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Dieses buch umfaßt meine schriftlichen arbeiten bis zum jahre 1900, ein zweites soll die aufsätze der nächsten jahre aufnehmen.
Der leser wird mit ärger bemerkt haben, daß die hauptwörter mit kleinen anfangsbuchstaben geschrieben sind. Diese schreibweise hat schon Jakob Grimm als logische folge der anwendung der antiquabuchstaben angeordnet, und seine schüler, also alle germanisten, drucken seither auf diese art. Seine argumente für die antiquaschrift sind mir nicht mehr gegenwärtig, aber ich weiß, daß sein gedanke einmal von allen Deutschen ergriffen werden wird. Außer dem deutschen gott haben wir auch die deutsche schrift. Beides ist falsch. Alle diese deutschen heiligtümer, die von anderen herrühren, und nur dadurch deutsch geworden sind, daß sie im deutschen geistesbezirk erstarrten und sich nicht mehr verändern konnten, mögen in die rumpelkammer geworfen werden. Ich Deutscher, protestiere dagegen, daß alles, was von anderen völkern für immer abgelegt wurde, als deutsch ausgeschrien werde. Ich bin dagegen, daß immer und immer wieder zwischen deutsch und menschlich eine schranke gezogen wird.
Das starre festhalten an der schreibung der hauptwörter mit großen anfangsbuchstaben hat eine verwilderung der sprache zur folge, die davon herrührt, daß sich dem Deutschen eine tiefe kluft zwischen dem geschriebenen wort und der gesprochenen rede auftut. Man kann keine großen anfangsbuchstaben sprechen. Jedermann spricht, ohne an große anfangsbuchstaben zu denken.
Nimmt aber der Deutsche die feder zur hand, dann kann er nicht mehr schreiben, wie er denkt, wie er spricht. Der schreiber kann nicht sprechen, der redner nicht schreiben. Und schließlich kann der Deutsche beides nicht.
Meinem treuen schüler, architekten Heinrich Kulka, sage ich für seine arbeit bei der drucklegung dieses buches meinen herzlichsten dank.
Wien, august 1921.
Adolf Loos
Buch- und Kunstdruckerei INVA Wien Lerchenfelderstrasse Nr. 1