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Sieht aus wie Schwindel. A l'air d'une blague

Drinnen, in dem bewachten Zimmer, standen Direktor und geheimer Agent einander gegenüber. Die Zeitung lag am Boden. Die beiden Männer redeten seit Punkt neun, als Kobalt noch, in ihrer vorläufigen Unwichtigkeit, durch die Halle irrte, unkundig ihrer nächsten Schritte.

Vielmehr redete der Besucher. Sitze hatten sie niemals eingenommen. Der Unwillkommene glaubte stärker zu sein, wenn er aufrecht blieb. Der ihn empfangen mußte, war zeitweilig keiner Bewegung fähig. Die Augen bedecken, von allem nichts mehr wissen, dies wäre seine freiwillige Regung gewesen, als er, heute zuerst, den greifbaren Beweis bekam, es werde Krieg sein. Diese Rückäußerung war ihm nicht erlaubt. Er hielt stand. Er versuchte männlich dreinzublicken. »Wieder Krieg«, sagte er schließlich. »Bis jetzt hatte ich das Unvermeidliche von mir abgewehrt.«

»Sie, ein Bankdirektor, können nicht unbeteiligt zugesehen haben. Ihre kleinsten Angestellten, tout en ignorant les dessous, versuchten dahinterzukommen. Sie nicht?« Der Agent, ein Mitglied des Deuxième Bureau oder Aufklärungsdienstes, sprach knapp, unter dem Vorwand der Geradheit. Monsieur Frédéric Conard sah ihn offen an. »Sie wundern sich, daß ich erst seit diesem Augenblick an wirkliche Tatsachen glaube. Aber wer hätte mich davon unterrichten können, daß sie im Vollzug sind, ganz zu schweigen von den dunklen Zusammenhängen, die Sie, Léon Jammes, mir aufdecken wollen.« – Die Antwort war kurz. »Mancher. Gerade in Ihren Kreisen hätte mancher Sie aufgeklärt.«

»Kein Finanzier. Ein Marschall, sagen Sie, der als nationale Gestalt gilt, soll auf den Tag genau den Beginn des Krieges vorherbestimmt haben. Es ist wahr, daß ein britischer Schriftsteller noch früher das Datum prophezeit hat. 1939, wegen Danzig. Wir haben das verlangte Jahr, der Anlaß ist gegeben, das Orakel erfüllt sich. Dennoch war es nur ein Spiel, ich konnte dagegen wetten. Hätte ich die Voraussage des Marschalls gekannt, ich wäre zu Ihnen gegangen. Ich hätte gefragt, ob seine Worte feststehen.«

»Diesmal stehen sie fest. Der Marschall wird überschätzt; aber auch der Mittelmäßige kann kühne Behauptungen aufstellen, wenn seine Mitschuldigen dafür sorgen, daß sie wunschgemäß eintreten.« Hierauf der Direktor: »Mittelmäßig? Mitschuldige? Auch das sind Behauptungen, das Wort ›kühn‹ kennzeichnet sie noch nicht.«

»Ich sehe, daß meine Eröffnungen ohne Eindruck auf Sie geblieben sind, Monsieur Conard.«

»Monsieur Jammes, können Sie mir sagen, welche anderen Tatsachen noch mitzählen, wenn die alleräußerste eintritt: der Krieg?«

»Die Tatsache, daß er beschlossenerweise verloren werden soll.«

»Um Ihretwillen, Leon Jammes, ziehe ich vor, Ihre Geschichten überhört zu haben. Eine Verschwörung, sagten Sie wohl?«

»Fahren Sie selbst fort, Direktor einer Großbank, der nichts weiß oder wissen will.«

»Ich nenne es keine Verschwörung, wenn eine verdächtige fremde Macht beobachtet wird, mit dem Erfolg, daß Pétain das Datum ihres Vormarsches kennt. Es war die Pflicht eines Patrioten, seine Mission nach Spanien für uns fruchtbar zu machen.«

»Er muß es verstanden haben. Die deutsche Wehrmacht fällt heute, indes wir sprechen, in Polen ein. Das sind vollzogene Tatsachen. Die allein noch fällige Entscheidung … Aber Sie taumeln, Conard.«

»Ich taumele nicht, es ist nur Krieg.« Der rüstige Mann in mittleren Jahren zog sich, unter Benützung beider Hände, an seinem weitläufigen Schreibtisch entlang, bis er in den Sessel fallen konnte. Er vermied es, den Kopf zu senken, nur daß seine Sprache ein Gemurmel wurde.

»Man dringt in Länder ein. Die interessante Entscheidung, die Sie meinen, Jammes, heißt: wann überfällt jeder, der will, Frankreich? Ich habe richtig gehört; Sie sagten, es sei von uns beschlossen, ihnen nicht zuvorzukommen, vielmehr ihnen die volle Aktion zu überlassen; uns, bevor wir es sind, geschlagen zu geben.«

»Richtig. Wenn auch nicht jeder eingelassen würde und nicht wir alle einig mit dem Feind sind. Ce n'est pas la France. C'est une clique.«

»Des énormités. Wer soll entscheiden? Ein paar Finanzmänner, sagen Sie. Das ist erstens lächerlich, und ich hätte Wind davon bekommen. Meine innere Gewißheit ist, daß wir kämpfen werden, et que même je serai le premier officier français à être tué, laissant une femme …«

Hier schloß der Mann die Augen, gegen seinen Vorsatz offenbar, denn er riß sie auf, um zu beenden. »Une femme qui n'a que moi.« Dies mit einer erzwungenen Gefaßtheit, schmerzlicher als jeder Ausbruch. Wenn jemals Worte, kamen diese aus den Tiefen, wo keine List herrscht, es gebietet die Wahrheit. Eine hilflose Frau und das Vorgefühl: ihn wird sie verlieren! Als erster wird er fallen! Der Agent des Deuxième Bureau reichte ihm die Hand. »Verzeihung, Conard, für mein Mißtrauen. Sie sind kein synarque.«

»Was ist das? Ah! die Verschworenen, mit ihrer Philosophie des Synarchismus. Sie begreifen: als Sie mir die Hintergründe beschrieben, hörte ich wenig. Ich dachte an die Frau, die ich zurücklassen soll. Mir selbst sind Bankiers oder Industrielle mit umstürzlerischen Lehren nicht begegnet. Ich bin nur ein Angestellter, Monsieur Laplace de Revers würde sich mir kaum eröffnen. Indessen kenne ich ihn und seinen Clan: sie machen sich eines Gedankens so wenig schuldig wie eines Mordes.« Conard wollte seine Schwäche in Vergessenheit bringen, er zeigte sich lebhaft.

Um so ruhiger wurde Léon Jammes, seine militärische Derbheit schränkte er ein. »Den Trustmagnaten persönlich wird allerdings weder das eine noch das andere nachzuweisen sein. Sie haben nicht gesprochen, sie handeln nicht. Die Morde des Synarchismus stehen fest. Beachten Sie, Conard, daß ein Polizist es sagt. Aber sie auszuführen dienen die kleinsten seiner Agenten. Diese sind der Exekutive unbekannt. Andere Agenten, die ihr näherstehen, haben die Täter bestimmt und abgeschickt. Auch diese Synarchen gehobenen Ranges werden nur gebraucht, nicht eingeweiht.«

Frédéric Conard: »Lieber Jammes, ich habe den besten Willen, Ihnen zu folgen. Gestehen Sie, daß Sie es mir schwermachen! Kein Mensch weiß etwas Ganzes, aber alle betreiben die gemeinsame Herrschaft, le synarchisme. Hat wenigstens einer ihn erfunden?«

Léon Jammes: »Für welchen Unfug, welches Verbrechen der Mächtigen fänden sich nicht Schriftsteller, die sie in Gedanken kleiden? Den Lohn empfangen nicht die Urheber, sondern die praktischen Vermittler, wenn sie die Mächtigen auf ihren Weg bringen, ihn rechtfertigen gegen Zweifel und hiervon gut leben, bis sie zu viel geredet haben, worauf einer oder zwei verschwinden. Hier beginnen die unverlangten Nachforschungen des Polizisten und führen furchtbar weit.«

Frédéric Conard: »Unverlangt, ich verstehe: unerwünscht. Mit Recht unerwünscht. Was ist Ihre Annahme? Leute, die einander nicht einmal dem Namen nach kennen, und ich weiß von keinem – wollen gemeinsam die Macht übernehmen. Ce synarchisme-là a tout l'air d'être une blague.«

Léon Jammes: »Vous n'y êtes pas. Die Macht gehört im Synarchismus den Trusts allein. Es ist nicht die Rede davon, daß ausgehaltene Schlucker an ihr beteiligt werden: dies war der Parlamentarismus, der bei den Verschwörern Anarchie heißt. Jede noch so indirekte, überdies verfälschte Einflußnahme der arbeitenden Nation bedeutet nach dieser Lehre Anarchie. Le synarchisme ist die gemeinsame Beherrschung aller Nationen durch ihre verbündeten Trusts, die für sich keine nationalen Grenzen kennen. Dem Volk bleiben sie erhalten.«

Frédéric Conard: »Das wäre Landesverrat.«

Léon Jammes: »Ist es seit 1922, dem Gründungsjahr des synarchisme. Haben Sie denn die cagoule, als sie den künftig besiegten Republikanern im voraus unterirdische Folterkammern baute, für ein Geschäft von Ingenieuren gehalten? Von romantischen Ingenieuren, die Kapuzen trugen?«

Frédéric Conard: »Von faschistischen Ingenieuren, die nicht wirklich bestraft wurden. Den Augenschein leugne ich nicht.«

Léon Jammes: »Bis zum six février hatten die Fachleute sich verstärkt mit ganzen Haufen von Laien unbestimmter Herkunft, die über den Sinn der Verschwörung gewiß im Dunkeln gelassen waren, aber sie kämpften – besonders bösartig nannte die Polizeitruppe diese Banden. Hätten sie das Palais Bourbon erstürmt, einige Deputierte würden den Tag überlebt haben: darunter mehrere Minister der Republik. Niemand hatte vorher geargwöhnt, sie seien synarques.«

Frédéric Conard: »Ist das noch ein Polizeibericht oder schon ein roman policier?«

Léon Jammes: »Wenn ein Geheimverband der Reichsten eine Verschwörung durchführt, wer will sich wundern, daß sie phantastisch ausfällt? Überladen, weil zu viel Geld mitarbeitet. Widernatürlich, was les romans policiers vermeiden können; der einzelne Verbrecher ist niemals stärker als die Gesellschaft. Anders steht es für ein Unternehmen, das von keiner vernünftigen Macht begrenzt wird, weil die Geldinteressen über das Maß der Vernunft gehen und sie mitreißen … Obwohl wir nur erst bei allgemeinen Erörterungen sind, halten Sie sich schon den Kopf, Conard.«

Frédéric Conard, hat seinen Sitzplatz aufgegeben, er stellt sich nahe vor Léon Jammes auf. »Ich glaubte zu träumen und faßte meine Stirn in die Hände. Vergebens, ich finde nichts.«

Léon Jammes: »In Ihrer Bank? Kein synarque? Möglich; aber woran würden Sie ihn erkennen? Persönlich bin ich überzeugt, daß einer im Haus den synarchischen Pakt unterschrieben hat.«

Frédéric Conard: »Mit seinem Blut.«

Léon Jammes: »Sogar das. Eine Mehrheit ehrlicher Leute, die draußen bleiben, werden immer noch lachen, während eine geprüfte Auswahl von Schurken schon längst die Kontrolle hat in Ämtern, wo sie eingeschlichen sind.«

Frédéric Conard: »Keiner verrät sich?«

Léon Jammes: »La Convention synarchique révolutionnaire est à la phase de la révolution invisible. Noch sieht man nichts. Aber es gibt Zeichen. Sie selbst bieten Ihre Hand – täglich – wenigstens einem der Verschworenen und sind nicht ohne ein Gefühl dafür; Sie lassen es ungeklärt.«

Pause. Conard schwieg, Jammes wartete ab, wofür er sich entschied. Conard konnte leugnen, die Zumutung abweisen. Er konnte Vertrauen haben und gestehen. Er wählte das dritte: einen Namen auszusprechen, ohne daß er ihn meinte. So warf er ihn denn hin. Hätte er den richtigen angegeben …

Ihm erschien das Bild seiner Frau, das unschuldigste, das er kannte, hilflos und klug, seiner Schonung empfohlen, seiner Anbetung würdig, ein Zauber noch immer nach jeder Hingabe, ein Rätsel trotz vier Jahren der Ehe. Der Name, der von ihm verlangt wurde, hätte auch sie preisgegeben. Zu dieser Stunde konnte der Mann die Treppe ersteigen und bei ihr eintreten. Er setzte sich zu ihr an den Frühstückstisch. Seine lange Nase hing, wenn er Kaffee trank, über die ganze Tasse. Bald begann er seine Lehrstunde in moderner deutscher Philosophie.

Léon Jammes wartete vergeblich, daß mehr käme, und daß es ehrlicher wäre. Mit deutlicher Mißbilligung sprach er: »Sie schieben einen anderen vor, Conard.«

Frédéric Conard: »Vorschieben. Habe ich gesagt, daß ich ihn oder sonst einen als synarque kenne? Ich wähle Monsieur Laplace de Revers, weil er die Bank kontrolliert und allein in der Lage wäre, sie Verschwörern auszuliefern. Ihr zweites Erkennungszeichen war, daß ich dem Schuldigen täglich die Hand reiche.«

Léon Jammes: »Reicht er Ihnen die Hand? Es gehört nicht zu seinen Sitten. Wer Verschwörer sucht, stößt nicht so bald auf einen Mann qui fait le vide autour de lui. Er hat Kreaturen, auch sie sind ihm schwer nachzuweisen, bis auf weiteres.«

Frédéric Conard: »Erst wenn alles vorbei ist? Lieber Jammes, ich bin besorgt um Sie. Ihre Entdeckungen sind mehr als schwierig, sie sind unerwünscht. Finden Sie auch nur die halbe Wahrheit, dann gebe ich nichts für Ihre Sicherheit.«

Léon Jammes hat ein hartes Lächeln. »Ich auch nicht. Im Augenblick ist wichtiger: Sie, Conard, kennen – zu genau – die Person Ihres näheren Umgangs, der Sie mißtrauen sollen. Weigern Sie sich, dann ist es Rücksicht auf Madame Conard, der ich gleichfalls huldige. Le Comte X unterhält sie von neuer deutscher Philosophie, womit er allenfalls seiner Eitelkeit, sonst nur dem Synarchismus dient. Ohne ein Mann für Frauen zu sein, verführt er sie, geistig mit ihm zu schwindeln.«

»Genug!« verlangt Conard, nachdrücklich, eher scharf.

»Bedauere, nein.« Léon Jammes läßt es darauf ankommen. »Genug ist es damit, daß Sie unbeteiligt zusehen – in dem richtigen Gefühl übrigens, daß Ihre Eifersucht fehlginge. Was wirklich geschieht, berührt noch mehr meine Interessen als Ihre. Gewisse Umstände abgerechnet, müssen Sie nicht wissen, daß pas plus tard que ce matin, devant votre porte même on fut tout près d'enlever une femme.«

»Évidemment. Ich brauche nur aus dem Fenster zu sehen, jedesmal wird eine Frau entführt. Soll unser Gespräch wirklich weitergehen?«

»Es wäre einfacher, wenn Sie mich allein reden ließen. Alles auf einmal erträgt sich leichter. Hätten Sie vor einer Stunde aus dem Fenster gesehen, Sie würden bemerkt haben, daß le Comte X auf der Straße erwartet wurde von Madame Conard – oh! nicht sie war gemeint. Das vorgehabte Kidnapping betraf eine Ihnen noch Unbekannte; übrigens entging sie dem Anschlag. Weshalb Kobalt mit Hilfe einer anderen Frau, Ihrer Gattin, beseitigt und gefangengesetzt werden sollte? Keine Unterbrechung, bitte! Ihre Frau ist natürlich getäuscht worden. Der echte Grund war, daß Monsieur Laplace de Revers dem Comte X die Bezüge gesperrt hatte, seine Lage wurde ernst. Ein synarque braucht für Gewalthandlungen zwei Motive: die Philosophie der Gewalt und sein Geldbedürfnis. Der höhere Agent, der uns beschäftigt, hatte ein niederes Werkzeug angestellt, ohne vorher zu untersuchen, welche Beziehungen das fremde Individuum hier unterhielt. Nun verriet das Individuum seine Bekanntschaft, eine alte, wie es scheint, mit Kobalt, deren politischer Ruf zu wünschen läßt, wenigstens vom Standpunkt des synarchisme. Sie soll, zu ihrem Nachteil, wie sie meint, mit mir bekannt gewesen sein. Hat le Comte X sich nichts daraus gemacht, um so mehr Monsieur Laplace, der überzeugt ist, Kobalt sei meine Vertraute. Dem Irrtum des Comte X folgt die Sühne, dieser wieder eine neue Dummheit des Bestraften, leider mit Hineinziehung einer ahnungslosen Dame, die Ihre Frau ist. Nach dem mißlungenen Streich können die Dinge weiterführen, von einem mittleren Verbrechen bis zu dem größten. Der niedere Agent scheint nicht bequemer zu sein als der höhere. Warten wir ab. Finden Sie nicht, Conard, daß die Geschichte schon jetzt anfängt, Sie anzugehen?«

Frédéric Conard, vierzigjährig und stattlich, männlicher Ausdruck mit sanften Augen, stand ohne sich zu rühren – nur daß während des Zuhörens seine rechte Seite tiefer sank, von der ersten unmerklichen Neigung der Schulter, bis die Hand deutlich die Richtung nach der Tür nahm. »Unwillkürliche Flucht«, sah Léon Jammes. »Zu sehr, scheint es, geht es Sie an.« Hiermit beantwortete er laut seine eigene Frage.

Conard richtete sich auf. »Danke«, sagte er. »Jetzt erlauben Sie nur, daß ich aus dem Schreibtisch den Revolver hole und mich erschieße.«

»Warum?« Der Beobachter bedrängter Menschen nahm die Drohung nicht leicht. Er verwendete eine nachdrückliche Strenge, um zu sprechen. »Ich will glauben, daß Ihr Gewissen rein ist. Die Unschuld Ihrer Frau überzeugt uns beide. Die übrigen sind Fremde, eines Tages werden auch sie sich in der Menge verloren haben. Abgerechnet einige gewagte coïncidences wäre nichts geschehen. Jetzt bedenken Sie, daß ein Tag wie dieser noch ganz andere Gewagtheiten ausbrechen läßt in helle Katastrophen. Es ist Krieg.«

Der Gequälte ließ Zeit vergehen. Nicht, daß er nach Worten suchte; er kannte sie. Aber die Lage verbesserten sie nicht. »Unzählige Katastrophen fallen unter die eine große. Aus einer der kleinen soll ein Gatte seine Frau retten. Wie denn nicht, es ist das letzte, das er für sie tun kann, ist sein Letztes. Sprechen wir; ich habe Mut.« Geste. Der andere verstand sie. »Es ist vergeblich. Der erste Tote dieses Krieges mag Mut haben: nach ihm wird aus seiner einzigen Gefährtin ein Wesen, das er nicht mehr kennt. Schon beginnt die Verwandlung.«

Er wiederholte: »Sprechen wir! Ihre Rede, Jammes, war voll von Feststellungen, die richtig oder falsch sind. Vorerst muß mein Gedächtnis diese Masse von Ungeheuerlichkeiten aufnehmen, bis sie gewohnt und gewöhnlich sind.«

»Ich habe eine Stunde für Sie, Conard. Setzen wir uns!«

Conard lehnte ab. Erster Schritt des Widerstandes, den er leisten wollte. »Sogleich wird Monsieur Laplace de Revers unter der Tür stehen. Ich bezweifle, daß er sich anmelden läßt wie sonst.«

»Bezweifeln Sie noch lieber, daß er kommt. Im Haus ist er gewesen oder verläßt es gerade diesen Augenblick. Sie dürfen ihn erst erwarten, wenn sein Zustand wiederhergestellt ist. Sagen wir in einer Stunde, wenn beide fort sind. Von mir weiß er, daß ich hier bin. Kobalt hat er in Ihrem Vorzimmer festgestellt.«

»Von wem reden Sie?«

»Eine Person, deren Namen Ihnen geläufig werden soll: Kobalt.«


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