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Wolfdietrichs Ende

Wolfdietrich wird in Rom zum Kaiser gekrönt. Er verheiratet die schöne Ameie von Tervis mit Herbrand. Deren Kinder werden Hildebrand und Ilsung, der Hauptspielmann. Von ihrer Tochter Mergard stammen die übrigen Wölfinge. Als Liebgard stirbt, läßt Wolfdietrich seinen Sohn Hugdietrich zum Kaiser krönen und geht ins Kloster Tischkal. In einem Kampf gegen die Heiden zeichnet sich der junge Hugdietrich und der junge Hildebrand aus. Wolfdietrich stirbt im Kloster nach schwerer Buße.

 

Einen Hof ließ nun gebieten der Fürste auserwählt;
Da kam aus vielen Landen gar mancher werte Held,
Der von dem Reiche jemals zu Lehn etwas gewann.
Sie führten ihn gen Rome, den Fürsten lobesan,
Daselbst ward er gekrönet, wie man noch Kaisern thut.
Das Land ward all' geschönet durch seinen Heldenmut.

Sie fuhren gen Garden wieder; da war der Kurzweil viel.
Da mocht' man gerne sehen allerhand Ritterspiel.
Da dachte gegen Tervis Wolfdietrich lobesan,
Was ihm des Bürgers Tochter zu Liebe hätte gethan.
Da hieß die Knappen springen der Fürste lobesan
Und balde vor sich bringen den Grafen Herrn Hartmann.
Da sprach der Fürst Wolfdietrich, der edle Kaiser hehr:
»Du sollst mein Bote werden zum Bürger Werinher
Nach Tervis und zu seiner Tochter auserwählt.
Sag ihr, dich habe gesendet der elendige Held,
Dem sie gegeben habe den bunten Mantel klar;
Was er ihr hab geheißen, will er nun machen wahr.«
Er warb die Botschaft gerne, wie ihn sein Herre bat,
Und eilte alsobalde gen Tervis in die Stadt.
Dort stieg er mit den Mannen vom Rosse allzuhand
Und ging dahin mit Züchten, wo er die Jungfrau fand.
»Weißt du, schöne Jungfraue, warum wir sind gesandt?«
»Nein,« sprach zu ihm die Schöne, »du thust mir's denn bekannt.«
»So will ich es dir sagen, Jungfraue wohlgethan;
Uns hat hiehergesendet der elendige Mann,
Dem du dereinst gegeben den bunten Mantel klar.
Was er dir hat geheißen, will er nun machen wahr.« –
»Nun dank ihm Gott vom Himmel,« so sprach die schöne Amei,
»Und müsse ihn behüten, den edlen Ritter frei,
Daß er mein armen Maide nicht ganz vergessen hat
In seinem Lieb und Leide!« Sie ging in die Kemnat,
Da hieß die schöne Ameie bereiten manche Wagen,
Die waren reich mit Golde und Silber wohl beschlagen.
Obenan in den Knöpfen lag manig Edelstein,
Der aus dem guten Golde gab herrlich lichten Schein.

Da sandte Bürger Wernher weit um in all sein Land
Achthundert gute Helden gewann er allzuhand,
Mit reich verdeckten Rossen, da saßen auf die Mannen,
So führte er die Tochter mit großer Pracht von dannen.
Urlaub nahm da Graf Hartmann, er ritt voraus gar weit,
Daß er dem Herrn die Märe ansagte zu der Zeit.
»Wohlauf, ihr Herren alle!« sprach Herr Wolfdieterich,
Da rüsteten sich mit Schalle die Helden lobelich.
Wohl mit fünfhundert Schilden ritten sie ihr entgegen,
Dem milden Fürsten folgte allda manch zierer Degen.
Da sie so nahe kamen, daß sie sich sahen an,
Sah man zusammen eilen gar manchen werten Mann.
Da ritt auch bald zum Wagen der kühne Held Herbrand,
Ein Ringelein von Golde gab er ihr an die Hand.
Ameie gab ihm wieder ein Ringelein mit Fug
Von reinem Golde, wie sie es an den Händen trug.
Manch Ritterspiel war ergangen, sie ritten zu Garden ein,
Sie wurden wohl empfangen von der edlen Kaiserin rein.
Sie führte auf ein Gesiedel die Jungfrau minniglich;
Das that sie wohl zu Ehren dem Herrn Wolfdieterich.
Da schwur man sie zum Weibe dem biederen Herbrand
Zu Troste seinem Leibe. Viel Burgen und auch Land
Gab ihm darauf zu Lehen der Bürger lobesan;
Nach seines Lebens Ende sollt er's für Eigen han.
So währte da die Hochzeit bis an den zwölften Tag,
Daß man zu allen Zeiten nur Ritterspieles pflag.

Nun saß Kaiser Wolfdietrich zu Thron mit voller Hand
Und teilte seine Reiche unter die Herrn allsamt.
Er lohnte also freundlich mannigen werten Mann;
Westerreich Spanien oder Portugal. das gab er Hartman und Herman.
Er gab die Burg zu Garden dem kühnen Held Herbrand,
Dieweil sie war gelegen bei seines Schwähers Land.
Er machte Hachen zum Herren über das Land am Rhein,
Und gab ihm auch zum Weibe eine edle Herzogin fein.
Zu Breisach auf der Feste hielt er sie also zart,
Sie hatten bald ein Söhnlein, das hieß man Eckehart Der Getreue.;
Er gab dem edlen Berchther Dieser Berchther ist wohl derselbe, der in der Sage von Rother (Oserich) eine Rolle spielt. da zu Meran das Land,
So gab er Kärnthen einem, der Berchtung war genannt.
Den beiden andern, Berchtwin, dem jungen Alebrand,
Denen gab er zu Lohne Sachsen und Brabant.
Noch waren ihrer viere, die wurden hingesandt
Zu Fürsten und zu Herren dort über Griechenland.

Urlaub sie da begehrten in ihre Lande hin.
Da schwuren sie ihm Treue. Mit freudevollem Sinn
Fuhr jeder heim zu Lande mit Ruhm und Ehren gar.
Wolfdietrich ohne Schande lebte noch zwanzig Jahr
In Frieden und in Ehren bei Liebgard schön und rein,
Bis daß er bei der Hehren gewann zwei Kindelein.
Das eine von den Kindern das war ein Mägdlein zart,
Die ward nach ihrer Mutter geheißen Liebegard.
Das andre war ein Knabe gar hold und wonniglich,
Der ward nach seinem Ahnen genannt Hugdieterich.

Man zog die zarten Kinder mit Fleiß, so hört man sagen.
Dieweil hatte zu Garden bei Herebrand getragen
Ein Söhnlein Frau Ameie, das ward noch weit bekannt,
Es ward mit märem Namen geheißen Hildebrand.
Sie hatte noch zwei Söhne, wie wir vernommen haben,
Nere und Ilsung hießen die beiden andern Knaben,
Hildebrand half dem Dietrich seitdem durch manches Land,
Als Hauptspielmann und Sänger wird Ilsung einst genannt.
Auch eine Tochter hatte Amei, sie hieß Mergard,
Von der die Wölfinge kamen und der kühne Wolfhart.

Die Mär' erscholl im Lande, daß Kaiser Wolfdietrich
Den Sohn zur Zucht hinsandte dem Herbrand lobelich.
Daß er ihn zöge nach Ehren, drum ward er ihm gegeben,
Daß er ihn sollte lehren nach Fürstensitte leben.
Das that mit allem Fleiße der kühne Held Herbrand.
Hugdieterich der junge und Jungherr Hildebrand
Waren in großen Züchten. Er lehrte sie so gut,
Daß sie in jungen Jahren schon zeigten Heldenmut.
Er lehrte sie weit springen und schießen mit dem Schaft
Und wie man sollte ringen nach Preis und Ritterschaft.
Des wurden sie gewiesen gar wohl von Herebrand;
Bald wurden sie gepriesen als Helden durch das Land.

Als Hugdietrich der junge kam in sein zwölftes Jahr,
Verschied die edle Liebgard, sagt uns die Mär' fürwahr.
Da legte man zur Erde die edle Fraue gut.
Wolfdieterich, der Kaiser, trug darob schweren Mut.
Die Herren in dem Lande man zu ihm reiten sah,
Sie klagten all zusammen des Herren Unheil da.
Des dankte ihnen schöne der auserwählte Mann.
Er nahm zu sich Hugdietrich und sprach zum Volke dann:
»Wißt ihr, ihr edlen Herren, warum ich euch besandt?
Ich will des Lands entbehren und büßen, was meine Hand
Hat lange Zeit begangen; ich will ins Kloster fahren.
Weiß nicht, wie lang ich lebe; die Seele will ich wahren.
Seitdem mir ist erstorben die Kaiserin, war Thron
Und Herrschaft mir verdorben, nur daß mir Gott den Sohn
Zum Erben hat gelassen, dem befehl' ich mein Land.
Er dünkt mich allermaßen ein Held zu seiner Hand.
Er soll des Landes Krone an meiner Statt nun tragen;
Ich leg' ihn euch an's Herze, daß ihr ihm helft erjagen
Fürbaß des Reiches Ehre, wie ihr mir habt gethan.«
Das schwuren alle gerne, die Fürsten lobesan.
Hugdietrich ward gekrönet, wie man den Königen thut,
Es ward das Land beschönet, jeder ward hochgemut.

Als nun der Held Wolfdietrich wollt' in das Kloster gehn,
Befahl er ihnen die Marken, sie treulich zu versehn.
Dann ließ er balde rüsten die Fahrt zum selben Mal;
Gar mancher edle Fürste ritt mit ihm gen Tischkal. Vielleicht Askalon? Im Orwendel: Wüste Düschkan.
Das liegt zunächst den Heiden; dort brüderte er sich,
Er opferte am Altar den Harnisch wonniglich,
Dazu auch Schwert und Krone, die war von Golde rot,
Da waren seine Diener beinah' vor Leide tot.
Sie wanden ihre Hände und weinten bitterlich;
Nicht länger mochte hören die Klage Hugdietrich.
Es fuhr mit seinem Volke der Fürst in römisch Land;
Er pflag des Reichs mit Ehren, also ist uns bekannt.

Wolfdietrich in dem Orden wollte es nicht behagen,
Daß man die Speise ungleich begann hervor zu tragen.
Die dorten Herren hießen, die hielten es für Fug.
Er strickte sie zusammen bei ihren Bärten und trug
Sie hin zu einer Stange und hieng sie drüber dann.
Da hoben sie die Hände und schwuren dem werten Mann,
Daß wider seinen Willen sie nimmer wollten streben.
Da ließ er allen Armen auch gleiche Teile geben.

Ein heidenischer König in diesen Zeiten saß
Gar nah' dem Kloster Tischkal, der hieß Herr Tarias.
Viel mancher werte Fürste bei diesem König war,
Auch Baruk von Palacker, dem Leid geschehen war
Von Wolfdietrich vor Zeiten, da ihm Herr Belemund
Die Diener hätte gefangen, wie euch ist worden kund.
Da hatte ihm Wolfdietrich zwölf Riesen gar erschlagen,
Und selber Herrn Belmunden, wie wir noch hören sagen,
Und einen, der hieß Limher, der Baruks Bruder was. Vgl. Seite 125. Baruk Ackarin von Baldag (Bagdad) ist aus dem Sagenkreis des Gral bekannt.
Die Märe klagte Baruk dem König Tarias:
»Ist hier von Griechenlande der König Wolfdietrich,
So erntet er die Schande, o König lobelich.
Ist er uns also nahe, so erntet er die Not,
Weil mir so viel der Magen einst sind gelegen tot!«
Herr Baruk von Palacker und König Tarias
Besandten sich nun beide, sie hatten beide baß
Denn vierzigtausend Heiden, die waren wohl bereit.
Sie zogen vor das Kloster, doch ward es ihnen leid.

Wohl in dem fünften Jahre an einem Ostern fruh,
Da kamen sie in Haufen dem Kloster Tischkal zu.
Wolfdietrich ging zu Rate mit manchem Klostermann;
Sie rieten ihm gar eilig des besten ohne Wahn,
Daß er nach Hilfe sende dahin ins römische Reich,
Nach seinen Streitgesellen; das that er alsogleich.
Dahin in römische Lande Wolfdieterich entbot
Hugdietrich seinem Sohne, daß er da litte Not,
Daß wohl fünf Heidenkönige bereits ein halbes Jahr
Vor seinem Kloster lägen mit mancher Heldenschar.
Der Bote fand zu Garden den Fürsten lobelich;
Da stund manch zarter Degen vor König Hugdietrich.
Da sprach der Herr Hugdietrich zu seinen Helden gut:
»Nun wohlauf, alle Helden, die tragen edlen Mut,
Ich will den Vater retten mit meiner eignen Hand!«
Da sprach der Sohn des Herbrand, der junge Hildebrand:
»So will ich denn auch reiten wohl mit dem Herren mein,
Den ersten Streit zu streiten und ihm zur Seite sein!«
Wohl achtzigtausend Helden waren zusammengekommen,
Die dreißigtausend besten wurden daraus genommen.
Da leiteten die Heere die Berchtungssöhne zuhand,
Es nahm die Sturmesfahne der kühne Held Herbrand.
Herr Berchtwin, Berchtung, Berchther und Alebrand der Degen,
Die wollten wohl des Streites in harten Stürmen pflegen,
Und auch ihr Bruder Hache, der war ein Degen zier;
Von Griechenlande kamen der Berchtungssöhne vier.
Zwölftausend Helden führten sie unter ihrer Fahne;
Der König von römischem Lande zog hin in frohem Wahne.
Die Fahnen dazwischen flogen von rotem Gold zumal,
Als so die Herren zogen vors Kloster zu Tischkal.

Als Wolfdietrich der hehre der Freunde ward gewahr,
Ritt er ihnen entgegen mit seiner Brüder Schar.
Die Helden sich bescharten und zogen auf das Feld,
Die Heiden ihrer harrten und räumten ihr Gezelt.
Sie wollten nicht verzagen, man sah da manche Fahn'
Auf beiden Seiten wogen, die Heere rückten an.
Man sah von ihren Stichen des wilden Feuers Glast
Auffliegen zu den Lüften, daß manig Speer zerbrast
Auf ihren festen Schilden und in der Helden Leib.
Mitsammen sie da spielten; des weinte manig Weib.
Die Schwerter in den Handen begannen sie zu mahnen;
Man sah da Herebranden wohl mit der Sturmesfahnen
So kräftiglich herdringen durch aller Heiden Schar.
Das Feuer sah man springen von Schlägen her und dar.
Man sah mit Heldeshanden streiten sicherlich
Herrn Hildebrand den jungen und König Hugdietrich.
Sie gesellten sich zusammen in dieses Sturmes Not;
Da mußte mancher Heide vor ihnen liegen tot.
Die Alten ließen sie hauen und hielten hinter sich;
Sie wollten gerne schauen, wie sich so ritterlich
Die jungen Helden übten; Hugdietrich, Hildebrand,
Die stritten so gewaltig mit ihrer kühnen Hand,
Daß da die gold'nen Spangen nur stoben auf den Plan;
Wen sie nur mochten langen, um den war es gethan.
Sie waren unter die Heiden fern von den Freunden gekommen,
Da ward von ihnen beiden manchem der Leib genommen.
Zweitausend Heiden drungen nun auf die beiden ein;
Es kamen da die Jungen allerst in große Pein.
Auf ihnen ward zerbrochen manch' Lanze, mancher Ger,
Die Rosse wurden erstochen den jungen Fürsten hehr.
Sie kamen auf die Füße da nieder auf das Land.
Der jungen Degen Sorge ersah der Held Herbrand.
Das Roß begann er zu mahnen, er sprengte mutig dar
Mit seiner Sturmesfahnen, nach ihm die große Schar.
Die Helden kamen gedrungen und schlugen die Heiden nieder
Und halfen auf zwei Rosse die jungen Fürsten wieder.

Wolfdietrich durch die Heiden sich eine Straße schlug
Indes am andern Ende; die wurde weit genug
Fünfhundert Klostermännern, fürwahr so wisset das!
Mit Blute ward gefärbet das blumenreiche Gras.
Die Griffel fleißig trieben die edlen Brüder gut,
Die Tinte, die sie schrieben, war alles eitel Blut.
Herr Baruk von Palakern zu sprengen da begann;
Wolfdieterich, den wackern, den ritt der Heide an.
Zwischen den beiden Haufen stach der den Heiden tot.
Hei, für die Ungetauften hub sich da große Not!
Viel manchem wilden Heiden ward da der Leib genommen.
Wolfdietrich und die Seinen waren zusammen gekommen,
Sie hatten gar durchbrochen der kühnen Heiden Heer,
Sie hatten sich gerochen; die Feinde fühlten's schwer.

Wolfdietrich sah mit Freuden seinen Sohn Hugdieterich
Und Hildebranden streiten so kühn und ritterlich,
Daß sich sein Herz entzündete und alles Leid vergaß.
Da sah er zu den Stunden den Heiden Tarias
Auch in dem Heere streiten mit einer großen Schar,
Er hieb sich eine Straße bis hin zum Heiden gar
Und gab dem reichen Heiden so bitterlichen Schlag,
Daß Roß und Mann gestrecket übereinander lag.
Da bot er ihm die Hände, der Heide ritterlich:
»Ich geb' mich dir gefangen, o König Wolfdietrich.«

So war der Streit ergangen. Der Held Wolfdieterich
War doch mit Leid befangen. Der Recke lobelich
Befahl das Volk zu schätzen, das seine Söhne dar
Und seine Diener brachten; da waren aus der Schar
Zweitausend Mann verloren und sechs der Diener hin.
Ach, da war tot gelegen Herr Berchther und Berchtwin,
Und Alebrand der Degen, Schildbrand und Held Berchtung,
Die waren tot gelegen: da klagte alt und jung.
Es kann niemand voll sagen, wie Wolfdietrich begann
Die Mannen zu beklagen; jeglichem er da nahm
Sein Haupt in seine Hände und küßt' ihn an den Mund.
Im Kloster dort begrub man sie an derselben Stund'.

Nun ward nach den gefangnen Heiden hingesandt.
Die ungetauften Gäste brachte man zuhand.
Da sprach der Held Wolfdietrich zum Heiden Tarias:
»Ihr müsset alle sterben, ihr schwöret mir denn das,
Daß ihr und all' die Euren, die ihr uns wolltet bezwingen
In Zukunft diesem Kloster wollt keinen Schaden bringen!«
Die wilden Heiden huben da alle großes Klagen,
Sie mußten alle schwören, es nimmermehr zu wagen,
Das Kloster zu bekriegen so lang es möchte stehn.
Darauf ließ man die Heiden besiegt von dannen gehn.

Nachdem die wilden Heiden geschieden waren von dannen,
Da ging vor seinen Vater Hugdietrich mit den Mannen,
Mit Herbrand und den Höchsten des Heeres allzuhand
Und gehrte von ihm Urlaub; sie wollten heim zu Land.
Da ging vor Herrn Wolfdietrich der junge Hildebrand:
»Gieb einen Schild mir, Herre, daß ich in keinem Land
Mich fürder dürfe schämen: drei Wölfe von Golde rot
Will ich durch deinen Namen stets führen bis zum Tod
In einem grünen Felde, darum ein blauer Ring!«
Jungherr Hildbrand vom Alten das Wappen hier empfing.
Mit großen Ehren gab man den Schild in seine Hand.
Vom Wolf und Ringe wurden die Wölfinge genannt,
Die von der Sippe kamen, die führten auch den Schild.
Da sie nun Urlaub nahmen vom Fürsten kühn und mild,
Da fuhren die Herren wieder heim in das römische Land
Und büßten deren Schaden, die man im Leide fand.

Wolfdietrich in dem Orden Gott manche Dienste thät,
In jeder frommen Weise mit Fasten und Gebet.
Ihm war alles zu ringe, er glaubte nicht allein
So leicht die Schulden zu büßen. Er bat die Brüder sein
Um eine schwerere Buße, daß er in einer Nacht
Würd' seiner Sünden ledig. Das wurde bald bedacht.
Sie ließen eine Bahre dort in dem Münster stehn,
Den edlen Fürsten ließen die Mönche dazu gehn,
Daß er drauf säß alleine wohl eine ganze Nacht,
So hätt' er reiche Buße für alle Schuld gebracht.
Das that er auch mit Willen; der Tag ein Ende nahm,
Da saß er auf der Bahre, der Fürste lobesam.
Mit allen Seelen, die er zu Tode je erschlug,
Mußt' er die Nacht durch fechten; da hatt' er Leids genug.
Da gaben ihm die Geister gar manchen Stoß und Schlag.
Was er bei seinen Zeiten je harter Stürme pflag,
Das war ein Wind zu diesem; er mußte sich gestehn,
Daß er wohl tausend Riesen viel lieber wollte bestehn.
Wem er was that zu Leide, der kam feindlich genug;
Es hallte wie ein Bette, was er auf sie auch schlug.
Er kam von ihnen allen die Nacht in große Not,
Denn die er mußt bestehen, die forchten nicht den Tod.
Das trieb der Held Wolfdietrich eine winterlange Nacht,
Ihm ward von manchem Toten gar bittres Weh gebracht.
Von Müde und von Hitze ward ihm des Nachtes weh',
Das Haar auf seinem Haupte war ihm weiß wie der Schnee.

Des Morgens, da die Mönche zur Mette wollten gehn,
Da ließen erst die Geister den Mann in seinen Wehn.
Ihm war der Sinn geschwunden, er lag allda für tot.
Die Mönche voller Trauer, die hatten große Not.
Er kam zu Kräften wieder, da wurde er gelabt:
»Nun lobet Gott vom Himmel, daß ihr gebüßet habt!«

So war in diesem Kloster Wolfdietrich sechzehn Jahr',
Er diente unserm Herren, sagt uns die Mär' fürwahr.
Die Engel an dem Ende ließen die Seele gehn
Zu Gott ohn' Missewende. So mög' auch uns geschehn.

Darnach im andern Jahre führte zu seinem Weib
Den Fürsten man im Sarge. So war der dreier Leib
Beisammen: Liebgard, Ortnid, Wolfdieterich zugleich.
Gott gnade ihrer Seele dort in dem Himmelreich!


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