Isolde Kurz
Im Zeichen des Steinbocks
Isolde Kurz

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Aus Völkerseelen

Am Feierabend. Die Seele eines Volks erlauscht man an seinen Feierabenden. Wenn ich unsere deutschen Bauern des Abends im schwach erhellten Biergarten singend beisammen sitzen sehe, so muß ich am Zaune stehen bleiben und horchen. Die heiseren, ungeschickten Stimmen sind nicht in der Gewalt der Sänger und geben häufig falsche Töne von sich, aber der Wille ist so rührend gut. Und es klingt etwas Tiefklagendes heraus, wie ein Naturlaut der schmerzlichsten Sehnsucht, von dem die braven, biertrinkenden und auf ihre Art vergnügten Leute selbst nichts wissen. Sie sind nur das rauhe, schlecht gestimmte Instrument, auf dem der Genius des deutschen Volkes seine tiefe, unstillbare Sehnsucht nach dem Schönen klagt. Ich höre die alten, geliebten Volkslieder wieder, die so kunstlos aus dem Mutterboden der Poesie gestiegen sind. Aber wie werden sie gesungen? Das wimmert und klagt in lang gezogenen Lauten, das stöhnt 156 und schmachtet, wie nach einem Strahl von Schönheit. Meint man nicht den tauben Beethoven zu sehen, wie er einem alten, verstimmten Klavier mit seligem Lächeln, das nach innen lauscht, ein ohrenzerreißendes Konzert entlockt?

Ich aber denke an die florentinischen Sternennächte und an die Schwärme junger Leute, die eilenden Fußes mit ihren Mandolinen und Guitarren durch die Straßen ziehen und unermüdlich singen, singen mit Stimmen, die niemals fehlgehen, die so voll, so klar, so sicher sind, wie der Genius Italiens. Wie taktfest ist ihr Gesang, ihre Töne wie mühelos, wie adlig frei, ganz vorn am Rand der Lippen geboren. Und mit diesen wundervollen Stimmen, in diesen goldklaren Tönen singen sie die banalsten Operettenarien, ganz ohne Empfindung für den überirdischen Glanz ihrer Gestirne droben. O arme deutsche Volksseele, wenn dir ein solches Instrument gehorchte, du würdest dein Inneres darauf ausströmen in einem Gesange, wie ihn die Welt noch nicht vernommen hat.

157 Aber so gut soll es dir nicht werden. Das Bier und deine eigene Schwere binden dich mit eisernen Reifen. In den Gärten trinken, kegeln und taumeln sie. Wie der Abend vorrückt, wird ihr Gesang zum Geheul, zum Gebrüll, so wild und so tief melancholisch zugleich, wie von einem eingesperrten Dämon, der sich nutzlos quält, seine Bande zu sprengen. Und Entsetzen jagt die Lauscherin von hinnen.

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Unsere Märchen. Das echte deutsche Märchen hat prophetische Züge und ist völlig elementarer Natur. Es ist ja auch kein Produkt der Kunst, sondern aus dem Trümmerfall unserer alten Mythen, unserer alten Religion hervorgegangen. Bei keinem anderen Volke haben sich die entthronten, aber immer noch mächtigen Götter zu Spielkameraden der Kindheit hergegeben. Das goldene Spielzeug, womit sie spielen, das sind Allvaters uralte, zerbrochene Runentafeln, worin seine Weltgedanken eingegraben stehen, jene Tafeln, deren Wiederfinden am neuen Weltenmorgen die Edda 158 verheißt. Das deutsche Märchen ist das Idafeld, auf dem die verkündigte Wiederkehr der alten Götter und ihr friedliches Beisammenwohnen in Erfüllung gegangen ist. »Wohl ist den Wahlgöttern, wißt ihr davon?«

Auch wer es nicht weiß, fühlt an dem freudigen Ehrfurchtsschauer, der ihn durchläuft, daß hinter diesen Gestalten Wesen höherer Art sich bergen. Darum hat auch das deutsche Märchen, wie die Märchen keiner anderen Nation, einen tief ethischen Gehalt, es weist immer nach einer höheren Gerechtigkeit. Der unschuldige Kindersinn bleibt Sieger, und fast immer behält der Dumme, kraft einer höheren Vernunft, dem Schlauen gegenüber Recht. Es predigt ja sogar, und mit tausend Zungen, das Recht und den Wert der Tiere und reicht dadurch in eine noch höhere Ethik der Zukunft herüber. Hier fällt schon ein Strahl der allumfassenden, indischen Humanität herein, die auch das Tier in ihr »das bist du« einschließt.

Merkwürdig ist, wie unser Märchen 159 diesen ethischen Goldgehalt verliert, sobald es sich auf fremdem Boden einbürgert. In Sizilien zum Beispiel sind die schönsten deutschen Märchen so unbefangen zu Hause, als ob sie dort gewachsen wären, aber sie sind reines Spiel der Phantasie oder symbolisiertes reales Leben geworden. Die Moral hat sich völlig umgekehrt: dem Schlauen gehört die Welt, und wer sich überlisten läßt, der hat es nicht besser verdient. Der Genius der lateinischen Völker ärgert sich nämlich über den Unklugen, den Tölpel, der die Gottesgabe seiner fünf Sinne nicht richtig zu benutzen versteht, und gibt ihn schonungslos dem Verderben preis. Das ist seine poetische Gerechtigkeit.

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Der Kampf um die Form. Gegen die wieder ausbrechende Deutschtümelei in der Literatur und Kritik, die alles Streben nach der Kultur des Südens als antipatriotisch verschreit und auch Goethe nur bis zu seiner italienischen Reise gelten lassen will, sollte man immer daran erinnern, daß der Zug nach dem Süden, dem Lande der Form, 160 ein nationaler Zug ist. Im Gothen, im Hohenstaufischen Kaiserhaus, überhaupt immer, wenn der Deutsche sich regen konnte, wurde dieser Trieb zur Tat. Das hellenisch-römische Formgefühl gewinnen, es mit dem tiefen, prophetischen Geiste des Germanentums durchdringen, das ist und bleibt die Kulturaufgabe der Deutschen.

»Aber du willst uns zu Griechen machen, du vergißt ganz, daß wir von Natur formlos und nebelhaft sind.« – Wie könnte ich das vergessen! Aber seine eigenen Mängel kultivieren, kann das die Aufgabe einer Kultur sein?

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Am Abend einer Kultur. Je ausgeglichener eine Kultur, desto weniger differenziert sie sich mehr in ihren Individuen. Sie gleicht einem ruhigen Abendlicht, das die Gegensätze aufhebt. Das heutige Italien hat keine ganz überragenden Persönlichkeiten mehr aufzuweisen, weil Geist, Talent und Bildung schon zu gleichmäßig in der Nation verteilt sind. Bei dieser Austeilung fällt keinem einzelnen mehr eine so große Masse 161 von Talent und Tüchtigkeit zu, daß er sich gegen Hunderttausende in die Wagschale werfen könnte. Das Volk ist hochmusikalisch und bringt doch keine Titanen der Musik hervor. Es lebt in einem Element von Poesie, die ihm als unmittelbare Empfindung und als naive Bildersprache von selber zufließt, und hat seit Jahrhunderten kein Dichtergestirn erster Größe gehabt.

Bei uns ist das Volk unmusikalisch und unpoetisch, so kamen wir zu einem Goethe, einem Beethoven, und noch immer kann von Zeit zu Zeit einer aufstehen, der die ganze Musik, die ganze Poesie an sich rafft, während die Menge um ihn her arm bleibt.

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Typen und Individuen. Italien ist das Land der Typen. Der ursprüngliche Mensch, der an keine Zeit und keinen Stand geknüpfte, stirbt dort nicht aus. Deshalb liefert dieses Land den Dichtern wie den Künstlern die vollkommensten Modelle. Nirgends wird die Sprache der Leidenschaft natürlicher gesprochen, alles ist tief, satt und 162 einfach, und diese erdgeborene Menschlichkeit ist der Untergrund aller Kunst. So muß ja auch der Bildhauer den nackten Körper aufs genaueste kennen, selbst wenn er den bekleideten darstellen will.

In Deutschland ist alles komplizierter und farbloser. Die Stände haben den Menschen verdrängt. Zwar ist der Abgrund zwischen den Ständen äußerlich gar nicht so breit, wie in Italien: die Form der Anrede ist dieselbe, und die materiellen Ansprüche gleichen sich immer mehr aus. Aber in der Tiefe klafft der Riß am weitesten. Jeder Stand ist durch ein ganz verschiedenes Seelenleben von den anderen getrennt, und die gebildete Klasse hat noch überdies in jedem Jahrzehnt eine neue Physiognomie, die ihr die jeweilige Geistesmode aufdrückt. Nun gibt es freilich innerhalb dieser Schranken die stark entwickelten, hochkomplizierten Individualitäten, von denen man in Italien kaum eine Ahnung hat. Aber die einfache Grundform des Menschen ist ausgestorben.

Was im Deutschen ein Original heißt, das nennt der Italiener »un tipo«. Die Sprache 163 verrät hier das Geheimnis einer Schattierung, die dem Geiste nicht bewußt ist. In Italien strebt alles zum allgemeinen. Zwar wird vielleicht nirgends der Standesunterschied äußerlich mehr respektiert, der Vornehme dutzt den Geringen, der diese patriarchalische Form ganz natürlich findet. Dabei wissen sie aber beide: der Unterschied ist etwas rein Äußerliches, im Fühlen, Denken, Handeln sind sie gleich, sind eben Menschen. Der Abstand der Bildung, der in Deutschland so viel Gehässigkeit erregt, kommt dem gemeinen Mann in Italien gar nicht zum Bewußtsein, er kennt nur den Unterschied zwischen dem Besitzenden und dem Nichtbesitzenden, den ein Lottogewinnst über Nacht aufheben kann.

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Der Genius der lateinischen Rasse. Der lateinische Genius ist ein so einfacher und zugleich so wundervoller Mechanismus. Er muß uns Germanen immer aufs neue entzücken, wenngleich sein Zeug nicht überall ausreicht. Denn dieser feine, rasche, sonnenhelle Geist hat keinen Zugang 164 zu den geheimnisvollen, unterirdischen Gewölben, auf denen unsere große Kunst ruht: ein Beethoven konnte nur ein Deutscher sein. Unendliche Gebiete bleiben dem Romanen verschlossen: das Helldunkel der Empfindungen und der rätselhafte metaphysische Untergrund der Dinge, das Reich der »Mütter«. Wenn wir da ankommen, lassen unsere italienischen Freunde uns allein gehen, sie fürchten sich wie Kinder vor dunklen Kammern.

Die festen Schranken der Erde sind ihnen zu lieb. Es ergreift sie ein schreckhaftes Gefühl, wenn sie uns nach dem grenzenlosen Raume steuern sehen, es ist ihnen, als müßten wir ins Leere stürzen, als sollten sie uns an den Kleidern festhalten.

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Respekt vor der Form ist die Stärke des lateinischen Geistes und seine Schwäche zugleich. Die italienische Renaissance hatte aus der katholischen Kirche ihre innerste Seele herausgeblasen, die leergewordene Schale anzutasten, fiel ihr niemals ein. Nicht nur die heidnisch gesinnten Weltkinder respektieren 165 sie, auch der glühende Asket Savonarola wagte nicht, die letzte Konsequenz seiner reformatorischen Ideen zu ziehen; nur die Personen griff er an, nicht das System. Die festgefügte, überkommene Form hielt ihn in unentrinnbarem Bann, und ein abergläubischer Schauder riß ihn auf die Knie, als es ein Anrennen gegen den tausendjährigen Bau gegolten hätte.

Dazu brauchte es den harten Schädel eines deutschen Mönchs, der ein naives Naturkind war, auch Wein, Weib und Gesang nicht verschmähte und ohne Furcht vor Überkommenem die Welt aus den Angeln hob.

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Das Hellenische im Italiener. Das persönliche Auftreten der Griechen kann man sich nur durch die Italiener leibhaft vorstellen. Wie Perikles vor allem Volk weinte, als er die Aspasia verteidigte, davon gibt nur der italienische Volksredner noch einen Begriff. Sich selber spielen wird bei allen anderen Völkern zur Unnatur, und besonders 166 der Germane tut wohl daran, seine Empfindungen nur erraten zu lassen. Einzig der Italiener besitzt noch von Natur die starke Geste, die den Affekt ganz unmittelbar und mit höchster Würde ausdrückt.

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Kulturmission der Römer. Man schelte mir nicht die Römer. Ohne ihr Weltreich wäre keine der heutigen Kulturnationen. Das Griechentum brachte den Samen aller Kultur hervor, aber es hatte nicht die Kraft, ihn weit genug zu verbreiten. Dann kamen die Römer wie ein Sturmwind und trugen ihn über die ganze Erde. Freilich wußten sie nicht, was und weshalb sie es taten. Wenn die Weltgeschichte einem ein Amt gibt, so teilt sie ihm nicht zugleich ihre geheimen Absichten mit. Deshalb schelte man mir doch die Römer nicht.

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Die Russen. Unter den heutigen Literaturen ist nur die russische völlig bodenwüchsig, weil sie unter ganz eigenen Lebensbedingungen steht. Das russische Volk hat 167 keinen Teil an dem großen Kulturerbe der westlichen Völker, es ist nicht einmal unser Zeitgenosse.

Ein Stiefkind der Sonne, steht es zwischen zwei unerbittliche Mächte eingeklemmt: eine Natur voll Schrecken und eine unentrinnbare, ebenso grausame wie korrupte Staatsgewalt. Die Kunst, die uns Prometheuskindern das Dasein erhellt, hat nie in das ihrige geleuchtet. Nichts kann den Druck von ihnen nehmen, als zeitweiliges Vergessen durch berauschendes Getränk. Nie hat der Gedanke, der Titanensohn, in ihnen sein trotziges Haupt erhoben und in die Sterne gegriffen. Den gewaltigen Stolz der Menschheit, unser Prometheuserbe, kennen sie nicht. Einsam und wild und dumpf und traurig, schon zu Lebzeiten der Scholle pflichtig, die sie einmal aufnehmen wird, wandeln sie über ihrem Grabe. Sie sind Kinder des Fatums. Und eben weil sie der Natur unweigerlich angehören, deshalb vernehmen sie ihre Stimme unmittelbarer und eindringlicher und haben plötzliche Offenbarungen, wie kein anderes Volk sie haben kann. Seltsam ergreifend, 168 fremd und todestraurig sehen ihre besten Werke uns an.

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Die Interpunktionen. Die Interpunktionen sind kleine, höchst charakteristische Merkmale für den Geist eines Volkes. Der Germane setzt sie bei den logischen, der Romane bei den rhetorischen Einschnitten. So unterscheiden sich gleich die Denker- und die Rednervölker. Nichts ist schwieriger an einer fremden Sprache zu erlernen, als die Interpunktion, es heißt, dabei aus der eigenen Seele heraus in die Seele einer fremden Rasse fahren. Der Franzose, der Italiener stellt gewiß sein Komma immer dahin, wohin wir es nicht stellen möchten. Sein Absetzen bedeutet eine kleine Pause zur vermehrten Eindringlichkeit und oratorischen Wirksamkeit, das unsrige bedeutet eine gedankliche Gliederung.

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Umgangsformen. Je mehr natürliches Formgefühl einer Nation innewohnt, 169 desto weniger bedarf sie der Formalität und Etikette. Aus den Umgangsformen, die den südlichen Völkern wie ein leichtfließendes und anmutiges Gewand am Leibe sitzen, haben die nordischen einen starren Panzer gemacht, der sie an jeder natürlichen Bewegung hemmt.

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Der Mensch und die Landschaft. Die deutsche Landschaft haucht eine Innigkeit und zärtliche Wehmut aus, die sich bis zur Zudringlichkeit einschmeichelt und das Gemüt verwöhnt. Sie trauert mit dem Trauernden, aber wie alle Mitleidigen steigert sie den Kummer, statt ihn zu heben. – In Italien ruht die Natur wie eingeschlossen in ihrer eigenen Schönheit, sie lächelt göttlich unbekümmert und weist die Vertraulichkeit des Menschen zurück. Ein Betrübter kann ihr sein Leid nicht klagen, weil sie ihn gar nicht anhört, so gewöhnt sie ihm allmählich durch ihr sonniges Lächeln die Schwermut ab. Wenn sie Stimmung ausdrückt, so ist es eine erhabene, 170 feierliche. Römische Cypressen steigen über den Trümmern einer untergegangenen Welt wie ein Requiem zum Himmel auf und heißen alle persönliche Empfindsamkeit schweigen.

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Die italienische Luft hat dieselbe Eigenschaft wie Glas und Wasser: sie verschönt die Gegenstände, sie reinigt, sie idealisiert. Zugleich gibt sie ihnen eine körperlose Unwirklichkeit, die nur das Auge anregt und das Gemüt völlig stille läßt.

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Die Jahrhunderte der hohen Kultur haben auch an der geistigen Physiognomie der italienischen Landschaft gearbeitet. Die schönen Linien der Hügel mit den sanft ansteigenden Cypressenreihen, den glücklich verteilten Piniengruppen und den Landhäusern, die aus der Formation des Terrains organisch herausgewachsen scheinen, haben etwas Vergeistigtes, wie ein schönes Gesicht, 171 das durch reiche innere Erlebnisse veredelt ist.

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Sobald man den italienischen Boden betritt, fühlt man sich vornehmer; es ist, als sei eine Standeserhöhung mit uns vorgegangen. Wie genießt man schon das aristokratische Glück der großen Räume, der Treppen und Hallen. Sich nicht im Raum beschränkt sehen ist ein adliges Vorrecht. Selbst der Bettler, der auf den breiten Stufen, den mächtigen Bänken der alten Palazzi lungert, hat daran Teil, wie an all den schönen Dingen, die man genießt, ohne dafür zu zahlen; es gibt ihm seine königliche Haltung. Auch das Klima trägt zu diesem Gefühl des Stolzes bei: man bringt nicht so oft durchweichte, schmutzige Kleider nach Hause, man fühlt sich nicht durch schwere Klumpen Kot an den Stiefeln erschöpft und degradiert.

 

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