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1775 – 1776
Er teilte des Sonntags Segen und oft schon des Montags Prügel aus.
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Es hätte etwas aus seinen Ideen gemacht werden können, wenn sie ihm ein Engel zusammengesucht hätte.
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Daß die wichtigsten Dinge durch Röhren getan werden. Beweise erstlich die Zeugungsglieder, die Schreibfeder und unser Schießgewehr, ja was ist der Mensch anders als ein verworrnes Bündel Röhren?
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Es ist der Ordnung der Natur sehr gemäß, daß zahnlose Tiere Hörner haben, was Wunder wenn es alten Männern und Weibern öfters so geht?
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Die Kaufleute haben ihr Waste book (Sudelbuch, Klitterbuch glaube ich im Deutschen), darin tragen sie von Tag zu Tag alles ein was sie verkaufen und kaufen, alles durch einander ohne Ordnung, aus diesem wird es in das Journal getragen, wo alles mehr systematisch steht, und endlich kommt es in den Leidger at double entrance nach der italiänischen Art buchzuhalten. In diesem wird mit jedem Mann besonders abgerechnet und zwar erst als Debitor und dann als Creditor gegenüber. Dieses verdient von den Gelehrten nachgeahmt zu werden. Erst ein Buch worin ich alles einschreibe, so wie ich es sehe oder wie es mir meine Gedanken eingeben, alsdann kann dieses wieder in ein anderes getragen werden, wo die Materien mehr abgesondert und geordnet sind, und der Leidger könnte dann die Verbindung und die daraus fließende Erläuterung der Sache in einem ordentlichen Ausdruck enthalten. vid. p. XXVI
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Es ist ein großer Unterschied zwischen etwas noch glauben und es wieder glauben. Noch glauben, daß der Mond auf die Pflanzen würke, verrät Dummheit und Aberglaube, aber es wieder glauben zeigt von Philosophie und Nachdenken.
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Um witzig zu schreiben muß man sich mit den eigentlichen Kunstausdrücken aller Stände gut bekannt machen, ein Hauptwerk in jedem nur flüchtig gelesen ist hinlänglich. Denn was ernsthaft seicht ist, kann witzig tief sein.
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Ir(by) Nichts kann mehr zu einer Seelen-Ruhe beitragen, als wenn man gar keine Meinung hat.
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In den glückseligen Zeiten der Barbarei, da hatte man doch noch Hoffnung, einmal mit der Zeit ein guter Christ zu werden. Man durfte nur regelmäßig in die Kirche gehen und dem lieben Gott von allem was er einem gab wieder etwas zurückgeben, dessen Besorgung noch dazu die Geistlichkeit übernahm. Aber heutzutag ist es kaum mehr möglich, diesen Titul zu erlangen.
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Laune kommt in dem Deutschen von luna der Mond, und launigt hieß ehmals so viel als mondsüchtig, so heißen die Engländer noch jetzt einen Mondsüchtigen a lunatic, aus welchem das Wort launigt leicht hergeleitet werden kann, wenn man ein paar Buchstaben durch ein paar andere ablösen läßt.
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Wer zwei Paar Hosen hat, mache eins zu Geld und schaffe sich dieses Buch an.
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Seine Uhr lag schon einige Stunden in einer Ohnmacht.
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Wir ziehen unsere Köpfe in Treibhäusern.
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Es hatte die Würkung, die gemeiniglich gute Bücher haben. Es machte die Einfältigen einfältiger, die Klugen klüger und die übrigen Tausende blieben ungeändert.
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Seid versichert, ich komme nicht erst diesen Morgen auf diese Materie, sondern habe als Kandidat der Theologie und der vernünftigen Mode gemäß sich so viel als möglich mit Dingen zu beschäftigen, die einen nichts angehen, ein fast beständiges Augenmerk auf die Staatswirtschaft gehabt, und nach vielfältig angestellten Betrachtungen endlich gefunden, daß Herren-Dienste Frondienste und das sogenannte Bauerschinden der kleinen Prinzen in Deutschland am Ende auf metaphysische Spitzfündigkeiten hinauslauft. Ich habe daher tausendmal gewünscht, daß man statt den allmählig aus der Mode kommenden Vorschriften des Christentums, die ohnehin in praxi nicht viel mehr nützen, dem Bauern lieber die rechten metaphysischen Begriffe von der Freiheit, von Voluntas velleitas und volitio auseinandersetzen mögte, damit er erkennen lernt, daß was er Schweiß und Blut und Träne nennt meistens von Syllogismen mit 4 Terminis herrührt. Den armen Teufeln kann man ihre Irrtümer jetzt nicht übel nehmen, denn wie kann der, der nie die Sonnen- oder kostbare Uhren sieht, wissen ob seine Uhr richtig geht? Alle Bauern, die ich noch befragt habe, haben gemeiniglich ihre Klagen auf das Sophisma gegründet, daß sie was sie dem Prinzen bezahlten von ihrem Eigentum gäben, da doch jedermann weiß, daß, die großen Herrn ausgenommen, der Mensch jenseit seiner Epidermis nicht so viel als einen physischen Punkt besitzt. Wie wenn nun die Bauern das nicht hätten was sie haben? Das, was sie geben, gehörte den Prinzen ehe sie es gaben quod probe notandum und sie sind die bloßen Auszahler, und was sie Eigentum nennen ist gnädigst verwilligtes Zahlgeld, das in Deutschland an manchen Orten auf eine ganz unerlaubte Weise bis in die 50 Prozent hinauflauft.
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Ein sonderbares Geräusch, als wenn ein ganzes Regiment auf einmal niesete.
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Schwätzt doch nicht. Was wollt Ihr denn? wenn die Fixsterne nicht einmal fix sind, wie könnt ihr denn sagen, daß alles Wahre wahr ist?
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Sie schreiben aus Vaterlands-Liebe Zeug, worüber man unser liebes Vaterland auslacht.
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Ich bin eigentlich nach England gegangen um deutsch schreiben zu lernen.
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Mut, Geschwätzigkeit und Menge ist auf unserer Seite. Was wollen wir weiter?
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Was man nicht gleich sieht ist keine drei Groschen wert, artifizielles Gewäsch.
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ad p. VI In dem Sudel-Buch können die Einfälle die man hat, mit aller der Umständlichkeit ausgeführt werden, in die man gewöhnlich verfällt so lang einem die Sache noch neu ist. Nachdem man bekannter mit der Sache wird, so sieht man das Unnötige ein und faßt es kürzer. Es ist mir so gegangen als ich meinen Timorus schrieb. Ich habe oft mit dem, was ein Aufsatz im Sudelbuch war, einen Ausdruck schattiert.
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Frei? Wie? Vogelfrei vielleicht?
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Der Engländer tut für den Schall: Liberty so viel als mancher ehrliche Mann in Deutschland für das Ding: Freiheit.
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Es gibt Leute, die so fette Gesichter haben, daß sie unter dem Speck lachen können, daß der größte physiognomische Zaubrer nichts davon gewahr wird, da wir arme winddürre Geschöpfe denen die Seele unmittelbar unter der Epidermis sitzt immer die Sprache sprechen, worin man nicht lügen kann.
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Um eine fremde Sprache recht gut sprechen zu lernen, und würklich in Gesellschaft zu sprechen mit dem eigentlichen Akzent des Volks, muß man nicht allein Gedächtnis und Ohr haben, sondern auch in gewissem Grad ein kleiner Geck sein.
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Hüte dich, daß du nicht durch Zufälle in eine Stelle kommst, der du nicht gewachsen bist, damit du nicht scheinen mußt, was du nicht bist, nichts ist gefährlicher und stört alle innere Ruhe mehr, ja ist aller Rechtschaffenheit mehr nachteilig als dieses, und endigt gemeiniglich mit einem gänzlichen Verlust des Kredits.
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Ihr wünscht uns einen Kopf, und ich wünsche daß ihr zwei hättet und säßet in Spiritus bis über die vier Ohren.
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Geht hin und schreibt einmal eine Satyre auf den regierenden Kammerdiener, auf den natürlichen Sohn, oder des natürlichen Sohns Bastard oder des Bastards Bankert. Ihr werdet des Henkers werden. Überhaupt wenn ihr in Deutschland auf vornehme Herrn Satyren machen wollt, so rate ich euch zwei Stücke, entweder wählt euch welche aus dem alten Testament, oder bewerbt euch zuvor um ein Dienstgen zwischen den Tropicis, und wenn euch das nicht ansteht, so halts Maul.
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Ich habe nichts zurückgehalten, sondern meine mit vielem Schweiß und Mühe auf fast unzähligen Hochzeiten, Kindbetten und Magisterschmäusen erworbene Menschenkenntnis, sowohl als die auf meinen die Elbe hinunter getanen Reisen und einer Tour auf dem Salzwasser, wo ich das Salz der Widerwärtigkeit nicht wenig geschmeckt habe, erlangten vielfältigen Erfahrungen gerne und willig bekannt gemacht, ohne Hoffnung des geringsten Profits. Ich habe fast auf jeder Seite Ideen-Körner ausgestreut, die wenn sie auf den rechten Boden fallen Kapital ja Dissertationes tragen können. Meine Sprache ist allzeit simpel, enge, und plan und da wo sie keins von allen dreien ist, habe ich es getan um den deutschen Zwirnhändlern in London das Übersetzen meines Traktats ins Englische wonicht unmöglich zu machen, doch so viel zu erschweren als ich konnte. Die subtileren kitzelnden Sarkasmen oder das sogenannte Bruder-Naumburgische, welches die Böotische Zeitung so sehr beliebt macht, habe ich deswegen vermieden, teils weil ich mir zur Regel gemacht habe: Wenn man einen Ochsen schlachten will, so schlägt man ihm grade vor den Kopf, und teils: Man hat den Deutschen vorgeworfen, daß sie bloß für die Gelehrten schrieben, ob nun dieses gleich ein höchst gesuchter und unüberlegter, ja sogar ungegründeter Vorwurf ist, so habe ich mich doch darnach gerichtet und überall für den geringen Mann mitgesorgt. Nicht allein der Professeur penseur und der Professeur Seigneur werden ihre Rechnung darin finden, sondern ich habe mich sogar in unsern Ackerbau und das Postwesen eingelassen. Unter den Ungelehrten werden es mir hauptsächlich die Dichter und die Advokaten Dank wissen, daß ich in ihren Fächern aufgeräumt und ihre Felder umzäunt habe. Ferner findet sich in meinem Parakletor für die Suchenden eine Metaphysik und Theorie der Künste für das Jahr 1776, die vielleicht an Verwegenheit, sich in die Tiefen zu stehlen, ihres gleichen noch nicht gehabt hat. Wahrheit und Gerechtigkeit küssen sich in jeder Periode. Sie zeigen sich selbst in dem Klang meiner Periode so deutlich, daß selbst der Spanier oder Portugiese, oder unsere Landesleute, die nicht deutsch verstehen, sie nicht verkennen können. Die wenigen Schimpfwörter die ich brauche sind treffend und schwer, und der Schlag allezeit in einer gnauen Verhältnis mit dem Fell worauf er fällt, und ist er ja zuweilen stärker, so ist gewiß das Wundpflaster nicht weit. Übrigens habe ich es nie für eine Schande gehalten mit Witz zu wetterkühlen, oder mit Numerus zu donnern ehe ich aus Barbara und Celarent geblitzt habe.
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Für alle die Bemerkungen eines Mannes, der z.E. barfuß nach Rom laufen könnte um sich dem Vatikanischen Apoll zu Füßen zu werfen, gebe ich keinen Pfennig. Diese Leute sprechen nur von sich wenn sie von andern Dingen zu reden glauben, und die Wahrheit kann nicht leicht in üblere Hände geraten.
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Die Wahrheit hat tausend Hindernisse zu überwinden, um unbeschädigt zu Papier zu kommen, und von Papier wieder zu Kopf. Die Lügner sind ihre schwächsten Feinde. Der enthusiastische Schriftsteller, der von allen Dingen spricht und alle Dinge ansieht, wie andere ehrliche Leute, wenn sie einen Hieb haben, ferner der superfeine erkünstelte Menschenkenner, der in jeder Handlung eines Mannes, wie Engel in einer Monade, sein ganzes Leben sich abspiegeln sieht, und sehen will, der gute fromme Mann, der überall aus Respekt glaubt, nichts untersucht, was er vor dem 15. Jahr gelernt hat, und sein bißgen Untersuchtes auf (un)untersuchten Grund baut, dieses sind Feinde der Wahrheit.
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Es sind ganz brave Leute, aber die Hälfte des Guten und Bösen, das man von ihnen sagt, ist nicht wahr.
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Sie verkaufen alles bis aufs Hemd und noch weiter.
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Wenn alle Menschen des Nachmittags um 3 Uhr versteinert würden.
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Unser Leben kann man mit einem Wintertag vergleichen, wir werden zwischen 12 und 1 des Nachts geboren, es wird 8 Uhr ehe es Tag wird, und vor 4 des Nachmittages wird es wieder dunkel, und um 12 sterben
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Wenn die Menschen plötzlich tugendhaft würden, so müßten viele Tausende verhungern.
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Dem Pabst einen Bart machen heißt das reformieren?
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Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinguckt, so kann freilich kein Apostel heraus sehen. Wir haben keine Worte mit dem Dummen von Weisheit zu sprechen. Der ist schon weise der den Weisen versteht.
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Der Mensch ist nicht so schwer zu kennen, als mancher Stubensitzer glaubt der sich in seinem Schlafrock freut, wenn er eine von Rochefoucaulds Bemerkungen wahr findet. Ja ich behaupte, die meisten kennen den Menschen besser, als sie selbst wissen, sie machen auch Gebrauch davon im Handel und Wandel, allein sobald sie schrieben, da wäre der Teufel los, da wäre alles so feiertagsmäßig schön, daß man sie gar nicht kenne, und da sie sonst ganz natürlich aussähen, so machten sie jetzt Gesichter, wie eine alte Jungfer, wenn sie sich malen läßt.
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Indem ich jetzt die Feder ansetze fühle ich mich so voll, meinem Gegenstand so gewachsen, sehe mein Buch in dem Keim so deutlich vor mir, daß ich es fast versuchen mögte mit einem einzigen Wort auszusprechen.
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Nach den Worten: ohne daß deswegen unser Topf zu kochen oder unser Bratenwender zu gehen aufhört: Nein! Ich weissage nicht, ich sehe. Wißt Ihr was? Verloren sind wir arme Teufel von der Feder, Ich und Ihr; verloren wie ein Gestern, wenn wir nicht heute die Feder ergreifen. Merkt Ihr denn nicht wo uns unser Publikum hin haben will?
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Die Natur hat die Menschen durch die Brust verbunden, und die Professores hätten sie gerne mit dem Kopf zusammen.
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Die große Regel: Wenn dein Bißgen an sich nichts Sonderbares ist, so sage es wenigstens ein bißgen sonderbar.
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Daß es wahr ist, das hätte nichts zu bedeuten, allein die Leute glaubens, das ist den Teufel.
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Ordnung müßt ihr im Büchelgen nicht suchen. Ordnung ist eine Tochter der Überlegung, und meine Feinde haben so wenig Überlegung gegen mich gebraucht, daß ich gar nicht absehe warum ich welche gegen sie gebrauchen sollte.
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Wir sollten deutsche Charaktere auf die Bühne bringen, vortrefflich, und die deutschen Charaktere uns dafür ans Halseisen. Nicht wahr?
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Solche Leute sollte man Knöpfe mit dem Buchstaben Null tragen lassen, damit man sie kennte.
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Der noch nicht einmal passives und aktives Lesen unterscheiden kann.
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Ist heimsuchen würklich so viel als strafen oder ist es so viel als das Herz untersuchen? Wir müssen mehr Gebrauch machen von dem Wort heim, es ist sehr stark: heimreden, das ist die Seele, höchste Überzeugung bei Scham sie zu gestehen.
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Eine schädliche Folge des allzu vielen Lesens ist, daß sich die Bedeutung der Wörter abnutzt, die Gedanken werden nur so ohngefähr ausgedrückt. Der Ausdruck sitzt dem Gedanken nur los an. Ist das wahr?
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Ich erinnere mich deutlich, daß ich in meiner ersten Jugend einmal ein Kalb wollte apportieren lernen, allein ob ich gleich merkte, daß ich merklich in den nötigen Fertigkeiten zunahm, so verstunden wir uns einander alle Tage weniger, und ich ließ es endlich ganz und habe es nachher nie wieder versucht.
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Es gibt Leute, die glauben, alles wäre vernünftig, was man mit einem ernsthaften Gesicht tut.
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In einem Städtgen wo sich immer ein Gesicht aufs andere reimt.
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Der Mensch denkt Wunder, wer er wäre, wenn er die Milbe einen Elefanten und die Sonne einen Funken nennt.
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Die Wege sind mit Nimmergrün besetzt.
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Wenn sie die Wahrheit in der Natur gefunden haben, so schmeißen sie sie wieder in ein Buch, wo sie noch schlechter aufgehoben ist. Formuln.
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Vorschlag in einem kalten Winter Bücher zu brennen.
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Er schreibt, daß selbst den Engeln der Verstand stille steht.
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Schreibt man denn Bücher bloß zum Lesen? oder nicht auch zum Unterlegen in die Haushaltung? Gegen eins, das durchgelesen wird, werden Tausende durchgeblättert, andere Tausend liegen stille, andere werden auf Mauslöcher gepreßt, nach Ratzen geworfen, auf andern wird gestanden, gesessen, getrommelt, Pfefferkuchen gebacken, mit andern werden Pfeifen angesteckt, hinter dem Fenster damit gestanden.
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Man macht nicht gerne aus einem weißen Bogen Pfefferdutten, so bald darauf gedruckt ist, greift man gerne zu.
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Sagt, ist noch ein Land außer Deutschland, wo man die Nase eher rümpfen lernt als putzen?
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Ist denn Besinnen etwas anders als Nachschlagen und Erfinden mehr als Umformen?
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Ein guter Ausdruck ist so viel wert als ein guter Gedanke, weil es fast unmöglich ist sich gut auszudrücken ohne das Ausgedrückte von einer guten Seite zu zeigen.
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In dem Tollhaus muß einer shakespearisch sprechen.
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Dem Richter dem man auf den Flügeln des Lichtes nicht entrinnen kann.
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Als er eine Mücke ins Licht fliegen sah, und sie nun mit dem Tode rang, so sagte er: hinunter mit dem bitteren Kelch, du armes Tier, ein Professor sieht es und bedauert dich.
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Viel Federkauens wollen wir gewiß nicht machen.
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Wer wird abwimmern, was er abtragen kann?
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Nicht alle die Wohlgeboren sind Wohlgestorben oder im Reich der Toden Hochedelgestorbene.
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Als ich nun so studierte und schlief.
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Den Nachtwächter nach der Stimme zeichnen wollen. Man irrt sich oft so daß man sich des Lachens nicht enthalten kann, wenn man seinen Irrtum sieht. Ist Physiognomik etwas anders? Die Leute mit denen man des Nachts in einem Postwagen fährt.
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Man suche keinen Enthusiasten Behutsamkeit lehren zu wollen. Solche Leute sagen sie wollen behutsam sein, glauben auch sie wären behutsam und sind die unbehutsamsten Seelen auf der Welt.
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Wenn man etwas sieht, so suche man den Eindruck, den es auf einen macht, in Worte zu bringen, unverfälscht. Es ist kaum zu glauben wie gelehrt der Mensch ist.
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Wie gehts, sagte ein Blinder zu einem Lahmen. Wie Sie sehen, antwortete der Lahme.
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Das Fortgehen des Guten und des Zweckmäßigen in der Welt. Wenn es in der menschlichen Natur liegt, daß z.E. die christliche Religion endlich einmal wieder zu Grunde geht, so wird es geschehen man mag sich darwider setzen oder nicht, das Zurückgehn und Hemmen auf eine kurze Zeit ist nur ein unendlich kleiner Bogen in der Linie. Nur ist es schade, daß grade wir die Zuschauer sein müssen und nicht eine andere Generation, es kann es uns also niemand verdenken, wenn wir so viel als möglich arbeiten unsere Zeiten nach unsern Köpfen zu formen. Ich denke immer, wir auf dieser Kugel dienen zu einem Zweck, dessen Erreichung eine Zusammenverschwörung des ganzen menschlichen Geschlechts nicht verhindern kann. Eben so geht ein gutes Buch zur Nachwelt, wenn sich alle kritische Richterstühle vereinigten es verdächtig zu machen nicht durch Satyre, sondern mit der Miene des unschuldigen Lamms und mit (dem) Akzent der Wahrheitsliebe, ja wenn sie gar ganz davon schwiegen. Wenn es ein Dutzend neue Wahrheiten stark und gut gesagt enthält, wenn man den Menschenkenner im Übrigen des Werks erblickt, so wird eine Legion von witzigen Bibliothekenschreibern es in seinem Gang zur Ewigkeit so wenig aufhalten können, als ich den Sturm oder die kommende Flut mit einem Kartenblatt zurückfächeln. Ein Mensch kann ein gutes Buch aus Neid, Unverstand oder Narrheit als schlecht verdammen, allein der Mensch nicht. Den Verfasser kann er an Bettelstab bringen. Ein Mensch kann etwas Schlechtes loben und etwas Gutes verdammen, aber der Mensch nicht.
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Wenn man sich nur recht selbst beobachtet. Ein weißer Bogen Papier flößt mehr Respekt ein, als der schönste Bogen Makulatur. Es füllt einen mit einer Begierde ihn zu beseelen.
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Habe keine zu künstliche Idee vom Menschen, sondern urteile natürlich von ihm, halte ihn weder für zu gut noch zu böse.
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Wenn ich die Genealogie der Dame Wissenschaft recht kenne, so ist die Unwissenheit ihre ältere Schwester, und (ist) denn das etwas so Himmelschreiendes die ältere Schwester zu nehmen wenn einem die jüngere auch zu Befehl steht? Von allen denen, die sie gekannt haben, habe ich gehört, daß die älteste ihre eigne Reize habe, daß sie ein fettes gutes Mädchen sei, die eben deswegen, weil sie mehr schläft als wacht, eine vortreffliche Gattin abgibt.
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Als ich nicht bei ihm wohnte sah er nicht, was er nunmehr übersah, kleine Vergehen brachten uns damals weder näher zusammen noch weiter von einander, jetzo aber wurde selbst seine scheinbare Nachsicht ein Mittel mich durch Erkenntlichkeit einzuschränken.
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Mit der Feder in der Hand habe ich, mit gutem Erfolg, Schanzen erstiegen, von denen andere mit Schwert und Bannstrahl bewaffnet zurückgeschlagen worden sind.
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Wer kann dem Menschen seine Gedanken ansehen, nicht einmal seine Krankheiten. Überall widersprechen, das ist Raserei, gehörig einschränken ist das Werk der Vernunft und sie findet gemeiniglich die meiste Beschäftigung da wo mit der größten Zuverlässigkeit behauptet worden ist.
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Man könnte, da man doch einzelne Silben nicht liest, sondern ganze Wörter, manche Bücher sehr abkürzen. In vielen Wörtern sind die Vokalen entbehrlich: Mnsch liest gewiß jedermann Mensch, list gwß jdrmn Mnsch.
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Daß alle scherzhafte Sachen Possen sind, wird überhaupt nur meistens von alten Theologen oder alten Professoribus Juris behauptet die glauben alles wäre ernsthaft was mit einem ernsthaften Gesichte oder ernsthaften stilo gesagt würde, da es doch ausgemacht ist, daß von 100 Possen gewiß 90 ernsthaft vorgetragen werden. Aus den munteren Schriften kluger Köpfe läßt sich sehr oft mehr lernen, als aus sehr vielen ernsthaften. Sie tragen manches mit einer lachenden Miene vor, was sie im Ernst meinen, was aber noch nicht untersucht genug ist um eine ernsthafte zu kleiden. Andere Leute können das im Ernste gar wohl nützen.
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Alle unsere besten Gedanken haben wir in einer Art von Fieber-Rausch, im Fieber von Kaffee erregt.
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den 9 ten März. Begriffe und Sachen zusammen zu bringen, die selten zusammenkommen, oder die gemeinen mit ungewöhnlicher Aufmerksamkeit und Beobachtungs-Geist anzusehen kann einen auf einen Gedanken leiten.
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Leute die sehr viel gelesen haben machen selten große Entdeckungen. Ich sage dieses nicht zur Entschuldigung der Faulheit, denn Erfinden setzt eine weitläuftige Selbstbetrachtung der Dinge voraus, man muß mehr sehen als sich sagen lassen. Assoziation.
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So sagen die Menschen gemeiniglich: Da lach ich dazu, wenn sie dazu weinen, oder dazu schäumen mögten.
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So wie man Hitze und Kälte und Kräfte mit Linien ausdrückt, so kann man, so nennt man Taten glänzend, schwarz, es würde lächerlicher sein zu sagen eine graue Tat, oder eine himmelblaue. Indessen könnte man sehr vieles mit sichtbaren Ideen ausdrücken.
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Wenn Leute ihre Träume aufrichtig erzählen wollten, da ließe sich der Charakter eher daraus erraten, als aus dem Gesicht.
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Ich habe oft bemerkt, daß wenn Leute einen mathematischen Satz von einer andern Seite her verstehn lernen, als durch die gewöhnliche Demonstration, so sagen sie gerne, o ich seh es, es muß so sein. Es ist dieses ein Zeichen, daß sie es sich aus ihrem System erklären.
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Die Ingredienzien des Mitleids und der Mit-Freude.
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Was muß es auf ein Volk für einen Einfluß haben wenn es keine fremde Sprachen lernt? Vermutlich etwas Ähnliches von dem, den eine gänzliche Entfernung von aller Gesellschaft auf einen einzelnen Menschen hat.
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Wenn wir die Mütter bilden, das heißt die Kinder in Mutterleibe erziehen.
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Es ist kein sicherer Weg sich einen Namen zu machen, als wenn man über Dinge schreibt, die einen Anschein von Wichtigkeit haben, die sich aber nicht leicht ein vernünftiger Mann die Zeit nimmt zu untersuchen.
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A im Mund und non A im Herzen.
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