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Siebentes Kapitel

Am Abend, nachdem sie auf der Suche nach einem guten Lagergrund schon zu lange gefahren waren, kamen sie zu der Tragstrecke neben dem Kriegstrommelkatarakt, der gefährlichsten Stelle des Mantrap River. Sie hörten die Wasser von weitem brausen, und das unaufhörliche Dröhnen belästigte ihre müden Sinne.

Der Anfang der Tragstrecke war eine abschüssige Lehmbank, zertreten und beschmutzt von vielen Kanugesellschaften, kein geeigneter Platz für ihre Zelte. Aber Woodbury sagte ärgerlich: »Ach, machen wir hier Lager. Wir sind zu müde, um die Tragstrecke zu nehmen und weiterzufahren.«

Es war ein düsteres, unheilbrütendes Zwielicht, die Luft naßkalt. Ralph saß steif in seinem Kanu auf dem Bettzeug, als die beiden Boote unter dem Schatten der Pappeln auf das Ufer auffuhren. Obwohl die Schnellen in der Ferne tosten, benahm ihm die Stille nach dem Aufhören des Motorsurrens den Atem. Die Indianer krochen ans Ufer, schweigend und mürrisch, und mürrisch luden sie ihre Lasten aus, drehten die Boote auf dem schlammigen Ufer um, schlugen die Zelte auf und machten Feuer. Keiner sprach, während sie ihren Abendtee tranken. Der Speck war verbrannt. Feuchter Lehm schien über ihre Stiefel, über ihre kalten Hände zu schleichen.

Und keiner sprach, als sie in die Decken krochen.

Ralph war schon halb eingeschlafen, als Woodbury brummte: »Ich wollte, es wäre möglich, Sie dazu zu bringen, daß Sie Ihr Zeug nicht im ganzen Zelt herumschmeißen. Da, Ihre Stiefel sind unter meinem Schlafsack. Wenn Sie sie schon verlieren und barfuß mit Ihren süßen kleinen Patschefüßchen laufen wollen, so nehmen Sie wenigstens Rücksicht auf andere Leute!«

Ralphs Atemeinziehen war zu hören, als er zum Zurückknurren ansetzte, aber er biß die Zähne zusammen und blieb still.

Er wurde durch das heftige Prasseln des Regens auf dem Zeltdach aufgeweckt. Als er nach seiner Uhr mit dem Radiumzifferblatt griff, bemerkte er, daß der Khakiboden des Zelts Wasser zog. Wasser floß die Böschung hinunter, auf der sie sich gelagert hatten, und überschwemmte sie. Aber da war nichts zu machen. Es gab wahrscheinlich weit und breit keinen besseren Platz, und die Wolken hatten die Welt in Finsternis gehüllt.

Eine halbe Stunde später hatte Woodbury die geniale Idee, ihn zu wecken und ihm mitzuteilen, daß es regne.

Sie waren beide gerädert, als sie um fünf im Ölzeug hinauskrochen, um bitteren Kaffee zu trinken und an feuchtem Speck herumzunagen, aber Ralph sagte mit, wie er glaubte, wohlabgemessener Sanftheit: »Wir werden wohl den ganzen Tag hierbleiben müssen.«

»Hierbleiben, Teufel! Auf dem Abhang? In einer Pfütze hocken? Wir werden feste vorwärtsmachen, bis wir einen geschützten Lagerplatz finden!«

Der Regen versprach den ganzen Tag anzuhalten. Schweigend begann das Tragen, die Indianer trotteten los, die Kanus kielhoch auf den Schultern. Ralph dachte, wie es immer seine, übrigens auch Woodburys Gewohnheit gewesen war, nur seine Flinte und das Angelgerät über die Tragstrecke zu nehmen – einen nassen moosigen Weg zwischen triefenden Farnkräutern, unter Pappeln und Birken an der schäumenden Schnelle entlang. Aber an diesem Morgen beliebte Woodbury betriebsam und überhaupt unangenehm zu sein. Er belud sich mit Taschen und Proviantkisten, bis er zu taumeln anfing und ein oder zwei Kisten fallen ließ. Während er versuchte, sich einen Riemen zum Tragen der Kisten um die Stirn zu schlingen, was ihm natürlich mißlang, starrte Ralph ihn wie ein sinnendes Kalb an.

Woodbury kreischte: »Wenn Sie uns schon nicht tragen helfen können, an so'nem Tag wie heute, dann könnten Sie mir wenigstens meine Last aufladen und nicht dastehen und blöd schauen!«

»Ach, halt's Maul!« hörte Ralph sich sagen, mit einer Wildheit, wie er sie seit Jahren nicht gezeigt hatte. Aber er bereute es sofort; er murmelte: »Gern« und lud auf Woodburys stolze athletische Schultern mindestens ein Drittel der normalen Ladung eines Indianers über die Tragstrecke. Ihn selbst brachte die Scham dazu, außer der Flinte und dem Angelzeug noch seinen Rucksack zu tragen.

Das Gewicht auf seinem Rücken, als sie aufbrachen, war kaum weniger qualvoll, als am Marterpfahl verbrannt zu werden.

Während Woodbury in dem grünen Licht, das durch die tropfenden Bäume fiel, auf dem nassen Pfad vorausschwankte, setzte er mit Stentorstimme seinen Sermon fort:

»Natürlich sind die Indianer dazu da, um für uns zu arbeiten, aber es kommen Zeiten, wo sie nicht alles machen können, und an 'nem nassen Tag wie heute, wenn wir Zeit gewinnen müssen und schauen, daß wir zu 'nem anständigen Platz kommen, wo wir bequem lagern können, da müßte doch sogar so ein Schlappier wie Sie, denke ich, mit anfassen und ihnen helfen wollen. Übrigens, das sind keine stummen Tiere, verstehen Sie! Es sind menschliche Wesen, genau so wie Sie! Sie gehören vielleicht nicht dem Yale Club an und tragen nicht so teure Whipcordhosen und können nicht so gut über Musik klugscheißen wie Sie, aber, Himmel Herr Gott noch einmal, ein paar Rechte haben sie auch noch! Tatsache, ich seh' nicht ein, warum Sie die ganze Zeit nicht auch ein bißchen von der Arbeit tun sollten und nicht nur immer rumsitzen und denken, wie verdammt gescheit Sie sind, und –«

»Ich mache genau so viel wie Sie, Woodbury!«

»Ja, Sie, Sie machen was! Einen Dreck machen Sie! Sagen Sie doch, wenn's nicht stimmt! Ich habe den ganzen Tag die Mühe und Plage mit dem Motor, füllen und putzen und den ganzen Tag im Laufen halten, daß ich fast nie Zeit habe, still zu sitzen und herumzutrödeln wie Sie – oder stimmt's vielleicht nicht?«

Daß das richtig war, besänftigte Ralph zwar keineswegs, aber es veranlaßte ihn, zu schweigen.

Er hatte ununterbrochen nach etwas Nützlichem ausgesehen, das er aufnehmen könnte, aber er hatte weder die Kraft noch die Übung dazu. Was für ihn eine schmerzende Last gewesen wäre, bedeutete für die trainierten Indianer nur eine bedeutungslose Unze mehr; was für ihn qualvoll anstrengendes Paddeln gewesen wäre, erledigten die Indianer spielend. Es hätte absurd gewirkt, sich auf dieser »Vergnügungstour« abzurackern, ohne die Führer auch nur im mindesten zu entlasten.

Als ob die Kerle nicht die ganze Zeit, die der Motor verwendet wurde, ganz schön bummeln könnten …

Und wurden sie denn nicht dafür bezahlt, und …

So brütete er, bald niedergeschlagen und dann wieder wütend, während sie den kotigen Weg entlang stapften, ihre Last absetzten und wieder zurückgingen, neue zu holen. Ununterbrochen murrte Woodbury über ihn, über die Indianer, über den Regen, über den Fisch, der ihm vorgestern, wie er sich plötzlich gekränkt und mißtrauisch entsann, vom Angelhaken wieder entschlüpft war.

In grauer, unnachgiebiger Eintönigkeit trommelte der Regen nieder, während sie die Kanus beluden und flußaufwärts fuhren, mit Motorkraft, an dem verschmierten Einerlei aus Uferfelsen, Kiefern und Pappeln vorbei. Die Flußgestade entbehrten jeder Anmut, sie hatten weder die Erhabenheit großer Berge noch die Ewigkeit offener Seen. Obgleich Ralphs Körper in Ölmantel, Overalls und Fischerhut so ziemlich trocken war, schien die Nässe ihm durch das Ölzeug bis ans traurige Herz zu dringen. Die Indianer hatten den Kargo mit Zeltbahnen bedeckt, aber das Segeltuch war ganz durchweicht. Schmutzige Wasserpfützen lagen in seinen Falten oder tropften durch. Als Ralph den Stoff über die Brust zog, um sich ein wenig zu wärmen, wurden seine Hände klamm. Er beneidete die Indianer um ihre stupide Geduld. Nasser als sie jetzt waren, konnten sie nicht mehr werden, sie hatten nicht einmal den mangelhaften Schutz der Zeltleinwand; dennoch saßen sie bewegungslos, in sich gekrümmt, ohne jeden Ausdruck im Gesicht.

Endlich fand Ralph eine Möglichkeit, sich einigermaßen zu bergen: er kauerte sich auf den Kanuboden, lehnte den Rücken gegen einen zusammengerollten Schlafsack und machte sich aus dem Segeltuch ein recht zweifelhaftes Dach. Er hatte alle Empfindung verloren. Immer würden sie so weiterfahren, durch ewigen Regen, freudlos und ohne Ziel, ohne Hoffnung; wozu also sich mit Wünschen martern? Und da sein Leib keine Anforderungen mehr an ihn stellte, arbeitete sein Gehirn ungestört.

Er freute sich, daß die Indianer zu durchnäßt waren, um zu schnattern, und daß er von Woodburys Nörgeleien unbehelligt war. Der war vorne, im anderen Boot, durch das laute Summen des Motors wie durch eine Zwischenwand abgetrennt, war fort, eine vergessene Plage, so weit zurückliegend, daß er jetzt schon fast belustigend wirkte.

Ralphs Geist begann zu ticken, gleichförmig, regelmäßig wie der Motor.

»Zugegeben, ich tauge nicht viel hier – oder, ja, ich bin ein Schwächling! – immerhin gibt es Leute, die der Meinung sind, ich hätte gewisse Qualitäten …

Basta, ich habe es satt – das Fischen – die ganze Wildnis – es ist ja alles dasselbe. Und mehr als satt habe ich diesen Woodbury.

Schwatzhafter Trottel! Hohlköpfiger Phrasendrescher! Schwein! Herr Gott, wenn er natürlich wäre – verständig, ohne Faxen, meinetwegen dumm und nett – ich würde bei ihm bleiben, würde mit ihm durch dick und dünn gehen. Ich habe mich nie beklagt, nie! Aber jetzt habe ich es satt!

Ich möchte ihm durchgehen, jetzt, hier, auf der Stelle – wenn ich nur könnte! Oh, die Leute würden sagen, ich hätte ihn sitzen lassen. Von mir aus! Was die Leute sagen, ist mir jetzt wirklich egal.

Aber wie kann ich weg? Wie sollte ich mit meinen Indianern reden und ihnen sagen, wohin ich möchte? Der einzige, der genug Englisch kann, um zu dolmetschen, ist Charley, und den würde sich natürlich der liebe Wes sichern. Da bin ich ein Gefangener. Muß aushalten, bis der Trip zu Ende ist. Mit dem mauldiarrhöe-kranken Ladenschwengel!

Nein. Gerecht sein. Er hat keine Schuld. Ich bin ihm genau so widerwärtig. Was er braucht, ist ein Kamerad, der gern dreckige Geschichten hört und gern fischt. Schuld ist keiner. Das wäre genau so albern, wie wenn man bei einem geschiedenen Paar herausfinden wollte, wer daran schuld war, wenn sie einfach nicht länger miteinander ausgekommen sind und sonst nichts weiter geschehen ist. Wenn ich anfange, ernsthaft über ihn nachzudenken, packt mich die Verzweiflung. Ich muß kaltes Blut behalten. Entweder eine Möglichkeit finden, ihm das Maul zu stopfen oder da rauszukommen.

Ich würde mir gar nichts aus dem Regen machen, wenn ein paar zivilisierte Leute da wären, mit denen man nach so einem Tag lachen könnte.«

Ihn bedrängte eine Vision von angenehmen Menschen, wohlerzogenen, freundlichen Menschen, die sich in einer gedeckten Halle mit der Aussicht auf das stürmische Meer unterhielten, und den ganzen Morgen quälte ihn dieser Gedanke, während er zusammengekauert dasaß und wartete.

Viele Meilen hindurch war kein geeigneter Lagerplatz zu finden. Die Felsklippen stiegen sehr steil auf und drängten sich ganz nah ans Wasser; als die Expedition bei einer langen seichten Schnelle anlangte, war kein Weg zum Tragen da. Das Wasser war nicht tief genug, man konnte weder den Motor benutzen noch paddeln, und Woodburys Indianer stießen ihr Boot stakend den kieseligen Fluß hinauf.

Aber Ralphs Bugmann, Jesse, ein unruhiger, launenhafter Junge, der wie ein Chinese aussah, war jetzt so durchfroren und durchnäßt, daß ihm Kälte und Nässe nichts mehr ausmachten; er sprang hinaus ins Wasser und zog Ralphs Boot die Schnelle hinauf, indem er vorne täute, während der Indianer im Heck stakte. Ralph kroch hinaus, als das Kanu einen Augenblick am Ufer hing, kletterte den glatten überhängenden Felsen hinauf und suchte sich jämmerlich einen Weg unter den Pappeln, deren nasse Blätter ihm bei jedem Schritt ins Gesicht schlugen.

Der schrägäugige Jesse war ein Genie im Aussuchen von Wegen in reißenden Strömen und ein Genie bei den Indianerquadrillen in Blockhütten, aber zu diesem Genie gesellte sich eine gewisse tiefinnerliche Unzuverlässigkeit. Während er sich durch den seichten Strudel vorwärtsarbeitete, achtete er nicht auf den Grund unter seinen Füßen – er hatte sich nicht die Mühe genommen, die Hosen und die durchweichten Mokassins auszuziehen. Summend und in den Himmel schauend zog er in dummer Kraft, die Leine über die Schulter geworfen.

Er machte Späße über Charleys Staken im vorderen Boot. »Rote Schwinge«, die Schönheit von Mantrap Landing, fiel ihm ein, und vorwärtsplantschend brüllte er den Indianern zu, was für eine hohe Meinung er von ihr hätte, alles in knallendem Cree. In diesem Augenblick glitt er aus, fiel ins Wasser, ließ das Seil fahren, und das Kanu schoß zurück.

Von dem hohen Ufer hinunterschauend, sah Ralph sein Boot sich querdrehen und an einen Stein schlagen. Der Indianer im Heck stieß mit seiner Stange herum, verlor das Gleichgewicht und purzelte hinaus, was die übrigen Indianer zu einem Wonnegegacker veranlaßte. Als Jesse hinterhergaloppierte, bekam das wieder losgekommene Kanu Fahrt, stieß auf einen spitzen Felsen, der ihm die Bordwand aufschlitzte, krümmte sich ein oder zweimal entrüstet und ging in aller Ruhe unter.

Jesse erreichte es noch zu rechter Zeit, um den Speck zu retten, nicht aber Ralphs Bettzeug und Rucksack, die sich unter dem Wasser breitmachten. Jesse zuckte die Achseln und begann das wassergefüllte Fahrzeug wieder die Schnelle hinaufzutäuen. Kein breiter Strand war da, auf dem man hätte arbeiten können. Oberhalb der Schnelle fand sich ein genügend großer Platz, und ohne Murren, als selbstverständlichen Teil des Tagewerks, machten die Indianer ein Feuer, um die durchnäßte Ladung ein wenig zu trocknen, und gingen an die Reparatur, mit neuem Holz, neuem Segeltuch, Kanuleim und Farbe, wobei Jesse an dem Brüllen und unaufhörlichen Gekicher über sein Pech eifrig teilnahm.

Die Indianer waren schon an der Arbeit, als Ralph, den ein Dickicht im Unterholz aufgehalten hatte, rutschend und sich die Schienbeine an moosbewachsenen Felsen zerschindend, zu ihnen kam.

Woodbury ging auf den flachen Steinen neben dem Fluß mit Riesenschritten auf und ab wie auf dem Achterdeck eines Piratenschiffs. Noch bevor Ralph sich den letzten Felsen hinunterlassen konnte, kreischte Woodbury ihm entgegen:

»Ich hätte mir ja gleich denken sollen, daß Sie so was machen werden! Noch dazu im Regen! Ein gutes Kanu ruinieren! Einen Sack Mehl ruinieren! Die ganze –«

»Hatte nichts damit zu schaffen!« erwiderte Ralph. Er verdarb den Eindruck dieser Worte ein wenig, indem er die letzten vier Fuß des Felsens hinunterschlidderte und sich die Hände auf dem Kies wund rieb, aber seine Stimme klang jetzt nicht gefügig.

»Natürlich hätten Sie's vermeiden können! Wenn Sie aber Jesse mit der Leine Unsinn treiben lassen –«

»Wie konnte ich es ihm denn sagen? Charley ist der einzige hier, der Englisch versteht, und natürlich haben Sie Charley für sich behalten!«

»Also, auf jeden Fall, Sie –«

Woodburys Ausbruch hatte sich von selbst totgelaufen, aber Ralphs Zorn hatte angefangen. Er maß den größeren Mann mit den Augen. Er wirkte nicht mehr leicht komisch in seinem bauschigen Ölzeug – so hart war sein mageres Gesicht geworden.

»Sie wußten, bevor ich mit Ihnen aufbrach, daß ich an solche Strapazen nicht gewöhnt war, und doch haben Sie die ganze Zeit nichts anderes getan, als mich getreten. Lassen Sie sich Glück wünschen zu einem, mein Freund: Sie haben es zuwege gebracht, mir den einzigen langen Urlaub, den ich mir seit Jahren gegönnt habe, zu verpatzen.«

»Also, wenn Sie glauben, daß es für mich 'n Volksfest gewesen ist, Prescott, mit Ihrer ewigen schlechten Laune und Ihrer höflichseinwollenden Herablassung und Ihrem verdammten Klugschnacken und – und Ihrer unglaublichen ungeschickten Unbeholfenheit! Sachen, die jeder ordentliche amerikanische Junge von zehn Jahren machen könnte! Als Sie mir sagten, Sie wären keine Strapazen gewohnt, konnte ich nicht annehmen, daß Sie an Händen und Füßen gelähmt sind!«

… Ein Halbmond aus Kies, fünf bis sechs Fuß lang, unterhalb eines felsigen, mit nassen Flechten bewachsenen Abhangs; auf der anderen Seite, hinunterrasend zu einem tobenden Katarakt, ein schwarzer Strom unter schwarzen Wolken, unheimlich glatt bis auf die gefährlichen kleinen Wirbel und die Narben des nicht endenden Regens. Auf diesem Kieshalbmond ein paar verlassene, schmutzige Menschen, und zwei von ihnen zanken wie alte Weiber über einen Hofzaun. Aller Stolz und aller Wille erwürgt und nutzlos gemacht durch eine Schramme in einem Segeltuchkanu, durch den Zusammenstoß zweier Temperamente, die nicht aufeinander abgestimmt sind. Und ringsumher hunderttausende Quadratmeilen dichter Wälder, trauriger Seen und trostloser Sümpfe, unter deren Wucht das tapfere Streiten zu dem Summen von Fliegen in einem Spinnennetz wird.

Dieses Mißverhältnisses war sich Mr. E. Wesson Woodbury wohl nicht bewußt. Er fuhr mit unverminderter Freude fort, seinem Gefährten weh zu tun und sich selbst weh zu tun, er stieß Unflätigkeiten aus, die ihn später reuen sollten – wie ein Trunkenbold, dem man vorwirft, daß er einer ist. Aber Ralph, den die vielen Jahre der Rechtsstreite mit Ekel vor all dem Widerwärtigen und Häßlichen erfüllt hatten, war des Haders bald überdrüssig und wurde schnell auf das Gekicher der Indianer aufmerksam, die ihnen mit edler Freude lauschten.

Er hatte nichts mehr von dem netten kleinen Mann an sich, es war etwas peinlich Entblößtes und erschrecklich Unmittelbares in ihm, als er Woodbury mit einem kalten Blick aus seinem Dicktun aufschreckte und erklärte: »Gut. Ich bin eine Last. Und ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß es mir ein Vergnügen sein würde, Sie allein zu lassen.«

»Seien Sie kein Narr! Sie können nicht!« gluckste Woodbury.


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