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Es waren einmal sieben kleine Teufelchen, eines kleiner als das andere, und das kleinste war so klein, daß man es nur durch ein Vergrößerungsglas sehen konnte – mit bloßem Auge überhaupt nicht. Es versteht sich von selbst, daß die sieben kleinen Teufelchen in der Hölle wohnten und alle sieben ganz schwarz waren.
Nun ist es für ein kleines Teufelchen ja nicht gerade schlimm, sondern eigentlich ganz verständlich, daß es in der Hölle wohnt, aber so überaus erfreulich, wie sich manche das vielleicht denken werden, ist es auch nicht. Denn die großen Teufel sind doch sehr unangenehme Leute, und die Teufelchen merken das auch manchmal, solange sie noch klein sind. Erst später lernen sie all das dumme Zeug von den großen Teufeln und werden selbst große Teufel, und dann passen sie auch wirklich nur noch in die Hölle hinein.
Die sieben kleinen Teufelchen waren aber noch sehr klein und hatten noch nicht so viel dummes Zeug von den großen Teufeln gelernt, und darum fanden sie es oft gar nicht nett in der Hölle, und sie beschlossen einmal, aus dem Rauchfang herauszukriechen und sich die Welt anderswo zu besehen. Für die kleinen Teufelchen ist es ganz leicht, aus dem Rauchfang herauszukriechen, denn sie turnen ja auch so schon den ganzen Tag darin herum und machen allerlei schöne Übungen. Das größte der Teufelchen kletterte voran, und eines hing sich immer an den Schwanz des anderen. So ging es ganz einfach, und zum Schluß kam das kleinste Teufelchen, das so klein war, daß man es nur durch ein Vergrößerungsglas sehen konnte – mit bloßem Auge überhaupt nicht.
Der Rauchfang der Hölle aber, in dem die kleinen Teufelchen hochkletterten, war ein ganz besonders hoher Höllenschornstein, und sein Ende ragte bis in die Wolken. Als nun die Teufelchen eines nach dem anderen hinausgeklettert waren und sich vergnügt auf den Rand des Rauchfangs setzten, kam gerade eine Wolke vorbei und nahm die sieben Teufelchen mit. Eigentlich nur im Versehen, denn sie hatte gar nicht genauer hingeguckt, sondern war nur ganz eilig vorübergeflogen.
Die Wolke aber flog gerade auf die Himmelswiese, denn dort hatte sie einiges zu erledigen. Was, weiß ich eben nicht, und das ist auch ganz einerlei. Die kleinen Teufelchen freuten sich sehr, daß sie mitreisen durften durch die blaue Luft und den goldenen Sonnenschein, und als sie auf der Himmelswiese angekommen waren, stiegen sie alle miteinander aus und gingen spazieren. Auf der Himmelswiese aber spielten lauter kleine Englein in weißen Kleidern und mit silbernen Flügeln, und ihr könnt euch denken, daß die Englein große Augen machten, als sie plötzlich die kleinen schwarzen Teufelchen auf der Himmelswiese sahen. Den Teufelchen aber gefielen die weißen Englein über alle Maßen, und sie wollten gerne mit ihnen spielen.
»Wir sind sieben kleine Teufelchen aus der Hölle, und wir wollen gerne mit euch spielen«, sagten sie.
»Ihr seid so schwarz«, sagte ein kleiner Engel, »und ihr seid auch gar nicht sieben, sondern nur sechs. Im Himmel aber darf man nicht schwindeln.«
»Es ist wahr, daß wir sehr schwarz sind«, sagte ein kleines Teufelchen, »aber das tut doch nichts? Und geschwindelt haben wir gar nicht, denn wir sind sieben kleine Teufelchen. Das kleinste ist aber so klein, daß man es nur mit einem Vergrößerungsglas sehen kann – mit bloßem Auge überhaupt nicht.«
Da holten die kleinen Englein ein gewaltiges Vergrößerungsglas und besahen sich das kleinste Teufelchen, das so klein war, daß man es mit bloßem Auge nicht sehen konnte. Das erbarmte die Englein, daß das Teufelchen so klein war, und sie beschlossen, mit den sieben kleinen Teufelchen zu spielen, und die Sonne schien dazu auf die Himmelswiese und freute sich, daß die Englein mit den Teufelchen spielten, denn das ist etwas von der Welt, die einmal kommen soll, wenn alle wieder Kinder werden.
Als aber die kleinen Teufelchen eine Weile mit den Englein gespielt hatten, bekamen sie lauter weiße Tupfen auf ihrer schwarzen Haut, und das sah sehr spaßhaft aus.
»Ihr seid ja auf einmal ganz getupft«, sagten die Englein und lachten.
Die kleinen Teufelchen bespiegelten sich im Himmelsblau und fanden, daß sie sehr schön geworden wären durch die weißen Tupfen. Es war doch einmal etwas anderes. Auch das kleinste Teufelchen wurde durch das Vergrößerungsglas betrachtet, und richtig, es hatte auch lauter weiße Tupfen, sogar noch viel mehr als die anderen, und das kam daher, weil es so klein war.
»Das müssen wir unserer Großmutter erzählen«, riefen die kleinen Teufelchen, setzten sich auf die nächste Wolke, die gerade vorbeikam, und segelten wieder nach ihrem Höllenrauchfang ab. Sie rutschten darin hinunter, eines nach dem anderen und eines an den Schwanz des anderen angehakt, und so kamen sie wieder unten in der Hölle an.
»Großmama«, riefen die Teufelchen, »Großmama, sieh bloß, was wir für schöne weiße Tupfen bekommen haben!«
Des Teufels Großmutter machte Augen wie Suppenteller, und der Kochlöffel fiel ihr aus der Hand.
»Wo seid ihr gewesen?« schrie sie böse, »in der Mehlkiste oder auf der Himmelswiese?«
»Auf der Himmelswiese«, sagten die kleinen Teuf eichen, »und es ist sehr schön dort, und die Englein haben mit uns gespielt, und dadurch haben wir die hübschen weißen Tupfen bekommen.«
»Ich werde euch lehren, euch wieder so hübsche weiße Tupfen zu holen«, sagte des Teufels Großmutter voller Ärger, »das geht sehr schwer wieder ab, ich kenne das.«
Und sie nahm die sieben Teufelchen beim Kragen und schrubbte sie mit einer ungeheuern Bürste ganz erschrecklich ab. Aber die weißen Tupfen blieben. Da schmierte des Teufels Großmutter die sieben kleinen Teufelchen mit Ofenruß und Stiefelwichse ein und putzte fleißig mit einem ledernen Lappen nach. Es half den Teufelchen gar nichts, daß sie schrien, sie wurden alle schwarz und blank geputzt, und dann steckte sie des Teufels Großmutter alle sieben in einen großen Kessel.
Auch das kleinste Teufelchen, das man mit bloßem Auge nicht sehen konnte, hatte sie mit hineingesteckt, denn des Teufels Großmutter hatte Augen wie Suppenteller und brauchte kein Vergrößerungsglas.
»Jetzt bleibt ihr schön in der Hölle«, sagte sie und machte den Deckel vom Kessel zu.
Den Teufelchen aber gefiel es gar nicht mehr in der Hölle, seit sie auf der Himmelswiese gewesen waren, und im dunklen Kessel gefiel es ihnen erst recht nicht, was jeder gut verstehen wird. Und als sie eine Weile im dunklen Kessel gesessen hatten, bekamen sie es so satt, daß sie alle zusammen versuchten, den Deckel aufzuheben. Sie bemühten sich sehr damit, und nur das kleinste Teufelchen bemühte sich nicht, denn das hätte doch keinen Zweck gehabt, weil es viel zu klein war. Endlich gelang es, den Deckel vom Kessel ein ganz klein wenig aufzuheben, und durch den Spalt schlüpften die sieben kleinen Teufelchen und kletterten durch den Schornstein wieder hinaus aus der Hölle, eines immer am Schwanz des anderen angehakt. Und als sie oben waren, kam gerade dieselbe Wolke vorbeigesegelt, die sie damals auf die Himmelswiese mitgenommen hatte.
»Ach, bitte«, sagten die Teufelchen, »bringe uns doch wieder auf die Himmelswiese zu den weißen Englein.«
»Sehr gerne«, sagte die Wolke, denn sie war stets gefällig, und für eine Wolke ist das ja auch eine Kleinigkeit.
Die Englein freuten sich sehr, als die kleinen Teufelchen wieder angekommen waren, und sie holten auch schnell das gewaltige Vergrößerungsglas, um zu sehen, ob das kleinste Teufelchen, das man mit bloßem Auge nicht sehen konnte, auch wieder dabei wäre. Und die sieben Teufelchen freuten sich noch mehr als die Englein, daß sie nun wieder auf der Himmelswiese waren, und sie spielten alle miteinander, und die Sonne schien auf die Himmelswiese und freute sich, daß die Englein mit den Teufelchen spielten, denn das ist etwas von der Welt, die einmal kommen soll, wenn alle wieder Kinder werden.
Die sieben kleinen Teufelchen aber bekamen immer mehr weiße Tupfen, wie man sich das ja denken kann, und schließlich wurden sie alle ganz weiß und kriegten noch wunderhübsche Flügel dazu, so daß sie richtige Englein geworden waren und ganz auf der Himmelswiese geblieben sind.
Das ist die Geschichte von den sieben kleinen getupften Teufelchen, und es ist zwar nur eine kleine, aber eine sehr wichtige Geschichte. Denn einmal müssen auch alle die großen Teufel wieder Engel werden, wenn die Welt so sein wird, wie sie einmal werden soll. Und dann müssen die großen Teufel erst einmal wieder so werden wie die sieben kleinen getupften Teufelchen, denn ohne daß sie wieder Kinder werden, kommen die großen Teufel nicht in den Himmel. Es schadet auch nichts, daß sie schwarze Kinder sind und Schwänze haben, denn so waren ja auch die sieben kleinen getupften Teufelchen. Nur Kinder müssen sie werden, sonst lernen sie es nicht, aus der Hölle herauszukriechen und mit den Englein auf der Himmelswiese zu spielen. Und je größer ein Teufel ist, um so kleiner muß er wieder als Kind werden, das versteht sich von selbst. Und des Teufels Großmutter, die eine ganz große und fette, schwarze Person ist, die müßte schon so klein werden wie das kleinste von den sieben kleinen Teufelchen, so klein, daß man sie nur noch mit dem Vergrößerungsglas sehen könnte – mit bloßem Auge überhaupt nicht. Aber ich fürchte, das dauert noch ein bißchen lange.