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Achtes Kapitel

Von dem ernsthaften Ereignis, das diesem Abenteuer folgte.

 

Wir blieben den größten Teil des Tages im Walde, ohne einen Reisenden zu finden, der für den Mönch hätte entschädigen können. Schließlich zogen wir ab, um in die Höhle zurückzukehren und unsre Taten auf dies lächerliche Ereignis zu beschränken; es bildete noch den Gegenstand unsrer Unterhaltung, als wir von fern einen Wagen mit vier Maultieren erblickten. Er kam im Trab auf uns zu und hatte ein Geleit von drei berittenen Leuten, die mir gut bewaffnet und ganz gerüstet schienen, uns zu empfangen, sollten wir kühn genug sein, sie zu beschimpfen. Rolando ließ seine Bande halten, um zu beraten. Das Resultat war, daß man angreifen sollte. Er ordnete uns, wie er wollte, und wir ritten dem Wagen in Kampfordnung entgegen. Trotz des Beifalls, den ich im Wald geerntet hatte, ergriff mich heftiges Zittern, und bald brach mir am ganzen Körper ein kalter Schweiß aus, der mir nichts Gutes prophezeite. Obendrein ritt ich vorn in erster Reihe zwischen dem Hauptmann und dem Leutnant, die mir diesen Platz gegeben hatten, um mich gleich auf einmal an das Feuer zu gewöhnen. Da Rolando merkte, wie ich meiner Natur Gewalt antun mußte, sah er mich von der Seite her an und sagte in schroffem Ton: Höre, Gil Blas, denke daran, deine Pflicht zu tun; ich warne dich; wenn du weichst, gebe ich dir eine Kugel vor den Kopf. Ich war zu sehr davon überzeugt, daß er tun würde, was er sagte, um die Warnung zu mißachten; ich empfahl also meine Seele in Gottes Hand, denn ich hatte von der einen Seite soviel zu fürchten wie von der andern.

Unterdessen kamen Wagen und Reiter näher. Sie erkannten, welche Art Leute wir waren, und da sie unsre Absicht an unsrer Haltung errieten, so machten sie in Büchsenschußweite Halt. Sie trugen genau wie wir Stutzen und Pistolen. Während sie sich rüsteten, uns entgegen zu treten, stieg ein schön gewachsener, reichgekleideter Mann aus dem Wagen aus. Er sprang auf ein Handpferd, das einer der Reiter am Zügel führte, und ritt an die Spitze. Er hatte nur seinen Degen und zwei Pistolen. Obgleich sie nur vier gegen neun waren – denn der Kutscher blieb auf seinem Sitz –, kamen sie mit einer Verwegenheit auf uns zu, die mein Entsetzen verdoppelte. Aber wenn ich auch zitterte, so machte ich mich dennoch schußbereit. Um jedoch die ganze Wahrheit zu sagen, ich schloß, als ich losdrückte, die Augen und wandte den Kopf zur Seite, so daß ich diesen Schuß nicht auf dem Gewissen haben kann.

Ich werde den Kampf nicht im einzelnen schildern; obgleich ich dabei war, sah ich nichts. Ich weiß nur, daß ich meine Gefährten nach langem Feuer aus vollem Halse: Sieg! Sieg! rufen hörte. Bei diesem Ruf verging meine Angst, und ich sah die vier Reiter leblos auf dem Schlachtfeld liegen. Auf unsrer Seite hatten wir nur einen Toten. Ein zweiter unsrer Reiter hatte eine Kugel in die rechte Kniescheibe erhalten. Auch der Leutnant war, obwohl leicht, verwundet: der Schuß hatte nur die Hand gestreift.

Der Herr Rolando lief alsbald an den Wagenschlag. Darin saß eine Dame von vierundzwanzig bis fünfundzwanzig Jahren, die ihm sehr schön schien, obgleich sie in traurigem Zustand war. Sie war während des Kampfes ohnmächtig geworden, und ihre Ohnmacht dauerte noch fort. Während er sie betrachtete, fingen wir die Pferde der gefallenen Reiter ein, die aus Angst vor den Schüssen ein wenig davongelaufen waren, nachdem sie ihre Herren verloren hatten. Die Maultiere dagegen hatten sich nicht vom Fleck gerührt, obgleich der Kutscher während des Kampfes abgestiegen war, um sich in Sicherheit zu bringen. Wir saßen ab, um sie auszuspannen, und wir beluden sie mit mehreren Koffern, die wir vorn und hinten auf dem Wagen fanden. Dann ergriff man auf Befehl des Hauptmanns die Dame, die noch nicht wieder zu sich gekommen war, und setzte sie vor einem der kräftigsten und bestberittenen Räuber aufs Pferd; den Wagen und die beraubten Toten ließen wir auf der Straße zurück und führten die Dame, die Maultiere und die Pferde davon.


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