Isolde Kurz
Singende Flamme
Isolde Kurz

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Das Bettelkind

      Das Kind der Not, das zum Erwerb
Um eine Gabe weint,
Wie in dem jungen Antlitz herb
Der Armut Fluch erscheint.
Ein Mund, zur Lüge schon gereift,
Ein Auge, das die Welt begreift.

Das Maienfest, der Weihnachtsbaum,
Des Märchens Sonnenflur,
Das Wiegenlied, der goldne Traum
Gehört dem Reichen nur.
Der Unschuld heiliger Überfluß,
Den Armut ewig neiden muß.

Nicht daß es hungert, darbt und friert,
Sein herbstes Los ist dies:
Daß es sein Heimatrecht verliert
Im Kinderparadies,
Denn vornehm sind die Cherubim,
Sie spielen, tanzen nicht mit ihm.

Ihr füllt mit Geld, ihr füllt mit Brot
Die ausgestreckte Hand.
Wer zeigt, was ihm am meisten not,
Den Weg ins Kinderland?
Daß es des Lebens Kampf und List
Auf goldner Märchenau vergißt.

 


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