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Siebentes Kapitel

»So kam der 25. April. Wie froh ich ihn begrüßte, den Unglückstag. Ich war voll festlicher Erwartung; denn am nächsten Morgen sollte ich die fertige Maschine sehen.

Erasmus arbeitete vormittags wie gewöhnlich, aber gar nicht unruhig oder nervös. Ich hörte, wie er in aller Seelenruhe vor sich hin pfiff, und mittags bei Tische, da sah ich’s schon an seinen Augen, da brauchte er mir’s gar nicht erst zu sagen, daß alles gut ging, daß er am Ziele war.

Nach dem Mittagsmahle legte ich mich ein wenig zur Ruhe, denn der Tag war ungewöhnlich warm.

Und ich schlief ein. Es war kein friedlicher Schlummer, der mich umfing: Wirre, böse Träume jagten einander, und ich erwachte mit einem Aufschrei, entsetzt durch ein furchtbares Traumgesicht, das ich jedoch sogleich vergaß.

Draußen hörte ich lauten, heftigen Wortwechsel. Das war es offenbar, was mich im Schlaf geängstigt hatte und nun weckte.

Ich stürzte zur Türe hinaus. Der Fremde stand draußen. Vor Erasmus’ Arbeitszimmer stand er, mit drohend erhobenen Fäusten, und ich sah eben noch, wie Erasmus ihm vor der Nase die Türe krachend zuschlug und versperrte.

Eine Sekunde lang konnte ich Erasmus’ Angesicht sehen. Es trug den Ausdruck höhnischen Trotzes, aber auch der Bestürzung, ja des bleichen Entsetzens.

Im ersten Augenblick durchfuhr es mich wie schadenfrohe Genugtuung: er hatte ihn hinausgeworfen. Prächtig. Also auch hier ein Erfolg. Nun kann’s an nichts mehr fehlen.

Aber die bösen Träume mahnten drohend, und das Entsetzen, das ich in Erasmus’ Miene gelesen hatte, teilte sich mir mit.

Ich stand dem Fremden gegenüber. Wortlos blickte er mich an aus seinen eiseskalten, unergründlich dunklen Augen, Augen wie erstorbne Lavagluten.

Und wie er mich so anblickte, da sanken seine Fäuste, da senkte sich auf dieses mächtig düstre Haupt, das wie aus tausendjährigem Fels gemeißelt schien, ein zarter Glanz des Mitleids – wie ein Mondesstrahl, der Urgestein liebkost. Nur einen flüchtigen Augenblick, doch mich erfüllte es mit unsäglicher Schwermut.

Dann wendete er sich und stieg hinab, mit seinen weit ausholenden und doch so müden Wanderschritten.

Ich konnte mich nicht enthalten, ich ging ans Fenster und sah ihm nach, wie er durch die Felder schritt, dem Waldrand zu.

Und als er an den Kreuzweg kam, da machte ich halb unbewußt, aus dunkel ahnungsvollem Herzen das Zeichen des Kreuzes. Ich wußte selbst nicht, sollte es Bannung sein, Trostspruch oder Abschiedsgruß.

Und nun war’s wie ein Wunder. Es war, als ob das heilige Zeichen durch die Luft entschwebe dem Wandrer nach und auf ihn niedersänke. Nieder sank sein Haupt wie unter Zentnerlast und mir war’s, als wendete er sich um mit einem Blicke unsagbarer Schwermut.

Dann zog er weiter seines Weges, mit weit ausholenden und doch so müden Schritten. Zog weiter, bis er am Waldesrand verschwand.«


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