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All dies schreibe ich in meinem Häuschen, das ich mit schmuckem Hausgerät aufs wohnlichste versehen habe. Was man doch für ein paar Goldmünzen hier alles kaufen kann!
Zu meinen Füßen, weit und friedlich, ruht die abendliche Landschaft. Gleicht sie nicht einer Tafel, die wartet, daß ich meine Zeichen in sie präge?
Stille rings umher, nur fern am Horizonte zuckt ab und zu ein matter Feuerschein und kündet Krieg.
Ja, meine Zeichen will ich prägen, in diese Landschaft, in diese Zeit.
Wenn ich die Arbeitskraft der Handwerker geschickt ausnütze, so kann ich in ein paar Wochen einige meiner Maschinen fertigstellen.
Aber womit zahlen? Soll ich Matthäus Büttgemeister ins Vertrauen ziehen und ihn zum Partner meines Unternehmens machen? Doch er wird derlei ja nie begreifen oder glauben.
Sollte mir nicht mein Wissen um die Zukunft spielend ein Vermögen schaffen? Von heute in vier Monaten, am 16. November, wird die Schlacht bei Lützen sein, es wird der Schwedenkönig fallen. Wenn ich an der Börse zu Nürnberg oder Augsburg das Leben des Schwedenkönigs versichere, erwerbe ich damit spielend ein Vermögen.
Und welchen Zwecken sollen die Maschinen dienen, in wessen Dienste soll ich meine Künste stellen?
Wenn ich dem Schwedenkönig helfe, so führe ich die Geistesströmung an ihr Ziel, welche wie keine andere das deutsche Volk zur höchsten Kraftentfaltung treiben könnte. Schon längst getrieben hätte, wäre ihr nicht der Fremdling auf dem Throne, Karl der Fünfte, mit all seiner Macht begegnet. Mit meiner Hilfe siegt die Reformation, und was der deutschen Wesenheit zutiefst entspricht, wird zum Ereignis: ein Volk und eine Kirche.
Aber kommt es auch sicherlich zur deutschen Einheit? Wird nicht der Schwede zum Lohn für seine Waffenhilfe weite Länderstrecken fordern? Wird nicht gar der Schwedenkönig, abermals ein Fremder, Deutschlands Thron besteigen?
»Gustav Adolf muß ja doch bei Lützen fallen!« raunte störrisch meine Schulbuchweisheit.
Wenn ich dem Kaiser helfe, so siegt der weltumfassende Gedanke des Imperiums. Der Kaiser wird Universalmonarch, wird wiederum der Schiedsherr über die Christenheit des Abendlandes. Doch es siegt auch wiederum der Rückschritt. Und diesem Ferdinand, dem tückisch-dummen Pfaffenknechte, soll ich helfen?
Nein, nicht dem Kaiser, dem Wallenstein werde ich helfen. Er wird einen maßvollen, gerechten Frieden schließen, dem Hader der Religion ein Ende machen und das Kaisertum auf die vereinten Kräfte beider Bekenntnisse zu stützen wissen.
Doch plant er nicht Abfall? Wird er nicht zusammen mit den kaum versöhnten Feinden gegen Habsburg ziehen, sich selbst die Krone zu erringen? Wer kennt sie, die geheimnisvollen Wege dieses mächtig-düstren Geistes?
Warum mich überhaupt in fremde Dienste stellen? Wär’s nicht weit lockender, einherzugehen auf der eignen Spur, mit eignen Mitteln eigne Pläne auszuführen, ein Kriegsheer anzuwerben und es auszurüsten mit neuen, nie geahnten Waffen, die Länder zu durchrasen, Schrecken und Bewunderung verbreitend, als Kriegsfürst ohnegleichen Land und Macht und schöne Frauen zu gewinnen, ein Königreich erobern! Ein Königreich? Ein Kaisertum, die ganze Welt!
Schon sehe ich mein Bild, von Konradin gemalt, wie etwa Karl V. von Tizian, in glänzend reichverzierter Rüstung, einsam in einer grandiosen Landschaft. Nein, nicht im Harnisch; im Lederkoller und mit Reiterhut. Aber das paßt ja auch nicht zu den Flugzeugen und Maschinengewehren, mit denen ich den Krieg gewinnen werde. Am besten eine schlichte feldgraue Uniform, ein Flugzeug über meinen Häupten kreisend und im Hintergrunde eine Mörserbatterie . . .
So schlugen die entfesselten Gedanken müßig ihre Purzelbäume auf dem weiten Feld der Phantasie. Doch wozu dies alles? Habe ich je danach verlangt, Macht über Menschen zu erringen? Und was soll mir aller Glanz der Welt, was alle schönen Frauen, wenn mir die eine, die ich liebe, ewig entrissen bleibt?