Oskar Loerke
Atem der Erde
Oskar Loerke

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Staubes Wege

        Wir Enttäuschten lächeln, nun wir
Mit den Jahren stummer werden.
Nicht mehr hoch wie Zirruswolken
Ziehen häufig Kummerherden.

Manchmal wohl gleich unbegrabnen
Toten haben wir gelegen,
Eingedrückt das Ohr dem Staube,
Unterwegs auf Staubes Wegen.

Wie die Herzen auf das nahe
Dunkle Herz der Herzen merken,
Spielt die Hand im Sande, spielt sie
Mit zerschellten Tagewerken.

Und wir steigen als gewesne
Große Herren auf die Throne,
Mensch- und Tier- und Blättermunde
Öffnen wir als Salomone.

Dogen von Venedig, richten
Wir dem Meere die Vermählung:
Land verlassen, Länder sichten,
Wogt die greise Welt-Erzählung.

Völker grünen hoch wie Seegang,
Sinken hin mit weißem Scheitel,
Schallend: es ist eitel alles!
Lauter schallend: nichts ist eitel!

Durch das Dach der Himmelshöhle
Wächst in weißen Stalaktiten
Ewigkeit; doch daß ein Tropfen
Falle, mag kein Mund gebieten.

 


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