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Höher und höher stieg Aspira, eine einsame Wolke in der lichten Mondnacht. Denn hier droben war jetzt alles klar. Deutlich strahlten die Eishäupter der ragenden Gipfel, und die feuchten Felsenschroffen der mittleren Berghöhen, an den flacheren Stellen silberbestäubt vom Neuschnee, schimmerten im Widerschein des Mondes. Nur drunten in den Tälern zogen noch schwere Wolkenmassen und verhüllten die Wohnungen der Menschen.
Wie wohlig sie sich dehnte in der Freiheit des lange entbehrten Schwebens! Sie blickte ringsum und freute sich der vertrauten Höhen. Sie nickte ihrem eigenen Schatten zu, der am Firnfelde des Blankhorns emporstieg. Sollte sie hinüber und den Alten aus seinem Schlummer wecken?
Ach nein, sie hatte zunächst Dringenderes zu tun.
O, es war schön, eine freie Wolke zu sein, aber – es war doch alles anders als zuvor. Es war eine andere Freiheit als die frühere des spielenden Kindes. All ihre Würde und all ihr Wissen, das sie in Weras Seele gefunden, hatte sie nun mit hinaufgebracht und, ach, auch ein Neues war ihr dazu erstanden – das Leid! Eine denkende Wolke! Sie wußte um sich selbst. Wie sie wuchs und sich bewegte, begleitete sie ihr eignes Sein mit dem Interesse der Erkenntnis. Es reizte sie, über alle diese atmosphärischen Veränderungen Studien zu machen, wie menschliche Wissenschaft sie erheischte.
Und mit dem Menschenwissen war auch der hohe Menschenwille ihr eigen geblieben. Jenseits von Gut und Böse spielen die Geister der Elemente, das ist ihre Freiheit. Der Menschen Freiheit aber ist die Bestimmung über ihre sittliche Aufgabe. Und dieser Aufgabe war sich nun Aspira bewußt.
Dort lagen die mächtigen Glieder, die der Erdball in den Äther streckt. Über ihnen wogten ihre Schwestern, die ewig hastenden und umschaffenden Wolken und Winde. Drunten im Boden schlugen die Pulse des Erdkörpers. Dazwischen aber arbeitet der Mensch mit einem höheren Bewußtsein, diese Kreatur zu zwingen und zu wandeln zu einem Werkzeug der Kultur. Es genügt nicht, daß die blauen Wasser spielen im Lichtgewog, daß die holden Blumen blühen und duften, daß die Falter kosen und die millionenfältige Kreatur sich des Daseins freut und in tausend Schmerzen sich aufzehrt und vernichtet. Dieses unendliche Leben ist mehr als sein Dasein, es hat eine Aufgabe. Ein Höheres soll werden. Und das weiß auf diesem Planeten nur der Mensch. Das weiß jetzt Aspira. Darum trat sie auf die Brücke der Erkenntnis.
Seitdem zerfloß ihr in nichts das sorglose Spiel des Wolkenseins, und es wob sich in ihr das Geheimnis des persönlichen Willens, der Plan. Und mit dem Plan das Gefühl der Verantwortung und Furcht und Hoffnung um das Gelingen.
Noch war sie nicht wieder erkannt von all den Freunden in Luft und Boden. Wie sollte sie ihnen begegnen? Wie sich ihnen entdecken, eine denkende Wolke? Was ihr als Mensch so leicht erschien, das den Genossen zu sagen, was sie selbst in Weras Seele gelesen hatte, was sie bei den Menschen so leicht verstanden, wie sollte sie es denen verständlich machen, die nicht wie sie der Menschen Denkart in sich aufgenommen hatten? Und riesenschwer erschien ihr das Werk. Doch es mußte gewagt sein.
Hier streckte der Langberg seinen massigen Leib in die Luft, den die zerklüfteten Gamssteine krönten. In ihm lag das Rätsel, das sie zunächst interessierte. Eine deutlich begrenzte Aufgabe verband diesen Ort mit dem Schicksal der Menschen, die sie kannte. Da mußte sie beginnen, zu beobachten und auf die Elemente zu achten. Der alte Langberg mit seinen Kalkschichten und die verborgenen Wasser darin, die mußten verständigt werden. Die sollten zuerst Vernunft annehmen!
Aspira erhob sich über die Gamssteine und zog aus der gesamten Umgebung die Nebeltröpfchen zusammen. Sie wollte als starker Regenguß herabfallen und in flüssiger Gestalt sich durch das zerklüftete Gestein verteilen.
Als sie so von oben auf den Berg herabschaute, dessen Vorsprünge und Schroffen, Schluchten und Wälder im Mondlicht mit scharfgezeichneten Schatten dalagen, kam ihr eine recht menschlichen Erinnerung. Sah er nicht ganz aus wie eine riesige Karikaturzeichnung des Professor Strümpler, des Dekans der Fakultät, als sie mit ihm wegen ihrer Promotion unterhandelte? Der große viereckige Kopf, aus dessen Gesicht die Gamssteine als gewaltige Nase ragten? Der breite Vorsprung nach der Festinaschlucht mit seinen Einrissen glich den über die Brust verschränkten Armen, wie er, das Kinn auf die Hand gestützt, mit äußerster Wichtigkeit dazustehen pflegte. Den Rücken bildete der Abfall ins Tal von Schmalbrück, und nach unten verjüngte sich die Figur immermehr, bis sich die dünnen Beinchen in den Nebeln des Tales verloren.
Und es war ihr, als hörte sie seine etwas gequetschte Stimme heraufklingen: »Wenn ich allerdings Ihre Auffassung nicht ganz zurückweisen kann, so muß ich doch immerhin sagen, ja betonen, daß ich die allgemeinen Gesichtspunkte bei der Aufrechterhaltung der Bestimmung zwar in Betracht zu ziehen, den Wortlaut der Vorschrift aufs gewissenhafteste zu wahren aber verpflichtet bin, wiewohl ich persönlich immerhin nicht abgeneigt wäre, einer Auffassung mich anzuschließen, die mit der Ihrigen im Prinzip übereinkommt, mich indessen zu einem gerade entgegengesetzten Schlusse führt.«
Wie kamen diese unendlichen Einschränkungen aus dem Amtszimmer in ihre Höhe? Oder sprach gar nicht der Dekan Strümpler? War es nicht der eintönige Aufprall der Tropfen auf das nasse Haupt des Langbergs? Ja, sie regnete gründlich in den Langberg hinein. Jetzt war sie im Innern. Das war also die Kalkschicht. Noch nie hatte sie sich die Zeit genommen, genauere Umschau zu halten. Der nächste Ausweg ins Freie war ihr der liebste gewesen. Jetzt achtete sie auf alles, hier als sickerndes Wasser, dort als aufsteigender Dampf, hier zog sie durch enge Spalten, dort durch ausgewaschene Höhlräume.
Eine breite Höhle tat sich auf. Von Decke und Boden wuchsen sich phantastische Tropfsteingebilde entgegen. Alles war von Feuchtigkeit bedeckt. Am untern Ende der Höhle stürzte das Wasser in einer Kaskade zur Tiefe. Hier war der Kalk fortgewaschen, der geglättete Gneis bildete einen festen Untergrund. Allerlei enge Gänge verloren sich nach oben. Von dort vernahm Aspira jetzt deutlich eine Stimme. Sie klang weinerlich und etwas keifend dabei:
»Wenn ich dir's sage, an drei Stellen! So ein hohles stählernes Ding bohren sie mir in den Leib. Du müßtest es längst gemerkt haben, sind sie doch auch ein Stück durch dich hindurchgegangen. Aber natürlich, in deinen alten Knochen spürst du so was gar nicht mehr. Aber ich! Ich kann mir das nicht gefallen lassen. Ich hab' es nicht nötig.«
»Aber erlaube, mein liebes Atollchen, diese kleinen Dinger sind doch gar nicht der Rede wert, sie können dir unmöglich Unbehagen verursachen. Da hab' ich schon ganz anderes erlitten, wenn man auch immerhin in Zweifel sein könnte, ob eine dringende Notwendigkeit für diese Operation vorliegt.«
»Ach was, Notwendigkeit! Ich verlange, daß du dafür sorgst, die Bohrnadeln aus meinem Rücken fortzuschaffen. Gerade in meine schönsten Strukturen stechen sie mir hinein. Ich bin doch kein gewöhnlicher Bergklotz, ich bin organischen Ursprungs, ich bin ein echtes Korallenriff.«
»Aber erlaube, das stelle ich durchaus nicht in Abrede. Immerhin bist du durch langjährige Gewöhnung in gewissem Sinne umgestaltet und dadurch in uns verschoben worden, so daß es schwer sein würde, für dich eine Ausnahmestellung zu konstruieren –«
»Ich bin ein Korallenriff und bleibe es –«
»Gewiß, gewiß, obwohl bei deinem etwas zerdrückten Zustande Zweifel an deiner Struktur auftreten könnten, die mich jedoch nicht abhalten würden, deiner Beschwerde eine gewisse Berechtigung zuzugestehen, insofern nämlich –«
»Insofern nämlich hier überhaupt niemand hineinzustechen hat –«
»Das könnte noch nach den Bestimmungen der Schichtlagerung erwogen werden –«
»Gar nichts ist zu erwägen. Du bist nur rücksichtslos gegen mich geworden. So was hättest du nicht gesagt, als du noch horizontal lagertest und die blauen Fluten des Korallenmeeres an deinem Ufer spielten. O, wie schön war es, als meine süßen Polypchen Röhrchen auf Röhrchen in ihren feinen Kalkmustern aufsetzten! Wäre nicht dieser abscheuliche Granit gekommen!«
»Erlaube, mein Atollchen! Das ist noch in keiner Weise sicher gestellt, ob wirklich der Granit uns in diese schiefe Lage gebracht hat. Es wäre erst zu erwägen –«
»Nanu! Fünf Millionen Jahre liegen wir schon so schief, und du wirst noch erwägen! Kein Sonnenstrahl ist in der ganzen Zeit bis hier herabgedrungen. Wo sind die bunten Nautileen hin, die mich umschwammen und meine Schönheit priesen? Ach, sie starben schon, als die ersten Strömungen unsern lieblichen Meerbusen erschütterten. Ich armes Korallenriff! Soll ich in meiner Zurückgezogenheit auch noch durch diese frechen Sticheleien meine große Vergangenheit erniedrigen lassen?«
»Immerhin könnten ja diese sich einbohrenden Wesen eine neue Botschaft der Außenwelt sein. Vielleicht sind wir wieder einmal Meeresboden, und es handelt sich um eine neue Art Bohrmuschel. Dann wäre allerdings zu erwägen –«
»Dummes Zeug. Ich habe doch meine Gamssteine oben am Langberg. Soviel kann ich damit immer noch sehen, daß von Meer keine Rede ist. Das könntest du doch auch wissen, wozu hast du denn deine Schichtenköpfe? Hast du noch nicht gemerkt, daß die neuen Kriechtiere da oben hausen, die sich Menschen nennen?«
»Erlaube, mein liebes Atollchen, diese Felsen und Steine und Verwitterungen habe ich als unsolide aus meinem innern Bau ausgeschlossen. Was sie da draußen anfangen, ist ihre Sache. Leider höre ich, daß sie mit Wolken, Luft, Wasser und sogar den neuen organischen Individuen kokettieren und Kindereien treiben. Ich habe mich ganz auf mein Innenleben zurückgezogen. Ich bin einer der ältesten Gneise, die es gibt, und habe so viel erlebt, daß ich es kaum noch zu fassen vermag. Was die draußen tun, ist mir ganz gleichgültig, natürlich, vorausgesetzt, innerhalb der Grenzen, die durch die allgemeinen Erwägungen immerhin gezogen sind.«
»Wenn du nicht so ein alter Zaudergneis wärest, müßtest du doch sagen, daß diese stählernen Bohrspitzen etwas ganz Neues sind, die dich möglicherweise in deiner Ruhe stören wollen. Hast du denn vergessen, daß sie da unten schon ein großes, tiefes Loch in dich gebohrt haben?«
»Erlaube, dieses Loch hat, meiner Ansicht nach, mit der Frage gar nichts zu tun. Ich habe dir das schon öfters erklärt. Nach meinen sorgfältigen Erwägungen ist dies durchaus eine spontane Bildung meiner Natur. Indem nämlich aus deinem leicht zerstörbaren Kalkleibe größere Höhlungen ausgewaschen werden, dringen die atmosphärischen Gase auch in mein Inneres, und es ist daher sehr wohltuend, daß sich für diese eine Abzugsöffnung bildet. Die kräftigen Explosionen, die ich jetzt täglich wahrnehme, sind offenbar eine Folge der angesammelten Luft, die sich damit Bahn bricht. Du siehst, meine Erwägungen sind geeignet, mein harmonisches Weltbild befriedigend abzurunden. Immerhin könnte man jedoch zweifeln –«
»Still! Still!« schrie auf einmal die Kalkschicht in die Rede des Gneises hinein. »Au, au, au! Was ist denn das? Da zwickt mich auf einmal etwas ganz unten. Das ist doch noch gar nicht dagewesen. Au! Und da zieht etwas von unten hinauf, etwas Beißendes. Findest du nicht, daß es hier höchst unangenehm riecht?«
»Hahaha!« lachte da eine fremde Stimme. »Kommt nur alle her, Kinder! Ganz famos hier, da kann man sich doch ordentlich ausdehnen. Es riecht etwas, meinen Sie? Das tut nichts, das verliert sich. Guten Abend übrigens, oder guten Morgen meine Herrschaften! Wir stören doch nicht? Paßt auf Kinder! Da redet der höchst ehrwürdige Herr Gneis und das reizende, graziöse Kindchen, die Kalkschicht.«
»Was ist denn das? Wer seid ihr? Was wollt ihr hier? Ich kenne euch gar nicht.«
»Tut nichts. Man darf doch mitreden? Wir stellen uns vor. Wir sind nämlich die Sprenggase.«
»Die Sprenggase?«
»Ja, haben endlich das Vergnügen, beim letzten Schusse ein Stück Kalkschicht angesprengt zu haben. Früher konnten wir durch den Herrn Gneis nicht hindurch nach oben, mußten immer zum Abzugsloch hinaus. Aber heute ist's uns geglückt, durch die feine poröse Gegend zu kommen, und da sind wir. 's ist riesig gemütlich hier. Dehnt euch aus, Kinder, das tut wohl!«
»Aber was sind Sie denn eigentlich?«
»Eigentlich sind wir ein Kunstprodukt, Dynamit, Sprenggelatine – d. h. das waren wir. Da kamen wir endlich zur Explosion, und nun sind wir wieder Natur, aber zivilisiert, so zu sagen. Freie Sprenggase! Freuen uns kräftigst Kollegen zu treffen, mit denen man einmal reden kann. Hörten schon unten, daß der Herr Gneis mit dem Tunnel zufrieden ist. Ja, wir haben tüchtig gearbeitet.«
»Aber erlauben Sie,« sagte der Gneis, »Sie haben –«
»Ja natürlich, wir. Haben Sie uns nicht knallen hören? Sie sprangen ja vor Freuden auseinander, daß es eine Lust war.«
»Immerhin wäre doch erst zu erwägen, mit welchem Rechte –«
»Ach was Recht! Expansion, das ist die Hauptsache. Volumenentwicklung. Das haben wir weg. Das gibt eine Geschwindigkeit, der nichts widerstehen kann.«
»Mit welchem Recht, muß ich doch fragen, auf Grund –«
»Auf Grund der freiwerdenden Energie. Ja, wir sind nun so. Wir können ja nichts dafür, aber wenn uns der Mensch nun einmal entzündet –«
»Der Mensch?«
»Na, das wissen Sie doch? Wir sprengen Sie hier auseinander auf Ansuchen des Menschen.«
»Ha! Siehst du?« rief die Kalkschicht. »Sie sprengen uns auseinander! Ahnte ich es nicht? Mich auseinander! Ein Korallenriff! Durch mich hindurch, von unten kommen sie! Wissen Sie, daß das eine Unverschämtheit ist? Da stecken Sie wohl auch in den Bohrern?«
»Nein, die probieren bloß so ein bißchen, wo wir hinsollen.«
»Entsetzlich! Und das sollen wir uns gefallen lassen?«
»Aber warum nicht? Nach und nach werden Sie eben abgetragen. Dann kommen Sie wieder an die frische Luft. Hier ist es ohnehin etwas dumpfig.«
»Das will er Mensch? Mich abtragen? Hilfe, Hilfe! Gneis, du mußt etwas tun! Der ganze Langberg muß zusammenhalten. Zu Hilfe!«
»Was gibt's? Was gibt's?« tönte es dumpf vom Wasserfall.
»Was gibt's? Was gibt's?« pfiff die Luft in der Höhle. »Ich kam von draußen. Ich wittre fremdes Gesindel.«
»Gesindel? Was? Wir haben mehr Kohlensäure als Sie! Wie haben einen chemischen Kursus durchgemacht!« schrieen die Sprenggase.
»Was gibt's?« zischte es von unten. »Hier sind noch mehr Leute. Ich bin die Erdwärme. Wenn ihr was braucht, ich will's euch weich sieden.«
»Ruhe, Ruhe!« gebot der Tropfstein. »Bitte mich nicht zu stören.«
»Aber sie wollen uns sprengen!«
»Wer?«
»Die Menschen!«
»Das wäre! Man läßt sich viel gefallen, aber schließlich sind wir auch noch da.«
»Ich komme von draußen,« pfiff die Luft wieder. »Ich weiß es, das Blankhorn hat's selbst gesagt. Der Mensch feindet uns an. Er will uns zersprengen, zerstören, unterjochen!«
»Der Mensch muß hinaus aus dem Berge!«
»Ich will ihn verbrühen,« zischte die Erdwärme.
»Ich will ihn ersäufen,« rauschte der Wasserfall.
»Wir zerquetschen den Tunnel!«
»Aber erlauben Sie,« rief da der Gneis. »Das ist mein Tunnel. Und da wäre doch erst zu erwägen, ob ich zu der Entschließung kommen kann, meine Einwilligung zu geben. Immerhin muß ich gestehen, daß nach der Aussage der Sprenggase ein gewisser Eingriff seitens des sogenannten Menschen nicht ganz zu leugnen ist, jedoch –«
»Was jedoch!« schrie die Kalkschicht. »Das ist gar keine Frage. Das ist geradezu empörend. Das ist rohe Gewalt! Hinaus mit dem Menschen!«
Da quoll es aus der Ecke, wo sich Aspira verborgen hielt, als ein dichter Nebel, der die finstere Höhle mit einem phosphoreszierenden Schimmer erfüllte.
»Was ist das? Was ist das?« fragte die Kalkschicht erschrocken.
»Vielleicht sind wir's?« sagten die Sprenggase.
»Nein, nein!« pfiff die Luft. »Das ist eine starke elektrische Ladung. Ich fühl's! Ich werde leitend. Es muß eine echte Wolke hier sein.«
»Ja,« sprach Aspira. »Es ist so. Ich bin hier, Aspira.«
»Aspira, Aspira!« Tönte es von allen Seiten. »Aspira ist wieder hier, die ein Mensch war.«
»Ein Mensch?« fragte der Gneis. »Das ist mir neu.«
»Er weiß es nicht! Unglaublich!« pfiff die Luft.
»Er weiß es nicht!« sagte die Kalkschicht. »Die Gamssteine haben doch davon gesprochen! Sie war doch auch an der Silberquelle!«
»Hört mich!« sagte Aspira.
»Was ist das für eine Geschichte mit Aspira?« zischelten die Sprenggase.
»Pst! Pst!« pfiff die Luft. »Wenn sie nur von den Menschen erzählte! Das muß eine gefährliche Gesellschaft sein. Mich hätte beinahe einmal einer eingeatmet.«
»Ruhe!« gebot der Tropfstein. »König Migros Tochter spricht.«