons. Glaubt Ihr wohl, daß diese Heiden, welche sich jetzt in einen größeren Reichthum theilen könnten, als sie bei ihrer Rückkehr nach ihrer Heimath je zu verbrauchen vermögen, in eine derartige Theilung willigen werden? Nimmermehr! Jeder will Alles haben – ja, Alles.«

Krantz hatte kaum seine Meinung ausgesprochen, als einer der Matrosen den Vortheil ersah, daß sich der Andere für einen Augenblick von ihm abwandte, und ihm dem Stutzsäbel in den Rücken stieß. Der Mann brach stöhnend zusammen, und der Mörder zog seine Waffe wieder an sich.

»Sagte ich's nicht? Aber der tückische Schurke soll seinen Lohn nicht ernten,« fuhr Krantz fort, indem er seine Muskete anlegte und den Einzigen, der von der Bande noch vorhanden war, todtschoß.

»Ihr habt unrecht gethan, daß Ihr ihn seiner wohlverdienten Züchtigung entreißt. Allein gelassen auf dieser Insel, ohne die Mittel, sich seinen Unterhalt zu verschaffen, hätte er zollweise eines elenden Todes sterben müssen, trotz des Geldes, das um ihn aufgehäuft war – das wäre in der That eine Folter gewesen.«

»Möglich, daß ich Unrecht hatte, und wenn es der Fall ist, so möge mir Gott vergeben – ich konnte nicht anders. Wir wollen an's Land gehen, denn wir sind jetzt allein auf dieser Insel. Wir müssen das Geld sammeln und verscharren, damit es wieder aufgefunden werden kann, zu gleicher Zeit aber auch einiges davon für uns mitnehmen, denn wer weiß, wann wir es brauchen können. Bis morgen müssen wir noch hier bleiben, denn wir werden genug zu thun haben, um die Leichen dieser bethörten Menschen zu begraben und das Geld, das diese Zerstörung veranlaßt hat, in der Erde zu bergen.«

Philipp hatte gegen diesen Vorschlag nichts einzuwenden. Sie verbrachten den Tag mit Beerdigung der Leichen, und warfen das Geld in eine tiefe Grube unter einem Cocosbaum, den sie mit ihrer Axt zeichneten. Auch nahmen sie fünfhundert Goldstücke für sich und schafften sie an Bord, um dieselben an ihrem Leibe zu verbergen, und im Falle der Noth dazu ihre Zuflucht zu nehmen.

Am folgenden Morgen hißten sie die Segel und verließen die Insel. Ist es nöthig, zu sagen, in welcher Richtung sie steuerten? Natürlich nirgend anders hin, als in der Richtung, wo sie den Floß, der die verlassene Amine trug, zum letztenmale gesehen hatten.


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