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Kurt Wolff-Verlag
Leipzig, 14. April 1919
Herrn
Otto Breuer
Wien, VII. Kaiserstraße
Sehr geehrter Herr!
Wir danken Ihnen bestens für Ihre freundlichen Zeilen und Ihren Hinweis auf die Aufsätze und Kritiken von Adolf Loos. Sie haben uns damit eine große Freude bereitet und wir haben uns beeilt auch Herrn Loos zu sagen, wie sehr wir uns freuen, wenn eine Veröffentlichung seiner gesammelten Aufsätze in Buchform in unserem Verlage zustandekommen kann.
Vielleicht ist es das Beste, wenn Sie uns eingeschrieben oder versichert einmal den ganzen Stoß der Aufsätze zunächst nach hier senden, damit wir Ihnen, resp. Herrn Adolf Loos, unsere Vorschläge über Anordnung und Ausstattung des Buches unterbreiten können.
Wir bleiben Ihren weiteren Nachrichten mit gespannter Anteilnahme gewärtig und empfehlen uns Ihnen für heute mit nochmaligem Dank,
hochachtungsvoll und ganz ergebenst
Kurt Wolff-Verlag
Dieser brief hat seine vorgeschichte. Ich hatte ursprünglich während meiner mitarbeit bei der »Neuen Freien Presse« die absicht gehabt, diese aufsätze, die jeden sonntag während der dauer der Jubiläums-Ausstellung im jahre 1898 in diesem blatte erschienen sind, als buch im verlage der »Dekorativen Kunst«, München, Verlag Bruckmann, erscheinen zu lassen, da ich während des ersten jahrgangs ihrer zeitschrift ihr wiener korrespondent gewesen bin. Der Verlag Bruckmann machte mir aber nach einem jahre die mitteilung, daß meine aufsätze nicht mehr zeitgemäß seien und klagte mich auf rückgabe des vorschusses von 200 mark. Die aufsätze blieben liegen. Im laufe der jahre machten mir viele deutsche verleger den antrag, diese artikel erscheinen zu lassen. Aber ich war dagegen. Diese aufsätze waren zu einer zeit und in einem blatte geschrieben, wo ich tausend rücksichten zu nehmen hatte. Meine wahre meinung mußte ich aus pädagogischen gründen in sätze fassen, die mir nach jahren beim lesen nervenschmerzen verursachten. Aber selbst diese verwässerte schreibweise hat mir, nicht von philistern, sondern von den »modernen« künstlern den ruf eingetragen, durch paradoxe schreibweise der »Moderne« in den rücken zu fallen. Nur auf drängen meiner lieben schüler, insbesondere des architekten Otto Breuer, habe ich mich entschlossen, der herausgabe dieser aufsätze zuzustimmen. Ich nannte unter den verlegern, die sich seinerzeit schriftlich oder gesprächsweise um die veröffentlichung bewarben, den Kurt Wolff-Verlag.
Hr. Breuer, der mit vieler mühe die artikel gesammelt hatte, übermittelte diese dem verlag und erhielt bald darauf vom lektor des verlages, dem die abteilung für kunst übertragen ist, ein schreiben, worin mitgeteilt wird, daß der verlag nur dann die herausgabe bewerkstelligen könne, wenn ich mich zu änderungen und streichungen der angriffe gegen Josef Hoffmann, der übrigens nie genannt wird, einverstanden erklären würde.
Darauf zog ich diese artikel vom Kurt Wolff-Verlag zurück.
Aus der »Neuen Zürcher Zeitung« (morgenblatt nr. 187).
Kleine Chronik.
5. Februar 1921
Literarisches. Der Verlag Georges Crès & Cie., Paris-Zürich, teilt uns zu dem Aufsatze von Paul Stefan vom 30. Dezember letzten Jahres mit, daß er sich entschlossen hat, die Aufsätze von Adolf Loos in seinem Verlage erscheinen zu lassen, nachdem, wie Paul Stefan schreibt, es nicht einmal aus dem Anlaß des 50. Geburtstages irgend ein deutscher Verlag wagte, die gesammelten Aufsätze dieses Reformators auf dem Gebiete der Architektur und im weiteren Sinne der Lebenskultur zu edieren. Adolf Loos hat seine Zustimmung gegeben.
Ich sage dem Verlag Georges Crès meinen dank.
Adolf Loos