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Zehntes Kapitel.
Tanzstunde

Immer heimischer fühlte sich Dina im Hause des Konsuls, und immer ferner lag ihr der Gedanke an ihre frühe Jugend in Capri, wovon sie nur ab und zu noch mit Hans Schenk plauderte. Dieser war bald ein häufiger Gast im Weberschen Hause geworden; Onkel Alfred war schon gar nicht mehr zufrieden, wenn Doktor Reinhart nicht Sonntags Hans Schenk mitbrachte, dessen feinsinnige, geistvolle Unterhaltung der kluge Konsul in vollem Maaße zu schätzen wußte. Aber auch die Frau Konsul war dem jungen Mann von ganzem Herzen zugethan: sie nahm regen Anteil an seinem Streben und freute sich an dem reichen Gemütsleben des jungen Dozenten, in das sie immer mehr und mehr Einblick gewann. Hans Schenk seinerseits fühlte sich so wohl in dem Weberschen Familienkreise wie sonst nirgends. Er hatte seine Eltern früh verloren, Geschwister besaß er nicht, und so hatte er nie ein harmonisches Familienleben kennen gelernt. Die Krankheit, die ihn befallen und die wohl eine Folge zu angestrengten Arbeitens gewesen war, und der lange Aufenthalt im Süden, hatten ihn den wenigen Kollegen, mit denen er vertraulich stand, auch etwas entfremdet, und so war er glücklich ein Heim gefunden zu haben, wo er zu jeder Stunde willkommen war.

Mit innigem Anteil beobachtete er die Entwicklung Dinas, die ihm bei ihrem Zusammensein in Capri schon so ans Herz gewachsen war und die ihm ihrerseits mit der Freundschaft und Bewunderung, wie sie eine jüngere Schwester wohl dem bei weitem älteren Bruder gegenüber empfindet, zugethan war. Ohne ihren Hans, ohne ihr Doktorchen, mit welchem Diminutiv sie Doktor Schenk im Gegensatz zum Onkel Doktor bezeichnete, wurde nichts unternommen.

Auch in Stechlin war Hans Schenk häufiger Gast, und gern verbrachte er den größten Teil seiner Universitätsferien auf dem Lande. Dina durfte auch nur noch in den Ferien herauskommen. Während der Schulzeit blieb sie in der Stadt, und wenn der Onkel und die Tante nicht anwesend waren, wohnte dann Fräulein Sauer bei ihr in der Weberschen Villa.

So verging die Zeit. Nelly war schon eingesegnet und hatte die Schule verlassen, und Dina trug auch bereits halblange Kleider, wie es einem angehenden Backfischchen ziemt. Nelly sollte in dem ersten Winter, in dem sie erwachsen war, an einem Tanzkränzchen teil nehmen und da sie nicht gern allein zur Tanzstunde mochte, ward beschlossen, daß sich Ox daran beteiligen sollte, obgleich er als Primaner jetzt schon viel zu thun hatte um für sein bald bevorstehendes Examen vorbereitet zu sein.

Schließlich baten die beiden Geschwister so lange, bis auch Dina teil nehmen durfte. Sie sprang gleich über zwei Stühle vor Vergnügen, als die Tante ihre Erlaubnis ertheilte und war mit Leib und Seele bei der Sache.

Jede Woche einmal hatte sich die junge Gesellschaft bei dem Tanzlehrer zu versammeln. Die jungen Mädchen waren zumeist in Nellys Alter und die jungen Leute Primaner oder Studenten. Dina war die jüngste, aber sie war mit soviel Eifer bei der Sache und besaß so viel angeborene Grazie und als echte Südländerin soviel Verständnis für Musik und Tanz, daß sie es allen voran that.

Nelly tanzte auch ganz hübsch und zierlich, aber da war eine, – die dicke Grete hieß sie nur in der Tanzstunde, – Grete Runge war ihr Name und ihr Vater war Baumeister, diese war so ungeschickt, daß sie keinen Tritt richtig lernen konnte und stets aus dem Takt kam. Es mochte daher auch niemand gern mit ihr tanzen, und oft stand die dicke Grete schmollend in einem Winkel und betrachtete mit Neid wie Dina die schwierigsten Schritte im Nu begriff. Sie hätte Dina gern gelegentlich ihre Abneigung, die sie gegen die viel geschicktere, jüngere Gefährtin gefaßt hatte, merken lassen, aber diese war immer so freundlich zu ihr, daß sich kein Anlaß dazu bot. So versuchte sie denn alle ihre Freundinnen gegen das junge Mädchen einzunehmen.

Sie erzählte ihnen, Dina wäre eitel und wäre putzsüchtig und sie suche mit Absicht die anderen in den Schatten zu stellen. Eines Tages hatte sie in einer Tanzpause eine ganze Schaar der jungen Mädchen um sich versammelt, mit denen sie so lange flüsterte und tuschelte, bis auch Dina aufmerksam wurde und hinzutrat. Aber plötzlich verstummten die Stimmen, und die Mädchen sahen sie alle so sonderbar von der Seite an, daß Dina gar nicht wußte, was sie davon zu halten hatte.

Bald genug sollte sie es zu hören bekommen.

Der Tanzlehrer übte ein Menuett ein, in dem immer zwei junge Mädchen zusammen tanzen, während die jungen Leute für sich zu beiden Seiten der Mädchen Gruppen bilden.

Die Mädchen sollten sich nun ihre Gefährtinnen untereinander der Größe nach wählen, und da Nelly zu groß war für Dina, lief diese auf eine kleine, zierliche Blondine zu und fragte freundlich:

»Wollen wir zusammen tanzen, Mariechen?«

Aber Mariechen wandte ihr den Rücken und sagte kurz: »Ich habe mich schon mit meiner Freundin Gerda verabredet.«

Nicht besser erging es Dina bei einer zweiten und einer dritten und vierten, und schließlich wandte sie sich an die dicke Grete.

»Liebe Grete«, sprach sie, »bist Du noch frei und wollen wir als Paar tanzen?«

Grete aber entgegnete: »Dann sähe ich schon lieber zu als mit so einer wie Du zu tanzen.«

Dinchen sah sie sprachlos an; und die Thränen traten ihr in die Augen. Sie wagte nun niemand mehr aufzufordern und stand still abseits während die anderen zu zweien antraten, und Grete vorschützte ihr thue der Fuß weh und sie müsse sich ein wenig ausruhen.

Da trat der Tanzlehrer selbst zu Dina und sprach:

»Unsere beste, kleine Tänzerin wird doch nicht auch pausieren wollen?«

Und als Dina ganz still da stand, sagte er: »Kommen Sie, wir tanzen als erstes Paar vor.«

Das hatte die dicke Grete nicht gewollt, und sie verfolgte Dina mit scheelen Blicken.

Zum Unglück verlor Dina beim Tanzen ihren Schuh, und plötzlich rief die dicke Grete ganz laut aus der Ecke: »Ei, seht nur, Dina will barfuß tanzen, das kann sie noch von früher her.«

Dina schoß die dunkle Röte ins Gesicht, schnell schlüpfte sie in ihren Schuh und dann zu Grete herantretend sprach sie: »Was willst Du damit sagen? Glaubst Du, ich hätte vergessen, daß ich einst ein armes, verlassenes Kind und mutterseelenallein in der Welt stand? Nein, Grete, sei überzeugt, ich empfinde es dankbarer als Ihr alle, was mir erst später als Dir und den andern zu teil wurde, die Güte und Liebe teurer Angehörigen.«

Aber Grete reizte es nur, daß Dina den Angriff mit ihren warmen Worten so gut abwehrte.

»Nun ja«, meinte sie wegwerfend, »es ist auch ein rechtes Glück, daß Dich freundliche Leute von der Straße auflasen. Aber Du bleibst darum doch das Kind einer gewöhnlichen Fischerstochter.«

Dina sah sie starr an. Zum dritten Mal hörte sie den Ausdruck: »Von der Straße aufgelesen.« War es denn eine Schande, daß sie, eine arme Waise, kein Haus und kein Heim gehabt hatte und vor allem, wie konnte es die andere wagen, in so wegwerfendem Ton von ihrer Mutter zu sprechen? Dina hatte zwar wenig Erinnerung an ihr liebes, sanftes Mütterchen, aber alles, was sie sich zurückrufen konnte, war nur Güte, Liebe und Fürsorge gewesen für Mann und Kind.

Sie sah sich im Kreise um, ob keiner für sie eintreten wollte, aber die Musik hatte so laut gespielt, daß nur die wenigen zunächst Stehenden die bösen Worte gehört hatten. Diese, Gerda und Mariechen, kicherten und flüsterten mit einander und schienen gar nicht auf Dina zu achten, und der Tanzlehrer, der nichts hatte verstehen können aber wohl sah, daß zwischen Grete und Dina ein Wortwechsel stattgefunden haben mußte, kommandierte schnell einen Walzer und tanzte mit Dina rasch im Kreise herum, so daß sie aus Gretes Nähe fortkam.

Dina aber sagte kein Wort mehr während der ganzen Tanzstunde, so daß Nelly schließlich zu ihr heran trat und fragte:

»Dinchen, was hast Du denn?«

Doch aus Dina war keine Antwort herauszubringen, sie biß sich auf die Lippen und die dicken Thränen traten ihr in die Augen.

Nelly lief deshalb zu Grete und stellte sie zur Rede, was sie Dinchen angethan hätte.

Die dicke Grete meinte achselzuckend: »Die Wahrheit kann eben keiner vertragen. Wenn Dinas Abstammung keine prinzliche ist, was kann ich dafür! Meine Mutter war jedenfalls keine Fischerstochter.«

Nelly fühlte ebenso wie Dina die Kränkung, die in dem Tone lag, mit dem Grete von Dinas Herkunft sprach.

Sie entgegnete deshalb mit vernehmlicher Stimme, so daß es alle hören konnten: »Daß Du es nur weißt, Grete. Du hast Dir eben das Zeugnis gegeben, daß Du weniger Bildung und Erziehung hast, als Dina, auf die Du herabsiehst. Was aber Dinas Mutter betrifft, so hätte Dina als Erbteil von ihr kein liebevolleres, weicheres Herz mitbekommen können, auch wenn sie vom vornehmsten Stande gewesen wäre.«

Beim Herausgehen hing sich Dina fest an Nellys Arm, und ein inniger Blick sagte ihr, wie dankbar sie ihr für ihre rechtzeitigen Worte war.

Aber auch Ox, der begriffen hatte, daß es sich um einen Angriff auf Dinchen handle, wollte sich deutlich zu ihrer Partei bekennen.

Als ihn deshalb, wie gewöhnlich, die Knaben aufforderten sie zu begleiten, entgegnete er ruhig:

»Nein, Ihr könnt heute allein gehen. Ich begleite meine Schwester und Dina Weber und trage Dina ihre Tanzschuhe nach Hause.«

Als Dina am Abend zu Bett ging, und die Tante, wie gewöhnlich dann hinein kann um ihr gute Nacht zu sagen, ehe sie selbst zur Ruhe ging, schlang Dina fest die Arme um ihren Hals und zog sie auf ihr Bett mit der Bitte:

»Tantchen, kannst Du mir nicht etwas von meiner seligen Mama erzählen?«

»Wie kommst Du denn darauf?« meinte die Tante etwas verlegen; sie wußte ja selbst so wenig von ihrer Schwägerin und hatte deswegen immer noch ein gewisses Schuldbewußtsein.

Aber Dina fragte weiter: »Nicht war, sie war ein einfaches Fischermädchen; aber sie war doch gut und schön, und alle hatten sie doch lieb auf Capri?«

»Aber gewiß, mein Herzchen« bestätigte die Tante.

»Und Grete Runges Mutter ist doch nicht besser als meine liebe selige Mama, nicht wahr Tante, nicht wahr?« forschte Dina eindringlich und leidenschaftlich weiter, bis der Tante allmählich der ganze Zusammenhang klar wurde.

Da setzte sie sich denn zu ihrer Nichte auf die Bettkante und sprach lange zärtlich und liebevoll auf sie ein. Ja, so innig waren ihre Worte, wie noch nie, und als sie Dina schließlich verließ, schlief diese ganz getröstet ein und träumte von zwei Sternen, die sich, wie sie genauer hinblickte, in die großen, sanften Augen ihrer Mutter verwandelten, die lächelnd auf sie herabschaute.

Frau Weber aber sprach an diesem Abend noch lange mit ihrem Manne und teilte ihm Dinas Kummer mit, und nachdem sie eine Weile alles hin und her überlegt hatten, entschied der Konsul:

»Es ist das beste, wir adoptieren Dina gesetzlich an Kindesstatt. Wenn sie unsern Namen zwar schon trägt, so soll sie doch auch vor aller Leute Augen in die Rechte einer wirklichen Tochter uns gegenüber eintreten. Das wird sie vor ähnlichen Kränkungen in ihrem künftigen Leben schützen. Hat sie sich auch ihrer Mutter ebensowenig wie ihres Vaters zu schämen, so ist es doch für ein Mädchen besser, wenn sie nicht als Waise dasteht, die bei reichen Verwandten eine Unterkunft fand, sondern wenn die Angehörigen auch voll die Pflichten der Elternschaft gegen sie übernehmen.«

Frau Weber war mit ihres Mannes Entschluß vollauf einverstanden und Dina wurde an Tochterstatt adoptiert. Dem jungen Mädchen machte die Adoption zwar keinen tieferen Eindruck, sie hatte sich längst als richtige Tochter ihren Pflegeeltern gegenüber gefühlt, aber sie verstand doch und empfand es dankbar, daß es ein neuer Beweis der Güte und Liebe ihrer Verwandten war.

Als Abschuß der Tanzstunde sollte zu Ende des Winters bei Mühlmanns im Hause ein Tanzstundenball stattfinden, worauf sich die junge Gesellschaft natürlich ungemein freute.

Grete Runge war mit ihren Eltern bald nach dem häßlichen Auftritt mit Dina verreist und den andern Mädchen, die nur von ihr aufgestachelt waren gegen Dinchen, hatte nachträglich ihr Betragen dieser gegenüber leid gethan; besonders Gerda und Mariechen suchten es durch doppelte Freundlichkeit wieder gut zu machen.

Zu dem Tanzstundenball waren außer den Schülern der Tanzstunde auch noch einige befreundete Herren der Familie Mühlmann und Weber, sowie die älteren, erwachsenen Brüder der Mädchen eingeladen, sodaß es ein großer Kreis war.

Dina konnte den Abend kaum erwarten, und schon eine Stunde vor Beginn des Balles stand sie in ihrem schneeweißen Batistkleid fertig da. Ein Strauß frischer Schneeglöckchen im Haar und am Gürtel war der einzige Schmuck, aber sie sah mit ihren blitzenden Augen und dem Gewirr von schwarzen Locken, die in einem schlichten Knoten im Nacken zusammengedreht waren, so reizend aus, daß die älteren Mädchen einstimmig erklärten: »Der Backfisch ist doch wieder einmal die hübschste von allen.«

Nelly trug ein rosa Kleid mit einem Kranz von Heckenrosen im Haar und sah selbst wie ein Röschen aus.

Ihr durchsichtiger Teint, die blonden, glattgescheitelten Haare und die hellblauen Augen paßten ganz zu dem Anzug.

Als Dina mit dem Onkel und der Tante in den Ballsaal trat, zog Gerda sie gleich auf die Seite und flüsterte ihr zu: »Dinchen, es wird herrlich werden, ein paar richtige Lieutenants kommen auch.«

Da trat auch schon einer herein, und Dina und Gerda, die ihn verstohlen betrachteten, fanden ihn ganz wunderhübsch mit seinem blonden, hochgedrehten Schnurrbärtchen und dem blitzenden Helm in der Hand.

Ja, Dina erklärte, er sähe aus wie der Prinz im Dornröschen aus dem Grimmschen Märchenbuch.

Gerade trat Nelly hinzu, und Gerda meinte lachend: »Da ist das Dornröschen dazu«, auf ihren Rosenkranz im Haar deutend.

Gleich darauf wurde der Lieutenant den jungen Mädchen vorgestellt: »Lieutenant von Frischen«, und alle drei machten ihre in der Tanzstunde gelernte Verbeugung.

Herr von Frischen wechselte mit allen einige Worte und blieb dann an Nellys Seite stehen bis der Tanz begann. Nachdem er mit Nelly getanzt hatte, trat er auch zu Dinchen und fragte: »Mein gnädiges Fräulein, wollen Sie mir erlauben.«

»Ach, furchtbar gern«, sagte Dina aus vollstem Herzen, so daß der Lieutenant ein leises Lächeln unterdrücken mußte, wie er mit ihr fortwalzte. Als Dina wieder zu Nelly zurückkehrte, flüsterte sie ihr strahlend zu: »Nelly, er hat mich gnädiges Fräulein genannt.«

Und Nelly entgegnete ebenso leise: »Du darfst aber nie auf die Aufforderung eines Herrn: »furchtbar gern« erwidern, wir haben doch in der Tanzstunde ganz genau gelernt wie wir uns zu verbeugen haben, wenn ein Herr uns auffordert.«

»Ach, Nelly«, sagte Dina, »ich wollte aber wirklich furchtbar gern mit ihm tanzen.«

»Man sieht eben Du bist noch der rechte Backfisch«, meinte Nelly überlegen, und als sie eben wieder Herr von Frischen aufforderte, erwiderte sie darauf mit einer sehr zierlichen Verbeugung des Hauptes, wobei sie einem bedeutsamen Blick auf Dina warf, so solle sie es auch machen.

Aber noch einmal mußte Nelly Dina mahnen. Als es hieß: »Bitte zur Quadrille zu engagieren!« lief Dina auf Hans Schenk zu, der sich natürlich auch unter den Gästen befand und rief: »Bitte, bitte, Hans, tanze Du mit mir.«

Da zupfte sie Nelly von hinten am Kleide.

»Was ist denn?« wandte sich Dina ahnungslos um.

»Du darfst doch keinen Herrn zuerst engagieren«, und die ältere Freundin drohte ihr mit dem Finger. »Herr Schenk wird Dich jetzt auslachen, ebenso wie der Lieutenant vorhin lächelte.«

»Das ist ja schrecklich«, seufzte Dina, hatte aber doch der Triumph, Nelly nachher mitteilen zu können: »Hans hat gar nicht gelacht, sondern mich gleich noch um einen Tanz und zwar um den Blumenwalzer gebeten.«

In der Pause fanden sich Gerda und Mariechen mit Dina zusammen und jede berichtete ihre Erlebnisse. Schließlich trat Herr von Frischen zu den dreien und begann mit Dina ein längeres Gespräch.

Ehe der Tanz wieder anfing, zog Dina hierauf Nelly noch in eine Ecke und erzählte ihr:

»Du, Nelly, der Dornröschen-Prinz hat mich immer über das Heckenröschen ausgefragt. Schließlich mußte ich ihm sogar sagen, wie alt Du seist. Ich habe Dich natürlich ein Jahr älter gemacht und habe ihm vorgeredet Du seist schon neunzehn, nun darfst Du aber auch beileibe nicht verraten, daß ich noch in der Schule bin.«

Das versprach Nelly fröhlich, und dann küßte sie Dinchen und sagte: »Erzähle mir ja alles wieder, was er sagt«, und ihre Augen strahlten so wie Dina sie noch nie zu sehen geglaubt hatte.

Die Musik intonierte eben einen Galopp, und so wurden die Freundinnen getrennt. Während des Tanzens hatten sie wenig Gelegenheit miteinander zu sprechen, denn beide wurden fortwährend aufgefordert. Dina war zum Galopp engagiert von einem Kameraden des Herrn von Frischen, einem Lieutenant Rothe. Dieser war ein kleines Kerlchen, kaum größer als Dina, er hatte das Haar künstlich gekräuselt, ein rotes Schnurrbärtchen und trug ein Monokle. Dabei schnarrte er die Worte so näselnd heraus, daß Dina schon ein paar Mal gesagt hatte: »Ich verstehe Sie wirklich nicht, wenn Sie so undeutlich sprechen.«

Im Grunde aber war es Dina gleichgültig, wer mit ihr tanzte; es war ja so herrlich in dem gefüllten Ballsaal herumzuwirbeln, und alle die Menschen und das Licht und die Musik waren so wundervoll, daß sie gar nicht zur Besinnung kam. Ehe der Ball begann, hatte sie ein wenig Herzklopfen und Ballfieber gehabt, aber das war jetzt ganz vorbei, und nach jedem neuen Tanz eilte sie zur Tante und flüsterte ihr zu: »Tante, dies war der schönste Tanz von allen.« Der nächste war aber dann natürlich noch viel schöner.

Während des Galopps kam Mariechen von Behring an Dinas Seite und flüsterte ihr ins Ohr: »Dina, weißt Du, wie Gerda Deinen Tänzer getauft hat?«

»Nein, wie denn?«

»M. M.«, das soll heißen: der Monokle-Mann.«

Dina lachte hell auf. In der That war an dem kleinen Offizier das Hervorstechendste das Monokle, das er mit großer Würde immer wieder von neuem in sein Auge klemmte.

»Was amüsiert denn die jungen Damen so?« mischte sich der Lieutenant jetzt näselnd in das Getuschel der Beiden.

»Unsere Freundin Gerda hat einen prachtvollen Witz gemacht«, gab Dina, noch immer lachend, zur Antwort.

»Darf man ihn erfahren und auch mitlachen?« fragte der Lieutenant.

Aber Mariechen, die befürchtete, Dina möchte im Stande sein und Herrn Rothe harmlos Gerdas Bezeichnung für ihn verraten, fiel schnell ein: »Das war ein Witz, den nur wir jungen Mädchen verstehen können.«

»Äh, äh«, machte der Lieutenant, »charmant, und wer ist denn diese witzige Freundin Gerda?«

Da tanzt sie eben. Dina zeigte auf eine schlanke Brünette, die gerade, von Oskar Mühlmann geführt, vorbeiwirbelte.

Sie trug ein Kleid von hellblauem Tüll, ganz besetzt mit gleichfarbigen Seidenbändern, die beim Tanzen anmutig um sie herum flatterten, und Dina sagte zu Lieutenant Rothe:

»Sieht sie nicht süß aus?«

Worauf der Lieutenant galant erwiderte: »Man weiß wirklich nicht, wohin zuerst die Augen zu wenden bei diesem Flor von reizenden, jungen Damen.«

»Fandest Du nicht Gerda auffallend blaß?« fragte Mariechen Dina leise.

Doch Dina erwiderte aufrichtig: »Ich habe mir nicht ihr Gesicht angesehen, nur ihr wunderhübsches Tüllkleid.«

»Weißt Du was?« fuhr Mariechen noch leiser fort, »Gerda hat sich zu sehr geschnürt. Eine so enge Taille ist doch unnatürlich, sie hat mir vorhin noch anvertraut, sie könne kaum atmen.«

»Wenn ich mich einschnüren sollte oder gar zu enge Schuhe tragen, würde mir das Tanzen gar keinen Spaß machen«, entschied Dina.

Doch Mariechen neckte: »Ja, ja, Du trägst die Schuhe lieber so weit, daß sie ausfallen.«

Jetzt legte sich aber Lieutenant Rothe ins Mittel und sagte: »Meine Damen, Sie behandeln Ihre Tänzer sehr schlecht. Wenn Sie nur immer mit einander plaudern, haben wir gar nichts von Ihnen.«

Damit forderte er Dina mit einer erneuten Verbeugung, bei der er die Sporen scharf gegeneinander schlug, zu einer nochmaligen Tour auf.

Eben tanzte Gerda wieder vorbei, mit fliegenden Bändern und noch blasser als vorher, so daß es Dina sogar auffiel.

»Sehen Sie nur Gerda, wie bleich sie aussieht«, wandte sie sich an Lieutenant Rothe.

»Die weiße Lilie des Ballsaals«, antwortete dieser, und fügte mit einem galanten Kompliment auf Dinas Schneeglöckchen, die so gut zu ihrer lenzfrischen Jugend paßten, hinzu: »Ich ziehe die frischen Frühlingsblüten vor.«

Aber Dina hörte die letzten Worte gar nicht mehr. »Gerda fällt«, lief sie, und stürzte auf die, neben ihrem Tänzer wie leblos niedersinkende Freundin zu.

Auch die anderen drängten heran, und einige kräftige Arme ergriffen das ohnmächtige, junge Mädchen und trugen sie auf Frau Mühlmanns Anordnung in Nellys Schlafzimmer, wo sie auf dem Bett niedergelegt wurde. Dina und Mariechen waren ihr nachgeeilt, und auch Doktor Reinhart war zur Stelle. Er flößte der Bewußtlosen einige Tropfen Wein ein und ordnete dann an ihr das Kleid zu lockern.

Mit flinken Fingern machte sich Dina daran, die Taille aufzuschnüren, und kaum hatte sie mit der Arbeit begonnen, da holte auch Gerda schon tief Atem und schlug langsam die großen Rehaugen auf. »Natürlich, daran lag es einmal wieder«, brummte der gute Doktor Reinhart. »Dem Menschen, der die Schnürleiber abschafft, muß man dereinst ein Standbild setzen. Na, Dina«, fuhr er dann fort, »mit diesem Falle hat meine ärztliche Kunst nichts zu schaffen, und ich überlasse es Dir den Anzug Deiner Freundin so zu arrangieren, daß ihr nicht noch einmal vor Einpressung die Luft ausgeht.«

»Aber Onkel Doktor«, warf Dina vorwurfsvoll ein, »die arme Gerda scheint wirklich krank.«

»Ach was krank«, entgegnete der alte Herr. »Diese Art Krankheitsanfälle in zu engen Ballkleidern sind ungefährlich und heilbar. Adieu meine Herrschaften«, damit war er aus der Thür.

In der That schien es, als ob Doktor Reinhart Recht gehabt hätte; denn sobald die Mädchen Gerdas Taille wieder zuschnüren wollten, verfärbten sich ihre Wangen und sie begann leise zu stöhnen: »Nein, ich halte es nicht aus.«

Da war nun guter Rat teuer. Das Kleid konnte doch nicht offen bleiben, und die Kleider Nellys paßten der viel kräftigeren Gerda nicht. Schließlich schlug Dina vor, sie wollten die Taille nur locker zuknöpfen und den Stoff lose darüber zusammennähen.

»Ach ja, ach ja«, bat Gerda. Sie sah schon mit Schrecken die Möglichkeit vor sich, schließlich nach Hause gehen zu müssen und bereute ihre thörichte Eitelkeit, um derentwillen sie leicht das ganze Vergnügen hätte einbüßen können.

Die Mädchen versuchten nun gemeinsam ihr Heil, um den offenstehenden Teil des Kleides zu bedecken, doch Dina verstand gar nichts vom Nähen, und Mariechen war auch keine Heldin der Nadel.

»Ihr treuen Seelen«, sagte Gerda weinerlich, »nun müßt auch Ihr noch meinetwegen soviel Zeit von dem schönen Tanzfeste verlieren. Geht nur hinüber«, fügte sie dann mit einem heroischen Entschluß hinzu, »amüsiert Euch und laßt mich sitzen, es ist ja meine eigene Schuld.«

Dabei rollten aber doch ein paar dicke Thränen über ihre Wangen, und die beiden Anderen meinten mitleidig, sie wollten sie nicht im Stiche lassen.

»Wäre nur Nettchen hier«, seufzte Dina, »ob ich sie hole, es ist garnicht weit«, und sie wollte, wie gesagt, so gethan, schnell hinübereilen in die nahe Villa, um die Jungfer zur Stelle zu schaffen.

Aber Mariechen hielt sie zurück; sie meinte, Dina würde sich erkälten, wenn sie, so heiß wie sie wäre, durch die kalte Nachtluft liefe, und es müßte am Ende gehen, mit Stecknadeln ein paar Bandstreifen über den offenstehenden Teil der Taille zu stecken und so den Schaden zu verbergen.

Und richtig. Nach noch einigen gescheiterten Verstehen glückte es Mariechen endlich, mit mehreren kreuzweis über einander gesteckten Bändern den Taillenschluß des Kleides zu verdecken. Es sah zwar nicht sehr schön aus, doch die Mädchen erklärten einstimmig, es ginge so, und Gerda war selig, daß sie nicht nach Hause brauchte. Es war ihr jetzt plötzlich ganz gleichgiltig, ob es ein bischen besser oder schlechter aussähe. Die Hauptsache war, daß das Kleid nicht mehr drückte und daß sie nicht fort mußte.

Als die drei wieder in den Saal traten, nahm Oskar, der Dinchen zu Tische führen sollte und sie schon lange suchte, diese sofort am Arm und meinte: »Wo stecktest Du denn bloß?«

Dina erzählte ihm wortgetreu von dem Unfalle Gerdas und ihren Bemühungen dieser zu helfen. Oskar aber bemerkte nur: »Das geschieht der eitlen Gerda ganz recht. Hoffahrt muß Zwang leiden.«

Als Gerda an ihnen vorüber kam, Arm in Arm mit ihrem Tischherrn, Lieutenant Rothe, dem M. M., mußte Oskar Dina bekennen: »Toilettenkünstlerinnen seid Ihr aber alle beide nicht. Jedes Kind merkt ja, wie ungeschickt die Bänder übereinander gesteckt sind. Außerdem sehen überall die Nadeln heraus. Ich werde mich heute Abend davor hüten, mit Gerda zu tanzen. An Euren Stecknadelspitzen könnte man sich schwer verwunden.«

»Das wäre allerdings entsetzlich«, meinte Dina mit leisem Spott, da sie Oskars neckender Ton verdroß. »Hütten wir daran gedacht, Deine zarten Hände schonen zu müssen, hätten mir's gewiß besser gemacht.«

»Ultra posse nemo obligatur« bemerkte Oskar gelehrt, was zu deutsch so viel heißt als: »Niemand ist über sein Können heraus verpflichtet.«

»Du meinst, ich kann es nicht besser«, fragte Dina, die die lateinische Redensart ganz gut kannte.

»Ja, das meine ich«, versetzte Oskar und fügte lachend hinzu: »Du wirst mir doch nicht weismachen wollen, Dinchen, daß Du eine angehende Nähmamsell bist.«

»Das würdest Du mir auch wohl nicht glauben«, entgegnete Dina; »aber, Oskar, ich habe doch eben gesehen, daß es ganz gut ist wenn man etwas mehr vom Nähen versteht, als ich und Mariechen.

»Später wirst Du es auch noch lernen«, tröstete Oskar.

»Ganz gewiß«, bestätigte Dina, und da jetzt das Essen aufgetragen wurde, schwiegen sie bis auf weiteres und wandten sich dem Genuß der schönen Speisen zu.

Es gab Fisch mit brauner Butter, einen Lendenbraten mit Gemüsen garniert, dazu Bowle und schließlich Eis. Dies mundete Dina großartig, und Mariechens Tischherr, der Dina gerade gegenüber saß, amüsierte sich anscheinend köstlich über ihren Appetit, ja er konnte kaum mehr ein herzliches Lachen unterdrücken.

Mariechen erzählte ihm gerade in ihrer schwärmerischen Weise: »Ich liebe Mondscheinnächte über alles. Der Mond ist viel poetischer als die Sonne, ich habe ihn auch schon ein paar Mal angedichtet.«

Da plötzlich brach ihr Tischherr in ein nicht mehr zu dämmendes Gelächter aus.

»Ich weiß nicht, warum Sie mich auslachen«, sagte Mariechen etwas gereizt.

Doch der lustige junge Mann entgegnete: »Bitte seien Sie mir nicht böse; aber ihre Freundin ist göttlich. Eben hat sie sich die dritte Portion Eis auf ihren Teller geladen.«

Mariechen sah nun auch zu Dina hinüber, und, um sie aufmerksam zu machen, rief sie ihr zu: »Du ißt wohl sehr, – sehr gern Erdbeereis, Dina?«

Doch Dina erwiderte ruhig: »Vanilleeis aber noch lieber, davon habe ich zum Glück zweimal bekommen«, und sie ließ sich gar nicht stören.

Nach dem Essen ging Gerda mit ihrem Tischherrn, Lieutenant Rothe, vor Dina her, und als er ihr eben: »Gesegnete Mahlzeit« gewünscht hatte, lief Gerda auf Dinchen und Oskar zu und sagte: »Du, Dina, der M. M. ist, wenn man ihn näher kennen lernt, ein reizender Mensch. Er versteht so gut zu unterhalten.«

»Und Süßholz zu raspeln«, fiel ihr Oskar etwas grob ins Wort, so daß ihm Gerda beleidigt den Rücken drehte.

Lieutenant Rothe schien übrigens auch allmählich an der »bleichen Lilie« mehr Gefallen gefunden zu haben, denn er forderte Gerda gleich zum nächsten Tanze auf.

Nach dem Tanze fragte ihn Dina, ob er nun nicht zugeben wollte, Satz Gerda wirklich bildhübsch wäre.

Schnarrend meinte der M.-M.: »Die weiße Lilie hat sich in eine Rose verwandelt, aber die Rose hat Dornen und sticht.«

Einige Fingerspitzen seines Handschuhs waren in der That von ein paar Blutstropfen rot gefärbt, und Dina dachte mit Schrecken der Stecknadeln an Gerdas Ballleibchen. Gerda selbst ahnte nicht, wie vorsichtig die Herren sein mußten, wenn sie mit ihr tanzten, und Mariechen meinte, es schade am Ende gar nichts, wenn die Herren sähen, daß das Vergnügen, mit solch hübschem Mädchen wie Gerda zu tanzen, auch seine Schattenseiten habe.

Manche der jungen Mädchen amüsierten sich übrigens nicht so gut wie Dina, Nelly, Gerda und Mariechen. Diese vier waren entschieden die bevorzugtesten und hübschsten.

Ella Mohr, die zwar nicht an der Tanzstunde teil genommen, aber auf Nellys Wunsch doch zu dem Tanzstundenball gebeten war, da auch sie schon eingesegnet und aus der Schule war, saß meist etwas abseits in der Ecke.

Dina ging deshalb einmal auf sie zu und fragte sie: »Liebe Ella, magst Du denn gar nicht tanzen? Du bist so still?«

Aber Ella antwortete: »O, Dina, frage mich nur nichts, ich kann kein Wort sprechen, ich habe solche Zahnschmerzen.«

Das that Dinchen schrecklich leid, und sie nickte ihr aufmunternd immer zu, sobald sie an ihr vorbei kam.

Der Ball neigte sich jetzt zu seinem Ende.

Immer lustiger und lauter war es im Saal geworden, immer bunter wurde das Gewirbel, und immer fröhlicher erscholl das Geplauder in den Tanzpausen.

Zum Blumenwalzer erschien, wie verabredet, Hans Schenk und holte Dina.

»Amüsierst Du dich gut?« fragte er.

Und Dina antwortete wahrheitsgetreu: »Prachtvoll!«

»Es ist auch wirklich ein reizendes Fest«, bestätigte Hans Schenk, »und selbst ich, der ich Bälle und Lustbarkeiten schon längst kenne, habe mich selten so gut unterhalten wie heute. Nur bei Tisch ging mir es schlecht. Ich brachte keine Silbe aus meiner Nachbarin heraus. Sie war stumm wie ein Fisch, und was ich auch sprach, beantwortete sie nur mit Nicken oder Schütteln, kaum ein Ja oder Nein war aus ihr herauszukriegen.«

»Wen führtest Du denn zu Tisch, Hans?« fragte Dina neugierig.

»Ella Mohr«, lautete die Antwort.

Da mußte Dina hell auflachen.

»Die Ärmste hat ja solche Zahnschmerzen«, platzte sie heraus.

Beim Blumenwalzer saßen Nelly und Lieutenant von Frischen Dina und Hans Schenk gegenüber, und Dina bemerkte: »Was nur Nelly und der Lieutenant sich alles zu erzählen haben. Noch dazu sprechen sie so leise, daß man kein Wort verstehen kann.«

»Sie werden wohl auch nicht wünschen, daß Du zuhörst«, entgegnete Hans Schenk lachend und stand dann auf, Dina ein Sträußchen zu bringen, denn eben trat Hellmut, als Amor verkleidet ein und schob vor sich einen Karren mit Kotillonsträußen her. Es sah wunderhübsch aus, und von allen Seiten erscholl es: »Hierher, Hellmut!« »Mir einen Strauß, Mütchen!«

Wie der Blumenwalzer vorbei war, wurde Dina allmählich müde, ein paarmal hatte sie schon das Gähnen unterdrücken müssen, doch diesmal war Nelly nicht an ihrer Seite um ihr zu bedeuten, daß Gähnen unschicklich sei.

Sie sah und hörte nichts.

Als der Ball schließlich zu Ende war und sich die Freundinnen Lebewohl sagten, da umarmte Nelly Dina und flüsterte ihr kaum hörbar ins Ohr:

»Dina, Dina, ich bin so glücklich.«

»Ich auch«, nickte Dina lebhaft zustimmend, »aber ich bin auch entsetzlich müde«, und dabei mußte sie schon wieder gähnen und vergaß sogar, die Hand vor den Mund zu halten. Aber Nelly mahnte gar nicht: »Halte doch die Hand vor«, sondern umarmte sie noch einmal stürmisch und sagte:

»Ich komme morgen zu Dir.«

Das war nun zwar nichts besonderes, die Mädchen sahen sich fast täglich, aber es hatte doch so bedeutsam geklungen, daß Dina auf dem Nachhauseweg Nellys Worte noch einmal einfielen und sie ein paarmal dachte: »Wann sie wohl kommen wird.«

Als sie dem Onkel und der Tante: »Gute Nacht« wünschte, umschlang sie die beiden stürmisch mit ihren Armen und ließ sie lange nicht wieder los.

»Ich danke Euch«, sprach sie innig, »ich danke Euch so sehr, daß Ihr mir erlaubtet, diesen schönen, herrlichen Abend zu erleben.«


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