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Des Tages Strahl im Westen war verglommen,
Zerronnen war der Weiler Rauch, der Hunde
Gebell und aller Laut zur Ruh gekommen.
Da wandelte beschwingt in später Stunde
Durch Blumenau'n, die reizvoll prangend schliefen,
Die Schöne zu verschwiegnem Liebesbunde.
Mildheller Glanz umspann die Höhn, die Tiefen,
Und flüssig Silber sah man vom Geleise
Des Monds hernieder auf die Bäume triefen.
Im Nachtwind flüsterten die Bächlein leise;
Mit dem Gemurmel ihrer Flut im Haine
Vereinte klagend ihre süße Weise
Die Nachtigall. Fern schimmerte das reine,
Glanzhelle Meer, und Bergesgipfel stiegen
Verklärt empor in wunderbarem Scheine.
Die Thäler sah man sanft umschattet liegen,
Und um die Höhn an des Gebirges Hange
Den Aether wie ein schimmernd Kleid sich schmiegen.
So weiter schritt auf einsam stillem Gange
Das Weib, und Düfte, süß ihr zugetragen
Von weicher Luft, umspielten ihre Wange.
Nicht darfst, ob heiter ihr Gemüth, du fragen:
Hold war die Nacht, doch holder noch der Wonnen
Vorahnung, die das Herz ihr machte schlagen.
Doch, ach, wie bald ist Menschenglück zerronnen!
Nichts währt – vergeblich Hoffen bleibt auf Erden
Das einzig Dauernde, das wir gewonnen!
Es sah die Schöne plötzlich trübe werden
Des Himmels Antlitz, das gestrahlt so prächtig,
Und schneller eilte sie, mit Angstgeberden.
Ein schwarz Gewölk erhob, von Stürmen trächtig,
Sich hinter Bergen, Mond und Sterne schwanden,
Und mehr und mehr anwuchs das dunkle mächtig.
Und seine trägen Riesenglieder wanden
Zum andern Himmelsrand sich, wogten über,
Sich breitend wie ein Mantel ob den Landen.
Des Lichtes Schein ward trüb und immer trüber,
Und aus dem Wald, wo herrschte tiefes Schweigen,
Kam dumpfes Windesbrausen jetzt herüber.
Und toller bald begann der Sturm den Reigen;
Aufflatterten, aus nächtlich stillem Traume
Geweckt, die scheuen Vögel in den Zweigen.
Nun senkte wachsend zu des Meeres Schaume
Hinab die Wolke sich, daß dort die Wellen,
Hier das Gebirg sie streifte mit dem Saume.
Des Himmels Rest verschlang, des sternenhellen,
Die Nacht, man hörte rauschen die Gewalten
Der Sturzflut fern, dann näher brausend schwellen.
Und augenblendend im Gewölke strahlten
Die Blitze, die mit ihrem grellen Blinken
Die Lande düster, roth den Aether malten.
Ihr Knie schon fühlte matt die Aermste sinken.
Das Ungewitter tobte wie die Wogen
Des Bergstroms, der sich stürzt von Felsenzinken.
Entsetzt zur Himmelshöhe, schwarz umzogen,
Aufblickend, stand sie still oft, eilte wieder,
Daß hinter ihr Gewand und Locken flogen.
Und mit der letzten Kraft der zarten Glieder
Brach sie des Sturmes Widerstand; der Regen
Warf kalte Tropfen in ihr Antlitz nieder.
Und wie ein Raubthier kam ihr wild entgegen
Der Donner, brüllend durch des Aethers Auen,
Nicht wollte Regenguß und Sturm sich legen.
Wie flogen wirbelnd, seltsam anzuschauen
Allwärts da Blätter, Staub und Körner Sandes,
Gejagt im wilden Braus, im Wettergrauen.
Sie deckt' ihr Auge, müd' des grellen Brandes,
Und fröstelnd zog, enteilend dem Geschicke,
Sie fest an sich die Hülle des Gewandes.
Doch stets herflog der Blitz vor ihrem Blicke,
Den Schauder fühlte kalt durchs Herz sie fluten.
Sie stand – es sank ihr Muth, – sie sah zurücke.
Noch einmal stammten auf des Blitzes Gluten,
Und wieder finster wards in Süd' und Norden,
Der Donner war verstummt, die Winde ruhten.
Rings Alles schwieg, und sie war Stein geworden.