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XVIII.

An die Geliebte.

O theure Schönheit, mir das Herz entfachend
Von fern, ob auch du mir verbirgst die Züge,
(Wenn deines Schattens Flüge
Nicht himmlisch wie im Traume
Das Herz berühren, und im Feld, wo lachend
Die Schöpfung und der Tag mir glänzt, der holde)
Beschrittst du irdsche Räume
In bessern Zeiten, die benannt vom Golde?
Und nun als leichter Lufthauch
Schwebst du durchs Volk hin? oder hat das Walten
Des Schicksals dich der Zukunft aufbehalten?

Mir bleibt, dich als Lebendige zu schauen,
Kein Hoffnungsstrahl. Werd' ich dich etwa finden
Dereinst, wenn, ledig dieser irdschen Hülle,
Auf neuer Bahn zu unbekannten Auen
Hinwallt mein Geist? Schon als sich mir erschlossen
Der Jugend Pfad, unsicher und umdunkelt,
Dacht' ich dich mir auf diesen rauhen Gründen
Als Pilgerin. Doch kein Geschöpf auf Erden
Gleicht dir, und wem gelänge, gleich zu werden
Dir an Geberde, Zügen, Sprache – nimmer
Erglänzt' er doch wie du in gleichem Schimmer!

Wenn Einer in der lastenden Bedrängniß,
Die das Geschick zum Antheil uns beschieden,
Dich schaute, wie vor mir im Traum zu schweben
Du pflegst, und froh dir weihte Lieb' und Treue,
Wie selig war' sein Leben!
Und wohl empfind' ich, wie nach Ruhm aufs neue
Zu jagen, wie in erster Jugend, Liebe
Mich könnte spornen. Doch es giebt der Himmel
Nicht solchen Trost. Wär' doch dieß Sein, das trübe,
Mit dir gleich jenem, das im Himmel oben
Zu Göttern macht die Götter, glanzumwoben!

In Thälern, wo erklingen
Des müden Landmanns Lieder,
Da sitz' ich und betraure
Des Jugendmuths allmähliches Zerrinnen,
Und auf den Hügeln streck' ich hin die Glieder,
Verlornem Sehnen, Hoffen nachzusinnen
Der schönen Jugendtage – da erwach' ich
Und denk' an dich und bebe,
O, wärs nur stets vergönnt mir, festzuhalten
Dein Bild hier – es genügte mir sein Schimmer,
Da Wirklichkeit versagt mir ist für immer.

Wenn du von jenen ewigen Ideen
Bist eine, die bisher die ew'ge Weisheit
Zu kleiden sich gescheut in irdsche Formen,
Und in hinfäll'ger Hülle preiszugeben
Dem todverfallnen Leben
Und seinen Qualen – oder wenn dort oben
Von jenen unzählbaren Welten eine
Dich hält, ein Stern, der glänzt in holderm Scheine,
Der Sonne nah, umweht von mildern Lüften, –
Von hier, wo flüchtig sind der Freude Blüten,
Nimm hin das Lied des Fremden, Lieberglühten!

*


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