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Als ich anfing, dies Buch zu schreiben, da hatte ich, wie man aus der folgenden Einleitung sehen wird, von der wienerischen Zeitschrift nur noch erst die Ankündigung gelesen, die der Herausgeber derselben in dem hamburgischen Correspondenten hatte einrükken lassen, und worin er die Unverschämtheit beging, des Kaisers Majestät als Mitarbeiter seines elenden Journals anzugeben. Kurz nachher erschien das erste Stük jener Zeitschrift, und da ich in demselben einige Männer, für welche ich Achtung hege, auf bübische Weise gelästert fand; so erklärte ich mich darüber im dritten Abschnitte. Gleich darauf kam Hoffmanns zweytes Heft an das Licht; darin stand nun eine schändliche Lüge von mir, und das verleitete mich, nicht nur in öffentlichen Blättern, sondern auch an einigen Stellen in diesem Buche über Aloisius Hoffmann und sein Journal mehr Worte zu verlieren, als diese unwürdigen Gegenstände werth sind – Der Leser wird das gütigst verzeihn.
Indessen bestärkte mich doch die Erfahrung, daß man jezt solche Versuche gegen freimüthige, Wahrheit liebende Schriftsteller wagt, um sie verdächtig zu machen, in dem Vorsazze, nichts mehr über politische Gegenstände zu schreiben, ohne meinen Namen davor zu sezzen; allein da die Form dieses Werks nicht mehr gestattete, daß ich dies auf dem Titelblatte thun konnte; beschloß ich, eine Vorrede mit meiner Unterschrift hinzuzufügen.
Meine Absicht dabey ist, das Publikum zu überzeugen, daß ich mir bewust bin, meine Grundsäzze sind von der Art, daß ich mich ihrer nicht zu schämen brauche, und daß es noch Gegenden in Teutschland giebt, in welchen eine weise Regierung dem Schriftsteller die Freiheit gestattet, über Gegenstände, die der ganzen Menschheit wichtig sind, unbefangen, aber bescheiden seine Meinung zu sagen.
Ich bin – Dank sei der gütigen Vorsehung dafür! – ich bin in einem Lande einheimisch, wo Wahrheit sich nicht zu verstekken braucht, wo der gütigste Monarch und Die, denen er das Ruder des Staats anvertrauet hat, keiner Zwangsmittel und überhaupt keiner künstlichen Anstalten bedürfen, um Aufruhr und Empörung zu hindern. Wenn ich also zuweilen ein wenig heftig gegen die Beschränkung der natürlichen Freiheit eifre; so redet nicht Leidenschaft aus mir. Dies kann noch weniger der Fall seyn, wenn ich von den ungerechten Anmaßungen der Edelleute und Priester rede. In diesen nördlichen Gegenden kennen wir den Despotismus aller Art gottlob! nicht aus eigner traurigen Erfahrung; aber ich habe ehemals Gelegenheit gehabt, seine Greuel in der Nähe zu sehn; und das hat Eindrükke in mir zurükgelassen, die meinen Schilderungen einen Anstrich von Bitterkeit geben, welche nicht in meinem Herzen ist.
Übrigens hoffe ich, daß selbst Die, welche mich zuweilen beschuldigen, ich sey zu partheiisch für eine demokratische Verfassung, wenn sie dies Buch einiger Aufmerksamkeit bis an das Ende würdigen wollen, finden werden, daß ich über diese Gegenstände nachgedacht habe; daß ich nicht zu den enragés gehöre; daß ich vielmehr glaube, man könne ruhig und froh leben in jedem Lande, die Regierungsform möge auch seyn, welche sie wolle, wenn nur eine weise Gesezgebung alle Stände gegen einander vor Mishandlung sichert, und daß ich behaupte, wir haben in Teutschland keine Revolution, weder zu befürchten, noch zu wünschen Ursache, wenn nur die verschiednen Regierungen, statt die Aufklärung zu hindern, mit ihr Hand in Hand fortrükken und die Mittel, Ordnung zu erhalten, mit der Stimmung des Zeitalters in ein richtiges Verhältniß sezzen.
Bremen, im Februar, 1792
Adolph, Freyherr Knigge