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Nachdem, den stillen Frieden
Des Vaterhauses lassend, und die süßen
Traumbilder und den holden Wahn der Jugend,
Der als ein Gottgeschenk uns labt hiernieden,
Das Schicksal in des Lebens Braus, den lauten,
Dich hinreißt, höre, wie erträgt die Tugend
Die Schmach der Zeit, die uns verhängt der Himmel,
O Schwester, die zu mehren
Die Zahl der Unglückskinder
Italias du denkst aus deinem Schooße
In schwerer Zeit! O suche du nicht minder
Für sie ein kräftig Vorbild! Nicht gewähren
Die herben Schicksalsloose
Der Menschentugend heut ein leichtes Leben,
Noch wohnt in kranker Brust ein edel Streben!
Feig oder
elend werden
Sein deine Söhne. Besser
elend! – Lange
Trennt eine Kluft, unendlich aufgerissen,
Vom Glück die Tugend! Weh, zu spät auf Erden
Erscheinen, welche jetzt das Licht begrüßen,
Und in des Menschendaseins Niedergange!
Doch stell' dem Himmel dies anheim. Im Herzen
Bewahr' das eine Streben,
Daß in des Glücks Geleisen
Nicht sklavisch Jene lenken ihre Schritte,
Der Hoffnung Spielzeug und der Furcht! So preisen
Die Kommenden einst glücklich euer Leben,
Da ja – unsel'ge Sitte
Verderbter Zeit! – mißachtet
Die Tugend bleibt, bis sie das Grab umnachtet!
Gar viel von euch, ihr Frauen,
Erharrt das Vaterland. Schimpf bracht' es nimmer,
Noch Leid der Menschenwelt, daß Feu'r und Eisen
Uns nicht mehr schreckt, wenn eure Augen schauen
Auf uns mit holdem Strahl. Es thun die Weisen
Nach eurem Rath, die Starken. Und was immer
Umkreis't das Sonnenrad, euch beugt sichs gerne!
Nun will von euch ich Rechenschaft verlangen
Für diese Zeit! Ist sie durch euch erstorben,
Der Jugend Flamme? Unsres Wesens Reinheit,
Ward sie getrübt, verdorben,
Durch
eure Hand? Die Geister, schlafbefangen,
Der Stumpfsinn, die Gemeinheit
Des Wollens, und daß weibisch Ketten duldet
Entnervter Sinn – seid
ihrs, die das verschuldet?
Ein Sporn zu großem Streben
Ist Liebe, und für höheres Empfinden
Ist Meisterin die Schönheit. Leer an Liebe
Ist Jeder, welchem nicht, wenn unter Winden
Entbrennt der wilde Streit, und dichter weben
Ihr dunkles Gran die Wolken, und die trübe
Gewalt des Sturms den Bergwald spaltet, freudig
Das Herz erbebt. O Bräute,
O Jungfrau'n ihr, will Einer
Liebwerbend nahn euch, den Gefahren schrecken,
Der unwerth ist des Vaterlands, gemeiner
Bestrebung hold und niedren Triebes Beute,
Der soll in euch nur Haß und Zorn erwecken,
Wenn anders Frauenherzen Männer wählen,
Die Männer wahrhaft sind, nicht Weiberseelen.
Unkriegerischem Stamme
Sollt ihr nicht Mütter heißen. Leid und Mühe
Der Tugend lerne euer Sproß zu tragen,
Verachte und verdamme,
Was hochgeachtet wird in diesen Tagen.
Für's Vaterland erblühe
Die Jugend, eingedenk was ihm sie schuldet!
So wuchsen, von den Kunden
Der Heldenzeit umtönt, heran die Leuen
Von Sparta, Hellas' höchsten Ruhm zu wahren,
Bis mit dem Schwert in weihevoller Stunde
Die junge Braut umgürtete den Treuen,
Und schweigend dann umhüllte mit den Haaren
Den Todten, vom Gefilde
Heimkehrend auf dem wohlbewahrten Schilde!
Virginia, deine Wangen
Berührte, Himmelsglanz um sie zu weben,
Der Schönheit Finger, und als stolz zurücke
Du wiesest frevelhaftes Unterfangen,
Ergrimmte Romas Herr. Schön floß, im Glücke
Des holden Jugendtraums, dahin dein Leben,
Als grausam dir zerriß des Vaters Eisen
Die Brust, die lilienreine,
Und still zum Orkus nieder
Du gingst. Mein Reiz verwelke, rasch von dannen
Führ' ihn ein Windhauch, sprachst du; meine Glieder
Umfange Grabesnacht, eh' ich mich eine
Dem Lager des Tyrannen.
Vermag ich Muth und Kräfte Rom zu geben,
Mit meines Bluts Erguß – nimm hin mein Leben!
O Edle, strahlt auch nimmer
Die Sonne heut in also holdem Strahle
Wie deiner Zeit sie strahlt', ist doch zufrieden
Gestellt dein Grab, denn Thränenspende nimmer
Versagt das Vaterland. Die Romuliden
Erglühn in frischem Rachedrang am Male,
Das deine Reste birgt. Sieh staubbesudelt
Die Locke, die die Krone
Geschmückt, in neuem Glanze
Strahlt Freiheit, und von allen Erdengauen
Kühnlich Besitz ergreift die Römerlanze,
Vom dunklen Pol bis in die heiße Zone.
O könnte Muth der Frauen
Und Adel heut auch geben
Dem trägen Rom ein neu verjüngtes Leben!
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